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Eluvan





 Beitrag Verfasst am: 24 Jan 2007 21:44    Titel: Hin und Her
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Episoden aus dem Leben von Eluvan Baldin


1. Notausgänge und Fensterbretter

Was mache ich hier eigentlich? Diesen Gedanken stellte ich mir nun schon zum fünften Mal. Und das in 20 Sekunden!
Na gut... Die Nacht war eigentlich gar nicht so kalt wie alle immer behaupten. Wenn man seine Finger nicht mehr spürt, ist es nur noch halb so schlimm. Außerdem wäre mir bestimmt auch wärmer, wenn ich mehr als dieses fasrige Hemd an hätte. Hab ich aber nicht. Und meine Finger spür ich auch immer noch ein wenig. Also ist es eigentlich doch recht kalt.
Ich friere mir sozusagen den Arsch ab. Mir tun desweiteren auch noch meine Finger und Arme weh. Ich hänge hier schließlich schon seit nun fast einer Minute an dieser bekloppten Fensterbank. Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht? Der Abend hätte so schön werden können. Eigentlich war der Abend recht schön. Perfekt wie immer: Nettes Mädchen kennengelernt, sie mit Komplimenten und humorvollen Äußerungen vernebelt und schließlich 'ne Einladung in ihr Bett bekommen. Tolle Sache. Im Sommer macht das auch Spaß. Aber im Winter wird es echt zur Qual, jede Nacht an irgendeinem Fenster zu verbringen.
Zugegeben, es schmeichelt mir, dass fast jedes Mädchen mir sagt, sie wäre in keiner Beziehung und das Doppelbett wäre ein Erbstück ihrer Großmutter. Aber irgendwie taucht dann doch immer noch ein anderer Kerl auf. Ob es nun Vater oder Ehemann ist, spielt da keine Rolle – die Fensterbretter sind überall gleich. Man sollte Griffstellen an Fensterbänke bauen, damit sich Leute wie ich daran besser festhalten können. Und darunter am besten ein paar Standbretter... und eine warme Decke... Herrje, ist mir kalt. Ich glaub' ich erfriere heute Nacht noch. Obwohl, das dachte ich gestern und vorgestern und die Tage davor auch, aber stehen (beziehungsweise hängen) tue ich trotzdem immer wieder.
Mein Magen knurrt...
Warum können Schlafzimmer nicht zwei Türen haben? An das eine könnte dann noch ein nettes Schildchen gehangen werden mit „Notausgang“... dazu vielleicht noch ein Bild von einem kleinen Männchen ohne Hose.
Nach etwa einer Stunde öffnet sich das Fenster und mein Mädchen schaut hinaus. Sichtlich entsetzt und überrascht brüllt sie fast: „Du hängst hier ja immernoch!?“
Ja, Hallo? Wo soll ich denn hin? Unter mir ist Luft. Und zwar eine 5 Schritt Schicht Luft. Und Luft bremst nicht gerade so gut beim Aufprall auf Erdboden.
„Natürlich!“, antworte ich. Nicht ohne etwas Sarkasmus füge ich hinzu: „Ich warte schon die ganze Zeit drauf, dass du rauskommst und dich neben mich hängst!“
Sie muss schmunzeln und hilft mir wieder ins Zimmer. Meine Arme fühlen sich an als hätte ich eine Stunde an einem Fensterbrett gehangen. Komisch.
Sie muss mir beim Anziehen von Hose und Stiefeln helfen, da ich mit meinen Händen kaum greifen kann. Ihr Mann oder Vater oder Was-auch-Immer war jedenfalls nicht mehr da. Eine Tür mit einem Notausgang-Schild und einem kleinen Männchen gabs auch nicht. Hätte ja sein können, dass ich es übersehen habe. Die Kleine (ich weiß ihren Namen immernoch nicht und habe eigentlich auch nicht damit gerechnet ihn zu erfahren) schmuggelt mich aus dem Haus, drückt mir als Abschied noch einen Kuss auf die Lippen und verschwindet wieder hinter der Haustür. Ich fahre mir kurz mit der Zungenspitze über die Lippen und genieße ihren Geschmack, bevor ich mich zurück zu der kleinen Ansammlung von Wagen am anderen Ende des kleinen Dorfes mache...
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Eluvan





 Beitrag Verfasst am: 31 Jan 2007 19:26    Titel:
Antworten mit Zitat

Es dauerte eine Weile bis ich verstand was geschehen war. Ich fühlte mich plötzlich völlig aus mir herausgezogen und sah mich selbst vor dem kleinen Platz mit den Wagen der Spielgruppe 'Abraxas Baldini' stehen. Ich sah mich selbst. Meine Gedanken klangen von weit weg, als wären sie bereits vergangen. Ich konnte nicht mehr zwischen Gegenwart und Vergangenheit unterscheiden. Und wie sich herausstellte würde ich auch die Zukunft nicht mehr klar abgrenzen können.
Ich sah mich selbst zittern. Zittern vor Angst, vor Trauer. Vor meinem dritten Auge stand ich vor dem Schauplatz eines Massakers. Statt einer Bühne mit gespieltem Tod, bot sich mir ein Anblick widerwärtiger Realität. Die Blutlachen breiteten sich auf dem ganzen Platz aus. Und in ihnen lagen meine Freunde, meine Familie. Ich sah mich selbst mit mir ringen. Sah mich, wie ich versuchte wegzuschauen. Doch ich habe keine Kontrolle mehr. Ich kann das nicht mit ansehen. Denke ich wieder in der Gegenwart? Oder ist alles was ich gerade sehe schon geschehen?
Ich wusste es nicht. Wieder verlor ich die Zeit aus den Augen und Tränen nahmen ihren Platz ein. Ich sackte zu Boden. Ich spürte nicht, wie meine Knie auf den Trampelpfad fielen. Ich spürte nichts mehr. Alle waren Tod. Einige der Wagen wurden umgestoßen, Taschen und Truhen lagen aufgewühlt und aufgebrochen zwischen den Leichen verteilt. Keiner atmete. Ich hatte es nicht geprüft, aber ich wusste es. Wie die allwissenden Erzähler in meinen eigenen Geschichten wusste ich es mit absoluter Sicherheit. Plötzlich bewegte ich mich. Meine Beine liefen quer durch die Leichen auf meinen Wagen zu, den ich mir seit meiner Kindheit mit meinem besten Freund teilte. Ich stieg in den Wagen und kramte meine Tasche hervor. Den abgeschlagenen Schädel meines Freundes beachtete ich nicht. Ich sah ihn nicht. Aber ich wusste er war da.
Ein Gedanke pochte in meinem Kopf... immer wieder, immer wieder.
Ich hätte Nachtwache halten sollen. Ich hätte Nachtwache halten sollen. Ich tat es nicht. Ich habe es nicht getan. Ich hing an einer Fensterbank.
Mein Gesicht verzog sich zu einem wüsten Grinsen. Ich hing meine Tasche über meine Schulter und drückte meinem Freund unbewusst einen Kuss auf die kalte Stirn. Mit verlorenem Blick und blutigen Lippen verließ ich 'Abraxas Baldini'. Ich versuchte während des Wanderns wieder mich selbst zu finden. Ich wusste nicht warum ich lief. Warum war ich nicht bei ihnen geblieben? Warum hab ich sie nicht begraben? Ich fühlte mich schwach. Schwach in jederlei Hinsicht. Zu schwach um mir diese Fragen zu beantworten, zu schwach mich selbst zu kontrollieren. Ich sah mich, mein eigenes Ich wegschließen. Ich verlor die Kontrolle über mich selbst. Ich saß in einem Gefängnis, dazu verdammt mich selbst zu beobachten. Ich verlor mich. Ein Teil von mir wollte die Bilder abschütteln. Die Gedanken an die Freunde, die Gedanken an die Nacht. Doch mich machte zu dieser Zeit nicht viel mehr aus als eben jene Gedanken an Freunde. Also starb mein Geist. Ich schloss mich weg. Ich weiß bis heute nicht, was mich lenkt. Ich weiß nicht, wer die Schritte tut, die ich mich gehen sehe.

Ich bin mein eigener Erzähler geworden.
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