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[Q] Das Auge des Adlers
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Das Auge des Adlers
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Berenguer von Salberg





 Beitrag Verfasst am: 07 Jan 2024 23:14    Titel: [Q] Das Auge des Adlers
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Verschwommene Bilder.... ein Greif.... ein schattenartiges Wesen... ein Kampf und schließlich die Löwenpranke des Greifen, die auf ihn zusauste.

Die Vision ließ Berenguer nicht mehr los. Er hatte seitdem er den Ruf Temoras vernommen hatte schon viele Visionen erlebt und doch war diese.... anders. Er konnte sich nicht helfen, er wusste diesmal würde irgend etwas besonderes passieren, das sonst nicht passierte.

Dieses unbestimmte Gefühl wurde nur noch genährt dadurch, dass die Vision ihn in einem Raum voller Geweihter überkommen hatte, aber keiner der anderen hatte die Bilder wahrgenommen - nur Berenguer. Und nun hatte heute auch noch Beak eine ähnliche Vision gehabt - höchst merkwürdig für einen Nicht-Geweihten.

Die Zeit würde zeigen, welche Mysterien hier darauf warteten gelüftet zu werden...


Zuletzt bearbeitet von Berenguer von Salberg am 15 Apr 2024 16:36, insgesamt einmal bearbeitet
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Beak von Sankurio





 Beitrag Verfasst am: 08 Jan 2024 17:37    Titel:
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    … der Abend vor den Pforten des Klosters der Lichteinigkeit in Schwingenstein lud einmal mehr zum geselligen Verbleiben.
    Hoch oben auf dem Vorplatz des Klosters trotzte man der Kälte am wärmespendenden Lagerfeuer.

    Wie so oft war zum Jahresende und dem daraus resultierenden Neujahr der Betrieb am Kloster verhalten gewesen. Die Jahreswende in den Fängen der eisigen Kälte war wie so oft einer der Gründe. Umso schöner war anzusehen, dass dennoch alte Bekannte und neue Gesichter sich zum gestrigen Abend die Mühe gemacht haben, dass Heiligtum im Herzogtum aufzusuchen.

    Doch der Abend verlief anders als geplant.

    Während den tiefsinnigen Gesprächen, wo ein jeder sich am knisternden Lagerfeuer erwärmte, konnte der Kommandant und Rittersmann im wirren Tanz der Flammen nach und nach etwas deuten. Und plötzlich sogar schlagartig!
    Schwankend wie auf einem Kahn, wirkte sein Umfeld wie bei einem Wellengang auf hoher See. Der sonst so bodenständige Ritter, welcher die Seefahrt im Grunde gewohnt war, wirkte konzentriert und zunehmend blasser. Der Hang dazu, in gewohnter Umgebung plötzlich dem Wellengang zu trotzen war neu, den Halt suchte er stützend mit seiner linken Hand.

    Dieses Bild schien den meisten für den Anfang, inmitten der ausgelassenen Gespräche, kaum aufgefallen zu sein. Warum auch, gab es dazu keinerlei Gründe da es dazu nicht die geringsten Anzeichen gegeben hatte, dass der Abend weit mehr bieten würde.



    Inmitten dieser illustren Runde, weiterhin sitzend an der Feuerstätte, wirkte der sich stützende Ritter fast wie in Trance. Je mehr Zeit verstrich, umso abstruser wirkte sein Antlitz. Starrend ruhte der Blau-Graue Blick auf der Glut und den züngelnden Flammen. Nur er selbst war in der Lage in den Schwaden des Rauches zu deuten, was ihm zugetragen wurde in diesem Moment;

    „Aufsteigender Nebel in diesem wo sich drei, nein vier? Silhouetten von Menschen wiederfanden. Hoch am Himmelszelt die Umrisse eines majestätischen Greifen.“

    Ein Fabelwesen halb Adler, halb Löwe. Jeder Ritter trägt dieses Symbol voller Stolz auf seiner Brust. Das Hoheitszeichen des Königs, ein Sinnbild von Reich und Glauben.
    Doch da war mehr zu deuten, in dieser schleierhaften Vision.

    Jetzt merkte man auch langsam in Gänze die Abwesenheit des Gesprächsteilnehmers.
    Earon war es, der gleich stützend dem Ritter die Hand reichte. Doch die Reaktionen blieben seinerseits aus. Zu sehr gebannt auf dem Schattenspiel vor sich, wirkte das Gesicht von Schweiß gebadet und konzentriert.

    „Definitiv Vier! Es waren Personen, Menschen. Sie rannten vor dem Geschöpf weg. Machte das Tier jagt auf Sie? Es war so schleierhaft wie der Umstand selbst. Und doch wurde auch hier der Ritter wieder bestätigt. Ein ängstlicher Schrei eines verfolgten, welcher wohl Ziel des Ganzen war, beendete das Schauspiel dieser Vision.“

    Die Sorge war den Gästen des Klosters im Gesicht geschrieben. Dieses unübliche Verhalten von Beak war kaum zu bestreiten.
    Ruckartig veränderte sich die Mimik, parallel als im nächtlichen Himmelszelt über das umliegende Gebirge ein schriller Schrei eines Adlers ertönte.

    Der Inquisitor Berenguer von Salberg ahnte es. Dies konnte nur im Zusammenhang mit Temora stehen. Der Austausch am Abend verblieb jedoch spärlich. Zu sehr musste der Ritter diese Erfahrung erst verarbeiten. Nicht nur, dass die Vision schleierhaft und voller offenen Fragen einen stehen gelassen hat, sondern auch warum ausgerechnet er der Zeuge dieser Wahrnehmung wurde.

    Abgekämpft wie nach einer schlechten Nacht, schwollen die Tränensäcke dick an. Der Drang sein eigenes, wohliges Bett aufzusuchen schien ungebremst. Es war auch von immenser Bedeutung nun, den Schlaf zu finden und die Sinne im Traum zu reflektieren, so sagte der Druide. Kein Wunder, das der Ritter bis zum fortlaufenden Mittag des Folgetages im tiefen Schlaf auf sich warten ließ …
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Beak von Sankurio





 Beitrag Verfasst am: 18 Jan 2024 19:57    Titel:
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    … das ein Außenstehender Teil einer Vision war, wird tatsächlich ein Kuriosum und von Seltenheit geprägt sein. Der Kommandant der Klosterwache wirkte zwar schon bei vielen Ritualen abseits des Geschehens mit, doch selbst im Mittelpunkt bei diesem Anlass zu stehen war ein befremdliches Gefühl.

    In einer sternenklaren, frostigen Nacht standen die Geweihten am Fuße des Baumes des Lichts. Selbst in dieser naturfeindlichen Witterung prallte der Reif vollkommen von diesem heiligen Wunder ab.
    Der Priester Berenguer von Salberg leitete durch den Beginn einer Anrufung zur All-Sehenden diese religiöse Handlung ein.
    Der Ritus sollte Aufschluss bieten, was genau die zwei gebrachten Visionen zu bezwecken hatten.
    Die Nähe zur Herrin wurde jedoch nicht nur mit einer Anrufung und Gebeten gesucht.

    Sirrend erklang es in dieser Harmonie des Friedens, als der Kommandant aufgefordert wurde sein güldenes Ritterschwert zu ziehen. Eine Verbindung zu den Wurzeln des Baumes würde das Vorhaben bestärken. Während die Geweihten stets mit ihren Stäben in den Händen den Halt suchten, blieb dem Rittersmann nur die Demut vor der wahren Göttin des Lichts.
    Beide Kniee, dem Sprichwort treu, berührten den Schnee und eiskalten Boden. Das Schwert hielt er in einer Senkrechten vor sich, die Spitze berührte kaum das Erdreich.

    Gebete folgten, welche voller Hingabe an Temora gewidmet wurden.

    Berenguer:
    Herrin, jüngst hast du uns erneut eine deiner Visionen zuteil werden lassen.
    Doch hab Nachsicht, oh Göttliche, mit uns armen Sterblichen denn unser Verstand ist der von Sterblichen und unterliegt somit auch den Grenzen eines sterblichen Geistes.
    Wir vermögen nicht, die Weisheit Deiner Botschaft zu entschlüsseln, ohne dass Du uns eingehender.
    Deinen Willen kund tust! Daher bitten wir Dich oh Herrin, teile Deinen Willen mit uns!

    Beak:
    Oh' Herrin Temora, Seherin des Lichts.
    Wurde ich Teil deiner Visionen, so knie ich nun respektvoll hier vor deiner Gegenwart.
    Hilf uns Botschaften zu verstehen, die Du uns sendest und leite unsere Schritte auf dem Pfad der Wahrheit.
    Gib uns die Kraft Symbole zu entschlüsseln, die Du in unseren Gedanken und Träumen offenbarst.
    Lass uns erkennen, was Du uns zeigen willst.
    Auf das wir deine Lehren in unseren Herzen tragen.

    So sei es!

    Die ersten Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Das leise Rascheln der Blätter, die sanfte warme Brise in einer eiskalten Nacht, sie sorgte in dem Moment für eine Gänsehaut der Gefühle. Stets waren nun vorerst die Augen des Kommandanten geschlossen. Die Reise durch die eigenen Gedanken um die Vision der vergangenen Tage zu reflektieren war gegeben, bis dieses schemenhafte Bild sich einmal mehr blass und schwammig zeigte. Jedoch offenbarte sich dieser Film der Gedanken anders, als würden sich weitere Szenen schleierhaft hinzufügen.

    Dort wo Hochwürden von Salberg sicherlich durch seine Weihe und Erfahrung als Priester viel tiefer in die Materie vorgedrungen war, schien der Ritter sich nur schwer auf seiner spirituellen Reise zu begeben. Schleierhaft gab vieles vorerst keinen Sinn, doch die Zeit gepaart mit der Engelsgeduld würde Aufschluss bieten. Aber auch das gesprochene Wort von dem Priester, der schon fast wirkte, als sei er vor Temora persönlich am Stehen, boten Hinweise es besser in dieser Situation einordnen zu können.
    Obwohl die Augenlider geschlossen waren, konnte er das Spektakel vor sich nicht länger ignorieren. Das strahlend, warme Licht offenbarte sich in seiner völligen Pracht. Züngelte sich dieses zu Beginn vom Erdreich kommend dem Stamm entlang, waren es wenige Sekunden später auch die Äste und Blätter welche in Gänze zu leuchten schienen.
    Diese Fäden des Lichts lösten sich nach und nach und griffen plötzlich wie Hände zu den Beiden Visionsdeutenden.
    Der gesenkte Kopf des knienden Ritters ruckte reflexartig zurück, während Berenguer in diese wohlig eintauchte.

    „Gemeinsam…!“

    Mit diesem Wort, die der weiblichen Stimme Temoras zugeordnet werden konnte, legte sich der goldene Schimmer auf das Schwert des Ritters. Das blanke Metall welches so schon das göttliche Wunder in all seinen Facetten spiegelte, leuchtete strahlend hell auf.
    Wie eine Stärkung, vielleicht aber auch durch den Beistand der Hohepriesterin Raia Lathaia, hielt der Rittersmann unbewusst fester das Schwert in seinen Händen.


    Die Vision:
    Ein schneebedecktes Bergmassiv wird sichtbar. Sturm der kalt über Wege und Pässe führt.
    Eine Gruppe Geweihte und weitere Streiter aus dem lichten Reich, werden sichtbar wie eben Jene dem Pass entlang marschieren.
    Varuna und ein Sumpf sind zu sehen, gefolgt der bekannten Geräuschskulisse der Untoten. Im Hintergrund tobt ein Schneesturm der über die Berge fegt.


    "Der Weg wird beschwerlich... Doch gemeinsam werdet ihr es schaffen!"

    Es stand fest und es war nicht zu hinterfragen.
    Das Kommende konnte der Klerus nicht alleine auflösen. Das Wort der Herrin war prägend und als heilige Order zu verstehen. In Anbetracht das ein Ritter Alumenas Zeuge dieser Vision wurde, war es einleuchtend das der Ritterorden das Unterfangen zu unterstützen hätte.

    Aufschluss bot das Ganze, wie eben die Götter kommunizierten, nur ausreichend. Es brachte aber deutliche Anhaltspunkte. Die Tatsache jedoch, dass dies die Interesse einer Gottheit weckte, welche als Schutzpatronin und Wächterin der Rechtschaffenheit agierte, sorgte natürlich dafür, dass eine akute Bedrohungslage existieren würde ...
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Beak von Sankurio





 Beitrag Verfasst am: 12 Feb 2024 13:39    Titel:
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    … die Vorkehrungen wurden bereits wenige Tage vor Beginn der Expedition getroffen. Alles, was nötig war, wurde sorgfältig in den ledernen Rucksack gepackt. Seilstricke, Nägel, eine kleine Picke, aber auch etwas Proviant und genügend heilende Tinkturen. Die Expedition auf den Nilzadan, diese galt als sehr wahrscheinlich, wenn man die Visionen der Seherin richtig deuten würde.

    Am Abend des Aufbruchs versammelten sich die Institutionen des Herzogtums getreu den Worten der Lichtherrin.
    „Gemeinsam“ - fanden sich einige vom Ritterorden ein, auch das lichtenthaler Regiment und der Orden der Lichtbringerin stellten eine beachtliche Zahl an Unterstützer.
    Hochwürden Berenguer von Salberg übernahm wegweisend die Führung. Stellte einen Trupp von Spähern zusammen, die das Vorfeld erkunden sollten. Doch ehe es zum Aufbruch kam, wurde ein Segen durch die Akoluthin Leandra Kalveron gesprochen. Dieser Beistand der Herrin war ein Trumpf für diese gefährliche Expedition in eine feindliche Umgebung.

    Was andere als nervtötendes Jucken einer Bindehautentzündung fühlen würden, sorgte für deutliche Irritation des Priesters. Der Einäugige Priester, so wird er auch ganz gerne genannt, konnte plötzlich auf blindem Auge den Spuren folgen, welche die Teilnehmer zur Bergpassage des Nilzadans führten. Die Wipfel waren steil, die überwiegend gerüsteten Krieger schwer und vollbepackt. Eine rege Diskussion entbrannte, ehe der Arcomagus Merrik von Ärenaue eine Lösung offenbarte.
    Skepsis folgte, ein Gefühl von Unbehagen trug Beak in sich, als der Plan genannt wurde, dass drei Freiwillige einen Drachenritt zu wagen hätten. Doch es wurde nicht lang gefackelt, ein Juteseil wurde um die prächtige Gestalt des Drachen geworfen, ehe der Priester Berenguer, Sir Beak und Sir Keylon ihren Platz auf dem Rücken des Flugdrachens nahmen. Ruckartige Bewegungen, immer stärkere Winde und eine angsteinflößende Höhe machten es nicht besser, sodass der Kommandant der Klosterwache mit den Bauchgefühlen bestätigt wurde.
    Das Ganze beanspruchte etwas mehr Zeit als gedacht. Schon zum Beginn der Expedition war der Aufwand immens und keiner hätte gedacht, dass das Besteigen eines Drachen erfolgen würde. Die Teilnehmer setzten ihre unerwartete Reise hoch oben in den Bergen fort.

    Dichter Wald, hungrige, wilde Kreaturen und starke Schneestürme machten das Unterfangen nicht einfacher. Die Eiseskälte sorgte schon jetzt für frierende, rote Gesichter. Jeder Atemhauch führte zu aufsteigenden Dunst. Einiges wurde den Beteiligten abverlangt und inmitten dieser Gemeinschaft war der Priester Berenguer von Salberg auf der Suche nach weiteren Spuren. Dicht an ihm, wie ein schützender Schild, die Klosterwache mitsamt dem Kommandanten.

    Erst wölbte sich die Schneedecke, dann schlug peitschend eine schwarze Tentakel aus dem Boden hervor. Wie eine Würgeschlange griff diese nach dem Wächter Alexander Bernau, der durch die Kreatur ins Wanken geriet und weggezogen wurde. Der misslungene Rettungsversuch der Hohepriesterin Lathaia hielt nicht lange an, als Sir von Alsted und der Kommandant zur Hilfe eilten. Schon jetzt war jedem klar, die Gefahr war gegenwärtig und ungewiss.
    Die Natur war hier menschenfeindlich. Der pfeifende Schneesturm sorgte für eine erheblich eingeschränkte Sicht und dann plötzlich grollender Lärm, das Bersten von Gestein. Eine gewaltige Lawine rollte zerstörerisch auf die Beteiligten der Expedition zu. Instinktiv waren es die Magier Merrik von Ärenaue und der frisch ernannte Edle Lester van Schrevenau, welche durch das Wirken im Lied einen schützenden Wall beschworen.
    Temora war der Truppe ein steter Begleiter, die Gefahr konnte abgewendet werden. Leichte Blessuren durch Witterung und Kämpfe trug die Truppe mit sich, nicht ganz selbstverständlich in solch einem Gefilde.
    Und dann waren da noch diese ominösen schwarzen Tentakel. Sie machten es schwer, hinderten förmlich das Verfolgen der Spuren. Angekommen an einem steilen Hang, offenbarte sich eine tiefe, dunkle Höhle. Die Wehr dieser Fangarme zeigte deutlich, das Ziel stand vor Augen. Nach einem erneuten erbitternden Kampf gegen diese Kreaturen, führte der Weg in die Höhle und sorgte für Schutz vor den eisigen Winden.

    Absolute Stille kehrte mit dem Eintritt ein. Ein leises Plätschern eines Rinnsals war zu vernehmen, die Frischwasserquelle trotzte den Temperaturen und schien kräftig in Bewegung zu bleiben, damit Ihr die Kältestarre erspart blieb. Inmitten dieser leergefegten Höhle offenbarte sich ein größeres Nest aus Hölzern, Laub und trockenem Gras. Das Ziel der Gruppe war erreicht, der Hort des Greifen.
    Wo die einen Gefährten sich nun erstmal zu erholen versuchten, waren es die anderen, welche hoffend auf weitere Spuren des Inquisitors gewartet haben. Die Klosterwache stand erneut wie ein Schutzschirm um den Klerus herum, das Nest war zweifelsfrei verlassen. Die Brutstätte des Greifen war nur gesäumt von ausgerupften Federn. Plötzlich vibrierte der Boden und es bildeten sich kleinere Risse im steinernen Boden. Das Ganze nahm rasant seinen Lauf, eine große, pechschwarze Tentakel mit vielen Fanghaaren schlug mit kreisenden Bewegungen um sich. Der Klerus wurde durch die Wächter zurückgedrängt, man wartete defensiv einen kürzeren Moment auf sicherer Distanz ab, studierte das Ungetüm und dessen Verhalten.
    Die Äste flogen durch die Höhle, der Sand am Boden wurde durch diese unbeständigen Angriffe jener abscheulichen Kreatur aufgewirbelt. Der Angriff erfolgte just in dem Moment, wo sich die Kreatur zwischen Gesteinsbrocken und Stalagmiten verfing. Geschick und Schnelligkeit war gefragt, es war ein tanzender Kampf, vergleichbar wie mit einem Waffengang gegen eine Hydra. Die Bestie erlag den zugefügten Wunden, mehrere Schwerthiebe und magisches Wirken waren hier gefordert gewesen.
    Ein letzter gemeinsamer Schlag brachte der unheiligen Kreatur ihr Ende, wie auch zuvor bei den Geschöpfen löste sich diese Tentakel in Luft auf. Die Bedrohung wurde nun mehr bekämpft, eine weitere kurze Verschnaufpause folgte, ehe man den Spuren, welche nicht endeten, auf den Gipfel des Berges folgte und somit die Höhle des Greifenhorts verließ.

    Die Bergspitze drückte sich durch die Wolkendecke der eisigen Stürme. Es war der sternklare Himmel, der sich zum Abend hin zeigte. Im Vergleich zu den unteren Höhenmetern war dieses Gebiet eine willkommene Abwechslung, auch wenn der Wärmegrad keine Spur von Wärme zeigte und weiterhin die klirrende Kälte einhielt.
    Die dunklen, tosenden Wolken zogen am Berggipfel vorbei, hier und da sorgten die Aufwinde für einen leichten Schneefall.
    Doch all‘ diese Eindrücke wurden schnell nebensächlich, als man die majestätische Kreatur am Ende der Bergspitze erblickte.

    In sich kauend, mit einem schnellen flachen Atem, lag die Kreatur, welche als halb Löwe - halb Adler aussah, dort im tiefen Schneegestöber. Der Greif war womöglich durch die unbekannten Tentakeln verletzt. Scheu war er, ahnend, dass es seine letzten Atemzüge sein konnten. Dies kam allerdings anderes, denn der Wille der Gruppe war nicht die Jagd nach diesem Geschöpf. Es war die Herrin selbst, welche es offenbarte in ihren Visionen, dem Greif musste geholfen werden!
    Der Klerus versuchte sich erfolgreich anzuvertrauen, sodass mit der heiligen Kraft des Lichts die lebensbedrohlichen Verletzungen behandelt werden konnten.
    Ein Lichtspiel heiliger Mächte manifestierte sich, der leere Blick des Greifen füllte sich allmählich wieder mit Leben während im Hintergrund die Stimme der Schildmaid erklang.

    "Halb Adler ... Halb Löwe ... zwei Wesen das Beste von beiden hat zu seiner wahren Kraft gefunden und es geschafft den Kampf gegen die Dunkelheit aufzunehmen."

    Mit diesen sanften Klängen, die über die Wipfel des Berges erschallten, hob der Greif ruckartig seinen Kopf.
    Die Kleriker um dieses prachtvolle Wesen sowie die Ritter Alumenas erstrahlten in einem funkelnden Lichtschimmer, während diese hallenden Worte nach und nach verstummten.
    Ein wärmender Windhauch, voller Kraft und Energie, zog auf und führte eine güldene Feder vor den knienden Geweihten der Temora.
    Es war der Priester Berenguer von Salberg, welcher dieses heilige Artefakt in seine Hände nahm und fortan behutsam verstaute.
    Gestärkt und übersät mit Lebensenergie wendete sich der Greif um, fast schon suchend, ehe er den Kommandanten mit seinem Blick fokussierte.
    Der Ritter, der selbst in voller Demut mit beiden Knien im Schnee kniete, erwiderte den Blick des Greifen und verharrte in seiner Haltung.

    Erneute Stille. Die wärmenden Worte der Herrin waren bereits vollends verschwunden.
    Lediglich der aufziehende Wind mit all' seiner Kälte erfüllte wieder den Berggipfel.
    Der Greif, aber auch der Kommandant selbst regten sich kaum noch. Die Kleriker hingegen wirkten umso interessierter, da sie ein Zwiegespräch des klerikalen Gefüges wahrnehmen konnten.
    Die gebannten Blicke der Teilnehmer dieser Expedition waren kaum zu bestreiten. Während einige von Ihnen versuchten diese Situation zu deuten, waren andere beschäftigt sich vor der klirrenden Kälte zu schützen.
    Wankende Schritte folgten vom Greifen, zielstrebig trugen seine Pranken ihn durch den hohen Schnee zum Kommandanten, während dieser weiterhin ehrfürchtig zu ihm blickte.
    Das Geschöpf bäumte sich etwas auf, spannte seine Flügel aus und berührte mit der Spitze des Schnabels die Stirn des Ritters.



    Wo zunächst ein schwaches Licht begann zu pulsieren, wurde die Intensität mit der Berührung zunehmend stärker und plötzlich offenbarte sich erneut ein Rumoren im Himmelszelt.
    Das kräftige Dröhnen wuchs an, von Augenblick zu Augenblick, ehe plötzlich ein güldener Blitz sich in Richtung der Beiden entlud.
    Ein göttliches Wunder durchaus, denn der Greif sowie der kniende Ritter, welcher seinen Halt am Spitzschild suchte, schienen in Gänze unbeschadet.
    Lediglich leichte Funkenspiele welche sich in Luft auflösten, waren ein Überbleibsel dieser Situation zuvor.
    Der Klerus spendete Stärke in diesem undurchsichtigen Moment.
    Jene Blicke wurden gesucht, um das Geschehene einordnen zu können, welches der Rittersmann und sicher auch die Anwesenden nicht vermochten zu verstehen.
    Das edle Geschöpf hingegen wendete sich ab, stapfte gestärkt zur Seite und drehte seinen Körper zu den Anwesenden.
    Auf den hinteren Pranken stehend, von erfüllter Stärke und Zuversicht, baute der Greif sich erneut in voller Höhe auf.
    Die majestätischen Flügel spannten sich, erneut zeigte sich das Geschöpf in all seiner Schönheit. Mehrere Flugschläge waren es, ehe der Greif den Ort fliegend verlassen hatte.


    Nun mehr ist die heilige Queste auf dem Nilzadan einige Tage her.
    Die klaren, deutlichen Worte wurden dem Klerus vollumfänglich vom Kommandanten übermittelt, er selbst jedoch musste erst verstehen und das Ganze in einer längeren Meditation verarbeiten.
    Ihre Eminenz Raia Lathaia war dazu bestimmt, für Wohl und Seelenheil zur Seite zu stehen.
    Der berüchtigte Lathaia-Tee war in diesen aufwühlenden, schlaflosen Nächten wahrlich eine Wohltat.
    Aber auch der stetige Austausch mit Raia, um vergangenes zu begreifen, sorgte für einen klaren Fokus auf das Kommende.
    Immer wieder notierte sich der Ritter in seinem abgegriffenem Notizbuch die vom Greifen zugetragene Order. Den meisten im Kloster war das Ergebnis aber schon am Abend der Heimkehr klar, die Geschichte hatte erst begonnen ...
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Keylon von Salberg





 Beitrag Verfasst am: 19 Feb 2024 17:40    Titel:
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Jetzt würde es bald weitergehen.
Die Suche nach dem... Tintenfass. So unwirklich es auch klingen mochte.
Sie suchten ein Tintenfass.
Eine Greifenfeder hatten sie bei der letzten Expedition gefunden. Eine Feder die wohl eine gewisse Heiligkeit verströmte.
Tintenfass und Feder
War ja eigentlich logisch... doch wie und wofür sollte es sein.

Eine Vision hatte wohl gezeigt das die Amulette der Ritter alsbald ihren Dienst versagen würden, doch sie hatte auch eine Lösung aufgezeigt.
Mit diesen beiden Gegenständen sollen den Rittern heilige Zeichen auf die Stirn geschrieben werden und so wird das Amulett durch Temoras Gnade ersetzt werden.
Eine Tinte die wohl nur von Geweihten gesehen werden konnte.

Seine Gnaden Lumen hatte wohl den Auftrag das Fass zu bergen und wie er vermutete würde es am Schrein des heiligen Fasamar im Westen zu finden sein, was nicht ganz ungefährlich sein würde, aber die Kirche war nicht so dumm die Bergung alleine durch zu führen, sondern lud dazu die Ritterschaft ein.
Keylon jedenfalls würde sich dem Tross nur zu gerne anschließen.





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Beak von Sankurio





 Beitrag Verfasst am: 02 März 2024 15:17    Titel:
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    - Fasamars Erbe I -

    … Im Grunde hätte dieses Vorhaben zu Beginn der Woche mit der gleichen Geschwindigkeit umgesetzt werden sollen, wie es im Lehrbuch steht.
    Das ursprüngliche Ziel war ganz klar definiert: Der Schrein der Geistigkeit, im tiefsten Westen zwischen Düstersee und Rahal.

    Es waren Visionen der Seherin Temora, die dem Diakon Constantin Thanael Lumen offenbart wurden. Wegweisend direkt ins Feindesland.
    Zum Abend hin, wo der Winter seine letzte Kraft Aufwand, um die restliche Schneedecke zu erhalten, fand sich der Klerus der Temora sowie der Ritterorden Alumenas zu Gerimor vor dem Stufensteig des Klosters der Lichteinigkeit ein. Sie waren schwer bewaffnet und ritten zu Pferde.
    Die Verlegung dieser Einheit musste schnell erfolgen, da ein unentdecktes Vorgehen aufgrund des noch leichten Schnees unmöglich war.

    Der lange Ritt, querfeldein verlief ohne Komplikationen, dank der Vorarbeit der Späher konnte die Einheit unentdeckt bis zum Schrein gelangen.
    In einer umzingelten Wachstellung waren es die Reiterkrieger, welche den Schrein umkreisten und ihre Posten einnahmen. Im Kern dieser Formation agierten die Geweihten, um die Visionen und dargebrachten Zeichen zu deuten.
    Die unheimliche Stille vor dem Sturm, gepaart mit einer angespannten Wachsamkeit, sorgten für einen klaren Fokus.
    Jeder, der sich Ihnen näherte, war eine aktuelle und gegenwärtige Bedrohung. Ein Aufdecken dieses Vorhabens würde einem Scheitern gleich kommen.

    Immer mal wieder war es der schmelzende Schnee an den Ästen der kargen Bäume, welche für Irritation sorgten.
    Je nach Schneemenge konnte man erhaschen, wie der ein oder andere eben genau von dieser Störquelle an Geräuschen abgelenkt wurde.
    Im Hintergrund dieser wachenden Reiter sorgten die Geweihten mit Anrufungen und Gebeten für des Rätsels Lösung.
    Ein geheimer Abgang offenbarte sich und es wurde sofort damit begonnen, die Katakomben zu erkunden.

    Plötzlicher Kampflärm in den tiefen Gängen ließ Hektik aufkommen.
    Während die Geweihten im Gewölbetrakt auf Gegenwehr stoßten, entpuppte sich das Vorhaben mittlerweile als gescheitert. Die erst dumpfen Glocken in der Ferne, als Zeichen des Alarms, offenbarten kommende Gegenwehr.
    Sie wurden entdeckt und somit blieb kaum mehr Zeit, dass verborgene Geheimnis erfolgreich zu verstecken. Der Rückzug wurde angeordnet, der Zugang verschlossen.

    Die Hufen der Pferde, dass schwere Atem und wiehern der Schlachtrösser, folgte zunehmend, als man Ihnen den raschen Rückzug nach Lichtenthal abverlangte.
    Doch die Geräuschkulisse wurde von Augenblick zu Augenblick intensiver, denn es waren die Streitkräfte des Feindes, welche Ihnen nachsetzten und Sie zu einem Kampf bei Schwingenstein zwangen.

    - Fasamars Erbe II -

    Nun mehr waren es zwei Tage nach diesem erfolglosen Vorhaben, welche genutzt wurden für Erholung und Planung.
    Ein weiterer Anlauf wurde anberaumt, denn zu sehr lag das Bestreben kurz vor seiner endgültigen Niederlage.
    Der Feind hätte stets den Spuren des Vorhabens folgen und eben dadurch Fasamars Erbe für sich gewinnen können. Alleine der Gedanke, sorgte für tiefe Entschlossenheit dies um jeden Preis zu verhindern.

    Erneut kampfbereit und schwer gerüstet, allerdings diesmal nicht beritten, sondern zu Fuß, war das Verlegen der Truppe durch den Untergrund geplant.
    Mittlerweile war es der sanfte Frühling, der sich durchsetze und die Schneeschmelze vorantrieb. Der matschige Untergrund wäre allerdings ebenso ein Verräter, was Spuren anbelangen würde.
    Der Plan traf daher nur auf Zustimmung und man schlug den Weg durch die Tiefen ein.

    Mit jeder Begegnung dieser unheilvollen Kreaturen, kam es zu unvermeidbaren Kampfhandlungen.
    Ein Opfer welches erbracht werden musste, um erneut unentdeckt in das Herzland des alatarischen Reiches einzudringen.
    Der Erfolg war durchaus gegeben, in eiligen Schritten stand man erneut vor der Gebetsstätte Fasamars.
    Diesmal jedoch kannte man bereits weiteres Vorgehen, der Abstieg in die Kammern erfolgte zügig und einstudiert.
    Lediglich das Schließen des Abgangs sorgte für leise Geräusche im Umfeld, ehe die nähere Umgebung nichts mehr von der Präsenz der Lichtenthaler verriet.

    Die Luft war staubig und stickig.
    Fackeln wurden entzündet, um eine bessere Orientierung in den dunklen Gewölben zu erlangen.
    Pfeifende Windzüge offenbarten, dass Frischluft von irgendwelchen Gängen einzog.
    Die Ritterschaft trat vor, sorgte für eine Absicherung in Front, denn mit unbekannter Gefahr war bereits zu rechnen.
    Das blanke Metall der Schwerter füllte diese einst heilige Kammer mit ihren Klängen. Kampfhandlungen gegen Seelenlose hinterbliebene Grabräuber.
    Die Gier nach Reichtum und Macht wurde Ihnen zum Verhängnis. Der Zugang war verschüttet, viele Tage konnten diese nicht überdauern.
    In ihren letzten Momenten des Lebens haben Sie Hinterlassenschaften wie verschmorte Rattenkadaver und Werkzeuge gelassen.
    Während der Kampfeslärm abebbte und die dunklen Gänge, abgesehen ihrer fehlenden Statik und einem drohenden Einsturz, kaum mehr Gefahr boten, machte man sich auf der Suche nach Fasamars Erbe.

    Die Vision der Seherin gab einst an, dass dieses heilige Relikt dort im Verborgenen lag.
    Doch war es, wie bekannt von den Adlerrittern, ein wohlbehütetes und schier unbekanntes Geheimnis.
    Es war die Pflicht des Adlerritterordens, geheime Artefakte und Relikte zu verbergen und diese mit dem Leben zu beschützen.
    Die bekannteste Geschichte über solch ein Vorhaben war die der Klingenwächter und dem damit verbundenen Schwert Nastad-e-Goth.
    In dessen waren die Hinterlassenschaften der Adlerritter in diesen unbekannten Katakomben, neben Rüstwerk und staubige Banner, eben auch Warnungen und Enigma.
    Die Suche nahm also deutlich seine Zeit in Anspruch.
    Immer wieder rieselte es kleinere Gesteinsbrocken von dem zerfallendem Deckenbereich.
    Während man den zugeschütteten Zugang den Grabräubern ausfindig machte, suchten andere nach Zeichen und Lösungsmöglichkeiten.
    Auffällig war eine Statue aus Marmor eines Adlerritters, welcher den Rücken zum einfließenden Gang zeigte, eines von vielen Variablen.
    Und so wurde nach und nach das verborgene Wissen und Geheimnis gelüftet und das heilige Artefakt, dass Erbe von Fasmar, geborgen.



    Die Euphorie und Genugtuung endlich fündig geworden zu sein, hielt sich in Grenzen.
    Ein ruckartiges Grollen, ein wankendes Beben war die Reaktion. Die letzte Falle des Adlerritterordens löste aus. Etwas wurde übersehen und somit drohte einmal mehr diese Kammer einzustürzen.
    Hastig und voller Eile zogen sich alle zurück, um das Schicksal der Grabräuber nicht zu teilen.
    Kaum war indessen mehr die Sicht geboten, der Staub wirbelte auf und als die Mauersteine sich von der Decke lösten, waren schon die meisten auf der Erdoberfläche angekommen.
    Temora war stets mit Ihnen, kaum verletzt aber vom Reizhusten geplagt, versammelte man sich im nördlichen Waldabschnitt.
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Wolfgang Hell





 Beitrag Verfasst am: 02 März 2024 17:49    Titel:
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"Ruhe. Ich will doch einfach nur Ruhe. Keine Menschen, keine Nähe. Nur Ruhe! Keinen Lärm, oh Temora, warum schenkst du mir diese Ruhe nicht?"


Nicht nur die Albträume quälten Wolfgang seit Wochen, nein auch die Erkenntnis die ihn durchdrungen hatte nachdem er der Nimmerruh an jenem einen verhängnisvollen Abend den Rücken gekehrt und gerade eben mit dem Leben davongekommen war. Mit diesem dunklen, unsichtbaren Mal das er trug doch umso mehr spürte würde es nie wieder Ruhe geben. Keine Helligkeit, keinen Sonnenschein der sein Gesicht erwärmen und in seiner Nase kitzeln würde sondern endlose und erdrückende Dunkelheit unter Dienern zu denen er sich niemals zählen wollte. Doch welche Wahl war ihm geblieben? Verdammnis oder Verdammnis, so schien es ihm zunächst in diesem Labyrinth der eiseskalten Finsternis. Die Fänge hatten ihn, er spürte sie im Leib, in den seinen Knochen, in seiner Seele und im tiefsten Herzen. Überall. Es war quälend und es zerriss ihn dieses Gefühl dass alles, was er anfassen würde, nur noch verflucht wäre. Ein Opfer an die Dunkelheit, ein Opfer an die Grausamkeiten dieser Welt.
Die Welt war bereits grausam genug, doch er wollte nicht dazu beitragen dass sie an Grauen zugewann oder sich jene kalte Düsternis noch verbreitete. Die Bitten an Temora waren das einzige dieser Tage die seine Schritte noch zu lenken wussten, der Fels in der Brandung sozusagen der den letzten Funken Licht und Hoffnung den er wie einen geheimen tiefen Schatz hegte, noch am Leben hielt.

Was auch immer es an diesem einen Abend gewesen war, das ihn nach Varuna getrieben hatte, dem Ort der Zerstörung und des Wehklagens, er würde es auch niemals mehr erfahren. Die Verzweiflung hatte ihn in seinen Fängen gehabt und schüttelte seinen Leib durch und durch. Ver-Zweiflung. War es das, diese Verzweiflung? Zweifel die einen auseinanderreißen wollten bis man nicht einmal mehr an das glaubte was man selber war? Oder was man sein wollte? Bei all dem Schmerz bemerkte Wolfgang nicht wie sich ihm ein Trupp näherte. Ein Trupp vollständig gerüsteter und priesterlicher Abgesandten. Die eine von ihnen, die erkannte er wieder. Moira. Sie war so freundlich gewesen und hatte ihm geholfen, dort, in der Bank von Bajard mit dem komischen Kauz der seine Kisten verloren hatte. Doch den Rest... sie sprachen Gebete, redeten über ihn denn mit ihm und je mehr sie beteten, desto enger wurde seine Kehle. Mehr und mehr bis er kaum mehr noch die Luft in seine Lungen bekam. Doch dann... dann konnte er plötzlich wieder atmen... und reden! Er konnte reden! So fing er an selbst ein Gebet zu sprechen, doch... ein brennender Schmerz aus eiskaltem Stahl bohrte sich, verursacht vom Ritter Beak, der die ganze Zeit vor ihm gestanden hatte. Er bohrte sich tiefer als in sein Inneres und zerstörte den kleinen letzten Hoffnungsfunken den er wie einen Schatz gehütet hatte. "Warum?", kam es ihm durch den Kopf. Ein Moment der Hoffnung war aufgekommen und unerwartet brutal und unbarmherzig zunichte gemacht durch das Schwert des gnadenlosen Ritters.
"Mörder!" War das, was er noch über die Lippen befördern konnte während er die viel zu schnell schwindenden Kräfte spürte. Kälte, eisige gnadenlose Kälte umhüllte ihn ein, genauso wie die Ungläubigkeit dass ein Ritter der Schildmaid fähig war einen schutzlosen Unschuldigen ohne mit der Wimper zu zucken zu ermorden. So weit draußen mit Zeugen die ihm gehörten und er im Griff hatte...

Doch dort, im schwindenden Licht des Lebensfunkens trat etwas an die Stelle der Kälte die die Waffe in Wolfgangs Brust hinterlassen hatte: Wärme. Hoffnungsvolle Wärme, die das Rauschen warmer Schwingen mit sich brachten und jenen kleinen totgeglaubten Funken zu neuem Leben entfachten. Die Hoffnung auf Erlösung in Form jener Schwingen die er sich ersehnt hatte. Licht und Wärme die ihn schützend umgaben und ihn fortnahmen von jenem Ort des Schreckens den er nicht mehr nähren und ihm entfliehen wollte. Erlösung, gnädige Erlösung. Und Ruhe.



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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 02 März 2024 17:52    Titel:
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Für einen Moment herrschte Stille und die Welt schien sich langsamer zu drehen, als würde sie selbst den Atem anhalten, während die Waffe des Ritters das Leben eines unschuldigen Menschen nahm.
Doch wie hätte sie seine Seele sonst retten sollen.
Er war bereits vom dunklen Wirken der Zeichnung befallen, die seinen Körper wie dunkle, wuchernde Schlingen eisern im Griff hielt und ihn nicht mehr freigeben würde, obwohl das Licht seiner Seele tief im Inneren noch kraftvoll und unberührt loderte. Wie lange würde diese Reinheit bestehen können?
Gezeichnet war gezeichnet, der Welt zur Erlösung nur noch durch den Tod erreichbar, wenn er nicht der Spirale hinab in die Dienste des Raben folgen wollte und dann wäre er ihren Blicken zudem verborgen geblieben. So war es ein Ende mit einem Schrecken statt der ewige Schrecken ohne Ende, doch es blieb ein Schatten zurück, ein Makel, der den Ritter traf und das Amulett zerbrechen ließ.
„Mör…der…“, vielleicht waren es diese Worte, die das Urteil gefällt hatten.
Der Rabe selbst hatte sich nicht gezeigt, nicht einmal einen seiner Herolde geschickt, als wäre ihm das Leben des Mannes und der Ausgang dieser Misere vollkommen gleichgültig.
Oder hatte er damit gerechnet, den Makel, den Schmerz einkalkuliert?
Wie dem auch sei, sie würde nicht zulassen, dass ihrem Ritter dieses Urteil auf der Seele lasten würde. Die Zeit der Zwiegespräche sollte beginnen, Zeit der Buße und die Heilung nach dem Leid.

Eine leitende, liebende Hand berührte den Geist des jungen Constantin Thanael Lumen und offenbarte die Vision, welche sie für die Versöhnung der Seele mit der Tat durch den Schwertstreich offerierte:

Die Mauern des Klosters, in klarem, strahlendem Blau schimmernd, zeichneten sich vor dem inneren Augen ab und ließen den Blick darüber hinweggleiten, als wäre der eigene Körper der eines großen, majestätischen Adlers. Dort im Innenhof, unter dem goldenen Geäst, kniete ein Ritter, tief im Gebet und eins mit dem strahlenden Licht der Tugenden. Sie wuschen ihn rein, mit jedem Moment der Nähe, jedem Augenblick der Festigung des alten Bandes zwischen Streiter und Temora.
Mehr als nur ein Ritter der Krone…
Und die weißblauen Schwingen hüllten seinen Körper ein, löschten die Zweifel und schenkten ihm eine neue Kraft.



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Berenguer von Salberg





 Beitrag Verfasst am: 03 März 2024 17:39    Titel:
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Der achtundzwanzigste Eisbruch des Jahres 267 war ein Tag den Berenguer so schnell nicht vergessen würde. Hatte er beim Anblick der gigantischen Bibliothekskatakomben, welche sich unterhalb des Schreins des Fasamar verborgen hatten schon gedacht, dass es ein denkwürdiger Tag sei und er sich glücklich schätzen konnte diesen legendären heiligen Ort mit eigenem Auge zu erblicken, so hatte der weitere Verlauf des Abends noch deutlich mehr Wendungen gebracht.



Kaum hatte die Gruppe bestehend aus Vertretern des Ritterordens, des Klosters sowie dem Schmiedemeister Arne Levar es geschafft die komplizierten Rätsel der Kammer zu lösen und das gesuchte Artefakt - ein heiliges Tintenfass - an sich zu bringen, da geschah das Unglück:

Die Bibliothek - jener lange verschollene heilige Ort - begann in sich zusammenzubrechen. Nur mit Mühe gelang es der Gruppe rechtzeitig den Ausgang zu erreichen und sich ans Tageslicht zu retten bevor die Katakomben für immer einstürzten.



Doch auch an der Oberfläche ward ihnen noch keine Ruhe vergönnt. Kurz nachdem sie den Heimweg angetreten hatten wurde der Ritter Beak auf die Spur eines künftigen Rabendieners aufmerksam. Nachdem sie diesen kurz vor Varuna ausfindig gemacht hatten begann der scheinbar aussichtslose Kampf um die geschwächte Seele des Mannes. Ein Kampf der nur gewonnen werden konnte indem der Ritter dem Wehrlosen die Klinge seines Schwerts bis zum Heft in die Brust stieß und das Leben des Gezeichneten auslöschte.

Im Moment des Todes des Unglücklichen konnte Berenguer jedoch erkennen wie Temora die Seele des Mannes umfing und ihn sicher in ihr Reich geleitete.

Doch im Moment des Todes zerbrach das Ritteramulett des Klosterwachenkommandanten und Temora wies Antorius und Berenguer an, ihm zur Seite zu stehen und ihn mit Greifenfeder und Tintenfass zu zeichnen.

Nachdem sie die Leiche des Beinahe-Rabendieners hastig verbrannt hatten um es dem Raben nicht zu ermöglichen den Toten zu erwecken strebten alle Anwesenden das Kloster an. Sie verbrachten den aufgelösten und mit der eigenen Tat hadernden Ritter zum Lichtbaum, wo Berenguer versuchte ihm neue Hoffnung zu spenden indem er ihm die Notwendigkeit des eigenen Handelns erläuterte.

Er ließ den Knappen Logan de Mederic den Ritter vom Wappenrock und Harnisch befreien und zeichnete dann mit den von Temora gewiesenen Worten

"Dein Schild und Schwert für die Menschen,
für den Glauben,
wider der Dunkelheit,
für das Licht!"


ein güldenes Ankh auf Beaks Brust - direkt auf Herzhöhe.



Direkt im Anschluss umfasste sie beide ein goldenes Licht und als es verging war auch das Äußere Berenguers auf eine bedeutsame Weise verändert worden - denn nun trug er die Robe eines Hochgeweihten.


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Beak von Sankurio





 Beitrag Verfasst am: 03 März 2024 20:05    Titel:
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    - Die heilige Order des Greifen -

    In diesem Augenblick, wo man im Grunde jedwede Körperspannung hinter sich ließ und sein Geist sortierte, um zur Ruhe zu kommen, pumpte das Herz des Kommandanten schneller.
    Das Verschnaufen an Ort und Stelle war nicht von langer Dauer, der geordnete Rückzug wurde befohlen.
    Das heilige, geborgene Relikt musste um jeden Preis in das Kloster der Lichteinigkeit gebracht werden.

    »„Ruhe! Jetzt seid endlich still!“« waren die harschen Worte eines Jenem, welcher kaum mehr zu seiner inneren Ruhe fand.
    Mit angespannter Konzentration starrte dieser in die östliche Richtung. Vor seinen Augen bildeten sich die schwarzen Silhouetten Varunas.
    »„Wir müssen weiter gen Ost!“« - nicht wirklich einleuchtend für die Meisten unter Ihnen, wenn man im Feindesland stand.
    Die Truppe zog sich zurück, während der Kommandant immer mal wieder Kauderwelsch brabbelte. Seine Stirn war glänzend und nass vom Schweiß geziert, sein Auftreten wirkte fast schon manisch.

    Der durchgeführte Rückzug aus dem Feindesland verlief ohne weitere Zwischenfälle.
    Man passierte die roten Grenzsteine Alatariens, versammelte sich erneut, dieses Mal vor dem entweihten Totenacker Varunas.
    »„Mein Weg ist klar. Wir müssen nach Varuna! Aber das geborgene Relikt kommt nicht mit und muss in Sicherheit gebracht werden!“« waren die deutlichen Anweisungen des Kommandanten, ehe sich die Gruppe in zwei aufteilte.

    Varuna bei Nacht, eine existierende und reale Gruselgeschichte.
    Wo auf den gefallenen Mauern die leblosen Körper wandelten , blieb dem Kommandanten jedweder Blick über die Ufer verwehrt.
    »„Seht Ihr es denn nicht? Sie greifen nach Euch - haltet Euch beim Klerus auf!«
    Genau so verwirrt wie der Kommandant selbst, da jedwede Reaktionen der Gefolgsmänner ausblieb, schauten die Gefährten nur fragend zu Ihm. Nichts zog sich für das bloße Auge der Anwesenden zu.
    »„Es sind die schwarzen Ranken der Kreatur von der Bergspitze des Nilzadans, dunkle Schleier ziehen überall auf! SEHT DOCH HIN! Rasch, wir müssen weiter!“«
    Zielstrebig schritt der Kommandant vor, suchend und ausschauhaltend. Reflexartig wie auf der Pirsch nach Beute bewegte er den Kopf, ehe er neben die Südbrücke Varunas starrte.
    Ein Mann, mittleren Alters, wimmernd und in dreckiger Kluft am Boden harrte dort seinen zugetragenen Schmerzen. Dieses Bild war so abstrakt und ungewiss, kaum einer verstand was um ihm geschah.

    »„Er ist Opfer dieser pechschwarzen Ranken, hier ist der Ursprung. Offenbart Euch, Fremder!“«
    Der Fremde stotterte, heulte vor Schmerzen, stammelte einige schwache Silben über seine Lippen.
    Die Kleriker spürten es, dass was der Kommandant mit bloßem Blick vorher schon sah.
    In seinem Herzen trug der Fremde ein schwaches Licht der Gerechten, drohend in der Schwärze zu verschwinden.
    »„Zeigt mir Euer Mal, sofort“« und schon jetzt war jedem klar, der Verdacht lag nahe das dieser Fremde einer der vier Gesuchten vom Greifen war.

    Während die Umgebung für eine beängstigende Stille sorgte, waren es die Gebete der Kleriker, welche dem Mann Stärke und Kraft einverleiben wollten.
    Doch jede Zuwendung sorgte nur für schlimmeres Leid. Die pechschwarzen Ranken drohten dem Manne die Atemluft zu nehmen und plötzlich mit der Berührung der auferlegten Hand vom Hohepriester Antorius zogen sich diese abstrusen Fangarme kurz zurück und offenbarten den Drudenstern am Halse des Fremden.

    Sirrend zog der Kommandant die güldene Klinge hervor, richtete diese auf einem Jenen welcher der Finsternis anheimfiel.
    Mehrere Momente keine Regung, erstarrt voller Mitgefühl und Abgeklärtheit ruhte der Blick herab.
    Es war die sanfte Stimme Temoras, welche sich ihm offenbarte in weiblichem Singsang, welche trauernd die Anweisung gab.

    »„Seine Seele können wir noch retten, sein Leben nicht mehr.
    Sei mein Licht, mein Kind.“«


    In diesem Moment kehrte eine unheilvolle Stille ein, es war lediglich nur das Wimmern des Verfallenem und die wispernden Gebete der Kleriker welche die Umgebung mit Geräuschen füllte.
    Der dunkle Himmel schenkte just in diesem Moment ein Gefühl von wärmender Sonne, obwohl auf allen die Last von Wehmut und Trauer in den Knochen steckte.
    Rasch, ohne Vorwarnung, war es die Schwertspitze des Ritterschwerts, welche sich durch das schwache Fleisch der Brust des Fremden bohrte.
    Kurze Augenblicke, keine Reaktion - dann flüsterte der Ritter und Kommandant Schutzgebete in monotoner Tonart des Trauers.
    Die güldene Hohlkehle sammelte indessen das warme, dunkle Blut, welches anschließend auf den feuchten matschigen Boden tropfte.



    »„Temora will es!«

    Der Gerichtete griff mit beiden Händen zur durchbohrenden Klinge, hob mit letzter Kraft seinen Blick in die Richtung des Ritters.
    »"Wa.... rum? Die .... Dunkelheit hat auch Dich erfasst, Mörder!"«
    Weiterhin sprach der Erlöser das Gebet an die Herrin gerichtet, gestärkt durch die Anwesenheit des Klerus.
    Glucksend, vom eigenen Blut drohend zu ertrinken, waren es nur noch schwache Silben welche er weiter offenbarte.
    »Ihr... seid alle der Dunkelheit... verfallen! ... Unschuldig. Mörder!"«
    Der Körper sackte zu Boden, nachdem das Schwert aus dem nun leblosen Körper gezogen wurde und obwohl sein Tod unbestritten war starrte der Blick weiterhin zum Scharfrichter hoch.

    Eine Situation die kaum noch ihre Praxis fand in der Moderne der Gesetze.
    Viele waren Zeuge einer Tötung, kaum einer jedoch traute sich seine Bedenken auszusprechen, wenn es diese überhaupt gegeben hatte.
    Doch schlagartig knarrte und klirrte es in unmittelbarer Umgebung. Das Amulett am Halse des Ritters zersprang in tausende Teile, welche durch Lichtfäden umwickelt wurden, kokonartig, spannten Sie sich zusammen.
    Der beherzte Griff zu diesem magischen Schmuckstück sorgte dafür, dass sich die Fäden auflösten und leuchtend gen Himmel stiegen.
    Gebrochen war nicht nur das Amulett selbst, denn auch der Ritter sackte plötzlich zu Boden und zweifelte.

    Währenddessen wurde über das weitere Schicksal des Leichnams beraten, der Klerus entschied sich nach der erfolgten Seelsendung für eine direkte Verbrennung der Überreste.
    Trockenes Brennholz wurde angefordert, der Scheiterhaufen in Windeseile notdürftig erstellt.
    Die hellen Flammen in den gläsernen Augen des Kommandanten spiegelten sich, der beißende Geruch vom verbrannten Menschenfleisch zog einher.
    Aufbauende Worte Andras, später aber auch durch den Klerus selbst sorgten dafür, dass man langsam zum Kloster zurückverlegen wollte.
    Es waren aber auch die Worte Moiras welche zu denken gaben, denn dieser nannte den Namen des nun verbrannten Körpers.
    »"Wolfgang Hell, ich lernte ihn im Fischerdorf Bajard kennen. Ein einfacherer Wanderer welcher Schutz in den Wäldern suchte."«

    Dem Ritter wurde Stütze geboten, er wirkte deutlichst in sich gekehrt voller Zweifel und tiefster Trauer.
    So nahm man es jedenfalls an, doch als sich in der Ferne ein Rabendiener offenbarte, der sich wohl dem Akt des Kra'thors hingerissen fühlte, formte sich der gerechte Zorn in den Gesichtszügen.
    Fordernd, kaum noch weitere Optionen bietend, erhob der Kommandant sein Wort, dabei fixierte er mit seinem wachsamen Blick den berittenen Diener des Seelenfressers.
    Das Pferd, ohne Haut und mit blanken Knochen, wirkte so abgeklärt und verlassen, wie sein Besitzer selbst.
    Kein Wortwechsel, kein Angriff - nur der eilige Rückzug in die westliche Richtung, gepaart dem Hufgetrampel des Skelettpferdes.

    Die Sterne am Himmelszelt funkelten, boten höchstens nur wegweisende Himmelsrichtungen.
    Es war eine kalte Frühlingsnacht, am Kloster der Lichteinigkeit.
    Besiegelt wurde es vom Klerus der Temora, dass sich der Kommandant auf klerikaler Untersuchung an den Baum des Lichts zu begeben hätte.
    Dies erfolgter mit der gesamten Truppe, denn die Neugierde und Sorge um den gebrochenen Ritter war gegeben.
    Eine Hektik in später Abendstunde stand auch Cassian im Gesicht geschrieben, welcher von all' dem ziemlich überfallen wurde.
    Vorbereitungen für ein Ritual wurden getroffen.

    Es war die göttliche, sanfte Wärme welche der Baum des Lichts im Zentrum der Kreuzgänge spendete.
    Das leise Rascheln der Blätter zog immer mal wieder einher.
    Seine Hochwürden Berenguer von Salberg war es, welcher als Inquisitor die Untersuchung übernahm.
    Die Offenbarung des Kommandanten, dass er tiefen Schmerz, Trauer und Zwiespalt spürte war ein Zeichen eines gebrochenen Herzes.
    Sicher war es nicht die Erlösung die er vollführte, sondern mehr das Versagen gegenüber seiner Herrin.
    Die Trauer, so sprach er, war markerschütternd und verletzend.
    Der Knappe Logan de Mederic legte, auf Anweisung des Inquisitors, dass Ornat des Klosterkommandanten ab.
    Es waren die geübten Griffe eines fast ausgebildeten Knappen, welcher sich nicht ungeschickt anstellte auch den Brustpanzer abzunehmen.
    Der Ritter selbst, weilte mittlerweile auf beiden Knien vor dem Klerus, seitlich am Baum des Lichts.
    Der gesenkte Blick der Demut, die regungslose Haltung wirkte für die vielen Beobachter an diesem Abend ungewohnt.

    Platziert in einer schmucken Schatulle aus feinstem Ebenholz, lagen die zwei geborgenen Relikte, eingebettet auf bläulichem Stoff.
    Diakon Constantin Thanel Lumen reichte dem Inquisitor eben jene heiligen Artefakte, welche an diesem Abend der unbekannten Zeremonie, ihre Aufgabe fanden.
    Der Federkiel des Greifen wurde in das marmorfarbene Tintenfässchen getaucht. Leuchtend saugte sich diese Zeichenfeder voll, ehe dem Ritter auf Herzhöhe ein Ankh durch den Inquisitor aufgemalt wurde.
    Die Brust zog sich in diesem Moment zusammen, die wärmende Flüssigkeit erhellte die Haut des Ritters.
    Nicht lange hielt dieses Schauspiel stand, denn zunehmend verschwand eben dieses leuchtende, aufgemalte Zeichen unter dieser.
    Der beherzte Griff zu eben jener Stelle folgte, der Blick hob ich seit dem an das erste Mal.
    Just in diesem Moment bildete sich das strahlende Licht der Herrin Temora um den Inquisitor, ehe dieses übergriff und auch den Ritter erfüllte.
    Ein güldener Schimmer, pulsierend bis in die Fingerspitzen durchströmte ihn.
    Es war ein Wunder der Heilung, für den Moment dachte man, der Seelenfrieden war kurzzeitig gegeben ...
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 05 März 2024 09:48    Titel:
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Ein Bote in den dunklen Farben der Gräfin, womöglich einer ihrer Leibwächter wird bei der Klosterwache vorsprechen und nach einem betont höflichen Wortwechsel einen gesiegelten Brief für Sir Beak übergeben. Sollte der recht persönliche Brief Sir Beak erreichen und er das Siegel brechen, so findet er die genormte, militärische Handschrift Helisandes vor seinen Augen.


    Haushalt Tiefenberg
    05. Lenzing 267


    Kron und Reich zur Ehr, Sir Beak - Euer Hochgeboren von Sankurio,

    in tiefem Gedenken an unsere stabile Brieffreundschaft übersende ich diese Zeilen. Vergebt mir oder nicht, doch im Folgenden werden ich die sehr persönliche Ansprache bewusst wählen. Es sei gestattet dies übergriffig und unhöflich zu befinden - es stört mich nicht.

    Da es mir durch den Klerus in Gestalt von Gnaden Lumen untersagt wurde dich weiter „zu bedrängen“ und somit offensichtlich seitens des Klerus besuche meinerseits unerwünscht sind, greife ich zu meinem schärfsten Mittel. Dem geschriebenen Wort.

    Ich habe dir gut zugehört und dich betrachtet, als ich dich noch besuchen durfte. Hier fasse ich nieder, was ich verstanden habe. Du fühlst eine namenlose Schuld auf dir lasten. Zum einen wohl den Eindruck, dass du das Amulett, das dir anvertraut wurde zerstört hast und zum anderen, dass du getötet hast ohne groß zu zögern. Dies alles und die Visionen, die dich vorher schon plagten drücken dich hernieder, der Schlaf flieht dich.
    Du suchst Vergebung an einem Ort, in einer Welt und von einer Existens, in der es keine Vergebung gibt.
    Keine, außer der, die du dir selbst gewährst.
    Du trägst für nichts von all dem die die Schuld, nur die Verantwortung für ein weiteres Leben. Wir sind Ritter. Wir töten. Das ist unsere Berufung. Die Träume von ruhmreichen Schlachten und ehrenvollen Zweikämpfen sollten dir bereits als Knappe ausgetrieben worden sein. Wir sind Ritter. Wir üben Gnade und die größte Gnade kann der Tod und die Rettung einer Seele sein.

    Das Amulett hast du nicht zerbrochen, du warst nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Heinrik hat mir verschwommen von deinem Bericht über die Visionen berichtet. Heißt es darin nicht, dass die Amulette alle zerbrechen werden? Oder war nur von deinem die Rede?
    Wie auch immer. Du hast nicht die Macht ein solch magisches Artefakt zu zerstören. Diese Macht haben nur Götter und selbst für sie ist es ein Kraftakt, denn das Lied ist Eluives Gewebe, Eluives Mantel. Was darin gestickt ist und durch göttlichen Willen gelöst wird, erfordert Krafteinsatz gegen ihre Fäden.

    Ob nun Temora selbst oder Krathor diese Kraft aufgewendet hat, kann hoffentlich Hochwürden von Salberg abschießend beantworten. Jedoch hätte dies zu jedem Zeitpunkt passieren können, auch in deinem Schlaf.

    Die Frage, die du dir nun stellen darfst, ist die schwerste von allen:

    Wenn Temora, die Herrin, unsere Schutzgöttin dein Amulett selbst zerbrach.
    Warum lässt sie dich schutzlos, ohne die Kraft die es uns Rittern zu nutzen möglich macht zurück?
    Kurz gefasst: Warum verlässt dich deine Göttin?

    Du stellst dir diese Frage schon? Die Frage nach dem: Warum?

    Lass es.

    Ich habe sie mir schon so oft gestellt und nie eine Antwort erhalten. Ich habe sie der Herrin schon oft gestellt und nie eine Antwort erhalten. Ach und bitte, sei so gütig und komm mir nicht mit den Geweihten.
    Alles was ich bisher von ihnen erhalte sind Verurteilungen, Urteile und Forderungen. Vermutlich hast du da allerdings den besseren Teil, alter Brieffreund.

    Halte fest an deinem Glauben, für dich wird am Ende alles Sinn machen und neuen Sinn schaffen. Du erlebst eine Krise und wirst gestärkt daraus hervorgehen. Bewahre deinen Glauben, Zeichne dein Gebet, Beuge dich dem Höheren, dir ist es gegeben. Demut und Tapferkeit.

    Vergib dir selbst und heile.

    Möge jeder Segen der Herrin mit dir sein und sie dir den Schutz geben, den du als ihr Diener durch Leid erstritten hast.


    Helisande



PS: Falles doch Krathor war, sind eh fast alle Überlegungen obsolet. Die Frage nach dem fehlenden Schutz stellt sich dann dennoch. Und ich werde Nimmeruh ausräuchern gehen. Folgst du?


Zuletzt bearbeitet von Helisande von Alsted am 05 März 2024 09:48, insgesamt einmal bearbeitet
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Beak von Sankurio





 Beitrag Verfasst am: 07 März 2024 20:50    Titel:
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    ... nun mehr waren einige Tage vergangen, nach dem Vorfall vor Varuna.
    Der Verdacht, dass all' dies durch die Rache Kra'thors entstand, war mittlerweile nur eine von vielen Thesen, die im Raume standen.

    Seit dem dargebrachten Licht durch der Akademie zu Kompass und Schwert, jene waren es welche fleißig in Berchgard unter der Führung der Vogtin Gwenna van Nordlicht der Tradition des Lichtfests nachgegangen sind, offenbarte sich ein Gefühl der Zuversicht.
    Es war tatsächlich nicht so, wie es die Kronritterin ihm vor Augen hielt.
    Diese gepflegte Brieffreundschaft war jedoch ein Grund mehr, all' die Sinne im Inneren des Herzens zu durchleuchten.

    - Schuldzuweisung -

    Zum Beginn sucht man stets die Schuld bei einem anderen.
    Es war eben auch ein Jünger des Kra'thors, welcher gerichtet und durch den Willen der Herrin erlöst wurde. Naheliegend, dass er der Übeltäter gewesen war, für all' den Schmerz und Leid und aber auch dem Verlust des eigenen Ritteramuletts.

    - Zweifel -

    Später entpuppte sich der tiefe Schmerz jedoch als eigener Zweifel.
    Die Order des Greifen war eben jenen, im besten Fall alle vier Jünger welche den Drudenfuß am Halse trugen, zu richten. Möglich das immerhin einer besser sei, als keiner. Doch die eigene Bestrebung der Herrin und dem Greifen gehorsamst zu dienen, war nicht gegeben. Dies war eine Form des Versagens einer höheren Aufgabe, welcher er eben nicht gewachsen war.

    Für gewöhnlich durchlaufen diese Achterbahnen der Gefühle stets unterschiedliche Phasen. Die Einkehr am Kloster der Lichteinigkeit, die Zeit sich selbst zu hinterfragen, war ein Quell verschiedenster Theorien.
    Die tiefsinnigen Gespräche mit dem Klerus, aber auch dem Diakon Constantin Thanael Lumen sorgten dafür, dass stets nicht die eigenen Ansprüche aus dem Auge gelassen wurden. Das Götterspiel entscheidet und es zeigte einmal mehr, dass die Menschen auf Erden dem nicht gewachsen waren.

    Der abgewetzte Lederriemen am vergangenen Morgen wurde stramm gehalten, die befeuchtete, stählerne Klinge des Rasiermessers mehrmals über diesen Gurt gezogen. Die Konturen der eigenen Barttracht wurden rasiert, der ungepflegte Flaum ordentlich gestutzt. Ein Weg zur Normalität kam einher, jedenfalls vom äußeren Erscheinungsbild.

    - Erschütternde Trauer -

    Mittlerweile war die drohende Selbstaufgabe viel mehr dem geschuldet, dass er Zeuge einer trauernden Göttin war. Temora offenbarte sich wegweisend und doch von tiefer Trauer gepackt. Der Gerichtete, ein Mann der Rechtschaffenheit, erlöst durch das Schwert eines ebenso Rechtschaffenden. Selbstredend hätte sich die Seherin nicht so verabschiedet, wie sie es am Abend der "Zeichnung" am Baum des Lichts eben hat. Ein Versager, der grob fahrlässig gehandelt hätte, hätte niemals die Gunst der Herrin erhalten.

    Dort, wo eben Chaos existiert, vermehrt es sich von Tag zu Tag, wenn man es ruhen lässt. Die Selbstaufgabe war keine Option.
    Das Kloster der Lichteinigkeit war mehr für ihm ein Ort der Heilung.
    Zwar war das Amulett nicht mehr der stete Begleiter am Halse, doch konnte er geistliche Stärke aus tagelangem Verweilen schöpfen.
    Die Gespräche, die Gebete aber auch die Anteilnahme – sie waren die einzig wahre Linderung.

    - Klarheit -

    Die nicht endende Wasserquelle am Klosterberg, welche auch die tiefen Wurzeln des Baumes des Lichts berührte, war die erfrischende Morgenroutine des nahenden Frühlings.
    Mittlerweile war der Kommandant wieder ein Teil des Klosters, wenn auch eher auf ungewohnten Pfaden. Die Hilfsbereitschaft war ihm zwar noch nie eine Unbekannte und doch sorgte er voller Demut im Kräutergarten und in der Klosterbibliothek aus. Die große Anteilnahme, die Besorgnis Anderer ob seiner Person sorgte für einen klaren Blick. Für das Verlieren des Lebenswillens stand er nicht, denn oftmals sorgte er mit Wort und Tat als Unterstützer in schwerster Not.

    - Geistliche Stärke -

    Die ersten Tage ohne Ritterartefakt am Halse waren ungewohnt.
    Oftmals verschätzt von der Last vor Augen, mussten plötzlich die Kisten gemeinsam angepackt werden. Kein pulsierendes Licht am Halse, kein umsetzbarer Wille der Körperkraft.
    Geschoben auf den Gemütszustand, geschuldet einer anbahnenden Selbstaufgabe, entpuppte sich jedoch eine geistliche, innere Stärke. Wo zu Beginn für die Kisten mit Tinkturen und Flaschen vier Hände benötigt wurden, sind es nun wieder zwei. Geistliche Stärke durch die Nähe zur Herrin, durch das Zeichen auf der eigenen Brust.


      ... ein einfacher Bote wurde beauftragt.
      Kein Pastellgelb, kein temorianisches Blau. Der Knabe war an die vierzehn Sommer, frech und nicht entlohnt. Zwar wusste er sein Ziel, aber er selbst war überzeugter Bajarder und machte da auch kein Hehl daraus. Vermutlich, aber ebenso gewagt, machte sich der Verfasser einen Scherz ...


      Gerimor, 7. Lenzing 267
      - Gerimor, Kloster der Lichteinigkeit

      Das Licht der Herrin Temora mit Euch, Dame von Alsted.


      Eine Brieffreundschaft gehört stets gepflegt und so freue ich mich einmal mehr Eure militärische, korrekte Handschrift vor Augen zu führen.

      Seid Euch gewiss, dass der Diakon nur das bestmögliche für mich in diesen undurchsichtigen Momenten der Gefühle wollte. Nicht ganz Unrecht hatte er, war der Schlaf mein größter Feind. Ich wusste auch nicht, dass Ihr Euch davon beirren lasst, kenne ich die Dame von Alsted doch stets als Türöffnerin und dies im wahrsten Sinne des Wortes.

      Das Chaos in mir war allerdings deutlich gegenwärtig.
      Wie Ihr in meinem Brief an den Ritterorden lesen konntet, zögerte ich nicht, einen Schuldigen zu erwählen. Oft zählt man die Zahlen mit Leichtigkeit zusammen und zieht ein Ergebnis. Mir scheint jedoch, dass diese Rechnung nicht so einfach ist.

      Kra'thor war sicher ein Auslöser der Misere, dass Vollstrecken und damit Erlösen einer Seele im Auftrag Temoras meine auferlegte, heilige Pflicht.
      Der Misserfolg, einen von vier der markierten Jünger zu erwischen, sorgte für größeren Unmut, eben dieser Pflicht nicht erfolgreich nachgekommen zu sein.
      Temoras Offenbarung von tiefer Trauer zog ich auf mein Verschulden und doch weiß ich nun mittlerweile, dass Sie trauerte, weil Sie eine gerechte Seele beinahe verlor. Ich war Ihr richtendes Schwert, es war Ihr Wille.
      Wenn die Hoffnungsbringerin Wehmut fühlt, dann fühlt ein treuer Streiter von Ihr die tiefste Melancholie auf Erden.

      Sir von Alsted sprach sicherlich wahr, dass die Gefahr der Verluste der Ritteramulette gegenwärtig war oder immer noch ist. Der Zeitpunkt konnte jedoch nicht genannt werden, ebenso nicht, ob dieses Schicksal Euch alle noch ereilen wird.
      So ist es eben ein weiteres Rätsel, wer oder was dazu führte.
      Doch es gibt eben einen Hoffnungsschimmer;

      Der Glaube.

      Temora ist stets bei mir und eben auch bei Euch.
      Sie ist die Allsehende und weiß sehr wohl, was mit uns geschieht.
      Es wäre Ihr nicht geholfen, wenn Sie uns schwächen würde.
      Sind wir, die Mitglieder des Ritterordens Alumenas, ein Orden weit verbreitet im gesamten Königreich, Ihr richtendes Schwert und eben auch der schützende Schild Ihrer verbreiteten und wahren Lehren.

      Nun sind es weit mehr als sieben Tage der Einkehr im Kloster.
      Keine dunklen Augenringe, kein struppiger Bart. Ohne Amulett am Halse, fühlte ich mich schwach, meiner Kraft beraubt. Doch mittlerweile bin ich überzeugt, dass mein Wille zu unserer Herrin mich weit mehr stärkt, als es mir je mit dem Amulett möglich war.

      Mein Verbleib wird bis zum Ende der laufenden Woche noch andauern.
      Doch möchte ich mich schon jetzt für Eure Lettern bedanken, tatsächlich erkenne ich sogar Mitgefühl in diesen.

      Des Adlers wachsamer Blick Euch folgend.


      - Freiherr von Schwingenstein -
      - Ritter des Ritterordens Alumenas -
      - Kommandant der Klosterwache zu Schwingenstein -



      post scriptum: Drei an der Zahl verstecken sich in der tiefen Dunkelheit.
      Doch sind wir imstande das Licht der Wahrheit zu bringen und jene zu finden, wo noch die Rechnung offen steht und wenn auch dies der Fall von Nimmerruh bedeuten würde ...

      post scriptum²: Ein Brief aus Bajard ... Ha ha!
      Verzeiht, aber ich habe meinen minimalistischen Humor wiedergefunden!


Zuletzt bearbeitet von Beak von Sankurio am 07 März 2024 21:46, insgesamt einmal bearbeitet
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 10 März 2024 19:48    Titel:
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Ein Bote wird wieder nach Schwingenstein wandern und einen Brief für Beak übergeben. Allerdings begleitet den Brief auch ein Birnenkuchen. Ein guter Kuchen, wenn auch ein einfacher. Wie man ihn in einem bäuerlichen Haushalt aus den eingelegten Birnen des letzten Jahres backen würde.

    Burg Adlerklamm
    10. Lenzing 267


    Kron und Reich zur Ehr, Sir Beak Hochgeboren von Sankurio,

    ich bleibe beim du. Halte du wie du es magst, es wird mein Herz nicht belasten. Neben all dem was du vom Glauben in gewohnter Penetranz von dir gibst, freut es mich dass du wieder stabil stehst und zur spitzen Feder zurück gefunden hast.
    Ich hatte Seine Majestät umgehend angeschrieben mit einer Warnung bezüglich der Amulett und deinen Fall geschildert. Warten wir nun in Geduld und Fügung ab, welchen Ratschluss er daraus zu ziehen weiß. Womöglich wird er Ihre Eminenz vom Graifenhain zur Rate ziehen.
    Man wird sehen.
    Mein Angebot steht übrigens immer noch. Du kannst mein Amulett haben, wenn du es brauchst. Doch hoffe ich noch immer, dass die Herrin dir einen Ersatz dafür alsbald offenbaren wird.
    Ich weiß, dass ich nicht die größte Kämpferin des Reiches bin und sehe lieber meine Schwertgeschwister stark und kampfbereit als mich selbst vagen Hoffnungen auf Heldentaten in Schlachten hinzugeben. Womöglich komme ich am Tag nach dem Adelsrat vorbei und trete eine Tür ein. Das war doch dein gewählter Euphremismus mit dem 'Türoffnerin', nicht wahr?
    Ich bete weiterhin für deine vollständige Wiederherstellung und einen Fingerzeig, wo die Reise für uns erste Schwerter nun hingehen mag. Wünscht die Herrin, dass wir die Amulett aufgeben? Was wird aus uns ohne sie oder wenn sie zerstört werden?
    Ungewissheit bringt oft grämende Gedanken mit sich, doch sei unbesorgt, ich bin nicht griesgrämiger als gewohnt.

    Im Gedenken an alle Birnen in meinem Briefkasten der letzten Jahre.
    Sei behütet, Beak.

    Helisande


    PS1: Nimmeruh ist ein Ziel von vielen. Amulette hin, Amulette her. Krieg ist Krieg. Frevel ist Frevel. Drei sind weniger als vier. Ein Trend, der fortzuführen ist.

    PS2:Ich habe vor jeglichen Brief aus Bajard mit der grandiosen Haltung einer Gräfin zu ignorieren. Falls sie mich aus dem Dorf verbannen, wird mir natürlich das Herz brechen. Nicht. Falls sie Strafgold erheben wollen, dann verdoppel ich die Summe freiwillig und habe dann einen frei? Nicht wahr? Das funktioniert doch so. Oder?
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 17 Apr 2024 20:32    Titel:
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„Und Ihr wollt Euch wirklich von dem Amulett trennen, Sir Arelmar?“
Die weinerliche Stimme Hrolwins riss ihn vollkommen aus seinen Überlegungen und er sah auch an Lyzanders Mimik, dass die Tonlage beim Schwertbruder einen Nerv traf, der aufgrund der Tragweite ihres besonderen Vorhabens eh schon bis zum Zerbersten angespannt war. Bevor er nun riskierte, dass sich der Jüngste und eigentlich angenehm Stillste in der Runde in Aggressionen entlud, öffnete er rasch den Mund und sprach kühl aber beinahe sanft beiseite:

„Nein, alter Freund, nicht ich möchte mich von dem Amulett trennen, wir ALLE werden unsere Amulette in andere Hände geben, auf dass wissende Geister sich ihrer bemächtigen, sie analysieren und verändern mögen, bis sie schließlich Zugriff auf alle Amulette der Ritterschaft haben und den falschen König vom Thron stoßen mögen.“
Hrolwin nickte, doch blieben die Sorgenfalten auf der Stirn und mit einem unterdrückten Seufzen setzte Arelmar erinnernd hinterher:

„Ihr wart dabei, als sie Eirensees Warnungen und danach ihn selbst zerschlagen haben, nicht wahr? Ihr wart sein Freund, oder?“
Sofort zuckten der ältere Recke zusammen und ein Schatten verdunkelte die vom Falten und Narben gezeichneten Züge. Sehr gut, die Eirensee-Karte zog weiterhin, selbst jetzt noch, als sie alle drei kurz davor waren, den sich nähernden und vollkommen vermummten Schwarzroben die Amulette ihrer Lebenslaufbahn zu übergeben. Eine drastische Maßnahme, doch, so empfand er es, durch und durch richtig. Die Mittel heiligten in dem Fall den Zweck oder, genauer gesagt, die Zwecke! Sie waren für Außenstehende sicher ein seltsames Trio und sehr einprägsam, obwohl sie doch alle Ritter seiner Majestät waren… noch. Deshalb hatte er darauf bestanden, dass sie getrennt von einander angereist waren, hier zum halb verfallenen Horteras-Denkmal am Felsplateau beim an und für sich malerisch schönen Silberwald. Den Forst umrankte so manche Legende und Mär, doch wurde er von den meisten Menschen gemieden, war er doch nun eine deutliche letzte Grenze zum umkämpften Gebiet nahe Shevanor. Selbst jetzt, wo für den Moment das Feuer der Schlacht hier nicht allzu innig loderte, wollte man sich nicht zu nahe an die schwelende Glut wagen.

Gut für sie!

Keiner würde die drei Ritter aus Schwarzwasser hier erkennen oder ungewollt beobachten.
Sir Hrolwin von Kalkreuth und Harkenstätt war dabei noch nicht einmal die markanteste oder bekannteste Figur, obwohl der Ritter nach dem Fall Eirensees ebenfalls in der Gunst der königlichen Familie bis fast auf den Bodensatz des Adels gesunken war. Seine Freundschaft zu Eirensees und der zumindest nachgesagt, wenngleich nie nachweisbare Beistand hatte dafür gesorgt, dass man ihn lange nicht mehr nach Alrynes, geschweige denn direkt an den Hof geladen hatte. Er wurde gemieden, verdrängt und vergessen, ein Los, das der einst berühmte Kämpe nicht mehr zu tragen gewillt war. Verständlich, denn der Mann mit dem eisgrauen Haar und dem stattlichen Vollbart ragte zwar wie ein Bär über ihnen beiden auf, doch sein Kreuz war leicht gebeugt, eine Müdigkeit in den etwas wässrig werdenden, grünlichen Augen und er hatte darauf bestanden, dass sein Page Ionnet, ein nervöser, dürrer Bengel von nicht einmal vierzehn Sommern, mit ihm reiste, um sich um seine Rüstung zu kümmern, als wäre er selber nicht mehr in der Lage. Wenn er hätte schätzen müssen, so wäre Arelmar schnell zu dem Schluss gekommen, dass Sir Hrolwin nicht mehr allzu viele Jahre hatte und diese wollte er mit dem Ruhm oder aber der Rache verbringen, die ihm zustand.

Sir Lyzander vom Eldertann war der vollkommene Gegensatz. Jung, agil und mit der Optik eines Märchenprinzen gesegnet, drehten sich die Weiber (und manchmal auch Burschen) in so ziemlich jeder Stadt um, jubelten ihm zu und badeten in seinem strahlendsten Lächeln, welches doch, wenn man ihn kannte und beobachtete, die veilchenblauen Blicke nie erreichte. Dort herrschte Kälte und eine so mäßig unterdrückte Grausamkeit, dass Arelmar sich bis heute fragte, wie diese Züge bei seiner Ausbildung übersehen werden konnten, wenn sie ihm, der den Waffenbruder nun nicht mehr als ein gutes Jahr besser kannte, regelrecht ins Gesicht sprangen? Nun, so hatte er zumindest rasch einen weiteren Verbündeten in der Sache erkannt. Lyzander brannte innerlich für Krieg und Zerstörung, die Politik des Reiches enttäuschte und erzürnte den jungen Ritter dermaßen, dass er bereit war, seinen erst so frisch gegebenen Schwur zu brechen und mehr noch: er spielte mit dem Gedanken, die Seiten vollends zu wechseln, doch nagte noch die Frage an ihm, wer oder was er im Westen denn dann sein würde. Sein Titel bedeutete nichts mehr und die Ländereien, die zugegebenermaßen nicht besonders groß oder schön waren, wenn man an den düsteren Eldertann im Nordwesten dachte, wären verloren. Fragte sich nur, was den Jüngling mehr locken würde – Ansehen und Reichtum oder Tod und Zerstörung? Arelmar glaubte die Antwort zu kennen.

Das Bindeglied zwischen dem alten, gekränktem Recken und dem jungen, aufstrebenden Schlächter war er, Sir Arelmar Brynden von der Westerley. Sicher auch nicht unbekannt aber weder ein Kämpe aus alten Schlachten, noch ein junger, ansehnlicher Stern am Himmel, wohl aber ein Mann, der als einer der Knappen bei Hof war, der sowohl mit Ador als auch Isidor als Kinder gefochten hatte, der Krone die Treue gehalten hatte, als die Brüder entzweit wurden und welcher zuletzt all die Jahre stets in der Entourage der Ritter seiner Majestät zu finden war, statt sich an der Küste und der schönen Westerley gut gehen zu lassen. Eine einzige Bitte trug er dafür kurz nach der Hochzeit seiner Majestät dem König dann an diesen heran und diese einzige, simple, kleine Bitte, welche für ihn die Zukunft bedeutet hätte, wurde ausgeschlagen. Ohne lange zu fackeln, ohne darüber zu diskutieren oder auch nur einen Moment an ihn und sein Befinden zu denken. Die Antwortzeilen konnte er jetzt noch lesen, wenn er die Lider einen schloss.

„… so ist und bleibt sie eine Überläuferin, deren Stand im Reiche Alumenas noch nicht geklärt ist. Es ist nicht Wunsch seiner Majestät den Rittern seiner Leibgarde eine Absolution hinsichtlich einer möglichen Ehe mit Personen, deren Hintergrund derartige Lücken aufweisen und Absichten unklar bleiben, zu erteilen. Euer Anliegen muss daher abgelehnt werden.“

Keine weiteren Rückfragen, keine möglichen Optionen und Aussichten, nur eine Ablehnung.
Leicht für den König… der in seinem gefundenen Glück schwelgte, während sein Ritter die Frau verlor, die er zu ehelichen gesuchte. Doch auch Ador Segenus Corbidian Victor von Alumenas würde nun verlieren… endlich! In nur wenigen Augenblicken würden die Amulette die Besitzer wechseln und in den Händen der Arkorither, davon war er überzeugt, wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die Verbindung zum Liede unter den Rittern wahlweise kappen oder, noch interessanter, darauf Einfluss nehmen konnten. Dann musste nur einer von ihnen nah genug bei der königlichen Familie stehen und es wäre Adors Zukunft, die in grellen Lichtblitzen verglühen sollte…

Das leise Wiehern eines Pferdes und ein Lyzanders schlecht unterdrücktes Auffluchen rissen ihn aus seinen Gedanken der mörderischen Genugtuung und ließen ihn herumfahren.

Der Page!

Ionnets bleiches Sommersprossengesicht drehte sich noch einmal zu den Rittern, zeigte Angst, Verzweiflung aber auch Wut und maßlose Enttäuschung. Er deutete nur vage in Richtung der Schwarzberobten, dann schüttelte er den struppeligen, rotbraunen Schopf und gab dem Tier die Sporen. Auch weil ihm schon gar nichts Anderes mehr übrig blieb, eilten doch sowohl Hrolwin, als auch Lyzander in seine Richtung, der Eine mit erhobenem Zeigefinger, der Andere mit erhobenem Schwert. Sie beide mussten die Verfolgung schon bald aufgeben, doch kümmerte sich eine andere Macht um den abtrünnigen Bengel. Ein feurig rötliches, statisch knackendes Geschoss schien den Fingerspitzen einer der Arkorither zu entweichen, huschte dem Knaben wie ein Pfeil hinterher und fand sein Ziel so sicher, dass er den Jungen nicht nur zusammenzucken und aufschreien hörte, sondern auch das Blut, dunkle Tropfen Flüssigkeit in der Nacht, spritzen sah. Der Page sank halb über dem Tier in sich zusammen und doch ritt er weiter. Lyzander war es, der nach den Zügeln seines edlen Schimmels griff, aber eine leise, verführerisch weiche, weibliche Stimme ließ ihn innehalten.

„Lasst gut sein, er kommt nicht weit.“

Wie falsch die schöne Arkoritherin lag, erfuhr er erst viele Tage später.


---*---


Siebenwacht, Schwarzwasser
Wechselwind im Jahre 267

Krone und Reich im Lichte eins!
Phanodains Wissen und Weisheit mit dem Konvent des Fuchses!

Vergeht, hohe Spektabilitäten der Krone, die knappe und spontane Ansprache,
doch schreibe ich diese Zeilen in größter Not und unter massivem zeitlichen Druck.
In der vergangenen Nacht erreichte ein tödlich verletzter junger Mann die Ausläufe der Küstenstadt Siebenwacht und konnte als „Ionnet Arberling, Page des Ritters Hrolwin von Kalkreuth und Harkenstätt“ identifiziert werden. Er war kaum noch bei Bewusstsein und erlag am frühen Morgen des heutigen Tages seiner Wunde, eine grässliche, mutmaßlich durch dunkle Magie gewirkte Verletzung, welche seinen Brustkorb unterhalb der Schulter durchschlug und für massiven Blutverlust, sowie einer Einschränkung der Lungenarbeit sorgte.
Dennoch hat der tapfere Knabe es sich nicht nehmen lassen, mit seinen letzten Atemzügen einen Bericht des schaurigen Geschehens abzugeben, welches letztendlich in dem Mord an dem Jungen geendet hat.

Er wurde Augenzeuge eines Treffens zwischen den Rittern seiner Majestät:

• Sir Hrolwin von Kalkreuth und Harkenstätt
• Sir Lyzander vom Eldertann
• Sir Arelmar Brynden von der Westerley

Letzterer, ein ehemaliges Mitglied der Leibgarde seiner Majestät, war Initiator des geheimen Treffens und auch Vermittler zwischen den drei abtrünnigen Rittern und einigen Mitgliedern des Ordens der Arkorither. Der Page konnte noch hören, wie sie planten der Arkoritherbrut ihre drei Amulette der Ritterschaft zu düsteren Forschungszwecken und möglicher Korruption zu überreichen, dann versuchte er mit den Informationen zu fliehen, wurde aber von einem „grellroten Pfeilblitz“ getroffen und ab da verlor er immer wieder das Bewusstsein, vollbrachte aber das Wunder den Weg bis zu uns nach Schwarzwasser zu finden.

So ist es nun an mir, das Opfer des edelmütigen, ritterlichen Knaben nicht mit Füßen zu treten und euch über das, was er beobachtete schnellstmöglich zu informieren. Wenn meine Vermutungen stimmen, so werden die Arkorither versuchen Zugriff auf die Amulette der Ritterschaft zu erlangen und so mit Sicherheit auch ein Attentat auf die königliche Familie, welche sich ja gerade vor Ort in Adoran befinden müsste, planen.
Die Zeit drängt!
Bringt seine Majestät den König, die Königin und den Prinzen in Sicherheit und kümmert euch dringend um die Sicherstellung der Amulette!

Temora möge uns in diesen dunklen Tagen beistehen!

Mirandine van Beerenbach,
Priesterin unter Temoras schützenden Schwingen
Semborels Hallen des Meerwindes zu Siebenwacht


Zuletzt bearbeitet von Der Erzähler am 17 Apr 2024 20:33, insgesamt einmal bearbeitet
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