Der Wolf im Schafspelz; Vorbereitungen in Tirell

[Madraut Llochwellyn]

Der Alka würde zufrieden sein, das wusste er nun ganz bestimmt, als er nach einer Besprechung mit den Ratsmitgliedern Tirell gen Varuna verließ.

Er hatte dafür gesorgt, dass man in Tirell die unbekannte Bedrohung nun deutlich ernster nahm und doch hatte er es geschafft den Rat gleichzeitig in Sicherheit zu wiegen. Er hatte die Durchfühung eines Rituals vorgeschlagen, welches Tirell mit einem Energiefeld umgeben sollte, welches die Akademie unangreifbar für magische und physische Angriffe machen würde. Jenes würde den Rat so in seinen sonstigen Vorsichtsmaßnahmen nachlässig werden lassen, dass er nur eine kleine Schwäche im Feld plazieren musste, durch die dann eine ganze Armee ungehindert in die Akademie eindringen könnte.

Aber zunächst galt es das Ritual in den folgenden Tagen zu vollziehen. Er war sehr zufrieden mit der Rolle die er gespielt hatte. Sie hatten es ihm todsicher abgenommen, dass er sauer auf sie gewesen war, weil sie so nachlässig mit den offensichtlichen Drohungen umgegangen waren. So hatten sie seinem Begehren die Akademie weiter abzusichern schnell zugestimmt, ohne dabei, so hoffte er, auch nur den geringsten Verdacht zu schöpfen, dass sie damit ihren eigenen Untergang besiegelten, ohne zu wissen, dass er eine der Schlüsselfiguren dabei sein würde.

Ja...Madraut liebte es die Intrigen zu spinnen. Auch wenn er an körperlicher Stärke mit den Jahren verloren hatte, so war seine Leidenschaft vollends für diesen letzten Kampf entflammt. Und er würde es sein, der dem Alka Tirell auf dem Silbertablett liefern würde. Weder die kriecherischen Letharen, noch seine unfähigen restlichen Anhänger würden ihm jenen Triumph streitig machen können. Sie waren nichts weiter als Werkzeuge für ihn.

So machte er sich auf zu den Schmieden der Königin in Varuna, um ihnen jenen hochbrisanten Auftrag zu geben, die Runensteine herzustellen, welche es den Schülern der Akademie ermöglichen würde, das Energiefeld unbeschadet zu durchqueren. Dabei würde er penibelst darauf achten, die genaue Anzahl der Schüler in Auftrag zu geben, sodass später nichts darauf hinweisen würde, dass er seine Finger im Spiel hatte. Er würde selbst in seinem geheimen Labor eine handvoll Steine herstellen, welche dann Tirells Schicksal letztendlich besiegeln sollten.

Schliesslich betrat er mit seinem freundlichsten Lächeln die königlichen Schmieden, um den Metallarbeitern von ihrem hochbrisanten Auftrag zu berichten.

[Aldred Ravenor]

Seine Nachforschungen gingen nur schleppend voran. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, so hatte er noch gar nichts Verwertbares über jene zwei Vorfälle in der Akademie herausgefunden. Nur Gerüchte und Geschichten. In einem Punkt jedoch war Aldred sich sicher. Das waren keine Lausbubenstreiche gewesen, die Akademie hatte Feinde.

Was also war der Zweck dieser Überfälle? Blutige Tücher, ein Feuer vor den Toren...... nur Warnungen? Hinweise? Einschüchterungsversuche? Wüsste er nur, wer dahinter steckte, so wären die Motive leicht zu entschlüsseln, das ahnte er.

Und andersherum? Wer könnte ein Motiv haben? Zwar wanderten seine Gedanken ab und an zu dem Buch, dass er über die Arkorither gelesen hatte, doch waren diese nicht ausgelöscht worden? Zudem lag die Schlacht schon viele Jahre zurück........... die Arkorither waren vergessen.

So rätselte der junge Schüler hin und her. Doch eines wusste er mit Sicherheit. Wer auch immer dafür verantwortlich war, es war noch nicht vorbei. Alleine ergaben diese Taten keinen Sinn. Zwar war Ruhe eingekehrt, doch wohl eher die Ruhe vor dem Sturm. Was mochte als nächstes auf die Akademie zukommen? Auf dem Weg zu seinen Studien beäugte er täglich misstrauisch die Umgebung und auch die Magier, die als Wachen fungieren sollten.

Zumindest tat sich etwas. Wie ihm ein livrierter Diener erzählt hatte, war der Hofmagus zugegen gewesen. Ob es eine Beratung gegeben hatte? Noch konnte er nur raten, doch wäre etwas Existenzielles beschlossen worden, so würde er schon bald davon erfahren. Bis dahin und darüber hinaus würde er die Augen offen halten, oh ja. Und er würde zur Stelle sein, um die Akademie mit allen Mitteln zu verteidigen. Sollen sie nur kommen!

[Maximilian Corvinus]

Die Nachricht war schnell erstellt und von der Hand der Schreiberlinge dupliziert.

Schüler der Akademie,

Tirell befindet sich in Gefahr, weshalb in den nächsten Tagen ein Bannkreis errichtet werden wird, um es zu schützen. Um jenen unbeschadet durchqueren zu können, müsst ihr die Runensteine, welche wir euch zukommen lassen werden stets bei euch tragen. Redet mit niemandem darüber, nichtmal mit euren Kollegen. Versteckt die Steine gut und beschützt sie mit eurem Leben.

Maximilian Corvinus, Ratsmitglied und Arcomagus der Elementaristen

Für einen jeden Schüler war nun eine solche Nachricht vorbereitet, nun galt es nur noch ihnen die Briefe zukommen zu lassen. Die Elementargeister eigneten sich bestens für jene Aufgabe. Sie waren zuverlässig und würden erst ruhen, wenn ihre Aufgabe beendet war. So beschwor er einen nach dem anderen und schickte sie auf den Weg. Je einen für einen Schüler, dabei wies er die Wesen an sich möglichst nicht sehen zu lassen, wobei er sich recht sicher war, dass die kleinen Wesen ihren Auftrag nahezu unbemerkt ausführen würden.

[Fareed Saddiq]

Als Fareed am Morgen erwachte, streckte er mit einem langen Gähnen seine Arme und Beine von sich. Dann erhob er sich langsam und wusch sich das Gesicht in einer Schüssel mit Wasser, welcher er am Abend neben seinem Bett bereitgestellt hatte. Dann ging er zu dem Stuhl in seinem Zimmer wo er am Vortag seine Kleider, vor dem zu Bett gehen, drüber gehangen hatte. Er zog die Hosen an, die leichte Westen und Sandalen, welche auf Menek’Ur üblich waren. Als letztes warf er sich, mit viel Schwung, seine Robe über. Als er sie über den Kopf gezogen hatte, sah er noch in den Augenwinkeln wie ein Pergament langsam zu Boden schwebte. Er hob es auf und setzte sich auf sein Bett um in Ruhe zu lesen, was darauf geschrieben stand.



Schüler der Akademie,

Tirell befindet sich in Gefahr, weshalb in den nächsten Tagen ein Bannkreis errichtet werden wird, um es zu schützen. Um jenen unbeschadet durchqueren zu können, müsst ihr die Runensteine, welche wir euch zukommen lassen werden stets bei euch tragen. Redet mit niemandem darüber, nichtmal mit euren Kollegen. Versteckt die Steine gut und beschützt sie mit eurem Leben.

Maximilian Corvinus, Ratsmitglied und Arcomagus der Elementaristen



Als er fertig war mit lesen, sah er etwas bleich aus. Die Gefahr die drohte musste noch schlimmer sein als er eh schon gedacht hatte. Aber wie war das Pergament hier her gelangt in sein Zimmer? Stellte sich ihm die Frage, denn er hatte nichts bemerkt. Schließlich zuckte er mit den Schultern, der ehrenwerte Corvinus hatte so seine Methoden dachte er sich und entzündete das Pergament über einer kleinen Kerze, schließlich solle ja niemand davon erfahren.

[Der Erzähler]

So geschah es dann am vierten Tage nach der Sitzung des Rates zu Tirell, dass die fünf Erzmagier das Ritual zum Schutz der Akademie vollzogen. Hell flammte für einen Augenblick der Bannkreis auf, welcher von da an leicht flimmernd und nur aus der Nähe erkennbar, die Akademie vor jedweden unbefugten Eindringen schützen sollte.

Derweil hatten die Schüler alle ihre Runensteine still und heimlich erhalten, welche es nur ihnen und den Erschaffern des Bannkreises ermöglichten, die Akademie zu betreten und auch wieder zu verlassen.

Tirell war sicher....für den Moment zumindest.