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Nolens Volens - Shessidyr
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Shessidyr Shartir





 Beitrag Verfasst am: 06 Jun 2007 20:17    Titel: Nolens Volens - Shessidyr
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Es war mal wieder ein schwüler Tag an einer namenlosen Küste. Nur wenige Reisende befanden sich auf den Handelsstraßen, welche in dieser Gegend sowieso nur spärlich ausgebaut waren. Die wenigen, die sie an diesen heißen Tagen bereisten, mussten daher entweder gewinnwitternde Händler, Strauchdiebe oder Wanderer mit einem bestimmten Ziel sein. Und wie es der Zufall so wollte, trafen ausgerechnet diese drei Arten von Reisenden in kurzen Abständen auf genau diesem Straßenstrich aufeinander.

Die Hitze brannte gnadenlos vom Himmel herab.

Fardir Shesteran, ein profitgieriger Händler, welcher seinen Verdienst des öfteren durch unlautere Machenschaften mehrte, wanderte den nördlichen Handelsweg entlang. Sein dicker Bauch hing wie bizarrer Schmuck unter seinem hochgezogenen Hemd hervor, während er hinter sich eine schwere Tunika aus dunklem Brokat herschleifte. Er bereute die Entscheidung, an diesem Tag in dieser Kleidung auf ausgerechnet dieser Straße zu sein - und das schon seit Stunden! Und die Aussicht, dass die nächste Stadt noch meilenweit entfernt ist, liess ihn nahezu verzweifeln. Also suchte er sich irgendetwas, auf dem er seinen nassgeschwitzten Leib ausruhen konnte und fand mit einem Baumstamm eine Möglichkeit, sich auszuruhen, welche seiner Meinung nach zwar weit unter dem läge, was ihm zustünde, aber da nichts und niemand in der Gegend war, den er mit seinem Reichtum beeindrucken konnte, schwieg er und gab sich mit dem Baumstamm zufrieden.

Doch die Annahme, dass er alleine sei, war eine falsche. Denn schon kurz darauf spürte er nur noch einen tumben Schmerz an seinem Hinterkopf, welcher mit einem krachenden *ZACK* einher ging. Sofort ging der Händler Shesteran bewusstlos zu Boden, als der junge und unerfahrene Straßenräuber Michael Schnurschwanz (zugegeben, ein blöder Name), den alle nur "Miffi" nannten, weil er so lispelte, ihn mit einem hölzernen Knüppel niederschlug.

Der dicke Händler atmete noch, auch wenn er so, wie er am Boden lag, mehr einem rohen Pfannkuchen als einem lohnenden Ziel glich. "Miffi" war froh, dass sein Opfer noch lebte, da er ungerne Leute tötete. Das bringt nur ein schlechtes Gewissen, welches die Ausbeute untragbar schwer macht. Denn obwohl er ein Räuber war, hatte er doch ein recht gutes Herz. Und er war mit seiner Arbeit zufrieden. Er konnte den ganzen Tag an der frischen Luft sein, war sein eigener Herr, musste keine elendig schweren Rüstungen tragen und konnte seine Arbeit beenden, wann immer er wollte.

Und er freute sich, als er dem dicken Pfannkuchen, äh... Händler den prallen Geldbeutel aus Samt abschneiden konnte. Soviel Ausbeute hatte er selten mit so wenig Aufwand gemacht. Eigentlich wollte er den Händler noch ordentlich hinlegen, damit er wenigstens ruhig schlafen kann, aber dessen Gewicht und die Hitze machten dieses Unterfangen unmöglich.

Dass Sprichwörter und alte Weisheiten stets beachtet werden sollten, erwies sich auch in dieser Situation als wahr. Denn an "Übermut tut selten gut" dachte "Miffi" nun nicht mehr. Er war so stolz auf seine Ausbeute, dass er alle Vorsicht vergass und stolz wie ein Gockel die Straße entlang flanierte, in der Hoffnung, nochmals einen so guten Fang zu machen. Und er konnte sein Glück kaum fassen, als er nur kurze Zeit später auf ein junges Mädchen traf, welches ein wenig taumelnd die Straße entlang wankte.

Als er sie sah, schnellten sofort viele Gedanken durch seinen Kopf. Schon aus der Entfernung konnte er wunderbare weibliche Kurven erkennen, die sein Herz höher schlagen liessen, was jedoch bei dieser Hitze nicht gut war und er diese Gedanken schnell verdrängte. Fast tat sie ihm leid. Das junge Mädchen taumelte wie einer dieser lebenden Toten aus den Märchen daher. Ihre Arme hingen wie abgestorbene Äste an ihrer Seite herab und ihr Gesicht war von ihren herabhängenden orange-rötlichen Haaren verdeckt. Sah irgendwie unheimlich aus. Aber von so etwas lässt sich ein Räuber nicht erschrecken, sagte er sich.

Also ging er schnurgerade auf sie zu und posaunte ein angeberisches "Fönen guten Tag, fönef Mädfen!" heraus. Doch die erwartete Reaktion blieb aus, als sie an ihm vorbei schlurfte, als gäbe es ihn nicht. "Miffi" betastete sich selbst. War er etwa unsichtbar geworden, wie es gute Diebe angeblich sind? Das wäre toll! Aber dazu sah er sich seiner Meinung nach noch zu gut. Verwundert ging er ihr hinterher und versuchte immer wieder, sie auf sich aufmerksam zu machen. Doch erfolglos. Zuerst dachte er sich, dass er sie einfach ihrer Wege ziehen lässt, doch musste er dieses Vorhaben schnell aufgeben, da dieses Mädchen genau in Richtung des ausgeraubten Händlers lief!

Es half nichts, sie liess sich nicht aufhalten, egal, was er tat. Also musste er sie niederschlagen, auch wenn sie noch so anmutig war. Ein lautes *KLOCK* setzte den Gedanken in die Tat um und das Mädchen fiel wie eine leblose Hülle zu Boden. "Miffi" war zufrieden mit sich, er hat gehandelt wie ein echter Räuber. Doch schon kurze Zeit darauf tat es ihm leid, was er eben gemacht hatte und er kniete sich zu dem Mädchen hin und versuchte, sie aufzuwecken, was irgendwann von Erfolg geprägt war.

Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken, als sie ihre silbergrauen Augen mit einem Schlag weit aufriss und ihn ohne zu Blinzeln anstarrte, wie ein Wolf, der kurz vor dem Hungertod stand. Langes Schweigen herrschte, bis sie irgendwann sagte.

"Ja... Ja! Den da?"
...
"Miffi" war verwirrt. Sprach sie mit ihm? Musste sie ja, denn sonst war ja niemand hier. Er sagte daraufhin in einer deutlich kleinlauten Stimmlage.

"Äh... g... geht eff Euch gut, föne Dame?"
...
"Es ist schön... so schön, dass du dich zeigst, Meister! Aber am hellen Tag? Das muss doch deinen Augen weh tun... warum kommst du zu mir...?"
...
"Ähhh... von waff fprefft Ihr?"
...
"Nein!!! Bleib da!!! Lass mich nicht alleine, Schattentatze... nicht jetzt! Bitteeeeeee!!!"
...
"Miffi" wurde langsam sehr mulmig zumute. Was um alles in der Welt redet dieses Mädchen da? War sie nicht mehr klar bei Verstand? Er wusste nicht Recht, was er tun sollte, bis sie wieder sagte...

"Bist du mein Meister...?"
...

Da er noch nie mit so einer Frage konfrontiert war, sagte unser Straßenräuber einfach, dass er es sei und dass sie sich keine Sorgen zu machen braucht. Woraufhin das Mädchen nur wahnsinnig zu kichern begann und "Miffi" nicht wusste, wie ihm geschah, als ein stechender Schmerz sich quer über seinen Bauch zog. Bis er realisierte, dass eben ein scharfer Dolch quer über seinen Bauch gezogen wurde und seine Innereien langsam herausquollen, verging nicht viel Zeit. Ein ungläubiger Gesichtsausdruck begegnete dem völlig verstörten Blick des Mädchens, dem in diesem Moment eine Träne entwich, als sie voller Enttäuschung sagte.

"Doch nicht... Meister... du bist gemein!!!"
...
"Aber... iff... waff... ARGH!" waren die letzten Worte, die "Miffi" herausbrachte, als das Mädchen voller Zorn auf ihn einstach und auch nicht Halt machte, als er bereits tot war. Das Blut ihres Opfers bedeckte große Teile ihres Körpers, als sie hemmungslos weinend am Wegesrand neben dem bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Räuber kniete. Jedoch weinte sie nicht aus Reue sondern weil sie belogen wurde. Er hat gelogen! Er hat gesagt, er sei ihr Meister! Aber der Meister stirbt nicht! Also erhob sie sich ruckartig wieder und ging weiter ihrer Wege und sang ständig...

"Sonnenblumen sind nur schön, wenn es Winter ist... Shes...si...dyr...
Shessidyr... was ist das? Aber ja! Das muss der Name sein. Schöner Name... Shes...si...dyr...
Sonnenblume, bleib bei mir, schöner Name... Shes...si...dyr"

...

In der Zwischenzeit ist eine knappe Stunde vergangen, als der Händler Fardir Shesteran wieder seine Augen öffnete. Sein Kopf brummte grässlich. Was war das denn? Er musste überfallen worden sein... denn von einfachen Ohnmachten verliert man nicht seine Geldtasche. Verfluchte Räuber, dachte er sich und rappelte sich auf. Nicht nur, dass es hier so grässlich heiß ist und er noch seine Geldtasche verloren hat, nein... es musste auch noch ein Sonnenbrand sein, der sich in der Gegend seines verlängerten Rückgrates angesiedelt hat. Lauthals schimpfend zog er also von dannen und konnte sein Glück kaum fassen, als er nach nur wenigen hundert Metern auf ein Mädchen stiess!

Seine fragwürdige Erfahrung mit dem Menschenhandel sagte ihm auf den ersten Blick, dass es sich dabei um ein blutjunges Ding handeln muss. Gerade mal am zwanzigsten Sommer angekommen. Und die Formen waren köstlich. In seinen Gedanken malte er sich bereits aus, wie er dieses Mädchen für mindestens den doppelten Inhalt seiner verlorenen Geldtasche loswerden könnte... und er wusste auch schon genau, wo. In den Hafenstädten des Kontinents sollten sich jederzeit bereitwillige Käufer finden. Rahal oder Bajard... ach nein, halt. Davor warnte man ihn ja. Angeblich soll dort gerade eine Art Konflikt brodeln.

Aber egal, in Rahal wird er sicher auch einen Käufer finden! Also wurde erneut an diesem Tag ein verheerender Gedanke in die Tat umgesetzt, als der Händler Shesteran auf Shessidyr losging und sie überwältigte. Sie wollte sich wehren, konnte es jedoch nicht, da die Gewalt dieses Mannes zu groß war. Aber wieso wehren? Vielleicht wollte er ja nur mit ihr spielen... dachte sie sich, als ihre Arme und Beine mit Gürteln zusammengezogen wurden und der schwere Mantel des Händlers um sie geschlungen wurde.

"Er kann nicht der Meister sein, denn der Meister ist nicht so fett!" quiekte Shessidyr noch heraus, bevor der Händler wutentbrannt über diese Äusserung auf das Bündel einschlug, bis sie ruhig war. Der Gedanke an den zu erwartenden Gewinn verlieh dem Händler ungeahnte Kräfte und er schulterte seinen gerollten Mantel mitsamt neuem Inhalt und ging fröhlich seiner Wege, wobei die verlorene Geldtasche, die Beule am Hinterkopf und der Sonnenbrand an seinem Allerwertesten rasch vergessen waren.

Wenige Wochen später fand man in den Wäldern um Rahal herum zwei Leichen, welche auf das extremste zerschnitten waren und nur einige Besitztümer darauf hindeuteten, dass es sich bei einem der beiden einst um Fardir Shesteran handelte. Eines der makabersten Fundstücke war ein lose herumliegender Magen, in dem sich zahlreiche Goldstücke befanden... Daneben wurde ein Blatt Papier gefunden, auf dem ein Vertrag über den Kauf eines jungen Mädchens erwähnt war. Jedoch war es schwer zu entziffern, da mitten auf dem Blatt der blutige Abdruck einer zierlichen Hand zu sehen war, unter dem krakelig "Sparschwein" geschrieben stand... und das Blut war frisch...
_________________
When I hurt you - you take it and you like it!


Zuletzt bearbeitet von Shessidyr Shartir am 11 Jun 2007 12:58, insgesamt einmal bearbeitet
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