Ein großes Stück vom Glück

[Yafiah Masari]

Yafiah eilte durch die Gassen, während der heiße Wüstenwind ihr Kleid wehen ließ, hielt sie ihr Kopftuch fest.
Heute war Basar.
Die ganze Stadt war auf den Beinen, es schien fast als gäbe es keine ruhige Ecke mehr.
Überall war Stimmengewirr zu vernehmen, Menschenschlangen scharrten sich um Marktstände mit Köstlichkeiten.
Der süße Duft von Datteln und anderen Früchten lag in der Luft, genauso wie der würzig derbe Geruch der Shisha.
Mit einem freudigen Lächeln machte Yafiah einen tiefen Atemzug, sie genoss das rege Treiben. Sie stürmte vorbei an edlen seidenen Stoffen, Salzsäcken die gestapelt an einem anderen Stand lagen, und den würzigen Auslagen des Tabbakstandes.
Sie war auf dem Weg zur Bank, sie musste dringend noch ein kleines Säckchen mit Wechselgold besorgen denn sie hatte von Faaris die Aufgabe bekommen seinen Stand zu betreuen.

Yafiah war stolz, denn das war eine sehr vertrauensvolle Geste gewesen.
Gerade als sie das Tor zum Abi-Zaye dem Westteil der Stadt öffnen wollte, spürte sie einen Knuffer in ihrer linken Seite.
Erschrocken wirbelte sie herum und sah Ismaael mit einem breiten Grinsen vor sich stehen.
Ihr Bruder hatte wieder diesen schelmischen Gesichtsausdruck.
Yafiah stemmte die Hände in die Seiten, besann sich aber schnell und neigte respektvoll ihr Haupt.
Er war genauso liebreizend wie frech schoss es ihr durch den Kopf, und sie konnte sich ein schmunzeln nicht verkneifen.

Da Ismaael die ehrenvolle Aufgabe hatte für Recht und Ordnung zu sorgen, hatte er nur für ein flüchtiges Gespräch Zeit.
Doch das war Yafiah im Augenblick nur Recht, so konnte sie schnell weiter eilen.
Als sie zum Stand zurückkam, hatten sich schon viele mögliche Kunden eingefunden.
Recht schnell hatte sie die Auslagen noch einmal geordnet, und bereits die ersten Lederlagen verkauft.
Gegen Abend war der Andrang sogar so groß, das Yafiah noch nicht einmal dazu kam einen Schluck Milch zu trinken.
Doch bei all dem Treiben vergaß sie nicht ihren Schleier zu richten, denn es waren viele Festländer zugegen, die die Schifffahrt aufgenommen hatten um den Basar zu besuchen.
Als am Abend die Lamis, die Sonne, den Wüstensand küsste kam Faaris zurück.
Er entlohnte sie fürstlich und Yafiah war ihm zutiefst dankbar.
Jetzt endlich konnte sie ihr kleines Zimmer einrichten, und sich die seidenen Vorhänge leisten die sie gesehen hatte.
Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen eilte sie zur ehrenwerten Aalina, die trotz aller Strapazen an diesem Tag auch im Stand verkauft hatte.

Spät in der Nacht verließ die Schneiderin das Haus und Yafiah löste erschöpft ihren Schleier.
Sie wandte sich um und schaute sich im Raum um.
Ein herzliches Lächeln formte sich auf ihren Lippen, und ihre Augen strahlten vor Glück.

„Dhabir Esar Eluv“ waren ihre letzten Worte, bevor sie in einen tiefen Schlaf sank.