Ein alter Krieger

[Luthor Devantar]

Luthor Devantar
(Eine Erzählung)

Es war Abend und auf den Straßen Corains, einer kleinen Hafenstadt, liefen nur noch vereinzelte Leute umher. Äste, Laub und Papiere tanzten, durch den Wind emporgehoben, über die Hauptstraße und boten einen faszinierendes Schauspiel. Es war einer der Herbsttage, an denen man die Spannung fühlen konnte. Die Spannung vor einem jeden heftigen Gewitter zu dieser Jahreszeit. Entferntes grollen war zu hören und kündigten das drohende Unheil an.
Ein alter Mann schlurfte die Straße entlang und betrachtete sich das Schauspiel mit einem leichten lächeln. Wenn er sich bewegte quietschte seine halb verrostete Rüstung, welche unter einer Langen Robe und einem Mantel verborgen war. Langsam fing es an zu Regnen und aus den anfänglich kleinen Regentropfen wurde ein Platzregen, welcher zu Boden prasselte. Schnell hatten sich einige Rinnsale gebildet, welche die Straße entlang liefen. Der alte Mann schlurfte so schnell es ihm in seiner verrosteten Rüstung möglich war zur nächstgelegenen Schenke. „Zum stinkenden Eber“ prangte ein großes Schild über einer dunklen, mit Eisen beschlagenen Eichentür. Der alte Mann zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür. Reges treiben herrschte in der Taverne. Musik spielte, Gaukler sangen, Menschen tranken, Krieger erzählten von ihren Heldentaten und Dirnen lachten wollüstig. Der alte Mann setzte sich an die Theke und winkte den Schankwirt heran. „Ein Bier bitte...“ Der Wirt gab ihm ein leicht verdrecktes Glas mit einer gelblichen Flüssigkeit, welche sich dann doch als Bier herausstellte. Der alte Mann erblickte einen Tisch, an dem sich Junge Krieger tummelten, welche den Erzählungen eines, so schätze der alte Mann, schon an die 35 Jahre alten Kriegers lauschten.
Laut prahlte dieser, welche Schlachten er schon geschlagen hatte und wie viele schon seinem Schwerte zum Opfer gefallen sind. „HA vor einem Jahr war ich in Tarverborg !! Vielleicht habt ihr von der großen Schlacht dort gehört...ich kämpfte auf der Seite der Tarver gegen die schiere Übermacht der Kohner !! Tausende waren es !! Das reinste Gemetzel...doch ich erschlug mindestens 80 Krieger !! Und am Ende noch den Kriegsherren !!!“ Mit weit aufgerissenen Augen lauschten die Jungen Krieger dem stolz nickenden Erzähler.
„Ihr seid ein Lügner !!“ rief der alte Mann und schlurfte quietschend auf den Tisch zu. Leicht erbost erwiderte der Erzähler „ WAS !? Ihr nennt mich einen Lügner?“. Der alte Mann setzte sich auf einen Stuhl am Tisch und entledigte sich gemächlich seines Mantels. Er hatte langes weißes Haar und einen langen weißen Bart, machte jedoch, von seiner verrosteten Rüstung und seiner auffälligen Narbe in seinem Gesicht mal abgesehen, einen sehr gepflegten Eindruck. „HA !! Seht euch diesen alten Greis an in seiner verrosteten Rüstung !! Ihr spielt mit eurem Leben alter Mann !! Wer seid ihr, dass ihr mich beleidigt ?!“.
„Mein Name ?“, der alte Mann lachte leicht, worauf er heftig anfing zu husten. Skeptisch wurde er von der Runde am Tisch begutachtet. „Mein Name ist nicht relevant junger Krieger...nur...“, der alte Mann lachte wieder und kratze sich an seinem Bart, „...ist eure Geschichte erlogen...“
Der Krieger zog sein Schwert, „WAS!?“. „Ach...nun tut doch nicht so überrascht...das wisst ihr doch selbst. Ihr habt recht, die Schlacht von Tarverborg war ein Gemetzel, doch überlebte nur eine Handvoll Tarver und IHR wart nicht dabei...“. Verunsichert blickte der Krieger in die Runde. „Ihr beleidigt mich!? Zieht euer Schwert“. Der alte Mann winkte nur ab und stand, durch seine verrostete Rüstung, quietschend auf. Der Krieger geriet immer mehr in Rage und griff den alten Mann mit einem Schwertstoß an. Dieser drehte sich überaus agil weg, packte den Angreifer am Handgelenk, drehte sich leicht um den Mann herum, machte einen Ruck an diesem und schlug mit seiner Faust gegen dessen Arm, auf das er mit einem lauten knirschen am Ellenbogen brach. Vor Schmerzen schreiend flog der Mann zu Boden und hielt sich den Arm fest.
In der Taverne war es still geworden und ein Pulk von Mensch hatte sich um den alten Mann gesammelt. Langsam und mit lautem quietschen kniete sich der Alte zum Krieger auf den Boden, welcher mit Furcht erfüllten Augen dem alten Mann in dessen Augen schaute. Mit aller Ruhe packte der alte Mann den Krieger an der Kehle und zerrte ihn auf die Beine. Das vor Wut verzerrte Gesicht des alten Mannes wurde beim aufstehen in leichtes Kerzenlicht gehüllt, welches dem Mann eine diabolische Facette aufsetzte. „DU !? Willst wissen wer ICH bin !?“ sagte der Alte und hob den Krieger an dessen Kehle vom Boden, sodass seine Beine in der Luft strampelten. „ICH bin Luthor Devantar!! Und ICH habe die Tarver in die Schlacht geführt und ICH habe den Kriegsherr der Kohner persönlich den Schädel eingehauen!! Und so ein Wurm wie du es bist, wäre mit Sicherheit ebenfalls in dieser Schlacht gestorben!“ Der Krieger haute mit dem verbleibenden Arm auf Luthor um sich aus dem Griff zu lösen, welcher ihm die Luft raubte. Mit einem ruck, warf der alte Mann diesen gut 10 Fuß weit quer durch den Raum, welcher auf einen Tisch krachte und mit diesem bewusstlos zu Boden ging.
Mit einem freudigen lachen drehte sich der alte Mann um und setzte sich zu den, mit weit aufgerissenen Augen, jungen Kriegern. Leicht beugte sich dieser vor, worauf die jungen Krieger sich erschrocken zurücklehnten. „HAHAHAHAAA...damals...als ich noch jung war...“, der alte Mann lachte, „...war ich in ganz anderen Schlachten unterwegs...Söldner war ich...“wieder lachte der alte Mann, „HA ich hab Schlachten geschlagen, da wart ihr noch nicht einmal auf der Welt...lasst mich euch von der Schlacht am Torener Wald erzählen HAAA!!! Damals...“. Plötzlich flog die Tavernentür auf . „WIR WERDEN ANGEGRIFFEN !! BARBAREN !!“ Ein heftiger Tumult entbrannte und Krieger stürmten aus der Taverne ins Unwetter. „HOHO...und das auf meine alten Tage!“. Mit einem grinsen blickte der alte Mann in die Runde der jungen Krieger, welche sichtlich bleich waren. „Nun macht euch mal nicht ins Hemd! HAAA, der Tag scheint ja doch noch amüsant zu werden...kommt!!“. Der alte stand auf und rannte mit quietschenden Scharnieren in den strömenden Regen.
Die Barbaren waren ohne Gegenwehr bis zum Marktplatz vorgedrungen, wo sie auf ersten Wiederstand trafen. „HOHOHOHOOOOOO!! DAMIT EINS KLAR IST !!! DIE ERSTEN ZEHN GEGNER SIND FÜR MICH !!!“ Schrie der alte und rannte mit wehendem nassen Haar in seiner klapprigen Rüstung auf die Gegnermasse zu. Fünf Meter bevor er auf den ersten Feind traf, zog er unter seinem Mantel, von seinem Rücken einen großen Kriegshammer und zerschmetterte den ersten dreien mit dem ersten Schwung den Schädel. Blut und Hirnmasse spritze in hohem bogen auf den Feind nieder.
Und die Schlacht entbrannte.

„HA!! Damals, als ich noch jung war...soll ich euch von der Schlacht am Hillberger Berg erzählen !?“ Lachte der alte Luthor und verbannt sich eine tiefe Wunde am Oberarm.
Sein nackter Oberkörper war mit Narben übersäht. Der alte Luthor blickte auf den Mann am Boden. „ Damals...müsst ihr wissen, am Hillberger Berg!“ der alte lachte „ das war ein Gemetzel!!“. Prüfend blickte er zu dam vermeintlichen Zuhörer am Boden. „Hallo...`?“ Der Mann war schon tot. “Hmpf…noch nicht mal mehr die Zeit sich eine ordentliche Geschichte anzuhören….”. Suchend blickte er durch das notdürftig eingerichtete Lazaret. „AH...ihr da...“ rief der Alte und begab sich zu einem auf einer Pritsche liegendem Mann. „Damals...HAA!!“ der alte Mann lachte, „Als ich noch jung war...HA...lasst mich euch von dem Sturm auf die Klapperfeste erzählen!! Das war eine Schlacht!!!“. Wieder blickte der Alte auf den Mann, welcher auf der Pritsche lag. „Ohnmächtig!!! Was für eine Welt!? Hat denn niemand mehr Zeit für eine anständige Geschichte!?!!?“. Mehr beleidigt als wütend packte sich der alte Luthor seine Sachen ein und stampfte nach drausen.
Seine Wege führten ihn zum Hafen. „Das letzte Schiff nach Bajard !!!“ rief ein Kapitän.
„Bajard...“ murmelte der alte Mann, zuckte mit den Schultern und betrat das Schiff.