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Nach Einbruch der Dunkelheit [Sterndeuterei]
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Nach Einbruch der Dunkelheit [Sterndeuterei]
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Mona Fehdekind





 Beitrag Verfasst am: 03 Nov 2023 19:50    Titel: Nach Einbruch der Dunkelheit [Sterndeuterei]
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Karte 9



Zurückgezogenheit, innere Ruhe


Wie alle Künste, die sich nicht an akademischen Kriterien orientierten, war auch die Sterndeuterei voller langweiliger Klischees. Dass Mona einer Schule der Sterndeutung anhing, die auf dem fernen Festland praktiziert wurde und von der man auf Gerimor bisher wenig gehört hatte, wird daher nicht weiter verwundern.

Der Zufall - nein, die untypische Konstellation des zunehmenden Mondes im Zeichen des Buches - hatte ihr vor einiger Zeit die Schriften des Gelehrten R. L. Nebelherz zugetragen. Es war die Ausgabe mit den handschriftlichen Notizen seines Schülers und späteren Nachfolgers E.T.A. Runkelsteyn. Er war einem unspezifischen Fachpublikum von adligen Frauen hinter efeuumrankten Gemäuern bis zu Heilkundigen mit einem Interesse an unerprobten Methoden als Entdecker - um nicht zu sagen Erfinder - der Kartomantie bekannt. Bis zu seinem Tod bestand er auf den Einfluss der Himmelsgestirne auf die Kartenlegerei und begründete damit eine Schule, deren Anhänger zwar spärlich gesät waren, die sich aber in bestimmten Kreisen höchster Beliebtheit erfreuten.



Mona hatte seit ihrer Ankunft auf Gerimor vor einem Jahr unter den überdurchschnittlich gläubigen und damit überdurchschnittlich misstrauischen Bewohnern wenig Anlass sich in der Kunst der Kartenlegerei zu üben. Einem ungeschriebenen Berufsethos entsprechend, konnte sie ihre Bekannten und Kunden nicht auffordern, eine oder mehrere Karten aus dem Stapel zu ziehen und so blieb der Sternenhimmel über dem kleinen Dorf namens Schwingenstein ungedeutet.

Inzwischen war es Herbst geworden. Ein frischer Wind trug die Kälte der Nacht bis weit in den Tag hinein. Mona liebte diese Jahreszeit und ihre Boten: Das goldene Licht, der Teppich aus raschelnden Blättern auf dem Weg zum Teich hinunter, die beleuchteten Kürbisse in der frühen Abenddämmerung. Sie verbrachte nun ihre Abende damit, Socken zu stricken und Schals zu häkeln.

Wie es ihre Gewohnheit war, drehte sie nach Einbruch der Dunkelheit die oberste Karte vom Stapel um.

Zitat:
„Der Eremit“ im Licht des abnehmenden Mondes im Zeichen des Kelches der Nacht.


Dünne Nebelfäden trübten an jenem Abend den Blick auf den kleinen Sternhaufen in der Schale des Kelches und ließen ihn beinahe leer wirken. Wie der Herbst stand das Sternzeichen für große Gegensätze. Einem hellen, goldglänzendem Tag folgten schwarze Gewitterwolken und Stürme bei Nacht. Mona hörte den Wind im Kamin pfeifen und beunruhigte sich über die Karte und ihre Bedeutung. Der Eremit sprach in Verbindung mit dem Kelch der Nacht vom Alleinsein.
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Mona Fehdekind





 Beitrag Verfasst am: 11 Dez 2023 17:37    Titel: Re: Nach Einbruch der Dunkelheit [Sterndeuterei]
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Karte 17



Klarheit, Hoffnung


Mona hatte beobachtet, wie die Schneegrenze von den Bergen allmählich tiefer ins Tal gekrochen war. Nun hüllte der Winter das kleine Dorf am Fuß des Gebirges in eine dichte Schneedecke. Vom Gebirgsstock, der Schwingenstein wie die schützenden Schwingen der Lichtbringerin selbst umarmte, fielen nun eisige Winde und ließen nachts den Schnee gefrieren. Mit dem Licht einer kraftlosen Sonne erhoben sich blasse Tage, die sich rasch wieder in lange Nächte zurückzogen.

Die Schneiderin verbrachte diese Tage in der unmittelbaren Nähe zum Kamin. Sie verließ die Werkstatt nur um Brennholz oder frisches Wasser vom Brunnen zu holen und die Spuren im Schnee verrieten, dass nicht nur Mona den Aufenthalt im Freien abseits einer notwendigen Routine mied.



Neben den Bestellungen für Winterkleidung, die sie nun häufig auf dem Postweg erreichten, wurden in den vergangenen Tagen einige Lieferungen ganz anderer Natur abgegeben. Darunter eine Wasserpfeife aus massiven Gold und ein kunstvoll gewebter Wandteppich aus dem Reich der Sonne. Monas Freude über die Lieferungen für die Ausstellung im Berchgarder Rathauskeller wurde einzig durch den Umstand getrübt, dass die Kunstschaffenden durch ihre Meisterschaft im Umgang mit den Materialien ein Niveau erreichten, das ihre eigenen Fähigkeiten überstieg. Eine Malerin hatte verwobene Hände aus Ton modelliert und mit Blattgold überzogen und damit der Freundschaft und Loyalität ein Denkmal gesetzt. Dass sich Werte unter der Bevölkerung, die sie teilten, als Wahrzeichen manifestierten, erschien ihr eine bedeutsame Idee.

Dass sie weder die geistigen noch die handwerklichen Voraussetzungen für die Fertigung herausragender Kunstgegenstände hatte, ließ sie nun seit zwei Abenden untätig vor dem Papierlicht sitzen.

Wie es ihre Gewohnheit war, drehte sie nach Einbruch der Dunkelheit die oberste Karte vom Stapel um.

Zitat:
„Der Stern“ am Vorabend einer Vollmondnacht im Zeichen der Riesenschlange.


Das Auge der Schlange - der hellste Stern am Himmelszelt - leuchtete gut sichtbar in der kristallklaren Winternacht und gab in Kombination mit der Sternkarte die berechtigte Hoffnung auf einen Einfall. Die Karte stand wie der ungetrübte Nachthimmel für Klarheit in Bezug auf ein Angelegenheit und das Sternzeichen der Schlange forderte zum Wechsel der Perspektive auf.

Die Spuren ihres letzten Besuches im Schnee lenkten die Blicke der Schneiderin am darauffolgenden Tag in Richtung der Nebelwacht, der Festung des Pakts der Morgenröte. Die Mitglieder der Gemeinschaft und allen voran die scheidende Vogtin van Kalveron hatten ihr im vergangenen Jahr mit Geschenken, Preisen weit unter dem Marktwerk und gut bezahlten Aufträgen unter die Arme gegriffen, ohne je eine Gegenleistung zu verlangen. Ohne ihre Freundschaft wäre ihr der Aufbau der Werkstatt nicht gelungen.


Für die Ausstellung im Berchgarder Rathausgewölbe bemalte sie das Papierlicht mit der Silhouette der Nebelwacht im Licht der aufgehenden Sonne und vergoldete ihre Strahlen.


Zuletzt bearbeitet von Mona Fehdekind am 11 Dez 2023 17:38, insgesamt einmal bearbeitet
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