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Nandi - Das Schicksal eines Findlings
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Nandi





 Beitrag Verfasst am: 25 März 2007 11:24    Titel: Nandi - Das Schicksal eines Findlings
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1. Verstoßen und ausgesetzt

Panische Angst lag in Milas Augen. Ihre Augen blickten zu der immer größer werdenden Menschenmenge, die immer näher kam und wild gestikulierend auf sie einredete.
Fast das ganze Dorf musste hier vor ihr stehen. Verzweifelt drückte sie das Kind in ihren Armen fester an sich. Nandi, schin fast zu groß um noch auf dem Arm zu sitzen, schmiegte sich fest an ihre Mami, spürte sie doch, dass etwas Schlimmes drohte.

„Mila, du musst dieses Kind wegbringen! Es ist böse.“
„Bring es weg!“
„Es kann nicht in unserem Dorf Leben, wir…“
„Mila, versteh bitte, es…“

Zitternd wich Mila einige Schritte zurück.
Die Morgensonne beschien die Lehmhütten des kleinen Dorfes, hinter sich
hörte sie das Rauschen des Meeres. Unter ihren nackten Füßen spürte sie
den Sand des Strandes.
Eine alte Frau, das dunkle Gesicht von Falten durchzogen, blickte misstrauisch zu dem Mädchen in Milas Armen: „Mila, du musst dieses Kind wegbringen, es…“
„…oder es töten…“, rief einen andere Stimme dazwischen
„Mila, es muss…“

Milas Stimme zitterte, als sie den Mund öffnete und, zum ersten Mal seitdem alle über ihr Kind redeten, etwas sagte: „Ich…..“
Augenblicklich verstummten alle. Die Dorfbewohner blickten sie an, die
Augen weit geöffnet.
„Ich kann nicht. Es…es ist mein Kind.“, sagte sie leise.

Die alte Frau trat vor, blickte Mila eindringlich an: „Mila, es muss sein.
Dieses Kind ist anders… es hat… es hat die Augen des Bösen, die Augen des Panthers. Du musst es wegbringen oder das Unglück kommt über uns alle!“

Mila zitterte. Die Dorfbewohner sagten nichts, blickten sie einzig
erwartungsvoll an. Mit zitternden Händen schob sie die dünne Baumwolldecke von dem Kopf ihres Kindes. Seltsamerweise weinte es nicht. Nandi, die verhängnisvollen grünen Augen zu ihrer Mutter gewand, atmete flach und regelmäßig. Sie schien lediglich darauf zu warten, dass man entschied, was mit ihr passieren würde.

Mila küsste ihre Tochter auf die Stirn. „Dir wird nichts passieren,
Nandi.“, flüsterte sie in Nandis Ohr.
„Mila, versteh bitte, du kannst dieses Kind nicht behalten, es
ist…seltsam.“, sagte Milas Schwester, die einige Schritte vor die Menge
der Dorfbewohner getreten war und nun Mila in die Augen blickte. Mila
schluckte.
„Sie…sie ist mein Kind, Nenna.“
Die alte Frau im Hintergrund schüttelte den Kopf. „Ach was , dein Kind! Du
hast genug Kinder, Mila, ganze fünf Stück, um die du dich kümmern musst!“

Mila blickte die Frau an. Sie konnte Nandi nicht weggeben, einfach dem Meer anvertrauen. Nicht Nandi, nicht ihre Tochter!
Milas Schwester legte ihr sachte die Hand auf die Schultern, die
restlichen Dorfbewohner schwiegen noch immer.
„Mila, wir werden Nandi einfach in ein Kanu setzen und sie dem Meer überlassen. Wer weiß, vielleicht schützt die große Mutter sie und sie kommt sie auf eine Insel. Vielleicht geben wir auch einfach dem Meer eine Gabe. Aber Mila, sie kann nicht im Dorf bleiben. Schau sie dir
an! Das Böse liegt in ihren Augen. Grüne Augen, Mila, versteh, das ist
nicht normal! Nicht ohne Grund ist in diesem Sommer der Regen ausgeblieben und das Korn auf den Feldern vertrocknet und das Vieh verdurstet und die Fische aus dem Meer fast verschwunden. Das Böse
ist unter uns!“ , klang es dumpf und verzweifelt.
Mila blickte zu den restliches Dorfbewohnern. Die meisten nickten sachte.
Dann erblickte sie ihren Mann, Tomo, der etwas abseits stand.
Traurigkeit und Verzweiflung lag in seinen Augen.
Mila seufzte. „Ich kann nicht.“, sagte sie erneut.

Die alte Frau blickte sie lange an. Traurig doch mit Entschlossenheit in
der Stimme sagte sie dann leise: „Dann müssen wir euch beide wegschicken.“
Milas Augen weiteten sich. Jemand musste für ihre Kinder sorgen und ihren Mann!

„Nein“, sagte Milas Schwester bestimmt. „Mila kann ihre Familie nicht
allein lassen. Es ist das Kind, das weg muss, nicht sie. Das Kind ist das
Übel. Es tut mir leid, Mila, aber es geht nicht anders.“

Ihre Schwester blickte sie an. Mila trat einen Schritt zurück, sie schlang
die Arme fester um Nandis zarten Körper. Nun spürte sie, dass auch Nandi
Angst hatte.
Ihre Schwester trat noch einen Schritt näher und stand nun ganz nahe bei
den beiden. „Gib sie mir. Ich kann sie in das Kanu setzen.“, sagte sie
leise.
Mila schüttelte den Kopf. Das konnte nicht geschehen, das durfte einfach
nicht geschehen! „Mila, es gibt keine andere Möglichkeit. Entweder du
gibst das Kind, oder du musst deine Familie im Stich lassen.“
Mila blickte erneut zu ihrem Mann, das Baby in dem Tragetuch auf ihrem
Rücken bewegte sich sachte im Schlaf. Tomo erwiderte den Blick seiner
Frau, die Arme schützend um die drei kleinen Söhne an seiner Seite gelegt.
Sie wollte ihre Familie nicht im Stich lassen. Langsam erschlafften ihre
Arme.

„Es muss sein, Mila.“, sagte ihre Schwester erneut und machte einen
Schritt auf Mila zu. Diesmal blieb diese stehen. Sie blickte in das
Gesicht von Nandi. Die seltsam grünen Augen blickten ihr entgegen ohne
rechtes Verständnis, für das was hier geschah. Eine stumme Träne rann über Milas Wange. Ihre Lippen bebten. Sie fuhr Nandi über die weiche Wange.
Nandi blickte sie einfach nur an, als wolle sie sagen, es sei in Ordnung.
Aber das war es nicht – nichts war in Ordnung. Eine weitere Träne rann
Mila über die Wange.

„Es tut mir so unendlich leid.“, flüsterte sie und küsste Nandi auf die
Stirn. „Mögen die Götter dich schützen, meine Kleine. Ich liebe dich.“

Mila schluckte. Nandis Augen blickten sie noch immer an, ängstlich,
traurig. Mila holte tief Luft, und ging schwankenden Schrittes die wenigen
Schritte zum Strand, wo man einen alten, kaum mehr seetüchtigen Einbaum schon halb ins Wasser geschoben hatte. Mit zitternden Armen setzte sie das kleine Mädchen in das Boot. Die Baumwolldecke, welche um Milas Körper gewickelt war, flatterte sachte im Wind.
Ein erleichtertes Lächeln trat auf die Gesichter der Dorfbewohner.

„Es ist gut so“, sagte ihre Schwester leise und trat neben sie. Die alte
Frau nickte Mila verständnisvoll zu. Ihre Schwester legte rasch einige
Bananen in das Boot, ehe einige der Männer herbei kamen. Sie schoben den Einbaum ins Wasser, bis die Wellen das Boot von selbst von der Insel
wegtrugen.
Mila starrte auf das Wasser, bis Nandi in ihrem Boot nur noch ein kleiner
Fleck in den Weiten des Meeres war. Die Dorfbewohner waren wieder zurück zu ihren Hütten gegangen, erfüllt von der Hoffnung, das Verderben von ihrer Gemeinschaft abgewendet zu haben.
Die Wellen rauschten, ansonsten war es still. Nur das leise Schluchzen Milas war noch zu hören, als Nandi immer kleiner werdend am Horizont verschwand.
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