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Todestrieb - Die Geschichte der Pestbringerin
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Wijay Loreen





 Beitrag Verfasst am: 12 Jan 2007 19:08    Titel: Todestrieb - Die Geschichte der Pestbringerin
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Kapitel 1: Das Inselreich

Es heißt, nach Hemney kommen jene, die dem religiösen Konflikt entsagen. Die Geschichte besagt, dass alle Glaubensrichtungen dort vertreten sind, denn sie spielen keine Rolle. In der Tat mag man beinahe behaupten, es ist das Paradies für alle, die Frieden sehnen.

Liberale Anhänger des Panthers, welche nicht den Krieg ersehnen sondern einen ruhigen Platz wo sie ihrem Gotte dienen können errichten dort verstreute Tempel. Rahal sieht sie vielleicht nicht als das an was es ist, nämlich als ein eigenständiges Land. Vielleicht hausen auch Ketzer dort. Denn nirgends können Gläubige Alatars, sowie Gläubige Temoras in Nachbarschaft leben.

Vielleicht sind es keine guten Nachbarschaften, aber man lässt sich in Ruhe, denn Hemney, das Inselreich südlich der Wüsteninsel gelgen legt Wert darauf, ein Handelsparadies zu sein. Von Kriegen schirmt es sich oft durch eine Flotte hermetisch ab, und von Zwist halten die ungläubigen Bewohner nicht viel. Nicht verwunderlich dass die Meisten Bewohner Handwerker, Fischer oder Händler sind, die unter der Regentschaft des Grafen von Lindhorst, dessen sitz in Haming liegt, der Hauptstadt des Reiches, zusammengehalten werden.

Hemney besteht aus vielen kleinen Inseln. Das Schmuckstück ist nicht die Hauptstadt Haming, welche auf der größten Insel steht, in dessen Mitte befindet sich ein Ringförmiger See und auf der Insel steht die Burg des Grafen von Lindhorst.

Nein - das Schmuckstück ist die Hafenstadt Pellatri, auf der südlichen Insel Pél gelegen, welche teils auf Land, teils auf Holzpfeilern gestützt im Wasser steht, verbunden durch kleine Brücken. Auf den Pfeilern stehen Marktstände, Holzhäuschen und Hafenanlagen für all die Schiffe die dort einlaufen.

Man könnte sagen, die einzelnen kleinen Inseln des Reiches sind in einzelne Präfekturen unterteilt, da die Inseln recht klein sind stehen häufig kleine Dörfer auf jenen, lediglich die Hauptinsel Haming, gilt als Stadt, Pellatri ausgenommen, Jenes System funktionierte gut. Die kleinen Häfen waren eine erreichbare Anlaufstelle und der Schiffsverkehr zwischen den Inseln funktionierte trotz des seichten Gewässers.

Im Jahre 246 war jenes Jahr, an dem die Insel am meisten Blühte. Die Dörfer waren teils dicht, teils dünn besiedelt, der Handel flurierte und in den Städten herrschte Ordnung und Friede. Der gegenwärtige Graf Layon von Lindhorst machte seine Arbeit wohl und er genoss ein hohes Ansehen unter der Bevölkerung Hemneys

Jedoch, so wurde dokumentiert begann das Unheil im Frühsommer des Jahres 247. In einzelnen Dörfern des Inselreiches begann die Pest aus unerklärlichen Gründen auszubrechen. Anfangs waren es kleine Dörfer die sofort hermetisch abgeriegelt wurden, indem man den Schiffsverkehr unterband und die Häfen abriegelte.

Dennoch schien sich zeitgleich die Pest auch auf anderen Inseln auszubreiten, weiterverbreitet durch Reisende, welche vielleicht noch die Gelegenheit hatten, überzuschiffen?

Im Jahre 248 verbreitete sich die Pest schlagartig. Von den Inseln nordwestlich schwapte sie auf die inneren Inseln über. Die Dorfgemeiden begannen dahinzusiechen und ede medizinische Hilfe schien zu spät zu kommen. Der schwarze Tod breitete sich schlagartig aus und befiel schließlich Haming.

Dass die Pest nun diese Stadt traf war ein harter Schlag für das Reich. Gut die Hälfte starb relativ bald, die Kräfte der Wachen waren überfordert und so beschloss mal letztendlich, das ganze Reich von allen anderen Reichen abzuschotten. Der Graf verlor einen Großteil seiner Familie, unter anderem seinen ältesten Sohn. Familien wurden ausgelöscht, Kinder wurden zu Waisen, Frauen zu Witwen und Mütter verloren ihre Kinder.

Erst im Jahre 249 fand man etwas heraus. Zu jener Zeit waren alle Inseln des Reiches von der Pest befallen, und alle hatten eine Gemeinsamkeit. Eine Gemüsehändlerin Namens Rosemarie. Ihre Haut war dunkel, wie die aller Bewohner des tropischen Reiches, allerdings hatte sie auffälligerweise schlohweißes Haar. Sie verkaufte Nahrung und Alkohol an Märkten. Kurz darauf brachen genau dort die ersten Pestfälle aus.

Doch jene Händlerin war nirgends mehr zu finden. Man fand heraus, dass sie um den Rabenmond des Jahres 249 einen Bootsmann bestoch, welcher sie nach Bajard verschiffte.

Wie folgt mag nun ihre Geschichte erzählt werden. Es ist eine Geschichte von Leid und Vergeltung, von Rache und Wahnsinn, es ist die Geschichte einer Frau, die man schon bald "Pestbringerin" rufen sollte.
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Wijay Loreen





 Beitrag Verfasst am: 17 Feb 2007 23:14    Titel:
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Kapitel 2: Voltan und Josephine

Nun, eigentlich beginnt die Geschichte viel früher, nämlich etwa 30 Jahre früher. Die Chronisten mögen sich daran gewisslich kaum erinnern, obgleich jenes Kapitel nicht unbeachtet gewesen sein könnte, denn in jener ist von Leid und dem Untergang einer recht geachteten Magierfamilie die Rede. Doch mag man zuvor vielleicht die Umstände erklären, welche zu den nachfolgenden Ereignissen geführt hatten.

Die Familie Loreen war durch und durch eine Varuner Magierfamilie. Man könnte sagen, ihr Tun war hauptsächlich durch Temora oder Eluive gelenkt, wurde zumindest gern behauptet. Waren es einfache Zauberkünstler, Magier oder Druiden, jedes Mitglied jener Familie ging seinen Weg und gerade nach Ende des Krieges blühte die Familie auf und wuchs in ihrem Ansehen.

Doch wie in vielen Fällen sterben Familien langsam aus, sei es eine Hochzeit, welche von konservativen Familien, wie eben auch jene Familie eine war, oder Kinderlosigkeit unglücklicher Bündnisse. Nach und nach waren kaum noch Nachkommen und Erben für die Familie da.

Zu jener Zeit, in welcher die Geschichte begann lebten die Mitglieder der Familie nur noch versprengt. Der Herr des Hauses Loreen war ein gewisser Serebus – ein ältlicher Mann, gebeugt und müde und dennoch noch voller Stolz und Glauben an die Lichtbringer. Er war vermählt mit Tythio Loreen, ihrerseits eine Druidin des Waldes, die das Stadtleben hinter sich ließ und sich der Natur und Eluives Schöpfung hingab.

Im Jahre 202, ein Jahr nach ihrer Hochzeit bekamen sie osephine, ein hübschexs Töchterchen. Und sie hatte, vererbt von ihrer Mutter, welche nicht dem Hause Loreen abstammte, schneeweißes Haar. War es gar ein Omen, welche das nahe Ende der Familie Loreen ankündigte oder gar ein Zufall, auf alle Fälle schien es anfangs so, als würde die magische Begabung Josephines nur Schaden anrichten. Sie ermochte schon früh unkontrolliert Eluives Musik zu hören und ließ Blitze auf die Erde herniedersausen. Es war so, als wäre sie der Inbegriff des Schadens an sich.

Und Josephine blieb auch die einzige Tochter, den Tythio ließ, wie eben gesagt, das Stadtleben hinter sich und zog aus in die Wälder und nahm ihre Tochter mit. Es missfiel dem alten Serebus gewiss, doch blieb ihm letztlich nichts anderes übrig, als seine geliebte Frau und seine einzige Tochter ziehen zu lassen. Andere Erben gab es nicht, und so würde es an Josephine lieben, den Stolz des Hauses Loreen wiederzubeleben.

Doch im Jahre 205 starb auch Serebus, und so musste Tythio das Erbe fortführen, bis Josephine 17 Sommer zählen würde. Und früh lernte Josephine eben, ihre Kräfte zu nutzen, leider nicht zum Wohle aller, wie sich bald herausstellte, und vielleicht gar zu früh. Zudem kommt noch, dass die Umstände, von welchen dieser Teil der Geschichte erzählt fatale Folgen haben würde. Doch hier halten wir gar inne, denn um das Ausmaß jener Geschichte zu verstehen bedarf es, den Ort zu wechseln.

Weiter westlich, in Rahal nämlich lebte ein Straßenjunge Namens Voltan Dragonis. Wer seine Eltern waren mag man bei den Göttern nicht mehr herausfinden. Er war, soweit er behauptete Waise und lebte in den Gossen Varunas, angewiesen auf Taschendiebstahl und gelegenheitsarbeiten.

Er war gerade acht Jahre alt, das war im Jahre 206, da gedachte er, einen Laden nachts auszurauben. Es hieß, im Heilerhaus des alten Ceron wären iele Goldmünzen zu holen, und es war für den Jungen die Gelegenheit, des Winters nicht mehr zu frieren.

Bedauerlicherweise allerdings arbeitete an diesem Tag noch spät Nachts der Heiler an diversen Tränken und hörte das zersplitternde Fenster. Er war nicht ungeübt im Kampfe und zog sein Kryss. Sein Fehler war vielleicht, dass er zu spät erkannte dass es ein kleiner Junge war, dem er im Affekt die Waffe in den Bauch bohrte, erst als der Junge blutend zusammenbrach wohl. Und Mitleid packte ihn.

Nun zur Erklärung sei gesagt, dass Ceron ein frommer Diener Alatars war, allerdings war er nicht so konservativ, dass er sein ganzes Leben nach seinen Lehren ausrichtete. Und da er ein Heiler war und ihn die Reue packte nahm er sich des Jungen an und pflegte ihn gesund.

So groß war seine Reue, dass er beschloss, den Jungen bei sich aufzunehmen und ihm alles über die Alchemie und Heilkunst beizubringen, und ihn zu einen vielleicht frommeren Alatari zu erziehen, als er wahrscheinlich selbst war.

Besonders die Alchemie und die Freude am Experimentieren war Voltans großes Interessensgebiet, und nicht nur, dass Voltan schon mit 12 Jahren seinen Meister zur Hand gehen konnte, nein, es war gar so, dass er mit 14 den Heilerladen hätte führen können. Auch wenn seine Hände nicht die eines Heilers waren, er vermochte gar wunderliche Tränke zuzubereiten und entwickelte ein großes Interesse daran, eigene Experimente durchzuführen.

Ceron starb im Jahre 216 und Voltan, gerade mal 18 Jahre alt musste nun selbst den Laden führen, was ihm außerordentlich gut gelang. Seine Tränke waren in Alatars Reich im guten Rufe und Voltan lebte recht wohlhabend in seinem Haus in Rahal.

So war es zumindest bis zu enem Zeitpunkt an welchem unsere geschichte beginnen sollte, nämlich das Jahr 219.

Als Josephine nun sechzehn wurde übertrug ihr ihre Mutter das Herrschaftsrecht über den leerstehenden Sitz des Hauses Loreen, sämtliche Verwaltungsaufgaben und die Pflicht, einen Mann zu finden, Kinder zu bekommen und das Haus zu neuem Stolz zu verhelfen. Wiederwillig nur trat sie dieses Erbe an, denn in den Wäldern erlernte sie vor allem eines Respekt vor dem Leben und die Freiheit, nach den Gesetzen der Natur alleine zu leben. Vielleicht der größte Fehler den ihre Mutter gemacht hatte, sonst wäre es vielleicht ganz anders gekommen.

So begann das Jahr 219 und das erste Jahr von Josephines Führung über das Haus. Glücklich war sie nicht. Sie empfand, obgleich groß und prächtig, ausgestattet mit einem wundervollen Garten den Sitz als einengend und kalt. Ihr steinernes Schlafzimmer wurde mehr und mehr für sie zu einem Gefängnis, und so sahen manche sie Tag um Tag und selbst des Nächtens nur im Garten sitzend, eine Blume in der Hand halten und traurig ins Leere starrend.

Als der Sommer weit fortgeschritten war und der Duft des Herbstes nicht mehr fern, zog sie fort um sich selbst zu finden und sich ihrer Verantwortung gewahr zu werden. Ihre Mutter sah sie lange nicht, denn sie mied die Stadt. Josephine vermisste sie und wollte sie in den Wäldern des Nordens aufsuchen.

Zu jener Zeit zog Voltan Dragonis aus um Reagenzien zu sammeln Es galt neue Tränke herzustellen und es fiel ihm nach und nach schwer, alle Geschäfte allein zu tätigen, so konnte es schon vorkommen dass er oft Tagelang unterwegs war, oder gar Tage und Nächte ohne Schlaf in seinem Labor verbrachte um Tränke zu brauen.

Er mied Varuner Land so gut es ging, doch dem Schicksal wohl ist es zu erdanken, dass er zu jener Zeit dahin gelangte, als Josephine die Stadt verließ.

Nichtsahnend wanderte sie gerade mal eine halbe Stunde als ihr ein Panther auflauerte und das überraschte 17jährige Mädchen anfiel und niederriss. Voltans hinzukommen und Verscheuchen war es zu verdanken, dass sie am Leben blieb, wenn auch schwer blutend und verletzt.

Er nahm sich ihrer schließlich an und versorgte ihre Wunden. Sie würde es wahrlich überstehen, und so brachte er sie, das junge naive Mädchen, welches nicht bei Sinnen war, geschwächt von der Attacke des Panthers endlich nach Rahal.

Die Tage zogen dahin und nach und nach gesundete die junge Frau und die Wunden heilten. Voltan war von der Schönheit und den Lieblichen blassen Zügen Josephines sehr angetan und er empfand sehr viel Zuneigung zu ihr.

Josephine war gleichsam angetan von der Hilfsbereitschaft ihres Retters, dankbar am Leben zu sein, denn ihr wurde nun bewusst, sie habe ihr ganzes Leben noch vor sich und auch sie fühlte sich nun gleichsam Voltan zugetan.

Am Tage als Josephine zurückkehren wollte, endlich ihre Mutter besuchend bat Voltan um ihre Gunst, unverblümt und abrupt. Und ebenso schnell bejahte sie, denn sie erkannte, dass Voltan der Mann war, welchen sie ehelichen wollte.

So wurde beschlossen gemeinsam die nordwälder aufzusuchen. Und diese Vereinigung war gewiss ungewöhnlich. Eine Gläubige Eluives und ein Anhänger Alatars, eine Verbindung die, das hätte vielleicht beiden bewusst sein sollen, verhängnisvoll werden würde. Obgleich die Auswirkungen wohl erst sehr viel später offenkundig werden würden.

Nach Tagen der Wanderschaft erreichten sie ein kleines Tal in welche mitten im wald die kleine zauberhafte Blockhütte Tythios stand. Osephine klopfte an die Türe, doch niemand öffnete. Nach einer Weine beschlossen beide, die Türe aufzubrechen. Es war gut getan, denn sie fanden die alternde Frau tot in ihrer Hütte liegen, vielleicht erst wenige Stunden lang, denn sie war noch warm. Sie litt wohl unter einer Krankheit, der sie letztlich erlag, jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen.

So begruben beide die tote Frau und die trauernde Josephine wurde von Voltan in den Arm genommen und getröstet. Der Schmerz des Verlustes ihrer geliebten Mutter saß tief in ihr.

Sie kehrten nach der Bestattung Tythios zurück nach Rahal. „Unglücklich bin ich auf meinem Landsitz in Varuna, doch will ich bei dir verweilen mein Geliebter“ sprach Josephine. Und so beschlossen beide in Rahal eine Weile zu leben, ehe sie sich eine kleine Hütte außerhalb leisten konnten. Denn um Nichts in der Welt wollte Voltan das Reich Rahals aufgeben und in Alatars Missgunst zu fallen.

Natürlich war Josephine unglücklich. Sie wusste um die Vergangenheit Alatars und fühlte sich in dieser bedrückenden Stadt äußerst unwohl. Doch folgte sie ihren Geliebten, dem sie nun vollends verfallen war, und auch wenn sie ihn liebte, Voltan schien nicht zu merken dass die junge Frau wie eine Blume war, die langsam zu verwelken drohte in dieser beklemmenden Düsternis Rahals.

Der Winter kam und Josephines Traurigkeit nahm nach und nach zu. Sie wurde von ihre Geliebten kaum beachtet, zu sehr war er mit Arbeit beschäftigt, abgesehen von de einen oder anderen Geschenk vielleicht. Und sie war alleine mit ihrem Schmerz. Der Verlust ihrer Mutter und die Beklemung Rahals drückten ihr schwer aufs Gemüt. Und so verweilte sie zumeist in ihrem Zimmerchen.

Doch dann kam ein schicksalsträchtiger Tag, welcher alles zu verändern schien. Es war im Spätwinter, nahe des Frühlings, doch der Winter des Jahres 219/220 war schneereich und dick und klegir lag brauner Schneematsch auf den Straßen der Stadt als sie beschloss einen Spaziergang zum Nachdenken zu tätigen.

Der Hauptmann der Wache allerdings war ebenso auf Patroullie und als er sie erblickte hielt er inne. Natürlich wurde ihm aus diversen Informationsquellen gewahr, wer die Frau denn war. Josephine Loreen, Erbin der stolzen varuner Magierfamilie. Und so begrüßte er sie auch mit gezogener Klinge. „Ich dulde keine Bewohnerin der Stadt der Hurengläubigen in meiner Stadt. So werde ich mein Schwert über dich richten lassen, so dass du dem Seelenfresser zum Opfer fallen mögest.“

Voltan war ihr zufällig bei einem Patientenbesuch gefolgt und erblickte das Schauspiel. Da übermannte ihn die Liebe erneut, und in jenem Moment stellte er tatsächlich seine Liebe zu dem Mädchen über seinen Glauben an alatar und wollte sich dazwischenwerfen.

„Verräter“, schimpfte der Hauptmann. „Du wagst es eine Anhängerin der Hure zu verteidigen? Schande über dich und deine Kinder!“

„Ihr Herz gehört Temora und Eluive, doch hat sie es auch mir geschenkt, so wie mein Herz Alatar und ihr gehört. Ruft mich einen Verräter so möge der Eine entscheiden, ob ich lebe oder sterbe.“

„Irrtun“, sprach der Hauptmann. „Das entscheidet mein Schwert, und heute Nacht werden zwei Köpfe aufgespießt Und du wirst mit ansehen, wie deine Dirne zuerst stirbt!“ So erhob er sein Schwert gegen beide.

Osehine erschloss die Augen bereits vor dem Tode, doch Voltan zog augenblickli ch einen Dolch – eine kleine Waffe gegen ein zweihändiges Schwert, doch genügte es, noch bevor der erste Hieb gegen Josephine fiel, ihm den Dolch in den Hals zu rammen.

Blutend brach der Mann zusammen und sofort wurde sich Voltan gewahr, was er tat. Er hatte eine hohe Instanz Rahals ermordet. Und auch wenn er die Tat nie bereuen würde, die Konsequenzen waren ihm Klar, und viel blieb ihm nicht übrig als das folgende Gesagte.

„In diesem Moment Geliebte, sind wir in Ungnaden Rahals gefallen. Nun wird man uns erst recht köpfen. Uns bleibt nichts übrig, wir müssen augenblicklich fliehen, und wir dürfen nie mehr zurückkehren.“

„Aber wohin, Geliebter?“, fragte Josephine. „Nach Varuna auf unseren Landsitz vielleicht, doch darfst du nicht offen zugeben wer du seist, denn sonst mag uns dasselbe Schicksal blühen, wie eben hier.“

Verbitterung machte sich in seiner Stimme breit. „Du weißt, nie würde ich in diese verfluchte Stadt gehen. Letzten Endes wäre es mein Untergang – und ein Hohn an den Einen. Nein, wir müssen weit weg, denn jagen wird man uns zweifellos“

„Ich hörte einst von einem Reich im Süden, es besteht aus kleinen Inseln, Dort, so sagt man leben alle Glaubensgruppen als Nachbarn und tolerieren Sich. Vielleicht ist es das Paradies, denn es soll das ganze Jahr über warm sein, die Sonne scheint, die Strände sind weiß und ab und an fällt ein wohlig warmer Regen und nährt den fruchtbaren Boden. Dort muss das wahre Paradies sein. Den Karten nach liegt es südlich von Menek’Ur und heißt Hemney.“

„So ermag ich es meinen Gott zu ehren, und du den deinen. Verschwinden wir so ald wir können“ sprach er entschlossen.

Sie packten sich schnell ihre wichtigsten Habseligkeiten ein, ihre Reichtümer nahmen sie mit so gut sie konnten und zogen aus, ein Schiff suchend, welches sie nach Süden verschiffen würde.

So landeten sie schlussendlich auf Hemney, dem Inselreich und bauten sich dort einen großen Landsitz – mit einem großen Alchemielabor für Voltan und einem riesigen blühenden Garten für Josephine. Und für einige Zeit waren sie tatsächlich glücklich.

Schließlich, im Frühling des Jahres 221 schlossen sie den Bund der ehe. Voltan nahm Joesephines Nachnamen Loreen an. So hieß er Voltan Lorren-Dragonis, und bereits im Sommer wurde Josephine schwanger mit einem Kind.

Mit der Geburt von Josephines Tochter eginnt nun die wahre Geschichte. Enes Mädchen wurde Wijay gerufen, und enes kleine Bündel, welches Josephine im Frühling des Jahres 222 geboren hatte würde durch eine Häufung unglücklicher Umstände schon bald zum wandelnden Tod, jenes kleine Kind mit den hellblauen unschuldig blickenden Augen würde man einst „Pestringerin“ rufen.
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Wijay Loreen





 Beitrag Verfasst am: 09 März 2007 23:25    Titel:
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Kapitel 3: Loreens Erbin

Es wurde erzählt wie dieses ungleiche Paar nach Hemney kam, um dort ein neues Leben zu beginnen, und kurz wurde auch angeschnitten, wie die Hochzeit vonstatten ging.

Die Schwierigkeit war, vor wessen Angesicht die Ehe geschlossen werden sollte. Die Diskussion war alles andere als kurzweilig. Weder vor Alatars noch vor Temoras Antlitz wollte der andere Partner den Bund der Ehe schließen. Schließlich aber einigte man sich auf die Mutter, nämlich Eluive.

Ein dort ansässiger Druide Namens Shino Nerandor traute die beiden schließlich an einem schönen Tag im Süden bei azurfarbenen Himmel und unter grünen Palmen an einem Strand.

Das Anwesen der beiden errichteten sie unweit des Meeres einer nordwestlich gelegenen Insel, eine passable Handelsroute nach Menek’Ur führte von dort aus, weshalb der Hafen auch recht gut frequentiert war. Es wurde ein Alchemistenkeller für Voltan errichtet und ein großer blühender Garten für Josephine.

Kurzerhand wurde beschlossen einen Doppelnamen anzunehmen, Loreen-Dragonis. Doch für die Kinder wurde eine andere Regelung getroffen, nämlich jene, dass das Erstgeborene, welches symbolisch das Erbe der Familie weitertragen sollte den Namen Loreen trug, das zweitgeborene Dragonis. Eine ziemlich interessante Lösung und zur Zufriedenheit beider. Schließlich galt auch für Josephine noch die Hoffnung, dass diese stolze Familie zurückfinden würde. Obgleich sie wohl versagt haben mochte, ihr Kind solle das Erbe wenn möglich fortführen.

So war es besonders für Josephine eine freudige Nachricht, dass sie ein Kind erwarte. Im Frühling des Jahres 222 war es dann schließlich auch soweit.

Schwer war die geburt und Schmerzen litt Josephine, doch überstand sie diese Geburt und gebar ein bezauberndes Kind.

Weiß sprossen ihre Haare, wie die ihrer Mutter, doch war sie keine Albino wie sie sondern hatte strahlend blaue Augen. Liebevoll blickte Josephine in die Augen ihres Kindes und lächelte. „Du hast wahrlich Glück, in solch einem Land geboren worden zu sein, deshalb nenne ich dich Wijay (Glückskind), frei nach der hiesige Sprache.

War es ein Omen, wie so vieles andere, dass ihr Haar schlohweiß war, ihre Haut jedoch dunkelbraun? Wer vermag dies zu sagen, doch das Kind in seiner Unschulld muss erst geformt werden, um zu dem zu werden, was es ist.

„In wessen Gottes Namen solle dieses Kind erzogen werden?“ war eine der ersten Fragen, die sich gestellt wurden. Das Kind musste schließlich getauft werden.

Voltan und Josephine einigten sich darauf, die hiesigen Vertreter der Glauben zu befragen. Priester der Temora, Priester der Eluive als auch Priester Alatars. Jener weigerte sich zuallererst vehement, einen „Bastard“ in Seinem Namen zu taufen. Das missfiel natürlich Voltan sehr. Auch der dortige Priester Temoras war etwas skeptisch. Der Eluive-Priester sagte weder Ja noch Nein. Ein Streit zwischen dem Paar entbrannte. Schließlich war das Haus Loreen auf die Lichtseite ausgerichtet. „Wir kamen hierher, um diesen Grundsätzen zu entsagen.“ Sprach Voltan schließlich. So wurde beschlossen, das Kind nicht zu taufen. Es war ihre Tochter, und einst solle sie ihren Glauben selbst wählen. So blieb sie ein Bastard unter den streng gläubigen, und Einige mieden sie und ließen ihre Kinder mit Wijay erst gar nicht spielen.

So vergingen die ersten Jahre und Wijay wurde kräftig und wach i Geiste. Ihr erstexs Wort sprach sie schon mit 11 Monaten, und sehr paradox war es das Wort „Baum“, denn sie war oft mit Josephine im Garten und bekam die Liebe zur Natur schon sehr früh mit.

Doch Voltan brütete über Gemischen im Keller, und obgleich er sich anfangs fürsorglich um seine Tochter kümmerte, so wurde er nach und nach in sich gekehrt. Die Erziehung des verschrobenen Ceron färbte immer mehr auf ihn ab. Vielleicht verfiel er selbst deM Wahnsinn.

Doch Josephine merkte davon noch wenig, war sie doch beschäftigt mit der Erziehung der kleinen Wiay, die doch einst die Erbin des Hauses Loreen werden sollte.

So schwand auch nicht ihre Liebe zu den immer mehr verschrobenen Voltan. Und so geschah es etwa zweieinhalb Jahre später, dass Josephine erneut ein Kind gebähren sollte. Erneut ein Mädchen, doch diesmal mit blässlicher haut und rotgoldenen Haar. Ihre Augen waren ene von Wijay, und Wijay versprach ihrer Mutter am Kindbett, sich um ihre kleine Schwester zu kümmern. Sie war ein artiges Kind, vorbildlich in der Erziehung und geliebt von allen, die den Göttern entsagt hatten.

Und dennoch war Wijay bereits in ihrer zarten Kinderseele angeschlagen, denn kurz ach der Geburt der zweiten Tochter welche „Louya“ genannt wurde (Silbermond in der Sprache der Hemney) nahm sich Voltan seiner geliebten Erstgeborenen an.
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Wijay Loreen





 Beitrag Verfasst am: 28 März 2007 14:34    Titel:
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Kapitel 4: Experimente

Louya hieß also im Nachnamen Dragonis, frei nach der Vereinbarung der beiden Eltern. Und es schien tatsächlich so, als ob sich der Vater u seine zweite Tochter mehr zu sorgen schien, sah er in ihr vermutlich seine Erbin, diejenige, die sein Werk fortführen sollte, wenn sie schon lange tot wäre. Wijay wurde wohl nur noch von der Mutter beachtet, die sich allerdings nun um zwei Kinder sorgen musste, während Voltan sich nur um eines bemühte, und dieses Kind war in ihrer Seele noch zu jung, um das Ausmaß zu begreifen.

Eifersucht war von Wijay nicht gegeben, War sie doch die große Schwester, die auf die kleine Schwester aufzupassen hatten. Allerdings litt das kleine Mädchen bereits unter der Vernachlässigung des Vaters. Alles, was das kleine Mädchen ersehnte war Aufmerksamkeit Dies schien allerdings nun auch Josephine nach etwa einem Jahr zu erkennen.

So kam es, dass Josephine ein Gespräch mit Volta hielt. Wijay war nun drei Sommer alt und Louyas erster Geburtstag lag gerade hinter ihr.

„Auch deine ältere Tochter braucht dich, Voltan“, sprach sie zu ihm. „Bloß weil sie meinen Nachnamen trägt heißt das einesfalls, dass sie nicht auch deinem Fleisch und Blute entsprang. Beide Töchter brauchen Liebe. Ich sehe dich die Tage nur noch in deinem Labor über Gebräuen brüten. Was ist nur mit dir los?“

„Das Streben nach Wissen ist das Einzige, was ich meiner Tochter vermitteln kann. Doch sei es dein Wunsch werde ich mich auch Wijay widmen, so dass sie einst ebenfalls Wissen erlangen würde“ entgegnete Voltan.

„Zumal es noch zu früh ist um festzustellen, ob Wijay und Louya das Lied Eluives in sich hören mögen. Sie sind noch zu jung. Unternimm etwas mit Wijay, sie ist in einem schwierigen Alter.“

So ließ er sich dazu überreden, sich auch ab und an um Wijay zu kümmern. In welcher Form er das tat bemerkte Josephine wohl nie, und wenn doch, dann verdrängte sie dies.

Was sie lernte war alles andere als Kindgerecht. Denn sie erlernte mit drei Jahren bereits alles über ätzende Gifte, ihre Komponenten und was man bräuchte, um einen ausgewachsenen Oger zu vergiften und zu töten.

Und erneut verging ein Jahr als Voltan wohl den größten Fehler beging, dem man einem Kind antun kann. Sie verlor ihre kindliche Unschuld aus Seelischer Sicht, als er beschloss, seine Tocher selbst für Experimente zu missbrauchen.

Wijay hielt es mit ihren knappen vier Jahren vielleicht für ein Spiel als sie ihr Vater eines Tages zu sich in den Keller holte und ihr versicherte, ihr würde nichts geschehen, er wolle doch nur etwas ausprobieren. Er nannte es ein Lebenselexier, welches schwerverletzte augenblicklich kräftigen würde und es wäre ein großer Gefallen, wenn seine geliebte Tochter die erste wäre, an der er dieses Gebäu austesten konnte.

Natürlich sagt so ein kleines Mädchen zu honigsüßen Worte nicht nein, also stimmte sie zu.

Sie bekam nur noch eine Wasserschale mit und eine Hand, welche ihren Kopf packte und unter Wasser tauchte. Wijay wusste nicht was das sollte, aber es gefiel ihr nicht, bekam sie doch unter Wasser keine Luft. Schlimmer noch, sie drohte, das spürte sie, zu ertrinken. Aber egal wie sehr sie sich wehrte, die andere hand preste sie unerbittlich auf den Tisch und die andere tauchte ihre kopf so lange unter wasser, bis sie schließlich versuchte, gierig die Luft in sich einzusaugen und nur Wasser abbekam. Panik erfüllte sie, doch es war hoffnungslos. Wijay schwand und verlor das Bewusstsein, wohl nie mehr in ihrem Leben dem Tode so nahe wie in diesem Augenblick.

Sie bekam nicht mehr mit wie sie dem wasser entrissen und augenblicklich auf den Rücken gelegt wurde. Sie bekam nicht mit, wie eine bittersüße Flüssigkeit in ihren Mund floss. Als sie jedoch aufschreckte, sich aufsetzte und heftig das Wasser aushustete, welches sie in ihren Lungen noch hatte erlangte sie ihre Erinnerung wieder.

„Du bist eine gute Tochter. Ich sagte dir doch, dass dir nichts passiert. Und ich werde dich noch lieber haben wenn du Mutter nichts davon erzählst und wir das für uns behalten.“

Unverständnis ignorierend bejahrte das kleine dunkelhäutige Mädchen und wankte davon. Nicht ahnend, dass sich dieses Schauspiel nur auf andere Art und weise immer wieder wiederholen würde.

So wurde sie ätzenden Säuren, Blindheitsseren und anderen Gebräuen im Laufe der Jahre ausgesetzt. Ihr Vater schenkte ihr Aufmerksamkeit, indem er sie zu Versuchszwecken verwendete, während er nicht einmal wagen wollte, Louya auch nur anzufassen.

So ging es, bis Wijay sich endlich zur Wehr setzte. Sie war gerade sieben Jahre alt, als ihr Vater ein dampfendes grünliches Gebräu vor sie hielt. „Das mag weh tun, doch ich versichere dir, das hält nicht lange an, was bleibt ist eine Wunde an deiner Schulter, aber Mutter erzählst du einfach, du bist dumm hingefallen. Der Heiler wird es schon wieder geradebiegen, mach dir keine Sorge.“

„Nein“, entfuhr es dem Mädchen. „Ich will das nicht.“ Sie schrie es förmlich heraus.

„Wenn du nicht tust, was ich sage werde ich dich wegschicken und du wirst nie wieder nach Hause dürfen. Weil du kein artiges Mädchen warst!“

Er schaffte es nicht, das flüchtende Mädchen einzufangen, hatte sie doch nun genug von Experimenten, Leid und Schmerzen4.

Die kleine Louya war in der Zwischenzeit fünf Jahre alt und verstand natürlich Wijays Kummer nicht. Selbst ihre Mutter schien die Tatsache zu ignorieren, dass es Wijay sehr schlecht ging in ihrer Angst.

Und so hielt sie es auch für eine Strafe ihres Vaters, als sie mit acht Jahren in die Lehre eines Heilers gehen sollte. Die Hoffnung Josephines war, er könne sie Druiden näher bringen, welche vielleicht das Talent der Magie in ihr entdecken konnte, doch Wijay hielt es, wie erwähnt, für eine Strafe.

Vier Jahre sollte ihre Lehre dauern. Doch weniger die Tatsache bekümmerte sie, dass sie bestraft würde, sondern viel mehr diese, dass ihr Vater Selbiges mit Louya versuchen würde. Doch sie war ja nicht zuhause.

Doch darüber mag im folgenden Kapitel berichtet werden
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Wijay Loreen





 Beitrag Verfasst am: 14 Apr 2007 18:39    Titel:
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Kapitel 5: Lehr- und Wanderjahre

Gewiss war Wijay bereits des Lesens und Schreibens mächtig, doch genügte das bekanntlich noch lange nicht um eine gelehrsame Tochter großzuziehen. So beschloss Josephine unter Einwirkung von Voltans Willen, dass man sie fortschicke, gemeinsam mit einem Druiden der Eluive, um mehr zu erlernen. Sie war schließlich die Erbin der Familie Loreen, und vermutlich war sie die Einzige, denn auf Gerinor verstarb der letzte ferne Verwandte und es oblag der jungen Tochter, die Familie zu einstigem Glanze wieder zu verhelfen.

Ein Druide Namens Wido Leynomes sollte sie auf Reisen mitnehmen. War ihm der Ruf der stolzen Familie gar bekannt empfand er es als ehre das kleine dunkelhäutige weißhaarige Mädchen in die Lehre zu nehmen. Wijay empfand es natürlich nicht als solches, empfand sie jenes, wie im letzten Kapitel beschrieben ward, als Strafe weil sie ihrem Vater nicht mehr zu Willen war. Dennoch ging sie nach Einreden ihrer Mutter mit. „Aus dir kann nur etwas werden, geliebte Tochter, wen du gelehrsam und fromm bist. Ziehe mit ihm mit und du wirst Dinge sehen und erfahren, welche dir vielleicht entgehen würden. Ich spüre das Lied in dir. Doch nun musst du es auch wecken. Wir sind eine Familie von Magiern, deine Großeltern waren welche und auch ich bin eine“, sprach die Albino.

An einem kalten Frühjahrsmorgen, als der Morgenfrost der in manchen Teilen Hemneys des Nachts trotz der Wärme vorkam zu entschwinden begann zogen sie hinfort. Tränen weinte die junge Wijay, doch ergab sie sich ihrem Schicksal. Obgleich der Druide gutherzig und geduldig war konnte er die Rolle ihrer Mutter nicht einnehmen. So sehr sie sich auch nach ihrem Zuhause sehnte, sie wusste, sie würde es lange nicht zu sehen bekommen, das erfüllte ihr Herz mit unsäglichem Schmerz.

Unterrichtet wurde Wijay die ersten Monate hauptsächlich in Natur- und Kräuterkunde. So erfuhr sie viel er die heilende Kraft der Pflanzen und erfuhr, wie man sie als Gift einzusetzen vermochte. Sie verstand es wohl auch, warum es wichtig war, die Natur zu ehren und zu schützen. Doch es gelang ihr, so sehr sie sich auch anstrengte das Lied in sich zu wecken.

„Du bist vermutlich noch zu jung“, meinte Wido eines Abends. „Das Lied spürt jeder nicht sofort in sich. Es bedarf großer Anstrengung, es in sich zu wecken und noch größerer Mühe, es zu beherrschen. Übe dich in Geduld Mädchen. Eins Tages wirst du es in dir spüren.“

So verging das erste Jahr und der Jahreslauf begann on neuem. Wijay sah in der Tat viele Inseln Hemneys. Das Aufblühen des Frühlings und dessen Blüte, das pralle Leben des tropischen Sommers, die milde Feuchte des Herbstes und die Kühle des Winters. Es wurde ihr gewahr, in welchem Zusammenhang alles stand. Tatsächlich vergaß sie bald das Heimweh und die Qualen, die sie durch ihres Vaters Hand erlitten hat und sog das Wissen in sich auf. Für ihr Alter war sie außerordentlich gebildet. Ihr wurde bewusst, welches Erbe sie antreten musste und sie fühlte sich bereit mit ihrem sechzehnten Geburtstag die Führung über das Haus der Loreens zu übernehmen.

Die Ironie ist, dass Bildung auch eine gewisse Form der Widersprüche in sich birgt. So egann sie sich häufig Dinge zu fragen, welche richtig oder falsch waren. Als sie beispielsweise eines Tages, sie waren etwa zwei Jahre unterwegs über Temoras sieben Tugenden aufgeklärt wurde begann sie sich zu fragen, ob dies wahrlich der richtige Weg war. „Es ist gut, Fragen zu stellen mein Kind“, erwiderte Wido wohlwollend. „Doch stelle diese Tugenden nicht in Frage, denn der lichte Weg ist stets der Richtige.“

„Aber Vater meinte, der einzig wahre Weg führt über Stärke und Vergeltung“, entgegnete Wijay. Hier begann sie allmählich daran zu zweifeln, ob es denn einen wirklich wahren Glauben in der Welt gäbe.

Der Gedanke begann sich in ihr zu manifestieren, dass es möglicherweise Dinge im Leben gab, welche gar nicht richtig oder falsch waren, sondern schlicht Gegensätze. Diese Gedanken nahmen immer mehr von ihr besitz, bis sie eines Tages, als sie nahezu elf Frühlinge Zählte, in Erwägung zog, vielleicht gar keinem Gotte zu folgen, sondern schlicht ihrem Herzen, denn jene, die ihren Göttern folgen vermögen es, bereitwilliger Kriege zu führen.

Doch das Lied vermochte Wijay immer noch nicht in sich zu spüren. So sehr sie sich anfangs anstrengte, der mangelnde Erfolg ließ sie verzagen, so wendete sich dem einzigen zu, woran sie wirklich anfing zu glauben, dem Sammeln von Wissen. Auch Wido ließ es endlich, mit diversen Übungen zu versuchen, Wijays geistige Kräfte zu wecken und wandte sich vollends ihrem Wissensdurst zu. Er war angetan von ihrer Bereitschaft zu lernen.

So gingen langsam ihre Lehr- und Wanderjahre zur Neige. Tatsächlich erlernte sie viel über die Natur. Gewiss freute sie sich, ihre Eltern und ihre kleine Schwester wiederzusehen. Ab und an schickte sie Briefe an die Heimat, doch konnte sie keine Antwort erhalten, was nicht weiter verwunderlich war. Ohne festen Wohnsitz und zumeist in Wäldern oder selten in Tavernen übernachtend erreicht kein Bote wanderndes Volke.

„Eines möchte ich dir noch auf deinem Wege mitgeben, kleine Wijay“, sprach Wido, als sie nur noch einige Tage von zu Hause entfernt waren. „Verliere deinen Wissensdurst niemals. Lerne zu glauben, denn der Glaube hält uns stark. Sei keine robuste Blume, die im Winter vergeht, sei eine zarte Pflanze, die selbst im Winter gedeihen kann. Du ast dein Leben noch vor dir. Gebrauche dein Wissen stets zum Wohle anderer.“

Schließlich kehrte Wijay nach Hause zurück. Selbst ihr Vater empfing sie mit offenen Armen. Louya zählte nun stolze zehn Winter. Obgleich sie Wijay schon fast vergessen hatte, waren ihre ersten Worte „Du bist wunderschön geworden. So wie ich dich in meinen verschwommenen Erinnerungen hatte.“

Am meisten freute sich wohl Josephine, die Freudentränen um Freudentränen ergoss, als sie ihre herangewachsene lieblich anzuschauende Tochter in ihre Are schloss. Ja – sie war wieder zu Hause, den Geist voll Wissen und Wissensdurst.

Wido verabschiedete sich wortlos, er entschwand im abendlichen Dunste des Spätfrühlings. Doch Wijay sah ihn an, dass er litt und heimlich weinte. Und auch sie weinte, denn niemals wieder würde sie solch einen gütigen Menschen finden, wie diesen ältlichen Druiden.
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