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Stjarna, Kind der Hinrah
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Stjarna Hinrah





 Beitrag Verfasst am: 05 Dez 2006 17:21    Titel: Stjarna, Kind der Hinrah
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"Ha, meins" sprach Stjarna zu sich selbst, gerade nachdem sie den letzten Nagel in ihre selbstgebaute Hütte trieb. Dieser sollte den Türgriff halten, und er tat es auch. "Morgen noch die Möbel, hoffentlich liefert Leif rechtzeitig das Holz" murmelte sie. Doch einen Stuhl hatte sie bereits, stellte diesen auf die Terrasse welche zum Tal hin wies. Ihre Hütte war nun Bestandteil einer Siedlung, die auf einer Anhöhe am Rand eines Tals lag. Flankiert von einem dichten Nadelwald, erstreckte sich vor ihr nun die volle Pracht der saftigen Wiesen des Tals. Zu dieser Jahreszeit schien die Sonne besonders schön, auch wenn es allmählich kühler wurde. Oder vielleicht auch gerade deswegen? Die Bäume wiegten sich im Wind, die Abendsonne tauchte die Szenerie in ein malerisches Rot. Kaum zu glauben, dass so etwas schönes auf einer Insel existieren kann. Stjarna setzte sich auf den Stuhl und lehnte ihre Beine hoch auf das Geländer der Terrasse. Die Hände hinter dem Kopf ließ sie sich die Sonne auf die Beine und besonders auf die schmerzenden Arme scheinen. Denn obwohl diese durchaus nicht schwächlich waren, das Dach sollte heute noch fertig werden, die Tür ebenso und da sie immer alles gern alleine machen wollte, hatten die Männer im Dorf ihren Wunsch respektiert. Nun hatte sie schmerzende Arme aber das schöne Gefühl, sich selbst ein Haus gebaut zu haben, war stärker.

Sie kippelte ein wenig mit dem Stuhl, streckte ihren hochgewachsenen Zweimeterkörper in Gänze aus, dass der Stuhl unter ihr zu knarzen begann. Das Leben war so schön. Sie bemerkte einige Rufe von unten aus dem Tal, setzte sich wieder richtig hin. Dort kam der Trupp Jäger wieder, anscheinend mit reichlich Beute. Die Jäger winkten ihr, und sie herbei, riefen nach ihr. Stjarna lief auf die Jäger zu, ein Stück das Tal hinunter, gar etwas zu eilig so dass sie stürzte. Unglücklicherweise landete sie auf der Seite und anstatt liegen zu bleiben wollte ihr Körper gern die ganze Anhöhe herunter. Das Gelächter der Jäger war laut, und ebenso Stjarnas Fluchen, als sich Gras in ihren dunkelblonden Haaren verfing, die inzwischen nicht mehr glatt gekämmt, sondern wild zerzaust herumflogen. Weiters fluchte sie, als sie bemerkte, wo sie da hinrollte. Es war nass, es war kalt und es floss.. der Waldbach. "Zielsicher die tiefste Stelle" dachte sie immer noch das Gelächter der Jäger im Ohr die ihr inzwischen hinterher eilten. Als dann das Nass ihren Leib umschloß und sie endlich nicht mehr rollte, war sie nicht fähig, sich zu orientieren.

Alles drehte sich.. Bach, Wald, Himmel, Wald, Himmel, Gunnar, Leif. Die Jäger waren endlich angelangt und zogen sie aus dem Wasser. "Na du machst mir Sachen" meinte Gunnar und alle grinsten die tropfnasse Stjarna an. "Roll doch lieber den Schleifstein und schleif mir meine Axt, die ist schon recht stumpf", meinte dieser noch und rechte ihr einen Umhang. "Dir werd ich gleich geben, Schleifstein. Wer hat mich denn gerufen, ha?!" erwiderte sie und baute sich vor dem ihr überlegeneren da größeren und kräftigeren Mann auf. "Willst du mir etwa drohen, Weib?" erklang zurück, die anderen Jäger lachten herzlich. "Dich steck ich doch allemal in die Tasche!" die beiden standen sich direkt gegenüber, aneinander und keiften sich gegenseitig an. "Ach jaa?!" meinte Gunnar, legte seine Arme um Stjarna, hob sie hoch. "Willst du dich nochmal abkühlen?" und grinste sie frech an. Es war nutzlos zu zappeln, doch tat sie es. "Lass mich runter du Grobian!". "Wie du willst" meinte Gunnar, drehte sich und ließ sie los.. wieder in den Bach. Fluchend und strampelnd kam sie daraus hervor, stampfte an den Jägern vorbei die Anhöhe hinauf. "Hübscher Hintern, vor allem wenn er nass ist" hörte sie hinter sich her gerufen, gefolgt von einem lauten Lachen der Vier. "Schade, dass man nicht die Ohren schließen kann" murmelte sie.

Etwas später, mit frischer trockener Kleidung am Leib, am liebsten die verschiedensten Formen von langen Röcken in Kombination mit Hemd und Weste, die Schmach vom Abend vergessen, begab sie sich zum Allabentlichen Festschmaus in der Dorfmitte. Alle hatten sich versammelt, der Himmel war frei, die Sterne gut sichtbar und der Mond gab sein übriges, die Szenerie in ein gemütliches Ambiente zu wandeln. Der Dorfälteste räusperte sich. "Wie jeden Abend feiern wir auch an diesem das Erbe unserer Ahnen und danken der Herrin des Windes, dass sie uns so ein beschauliches Leben schenkt". Jeder hob seinen Humpen Met an, ließ das Jaulen des Wolfes verkünden. Selbst die Kleinen waren dabei, schon im frühen Kindesalter wurde ihnen die Wichtigkeit der Herrin des Windes und die Lehren der Ahnen gelehrt. Wie immer, trank jeder seinen Humpen zur Hälfte aus und opferte die andere Hälfte den Ahnen, indem sie den Met ins Feuer warfen. Ausgelassen speisten sie dann zu Abend, der erjagte Hirsch würde die Gemeinde für etwa eine Woche ausreichend mit Nahrung versorgen.

Der nächste Morgen begann mit dem üblichen Tagwerk. Möbel wollten repariert, Beile und Messer geschleift, die ein oder andere Tür ausgebessert werden. Die kleine Werkstatt im Dorf war genau das Richtige. Ihr Lehrmeister, der zugleich Dorfältester war, hatte Stjarna unter seine Fittiche genommen, nachdem die kleine Gruppe Tiefländer auf dieser Insel gestrandet war. Olav zeigte ihr viel, lehrte sie den Hammer schwingen, die Säge und den Hobel. Dieser Mann konnte einfach alles. Seit drei Jahren war sie schon bei ihm in Lehre, hatte bei ihm gehaust, war bei ihm aufgewachsen. Viele Jahre lang lebten sie schon hier, als sie gestrandet waren nach der Flucht von Ulfsteinn. Ihre Eltern gingen dabei verloren, doch immerhin lebte sie noch in ihrem Clan. Stjarna Hinrah, Tochter von Freyla und Hansgar Hinrah, Tochter von Schmieden, war nun Schreinerin im Dienste ihrer Gemeinde, die für sie so viel wie eine Familie bedeutete. Olav war ihr wie ein Vater, mit den anderen die jetzt erwachsen waren und ihren Beschäftigungen nachgingen, war sie aufgewachsen, auch Gunnar hatte sie von damals noch in Erinnerung. Damals konnte sie noch nicht so wirklich etwas mit Jungs anfangen, und gerade dieser Rotzbengel zog ihr immer an den blonden Zöpfen. Das tat nicht wirklich weh und sie wusste auch wie sie sich zu wehren hatte, nämlich einfach indem sie den Knoten der Kordel mit einem geschickten Griff auf zog, welches zur Folge hatte, dass der Haarzieher mit heruntergelassenen Hosen dastand. Aber der Bengel nervte. Sind Jungs immer so nervig?

Inzwischen war sie 23 geworden und schmunzelte über solche Geschichten, während sie an einem Brett hobelte. Ja, dieser Junge hatte sich verändert. Er zog nicht mehr an ihren Haaren, aber machte sich zu gern lustig über ihre Mißgeschicke. Doch war er nie bösartig dabei, irgendwie spürte sie das. Irgenwann zahlte sie ihm das alles heim, dachte sie, grinste breit und hobelte weiter. Irgendwo im Dorf hörte sie jemanden Fluchen, und schon kam jemand mit einer kaputten Kommode in die Werkstatt und beschwerte sich, dass das zusammengeschusterte Holzgestell nichts tauge. Eine Kommode, die sie hergestellt hatte. Das machte sie traurig, aber so blieb sie nie lange. Olav scherzte und witzelte über die, die kaputte Möbel herbrachten. "Hat ja keiner gesagt dass du darin Steine lagern sollst. Das ist für Stoff." Alle lachten herzlich und dies zauberte wieder ein Lächeln auf ihre Lippen.

Weiter ging das Leben, noch ein weiteres Jahr sollte die Idylle eine solche sein. Inzwischen hatte sie das spazieren am Stand für sich entdeckt. So auch an diesem Tag, jedoch in Begleitung von Gunnar, der irgend etwas an ihr fand. Schon seit Wochen hielt er um ihre Hand an, und sie war geneigt, ihm nachzugeben, doch sie war sich noch nicht sicher. Vielleicht, weil er sie damals in den Bach geworfen hatte. Aber wäre das nicht geschehen, hätte sie ihn vielleicht nie kennen gelernt. Bald wollte sie sich entscheiden, sehr bald, vielleicht sogar heute noch. Er lächelte, denn er sah in ihren Augen die Antwort bereits. Er eilte zurück ins Dorf, da Stjarna ihn gebeten hatte, sie allein zu lassen. An einer Stelle, die sie vor einigen Wochen entdeckt hatte, setzte sie sich nieder und blickte aufs Meer hinaus. einige Stunden saß sie dort, ehe sie flüsterte "Herrin des Windes, was meinst du, darf ich seine Liebe erwidern?" fragte sie leise und unsicher. Ein Windhauch streifte ihre Wangen erst von links, dann von rechts, schließlich von vorne. Seltsam daran war nur, dass der Windhauch lediglich ihre Wangen und ihren Mund berührten. Die Tiefländerin lächelte. "Danke, Herrin des Windes" meinte sie und erhob sich, um Heim zu gehen. Nein, Jungs sind nicht immer so nervig. Doch auf ihrem heimweg war etwas seltsam. Sie sah Rauch aufsteigen von dort, wo ihr Dorf lag. Viel Rauch, viel mehr als beim abendlichen Essen. Schnell waren ihre Füße und alsbald bemerkte sie, dass die Hütten die Nahrung für das Feuer waren. Aber ihre Mitbewohner, wo waren sie alle? Niemand im Dorf, doch Kampfspuren waren zu sehen. Namen rufend rannte sie an brennenden Hütten vorbei, ehe sie sich mit vier gespannten Bögen konfrontiert sah. Sofort versiegte ihre Stimme und ihr Gesichtsausdruck wurde düster. Diese Bögen, geführt von Menschen, wiesen ihr einen Weg.

Weit weg vom Dorf, in einer Schlucht sah sie ihre Familie. In Schach gehalten von mindestens vierzig Schützen die sich am Rand der Schlucht postiert hatten, sollte sich Stjarna zu ihnen gesellen. "Da ihr nun endlich vollzählig seid können wir euch mitteilen, was mit euch nun geschieht" sprach ein hoch gewachsener Mensch, dennoch kleiner als jede erwachsene Tiefländerin. "Diese Insel gehört nun Alatar und da ihr euch nicht beugt, müsst ihr sterben." stellte er einfach Fest. Einige der Männer wurden unruhig, versuchten aus der Schlucht heraus zu rennen und die Alataris anzugreifen. Der Sprecher gab ein Zeichen und die Pfeile flogen. Mehr als die Hälfte der Tiefländer starb im ersten Pfeilhagel, und alsbald folgte die zweite Welle. Stjarna wurde von einem getroffenen Tiefländer umgerissen, ging nieder und wurde alsbald begraben von noch zwei anderen. Arluf, der Koch.. und Gunnar. Gunnar lebte noch. Beide schauten sich in die Augen, beide geschwächt flüsterte Stjarna ihm zu "Gunnar, ich habe mich entschieden. Und bevor es zuende geht.." endete und küsste ihn einfach, bis dass ihn ein weiterer Pfeil traf, erneut in den Rücken. "Ich wusste das" erwiderte er und fügte hinzu "Wenn du überlebst flieh nach Gerimor.. Osten.." das Leben verließ ihn. Sie erfüllte seinen letzten Wunsch und war glücklich darüber, dass die Alataris im Glauben waren, alle getötet zu haben. Nach Stunden unter dem Leichnam der Person der sie ihr Herz geschenkt hatte, kroch sie hervor. Die Alataris waren inzwischen abgerückt. Ein Bild des Entsetzens lag vor ihren Augen. All die Leute mit denen sie die vielen Jahre lang geredet, gescherzt und gearbeitet hatte, die sie als Freunde lieben gelernt hatte, lagen tot vor ihr auf dem Boden. In den folgenden drei Nächten kamen die Alataris nicht wieder, und so veranstaltete sie die letzte Ehre für alle die gestorbenen. Sie schichtete Holz auf, welches sie geschlagen hatte, ihre Hände schwielig und die Arme schmerzend, aber das war unwichtig. Jede Person erhielt einen eigenen Holzstapel, jede Person lag auf ihrem Holzstapel, jeder gleich hoch. Zwei Stunden brauchte sie, um die Holzstapel zu entzünden und die Leichen zu verbrennen. "Mögen die Ahnen dich in ihre Reihen aufnehmen" murmelte sie bei jedem Stapel. Als schlussendlich alle brannten, stellte sie sich vor Kopf und rief "Ihr Ahnen, nehmt die Seelen dieser Gestorbenen auf und schenkt ihnen die Ruhe die sie verdienen. Lasst die Herrin des Windes ihre Asche überall verteilen auf dass die Welt scharz werde für die, die den Tod über uns gebracht haben.

Drei Tage und drei Nächte saß sie bei den Feuern, die am Ende nurmehr Asche waren, das Dorf war ebenso niedergebrannt, die Fußspuren der Alataris verblichen langsam. Unten am Meer befand sich ein kleines Ruderboot. Was sollte sie noch hier halten? Wenn ihr Clan noch irgendwo da draußen existierte, würde sie ihn finden müssen.
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