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Juan Hernandez
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Juan Hernandez
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Arndt Bachmann





 Beitrag Verfasst am: 24 Dez 2006 14:37    Titel: Juan Hernandez
Antworten mit Zitat

1. Buch: Das Leben vor Gerimor
I. Kapitel: Geburt und Kindheit
Juan Hernandez, Sohn Paolo und Anita Hernandez wurde im Wechselwind 226 geboren. Als Kind eines wohlhabenden Kaufmannes und einer angesehenen Fechtlehrerin bekam er die besten Voraussetzungen mit in die Wiege gelegt in seiner Heimat einmal selbst höchst angesehen zu sein.

Das erste Jahr nach seiner Geburt wurde Juan von seiner Mutter selbst versorgt und aufgezogen. Nachdem er jedoch die ersten Schrittchen machen konnte und mehrere Nächte am Stück ruhig durch schlief wurde er in die Obhut eines Kindermädchens gegeben, das geflissentlich dafür Sorge trug, dass der kleine Juan gut genährt wurde, das Sprechen lernte -sehr zum Leidwesen seiner Eltern war das erste Wort das er sprach „dulce“ - süß, er hatte es dem Mädchen angetan mit seinen wachen braunen Augen und dem lebendigen Gebrabbel-.

Juan spielte viel mit anderen Kindern der Stadt, immer unter den weitestgehend, sorgsam strengen Blicken ihrer Kindermädchen. Schon zu dieser Zeit achteten seine Eltern darauf, dass er Kontakt überwiegend zu anderen Kindern der städtischen Oberschicht bekam. Nicht etwa weil sie ihn vom Rest der Kinder hätten fernhalten wollen, aber es stand nie zur Diskussion, dass er nicht mit sechs Jahren in die Schule geschickt würde – und man wollte dem Jungen nicht erklären müssen, warum seine Freunde nicht mitkommen könnten.

So tollte Juan also die ersten Jahre seines Lebens fröhlich durch das kleine Städtchen Taros, in dem die Sommer schön heiß und die Winter mediteran waren, und er wuchs zu einem prächtigen kleinen Burschen heran.


II. Kapitel: Jugend und schulische Ausbildung
Im Alter von sechs Jahren, es war der 1. Searum 232, wurde Juan eingeschult. Sehr zur Freude seiner Eltern, von dem Kindermädchen Julia hatte man sich inzwischen getrennt, da Juan keiner derartigen Fürsorge mehr bedurfte, schien ihm die Schule auch gar kein geringes Vergnügen zu sein. Er hatte nach wie vor seine alten Freunde um sich, fand ein paar neue, und konnte dort sogar Lob für das bekommen was er am liebsten tat: Reden. Ja, Juan redete viel, meist Blödsinn, aber er hatte merklich Spaß an der Sprache, und auch wenn er des öfteren einmal neue Wörter erfand, wenn ihm die bekannten nicht ausreichten, so erkannten seine Lehrer doch früh, dass er nicht gänzlich unüberlegt daher redete.

In den ersten zwei Jahren lernten die Jungen, Mädchen hatte es in der Schule keine, die Grundlagen wie das Lesen, das Schreiben und die einfachen Rechenoperationen. Bis hierhin waren Juans Leistungen noch sämtlich überdurchschnittlich, was sich in den Jahren 335-337 jedoch ändern sollte. Immer deutlicher wurde, dass Juan es wie keiner seiner Mitschüler verstand hoch komplexe Gedankengänge grammatikalisch richtig, und mit seinem Wortschatz entsprechend feiner Wortwahl, zu formulieren im Stande war. Nicht ganz so glücklich war er hingegen mit der Schönschrift. Er konnte schreiben, natürlich, und es war auch zu lesen was er da schrieb. Was die Kalligraphie jedoch anging, die die Jungen eigentlich lernen sollten, da brachte er nur mittelmäßige Leistungen zustande. Ganz anders -und das nicht zu Juans Gunsten- sah es da mit der höheren Mathematik aus: Wieso man Birnen durch Schüler teilen sollte verstand er nicht, und welches Interesse ein Mensch nur daran haben könne zu wissen wieviele Wagen man braucht um drei Tonnen Mehl in weniger als einem halben Tag von der Mühle auf den Markt in die Nachbarstadt zu bringen war ihm vollkommen schleierhaft. Man hatte doch einen eigenen Markt, wieso verkaufte man nicht dort? Auch die Bemühungen seines Vaters ihm die Logistik näher zu bringen scheiterten kläglich.

Das Auseinanderdriften seiner Talente wurde mit der Zeit so deutlich, dass zu Beginn des sechsten Schuljahres ein Gespräch mit Juans Eltern geführt wurde. Der Junge hatte sich inzwischen daran gemacht sämtliche ihm frei zugängliche Literatur zu verschlingen und dadurch seinen Wortschatz und seine Rhetorik in unerwartetem Maße gesteigert. Dass darunter sämtliche andere Lehren die er sich in der Schule aneignen sollten litten war der Nebeneffekt. Man entschied also, dass der Junge nurnoch die Veranstaltungen besuchen sollte, die sich um den Sprachgebrauch drehen.

Die dadurch gewonnene Freizeit würde er im Tempel der Temora verbringen: Zum einen hätte er dort noch viele unbekannte Bücher, zum anderen wäre es ja auch seinem Charakter dienlich.

So kam es also, dass Juan die Hälfte seines Unterrichts, nur von Zeit zu Zeit durch einen Priester überwacht ob er auch ja keine Schriften verschandle, fortan selbstständig im Tempel vornahm. So kam er auch in Kontakt mit den sieben Tugenden und dem Glauben an Temora. Während er jedoch aus den Tugenden für sich gewann was ihm sinnig erschien war, und blieb, er doch zu pragmatisch um durch die Lektüre dieser Werke die von großen Wundern kundtaten auch zum Glauben zu finden. Und überhaupt: Hatte irgend jemand in der Stadt einmal eines dieser Wunder gesehen? Wohl kaum.


III. Kapitel: Adoleszenz und Ausbildung
13. Lenzing 244: Der milde Winter war endgültig vorüber, und man konnte lediglich im feinen, gerüschten, Seidenhemd, der Plusterhose und dem Federhut durch die Stadt flanieren. Aus Juan war ein gutaussehender Junge von immerhin fünf Fuß geworden, seine schwarze Mähne trug er zumeist offen, und an der rechten Hand prangte ein feiner goldener Ring, das Geschenk seiner Eltern zum Abschluss der schulischen Ausbildung.

Wenn er nicht mit seinen Freunden auf dem Marktplatz Karten spielte oder man mit Antonio auf die Jagd ging -sein Vater war Falkner, und es war eine große Freude für die Jungen dem Raubvogel bei der Jagd zuzusehen- dann verbrachte Juan nach wie vor Zeit im Tempel. Jedoch hatte sein Interesse für dich Bücher nachgelassen, und einiges was er einmal gelesen hatte wurde wieder vergessen. So auch über den Gott in Panthergestalt, darüber wie man eine Fleischwunde verbindet und das Rezept für den Apfelkuchen. Letzteres war aber auch nicht sehr tragisch, sein Versuch der Mutter zum Geburtstag einen zu backen endete in einer Katastrophe, zu deren Beseitigung die Magd Stunden brauchte.

Nein, der Grund für seine Besuche im Tempel war ein anderer. Juan hatte sich mit zwei jungen Tempelschülern angefreundet, die dort Dienst unter Waffen taten. Er verstand zwar nicht so recht, warum eine so mächtige Göttin -und so stand es ja in den Büchern- Jungen brauchte die in ihrem Namen Waffen führten... aber das Training der beiden faszinierte ihn sehr.

So kam es auch, dass er eines Tages beim Abendbrot seinen Eltern eröffnete, er wolle bei seiner Mutter das Fechten lernen. Hatten die Eltern doch gedacht man würde den Jungen in der Reichsstadt auf eine Akademie schicken damit er einmal Lehrer würde, oder gar Gelehrter bei Hofe, so ist es nicht verwunderlich dass es ihnen für einen Moment die Sprache verschlug.

In den nächsten Tagen wurde viel, fast ausschließlich, über dieses Thema gesprochen, sogar gestritten. Da Juan jedoch keinen Zentimeter von der Seite seiner Mutter wich, wenn er nicht gerade aß oder schlief, gab sie schlussendlich doch nach.

In den folgenden Monaten und Jahren übte Juan sich in einem sehr strikten Tagesablauf: Sechs Stunden Schlaf, eine und eine halbe für die Mahlzeiten. Eine und eine halbe Stunde wurde mit den Freunden verbracht und immerhin noch zwei wandte er anfangs auf das Lesen auf. Nach einem Jahr rationalisierte er jedoch jeweils eine halbe Stunde vom Lesen und der Zeit mit den Freunden hinweg, so dass er auf 14 Stunden Training am Tag kam.

Sein Training bestand teils aus aktivem Fechten, teils daraus seiner Mutter und den Schülern die Kurz vor Ende ihrer Ausbildung standen beim Fechten zuzuschauen. Er verbrachte viel Zeit mit der Waffenkunde, lernte was es heißt eine Waffe auszubalancieren, und wie sich Degen und Florett-Fechten unterschieden. Jeden Tag lief er drei Runden um die Stadtmauern und zwischenzeitlich besuchte er gar eine Balettschule um -so versicherte er es seiner Mutter- seine Beinarbeit zu verbessern. Seine Schrittsetzung verbesserte sich tatsächlich, überwiegend aber hatte der inzwischen 21jährige Juan die schönen Töchter aus gutem Hause um sich. Nicht das er als ausgezeichneter Redner und charmanter gut aussehender Jüngling nicht ohnehin gute Chancen bei den Fräuleins gehabt hätte – aber so war es einfach noch praktischer.
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Arndt Bachmann





 Beitrag Verfasst am: 24 Dez 2006 14:45    Titel:
Antworten mit Zitat

IV. Kapitel: Die erste Liebschaft
Juans Wahl fiel auf Palba de Gomez, ein 17jähriges Fräulein aus einem der reichsten Häuser der Stadt und mit tadelloser Reputation. Ihr Vater war ein Titularadeliger Landbesitzer, ihre Mutter eine grandiose Feinschmiedin.

Eines großen Werbens bedurfte es nicht. Ein paar selbstgepflückte Rosen hier, ein mehrstrophiges Gedicht dort reichten schon aus, um Palbas Herz zu rühren. So kam es dass Juan in diesem Sommer nurnoch trainierte wenn Palba selbst auch beschäftigt war, sie machte eine Schneiderlehre. In der gemeinsamen freien Zeit gingen die beiden spazieren, fuhren in die größere Nachbarstadt auf den Jahrmarkt, oder tollten einfach lachend und verliebt lächelnd über die Straßen und durch die weiten Flachs- und Weizenfelder vor den Stadttoren. Der Sommer 243 war eine wunderschöne Zeit für Juan, und in seinem ganzen Leben hatte er sich noch nie so rundum glücklich gefühlt wie in diesen Monaten.

Ja, vielleicht wollte er gar vor seine Edelgeboren Cavalliero de Gomez treten und um Palbas Hand anhalten. Vielleicht? Nein, ganz sicher würde er es tun. Diesen Winter würde er in feinster Seide und Brokat auf einem weißen Ross im Landsitz der de Gomez einreiten und den Cavalliero bitten ihm seine Tochter anzuvertrauen.

Hätte Juan gewusst, dass er diesen Winter garnicht recht erleben würde, er wäre sofort ausgeritten um seinen Plan in die Tat umzusetzen.

So kam es aber, dass er es -er hatte sich zuvor ja noch nie Gedanken über eine Hochzeit gemacht, noch wüsste er was genau man da eigentlich sagt, denn das lehrten ihn die Bücher im Tempel nicht- vor sich herschob.

Es war ein warmer Nachmittag im Ashatar, und Palba wartete bestimmt bereits am Springbrunnen auf dem Marktplatz, als Juan des Weges kam. Er hatte sich extra in neue schwarze Hosen gekleidet, trug ein weißes Seidenhemd und darüber eine bordeuxrote Weste, und einen weiten schwarzen Seidenumhang. Am Gurt führte er seinen Degen, die weißen Handschuhe und seine Geldkatze. Der Kinnbart war sauber gestutz, er wusste da mochte Palba lieber, und das lange schwarze Haar wehte zusammen mit dem Umhang in der lauen Abendluft hinter ihm her. Sie wollten heute in die Nachbarstadt fahren, die Kutsche war bereits gemietet, um sich den Zirkus anzuschauen, der dort logierte. Heute war der letzte Abend an dem sie dazu die Gelegenheit hatten, da Palba am nächsten Morgen für zwei Wochen mit ihrem Vater in das Ausland reisen wollte.

Was er jedoch sah als er auf den Marktplatz trat verschlug ihm den Atem. Ein junger Mann, in seinem Alter, und den Kleidern nach auch nicht gänzlich unwohlhabend, erdreistete sich Palba, SEINE Palba, unzüchtig am Gesäß zu berühren. Juan beschleunigte seine Schritte, zog die Luft tief durch die Nase ein und stieß sie gepresst durch den Mund wieder aus, versucht seinen Atem unter Kontrolle zu halten. Wenige Schritte von den beiden entfernt, Palba war von dem Rüpel entsetzt zurückgewichen, zog er surrend seine Waffe blank und trat mit bohrendem Blick dem Jungen entgegen: „Erklärt euch!“ donnerte es laut, wütend, dem erschrocken dreinblickenden entgegen. Juan erkannte sich selbst nicht wieder. Er hatte seinen Lebtag nur die kämpferische Anspannung beim Fechten gekannt, oder das kindliche Unverständnis wenn er sich mit einem Freund gestritten hatte. Unschuldige Wut, nichts was ihm Angst vor sich selbst hätte einbringen müssen. Doch nun stand er mit blanker Klinge vor jemandem den er nichteinmal kannte und war ernstlich versucht ihn am hellichten Tage offen auf dem Marktplatz niederzustrecken. Erst langsam wurde ihm klar, dass sein, inzwischen irgendetwas Unverständliches stammelndes, Gegenüber garkeine Waffe mit sich führte.

Flink befestigte er die Waffe wieder am Gurt, zog die Handschuhe von eben jenem und schlug fasste den jungen Mann, aus der Nähe betrachtet war er vielleicht drei bis vier Jahre älter als Juan selbst, feste ins Auge. „Für euer schändliches Verhalten gegenüber dieser Dame fordere ich von euch Satisfaktion. Meine Sekundanten werden die euren am morgigen Tage zum Mittag auf dem Marktplatz erwarten. Bestimmt ihr keine, so werde ich euch persönlich suchen und bei allem was mir heilig ist schwöre ich euch, ich finde euch.“ Juans Stimme bebte vor Erregung und zum ersten Mal in seinem Leben schwang Bitterkeit in seiner Stimme mit. Keine einfache Enttäuschung oder Unzufriedenheit, es war reine Bitterkeit. Fragte man Juan in einigen Jahren einmal wann sich die Kälte über sein Herz gelegt hätte, so würde er recht sicher jenen Abend in seine Heimatstadt benennen können.

Zwar fuhren Palba und Juan noch zum Zirkus, die Stimmung jedoch war durchwachsen bis eisig. Gerne hätte er irgendetwas liebes gesagt, oder sie zum Lachen gebracht – jedoch war er den ganzen Abend über außer stande etwas freundliches über die Lippen zu bekommen. Neben der Wut auf den Fremden trat damit auchnoch die Wut auf sich selbst dazu.


V. Kapitel: Der schwärzeste Tag
Am nächsten Tag waren tatsächlich die vier Sekundanten zusammengetreten, auf Juans Seite waren es einer seiner Freunde, ein junger Medicus, und, was weniger üblich war, seine Mutter als Frau vom Fach. Als die beiden ins Haus der Hernandez einkehrten wurde Juan mitgeteilt, wer sein Gegenüber ist: Manuel Tobar, ein junger Alchemist aus gutem Hause. Die Modalitäten waren, Juans Recht als Beleidigtem eingedenk, nach dessen Vorstellungen festgesetzt worden: Ein Kampf mit dem Säbel, bis auf das erste Blut. Nachdenklich fuhr er sich über die rechte Wange, wo er sich vor zwei Jahren beim Training seine erste Blutwunde zugezogen hatte. Es brannte ein wenig, jedoch war die Degenspitze sehr fein, die Wunde kaum nennenswert. Mit den Säbeln sähe das anders aus, sie sind härter, haben ganz andere Klingen.

Der Tag des Duells, der 22. Ashtar, war gekommen. Es kam in Taros so selten zu Duellen, dass keine Notwendigkeit bestand sie zu verbieten. So konnte man sich also direkt auf dem Marktplatz zum Duell einfinden, was man in den frühen Morgenstunden, als es noch angenehm kühl war, auch tat.

So trafen sie sich also: Vier Sekundanten, ein Doktor und die beiden Kombatanten. Nocheinmal wurden die festgesetzten Regeln verlesen, dann die Waffen ausgegeben. Die Dämmerung war noch nicht ganz vorüber, so dass es einfach nicht auffallen konnte, dass einer der Sekundanten Manuels auf seinem linken Handschuh einen feuchten Fleck hatte. Die Tinktur auf seinem Handschuh trug er beim überreichen der Waffe so geschickt auf, dass auch dies Juan und seinen Sekundanten verborgen blieb.

Nun sollte es also beginnen. Die Umhänge wurden ihnen abgenommen, dann kreuzten sich die Klingen. Die Unterschiede in den Kampfstilen der beiden Kombatanten waren nicht zu übersehen: Juan schweigend, die linke auf dem Rücken, Manuel den Säbel in beiden Händen führend und das Gegenüber mit Worten reizend.

Das helle Aufeinanderprallen von Metall. Parade, Parade, Cavation. Ein Stoß an Manuel vorbei, er wendet sich herum zum nächsten Hieb bereit. Parade Riposte, der Streich verletzt den Gegner am Bauch, Manuels Hemd färbt sich um den feinen Riss herum dunkelrot. Nicht tief zieht sich der Schnitt über gute zehn Zentimeter, und Blut klebt an der Spitze Juans Säbels. Erleichtert lässt er ihn sinken und wendet sich, sich als Sieger wähnend, vom völlig überrascht dreinblickenden Gegner ab. Schon ist der Doktor unterwegs um sich die Wunde anzusehen, da überstürzen sich die Ereignisse: Juans Freund und Mutter rufen ihm etwas zu, der Doktor weicht zurück und in den Gesichtern Manuels Sekundanten zeigt sich die blanke Häme. Als Juan verstanden hat was sich hier abspielt ist es auch bereits zu spät, ein stechender Schmerz durchfährt seien linken arm. Manuel hatte ihn hinterrücks angegriffen. Angriffen obwohl er bereits verloren hatte. Ohne jede Ehre angegriffen.

Battuda, Manuels Säbel wird ihm aus der Hand gerissen, ein Schritt zur Seite, dann die Flèche. Blut spritzt, und unter entsetzten Schreien von allen Seiten bricht Manuel tot zusammen, die Kehle durchtrennt.

Da stand er nun, Juan der intelligente junge Mann den eigentlich jeder gemocht hatte, und der noch nie in seinem Leben jemanden ernsthaft verletzt hatte. Hier stand er nun, vor dem leblosen Körper eines Mannes den er selbst erschlagen hatte, und er fühlte nichts. Garnichts. Keine Trauer, kein Mitleid. Keine Freude, nichteinmal Hass. Scheppernd fiel sein Säbel zu Boden und Juan ließ sich auf eine nahegelegene Steinbank sinken, wo der Art seinen Arm verband.


VI. Kapitel: Ein Winter im Fieber
In den folgenden Tagen ging es Juan gesundheitlich von Stunde zu Stunde schlechter. Der Arm heilte nicht, vielmehr wucherte die Wunde, und je länger das Gift von Manuels Säbel wirkte, desto schwächer wurde Juan. Am fünften Tage nach dem Duell fiel er in ein starkes Fieber und wurde bettlägerig. Zwei Wochen lang siechte er dergestalt dahin, und jede Nacht schrie im Schlafe Unverständliches, so dass sich jeder darum sorgte was für Träume ihn wohl plagten.

Er reisst die Augen auf, das Schlagen von Stahl auf Stahl riss ihn aus seinen Gedanken. Wieder steht er da, zwischen Kriegern in schwarzen Rüstungen, zu seinen Seiten Männer in schwarzen Kapuzenroben die ihre Gesichter verdecken. Juan blickt an sich herab: Er trägt die selbe schwarze Robe. Wieder ist er zwischen all diesen Fremden, neben ihm ein kleiner Junge der einen grauen Banner mit einem schwarzen Panther hoch über den Kriegern trägt.

Schreie. Vor Freude. Aus Schmerz. Er sieht die Armee vorstürmen, er selber und die anderen Gerboten schreiten hintendrein. Er ruft etwas, etwas das er selber nicht verstehen kann. Der gerade noch so nahe Schlachtenlärm verhallt, wird dumpf.

Es wird dunkel um ihn herum. Fällt er? Steht er noch? Er weiß es nicht... atmen. Ruhig atmen. Die Augen anstrengen, sie gewöhnen sich an die Dunkelheit. Nein, es bleibt dunkel. Ruhig bleiben, es ist ein Traum. Ein Fauchen lässt ihn herumfahren -real, viel zu real für einen Traum-; es ist wieder taghell und er steht auf dem Marktplatz. Vor ihm, auf den blutigen Kleidern Manuels, steht ein schwarzer Panther. Er wendet sich um und stürmt auf den Tempel der Temora zu, dort findet er Schutz. Die Türen sind nie verschlossen. Der Panther setzt ihm nach, er schafft es gerade ans Tor. Verriegelt. Er schlägt feste an, brüllt flehend; „Ich bin es, lasst mich ein. Ich bin es...“ und ihm fällt sein Name nichtmehr ein.


Schreie hallen durch das Haus Hernandez, doch Juan wacht nicht auf. Er schlägt im Traum wild um sich, weint und lacht dann wieder. Ein schwerer, süßlicher, Geruch hängt in seinem Zimmer. Es ist sein Arm, nekrotisiertes Gewebe, das vom Gift abgetötet langsam verfault. Um die Wunde am Unterarm herum, bis zu den Fingerspitzen hinunter und bis über den Ellenbogen hinauf ist der arm bereits tiefschwarz geworden.

Am Ende der dritten Woche nachdem er ins Fieber gefallen war gab der Doktor sämtliche Behandlungen des Armes auf. Er müsse abgenommen werden, sollte Juan überhaupt die Möglichkeit haben zu überleben. Nur zögerlich, und unter vielen Tränen, stimmten seine Eltern dem zu. Dennoch wollten sie nichts lieber als ihren Sohn wiederhaben, wieder mit ihm wie früher zur Jahreswende am warmen Kaminfeuer sitzen und zusammen lachen.
Zu dieser Zeit besuchte Palba Juan regelmäßig, jeden Tag wachte sie an seinem Krankenbett. Manchmal schien es ihr, als lächelte er wenn sie seine Hand fasste, andere Male wieder war sein Gesicht grausam verzerrt, einer dämonischen Fratze gleich. Nach dem Eingriff, und der erfolgreichen Behandlung des Wundbrands kurz unterhalb der Schulter, verbesserte sich Juans Zustand. Die Träume wurden seltener, und er würde, das sagte der Doktor, sicher bald wieder aufwachen.

Dunkel. Dunkel aber warm. Juan zieht die Luft um sich herum tief ein, es riecht nach frischen Blumen und Heu. Als er die Augen aufschlägt sitzt der Panther vor ihm. Der Panther, der ihn in den letzten Wochen fast jede Nacht in wirren Träumen heimgesucht hat. Heute hat Juan keine Angst. Er sitzt im heimatlichen Garten, der Panter liegt ihm gegenüber, den Kopf auf den Pranken.

„Das also ist dein Leben?“ leise spricht es der Panther zu ihm. Erstaunt, erschrocken, blick Juan das sprechende Tier an, ehe er zu einer Antwort ansetzen kann wechselt die Szenerie, nur er und der Panther verharren an Ort und Stelle. Nun sieht er sich im Tempel, seine beiden Freunde in güldenen Rüstungen beim Training, neben ihnen einige der Priester, die ihm seinerzeit bei seinen Lektüren Frage und Antwort standen und dafür sorgten, dass er fand was er suchte. „Das also sind deine Freunde?“

„Und das sind die Menschen die dir alles bedeuten?“ Wieder ein Szenenwechsel, seine Eltern und Palba sitzen am Tisch zu Mittag. „Mutter. Vater... ich bin es, Juan. Es geht mir gut. Ach wie schön euch zu sehen. Und Palba, auch du bist da.“ Niemand antwortet ihm, ja sie machen nichteinmal Anstalten sich zu ihm umzudrehen.

„Sie können dich nicht hören, Juan. Niemand kann das, außer mir. Noch weilst du nicht wieder auf ihrer Ebene, noch kann nur ich, der Gott, zu dir sprechen.“ Gemächlich erhebt der Panther sich vom Boden, und tritt an Juan heran. Heiß, feucht, schlägt ihm sein Atem ins Gesicht. „Schon sehr bald wirst du wieder aufwachen. Wenn du wach bist, sieh was dir die Menschen angetan haben, die dir am meisten bedeuteten. Sieh, dass die die du geliebt hast dich verraten hat und dem Frevel an dir keinen Einhalt gebot. Sieh, dass die die du Freunde nanntest nicht einmal an deiner Bettstatt waren, und die, die den Glauben von Wärme und Barmherzigkeit predigen sich nicht um dich kümmerten. Ja, du wurdest betrogen von allen denen du vertraut hast. Wenn du das begriffen hast, komm und schließ dich mir an, mir und meinen Kindern.“

Mit großen Augen blickt Juan das riesige, königliche, Tier an und weicht ein wenig zurück. Erst als er den Beschlag des feuchten Atems aus seinem Gesicht wischt beginnt zu realisieren, dass es kein einfacher Traum sein kann, dafür ist er viel zu echt. „Nein, das glaube ich nicht!“ fährt er den Panther an „Niemals hätten meine Eltern mich betrogen, niemals würde Palba zulassen dass man mir ein Leid tut.
Und überhaupt, was sollte ich dir glauben? Einem sprechenden Panther?“


Wieder senkt sich Dunkelheit über die Szenerie, und leise, wie aus einer weiten Entfernung, hört er noch die Stimme des Panthers: „Du wirst es sehen, Juan, du wirst es sehen. Und dann, wenn du allen Halt verloren hast, werde ich, der einzig wahre Gott Alatar, dich als meinen Sohn aufnehmen, und dich lieben und behüten wie alle meine Kinder – sogar wenn du mir jetzt noch frevelst, so groß ist meine Liebe.“



VII. Kapitel: Ein böses Erwachen
Es dauerte noch eine weitere Nacht, in der er ruhig schlief, ehe Juan die Augen wieder auftat. Es war dunkel im Zimmer und er war allein. Sein Arm schmerzte, das Duell konnte noch nicht lange her sein. Langsam hob er die Beine aus dem Bett, richtete sich auf – und fiel vornüber. Warum waren seine Beine so schwach? Wie lange hatte er gelegen? Mühsam drehte er sich auf den Rücken, mit dem schmerzenden Arm garnicht so leicht. Er hatte das Gefühl als würde er garkeine Kraft mehr in ihm haben, nur der Schmerz. Ein zweiter Versuch, ah ja, jetzt geht es. Wackelig steht er auf seinen Beinen, tastet sich mit dem rechten Arm durch den Raum auf der Suche nach einer Laterne. Als er sie gefunden hat will er sie in seine Linke legen, so dass er sie mit der Rechten entzünden kann. Klirrend geht das Glas zu Bruch, als er die Laterne mitten in der Luft loslässt.

Vom Klirren und Poltern aufgeweckt kommen seine Eltern in das Zimmer geplatzt, endlich wird es Licht. Tränen stehen Juan in den Augen als er auf sie zutaumelt. „Mutter... Vater... ich bin wieder wach. Oh ich bin so froh wieder bei euch zu sein.“ Wie ein kleines Kind schluchzend steht der Mann von knapp sechs Fuß mit dem inzwischen vollen Bart vor seinen Eltern, die vor Freude weinen, sich in Worten überschlagen, und beide ihren Sohn drücken wollen. Seinen Eltern in den Armen liegend, und im Lichte der beiden Laternen, erkennt er erst jetzt das sein linker Ärmel schlaff zu Boden hängt. Aus großen, von Angst erfüllten, Augen blickt er seine Eltern an, ehe er das Hemd zur Seite zieht und auf den Armstumpf blickt. Mit der rechten schlägt er seinen Vater an die Wand, stürmt in den Flur und bricht dort zusammen wo er, sich auf die rechte Faust stützend, erbricht. Keuchend fährt er, am Boden kauernd, herum zu den beiden Erwachsenen die sich, und ihn, hilflos anschauen: „WARUM? WARUM HABT IHR MIR DAS ANGETAN?“ Tränen laufen seine Wangen herunter, er überschlägt sich, heulend, beim Reden. „IHR UNMENSCHEN! BETROGEN HABT IHR MICH, ALLE ZUSAMMEN HABT IHR MICH UM MEIN LEBEN BETROGEN, ER HATTE RECHT!“


VIII. Kapitel: Aufbruch und Reise
Als Juan sich vom Boden aufgerappelt hat ist an ihm nicht viel von dem zu erkennen, was er an Eleganz und Stolz am Tag des Duells noch zur Schau getragen hat. Verweint, unrasiert und nach Erbrochenem stinkend steht der unsicher im Flur. Die Erklärungsversuche seiner Eltern im blinden Wahn garnicht wahrnehmend stolpert er in sein Zimmer wo er einige Sachen zusammenrafft: Die recht leere Geldkatze, den Degen den er ohne nachzudenken an den Gurt steckt, einen Beutel mit ein paar Büchern, Papier und Schreibzeug sowie einen Umhang den er sich lose über die linke Schulter wirft um nichtmehr auf den fehlenden Arm sehen zu müssen.

Auf dem Weg aus dem Zimmer stellt sich ihm nur seine Mutter entgegen, die Arme ausgestreckt um ihn zurückzuhalten. Kurz, nur für wenige Augenblicke, hielt er vor ihr inne und zischte ihr zu: „Ich hasse euch, euch und Palba, den Tempel, und alle die ihr mich betrogen habt. Und ich werde jeden von euch töten, der versucht mich abermals so zu täuschen. Du hast mich ausgebildet, du weißt das ich es könnte.“

Seine schrecksteife Mutter zur Seite schiebend tritt er seinen Weg durch den Flur, die Treppe hinunter zur Haustür an. Da er die Rechte bereits benutzt tritt er kurzerhand die nach außen öffnende Tür auf und verschwindet in die Nacht.

In den folgenden Tagen zog er ziellos durch Wald und Wiesen, rastlos, verwirrt. Fluchend, wild um sich schlagend, und auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage was ihm passiert seie, warum sein Leben so abrupt, so gemein, zerstört werden musste. War das überhaupt sein Leben? Er hatte seinen Eltern zugebrüllt „er“ hätte Recht gehabt. War dem vielleicht wirklich so? Aber wenn er all die Jahre betrogen worden war – was war dann wirklich? Was war echt? Er würde so lange umherziehen bis er die Antwort auf diese Frage gefunden hätte, bis ihm jemand mehr über den Panthergott erzählen könnte.

Allerdings kamen keine Träume mehr, und Juan wusste nicht wo er anfangen sollte zu suchen. Also entschied er sich zu etwas, was er früher nie getan, ja im Tempel sogar als Unsinn abgetan hatte: Er kniete sich nieder um stumm zu beten:

Herr, Alatar, ich bitte dich um ein Zeichen. Ich habe allen Halt in dieser Welt verloren und finde keinen neuen aus mir selbst, so suche ich nun den Halt aus dir. Weise mir den Weg zu dir, und ich will deine Lehren in mich aufnehmen.

Hmm... sagt man jetzt Heil oder sowas? Du weißt ich habe noch nie gebetet, ich hoffe dennoch auf ein Zeichen durch dich, denn ich weiß nicht weiter.


Als er die Augen wieder auftat sah er ein schwarzes Tier im Unterholz verschwinden. Seine Sachen raffend eilte er ihm hinterher, einen Tag und eine Nacht versuchte er das Tier zu stellen, ehe er am Ende seiner Kräfte zusammenbrach. Als er am nächsten Morgen aufwachte stellte er fest, dass er kurz vor einer kleinen Stadt an der Küste zu Boden gegangen ist.
In der Stadt angekommen wurde er im Gasthaus von einem alten Mann in pechschwarzer Robe angesprochen, als habe dieser ihn bereits erwartet. Vielleicht predigte der Mann auch, flüsternd und stets um einen Blick zur Tür bemüht, zu jedem vom allmächtigen Panthergott und es kam Juan nur so vor, dass sich hier etwas zutrug das das Schicksal für ihn bestimmt hatte. Von diesem Mann lernte er jedoch ein wenig über die Allmacht Alatars, von seiner missgünstigen Mutter und seinem übervorteilten Bruder. Davon wie schwer es für den Panther gewesen ist diese Ungerechtigkeit zu beseitigen, und wie unverständig die Menschen dem gegenüber waren.

Drei Tage lang lauschte Juan jeden Abend in der Taverne den Erzählungen des Mannes, und nach und nach kamen die Erinnerungen an das wieder, was er vor sovielen Jahren im Tempel der Temora gelesen hatte. Eine Laune des Schicksals, dass genau dieser Bund heuchlerischer Frevler ihn jetzt seinem Gott näherbrachte.

Auf Anraten des alten Mannes, nach dessen Namen zu fragen Juan ganz vergessen hatte, buchte er am vierten Tag nach seiner Ankunft eine Passage vom Festland auf eine Insel namens Gerimor. Hier sollte er, so der Gerobte, weiter nach seiner Bestimmung forschen, und seinen Glauben festigen. Er seie „auf dem richtigen Weg, und könne noch größte Freude empfinden, wenn er sich nur durch Hingabe und Glauben die Liebe Alatars verdiene.“


Und so brach ein 22jähriger Mann, vom Leben schwerst gezeichnet, auf um den wahren Glauben zu erlernen und an andere weiterzugeben, damit sie nicht so getäuscht wurden wie er es einst ward. Den prunkvollen Degen hat er vor der Überfahrt versetzt, denn zwei Dinge waren ihm inzwischen klargeworden: Er würde nie wieder so fechten können wie er es einst gelernt hatte. Und wenn er Alatar nicht in der Streitmacht dienen könnte, so würde er alles dran setzen, seine Lehren mit dem Wort in die Herzen der Menschen zu tragen.
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Juan Hernandez





 Beitrag Verfasst am: 24 Dez 2006 18:41    Titel:
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((Jetzt verstehe ich, wieso alle immer Probleme damit haben, mit dem richtigen Char zu posten -_-.
Vielleicht kann ein freundlicher Moderator ja den Thread löschen?))
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