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Zwischen Sand und Sonne
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Zwischen Sand und Sonne
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Asahi Sada Ryzan





 Beitrag Verfasst am: 13 Sep 2023 15:40    Titel: Zwischen Sand und Sonne
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~•~

» Briefe in die Heimat «


Knappe zwei Mondläufe war sie nun fern ihrer Heimat und obwohl es sich rückblickend betrachtet eigentlich gar nicht so lang anfühlte, war unfassbar viel passiert. Ihre Familie in Akmene musste sich sicherlich schon Gedanken machen, denn bis auf eine kurze Nachricht, dass sie heile in Menek’Ur angekommen war, hatte sie einfach nicht die Zeit gefunden, um sich bei jener zu melden.
Ihr Schlaf war in letzter Zeit unruhiger, als sie es gewohnt war, manchmal wachte sie mitten in der Nacht auf und fand dann schlicht nicht die Ruhe wieder einzuschlafen. So auch diese Nacht, aber diesmal nutzte sie jene, um einen Pergamentbogen aus der Kommode ihres Bettes zu angeln, mit der Absicht, endlich einen Brief an ihre Mara zu verfassen. Zu ihrem Glück schlief Kelani tief und fest im Nachbarbett und mehr Natifahs der Familie hatten sich aktuell nicht im Schlafraum eingefunden.

In den Morgenstunden gab sie eben diesen Brief am Hafen ab und von dort würde er die lange Reise über das Meer, Baed’Madina und die Wüste machen, bis er in Akmene ankam.

~•~

Menek'Ur, Staubviertel
13. Searum 266


Salam Aleikum geliebte Mara,

tut mir leid, dass ich mich neda viel früher bei der
Familie und dir gemeldet habe. Ich hoffe, dir geht es gut und Radeh und
Leyth machen dir neda unnötig viel Arbeit? Du weißt, Leyth ist alt genug,
um eine Natifah zu finden, die dir die Last von den Schultern nimmt! Ich
hoffe du stupst Radeh oft genug an, dass er die Augen nach einer
geeigneten Rani offen hält, wenn Leyth selber keine Augen dafür hat.
Vielleicht bringt meinem Fadrim das auch auf andere Gedanken, als sich
der Armee zu widmen, wir alle brauchen ein wenig heimische Wärme und
Ablenkung zu den Pflichten.

Wie geht es Nadeem und seiner Rani? Haben sie schon ein Geschenk der
All-Mara erhalten? Hudad, wenn es so weit ist, zögere neda mir einen Brief
zu senden, ich möchte unbedingt bei der Taufe und dem Fest anwesend sein!
Vor wenigen Tagen sah ich die kleine Abla der Haatim Callista, sie war
einfach bezaubernd und ich freue mich, wenn Safiya und mein Fadrim auch
endlich so ein Bündel in den Armen halten dürfen. Sie wünschen es sich so
sehr.

Hier in Menek’ur bin ich auf einige Hazar’s Durrah gestoßen, die ebenso vom
Blut der Ryzan sind und entsprechend auch diesen Namen tragen. Wie auch
Radeh haben sie nach dem, was damals passiert ist, sich dazu entschlossen,
den alten Namen neda mehr anzunehmen, um den Neuanfang zu wagen.
Ein glücklicher Zufall, dass sie der Botschaft eines Unbekannten gefolgt sind,
oder Schicksal, dass mich mein Weg nun ebenso hierher geführt hat.
Du würdest sie alle gernhaben! Da bin ich mir sicher. Da der Erhabene nur
anerkannte Familie innerhalb der Stadtmauern wohnen lässt, leben wir
aktuell allerdings als Wüstenfüchse vor der Stadtmauern im Staubviertel -
es klingt schlimmer als es eigentlich ist. Natürlich ist es sehr eng und ich
vermisse die hübschen Fenster und Steinbögen Akmenes, aber dadurch
herrscht auch ein großer Zusammenhalt und es ist herrlich wuselig und
lebendig innerhalb unseres provisorischen Familienhauses. Und dreckig...
du glaubst gar neda wie oft am Tag ich eigentlich den Sand wieder
hinauskehren könnte.

Vielleicht kennen Radeh und meine Fadrims sogar unser Oberhaupt, er war
ebenso in der Akmener Armee. Zayn, er ist zwar noch neda so alt, aber er
besitzt eine sehr bodenständige und gelassene Art, die ihm bei den
Aufgaben helfen wird, die auf ihn zukommen. Gut, eigentlich ist er kein
Oberhaupt, immerhin sind wir Wüstenfüchse und er wird auch neda müde
es jedesmal zu betonen, dass er nur ein Sprecher der Ryzans darstellt,
aber eigentlich weiß jeder von uns, was er ist und zu was er werden wird.
Daher nennen wir ihn einfach Oberhaupt. Du kannst dir seine Reaktion
vorstellen! Er hat sich wie viele Ryzans den Janitscharen der goldenen
Stadt angeschlossen - ich neda, keine Sorge.

Auch zwei Hakims befinden sich in unserem kleinen Zusammenschluss.
Einer ist der große Fadrim von Zayn, Zehir und der andere heißt Chakib.
Soweit ich weiß, haben sich beide auch dem Maristan in der goldenen Stadt
angeschlossen. Chakib erinnert mich ehrlich gesagt ein wenig an dich,
liebe Mara. Sein Blick, wenn jemand spät am Abend noch Mocca trinkt oder
eine Behandlung verweigert, weil es "aiwa gar neda so schlimm ist".
Ich vermute an dieser Stelle einfach, es ist typisches Hakimverhalten.
Sachlich, trockener Humor und ein missbilligendes Zucken der Mimik.
Ich mag ihn.

Auch die kleine Schwester von Zayn und Zehir ist bei uns, allerdings habe
ich sie bisher noch neda richtig kennenlernen können. Ich weiß neda wo sie
sich aktuell rumtreibt, sie scheint aber ein ähnlicher Freigeist zu sein wie
Kelani. Kelani, Iszra und ich sind die einzigen Naitfahs, die aktuell in
unserem kleinen Häuschen leben. Kelani würde dich zum Kopfschütteln
bringen, sie kommt auch aus Akmene und das merkt man ihrem Verhalten
an. Ein wirbelnder Freigeist, der sich neda wirklich Gedanken darum zu
machen scheint, was andere von ihr halten. Sie ist herzlich und hilfsbereit
und weiß dennoch, wann es angemessen ist, sich korrekt zu kleiden und zu
verhalten. Sie schafft da einen interessanten Spagat und so muss man sie
einfach ins Herz schließen. Eigentlich gibt es auch noch Ramiza, die den
Namen Ryzan trägt, allerdings habe ich bisher noch neda viel von ihr
gesehen, sie scheint sich eher fernzuhalten und ich weiß neda so richtig,
woran das liegt.

Letztendlich gibt es da auch noch Ishmael, Djariq und Faizullah. Sehr viele
Anaans, ich weiß, aber du brauchst dir neda Sorgen um mich zu machen.
Zayn hat ein waches Auge darauf, dass alles sittlich ist und Djariq ist,
wie auch ich, ein Prekhaliq der All-Mara. Ich würde ihn sogar als noch
strenger als Zayn bezeichnen, auch wenn er diesbezüglich mehr
schweigsamer Natur ist - ich seh es seiner Mimik jedoch an! Wenn du Djariq
treffen würdest, würdest du ihn auch mögen, er vermittelt den Eindruck
eines in sich ruhenden Gelehrten, auch wenn ich manchmal glaube, dass er
sich gerne reden hört. Seine Wortwahl ist sehr ausschweifend, es macht
Spaß ihm zu lauschen, als wäre er jeden Moment bereit eher ein Gedicht
vorzutragen.
Ishmael stammt aus Baed’Madina und hatte dort wohl neda ein einfaches
Leben. Er kommt von der Straße und ich würde ihn wohl als Musiker oder
Dichter… wenn auch neda einen ernsten… bezeichnen. Er scheint auch mehr
ein Freigeist und bildet damit schon einen deutlichen Kontrast zu den
restlichen Anaans bei uns im Haus. Er erzählt viel und gern, ich glaube,
bestimmt die Hälfte davon sind Geschichten, die niemals passiert sind.
Radeh wäre sicherlich genervt, du würdest ihn lustig finden. Auch wenn ich
selber oft den Kopf über seine Unarten schütteln muss, gehört er zur
Familie und ich hab ihn irgendwie gern.
Faizullah ist ein Salzschürfer und somit unser einziger richtiger Handwerker!
Ich weiß ehrlich gesagt gar neda woher er kommt, aber er ist ständig am
Arbeiten, ich sehe ihn so gut wie nie und wenn, dann steht er vor Esse und
Amboss… oder kommt von der Mine.. oder ist auf den Weg in diese.
Sehr strebsam und wenn er da ist, meinem ersten Eindruck nach,
recht humorvoll.

Es gibt noch Liyanah die den Namen der Bashir trägt und Samir der den
Namen Dawada führt, sie sind immer wieder bei uns zu Besuch und
unterstützen uns. Sie sind ebenso Wüstenfüchse und ich glaube, sie könnten
irgendwann Teil unserer Familie werden. Liyanah ist eine begnadete
Tuchweberin, ich habe einige Stücke aus ihren fähigen Fingern erhalten und
würde sie dir am liebsten zeigen. Ich mag sie sehr, sie ist ehrlich, offenherzig
und sehr hilfsbereit, man kann sich wunderbar mit ihr unterhalten.
Samir ist ein Hadri der Akademie Leviathan, er trug einst auch den Namen
unseres Blutes und möchte nun zurück zu diesen Wurzeln. Ich habe mich
noch neda viel mit ihm unterhalten können, aber er macht einen
freundlichen und ruhigen Eindruck.

Bevor ich mir die Finger blutig schreibe, werde ich an dieser Stelle erst
einmal aufhören und dir im nächsten Brief mehr von dem erzählen, was hier
passiert ist. Du weißt nun hoffentlich, dass deine Abla in guten Händen ist
und dass es mir überaus gut geht. Auch wenn alles weiterhin sehr neu und
aufreged ist! Drücke alle ganz lieb von mir und hau meinen Fadrims auf die
Finger, wenn sie dir zu viel auflasten!


Möge unsere geliebte Schöpferin ihre Hände schützend
über dich und die anderen halten.


gez,
Asahi

~•~


Zuletzt bearbeitet von Asahi Sada Ryzan am 20 Sep 2023 13:58, insgesamt einmal bearbeitet
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Asahi Sada Ryzan





 Beitrag Verfasst am: 20 Sep 2023 13:55    Titel:
Antworten mit Zitat

~•~

» Briefe in die Heimat «


Erneut eine mehr schlaflose Nacht, hervorgerufen durch eine überraschende Nachricht, die ihre Gedanken zum Wirbeln gebracht hatte. Nachdem sie sich einige Male in ihrem Bett von der einen auf die andere Seite gedreht hatte und auch der warme Wurzeltee keine Wirkung erzielt hatte, entschloss sie sich dazu einfach aufzustehen. Auf leisen Sohlen verließ sie, nach dem Ankleiden, das Natifahzimmer des Hauses und macht es sich im Erdgeschoss bei einer weiteren Tasse Wüstenwurzeltee bequem. Sie würde die Zeit nutzen, um ihrer Mutter erneut einen Brief zu schicken. Immerhin gab es noch einiges, was sie zu berichten hatte... und einiges, was sie ihr nicht berichten konnte. Ein paar Dinge brannten in ihr, doch wusste sie, dass es besser war zu schweigen. Wie so oft. Schweigen war ein wertvolles Gut, was erlernt werden musste.

~•~

Menek’Ur, Staubviertel
20. Searum 266


Salam Aleikum geliebte Mara,

du hast richtig im letzten Brief gelesen! Ich habe die
Ehre erhalten, mich als Prekhaliq im heiligen Tempel der All-Mara auf dem
Berg Cantar beweisen zu dürfen.
Die Weihe war unvergleichbar, ich habe vorher noch nie so etwas erlebt und
ich bin froh, dass ich Cousin Djariq an meiner Seite hatte, dem es neda
anders ging. Ich hätte mir gewünscht auch dein Gesicht unter den
Zusehenden erblicken zu dürfen, aber ich weiß, dass deine Pflichten dich in
Akmene binden.

Es ist schwer zu erklären, was ich empfand oder was geschah, aber seitdem
fühle ich mich unserer All-Mara noch näher als zuvor, gerade im Moment der
Weihe spürte ich diese Wärme und diese Zuversicht, Hoffnung in der
Dunkelheit, wie eine Flamme, die niemals vergehen könnte. Das Licht
unserer Schöpferin erfüllte den Tempel und ging auf Cousin Djariq und mich
über… unvorstellbar! Auch wenn es fast zwei Mondläufe her ist, bin ich noch
immer überwältigt davon. Ich versuche diese neue Position so gut es geht
zu erfüllen und widme mich daher allen möglichen Aufgaben, die ich
teilweise schon kenne. Ich sorge für Sauberkeit im Tempel, prüfe stets,
ob noch sauberes Wasser oder neue Handtücher für Besucher da ist und
versuche den anderen Khaliqs bei allem, was so möglich ist, behilflich zu
sein. Da ist noch eine gewisse Unsicherheit, neda so wirklich zu wissen,
wo mein Weg mich hinführen wird, aber ich versuche, mit Zuversicht voran
zu blicken, so wie du es mich gelehrt hast. Neda zögern! Solange wir auf
dem Weg unserer Schöpferin wandern, ist alles, was uns widerfährt, von
Sinn.

Zusammen mit Djariq und der Khaliq Aliza war ich bisher zweimal auf
Glaubensunterrichten bezüglich der Schöpfungsgeschichte bei einem Haatim
der Grünländer, sie werden da Eminenz genannt. Ich habe es neda
hinterfragt. Das Grünland allein ist sehr facettenreich und wenn ich Akmene
schon immer lebendiger fand, als die Wüste Al’Wasis, so übertrifft das
Grünland all meine Vorstellungen. Du müsstest das sehen, Mara! Grün,
dichte Wälder, Wiesen, Blumen, so weit das Auge reicht und kaum eine
dieser Pflanzen kenne ich mit Namen. Ich werde in Zukunft Ausschau halten
nach einem Kräuterkundeunterricht, mich interessiert es zu sehr, was hier
alles wächst. Ich weiß dir wird es vielleicht neda unbedingt gefallen, aber
ich wollte auch beim Maristan vorbeischauen, um mich über die Grundlagen
der Heilkunde zu erkundigen, auf dem Weg eines Khaliqs ist das eines der
möglichen Wahlfächer. Kampfgrundlagen und Diplomatie stehen ebenso zur
Auswahl. Vermutlich läuft es bei meiner Neugierde am Ende ehe darauf
hinaus, dass ich alles mitnehme, was ich bekommen kann.
Du kennst mich!

Ich bin keine Kämpferin, du weißt, ich hatte noch nie eine Waffe in der Hand
oder gar eine Rüstung irgendeiner Art getragen. Mir widerstrebt es auch
dies zu tun, jedoch scheint es hier auf Gerimor ein wenig so, als würde ich
neda unbedingt drumherum kommen, wenn ich meine Familie schützen
möchte. Kämpfe sind hier gefühlt alltäglich präsent. Vor wenigen Wochen
wurde Menek’ur von Anhängern des Brudersmörders belagert, vorher zogen
sich Risse durch den Kontinent und Kristallwesen griffen alles an, was
vorbeilief. Auch in der Durrah waren kleinere Risse und Kristallwesen zu
finden. Ich kam mir… so nutzlos vor, auch wenn ich weiß, dass meine
Stärken woanders liegen, so besitze ich doch mittlerweile, auch zu meinem
Schutz, eine Rüstung. Kannst du dir das vorstellen? Deine kleine Abla in
einer Rüstung aus Metall? Mit einer Waffe kann ich dennoch neda umgehen,
vermutlich würde ich eher mich selber verletzen, als hilfreich damit sein,
aber ich kann zumindest die All-Mara bitten, das Volk zu beschützen.
Bei all den Kämpfen fühle ich noch immer diese allgegenwärtige Angst
gegenüber dem Ungewissen und Unbekannten. Während ich in Akmene
gelernt habe, mit diesen Ängsten umzugehen, kommen sie hier auf Gerimor
wieder stärker hervor, auch wenn ich glaube, sie gut verstecken zu können.

Haatim Callista sprach, dass wir zuversichtlich sein müssen, wir müssen in
uns ruhen, damit wir uns den Sorgen der anderen annehmen können.
Wir sind es, die stark sein müssen, für die, die es neda so sein können.
Unsicherheit überträgt sich und so versuche ich einfach alles fein
einzupacken und zu begraben, damit man neda sieht, dass ich manchmal
innerlich schwanke. Ich suche die Antworten in meinen Gebeten und fühle
mich durch diese ein wenig gefestigter. Du brauchst dir jedoch neda Sorgen
machen, ich habe hier viele vom gleichem Blut gefunden, die mir eine
Stütze sind.

Ich muss dir unbedingt noch über die Feste berichten, auf denen ich bisher
war! Aber das im nächsten Brief. Es ist spät und so langsam werden meine
Augen müde.


Drück alle lieb von mir und möge die Schöpferin ihre
schützende Hand über euch halten.


gez,
Asahi

~•~
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Asahi Sada Ryzan





 Beitrag Verfasst am: 28 Sep 2023 23:19    Titel:
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~•~

» Briefe in die Heimat «


Dieses Mal stand der Mond nicht hell schimmernd am Himmelszelt, diesmal begleitete das unnachgiebige Strahlen der Sonne die junge Natifah, als sie sich daran setzte, einen erneuten Brief für ihre Mara aufzusetzen. Es waren wieder so viele Dinge passiert, die sie ihr hätte erzählen.. oder besser gesagt schreiben wollen, aber auch hier war es wohl besser, wenn sie es für sich behielt. Es waren kleine, kostbare Erinnerungen, die sie für sich einschloss, die ihr allein gehörten und niemals den Weg an das Tageslicht finden würden. Jeder brauchte solche Momente, es waren eben jene, die einen durch die dunklen Zeiten halfen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zog sie das Pergament näher und es dauerte nicht lange, da erfüllte das leise Kratzen der Feder den kleinen Natifahraum.

~•~

Menek’ur, Staubviertel, Haus ohne Kuppel
29. Searum 266


Salam Aleikum geliebte Mara,

ich hoffe, du konntest den Schock durch meinen letzten
Brief gut verdauen! Dieses Mal berichte ich dir nur von schönen Dingen,
versprochen.

Seitdem ich in der goldenen Stadt angekommen bin, durfte ich Teil von
einigen Festlichkeiten sein. Gefühlt ist im Grünland immer irgendwann ein
Fest, ein Markt oder eine Veranstaltung, zu der man gehen kann.
Als würden sie allen zeigen wollen, dass sie die schönsten Veranstaltungen
organisieren können. Mich soll das aber neda stören!

Am 21. Ashatar war ich mit den anderen Hazar’s Durrah auf einer Insel,
die sich K’awi nennt, um mir dort das “Bunte Treiben” anzusehen.
Du hättest K’awi sehen sollen, ich habe noch nie so ein Grün erblicken
dürfen! Es ist sehr warm aber auch irgendwie feucht auf der Insel und sie
scheint von einer Präsenz beschützt zu werden, die keiner bekannten
Gottheit entspringt. Es sind irgendwie Meeresbewohner, welche die ‘Ersten’
genannt werden. Ich habe Statuen von ihnen gesehen, aber sonst keinen in
Person. Uns wurde auch der Tempel der Insel gezeigt, der wohl nicht aktiv
genutzt wird, so wie ich es verstanden habe, da kein Glaube dort wirklich
präsent erscheint. So richtig... habe ich es nicht verstanden, aber die
Bauart und die Umgebung waren einzigartig. Sonst befanden sich kleine
Marktstände im Zentrum der Stadt verteilt, wo es allerlei Dinge zu erwerben
gab. Ich habe einen äußerst hübschen Spiegel für das Natifahzimmer
erwerben können - umringt mit Blumen, dir hätte er auch gefallen!

Am 07. Searum fand in Junkersteyn, das ist im Norden des Grünlandes,
ein Maskenball statt. Das Thema war, soweit ich mich jetzt noch erinnere,
"Gerimors bunte Tierwelt". Wir mussten uns also verkleiden! Liyanah hat
sich aufopferungsvoll um unsere Kostüme gekümmert, mit viel Liebe zum
Detail und einer unglaublich kreativen Ader. Ich bin als blaugrüner Kolibri
verkleidet gewesen, Zayn als gruselige Wüstenspinne, Ishmael als
flauschiges Lama und Kelani als schlanke Gazelle. Wir sahen alle sehr lustig
aus! Es gab dort ein Heckenlabyrinth, was sehr eng und wuselig war -
auch ein wenig unheimlich! Überall standen Kisten und vor dem Labyrinth
konnte man Lose kaufen, die einen Schlüssel enthalten haben. Mit dem
Schlüssel musste man durch das Labyrinth, um die passende Kiste zu finden.
Sehr aufregend! Ich hab ewig gesucht und ein paar wirklich sehr schöne
und praktische Dinge erhalten. Schließlich gehörte auch Musik und Tanzen
zur Veranstaltung und wir haben uns alle auf die Tanzfläche getraut.
Du hättest Kelani tanzen sehen sollen! Sie war wie das Feuer der Durrah,
wie die Tänzerinnen aus den Geschichten, ich war fast ein wenig neidisch auf
ihren Mut und ihr Selbstbewusstsein. Ich habe mit Ishmael getanzt,
ganz brav, ohne große Berührungen - ein schlichter Tanz, der aber dennoch
sehr viel Spaß gemacht hat! Am Ende des Abends waren wir wohl alle sehr
glücklich... und müde.
Oh, ehe ich es vergesse! Es wurden auch die besten Kostüme bestimmt und
Ishmael hat tatsächlich als Lama den zweiten Platz gemacht!

Am 17. Searum waren wir auf einem Weinfest in Berchgard, das ist eine
Stadt der Grünländer, die direkt am Nilzadan liegt. Wir haben dort mit der
Familie einen Stand angemeldet und Dattelwein sowie Kaktusschnaps
veräußert. Ich habe beides nach deinem Familienrezept hergestellt!
Es hat wie in Akmene geschmeckt, was ehrlich gesagt zu ein klein wenig
Heimweh geführt hat. Kaktusschnaps ist dennoch weiterhin neda etwas,
was ich gerne trinke. Zu den Getränken habe ich frisches Baklava und
Basbusi zubereitet und so konnten wir tatsächlich auch ein klein wenig
verkaufen und vor allem auch Aufträge erhalten! Zayn hat Kontakte zum
Adel der Grünländer geknüpft, ich bin mir neda sicher was er vorhat,
aber ich habe auf seinen Wunsch hin ein kleines Paket an Getränken und
traditionellem Essen für den Adel gepackt. Es war ein wuseliger und bunter
Markt, unfassbar wie viele verschiedene alkoholische Getränke es im
Grünland gibt. Ich habe keines davon probiert, auch wenn ich neugierig war.
Es gab auch noch ein Spiel, das in der Mitte des Marktplatzes abgehalten
wurde und… Ishmael hat dort den ersten Platz belegt. Er sammelt irgendwie
die Gewinne für die Familie, er scheint da wirklich ein Talent dafür zu haben.
Eine Natifah der Familie Bashir war auch mit ihrem Oberhaupt dort und…
sie trug Bauchtanzkleidung! Mitten auf einem voll belebten Markt der
Grünländer, lief sie herum, als wäre sie in jedem Moment bereit zu tanzen.
So viel nackte Haut, ich wusste gar neda wo ich zuerst hinsehen soll…
oder ob ich überhaupt irgendwo hinsehen sollte! Für einen Moment habe ich
mich nach Akmene zurückversetzt gefühlt. Es ist interessant,
wie verschieden auch wir sein können… und keine Sorge, liebe Mara,
ich halte mich an angemessene Kleidung, so fühle ich mich auch am
wohlsten.

Am 22. Searum fand auch in der goldenen Stadt unser geliebtes Lichterfest
statt. Ich hatte in der Planung keine helfende Position, dafür bin ich wohl
noch zu neu als Prekhaliq, allerdings ist Khaliq Cebrail ausgefallen und ich
durfte schließlich seine Predigt halten! Ich war so unfassbar aufgeregt,
ich hatte ständig Angst, die Worte zu vergessen, zu verdrehen oder mich zu
verhaspeln. Er hat eine sehr schöne Predigt geschrieben und ich hoffe ich
bin ihren Worten auch nur annähernd gerecht geworden. Die anwesenden
Familienmitglieder schienen alle stolz und zufrieden, aber du kennst mich…
ich bin zu kritisch mit mir selber.
Prehaatim Mina hat danach noch ein Gebet gesprochen, erfüllt von der Kraft
unserer Schöpferin und anschließend haben zwei kleine Hazar’s von den
Yazir und den Ifrey ein Lied vorgetragen. Ein Lied, das Ishmael geschrieben
hatte und eigentlich begleiten sollte, aber er musste als Janitschar an einer
Karawanenbegleitung teilnehmen und war daher einige Tage neda in der
Stadt. Ich kannte es schon, er hatte es mir vorher gezeigt und wollte meine
Meinung dazu wissen - es erstaunt mich ein wenig, wie viel Talent in diesem
Rumtreiber und Straßenjunge steckt.
Während des Liedes haben wir Papierlichter entzündet und jene in das
Wasser der Oase entlassen - ich habe meine Laterne zusammen mit einer
jungen Natifah aus dem Blut der Ryzan hinausgeschickt, Amaya ist ihr
Name. Sie ist gerade mal mündig geworden und wurde von ihrem Radeh
nach Menek’ur geschickt. Sie schien mir so unsicher und verloren, dass ich
das Bedürfnis hatte, ihr beizustehen. Wir haben uns also gegenseitig Halt
gegeben und unsere Wünsche mit unserem Papierlicht in die Dunkelheit
hinaus geschickt.
Der Anblick war überwältigend, unzählige bunte Lichter schwammen auf dem
Wasser der Oase, hingen in den Palmen, standen zwischen den Gräsern und
Blumen. Ich würde mir fast wünschen, es würde immer so aussehen.

Die nächste Veranstaltung, die ich besuchen werde, liegt nun erst am
21. Goldblatt in Planung, ein Duftmarkt, wieder im Norden des Grünlandes.
Bis dahin habe ich also ein wenig Ruhe, um Glaubensunterrichte zu
besuchen, Bücher in der Tempelbibliothek zu lesen oder Unterweisungen der
Khaliqs anzunehmen.

Jetzt habe ich auch wieder einiges geschrieben, diesmal hoffentlich nur
Dinge, die dein Herz mit Freude, statt mit Sorge erfüllen.


Drück alle ganz lieb von mir und möge unsere Schöpferin ihre
Hände schützend über euch halten.


gez,
Asahi

~•~
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Asahi Sada Ryzan





 Beitrag Verfasst am: 20 Okt 2023 10:23    Titel:
Antworten mit Zitat

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10. Goldblatt 266

» Sandwandern «


Diesmal fanden keine geschriebenen Worte ihren Weg auf ein schlichtes Stück Pergament, denn das, was die kleine Natifah beschäftigte, gehörte weder laut ausgesprochen, noch niedergeschrieben. Manche Dingen blieben besser verborgen hinter den dunklen Schleiern einer sternenklaren Nacht, oder begraben unter heißem Wüstensand, der wie Goldperlen zwischen den Finger nieder rieselte. Nicht damit sie in Vergessenheit geraten konnten, ganz und gar nicht, eher um sie zu schützen und zu bewahren vor eben denen, die sie zerstören könnten. Kostbare Erinnerungen, die sorgsam behandelt und für die Ewigkeit konserviert werden mussten, denn keiner konnte sagen, ob sich jene wiederholen würden.

Das letzte Pergament, welches von Asahi beschrieben wurde, fand nicht seinen Weg zu ihrer Mara nach Akmene, sondern hatte einen wesentlich kürzere Reise zu überwinden, ehe es beim Empfänger ankommen würde. Noch während ihre Finger das kleine Stückchen Pergament losließen, krochen Zweifel die Kehle hinauf, die sie für den Moment tapfer hinunter schluckte. Konnten die Worte doch nicht ihre Lippen verlassen, so hielt sie es für klug, jene niederzuschreiben. Wie schlau die Tat der kleinen Natifah jedoch wirklich war, würde sich mit der Zeit noch zeigen und es blieb zu hoffen, dass sie es nicht eingebildet hatte.

Es fühlte sich so falsch und surreal an, als ihre Finger sich das erste Mal um eine Waffe schlossen und das Gewicht der Rüstung auf ihren Körper drückte. Hatte sie sich vorher machtlos und hilflos gefühlt, so verstärkte die Rüstung diesen Eindruck nur noch mehr. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie in der Lage sein sollte, dieses Gewicht länger zu tragen oder sich gar unter der Last zu wehren. Nie hatte sie ihren Körper in etwas anderes gehüllt als Stoffe und so war der Kontrast sternenklar und deutlich zu spüren. In diesem Moment wünschte sie sich, sie wäre zurück in Akmene, dort wäre es ihr einfacher gefallen, dort hätte sie ihre Fadrim gehabt, die sie mit voller Begeisterung unterstützt hätten - unter dem finsteren Blick ihrer Mara. Hier in Menek’Ur wusste sie nicht, wie sie es handhaben sollte, oder wie sie es erklären sollte. Der Wunsch, sich in der nächsten Situation nicht wehrlos zu fühlen? Der Wunsch, keine Last zu sein? Vielleicht auch der Wunsch, beide Aspekte der Schöpferin zu verkörpern, die Oase wie die Wüste. Vielleicht waren das aber auch einfach nur Ausreden und es war das Blut ihrer Heimat, das sich langsam durch die Schichten der Erziehung kämpfte und ihr zeigen wollte, was ihr eigentlich in die Wiege gelegt wurde. Was es auch war, es resultierte in den Besitz einer Rüstung und vor allem auch in den Besitz einer Waffe, mit der sie keine Ahnung hatte umzugehen.

Sie hatte nur einer Person genügend Vertrauen entgegengebracht zu fragen, wie man mit solch einer umgeht und zu ihrem Unglück hatte genau diese Person selber keine Ahnung. Es war ihr irgendwie unangenehm, gar kam es ihr in den ersten Wochen vor, als würde sie sich selbst verraten und so versuchte sie Wege zu finden, den Janitscharen zuzusehen, ihre Übungen zu beobachten oder Bücher zu lesen. Alles nicht sonderlich effektiv und das nervte sie insgeheim, da sie das Gefühl hatte, gegen Windmühlen zu treten oder gegen den Strom zu schwimmen, während sie normalerweise neue Dinge schnell lernte und es ihr leicht fiel. Bei diesem kämpferischen Aspekt jedoch, fühlte sie sich mehr verloren und das frustrierte sie ungemein.... aber sie traute sich halt auch nicht, es offen zuzugeben oder gar Hilfe zu suchen. Ein selbstverschuldetes Dilemma.

Was würde sie also tun? Das wusste sie selber noch nicht so wirklich und vor allem blieb es abzuwarten, was aus dem kleinen Zettelchen resultierte, der sie in de Nacht des Öfteren wach hielt. Wären das nicht schon genug Gründe für sie nicht den erholsamen Schlaf finden zu können, so kristallisierten sich scheinbar noch andere hervor. Eine Idee die ihren Saat beim Anblick einer jungen Blüte, die ein wenig verloren und hilflos wirkte, gefunden hatte und die damit verbundene Zweifel, ob diese Idee nicht zu viel für sie wäre. Abwarten, abwarten, abwarten. Eigentlich war sie sehr gut darin sich in Geduld zu üben, doch diesmal zerrten die Dinge unnachgiebig an ihr, wie Sandkörner in einem Sturm, die stets ihren Weg finden würde.


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