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Versuchung oder Verheißung?
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Versuchung oder Verheißung?
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Ryana





 Beitrag Verfasst am: 19 Mai 2005 12:55    Titel: Versuchung oder Verheißung?
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Die Bäume warfen weite Schatten in den Wäldern, als die Nacht hereingebrochen war und der Mond seinen silbrigen Schleier über das Land gelegt hatte. Sie empfing die Dunkelheit mit einem leichten Lächeln, auch wenn sie noch kein Stück weiter gekommen war, auf ihrer Suche nach dem Unbekannten. Der Boden war noch feucht vom letzten Regen und sie suchte sich ein trockenes Plätzchen unter einem der Bäume, die eine große ausladende Krone hatten.

Leise fielen die letzten Tropfen von den Blättern und sie hielt ihre Hand auf um einige von ihnen in Empfang zu nehmen. Es dauerte nicht lange, da hatten sie sich bereits zu einer kleinen Pfütze gesammelt und ein heller Strahl, den der Mond durch eine kleine Lücke im Blätterdach sandte, brachte das Wasser zum glänzen. Ryana fing an, ein wenig vor sich hin zu träumen, die fast gänzliche Ruhe zu genießend, die vorherrschte. Sie drehte die Hand ein wenig und entließ das Wasser wieder in die Freiheit. Es plätscherte kurz, als es auf die Erde traf, bevor es dort, fast zeitgleich als es den Boden berührte, aufgesogen wurde.

Sie war völlig in Gedanken versunken und bemerkte erst, dass eine Frau gerade einen halbkreisförmigen Bogen um sie schlug, als diese einige Schritte vor ihr schließlich innehielt. Scheinbar lautlos schien diese sich durch das feuchte Gras und über den nassen Boden bewegt zu haben, wo ein jeder Schritt, ein leicht schmatzendes Geräusch verursacht hätte, wenn der Fuß sich langsam vom Boden löst, um den nächsten Schritt nach vorne zu setzen. Mißtrauisch schlug ihr Blick der Fremden entgegen, als sie den Kopf ein wenig anhob und sie musterte. Der Mond war gerade hinter eine Wolke verschwunden, die einsam am Himmel ihren Weg suchte und wäre nicht das flammend, rote Haar ihres Gegenübers so auffällig, wäre sie wohl mit ihrer grünen Robe in dieser Umgebung so schnell nicht erkennbar gewesen.

Ryana beobachtete ohne eine größere Regung zu zeigen, wie die Frau sich hinhockte und mit einem Dolch eine Pflanze oberhalb der Wurzel abschnitt, um anschließend den Duft eben jener dazugehörigen Blüte sichtlich genießend einzuatmen. Nur leise erhob sie die Stimme, in einer Mischung aus Verwunderung, als auch Feststellung. “Ihr habt die Wurzel stehen lassen.“ Mit warmer und glockenheller Stimme kommt, nach einem kurzen Schmunzeln der Fremden, auch gleich die fragende Antwort. “Ja, war das falsch?“ Leicht schüttelte Ryana den Kopf. “Nur selten sah ich jemanden, der die Wurzel stehen lässt, Ihr seid sogar die Erste...die Meisten reißen die Pflanzen kurzerhand aus dem Erdreich.“ Das Misstrauen in ihren grünen Augen war keine Spur gewichen. “Ich finde sie sehen hübsch aus in einer Vase, meinst du nicht?“ Irritiert nahm sie wahr, wie diese Frau ihr die Hand mit der Blüte darin entgegenstreckte. Fast schien es, als würde der Wind mit einer leichten Brise, die ihr in dem Moment mit sanfter Berührung durchs Haar strich, den Duft zu ihr hinüber tragen. “Warum eine Pflanze in eine Vase stellen, wo sie nach wenigen Tagen verblühen wird?“

Das neuerliche Schmunzeln, dass über die Gesichtszüge ihres Gegenübers huschte, verbunden mit den Worten “Sage du mir warum man das tun sollte...oder warum nicht!“ ließen ihre Gedanken sich überschlagen.

Wer war diese Frau eigentlich, die des Nachts lautlos durch die Wälder streifte und ihr Frage um Frage stellte? Wer war diese Frau, die sie duzte, in einer Art und Weise, als würden sie sich schon länger kennen? Wer war diese Frau, die ihr die letzten Worte, einer Aufforderung gleich, entgegenbrachte?

Ihr “Warum?“ wurde mit einem “Vielleicht kann ich etwas lernen?“ beantwortet und noch immer ließen sich keine klaren Gedanken fassen.

Warum sprach sie mit dieser Frau überhaupt? Jemand, den sie noch nie gesehen hatte...jemand den ein plötzlicher Lerndrang erfüllte?

Zu dem Misstrauen und der Irritation schlich sich ein Anflug von Unsicherheit. “Wenn Ihr bisher nicht gelernt habt, Eluv’s Gaben zu schätzen und einfach zu genießen, werde ich Euch das gewiss nun auch nicht mehr beibringen können.“ Mit diesen Worten war Ryana eigentlich im Begriff gewesen, das seltsame Gespräch, das deutlich ein wenig Unbehagen in Ihr hervorrief, zu beenden. Der Wind frischte auf und eine leichte Gänsehaut zog sich über ihre Arme, ließ sowohl die Härchen dort, als auch Jene in ihrem Nacken in die Höhe schnellen, während der Mond sich seine Freiheit erkämpft hatte und sie mit vollem Schein zu blenden schien. Und anstatt sich zu erheben und einfach zu gehen, blieb sie sitzen. Irgend etwas hielt sie hier und abermals musterte sie die Fremde, versuchte zu verstehen warum sie sich nicht bewegen konnte.

War es eine Spur natürlicher Neugierde oder auch ein wenig Faszination, die sie unfähig machte sich zu rühren? Oder wollte sie es gar nicht? War sie gefangen in einem Spinnennetz, unfähig sich zu befreien, unfähig einen Ausweg zu finden, und der Drang nach Flucht wurde größer und größer? Oder befand sie sich gerade wie in einem Labyrinth, umherirrend...einerseits wissend, den Eingang nicht mehr zu finden und ihn doch herbeisehnend, andererseits der Drang weiter gehen zu wollen, um zu ergründen was sich in dessen Mitte befand?
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Vivianne





 Beitrag Verfasst am: 19 Mai 2005 16:06    Titel: Und in des Mondes silbrigen Schein
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Es ist eine ganze Weile her, als sie mich ihr Lied hat so deutlich vernehmen lassen.
So kraftvoll und fordernd zugleich, daß ich mich ihm nicht widersetzen kann.
So führt mich mein Weg zum See... den Weg, den ich auch im Schlafe wohl finden würde,
wenn es nötig wäre. Der aufgegangene Mond wirft sein Licht auf die leicht bewegte Oberfläche und hinterläßt ein silbriges Glitzern.
Ich lasse mich auf die Knie sinken, beuge mich leicht vor und mein Blick senkt sich auf die Wasseroberfläche. Für den Moment blicke ich in mein eigenes Angesicht, dann schließe ich
meine Augen und meine Lippen formen leise Worte.
„Du hast mich gerufen Mutter und hier bin ich...“
Ich öffne meine Augen und mein Spiegelbild kräuselt sich auf der Wasseroberfläche, bis es nicht mehr zu erkennen ist. Ich verharre still, ohne den Blick abzuwenden und verfolge, wie das Gekräusel sich glättet, um zu offenbaren, was es für mich bereit hält.

Mag sie mir sonst tiefere Eindrücke schenken, begrenzt sie ihre Mitteilung dieses Mal jedoch auf nur ein Bild. Für einen kleinen Augenblick sehe ich eine recht junge, blonde Frau mit grünen Augen, ehe das Wasser sich erneut kräuselt und mir sodann mein eigenes Spiegelbild wieder entgegen wirft. Ich sehe mich lächeln, denn ich habe verstanden.
Mutter schickt mir eine junge Tochter... eine Schülerin des Sees.
Es ist nun an mir, sie zu finden und ihr den Weg zu zeigen.
Zwingen kann ich sie nicht... ich muß sie gewinnen. Ich erhebe mich und neige meinen Kopf zum See.
„Hab Dank Mutter.. ich werde sie Heim bringen.“

Mit diesem Versprechen beginne ich meine Suche im Wald.
Die halbe Nacht mag wohl vergehen, bis ich das Ebenbild der Wasservision unter einem Baum sitzend finde.
Ich schlage einen Bogen, um ihr so unauffällig näher zu kommen und verharre vor einem Kraut, welches mir sehr wohl bekannt ist. Es ist Ginseng.
Um zu sehen, wie sehr die junge Frau mit der Natur verbunden, muß ich sie aus der Reserve locken und gebe vor, die von mir abgetrennte Pflanze in eine Vase stellen zu wollen.
Ich habe Erfolg auf der ganzen Linie und ernte ihr Mißtrauen, gepaart mit einer gewissen Ablehnung, ob meines Frevels in Eluives Garten.

Ich lasse mich auf die Knie nieder, beuge mich etwas vor, die Pflanze am unteren Teil haltend, diesen mit der Schnittkante des noch im Boden steckenden Teiles verbindend.
Meine Hände bilden einen kleinen Hohlraum, weit genug, der Pflanze Raum zu geben, eng genug, um sie nicht zur Seite fallen zu lassen.
Dann bitte ich Mutter lautlos, dem Ginseng seine Unversehrtheit zurück zu schenken.
Als sie meine Bitte erfüllt, nehme ich meine Hände fort und frage die junge Frau, ob es so besser sei.
Ablehnung und Mißtrauen weichen zuerst einem Staunen, dann Verwunderung und Neugier.
Ich kann mich eines Lächelns nicht erwehren, erinnert mich doch dieser Ausdruck an mich selbst, wenn meine Mutter mich in die Gaben der großen Mutter einweihte.
Die Frage der jungen Frau nach dem wer und was ich bin, verwundert mich deshalb auch in keinster Weise und ich antworte schlicht. „Ich bin eine, die die Gaben Mutter Eluives schützt, ehrt und verteidigt. Und ich denke, auch du hörst ihr Lied ganz leise du fühlst es in dir, auch wenn es dir noch nicht bewußt ist.“

Ihr irritierter Blick läßt mich fort fahren. „Vielleicht weiß ich, daß in deinem Inneren für dich etwas fehlt... vielleicht weiß ich, was du suchst... und vielleicht, weiß ich auch wo du es finden kannst.“
Ich ernte Sprachlosigkeit und weiß, ich bin meinem Ziele nah.
So wage ich es, mich zu aufzurichten und zu ihr zu treten, ihr meine Hand dabei entgegenstreckend... sie darbietend wie eine Einladung, sie zu berühren.
Sie tut dies fast einem inneren Zwang folgend und als ihre Finger die meinen Berühren, spürt sie ein leichtes, angenehmes Kribbeln, während sich eine Melodie anbahnt und ausbreitet, ihr ein Gefühl vermittelt von Verbundenheit... und den Hauch einer Ahnung.
Die junge Frau schließt ihre Augen und eine Weile verharren wir so, während ihr ein leises Seufzen entfährt und als sie die Augen wieder öffnet, sehe ich in ihrem Augenwinkel einen glitzernden Tropfen.
„Ist es das was du suchst?“ frage ich leise, obwohl ich die Antwort bereits kenne.
Wie von selbst öffnen sich ihre Lippen, um ein leises Ja zu formen.
Dann stelle ich die alles entscheidende Frage.
„Bist du bereit, der Melodie... dem Gefühl... diesem Weg... und mir zu folgen?“
Für einen Moment halte ich den Atem an und warte, bis ihre Antwort an meine Ohren dringt, erst stammelnd und dann fester.
„Etwas hat immer gefehlt in meinem Leben... um glücklich zu sein... ich will... ich will es versuchen... ich habe nichts zu verlieren.“
Ich atme aus und drücke sanft ihre Hand, die sie aus der meinen nicht gelöst hat und dies auch jetzt nicht tut.

„Ich bin Vivianne... Herrin des Sees... Hüterin und Bewahrerin der Gaben und der Macht der großen Mutter Eluive... sei mir willkommen und laß mich dich nach Hause führen... Tochter des Sees.“
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