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Die Tugenden
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Velvyr'tae





 Beitrag Verfasst am: 02 Nov 2023 19:00    Titel: Die Tugenden
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Drei.

Die Lethra drehte die Phiolen penibel zurecht, bis die Beschriftung in den Runen ihres Volkes akkurat nach vorne zeigte. Ihre Vergangenheit war für gewöhnlich eher hinderlich, aber diesmal doch von Nutzen. Sie wusste, mit welchem Farbton ihre nachtblaue Haut sich zum weichen Rosè wandeln würde, welche Haarfarben natürlich wirkten. Wie sie die Spitzen ihrer verräterischen Ohren optisch kaschieren konnte. Nicht so geschickt wie früher. Aber gut genug.

Und hier war die Nummer
Vier. Noch eine Phiole, die sie in weichen Stoff gewickelt in der Rocktasche trug. Ihre Finger strichen sanft darüber. Eine Versicherung für den Fall, dass jemand zu sehr in Aufregung verfiel. Dämpfend und desorientierend und den Geist verwirrend. Ob sie die Bestandteile wohl ausreichend auf den menschlichen Kreislauf angepasst hatte? Sie würde es herausfinden.

Alles andere war ebenfalls bereit. Schwert und Schild an ihrer Seite. Pfeil und Bogen hinter ihr. Dunkle Schwingen warteten in der heimatlichen Höhe. Und so blieb nichts weiter, als das nagende „Was wenn“ zur Seite zu schieben und auf ihre Fähigkeiten ebenso zu vertrauen wie auf Ihn.
War es klug, eine Aufgabe die für eine Lethra ohnehin den Tod bedeuten konnte, mit noch mehr Risiko zu erfüllen? Vermutlich nicht.
Aber manchmal musste man Risiken eingehen um den Feind kennen zu lernen. Ihn verstehen zu lernen. Ja..
Und so wandte sie sich zur Seite, fort vom obsessiven Zählen ihrer Utensilien. Dem Altar zu, wo Er immer wartete, forderte. Und versank in die tiefe Trance ihrer Gebete, überließ sich dem Panther und Seiner Stimme, verloren und doch sicher. Nicht mehr lange…


Zuletzt bearbeitet von Velvyr'tae am 03 Nov 2023 12:59, insgesamt einmal bearbeitet
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Velvyr'tae





 Beitrag Verfasst am: 03 Nov 2023 12:32    Titel:
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Das Blut der Hohepriesterin war in den Stein des kleinen Altars gesickert, das Opfer durch den Einen akzeptiert. Nur auf der Ebene die jenen offen stand, die von den Göttern berührt waren, konnte sie noch ein vages Echo spüren. Ein Schauer lief über ihre Arme nach oben, dort wo die Messer der Weihe sich ihren Weg gebahnt hatten. Blut als Sühne...Blut…
Erinnerungen spülten über ihre bewussten Gedanken, lösten die Ketten der Disziplin, der Sprache, befreiten den Zorn, den sie tief begraben hatte um zu funktionieren. Das Biest in ihr brüllte, begierig das sanfte, blaue Leuchten dieses weichen Wesens auszulöschen bis auch der letzte Funke vergangen war.

Und doch…

Das Biest wurde in seine Ketten zurück getrieben, bezwungen, bis es wieder gebraucht wurde. Ihr Geist übernahm die Kontrolle, getrieben von den Fragen, dem Drang zu verstehen. So weich und wehrlos die Hohepriesterin auch wirkte, hatte sie doch Rückgrat bewiesen.

„Meine Freundlichkeit ist mein erstes Schild.“ sagte sie und im Grunde war es lachhaft. Hatte sich die Dienerin des Lichts nicht gerade von ihrer Freundlichkeit in diese Situation bringen lassen? In die Hände des Feindes, dem ausgeliefert, was diese für richtig hielten. Naiv.
Aber falsch war es nicht. Natürlich hatte die Priesterin auch Glück, dass ihr Ziel an jenem Abend nicht Zerstörung war, keine Gewalt, außer es war notwendig. Aber ihre Worte, ihre Ruhe, der Mut für den tiefen Glauben einzutreten, auch wenn es den eigenen Tod bedeutete, errichteten ein Schild um sie.

Und so tief der Hass auch wurzelte, der keine Anlässe mehr brauchte, sah sie sich doch fasziniert in dem Gespräch, dass sich zwischen ihnen entspann. Geteilte Geschichte, die Zerstörung Varunas und seine Geister, die nicht nur in den Ruinen lebten, sondern auch in den Seelen der Menschen und in ihr.
Sie sprachen über die Tugenden, manches erstaunlich vertraut und nur von der Motivation dahinter unterscheidbar von den Überzeugungen Seines Reiches. Manches aber fremd und kaum begreiflich.
Alleine die Tatsache, dass die Hohepriesterin die Schuld an ihrer Anwesenheit im Axorn sich selber und ihrer Naivität gab und es als ungerecht betrachtete, ihren Ärger auf die Templerin und den Ritter zu projizieren, die die Entscheidung getroffen hatten, war ihr unverständlich.
Warum nicht den Samen des Ärgers, der Furcht nutzen und ihn wachsen lassen zu Zorn? Stärke daraus gewinnen. Es schien Vergeudung zu sein.

Aber die Überzeugung, die tiefe Hingabe der Hohepriesterin, die klugen Worte hinterließen Spuren. Sie konnte wahren Glauben, echte Überzeugung respektieren. Selten genug, stachen sie aus den Erfahrungen heraus, die sie mit dem Osten gesammelt hatte.
Hatte sie je so viele Worte mit einem der Verblendeten gewechselt? Sicherlich nicht, zumindest nicht ohne über ihre Herkunft hinweg zu täuschen. Ihre nachtblaue Haut brandmarkte sie, legte einen Schalter in ihrem Gegenüber um. Kein Diskurs, kein Austausch möglich, verloren für alle Zeit.
Wahr, natürlich. Aber es war erstaunlich einfach gewesen, sich von ihrem Gespräch treiben zu lassen, so viele Einwände, Fragen, Anmerkungen schwirrten noch in ihrem Geist. Wissen war Macht, eine nützliche Ausrede für den Drang, den Austausch weiter zu führen. Aber sie war daran gewöhnt, hart mit sich ins Gericht zu gehen. Es war nicht der einzige Grund.

Sie konnte es nicht leugnen. Es war etwas im Wesen dieser Frau, dass sie als vertraut berührte. Und ihre Worte klangen nach.


„Unsere Dienerschaft ist so innig, dass wir nur sterben können. Wir werden sie nie verraten. Das macht ein Leben nebeneinander nicht möglich.“

Nein. Es war nicht möglich und das Biest in ihr sehnte sich nach dem Tag, an dem die Stimme des Panthers die Welt beherrschte.
Aber ein Teil ihrer Selbst würde es auch bedauern, wenn dieses Licht und sein Wissen eines Tages erlosch.
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Raia Lathaia





 Beitrag Verfasst am: 03 Nov 2023 13:18    Titel:
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Es war ein milder Herbstabend, alles lag friedlich da. Raia nahm ihren Kräuterbeutel und ihr kleines Messerchen und streifte um die Wälder nahe dem Kloster. Bald würde der Winter einbrechen und die Kräutersuche bis zum Frühling pausieren.

Emsig war sie und geriet immer mehr in die Faszination der Suche. Diese wurde irgendwann durch eine noch sehr junge Frau unterbrochen. Im Alter gerade aus den Mädchenschuhen heraus, ein wenig einfach wirkend und sehr hilflos. Sie hatte sich bei der Pilzsuche zu weit entfernt und fand ihren Vater nicht mehr wieder…

Das entfachte natürlich Raias helfendes Herz und so machten sie sich gemeinsam auf sie Suche. Nein, Raia ahnte nichts. Sie war immer noch nah an der Reichsgrenze und hier kannte sie sich aus. Nicht, dass sie darüber wirklich nachgedacht hatte. Alles schien so friedlich…

Bis scheppernde Geräusche und die Unruhe ihrer Stute Weißchen sie doch endlich mal aufhorchen ließen. Nun, sie hätte sich nicht gewundert, wenn Sir Beak aufgetaucht wäre…

Leider nicht…

Die dunklen Farben der Rüstung, der fast geschlossene Helm, die Insignien… all dies ließ leider nur auf einen Ritter Alatars schließen. Raia schloss doch einen Moment die Augen, um sich nicht vor ihm laut selbst auszuschimpfen. Schützend stellte sie sich vor das Mädchen. Keine Rüstung, keine Waffen, aber Temora Licht. Alles würde gut. Bis… sie den Dolch in ihrem Rücken spürte. Wieder ein sehr tiefer Atemzug. „Naives Ding“, murrte Raia zu sich.

Es blieb ihr nicht viel übrig als der eindeutigen Einladung zu folgen. Die Dolchspitze saß zu nah am Rückgrat und der Ritter stand ihr mittlerweile sehr nah zur Seite. Wie… „ehrenhaft“.

Weiter ging es auf den alatarischen schwarzen Streitrössern und Raias Geschick mit Pferden umzugehen, würde hier wohl nicht greifen. Auf dem Weg, immer weiter in den Westen, pendelten die Gedanken schnell hin und her. Und als sie vor den Toren des Axorn standen, hatte sie beschlossen, die bisherige „Höflichkeit“ zu erdulden und keine unvorsichtigen Maßnahmen zu ergreifen… erstmal.

Der Axorn, die Dunkelheit, diese fremde Flora und Fauna, drückte sich wie ein schweres Gewicht auf ihre Brust. Umgeben von unzähligen Letharen, deren Stimmen wie schmerzhafte Geräusche in ihren Ohren klangen.
Raia fokussierte sich zunehmend auf ihr inneres Licht und auf die Verbindung zu Temora, während sie durch die Gassen und Gänge geführt wurde. Sich den Weg zu merken.. vermutlich aussichtlos, gar sinnlos? Würde sie diesen dunkelsten aller Orte je wieder verlassen?

Sie kehrten ein. In ein Wohnhaus? Raia würde es also solches einordnen, ja. Das machte ihr doch einen Moment wieder etwas mehr Hoffnung. Kein Kerker, keine Folterkammer. Einfach ein Esstisch und Stühle. Wenngleich alles düster, kühl, zweckmäßig wirkte.

Mittlerweile waren neben dem Ritter und „dem Mädchen“ noch eine Frau mit den Zeichen der Schattenpanther und ein weiterer Lethar erschienen. „Das Mädchen“ verschwand, nachdem sich die Frau in Raias Nacken und der Ritter an der Tür positioniert hatten. Aus dem Raum, da sie verschwunden war, trat nun eine Lethra.... natürlich… Raia biss sich auf die Unterlippe, dass es schmerzte. Sie musste wirklich sehr naiv gewesen sein.

Überraschenderweise wollte die Lethra etwas über Temora und die Tugenden in Erfahrung bringen, wie sich im Verlaufe des „Gespräches“ herausstellte. Raia hatte recht zügig ihre Schwäche erkannt: Wissensdurst und das Fehlen des rechten Maßes. Wobei alle hier sehr diszipliniert waren. Es wirkte aber eher gelernt, denn verstanden.

Raia tanzte auf einem dünnen Seil, während sie die Werte Temoras offenbarte, für sich einstand und zeitgleich nicht zu sehr zu provozieren versuchte.

Die Lethra und Raia hatten irgendwann eine Art der Kommunikation gefunden, die zwar äußerst zerbrechlich, doch aber aushaltbar war. Es trafen zwei Seelen aufeinander, wenngleich Raia sich nicht ganz sicher war, ob Letharen so etwas wie Seelen besaßen, die mit inbrünstiger Hingabe dienten, die Wissen der Waffe vorzogen und die zumindest für diesen Moment des Austausches den anderen… irgendwie dulden konnten.

Raias Kräfte waren bis zum Bersten gefüllt. Sie musste wachsam bleiben und doch jederzeit defensiv wirken. Sie musste ehrlich sein und ihnen doch keine Waffen durch Wissen, das sie wieder für sich zu nutzen versuchen würden, in die Hand geben.

Eines aber wusste Raia: Sie wollte das hier überleben. Das wäre ein wirklich unnützer Tod gewesen.

Und so verlief alles im Austausch auf der Ebene des Wissens. Der Versuch Raias, das Licht zu offenbaren, war ein Moment größter Anspannung und sie spürte das Knistern, hörte, wie sich die Rüstung des Ritters rührte..
Vermutlich wäre es ohnehin vergebens gewesen. In der Lethra wäre keinerlei Ankerpunkt für das Licht, gleich, wie hell Raia es erstrahlen ließe.

Und als die Tugenden durchgesprochen waren, wog sich die Hohepriesterin einen Moment in Sicherheit. In der Hoffnung, hier unbeschadet und vor allem lebendig herauszukommen…

Bis zur letzten Frage… „Wisst Ihr, wer die Laterne am Schrein der Drei platzierte?“

Raia durchzog eisige Kälte und ihr Körper spannte sich an. Sie dachte an ihr Testament und den Brief an Beak in ihrem Nachttisch. Sie dachte an Berenguer und die Klosterleitung, an Constantins Unterrichte, an die wehenden blauen Umhänge der Klosterwache, die wunderschönen Abende am Feuer, sie lauschte den musischen Klängen in ihrem Ohr und spürte die Wärme der Sonne, die Kraft Temoras in sich und atmete tief ein.

„Das war ich.“ Raias Stimme war erstaunlich ruhig, nahezu gefasst.

Was folgte war, wären sie auf einem Schlachtfeld gewesen, die Vorbereitung auf einen Kampf. Der Raum füllte sich mit Anspannung, Raunen, dem Rascheln von Stoff, zischenden Atemgeräuschen, dem andeutungsweisen Ziehen der Klinge des Ritters. Alles in dem Raum lud sich bis kurz vor eine Entladung auf.

„Es erfordert ein Opfer, um die Schuld, den Schrein geschändet zu haben, zu begleichen.“

Was danach folgte, begriff Raia nur noch schemenhaft. Sie hatte sich schon kurz nach der Frage in eine tiefe Mediation begeben, um Ruhe und Kraft zu bewahren. Der Blick war nicht mehr aufmerksam nach außen, sondern nur noch nach Innen gerichtet. Sie ging barfuß durch Weizenfelder, fühlte die Ähren unter ihrer Handfläche, spürte den warmen Boden, roch die Kräuter, sah ins Licht am Ende des Horizonts.

Der Schmerz in ihrer Handinnenfläche durchbrach das Bild für einen Moment schlagartig. Dann fühlte sie ihr Blut fließen. Sie spürte Alatars Präsenz und nur der imaginäre Duft der Kräuter konnte ein Übergeben verhindern. Zunehmend ankerte sie sich in ihren inneren Bildern der Mediation. Das Licht Temoras erfüllte sich stetig und ein seichter Schimmer umgab sie nun auch außen sichtbar.

Dann jener Moment, da sie draußen stand. Diese frische Luft! Nur langsam schaffte es Raia aus ihrem Trancezustand heraus zu finden.

Man ließ sie gehen… wahrlich… oder nicht? Raia wollte es noch nicht gänzlich glauben. Doch als sie die Schwingen Temoras rief, die sie von diesem Ort der Düsternis forttragen sollten, ließ man sie gewähren.

Als sie kraftlos im Klostergarten auf die Knie sackte, ihre blutende Hand betrachtete, sagte sie sich immer wieder die Namen derjenigen, deren „Gast“ sie soeben war. Sie klammerte sich an ihre Gesichter und versuchte sich sie einzuprägen. Niemals sollte sie sie wieder vergessen….

Raia wusch sich im reinen Bergquell die Hände, das Gesicht. Wickelte einen Verband um die Hand und ging schwachen Schrittes zum Baum des Lichts… Hier wickelte sie sich in ihren Umhang und schlief zusammengerollt unter dem Baum ein. Leise säuselte sie die letzten Worte: „Oh Herrin, ich danke Dir für Deine Kraft, Deine Geduld mit mir, Dein Licht…“


Zuletzt bearbeitet von Raia Lathaia am 04 Nov 2023 00:18, insgesamt einmal bearbeitet
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