Glimmende Neugierde - Das Feuer in ihren Adern

[ChaRiXune]

In den Tiefen unter dem Vulkan verblieb ChaRiXune, lange Zeit war ihr nicht gegönnt die Oberwelt zu betreten. So war alles ein Mysterium, auch wenn man Erzählungen vernahm, war es für die Rasharii nicht greifbar, wovon dort überhaupt geredet oder in Knochen gezeichnet wurde. Gestein, Erze und Edelsteine, andere Rashar und geselliges Zusammensein, dies war es, was in den glühenden Höhlen ihre Lebensgrundlage bildeten.

Erst im höheren Alter war ihr vergönnt den Aufstieg zu erklimmen, den Feuerstern am Himmelszelt zu sehen, fremde Gerüche und Geräusche zu vernehmen. Zumindest die gemeine Zunge wurde ihr bereits beigebracht, doch bislang meist wortkarg und überschwemmt von all den neuen Wahrnehmungen wagte sie es nicht weiter nach Draussen zu stapfen, alleine das Grün der Bäume schien wider ihrer Natur. Doch jeder Tag baute diese Neugierde aus, als Rashar, ohnehin begierig danach Wissen zu nähren.


Doch kam das Unbekannte schneller als erhofft. Ein alter Mensch, gekleidet in eine lange, schwarzer Robe und mit einem langen weißen Bart, betrat die hitzige Umgebung der Vulkanhöhlen für ein Gespräch mit einem Bruder. ChaRiXune konnte nicht fassen, was sie sah. Ihre Augen weiteten sich vor Staunen, und ihr Herz klopfte wild. Sie beobachtete einige Schritte abseits, wie der alte Mann Schmuckstücke aus Obsidian und scheinbar auch anderes aus dem kostbaren Gestein anschaute. Er schien von ihrer Einzigartigkeit fasziniert zu sein, doch sein Begehren war wohl größer als ein schlichter Erwerb, es war Wissen!

Sie hatte nie zuvor einen Menschen gesehen und dann schien jener auch noch Wissen bereitwillig zu teilen.

Ab und an wandte sich der alte Magier zu ihr und nuschelte irgendetwas unverständliches, scheinbar fiel ihm bereits auf das er Opfer einer Starrattacke geworden ist. ChaRiXune, konnte kaum glauben, dass sie einen Menschen aus der Oberwelt sah. Er deutete auf die Schmuckstücke und machte klar, dass er sie erwerben oder gegen Wissen tauschen wollte, dabei sprach er die ganze Zeit über mit dem Bruder, auch wenn er immer mal wieder zu dieser wild wirkenden Rasharii herüber schaute und sich vielleicht gar unwohl bei all dem Gestarre und Geschnupper fühlte. Sie merkte zwar das er schnell das weite suchen wollte, als die Rasharii bedrohlich nah kam und kaum die Klauen von ihm lassen konnte, doch setzte sie einfach nach und folgte ihm. So absonderlich die erste Begegnung ohnehin schon war, endete sie mit wilden Gesten des alten Menschen und einem Riss in der Luft, in dem der Mann entschwand. ChaRiXune war noch verwirrter als zuvor, wischte mit den Klauen in der Luft herum, wo zuvor noch der alte Greis stand.
War er nun tot? Endet so das Leben bei den Menschen?


Fragen über Fragen, sie wird es in eine Knochentafel ritzen und für weitere Begegnungen immer dabei haben.

[ChaRiXune]

ChaRiXune konnte die Begegnung mit dem alten Magier nicht vergessen. Das Verschwinden des Menschen hatte sie verwirrt und neugierig zugleich gemacht. Sie wollte mehr über die Oberwelt und ihre Bewohner erfahren. Tage vergingen, und die Rasharii fühlte sich immer unruhiger in den glühenden Vulkanhöhlen. Ihr Verlangen nach Wissen und Abenteuer wuchs stetig.

Als der Feuerstern den Himmel erneut erklomm, fand ChaRiXune sich nahe dem Vulkanrand wieder, auf dem Weg zu ihrer gewohnten Arbeitsstätte mit dem Bruder IrrTakor und ShaNara, mit der sie bislang schon viele Gespräche über diese merkwürdige grüne Oberwelt führte. Sie bestieg den Aufstieg kurz nach ChaRiXune und beide Rasharii mussten sich noch zurecht finden. Den einzigen Vorteil den ChaRiXune besaß, war die allgemeine Zunge, was sich kurzer Hand später als Nachtteil für die Schwester herausstellte.
Die kleine Silhouette einer Menschenfrau wurde sichtbar – mit weißem Haar! Erneut, weißes Haar. Auch wenn sie bereits darüber aufgeklärt wurde, das es wohl für hohes Alter steht, sah diese Frau überhaupt nicht alt aus. Neugierde übermannte die beiden Rasharii während der Bruder diesen Anblick wohl schon gewohnt war und ganz normal mit dieser Menschlingsfrau sprach. Irgendwann fiel dieses Wort, welches sie bereits mehrfach vernahm: Hort des Wissens.
Die Menschenfrau mit dem hellen Haar schien nett und bot an, die beiden Rasharii zu jenem Ort zu führen, so wanderte das Dreiergespann los um die grüne Oberwelt zu betreten. Es war ein aufregender, aber auch beängstigender Moment für sie.


ChaRiXune war voller Aufregung und Neugier, als sie den RaKun verließen. Die frische Oberweltluft füllte ihre Lungen, und der Wald, der sich vor ihnen erstreckte, wirkte wie eine wundersame, unerforschte Welt. Grüne Blätter wiegten sich im Wind, und die Sonnenstrahlen drangen durch das dichte Blätterdach, um den Waldboden in warmes, goldenes Licht zu tauchen. Das Grün der Bäume, die bunten Blumen und die vielen unbekannten Geräusche überwältigten ihre Sinne.
Ihre Klauen berührten die raue Rinde der Bäume, streifte an einzelnen saftigen Blättern entlang und spürte die pulsierende Lebenskraft, die in ihnen steckte.

Die Rasharii konnte die Faszination für die Oberwelt in ihrer Umgebung nicht unterdrücken, der Puls erhöhte sich immer weiter. Alles war so anders und doch so spannend. Die Pflanzen, die Tiere, die Geräusche und Düfte - alles war neu und aufregend. ChaRiXune spähte zwischen den Bäumen hindurch und beobachtete die vielfältige Tierwelt, während sie sich tiefer in den Wald begaben.

Der Weg führte sie schließlich zu diesem für sie mystischen Gebäude, den Hort des Wissens. Auch wenn die Menschenfrau wohl langsam weiter musste, blieb noch Zeit für einige Erklärungen, die ChaRiXune so gut sie konnte für ihre Schwester übersetzte. Zurück verblieben noch mehr Fragezeichen und erneute Dinge für ihre Knochentafel.
Auf dem Rückweg durch den Wald betrachtete ChaRiXune die Blumen, Bäume und Tiere mit einem neuen Verständnis und Respekt, ShaNara kannte dies wohl schon besser und gab sich redlich mühe für Erklärungen, besonders dieser sanfte Geruch der Lavendelpflanze zog die Rasharii in ihren Bann. Zwar kannte sie bereits einige Pflanzen aus den Lagern, doch war es trotzdem etwas anderes die frische selber in sich aufzunehmen.

Die Welt der Oberwelt hatte sich für sie erweitert, und sie fühlte sich bereit, die neu gewonnenen Erkenntnisse mit ihren Brüdern und Schwestern zu teilen, ihre eigenen Notizen zu erweitern und ihre Bindung zur Oberwelt zu vertiefen.
Es würde langsam Zeit auch selbstständig mehr zu erkunden.

[ChaRiXune]

Die Esse im RaKun war erneut zum Leben erwacht und Funken tanzten in wildem Reigen um die Rasharii herum, während sie emsig am Amboss stand, ihren Hammer mit solcher Hingabe schwang, dass es schien, als würde sie Funken aus den eigenen Augen sprühen.
Der Raum erfüllte sich mit dem kraftvollen Klang des Hammerschlags und die Flammen in der Esse tanzten im Takt ihrer Arbeit. Das flüssige Metall glühte grell und unter ChaRiXune’s Klauen nahm es Form an. Mit jeder Bewegung brachte sie eine Idee zum Leben, schuf weitere Schmuckstücke und Rüstplatten.

Als die Arbeit in der Schmiede ihren Höhepunkt erreichte, betrat ein Fremder die Werkstatt, ein Lethar! ChaRiXune hatte noch nie zuvor einen Letharen gesehen und die ungewohnte Erscheinung faszinierte sie. Seine giftgrünen Augen und die ungewohnte Kleidung, die sie nicht kannte, weckten ihre Neugier. ChaRiXune konnte nicht anders und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß, wobei sie ab und zu an den Stoffen seiner Kleidung zupfte und ihn umkreiste wie Beute.

Der Lethar sah ihre Aufregung mit einem milden Lächeln und einem Funken Interesse in den Augen an. Nachdem er ihr kleines "Untersuchungsspiel" geduldig ertragen hatte, trat er näher und erzählte von seinem Grund des Auftauchens, Ausbesserungen der Rüstung und als Gegenleistung würde er ihr wertvolle Edelsteine überlassen. Das Funkeln in den violetten Augen nahm weiter zu, Edelsteine, Funkelsteine, das weckte Interesse. ChaRiXune strahlte vor Freude und stimmte sofort zu. Sie nahm die Rüstung des Letharen in die Hand und begutachtete sie. Während sie die Reparaturarbeit mit äußerster Sorgfalt ausführte, ließ der Lethar ihr einige funkelnde Edelsteine zukommen, die in ihrer Vielfalt und Schönheit ihresgleichen suchten.

Nach getaner Arbeit setzten sie sich und sprachen über verschiedene Themen. ChaRiXune war voller Fragen und wollte mehr über die Welt außerhalb vom RaKun, besonders über dieses AxoRn erfahren. Sie fragte nach dem Weg und wo sie dieses finden konnte.

Der Letharf nickte verständnisvoll und begann, ihr von den verschiedenen Wegen zu erzählen, die zum Axorn führten. ChaRiXune lauschte aufmerksam, doch je mehr er erklärte, desto verwirrter wurde sie. In ihrem Kopf blieben nur Bruchstücke hängen, so viele verschiedene Namen und Begriffe, ein großes Chaos im Kopf bildete sich, verknotete sich. Doch manch prägsame Worte blieben hängen.

Sie wird irgendwann diesen Fußmarsch auf sich nehmen, auch wenn der Weg dorthin durch die Welt der Missverständnisse führte und nach diesen Erklärungen garantiert nicht am richtigen Ziel enden würde.