Die junge Lethraxiae, ihr Weg

[Lhan´Chyl]

Herr verzeihe meine Vergehen und heiße gut mein Tun.

Etwas schwammig auf den Beinen und mit Blut übersäht stützte sie sich an einen Baum. So erschöpft, so außer Atem hing sie da, ihr Gesicht spiegelte ein leichtes, beinahe belustigendes Lächeln wieder. Hinter ihr sah man nun auch den letzten Räuber zu Boden gehen. Ihre schmalen Finger pressten sich in die Rinde des Baumes, wenn man diesen betrachtet, könnte man meinen es sei nicht das erste Mal … Schon seit Tagen dieselbe Prozedur, schon seit Tagen führten sie ihre Schritte an diesen Ort, immer und immer wieder. Der Vater soll ihr vergeben, er soll ihr ihre Taten vergeben, ihre Ungehorsamkeit. Ihre Lippen, die leicht aufgeplatzt waren, drückten sich aufeinander. Ein wenig Blut floss die Mundwinkel herab, ihre Hand wischte grob über den ganzen Mund und das lächeln, so wie das Blut, verschwand. Leicht verkrampften sich ihre Finger und nach einigen Sekunden drückten sich diese fest zusammen, zu Fäusten. Und nur einige Zeit später, gingen weitere Räuber zu Boden. …

Vergesse meine Fehler und spreche meinen Taten Mut.

Ein leichter Hagel schlug auf sie nieder. Das Feuer war schon seit einigen Stunden erloschen, nicht einmal mehr Glut war zu erkennen. Und so saß sie da, durchnässt. Ihre Haare hingen wahllos in ihrem Gesicht. Ihre Hände kniffen sich in die Lederhose und der Hagel, der sich nun langsam zum normalen Regen geformt hatte, goss jene. „Nie wirst du den Anforderungen, die man an dich stellt, entsprechen. Ich erwarte jedoch trotzdem das du dir das als Ziel setzt, Lhan’Chyl!“
Sie atmete tief ein und drückte sich empor, der Regen ließ nach. So auch der missmutige Ausdruck in ihrem Gesicht. Mit einem leichten Schwung warf sie sich ihre nassen Haare aus dem Gesicht und schnellen Schrittes verschwand sie in einem Felsspalt. Es war spät geworden und die Höhlen waren wie leergefegt, ein leichter Geruch von Schwefel lag in der Luft. Die Füße der jungen Lethraxiae wanderten für einige Zeit durch die Hallen. Ab und an konnte man das Brodeln der Lava hören so ruhig war es geworden.
Ihr Gang stoppte vor dem Altar. Der deutlich durch die Lava, die ihn umringte, beleuchtet wurde. Lhan’Chyl ließ sich auf die Knie fallen und senkte ihren Kopf, ihre Arme hingen schlaff herab und ihr Oberkörper war leicht nach vorne gebeugt. Dann begann sie zu sprechen …

Vater, vergesse mein Tun
Vater, vergesse mein Handeln
Vater, vergesse meine Ungehorsamkeit.
Vater, vergesse alles aus der vergangenen Zeit.
Denn dies ist nun vergangen, dies ist nun vergangen ...

Mit einem ruckartigen Schnitt, mit dem Dolch, fuhr sie sich über das innere der Handfläche und drückte dann ihre Fingerspitzen in die Wunde. Das Blut tropfte herab auf die modrige Erde und sackte langsam ein. Noch einige Zeit verweilte sie an diesem Ort, in dieser Haltung. Bevor sie sich dann leicht taumelnd aufdrückte und sich vom Altar entfernte. Es war Zeit, wie es eigentlich immer Zeit war das Training fortzuführen …

...