Schnaps für Kinder

[Marvin Lorin Norter]

Es war schon später Abend geworden und Marvin zog immernoch durch die Straßen.
Seine mit Blättern verwebten Haare wehten ihm Wind und seine schmutzigen, zu kurzen und Teils zerissenen Kleider schlurften auf dem Boden.
Er blickte zur Taverne und ihm kam der Gedanke etwas warme Milch zu trinken und Daht zu spielen.
Er ging auf das Wirsthaus zu und öffnete die Tür.

Die Szenerie war schlicht. Nur ein Mann und eine Frau saßen an einem Tisch.
Marvin stellt sich auf den Hocker, der direkt vor der Scheibe stand.
So war es einfacher zu zielen und erschwerte das ganze noch, da er zudem das Gleichgewicht halten musste.
Er ließ sich eine warme Milch bringen und spielte ein wenig Daht.

Gerade als er zum vierten Wurf ausholte sprang die Tür auf und Marvin fiel fasst vom Hocker.
Ein vermummter Mann ganz in schwarz war herreingekommen.

Als Begrüßung ließ er ein unsympatisches Grurren von sich und setzte sich an den Tresen nur wenige Schritte von Marvin entfernt.
Der Junge mustert den Mann eingehend, welcher sich gerade die Kaputze in den Nacken warf und die Maske abnahm.
Struppiges, strähniges schwarzes Haar viel auf den Umhang und zwei giftgrüne Augen
stachen zwischen der bleichen Haut hervor und blickten autoritär durch die Runde.

"Haste schlechte Laune oder was? Siehst aus, als wär' dir eine Laus über die Leber gelaufen.", fragte der ärmlich aussehende Junge den Fremden.
Dieser Lacht nur kurz auf. "Dies ist nicht der Ort für ein Waisen wie dich!"
Marvin runzelt die Stirn und blickt beleidigt drein. Warum war er nun auf einmal ein Waise?
"Sag mal, magst du Schnaps?", fragte der dunkle Mann
"Ich mag was?", fragt der Junge nochmals verwirrt.

Der dunkel gekleidete Mann befahl dem Wirt einen Schnaps zu holen und einen Krug.
Nachdem er diesen erhalt füllt er etwa dreifingerbreit in den Krug und reicht ihm den Jungen.

"Der gibt mir wirklich Schnaps.", dachte sich Marvin. "Das kann doch wohl..also..na gut. Dann probiere ich eben."

Der nun frech dreinblickende Junge nimmt den Krug entgegen und leert diesen sogleich. Er blickt den fieß lächelnden Mann an und spukt ihm das alkoholische Gesöff ins Gesicht.
Dieser scheint nun wie aus den Wolken gefallen, doch bevor dieser reagieren kann hüpft Marvin von seinem Hocker und rennt brachial lachend davon.