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Melodie eines Weges
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Ryana





 Beitrag Verfasst am: 11 Mai 2005 11:34    Titel: Melodie eines Weges
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Unbeschwerte Kindheit

„Ryana!“ Die Stimme ihrer Mutter hallte durch den Wald und so schnell sie ihre kleinen Beine tragen konnten rannte das kleine 6jährige Mädchen der rufenden Stimme entgegen. Mit einem vergnügten Lachen sprang sie ihrer Mutter entgegen, die sie auffing. Sie schlang die dünnen Arme um deren Hals und presste das verdreckte Gesicht an ihre Schulter. „Wo hast du dich denn wieder herumgetrieben, meine Kleine? Du siehst aus wie ein zu groß geratener Klumpen Erde. Und in deinen Haaren verfängt man sich ja.“ Warm drang die Stimme an Ryanas Ohr, keinerlei Vorwürfe, dass sie von Kopf bis Fuß schmutzig war, schwangen mit. „Nur im Wald, Ma ...wie immer.“ ertönte es piepsend zur Antwort, als sie abgesetzt wurde.

Mit einem spielerischen kleinen Klaps auf den Hintern wurde Ryana ins Haus geschickt. „Geh dich waschen und dann gibt’s Essen...so dreckig kommst du mir nicht an den Tisch.“ lachend folgte die Mutter ihr ins Haus – ein Haus, welches eher einer Bretterbude ähnelte, die den Eindruck erweckte sie könnte jeden Moment zusammenstürzen. Hektisch wusch sich Ryana, mit etwas kaltem Wasser aus einer Schüssel, Gesicht und Hände. Den Versuch ein wenig Ordnung in die zerzausten blonden Haare zu bekommen, gab sie schon nach kurzer Zeit auf. Dann setzte sie sich auf den Stuhl und sah auf die karge Mahlzeit, bestehend aus etwas Brot und einer viel zu dünnen Gemüsesuppe, die auf dem Tisch angerichtet war. Sie hielt das Näschen über den kleinen blechernen Topf und sog den Duft ein, ein Duft den wohl nur jemand wahrnehmen kann, der nichts anderes als ein Leben in Armut kennt. „Hmm...das ist meine Lieblingssuppe.“ stellte Ryana voller Freude fest und sah dann zu wie ihre Mutter sorgfältig den Inhalt des Topfes auf zwei hölzernen Schüsseln verteilte. Bevor sie anfingen sich hungrig Suppe und Brot einzuverleiben, dankten sie Eluive kurz für das bescherte Mahl.

Nach dem Abendessen kuschelte sich Ryana in die Felle, die in eine Ecke lagen, und bettelte ihre Mutter um eine Geschichte an. Mit einem Lächeln setzte diese sich dazu und als Ryana nach einer Weile endlich die richtige Position gefunden hatte, in der sie sich zufrieden angeschmiegt hatte, lauschte sie aufmerksam den Worten ihrer Mutter. Diese erzählte, wie fast jeden Abend, eine neue Geschichte, in der irgendeiner der Götter und deren Wirken darin vorkam. Und mit einem glücklichen Gesichtsausdruck sank sie langsam ins Reich der Träume.


Ein Anflug von Zorn

Wieder einmal wurde sie von ihrer Mutter in das weit entfernte Dorf geschickt, wo sie versuchen sollte ein paar Früchte, ein paar Ähren Getreide und einige Kaninchenfelle zu verkaufen. Das wenige Geld, das sie sich ab und zu damit verdienen konnten, wurde sorgsam gespart und ward einzig dazu gedacht, so war es der Wunsch ihrer Mutter, Ryana ein besseres Leben zu ermöglichen. Meistens gingen die wenigen Münzen schnell zur Neige, wenn die teils völlig verschlissene Kleidung wieder ersetzt werden musste...und Stoff war teuer. Inzwischen war Ryana 12 Jahre alt und aus dem einst offenen Mädchen, war ein recht verschlossenes geworden. Zuviel Spott und Hohn hatte sie in den Jahren erfahren müssen, so dass sie nur noch mit Misstrauen durch die Lande zog, und auch dies nur, wenn es wirklich von Nöten war. Die meiste Zeit verbrachte sie daheim, half ihrer Mutter oder stromerte durch die Wälder.

Kaum, dass sie das Dorf erreicht hatte sah sie sich bereits zwei halbstarken, etwa gleichaltrigen, Jungs gegenüber. „Ah seht mal wer da wieder ist. Das Mädchen aus dem Wald...sieht wieder aus wie ein verlaustes Tier. Kein Wunder, dass ihr Vater damals abgehauen ist. Aus den Haaren können sich die Vögel ja ein Nest bauen. Und die Sachen...wo hat sie denn die Lumpen wieder her? Wahrscheinlich ist ihre Mutter auch noch zu dumm zum Nähen und Waschen, so wie die aussehen.“ So oft sie solche Worte auch schon gehört hatte, trafen sie diese dennoch immer wieder aufs Neue hart. Und je lauter das spöttische Gelächter wurde, um so zorniger funkelten ihre grünen Augen, die kleinen Hände wurden zu Fäusten geballt und wütend war ihr Blick auf den Boden gerichtet. Kein Wort brachte sie über die Lippen, wartete nur darauf, dass das Gelächter endlich verstummen würde.

Mühsam hielt sie sich zurück, ihre Mutter wollte nicht, dass sie sich prügelte, predigte immer wieder, dass sie solche Kinder, und oft auch lachenden Erwachsenen, einfach ignorieren sollte. Der Blick, erst starr auf den Boden gerichtet, fixierte plötzlich zwei große Steine, und sie beugte sich hinunter um sie aufzuheben. Dann sah sie geradewegs voller Zorn in die Augen ihrer Gegenüber. Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen dankte sie Eluive für die Steine und entschuldigte sich nuschelnder Weise im gleichen Atemzug dafür, dass sie sie gebrauchen würde. Und ehe die Beiden auch nur ansatzweise mitbekamen was gerade geschah, traf sie beide je einer der Steine direkt an der Stirn...und aufschreiend gingen sie zu Boden, während sich das Aufschreien in ein schmerzerfülltes Jammern wandelte. Ryana ging mit einem sichtlich zufriedenen Lächeln an ihnen vorbei, die heulenden Verwünschungen beider überhörend.


ungeahnte Veränderung

Sie war 16, als sie eines Abends, nachdem sie wieder einen halben Tag träumend im Wald verbracht hatte, wie jeden Tag den Heimweg antrat. Von Weitem schon vernahm sie hilflose und schmerzerfüllte Schreie, die sich mit einem aggressiven Fauchen vermischt hatten. Sie umgriff ihren Stab, den ihre Mutter ihr einst geschnitzt hatte fester und rannte, so schnell sie konnte, ungeachtet dessen, dass Sträucher und Äste blutige Schrammen an Beinen, Armen und Gesicht hinterließen. Doch sie kam zu spät, konnte ihrer sterbenden Mutter nur noch die Hand halten, während etwas Schwarzes zwischen den Bäumen verschwand. Wie in Trance durchlebte sie die folgenden Stunden. Nachdem sie ihrer Mutter geschworen hatte fortzugehen, bevor diese die Augen für immer schloss, beerdigte sie sie auf einem kleinen Hügel in der Nähe der Hütte. Dann ging sie ein letztes Mal ins Haus, nahm den kleinen Beutel mit den Münzen an sich, griff zu den Sachen, die ihre Mutter noch vor ein paar Tagen für sie genäht hatte, warf draußen einen letzten Blick auf das, was all die Jahre ihr Heim gewesen war und steckte es mit einer Fackel in Brand.

Danach ging sie los, ohne Ziel. Und mit jedem Schritt schien sie schneller zu werden, bis sie völlig außer Atem, nur noch mehr stolpernd als laufend, durch die Wälder rannte, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen. Erschöpft und mit einer unendlichen Müdigkeit, die sie plötzlich überfiel, legte sie sich schließlich unter irgendeinem Baum zur Ruhe. Als sie am nächsten Morgen erwachte, machte sich sofort Panik in ihr breit, als sie mit einem Blick an sich hinab feststellte, dass ihre Kleidung mit getrocknetem Blut verziert war. Und wieder rannte sie, rannte als wenn es um ihr Leben ginge. Erst als sie einen Fluss erreichte, sich die kaputten Kleider vom Körper riss, ins eiskalte Wasser sprang und begann sich solange hektisch zu schrubben, bis die Haut völlig rotgerieben, aber gänzlich sauber war, beruhigte sie sich langsam wieder. Das erste Mal seit langem fiel das lange blonde Haar ordentlich herab und die Traurigkeit in ihren grünen Augen wandelte sich zu Entschlossenheit. Sie schlüpfte in die neuen Sachen, band den kleinen Beutel Münzen an ihren Gürtel, griff ihren Stab und ließ, ihr Versprechen einlösen wollend, ihr bisheriges Leben hinter sich.


Auf der Suche

3 Jahre waren seitdem vergangen, drei Jahre in denen sie sich ihren Lebensunterhalt damit verdiente aushilfsweise Felder abzuernten, zu putzen oder auf Kinder acht zu geben. Alles Tätigkeiten, die nicht viel einbrachten, doch ausreichten um überleben, immer etwas zu Essen, frische Kleidung und ein gepflegtes Aussehen, ja sogar ein Dach über dem Kopf zu haben. Und oft saß sie des nachts am Fenster, so wie sie es schon mit jungen Jahren immer wieder getan hatte, sah hinaus und fragte sich woher diese innere Leere in ihr kam, die sie verspürte.

Sie zuckte kaum merklich zusammen, als Alvaron von hinten die Arme um sie schlang und ihr einen Kuss auf die Wange drückte. Vor einem Jahr hatten sie zueinander gefunden. „Was sitzt du hier schon wieder Gedanken verloren herum, mein Herz, willst du nicht mit ins Bett kommen?“ sanft drang seine Stimme an ihr Ohr und lächelnd wendete sie den Kopf zu ihm herum. „Ich komme gleich, lass mich noch einen Moment die Nacht betrachten und ihre Stille genießen. Ich kann dann immer am besten meine Gedanken ordnen, wenn ich sie denn mal zu ordnen weiß.“ Sie schenkte ihm ein schiefes Grinsen und obwohl er wie immer nicht verstand, was in ihr vorging – wie könnte er auch, wo sie es nicht einmal selber wusste – nickte er verständnisvoll, hauchte ihr noch einen Kuss aufs Haar und ließ sie alleine.

Mitten in der Nacht sah sie ihn ein letztes Mal an, betrachtete ihn wie er friedlich schlummernd dalag, legte einen Brief neben ihm aufs Kopfkissen und ging fort. Mehr sollte er am nächsten Morgen nicht mehr vorfinden, nicht mehr als diesen Brief:

„Liebster Alvaron!

Es tut mir leid, dass ich nicht die Kraft habe dir das Folgende persönlich mitzuteilen. Die Angst ist zu groß, als dass du mich nicht hättest ziehen lassen und auch die Angst ich wäre nicht fähig gewesen dennoch zu gehen.

Ich bin ruhelos...beinahe täglich nun schweifen meine Gedanken schon umher, ohne, dass ich ausmachen kann wohin oder warum. Ich fühl mich leer...so leer, als würde irgendetwas fehlen. Ich weiß es mag unsinnig klingen, ich kann es ja nicht einmal selbst erklären...ich weiß nur sie ist da...diese Leere die mich hindert so glücklich zu sein, wie ich es eigentlich sein sollte...auch mit Dir.

Ich hoffe, Du kannst mir irgendwann verzeihen, aber ich muss versuchen dieses Loch in mir zu füllen. Du hast jemanden verdient, der dir mit voller Hingabe zugetan ist...und nicht jemanden, der tagein und –aus überlegt woher genau dieses nicht erklärliche Gefühl kommt, dass weder greifbar, noch beschreibbar ist.

In Liebe
Ryana“

Unschlüssig stand sie an der Weggabelung von Bajard und Varuna...welche Richtung sollte sie nehmen? Wie soll man sich für eine Richtung entscheiden, wenn man nicht weiß wonach man auf der Suche ist? Sie verschwand abseits der Kreuzung im angrenzenden Wald, in Gedanken, träumend und nicht wissend wohin sie gehen sollte.
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