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Folge dem Licht
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Selina Talmar





 Beitrag Verfasst am: 11 Dez 2006 15:12    Titel: Folge dem Licht
Antworten mit Zitat

Sehnsüchtig blickte das junge Mädchen durch ein Loch im Dach in den Nachthimmel und zu den Sternen hinauf. So weit waren sie weg und so verheißungsvoll. Doch auch so unerreichbar. Leise seufzte sie auf und Tränen schimmerten im schwachen Licht des Mondes und des verlöschenden Feuers in den dichten dunklen Wimpern der Frau. Sie war eingesperrt in einem modrigen Loch ohne Chance ihre Träume zu erfüllen. Neben ihr lagen an die 10 Geschwister, vielleicht waren es auch mehr, alle jünger die ältere Schwester, die bis vor kurzem noch da gewesen war, war von ihrem Vater verheiratet worden und kam nicht mehr. Ihr Mann behandelte sie, wie es der Vater getan hatte. Beide waren sie Brutal, versoffen und total verkommen. Frauen waren für sie nichts als Dienstmägde. Gut genug um zu putzen zu kochen und die Bedürfnisse der Männer zu befriedigen, wobei sie unzählige Nachkommen in die Welt setzten. Ob eines davon starb, war egal, das nächste kam mit Sicherheit.
Und anders erging es Selina auch nicht. Ihre Mutter war im Kindbett zusammen mit dem Kind gestorben. Und nun musste Selina die Aufgaben erledigen. Sie schuftete vom Morgengrauen bis spät in die Nacht. Putzen, waschen, kochen und sich noch um die Geschwister kümmern und das Tag ein Tag aus. Sie hatte es satt. Es musste auch etwas anderes geben, als dieses Denken in diesem stinkenden, zerfallen, Müll überladenem Dreckloch, dass sich Dorf nannte. Die Herrschaft, der das Land und das Dorf gehörten, interessierte sich nicht für die Zustände. Und den Bewohnern erst recht nicht, sie waren so verdorben, dass es ihnen nicht auffiel. Doch Selina, hatte früh gelernt, dass sie nicht in dieses Dreckloch passte. Sie war anders. Klein und zierlich, mit einem überwachen verstand. Sie hatte die Kutschen beobachtet, die durch das Dorf fuhren. Sie hatte gesehen, dass es ein anderes Leben gab.
Manche Schmuckstücke, der Reisenden, glänzten wie die Sterne am Himmel. Und seit dem waren Sterne, Sonne und Mond, für sie der Inbegriff von Freiheit geworden. Aber auch die Unerreichbarkeit jener, faszinierte sie. Der Blick zum Himmel hoch schenkte ihr Kraft. Irgendwann würde sie sich die Sterne holen.
Sie hatte nun ihren 14 Winter erlebt und immer mehr kroch die Angst in ihr hoch, das gleiche Los teilen zu müssen wie ihre Schwester. Sie wollte nicht verheiratet werden, sie wollte selber wählen. Wieder blickte sie durch das Loch im Strohdach. Verheißungsvoll glitzerte es über ihr. Weglaufen, einfach dem Licht folgen, welches am morgen über das Land kroch, warum nicht?
Der einzige Wermutstropfen, waren ihre Freunde, die einzige Familie im Dorf die anders war. Sie besaßen einen Hof außerhalb des Dorfes, zu welchem Selina oft heimlich gerannt war, wenn sie es zu Hause nicht mehr ausgehalten hatte. Die Familie war so ganz anders als Selina es von zu Hause kannte, sie mochten sich untereinander, die Mutter musste sich nicht tot schuften und sie waren nicht so bettelarm. Sie gingen freundlich miteinander um und halfen sich. Das kleine Mädchen wie die junge Frau fühlten sich wohl dort und sie durfte kommen, wann sie wollte. Sie wurde dort einfach akzeptiert, wie sie war. Selina hatte sich mit den Kindern angefreundet und dort eine Familie gefunden, die ihr halt gab, ihr eigenes Leben zu ertragen. Doch auch sie würde sie zurücklassen. Deshalb zögerte sie noch. Wenn sie jemandem aus diesem Dorf geheiratet hätte dann Nassis. Aber sie hatte es ihm nie gesagt. Warum sollte sie auch? Sie würden sich sicherlich wieder sehen. Sie wussten ja wohin es die kleine zog. Immer zum Licht.
Leise kroch sie von dem notdürftigen Lager hinunter und schlüpfte in ihr zerrissenes Kleid. Kurz knarrte die Tür und sie war fort. Nie wieder würde sie zurückkommen.
Den Rest der Nacht hastete sie durch den Wald, fort einfach nur fort.....


Zuletzt bearbeitet von Selina Talmar am 11 Dez 2006 19:35, insgesamt einmal bearbeitet
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Selina Talmar





 Beitrag Verfasst am: 11 Dez 2006 19:30    Titel:
Antworten mit Zitat

Zwei Jahre waren vergangen, seit jener Nacht.
Selina hatte sich irgendwie durchs Leben geschlagen und war zu zweifelhaften Fähigkeiten gelangt. Sie lebte nicht allzu fern der Heimat, mit einem jungen Mann zusammen. Sie war ihm kurz nach ihrem Weglaufen begegnet. Um genauer zu sein, war sie ihm geradewegs in die Arme gelaufen. Der wind hatte ihr die langen Haare ins Gesicht geweht und sie hatte den Kopf gesenkt um sich besser vor dem beißendem Wind zu schützen, da passierte es, sie rannte gegen etwas. Erschrocken hob sie den Kopf und blickte in amüsiert blitzende, strahlend blaue Augen. Sie kamen ins Gespräch. Irgendwann nahm er sie einfach an die Hand und sagte ruhig, als sie sich wehrte: „ Wir reden im trockenem weiter, das Wetter ist ja tödlich, wenn man ihm zulange ausgesetzt ist“ Sie sträubte sich und wollte weg von ihm, sie traute ihm nicht. Doch er zog sie einfach mit sich. In seiner Behausung angekommen, vergaß sie jedoch schnell alle Zweifel. Sie hatte sich einfach die Falsche Jahreszeit ausgesucht und fühlte sich seit Tagen schon wie ein Eiszapfen. Eng kauerte sie sich an das hell lodernde Feuer. Es war ein Licht im Dunkeln, denn sie wusste schon seit einiger Zeit nicht mehr wo lang sie gelaufen war. Später stellte sich heraus, dass sie oft im Kreis gelaufen war und sich verirrt hatte. Lange redeten sie in dieser Nacht und den nächsten Morgen noch. Selina genoss die Aufmerksamkeit und das Interesse. Sogar ein Bad hatte er ihr ermöglicht. Und zum ersten Mal konnte sie ihr Spiegelbild betrachten. Die Wohnung des jungen Mannes war gemütlich und üppig ausgestattet, erst viel später kam Selina dahinter, womit er sein Geld verdiente, doch es störte sie nicht. Im Gegenteil sie half ihm. Sie lenkte Männer durch ihr aussehen ab und lernte mit ihnen zu spielen. Sie lernte ihre reize zu gebrauchen, die sich immer deutlicher unter ihrer Kleidung abzeichneten. Er überhäufte sie dafür mit neuen Gewändern, wunderschöne weit schwingende Kleider, und Schmuck für ihre Haare. Nichts war kostbar aber sie liebte diesen Tand einfach. Später wurden sie gewagter, gingen in Menschenmengen hinein und gingen ihrer Tätigkeit nach. Selina fühlte in dieser Zeit wie sie vor Leben sprudelte. Angst kannte sie nicht. Er zeigte ihr alles was er wusste und fand in ihr eine gelehrige Schülerin, die ihn bald an Geschicklichkeit übertraf. Es dauerte nicht lange und sie wurde seine Geliebte. Und er nutze Schamlos die Naivität ihres Alters aus.
Doch alles was sie erlebte und was sie sah konnte ihr nicht die Sehnsucht nehmen, nach den Sternen. Oft saß sie am Fenster und starrte in die dunkle Nacht zum Himmel. Am Tage lag sie außerhalb der Stadt, in der sie lebte, im Gras und schaute in den Himmel und auf die Schatten, die die Wolken auf die Wiese malten. Ihr Leben war erträglicher aber nicht was sie sich wünschte. Immer öfter schlich sich in die grünen Augen der jungen Frau Sehnsucht und Traurigkeit. Immer häufiger verbrachte sie ganze Tage außerhalb der Stadt, weil sie sich von den Mauern eingeengt fühlte. Doch was sie nicht wusste, war, dass ihr Geliebter sie beobachtete und längst verstanden hatte, was sie bedrückte. Jahre später wusste sie, das niemand ihr Wesen so gut verstanden hatte, wie er. Er hatte jede Regung in dem chaotischen Geist der jungen Frau verstanden. Sie war nicht rechtschaffend, aber sie war auch nicht ohne Skrupel. Sie missachtete gutem Gewissen die Gesetze, aber nahm nie mehr als sie brauchte.
Sie hatte alles was sie wollte und doch war es nicht genug.
Irgendwann, es war fast ein Jahr vergangen, seit der ersten Begegnung, kam sie bis auf die Knochen durchnässt nach Tagelanger Abwesenheit wieder in die Wohnung. Er machte ihr keine Vorwürfe, half ihr aus den nassen Sachen. Und wärmte sie am Feuer mit heißem Wein eingekuschelt in eine Decke. Viel später kam er auf ihre Unruhe zu sprechen und ihre Sehnsucht. Sie konnte nicht leugnen, dass er Recht hatte mit seiner Vermutung, dass sie tief in ihrem Herzen etwas ersehnte, was unmöglich war zu bekommen.
Doch merkwürdiger Weise lachte er nicht, als sie ihm sagte, dass sie die Sterne erreichen möchte, dass sie für sie Freiheit und Erfüllung aller wünsche bedeuten. Er legte ihr nur den Finger auf den Mund und raunte ihr leise ins Ohr: „Ich weiß, ich hab dich beobachtet, aber es gibt eine Möglichkeit, dass du sie immer bei dir trägst.“ Sie war neugierig, was er meinte und willigte ein, aus dem Verlangen heraus, ihrer Sehnsucht etwas näher zu sein.
Doch was folgte, war erst einmal ein Gemisch aus Schmerzen und Vergnügen. Sie wusste nicht, dass er es verstand mit Nadeln und Farbe umzugehen. Er hatte ihr kurz erklärt was er vorhabe. Sie hatte eingewilligt. Und bei loderndem Feuer und zarten Berührungen stach er ihr Bilder in die Haut. Von ihrem Nabel wunden sich verschlungene und verschnörkelte Linien über ihren Bauch und ihre Brust. Er erschuf Sterne, Sonnen, Monde, Irrlichter, Wolken, Bäume und Tiere, alles was von Bedeutung für sie war und was sie kennzeichnete, ihr Wesen, ihren Charakter. Alles zeichnete er in abstrakten Formen und nur mit viel Fantasie zu erkennen. Er erklärte ihr dazu: „So chaotisch wie dein Wesen ist, so sollen auch die Formen auf deinem Körper sein, nur wer dich richtig kennt, wird sehen was die Zeichnungen bedeuten“. Alles deutet auf ihren Freiheitsdrang hin, ihre Sehnsucht nach dem Unerreichbaren und ihrem zwiespältigen Wesen, ihre Lust am Spiel und vieles mehr.
Es dauerte Tage bis er fertig war. Er verband das Bild auf Bauch und Brust mit den Schultern, an welchem er das Bild fortsetze und von dort wand sich eine Linie zu ihren Händen, die das Bild vollendeten. Als die Schwellungen, die durch das Tätowieren entstanden sind, abgeklungen waren, betrachtete sie sein werk im Spiegel und strahlte über das ganze Gesicht.
Vorsichtig strich sie über die Linien, als könne sie sie verwischen. Doch sie waren für alle Zeit in ihre Haut gestochen. Niemand konnte ihr das je wieder nehmen. Diese Sterne gehörten ihr. Doch nun war es schwieriger ihrer Tätigkeit nachzugehen. Ein Spiel, war mit mehr Gefahr verbunden, da die Zeichnung ihrer Haut einmalig war, jeder würde sie wieder erkennen. Aber genau das gab dem Spiel mehr reiß. Sie brauchte nur die Linien sichtbar lassen, oder nur erahnen lassen, durch dünnen Stoff und die Männer vergaßen alles um sich herum. Zumindest die Meisten. Kein Licht kommt ohne Schatten aus. Und so folgte auch auf das Licht, welches die junge Frau zu erfüllen schien, ein dunkler Schatten. Durch Leichtsinn und Prahlerei kam ihr Geliebter einige Monde nach der Vollendung der Zeichnungen ums Leben. Er wurde durch einen Pfeil eines Konkurrenten unterhalb des Herzens getroffen. Der Mann war neidisch auf seinen Erfolg, neidisch auf die Gefährtin. Er hätte es überleben können, aber er wurde dazu noch wegen Diebstahl angezeigt, was seinen Tot bedeutet hat. Er wurde nach einem kurzen Prozess gehängt. Ihm wurde einfach zuviel angelastet und die Bevölkerung war unzufrieden und brauchte einen Sündenbock. Für Selina ging damit eine Zeit zu ende. Sie suchte viele ihrer Sachen und ihres Besitzes zusammen und verschnürte alles zu einem Packet. Einige Kostbarkeiten, verbarg sie unter ihrer Kleidung, so wie einem Dolch.
Unbewusst schlug sie den Weg in ihre Heimat ein. Erst als sie die Dächer des Dorfes sah wusste sie, warum sie diesen Weg eingeschlagen hatte. Doch in das Haus ihrer Eltern zog sie nichts zurück. Sie suchte ihre Freunde auf und das Wiedersehen war stürmisch und freudig. Langezeit schwieg sie, was sie getrieben hatte, doch irgendwann kamen die Freunde dennoch dahinter. Begeistert waren sie nicht, doch so wie sie Selina früher akzeptiert hatten, taten sie es nun auch. Doch leider wussten sie wenig mit den Linien auf ihrer Haut anzufangen, sie konnten die Sterne und sonnen deuten, aber der Rest ließ sie im Dunklen. Aus irgendeinem Grund stimmte es sie traurig. Vielleicht hatte sie mehr erhofft oder erträumt. Aber das Wiedersehen reichte aus, dass sie ihr Herz verlor.
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Selina Talmar





 Beitrag Verfasst am: 01 Jan 2007 13:34    Titel:
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Grau und Nebelig kroch der Morgen durch die Straßen des kleinen Dorfes und offenbarte die Überreste der Nacht. Dort stritten sich Katzen, in der Nähe des Wirtshauses lag ein Betrunkener und schlief seinen Rausch aus. Die ersten Mägde der reicheren Leute machten sich auf den Weg zur Arbeit, aber im Großen und Ganzen schlief das Dorf noch in seiner gewohnten Ruhe, selbst die Hähne krähten noch nicht, dafür war es einfach zu früh. Doch im Wirtshaus öffnete sich ein Fensterladen und das blasse Gesicht einer jungen Frau zeigte sich am Fenster. Sie rieb sich die Augen und blickte auf das Dorf unter sich. Spöttisch verzogen sich ihre Lippen, wie jedes Mal wenn sie sich über etwas amüsierte oder es verachtete. In diesem Fall war es beides. Sie amüsierte sich über die Stumpfsinnigkeit der Bürger und verachtete sie zu gleich. Jeden Morgen hatte sie das aufwachende Dorf, in dem sie aufgewachsen war und in das sie zurückgekehrt war, beobachtet. Jeden Morgen hatte sich ihr das gleiche Bild gezeigt, nur das es nicht mehr Sommer war sondern Herbst geworden war. Und wie jeden Morgen fragte sie sich, was sie hier suchte. Sie war als eine Fremde wiedergekommen, doch schon nach kurzer Zeit hatte sich herumgesprochen wer die Fremde war. Neidische Blicke folgten ihr anfangs von anderen jungen Frauen, lüsterne von den Männern. Sie genoss das Aufsehen, was sie erregte, auch wenn sie sich selber nicht für sehr attraktiv oder gar hübsch fand. Mehr denn je gewöhnte sie sich in den ersten Tagen das spöttische Lächeln an, welches nur noch selten ihre Züge verließ. Sie galt schnell als eingebildet und Arrogant, aber das ignorierte sie einfach. Auch ihr verhasster Vater hatte irgendwann gehört, wer da im Wirtshaus wohnte. Der Abend an dem er es bemerkte, gehörte zu den peinlichsten in dem Leben der jungen Frau. Er tobte durch das Wirtshaus, beleidigte sie und versuchte sie zu letzt mit nach Hause zu zerren, damit sie wieder das tat, weswegen sie weggelaufen war. Er hörte erst auf, als seine Tochter im mit einer schnellen Bewegung einen Dolch an den Hals hielt. Ohne auf die anderen Gäste zu achten, schleuderte sie ihm ihren ganzen Hass entgegen. Bis sie zuletzt leise und drohend zischte:
Sieh dich vor. Eine Bewegung in meine Richtung und du hast dich zum letzten Mal gerührt und die Hand gegen eine Frau erhoben. Komm mir nicht mehr zu nahe

In ihren Augen funkelte zum ersten Mal nicht nur Kälte und Hass sondern, pure Lust dem Verlangen nachzugeben, den Dolch tief in den Hals des widerlichen Mannes zu rammen und sich so zu erlösen. Auch ihr Vater musste ihren Blick verstanden haben und sank auf die Knie. Sie wich angewidert zurück. So erbärmlich konnte er nicht sein, das er an dem hing was er Leben nannte. Doch sie hatte vergessen, wie verkommen er war und wie dumm. Er flehte tatsächlich um sein Leben, doch im gleichen Moment versuchet er ihr den Dolch zu entreißen.
Doch seine Bewegung war zu langsam. Sie sah sein vorhaben schon an seinem Lächeln, es war das Lächeln eines siegesgewissen Tölpels. Sie trat spöttisch lächelnd zur Seite und stach zu. Sie hatte nicht vor ihn zu töten, dafür war er ihr einfach zu erbärmlich. Sie ritze ihm nur den Arm etwas ein. „ Ich warne dich, lass mich in frieden, oder ich steche wirklich zu“, zischte sie ihm zu und drehte sich um. Entgeistert blickte er ihr nach. Später in der Nacht, versuchte er es dennoch noch einmal, sie zurück unter seine Fuchtel zu bringen. Er war zu bequem um sich die Gelegenheit nehmen zu lassen, wieder eine willige Dienstmagd zu haben. Doch er war zu dumm, um zu sehen, dass sie alles andere als willig und gefügig war. Sie war noch einmal hinausgegangen auf die Straße und hinaus aus dem Dorf zum Hof der Saldorians. Sie hatte sich lange mit den Burschen unterhalten, doch noch immer fand sie in ihnen nicht das was sie erhoffte. Was sollte sie noch machen. Von sich aus würde sie nicht anfangen zu reden, was sie empfand. Sie machte es Nassis eh schon leicht, aber irgendwie schein er sie nicht wirklich zu bemerken, zumindest hatte sie immer das Gefühl. Tief in Gedanken schlenderte sie zurück, zu ihrem Zimmer, noch konnte sie es sich leisten. Doch irgendwann würden ihre Besitztümer sich dem Ende neigen, wenn sie sich nicht neue besorgte. Aber sie wusste ja wie sie überleben konnte, selbst in so einem Nest wie diesem hier. Und sie war heilfroh, von ihrem verstorbenen Liebsten auch den Umgang mit dem Dolch erlernt zu haben. Leicht regte sich bedauern in ihr, sie hatte ihn wirklich gemocht, wenn nicht sogar geliebt, sie hatten nie über ihre Gefühle gesprochen und es einfach als Selbstverständlichkeit hingenommen. Doch er war gehenkt worden, zumindest dazu verurteilt worden. Sie wollte sich nicht die Hinrichtung ansehen. Aber sie glaubte nicht, dass er eine Chance hatte zu fliehen, wenn er eine hatte, so würden sich ihre Wege sicher wieder kreuzen.
Sie schreckte aus ihren Gedanken auf, als sie in ihrer Nähe ein Geräusch hörte. Sie blieb stehen und lauschte in die sommerliche Nacht. Da war es wieder, das aufgeregte Keuchen einer beleibten Person und der erbärmliche Versuch sich anzuschleichen, wobei die Schritte der Person deutlich zu hören waren. Sie tastete instinktiv nach ihrem Dolch, der sich in einer Falte ihres Rockes verbarg. Dann ging sie leise summend weiter, der Person, die sich anschleichen wollte, das Gefühl gebend, leichtes Spiel zu haben. Und ihre Berechnung ging auf. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und versuchte sie herum zu drehen und eine andere versuchte ihren Arm zu greifen und auf ihren Rücken zu drehen. Sie drehte sich herum und stach zu. Ihr begegnete der überraschte Blick eines Mannes und sie wusste sie hatte ohne zu zielen getroffen. Sie ging einen Schritt zurück und zog den Dolch heraus. Dann erst betrachtete sie den Mann. Er hatte eine blutende Wunde auf der rechten Seite des Brustkorbes oberhalb des Zwerchfelles, aber er lebte. Keuchend ging sein Atem, aber er schien noch genug Luft zu haben um sie zu verfluchen, dann taumelte er vom Alkohol und durch den Blutverlust davon.
Sie ging weiter, es interessierte sie auch nicht wer es war. Aber sie ahnte es. Doch sie traute ihm nicht zu den Mund aufzumachen und sie anzuzeigen, aber selbst wenn, wer würde jemandem glauben, der bis zum Himmel nach Alkohol stank.
In ihrem Zimmer angelangt hatte sie den Vorfall schon fast wieder vergessen. Und hing wieder ihren Gedanken nach.
Das war mittlerweile fast zwei Monate her. Ihr Vater war ohne viel aufsehen beerdigt worden und es interessierte schlichtweg keinen wer ihm die Wunde zugefügt hatte.
Selina hatte ab und an über den Vorfall nachgedacht. Sie bereute es nicht, sie hatte ihn schließlich eindeutig gewarnt. Und dennoch war dies nicht der Weg den sie gehen wollte. Denn dieser Weg führte sie nicht zu den Sternen, aber er brachte ihr die ersehnte Freiheit, zumindest zu einem Teil.
Auch an diesem Morgen fiel ihr die Nacht wieder ein. Nie würde einer ihrer Freunde verstehen was sie getan hatte und warum. Den einzigen Menschen der jede ihrer Regungen verstanden hatte, hatte sie verloren und noch keinen gefunden, der sie auch nur annähernd so gut verstanden hatte.
Wieder glitt ihr Blick über das Dorf. Und plötzlich erhellte ein strahlendes Lächeln ohne jeglichen Spott ihr Gesicht. Ein Lichtstrahl brach durch den Nebel und erzeugte ein glitzerndes Spiegelbild auf dem See. Das Licht glitzerte verheißungsvoll, doch war es in eine andere Richtung als sie sich erhoffte. Und merkwürdiger Weise fühlte sie den Wunsch in sich dem Licht zu folgen. Doch das hieße wieder alles zurück zu lassen. Nur hier schien sie nicht zu finden was sie wollte. Die Sterne waren so unerreichbar wie eh und je. Lächelnd strich sie über die Linien an ihrer Hand.
Das letzte was von ihr in diesem Dorf gesehen wurde, war ein Brief, er klemmte unter der Tür der Saldorians.

Meine Freunde,
ich finde hier nicht was ich suche.
Verzeiht mir, dass ich wieder ohne ein Wort zu sagen, verschwunden bin.
Aber ihr wisst wohin es mich zieht, immer dem Licht nach.
Ich hoffe unsere Wege kreuzen sich erneut.
Es tut mir leid.

Selina


Nur etwa vier Monate hatte sie es in ihrem Heimatdorf ausgehalten. Und sie sollte nie wieder zurückkehren. Nicht ein einziges Mal hatte sie zurück geblickt an diesem Morgen. Sie wusste was sie sehen würde. Ein von Nebel verhangenes Dorf, in dessen Gassen fast immer dämmriges Licht herrschte. Sie blickte nur nach Vorn. Vor ihr hatte sich die Sonne schon den Weg durch die Wolken gebahnt und der Weg lag strahlend vor ihr.
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Selina Talmar





 Beitrag Verfasst am: 12 Jan 2007 14:02    Titel:
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Wieder einmal hatte sie die Falsche Jahreszeit erwischt um fort zu gehen. Eisig pfiff der Wind durch ihre Kleidung und zerrte an den langen Haaren der jungen Frau. Sie schlang den Schal um ihren Kopf und ihren Mund. Sie verfluchte sich selber, doch sie ging weiter und weiter. Immer in die gleiche Richtung. Denn bisher hatte sie kein neues Licht gesehen dem sie folgen konnte. Seit Tagen, war der Himmel Wolken verhangen und grau. Und die Wolken sahen nach Schnee aus. Selinas Gedanken wanderten zu dem Tag vor drei Jahren zurück, als sie Arsen über den Weg gelaufen war. Jenen geheimnisvollen Fremden, der sie zu sich genommen hat und sie unterrichtet hat. Diesmal würde sie nicht plötzlich vor ihm stehen. Sie vermisste ihn. Seine Wärme, seine Augen, seinen Spott in der Stimme. Doch sie machte sich keine Hoffnungen, er war tot. Sie hatte das Urteil gehört, Tot durch den Strick. Die Zelle war gut bewacht, er hatte wenig bis keine Chance zu entkommen. Energisch wischte sie die aufkommenden Tränen weg.
Sie hatte nie zurück geblickt, warum tat sie es jetzt?
Vor sich sah sie ein Gebäude aufragen. Inständig hoffte sie es sei eine Scheune, denn sie sehnte sich nach ruhe und wärme. Im Freien konnte sie sich nicht mehr schlafen legen. Und Licht sah sie derzeit auch nicht. Alles war grau und dunkel und trist. Nichts was Hoffnung barg. Ihr Glück hatte sie noch nicht verlassen, vor sich sah sie eine Scheune. Schnell ging sie darauf zu und stahl sich leise in das Innere und schlüpfte ebenso leise auf den Heuboden und ließ sich ins Heu fallen.
Wie lange war sie jetzt schon wieder unterwegs. Ein Monat, vielleicht auch schon zwei. Sie hatte die Zeit vergessen und sich schon weit von zu Hause entfernt. Allerdings hatte sie daran festgehalten nicht zurück zu sehen. Kein einziges Mal hatte sie sich umgedreht. Nur drei oder vier Mal, weil sich ihr Wegelagerer nähern wollten, für die die junge Frau ein leichtes Opfer war und versprach, die Nacht zu erwärmen. Doch sie irrten. Jedes Geräusch drang an das Ohr der jungen Frau. Nie war sie so in Gedanken, dass sie ihre Umgebung nicht mehr wahrnahm. Schnell waren ihre Bewegungen, geübt und erbarmungslos. Ein Instinkt hielt sie am leben. Und sie ging sprichwörtlich über Leichen um ihren Weg zu beschreiten. Die Wegelagerer die ihr begegneten, sorgten für ihr überleben, allerdings für einen hohen Preis für die Wegelagerer. Die Überraschung in deren Gesichtern war faszinierend, zumindest solange bis der Blick brach und sie zusammen sackten. Sie empfand keine Reue. Sie folgte einfach nur ihrem Weg.
Langsam schwand auch das Licht aus der Scheune und leise hörte Selina wie es im Stroh raschelte. Vor dem kleinem Fenster im Dach Tanzten die ersten Flocken. Der nächste Tag würde beschwerlich werden. Erschöpft streckte sich die junge Frau aus und fiel schließlich in einen leichten Schlaf.
Erschrocken und mit dem Dolch in der Hand fuhr sie auf als in der Nacht jemand durch das Heu schlich und unglücklicher Weise über die junge Frau viel. Erschrocken hob der Unglücksrabe seine Lampe, die zum Glück heil geblieben war. Es war eine junge Frau mit roten Haaren, etwas älter als Selina selbst. Entsetzt starrte jene auf den Dolch, der sich auf ihre Kehle richtete. Ihre haare waren nass vom Schnee, sie sah so aus als suche sie selber Unterschlupf. Ihre Kleidung war Armseliger, als die Selinas. Selina ließ den Dolch sinken und brach in Lachen aus, Erleichterung klang darin mit. Die andere blickte sie verdutzt an und lachte dann doch mit.
Lange redeten die jungen Frauen danach noch. Beide suchten sie ihren Weg, beide hatten etwas gemeinsam. Doch Selina blieb Laya nach dieser Nacht ein Rätsel, wie auch lange danach noch. Selina schien keine Skrupel zu haben und einfach gerade ihren Weg zu gehen aber das rätselhafteste sollte Laya erst am nächsten Morgen sehen. Doch war in dieser Nach unverkennbar, dass sich die beiden verstanden und ihren Weg gemeinsam fortsetzen wollten. Laya suchte jemanden der sie als Kriegerin ausbildete. Selina rümpfte die Nase, aber sie sagte nichts.
Am nächsten Morgen stapften sie zusammen durch den mittlerweile kniehohen Schnee. Eisern trotzten sie dem Wetter. Laya betrachtete skeptisch, wie Selina trotz ihrer Jugend ihr leben meisterte. Doch immer wenn sie fragte, woher Selina das konnte und gelernt hatte, hing ein dunkler Schatten um deren Gesicht und sie schwieg. Sie rasteten in einem Gasthof und Laya konnte die junge Frau ohne Schal und Hnadschuhe sehen. Sie war verwundert über den Spott im Gesicht der jungen Frau ebenso über die Tätowierungen an den Händen. Doch erst später sollte Laya erfahren wie Selina zu den Tätowierungen kam.
Doch nicht nur das war ungewöhnlich, Selina schien zu bekommen was sie wollte. Sie hatte keinerlei Gewissensbisse. Sie flirtete mit Männern und bekam ein Essen umsonst. Sie öffnete nur etwas das Kleid und bewegte sich geschmeidig und die Männer hingen an ihrer Gestallt, aber sie ließ niemanden an sich heran. Sie versprach, aber sie hielt es nicht. Sie war vollkommen uneinschätzbar und chaotisch, dennoch mochte Laya die junge Frau, die ihr so unverhofft begegnet war.
Lange zogen sie zusammen durch die Gegend, die eine machte der anderen das Leben leichter, zusammen wanderte es sich gemütlicher und einfacher. Sie scherzten und lachten. Und ganz langsam kam Laya hinter die Schatten Selinas. Zu erst war sie erstaunt und erschrocken, doch sie hatte in den letzten Tagen auch festgestellt das Selina gute Eigenschaften hatte. Sie tat niemanden etwas, wenn es nicht sein musste. Es amüsierte Laya sogar, wie sie spielte, wie die Männer darauf hinein fielen, doch selber wollte sie nie zu solchen Mitteln greifen, ihr kam es nicht richtig vor. Sicher sie hatten genug zu essen und genug Geld, doch zu welchem Preis. Selina scherte sich nicht um ihren Ruf, sie tat alles mit kalter Berechnung, aber Laya war auch klar, dass Selina noch weit aus schlimmere Abgründe in ihrem Leben hatte, die sie nicht preisgab, doch schien die junge Frau keine Reue zu empfinden. Und nie blickte sie zurück. Laya konnte sich verteidigen, dafür brauchte sie niemanden an ihrer Seite, aber was sie nicht konnte, war sich so vollkommen sicher zu fühlen, wie Selina es tat. Zweifel hatten einfach keinen Platz. Langsam gewöhnte sich Laya an diese Einstellung und eignete sie sich ebenfalls an, es fiel ihr immer leichter einfach gerade aus zu gehen, als ständig zu überlegen. Sie war dennoch vorsichtiger als Selina, was auch der jüngeren hin und wieder zu Gute kam. Egal ob nun durch Vorsicht oder durch Selinas Gespür, sie schafften es zu Zweit, viele Gefahren auf ihrem Weg zu bewältigen, sich ihnen zu stellen.
Langsam wurde es Frühling und wärmer. Und Selina suchte immer öfters den Himmel ab. Sie war wieder unruhig. Immer wieder deutete sie in eine Richtung, in der es besonders hell war, oder in der ein Stern heller war als alle anderen. Sie folgte einem ganz bestimmtem Ziel und ging diesem Weg, komme was wolle nach, ob Querfeld ein oder über die Straße. Und siehe da sie kamen wirklich in eine große Stadt. Selinas Augen leuchten sofort heller, als sie die vielen Menschen sah. Hier konnten beide erst einmal suchen, was sie ersehnten.
Vielleicht war dies das Ende ihrer Reise, vielleicht auch nicht, oder nur für eine.
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Selina Talmar





 Beitrag Verfasst am: 16 Jan 2007 15:20    Titel:
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Langezeit blieben die Beiden in der Stadt. Doch jede ging ihre eigenen Wege. Und dennoch teilten sie sich eine Wohnung. Selina war oft Tage lang unterwegs, was sie genau machte wusste Laya nicht, wenn sie ehrlich war, wollte sie es auch gar nicht wissen. Sie hoffte für die jüngere nur, dass sie nicht in Schwierigkeiten kam. Denn sie konnte sich denken, womit Selina ihre Zeit vertrieb. Das Gold, was sie hatte, sprach für sich. Laya hatte hin und wieder auf der Reise versucht Selina ins Gewissen zu reden, aber die junge Frau schien kein Gewissen zu haben. Nur wenn sie an Konsequenten erinnert wurde, regte sich so etwas wie ein Schatten im Gesicht der jungen Frau. Sie weinte nicht, aber sie trauerte sichtbar um etwas. Aber nach wie vor, wusste Laya nicht genau, was es war. Sie wusste nur, es hatte ihr Leben aus der Bahn geworfen und Selina war seit dem einsam obwohl sie Tag ein Tag aus von Männern umlagert war, die das Interesse der jungen Frau wecken wollten und doch niemanden kam sie näher, nicht um ihr Leben zu teilen, sondern nur um sie zu erleichtern oder zu spielen. Niemand durfte sich ihr ungebührlich nähern niemandem gehörte ihr Herz. Sie schien in dieser Hinsicht vollkommen kalt zu sein, nahe zu erstarrt. Und viele der Männer hätten ihr ein gutes Leben bieten können, aber sie wollte nicht. Es war so schon schwer genug zu der jungen Frau vorzudringen, dass Laya sich angewöhnt hatte, abzuwarten bis Selina von sich aus erzählte. Und nach und nach kam heraus, warum die junge Frau in jedem Mann nur das Gold sah und mehr nicht.
Wenn es jedoch nicht gerade um sie und ihre Gefühle ging, konnte man sich nach wie vor Stundenlang mit ihr Unterhalten. Laya machte sich Sorgen, aber sie hatte auch gesehen, wie Selina lebte. Es tat ihr weh, dass die Freundin mit jedem Tag das Leben reizte, fast so als wolle sie erwischt werden, als wolle sie Sterben. Und doch strahlten ihre Augen ungebändigte Lebenskraft und Freude aus. Selina war in all den Monaten, die Laya sie nun kannte keineswegs durchsichtiger geworden, eher im Gegenteil. Ein Widerspruch traf den Nächsten. Dazu kam ihr gewissenloses Verhalten, der hang zu Gefahr und Irrsinn, all das machte die junge Frau mehr als chaotisch. Es war nicht so, dass sie Gesetze berechnend brach, sie scherte sich einfach nicht darum. Sie hatte schlechte wie auch Gute Seiten. So war Selina sehr freigiebig an jene die weniger hatten als sie, sie brachte kleinen Straßenkindern bei, wie sie sich verteidigen konnten. Sie lachte viel und ihr lachen war ansteckend. Leider war sie viel zu oft woanders mit ihren Gedanken. Laya hatte nicht lange Zeit gehabt sich in der Stadt um die Freundin zu sorgen. Sie hatte einen Meister gefunden, der sie ausbilden wollte. So sahen sich die beiden jungen Frauen recht wenig. Selina ging weiter ihren Zweifelhaften Tätigkeiten nach.
So vergingen etliche Monate, sogar Jahre, die beiden jungen Frauen kamen nach wie vor gut mit einander zurecht, doch Selina war immer öfter einfach weg, Tage sogar Wochenlang.
Wo sie sich herumtrieb, wusste Laya nicht, was sie wusste, war, dass es kein Mann war, bei dem Selina die Nächte verbrachte. Sie war in all der Zeit nach wie vor einsam.
Manchmal hatte Selina dunkel verhangene Augen, doch sie weinte nie, sie schaute nie zurück und sie sprach nicht darüber. Sie war dann wie erstarrt und es schnitt Laya ins Herz. Sicher sie lebten in Wohlstand, die Kleidertruhe Selinas quoll über, niemand hätte geklaubt, welche Abgründe sich hinter der fein gekleideten Frau verbargen, dennoch war Selina nicht zufrieden, sie war unruhig, wollte mehr, mehr erleben, mehr sehen, mehr haben, sie fand einfach kein Maß und reizte das Leben, bis zum äußersten aus. Angst schien ihr fremd zu sein.
Und es kam doch anders, als beide erhofft und sich erträumt hatten. Selina hatte viel angestellt. So mancher fühlte sich arg in seiner Ehre gekränkt, doch niemand hatte die junge Frau angezeigt. Es wurmte die Männer nicht mit einer Eroberung wie Selina prahlen zu können. Sie war wie Eis, was so etwas anging. Sie lockte nach wie vor, aber das war es.
Doch wie immer gab es auch hier Leute, die unbedingt mehr wollten und ihr das Leben nicht gönnten. Besonders einen hatte sie übel getroffen. Sie hatte ihn närrisch gemacht, er war vor ihr auf die Knie gefallen, hatte sie angefleht, ihn doch zu erhören und ihn zum Manne zu nehmen. Selina hatte gelacht, in ihrem Gesicht lag wie üblich ein spöttischer Zug, der zum Ausdruck brachte, wie sehr sie den Mann vor sich verachtete. Sie war schließlich einfach gegangen. Der Mann hatte sich wie ein Narr verhalten und wurde von ihr richtig gedemütigt.
Der Schlag gegen sein Ego war für ihn, wie ein Tritt in die Weichteile. Er kam damit einfach nicht zurecht. Da er einflussreich war, machte er den Einfluss auch gegen Selina geltend und zeigte sie an.
Eine Freundin Selinas, hatte davon gehört und die junge Frau gewarnt. Laya sah Selina beim packen zu. Immer wieder versuchte sie Selina zu überreden nur unter zu tauchen, doch die junge Frau schien von einer Angst besessen, die ihr jegliches bleiben, so wie alle weiteren Worte versagte. Sie wollte nur noch weg, weit weg, wo niemand sie kannte. Sie war wie hypnotisiert. Was sie tief in sich begraben hatte, drang nun an die Oberfläche. Sehr schnell hatte sie ihre wichtigen Besitztümer beisammen und stahl sich in der gleichen Nacht noch tief vermummt davon.
Vieles hatte sie zurück gelassen und der Freundin geschenkt.
Laya sollte lange nichts von ihrer Freundin hören, bis sie sich unverhofft vor den Toren einer großen Stadt wieder sahen. Selina blühte wieder vor Leben, sie hatte zwar auf ihrer Reise alles verloren, doch schien sie sich gut erholt zu haben.
Es war wie immer, Selina kam irgendwo hin und die Welt lag ihr zu Füßen. Wie immer bekam sie was sie wollte, ob nun geschenkt oder selber gekauft. Auch ihr Wesen hatte sich nicht geändert. Doch etwas hatte sich geändert. Selina war rechtschaffend geworden, zumindest ließ das ihr Leben schließen. Doch war sie es wirklich?
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Selina Talmar





 Beitrag Verfasst am: 21 März 2007 20:30    Titel: Gedanken
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Dunkle Wolken peitschten über den Himmel und der Regen fiel in schweren Tropfen auf die Erde. Kaum jemand war auf den Straßen zu sehen und diejenigen, die sich dennoch hinaustrauten, liefen mit gesenkten Köpfen und eiligen Schrittes zu ihrem Ziel, nicht links nicht rechts schauend. So sah niemand die junge Frau die tief im Schatten eines Baumes saß, dessen Zweige fast tief hingen und wenig Schutz boten. Und dennoch saß die junge Frau regungslos dort und beobachtete den Regen. Die Kapuze des Mantels tief ins Gesicht gezogen und die Hände tief in den Ärmeln vergraben. Nasse Strähnen waren ihr ins Gesicht gefallen, doch sie rührte sich nicht.
Doch die Reglosigkeit der jungen Frau täuschte. Ihre Gedanken jagten sich und ganz in Gedanken verloren, spielte sie mit einem Dolch, der neben anderen verborgen in der Kleidung an ihrer Taille hing.

Was ist aus mir geworden? Ich lebe ja, aber wie lebe ich derzeit? Nichts ist mir geblieben und nun wo ich alles verloren habe, verrate ich, was ich bin? Ich bin mir nicht treu geblieben. Und das nur weil ich Angst habe. Diese verdammte Angst, sie lähmt mich. Ich bin einer Gilde beigetreten, die so überhaupt nicht zu mir passt. Und warum? Sie brauchen jemanden wie mich, bringen es aber nicht über die Lippen auszusprechen was ich bin. Ich bin dieser Gilde beigetreten, weil ich hoffte, meinen Träumen näher zu kommen. Allianz des Lichtes. Ein schöner Traum. Die Ziele der Gilde haben mich weiter von meinen Träumen weggebracht als ich je war. Ich kann nicht rechtschaffend sein, ich habe es versucht, wieder und wieder und letzten Endes lande ich da wo ich herkomme. Was mach ich nur? Ich kann nicht bleiben. Ich würde mich selber verraten. Aber gehen? Dann steh ich wieder allein da.
Laya hat ihren Ohren nicht getraut, wo ich gelandet bin. Na ja Arsen würde sich tot lachen, wenn er hier wäre. Arsen. Nein nicht an ihn denken, es ist so lange her. Nichts weißt darauf hin, dass er überlebt hat. Du hast das Urteil gehört, also reiß dich zusammen. Es gibt andere Männer. Aber wo? Niemand konnte bisher deuten was er sah, wenn er meine Tätowierungen gesehen hat, niemand sah tiefer. Selbst die Saldorians und vor allem Salix konnten es nicht verstehen, nicht nachvollziehen. Aber sie sind ein Lichtblick in dieser Düsternis. Ich hätte nie damit gerechnet sie noch einmal wieder zu sehen. Ich war gerade erst angekommen, da sah ich sie schon. Ich hatte nichts mehr, immerhin konnte ich diesen Mangel beheben, nicht einmal mehr Freunde standen mir zur Seite. Und dann in der tiefsten Dunkelheit hab ich die besten Freunde überhaupt wieder gefunden. Salix kam es sehr gelegen, als er mich bei der Allianz wusste, konnte er doch nie nachvollziehen, was ich an meinem Leben mochte, aber er weiß auch nicht alles. Und ich werd ihm nicht alles erzählen, ich kann es nicht. Zu sehr glaubt er an das Gute, ich habe das Gute schon lange nicht mehr sehen können. Doch der unerschütterliche Glaube Salix steckt an, vielleicht kann ich mich ja doch damit abfinden. Nein zu lange versuch ich es schon. Es geht nicht. Alles in mir sträubt sich dagegen. Doch wenn ich länger bleibe, wird aus dem Traum ein gefährliches Spiel. Ich glaubte die Todessehnsucht abgelegt zu haben. Zu oft habe ich den Tod gereizt und bin davon gekommen und jedes Mal nur knapp. Einmal muss mich mein Glück verlassen, aber will ich eigentlich Sterben?
Was habe ich hier denn?
Freunde gut, die will ich nicht verlieren. Verehrer? Auf die kann ich verzichten, keiner reizt mich auch nur im Ansatz, na ja einer vielleicht, aber der hat schnell seinen Reiz verloren. Ich will keine Abenteuer, zumindest nicht solche. Und der Rest? Nun ja, einer ist wie ein treuer Hund, aber nicht mehr. Und eigentlich interessiert mich keiner hier. Manche haben vielleicht interessante Fassetten, aber das war es auch schon. Ich habe allerdings meine Angst überwunden, ich spiele wieder. Es ist zu reizvoll. Aber auch das passt nicht zur Allianz. Warum bin ich da nur hingegangen? Nur wegen des Lichtes? Oder wegen Freunden?
Ich muss von Sinnen gewesen sein. Aber welche Möglichkeit habe ich denn? Ich habe geschworen, der Allianz zu dienen.
Bei den Göttern, was hat mich da geleitet.
Was hätte ich früher getan? Ich wäre einfach gegangen, meinem Weg weiter, aber ich sehe meinen Weg schon lange nicht mehr vor mir. Ich finde das Licht einfach nicht mehr, keinen Wegweiser, keine Intuition. Wann habe ich eigentlich mein Ziel verloren?
An dem Tag als das Urteil fiel? Als ich hals über Kopf das Schiff mit dem merkwürdigem Namen, Nachtflieger, nach Bajard bestiegen habe? Ich weiß es nicht. Ich kann doch nicht so weiter machen und ewig dem hinter her trauern, was ich verloren habe. Wir haben es damals herausgefordert und verloren. Und nun kann ich nichts mehr ändern, seit dem Tag sind 4 Jahre vergangen. Und ich konnte ihn immer noch nicht vergessen. Wie sehr hat er mich geformt, dass ich selbst nach seinem Tod nicht von ihm Loskomme. Das ich weiterhin den Weg gehe, den er mir zeigte, dass ich immer noch anstrebe besser zu werden in meiner Kunst.
Ich glaube ich spüre zum ersten Mal in meinem Leben Reue und ich weiß nicht wie ich dagegen ankomme. Ich bereue, einfach gegangen zu sein. Ich bereue ihm nie gesagt zu haben wie sehr ich ihn liebe und brauche, wie sehr er mein Leben bestimmt, das er mein Leben ist. Ich hätte ihm noch soviel sagen können, warum habe ich es nie getan?
Ich kann es nicht mehr ändern, er ist tot.


Nein sie weinte nicht, auch wenn Wasser über ihre Wangen lief. Sie weinte nie. Doch ihre Augen blickten leer auf das Meer vor sich. Nach endloser Zeit zwang sie sich den Blick vom Meer zu wenden und aufzustehen. Sie war nass bis auf die Knochen, doch in die Allianzfestung wollte sie nicht zurück. So suchte sie etwas Gold zusammen und nahm in der Herberge ein Zimmer, wenigstens wollte sie die Nacht nicht im Regen verbringen und zum Glück hatte das Zimmer einen Kamin in dem ein Feuer prasselte. In der gleichen Stimmung wie sie den Tag verbracht hatte, schlief sie ein und durchwanderte merkwürdige Träume, welche ihr eine unruhige Nacht bescherten.
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Selina Talmar





 Beitrag Verfasst am: 24 Apr 2007 17:39    Titel:
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Einige Zeit war vergangen, seit dem Tag im Regen und sie hatte ihren Entschluss gefasst. Sie war unglücklich in der Allianz. Dies gedachte sie zu ändern. Der Ring lag in ihrer Rocktasche, aber sie schien Rafael nun schon seit Tagen immer wieder zu verpassen. Es war fast so als wolle etwas verhindern, dass sie ihm ihren Entschluss mitteilen konnte. Er wusste bereits, dass sie nachdachte darüber, sie hatte es ihm gesagt, begeistert war er nicht gerade.
Doch hatte sie immer schon getan was sie für richtig hielt. Und sie sah nicht etwas an ihrer Einstellung zu ändern. Was andere über sie dachten war ihr meistens sowieso egal. Man konnte es als Rücksichtslos und egoistisch bezeichnen, doch sie selber bezeichnete es nur als überleben. So hatte sie immer schon gelebt und nun war es an der Zeit ihr Leben wieder in diese Richtung laufen zu lassen.
Denn nur so hatte sie das Gefühl zu leben.
Auch wenn ihr vieles immer noch unbegreiflich war und noch mehr sie schmerzte, wollte sie nicht anders leben. Gerade der Schmerz war es oft der ihr bewusst machte, dass sie am leben war. Sie brauchte immer wieder die Bestätigung. Sie sehnte sich manchmal direkt nach diesen Schmerzen. Früher hatte sie ihre Gedanken bewusst in eine Richtung gelenkt, denn zu oft hatte sie das Gefühl, bereits vor Jahren gestorben zu sein, alles in ihr war leer und einsam und so würde es wohl bleiben. Er hatte einen Großteil ihres Herzens mit in sein Grab genommen.
Dennoch wollte sie dieses Leben zurück, um sich wenigstens treu zu bleiben. Nie hätte sie geahnt, dass ihr Leben eine höchst interessante Wendung nehmen sollte.

Es sollte ein ganz normaler Abend in Bajard in der Taverne werden, so wie ich ihn des Öfteren dort verbrachte. Revan saß mir gegen über und wir unterhielten uns. Ich weiß gar nicht mehr worüber, zu viel ist passiert an diesem Abend und eigentlich doch nichts. Doch dieser Abend wird mir lange in Erinnerung bleiben, eben weil er so sein sollte, wie so viele vor ihm. Ich weiß wirklich nicht mehr was Revan sagt, ich glaube es ging um mich und Ausgehen und Richard und Lameriast, aber immer wenn ich mich versuche daran zu erinnern, ist alles in einer Art Nebel. Und es ist erst wenige Tage her. Aber alles war so unwirklich und noch immer weiß ich nicht ob ich in einem Traum gefangen bin, oder ob ich wache.
Um mir darüber klar zu werden, bin ich in die weiten Wälder Gerimors gegangen um meine Gedanken wieder in den Griff zu bekommen, aber auch hier finde ich nicht in meine Ruhe zurück. Vielleicht sollte ich den Abend noch einmal Revü passieren lassen.

Nur wo soll ich anfangen, meine Gedanken kreisen, wie ein Strudel durch meinen Kopf nur um eine Person.
Nun wie dem auch sei. Ich saß mit Revan in der Taverne. Irgendwann sah ich aus dem Augenwinkel einen Mann am Nebentisch. Ich habe seinen Blick die ganze Zeit auf meiner Gestalt gespürt, auf meinen Linien an der Hand, doch merkwürdiger Weise, war es mir nicht unangenehm. Immer wieder sah ich zu ihm herüber. Er wirkte so vertraut, doch ich war mir sicher diesen Mann nie zuvor gesehen zu haben, wie man sich doch irren kann. Irgendwann war das Gespräch an einem Punkt der typisch für mich war, die Reaktion, die Sprache und so fort. Und der Mann am Nebentisch, hatte etwas dazugesagt. Ich weiß nur noch, dass ich den Kopf zu ihm gedreht habe und ihn lange angesehen habe und dass mir das Glas aus der Hand viel und am Boden zerschellte, ich merkte es nicht einmal, erst als der Fremde meint, ich sei doch sonst nicht so ungeschickt, wurde mir bewusst, dass die Scherben zu meinen Füßen lagen und mein Rock mit Wein getränkt war. Ich muss ihn angesehen haben, als habe ich einen Geist gesehen. Das nächste was mir in Erinnerung geblieben ist, war sein spöttisches Lächeln, dieses geliebte Lächeln. Jetzt wusste ich auch, warum er mir so vertraut war.
Doch irgendwie kann ich es immer noch nicht fassen. Ich habe ihn, glaub ich, sogar gekniffen um mir sicher zu sein, als er sich neben mich gesetzt hatte.
Was Revan gesagt hatte, als sich Arsen neben mich gesetzt hatte, weiß ich nicht mehr, ich habe ihn kaum noch wahr genommen, ich weiß nur er war noch da.
Als er neben mir saß, sah ich deutlich die Narben um seinen Hals. Kunstvoll schlingen sich Tätowierungen um die Narben um sie zu verbergen, doch ich sah sie dennoch, deutlicher als die Tätowierungen. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich die Narbe sah. Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, wie schmerzhaft es war bis die Wunde verheilt war und wie knapp er mit dem Leben davon gekommen sein musste, aber gleichzeitig sagten sie mir auch, dass es tatsächlich mein Arsen war. Und mittlerweile wundert es mich nicht mehr, dass ich ihn nicht gleich erkannt habe. Mein Verstand konnte nicht verarbeiten, dass er nicht tot war, dass er lebte. Jetzt, mit einigen Tagen abstand, zu dem Schrecken, ja es war wirklich ein Schreck, denn man sieht nicht alle Tage einen Toten, weiß ich das mein Herz noch immer in seiner Hand liegt und das er mit mir machen kann, was er will, aber das werde ich ihm nie sagen. So einfach wird es sicher nicht, wieder zusammen zu finden. Ich weiß nicht, was er in den vier Jahren gemacht hat, ich weiße nicht welche Frauen sein leben teilten und ob er mich noch will. Noch weiß ich was er durchgemacht hat, was ihn verändert hat.
Denn verändert ist er, auch wenn ich nicht sagen kann, was anders ist, es ist nur ein Gefühl, was mich nicht loslässt. Ich will nicht soweit gehen und sagen er ist mir fremd geworden, aber leider muss ich mir eingestehen es ist so. Ich will nicht darüber nachdenken, was werden kann und ob wir wieder zusammen finden, denn im Moment hoffe ich aus tiefstem Herzen, doch ich will nicht den ersten Schritt machen. Ich bin mir unsicher. Und ich kann niemanden um Rat fragen, außer ihm. Ich habe ja nicht einmal Salix bisher von ihm erzählt. Er weiß nur, dass es jemanden gab, aber ich habe ihm nie gesagt, warum ich nicht bei Arsen blieb.
Vielleicht täusche ich mich ja auch und wir beide haben uns nicht verändert. Aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht groß. Möchte ich überhaupt wissen, was passiert ist?
Wirft er mein Leben wieder durcheinander, oder finde ich nun endlich wieder meinen Weg?
Ich erwische mich in den letzten Tagen immer wieder dabei, wie meine Finger die Linien auf meiner Haut nachzeichnen. Ich spüre noch heute die Stiche und seine Berührungen, als wäre es gestern gewesen. Doch erinnert er sich genauso?
Weiß er, wie sehr er mein Leben beeinflusst hat und wie sehr er mich an sich gebunden hat?
Was ist wenn er eine andere Frau gefunden hat, weil er die Hoffnung aufgegeben hat?

Verdammt, hör auf Nachzudenken du närrisches Weib, du hast nie geweint, warum tust du es nun? Du hast ihn wieder, niemand nimmt ihn dir weg, außerdem weißt du wie du bekommst was du willst. Unfallmöglichkeiten gibt es genug.
Nein ich kann es nicht, wenn er glücklich ist soll er es sein, doch ich weiß wenn ich es nicht bin, werde ich an seinem Glück zugrunde gehen.
Ich halte diese Ungewissheit nicht aus und dennoch muss ich warten. Ich kann nicht auf ihn zu gehen und sagen: „ Arsen ich liebe dich, ich will nie wieder ohne dich sein, ich kann nicht ohne dich leben, ohne dich ist mein Leben leer und einsam.“
Ich habe selber spöttisch die Lippen verzogen, wenn mir so etwas gesagt wurde, wahrscheinlich hat Arsen deswegen nie tiefer angesprochen was er empfindet.
Ich sollte ihn suchen gehen und wir sollten einfach irgendwo in Ruhe reden, vielleicht brauch keiner von uns aussprechen was er denkt und es erledigt sich von allein, so wie damals, als ich ihn das erste Mal traf, als wir das erste Mals das Lager teilten. Wir hatten nie darüber gesprochen doch es ist einfach passiert. Wenn ich jetzt zurück denke, war ich damals, je länger ich bei ihm war, genauso unruhig, genauso durcheinander. Es lag damals immer mehr Spannung in der Luft, die regelrecht explodierte, als wir endlich das Lager teilten.
Ich war damals unerfahren und noch so jung. Doch viel erfahrener bin ich heute auch nicht, er war der einzige der je mein Lager teilte. Nie hätte ich gedacht, dass ich diese Vorfreude, diese Verwirrung, dieses Chaos in meinem Inneren noch einmal durchleben kann. Schon gar nicht mit dem gleichen Mann. Alles was ich für gestorben erachtet hatte, lebt wieder auf und verwirrt mich nur noch mehr.

Die Nacht war im hereinbrechen und unversehens, stand sie ihm wieder gegenüber. Sie war in Gedanken wieder nach Bajard gewandert. Sie blickte auf und fand in seinen Augen ein verheißungsvolles Funkeln. Doch noch fühlte sie sich nicht bereit. Sie war zu aufgewühlt und noch zu sehr verwirrt. Die Zeit würde ihre Schmerzen heilen, doch auch die Wunde?
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Selina Talmar





 Beitrag Verfasst am: 12 Mai 2007 18:51    Titel:
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Leise knarrten die Angeln der Haustür und ebenso leise betrat jemand das Haus, die knarrende Diele wohl wissend übertretend. Die junge Frau vor dem Kamin blinzelte kurz, aber sie brauchte sich nicht umsehen sie wusste wer da kam, sie kannte seinen Schritt zur genüge und es amüsierte sie, das er nach wie vor versuchte sie nicht zu wecken, wenn er des Nachts ins Haus kam. Sie regte sich nicht sondern tat so als schliefe sie. Sie hing ihren Gedanken nach.
Lange Zeit war vergangen seit dem Tag in Bajard. Sie hatte entgegen ihrer Ängste nicht zu Giften greifen müssen oder einen Unfall provozieren müssen. Oft hatten sie sich getroffen und lange geredet. Doch was sie sich ersehnte, das zögerte sie bewusst hinaus. Sie hatte nach wie vor Zweifel, zu lange war die Zeit der Trennung gewesen und sie wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass es sie nur nach ihm gedürstet hat. Sie erfuhr eine Menge über sein Leben, wie er vor dem Strick gerettet wurde und was aus ihm wurde. Doch es gefiel ihr nicht. Sicher sie war auch nicht gerade unschuldig, aber das was Arsen tat widerstrebte ihr doch zu tief.
Sie wusste nicht wie sie damit umgehen sollte, oder ob sie es konnte.
So quälte sie ihn mit etlichen Fragen um so genau wie möglich alles zu erfahren. Doch genau das brachte sie in seine Arme zurück. Sie konnte ihm nicht widerstehen und sie wollte es auch gar nicht. Doch würden sie immer versteck spielen? Sich nie dem anderen preisgeben?
Sie verbrachten die Tage im Wald oder in der Taverne. Wo hätten sie auch hin sollen?
Doch sie gestand sich selber ein, ihr war es so ganz recht, so wusste sie als sie endlich das Haus in der Akademie bezogen, wer Arsen geworden war. Und doch wusste sie es immer noch nicht wirklich und wenn sie ehrlich zu sich selber war, wusste sie, dass sie es nicht wirklich wissen wollte. So wie es war konnte sie besser damit leben. Doch hatte sie immer noch Zweifel, ob es richtig war. Doch sie schaltete rigoros den Verstand aus, was Arsen betraf und hörte auf ihr Herz. Arsen tat ihr gut, sie brauchet ihn hat ihn immer gebraucht. Sie hatte es sogar über ihre Lippen gebracht und sie hatte kein spöttisches Lächeln geerntet. Das Gespräch war darauf hinausgelaufen, dass er das gleiche fühlte und ehe sie es sich versah, waren sie verlobt. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sie hatte ihn regelrecht getreten. Also hatte eigentlich sie ihn gefragt. Etwas was sie nie tun wollte. Doch es war ihr egal. Sie hatte was sie wollte. Und das würde sie nie wieder hergeben.
Leise schlich er zu ihr und legte sich neben sie. Sie genoss seine Nähe und die sanfte Berührung, mit der er den Arm um sie legte und sacht über ihren Bauch strich. Er wusste ganz genau wie er sie berühren musste, um ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Zärtlich spürte sie seine Lippen und seinen Atem an ihrem Hals.
Sie drehte sich Lächelnd zu ihm und unter seinem Kuss, schwanden die Gedanken wieder, wie Schnee in der Sonne. Es passte einfach alles zusammen. Der eine wusste was im anderen vorging und das war entscheidend.
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Selina Talmar





 Beitrag Verfasst am: 12 Mai 2007 18:52    Titel: Verzweiflung
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Gleißend hell schimmerte das Licht in der Dunkelheit. Es kam näher und näher. Doch es wurde nicht größer. Ein kleiner Punkt nur und doch füllte er das ganze Denken der jungen Frau aus, auf welche es zu steuerte. Das Licht spiegelte sich in ihren grünen Augen wieder und ließ sie leuchten, ein Leuchten, welches nur selten ihren Blick erhellt. Es schien als sei dieser kleine Punkt die Erfüllung all ihrer Träume und Hoffnungen. Sie kam so nahe an das Licht heran, dass sie nur die Hand ausstrecken musste und es festhalten konnte. Zögernd, als erwarte sie etwas schlimmes, streckte sie die Hand aus. Auf ihre Lippen legte sich ein selbstgefälliges Lächeln und sie zog das Licht direkt in sich auf. Gierig und sehnsüchtig blickte sie auf den kleinen Punkt. Nur noch wenige Millimeter trennten ihre Finder von dem Licht.
Mit gierigem Lächeln griff sie zu. Das Licht zerstob in tausende Funken und wirbelte um sie herum, ließ ihre Gestallt leuchten und bündelte sich wieder zu dem leuchtenden Punkt. Wieder schwebte er wenige Millimeter vor ihren Fingerspitzen, doch als sie erneut zugreifen wollte, zog es sich wieder zurück, entfernte sich von ihr, lockte sie. Sie versuchte es wieder es einzufangen, doch wieder und wieder ereichte sie es nicht. Verzweiflung machte sich in den Zügen der jungen Frau breit, je mehr sie es versuchte, desto schneller floh das Licht, wurde kleiner und dunkler. Nichts schien es wieder näher bringen zu können. Noch einmal flackerte es auf und erlosch.
Dunkelheit folgte. Nichts war mehr da außer undurchdringlicher Dunkelheit. Die junge Frau drehte sich im Kreis, schneller und immer schneller. Wo vorher Gier und Selbstsicherheit stand, war nun Angst und Verzweiflung. Immer wieder blickte sie sich panisch um, doch sie sah nichts, ihre Augen trafen nur leere Dunkelheit.
Wie ein gehetztes Tier suchte sie Sicherheit, etwas vertrautes, doch sie fand nichts. Irrte umher. Alle Selbstsicherheit war geschwunden, zurück blieb ein junges Mädchen. Es schien als seien Jahre vergangen und zwar Rückwärts, sie war keine Frau sondern ein kleines Kind, was Angst vor der Dunkelheit hatte, was Angst vor ihrem Leben hatte, nichts war geblieben, sie war zerstört und ohne Hoffnung. Würde sie nicht atmen, hätte sie angenommen sie wäre gestorben, denn sie erwartete nichts nach dem Tot, denn sie glaubte nicht an Götter und deren Erlösung, oder wie die Priester es nannten. Sie erwartete nichts, Leere, Dunkelheit, Stille.
Aber sie atmete noch, sie hörte es deutlich, da ihr Atem schneller ging als sonst, durch die Angst und das Laufen.
Sie hielt inne und lauschte. Doch sie hörte nur ihren keuchenden Atem. Sie musste sich zur Ruhe zwingen, um andere Geräusche wahrzunehmen. Tief suchte sie einzuatmen, ganzlangsam verließ die Luft wieder ihre Lungen. Sie wiederholte das einige male, bis ihr Atem sich so weit beruhigt hatte, dass er nicht das einzige war, was an ihr Ohr drang.
Ganz leise hörte sie eine Stimme die sie rief, zwar brachte sie im Moment das Licht nicht wieder, aber sie war nicht allein, das gab ihr Zuversicht. Ihr Herz begehrte diese Stimme und ohne nachzudenken lief sie in die Richtung, aus welcher das rufen kam. Sie wurde schneller und schneller und die Stimme lauter und Lauter, sie kam näher.
Im Laufen stieß sie mit dem Fuß gegen etwas und fiel. Der Boden auf dem sie landete war hart und fühlte sich wie Holz an. Wo war sie?
Sie hatte im Fallen die Augen geschlossen und öffnete sie nun wieder. Doch an der Dunkelheit ändere das nichts. Nur konnte sie die dunkleren Umrisse von Möbeln erkennen. Ebenso den Schemen einer gestallt, die sich über sie gebeugt hatte. Sie spürte seine Haare in ihrem Gesicht und im Nächsten Moment sah sie in das flackernde Licht einer Kerze. Der Schemen wurde deutlicher und ihr Atem beruhigte sich langsam.
Und ganz langsam verblasste das Erlebnis, aber sie wusste, sie hatte das gesehen, was sie seit tagen fühlte. Durch das geöffnete Fenster drang schwach das Rauschen des Meeres und das schlagen der Holzwaffen. Oh wie sie diese Verfluchte. Wie sollte man so zur Ruhe kommen, oder seinem Weg nachgehen?
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Selina Talmar





 Beitrag Verfasst am: 30 Aug 2007 16:26    Titel:
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Stürmisch pfiff der Wind um das kleine Holzhaus auf der kleinen Insel im Norden von Lameriast. Außerdem Wind waren nur noch die aufgepeitschten Wellen zu hören, die rauschend und tosend an den Strand schlugen. Im inneren des Hauses flackere eine einzige Kerze und brachte nach draußen nur einem winzigen Lichtstrahl in die Dunkelheit. Doch dieses Licht sah kaum einer, da die Insel nahe zu unbewohnt war und die Häuser sehr weit auseinander standen.
So sah auch keiner die junge Frau, die mit vor der Brust verschränkten Armen und wirren Haaren, die offen ihre Gestallt um spielten, in ein dünnes Hemd gehüllt war, das Haus verlassen. Fröstelnd schlug sie die Arme enger um sich als der Wind an ihrem Hemd und ihren Haaren zerrte, doch sie schien den Sturm zu genießen. Denn auf ihren Wangen brannten rote flecken, die davon zeugten wie warm ihr im Haus war.
Am Ufer blieb sie stehen und hielt das Gesicht in den salzigen Wind um es abkühlen zu lassen. Erst als der Wind sie erschauern ließ und dafür sorgte das sich ihre Haare an den Armen aufstellten, schlang sie den Umhang, den sie unter die Arme geklemmt hatte, fest um ihre Schultern und stocherte in der verbleibenden Glut der Feuerstelle vor dem Haus, bis sie wieder helle glühte. Im schein dieser Glut betrachtete sie ihre Handgelenke. Das eine war so wie immer schmal und blass in diesem Licht, doch an dem anderen sah sie das mittlerweile zerschlissene Band, welches aus vier einzelnen Bändern geflochten war, einem Roten, einem weißem, einem Grünen und einem Blauen. Kunstvoll war es geflochten, zumindest in dem Berecht der ein band um ihr Handgelenk bildete, die enden des Bandes waren ausgefranst und sahen aus, als seien sie ungeduldig mit eben dem ersten durchgeschnitten worden, was zur hand war. Sie lächelte bei dem Gedanken denn genau so war es ja gewesen.
Ihre Augen glühten nun regelrecht, als ihre Gedanken einige Tage zurückkehrten.

Wie schnell war doch alles gegangen seit dieser Hochzeit im Druiden Hain, zu der Arsen und ich dazu gestoßen sind, wo wir einfach nur ein Fest erwartet hatten. Von der Hochzeit wusste weder er noch ich, doch sollte die nicht das einzige bleiben, was eine Überraschung werden sollte. Ich weiß gar nicht mehr wie alles kam, es ging so verflucht schnell. Arsen und ich hatten Lamiro gefragt ob er zufällig einen Priester der Eluive kannte, da wir es schon fast aufgegeben hatten einen zu finden. Doch er kannte nicht nur einen. Kurz darauf sah ich ihn mit dem Druiden reden, der die Trauung kurz vorher zelebriert hatte. Und dann blieb mir fast das Herz stehen, als wir zu hören bekamen, dass einer der Druiden uns trauen wollte. Wir wussten gar nicht so schnell was wir sagen sollten, so überwältigt waren wir von der Nachricht. Einige Tage später saßen wir mit dem Druiden Kilyan in der Taverne Bajards und besprachen schon Einzelheiten der Trauung. Wie lange ist das jetzt her? Knapp einen Monat. Ein Monat erst? Mir kommt es viel länger vor. Nicht das mir die Zeit zu lang geworden ist, aber ich kann es immer noch nicht fassen. Frau Talmar. Ich werde wohl noch einige Zeit brauchen bis ich mich daran gewöhnt habe. Aber so wie ich mich an den Namen nicht gewöhnt habe bisher, konnte ich nicht begreifen, dass der Tag der Trauung näher rückte. Wir ließen unsere Kleider anfertigen, ich werde nie den Gesichtsausdruck vergessen, als Arsen mich in meinem Kleid sah, mit dem Schleier. Er war zum ersten Mal seit ich ihn kenne sprachlos. Neben den Kleidern bekamen wir auch vier lange Bänder von Sophia, die wir mit einander verflechten mussten um ein Band zu knüpfen, mit welchem wir auf ewig aneinander gebunden werden sollten. Zusammen verflochten wir die Bänder, einmal Arsen einmal ich, immer die Hände des anderen führend, ich wusste nicht, dass Arsen so etwas konnte. Wir waren lange damit beschäftigt und waren uns so nahe wie schon lange nicht mehr. Wir brauchten nicht mehr viele Worte an diesem Abend es herrschte ein wohliges, vertrautes Schweigen. In dem Moment wusste ich, dass meine Entscheidung richtig war, dieser Mann sollte auf ewig mein Leben teilen. Und er sollte am Tage der Trauung die Worte aus meinem Mund hören, die er schon so lange verdient hat. Ganz heimlich hatte ich in den Tagen ein Geschenk für ihn besorgt, mit Hilfe Andreanas und Truttas, denn ohne die Beiden wäre es nie etwas geworden, ich hätte ja nicht einmal die Muscheln gefunden, bis zur Trauung. Ich wollte keine Ringe habe, wie sie in unserer Heimat üblich waren. So habe ich ihm eine Kette geschenkt, die der Meinen haargenau gleicht, bis auf eine einzige Muschel. Die Muscheln in der Mitte der Kette waren nicht heile, doch fügte man beide Teile zusammen, hatte man eine ganze Muschel mit der Inschrift „Arsen und Selina auf ewig verbunden“. Wie hatte er sich gefreut darüber. Doch sein Geschenk war mehr als ich je erwartet hatte, er hat es tatsächlich geschafft mir eine Kette anzufertigen, in dessen Stein er die Sterne eingefangen hatte.
So hatten wir uns beide überrascht und hätten es dem anderen nicht wirklich zugetraut.
Mit jedem Tag die die Trauung näher rückte nahm der Platz vor der Akademie neue Formen an. Der Altar und der Bogen mit den Silbernen Blüten waren an und für sich schon einem Traum entsprungen. Die Felsen und Blumen rundeten dieses Bild zur Perfektion ab. Es wirkte, als seien wir nicht mehr auf Lameriast, sondern in unserem eigenen kleinen Paradies, welches nur für uns existierte. Daneben prunkte die große Festtafel. Überall waren Blumen und Blütenblätter im Überfluss. Und die Farbe Silber dominierte unsere Hochzeit. Wie ich diese Farbe liebe. Selbst unsere Kleider passten perfekt in dieses Bild. Sophia hatte wirklich eine Meisterleistung vollbracht. Arsens Kleidung war eher schlicht so wie er es wollte, nur sein Umhang war mit Gold und Silberfäden durchwirkt, welche klein Sterne am Saum des Umhanges bildeten. Mein Kleid war ein Traum. Es schillerte wie die Sterne, und doch war es nur die Silber eingefärbte Seide, die meinen Körper umspielte. Eng war das Oberteil zugeschnitten, die Ärmel wie der Rock waren weit geschnitten und der Stoff bewegte sich geschmeidig bei jeder Bewegung. An Dekolte, Ärmel und Rocksaum, hatte Sophia aus kleinen Perlen und Silberfäden kleine Sterne gestickt, welche bei jeder Bewegung funkelten. Dazu kam der passende Schleier aus Menek Ur. Ich weiß nicht was Arsen in dem Moment dachte, ich weiß nur er war sprachlos, als ich mit Laya aus dem Haus kam. Dann war es auch schon soweit. Die Gäste nahmen Aufstellung, so dass wir zum Altar gehen konnten. Alles was vor dem Altar passierte, war wie in einem Traum. Kilyan, reichte uns einen Kelch, dann sollten wir unsere Gelübde sprechen.
Und Arsen bekam die Worte zu hören, die ich ihm so lange vorenthielt. Die Worte kamen einfach von selbst. Ich hatte es mir vorher aufgeschrieben, was ich sagen wollte, doch in dem Moment waren es einfach nur die Worte, die ich tief in meinem Innersten spürte.

Wie die Muscheln an unseren Ketten ein ganzes bilden, wenn man sie zusammenfügt, so bilden auch wir zusammen ein Ganzes. Seit dem ersten Tag an dem ich in dich hineinlief, bist du der Teil meines Lebens, der mein Leben vervollständigt. Ohne dich fehlt mir die Verbindung zum Leben. Du bist derjenige der zu erst mein Wesen mit allen Windungen und Schlingen verstand ohne Fragen zu stellen. Du stilltest meine Sehnsucht nach unerreichbaren Träumen und brachtest mir durch dein Geschick meine Träumer näher.
Doch die Linien auf meiner Haut hätten für mich keinen Wert, wenn du nicht bei mir wärst.
So ewig wie die Linien in meiner Haut sind, so will ich auf ewig zu dir gehören. Du gabst mir vor langer Zeit mit diesen Linien schon ein Versprechen für die Ewigkeit und dieses Versprechen sehe ich heute deutlich vor mir und ich erwider es heute in dem ich mich auf ewig an dich binde.“


Seine Worte hörte ich kaum, ich spürte sie eher tief in meinem Herzen. Dort werde ich sie auf ewig bewahren.
Dann band uns Kilyan die Hände zusammen, mit unserem selbst geknüpften Band. Es war merkwürdig so aneinander gebunden zu sein. Nichts ging ohne den anderen und das Essen war mehr als schwer. Aber es war der schönste Abend meines Lebens. So merkwürdig wie er auch war, er war ein Traum. Ein wirklich gewordener Traum. Doch hatte ich Angst vor einem Teil der Zeremonie. Wir mussten über einen Besen in unser neues Leben springen und das alte Symbolisch damit wegfegen. Ich hatte Angst über mein Kleid zu stolpern, aber Laya und Akarius hielten den Besen niedrig genug und Arsen griff mir helfend unter die Arme. Ich stolperte nicht. Dann fand ich mich in einem Knäuel aus unsern Gästen wieder, jeder wollte zu erst gratulieren. Alle freuten sich für uns und ich hatte das Gefühl erdrückt zu werden von diesem Knäuel. Aber sie zerdrückten mich nicht und Arsen auch nicht. Es waren alles vertraute Gesichter, Gesichter die ich im Laufe der Zeit hier sehr lieb gewonnen habe und doch verschwammen sie an diesem Abend einfach nur. Nur Arsen sah ich deutlich vor mir. Seine Augen strahlten, wie ich sie noch nie hab strahlen sehen. Das Fest ging in ein gemütliches beisammen sein über mit guten Essen und viel zu Trinken. Irgendwann wollte Laya das wir tanzen und bekam direkt Unterstützung von den anderen. So blieb es uns nicht erspart zu tanzen. Doch erstaunlicher Weise, trat Arsen mir kein einziges Mal auf die Füße, es war als ob wir schwebten. Frei von allem und nur für uns. Ich spürte wie mein Kleid seine und meine Beine umspielte und doch war es nicht im weg. Es war unser erster gemeinsamer Tanz überhaupt. Und mit diesem langsamen Tanz glitt auch der Abend langsam dem Ende zu. Zumindest das Fest und wir wollten eigentlich nur noch eines, allein sein.
Arsen hob mich vor sich aufs Pferd, so war es einfacher zu reiten, als jeder auf seinem Pferd, da unsere Hände immer noch zusammen gebunden waren.
Zu Hause angelangt, zog ich den ersten Dolch hervor den ich finden konnte, denn aufknoten wollten wir das Band nicht. Wir wollten es noch tragen. So durchtrennten wir etwas ungeschickt das Band, damit jeder noch einen Teil davon um sein rechtes Handgelenk wie ein Armband trug. Welches nach einem Mond immer noch dort ist.
Doch jetzt im Nachhinein fällt mir wieder ein, was ich nicht realisiert habe am Tage der Trauung. Layas Begleiter. Ich habe nicht schlecht geschaut, als ich Herrn Lefar vor mir sah. Jenen Paladin der Temora, dessen Namen schon ehrfürchtig ausgesprochen wird, nein gehaucht wird. Jener Paladin, war auf der Trauung zweier Schurken, wie man hier langläufig sagt.
Doch am Tage der Trauung habe ich dieser Tatsache keine Beachtung geschenkt. Aber es ist Layas leben. Ich sollte mir darüber nicht den Kopf zerbrechen.
Seit einem Mond bin ich also Frau Talmar. Nicht mehr Heleria. Und ich genieße jeden Tag und vor allem jede Nacht. Zwei drei Tage hatten wir uns in unser kleines Häuschen hier weit weg von allen Anderen zurückgezogen. Ich hätte mich auch länger dort verstecken können und das Glück unserer ersten Ehetage zu genießen, aber mehr Zeit war leider nicht. Aber dennoch möchte ich keinen Tag missen. Egal was kommen mag.


Sie drehte den Kopf und schaute zu den Schatten, die die Glut nicht mehr erhellte. Der Wind pfiff immer noch stürmisch über das Land. Und die Schattend er Bäume warfen zackige Umrisse auf das Dach, doch an der Hauswand war ein Schatten, der sich nicht bewegte, er stand einfach nur da und schaute zu der matten Glut herüber, bis er schließlich leise näher trat und die junge Frau stumm auf seine Arme hob und mit ihr zusammen zurück ins Haus ging, er hatte sie lange genug beobachtet um zu wissen, dass sie nicht mehr aufgewühlt war nicht mehr mit ihren Gedanken woanders war, sondern wieder hier an diesem Fleck. Er hatte ganz genau gehört, dass die Tür leise ins Schloss fiel und Selina leise über das Gras ging. Er kannte sie lange genug um zu wissen, dass sie einen Moment allein sein wollte. So ließ er sie, bis er meinte es war an der Zeit, sie wieder zurück zu holen, ehe sie sich da draußen verkühlte. Kurz darauf loderte das Feuer im Haus wieder auf und das Knistern dämpfte das tosen der Wellen und des Windes.


Zuletzt bearbeitet von Selina Talmar am 30 Aug 2007 16:28, insgesamt einmal bearbeitet
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