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[MMT] Des Nachbars Gartenzaun
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [MMT] Des Nachbars Gartenzaun
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Velvyr'tae





 Beitrag Verfasst am: 26 Aug 2023 14:15    Titel: [MMT] Des Nachbars Gartenzaun
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Hitze. Kälte. Die Durrah schien sich nicht entscheiden zu können. Allerdings war nun, als die enervierende Sonne endlich hinter dem Horizont verschwunden war, die schwere Robe durchaus von Vorteil.
Sie lehnte mit dem Rücken an einer der niedrigen Mauern, um sich herum die fremden Geräusche der Wüste, leise Gespräche in der Dunkelheit. Die metallischen Geräusche von Rüstungen, in der Ferne klang es, als würde etwas über den sandigen Boden geschliffen. Vielleicht hatte der Ritter Bewegung in die Sache gebracht und es wurde wirklich an einem Katapult gebaut. Die Vorstellung, was sich mit einem solchen Gerät alles anstellen ließ, beflügelte ihre nicht zur Ruhe kommen wollenden Gedanken.

Und über allem, über jedem Geräusch, in jedem geflüsterten Wort lag Sein Wille. Grollend hatte der Panther Seine Zustimmung kundgetan, Sein Segen sich über die gerüsteten Streiter gelegt. Keine Ruhe, kein wohliger Schauer, sondern Zorn, der sich in die Tiefen der Seele frass und dort stecken blieb. Sie genoss dieses Gefühl, konnte spüren wie jeder der Streiter des Einen ein wenig von diesem Zorn mit sich trug, ihn in die Durrah trieb. Und wer wusste schon, was daraus keimen würde? Die Lethra zog die Kettenhandschuhe von den Fingern, an deren Knöcheln spitze Fortsätze prangten.
Gestattete sich für einen Moment den Genuss, die kühle Nachtluft auf der nachtblauen Haut zu spüren, strich über die vielen kleinen Narben.
Teil ihrer Geschichte, erinnerten diese Narben sie doch daran, dass sie einst in den Schatten gelebt hatte. Duldete, was andere für sich beanspruchten, dass sie die wenigsten Entscheidungen selber traf. Aber auch sicher, ihre Beweggründe, ihre Gedanken, Entscheidungen, nie für andere sichtbar.
Es hatte sie Kämpfe gekostet, Schmerz, diese Sicherheit aufzugeben und einen anderen Platz in Seiner Hierarchie anzunehmen.

Warum musste sie gerade jetzt daran denken? Vielleicht, weil ihr die Heerschau, der Ritt hierher, die Konfrontation vor den Mauern der goldenen Stadt gezeigt hatten, dass sie ihren Platz nun akzeptiert hatte. Ihre Mundwinkel hoben sich unwillkürlich, als sie an das Hin und Her vor den Toren dachte. An den Emir, der ihre Schwester mit einem besonderen Titel bedachte, nachdem diese ungefragt einen Pfeil auf die Mauern abschoss.
Nicht, dass sie die Disziplinlosigkeit gut hieß. Noch die Beleidigung. Aber ein heimlicher, kleiner Teil von ihr hatte diebische Freude an der Freiheit, die sich die Lethra nahm. An der Eigenwilligkeit, die sich selber nie gestatten würde.

Die Lethra ließ ihre Finger wieder in die Handschuhe gleiten. Da sie ohnehin nicht schlafen konnte, konnte sie genauso gut nach den Wachposten sehen und die Lage in Erfahrung bringen. Sie mochte die Nachtstunden, die Stille. Alles schien effektiver zu funktionieren, die Bewegungen waren präziser. Ein Gebet vielleicht, bei der Tempelwache. Und wenn die Sonne wieder aufging, würde sie den Ritter Drapenstein suchen. Es gab etwas zu berichten.
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Kava Shasul





 Beitrag Verfasst am: 26 Aug 2023 22:51    Titel:
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Gemeinsam mit seinem Waffenbruder stand der Ritter auf dem Heerschauplatz. Stolz erblickte er die Armee des Allmächtigen welche sich vor ihm versammelt hatte. Streiter aus allen Himmelsrichtungen des alatarischen Reiches. Verbündete wie die Diener Krathors, die kampflustigen Letharen und die hünenhaften Rashar waren herbeigeeilt um gemeinsam mit wehenden Fahnen in die Schlacht zu ziehen.

Er stand da und voller Zufriedenheit nahm er seine Maske ab und sprach mit tiefer, deutlicher und fester Stimme zum Volk


Zitat:
„Des All-Einen Segen mit den treuen Dienern des einzig wahren Gottes!
Wir haben euch heute nicht hier versammeln lassen um eure polierten Schwerter und Rüstungen zu bestaunen oder eurer Uniformen anzusehen. Diese Heerschau dient einem höheren Zweck!

Heute stehen wir an der Schwelle eines blutigen Konflikts, in dieser Stunde der Herausforderung und des Kampfes stehen wir vereint. Bereit uns dem Feind entgegenzustellen welcher an unserer Grenze im Süden lauert. Es ist eine Zeit in der wir unsere Macht und unsere Stärke unter Beweis stellen müssen um für das zu kämpfen was der All-Eine uns vor langer Zeit gab, den freien Willen. Alatar, der Beschützer unserer Reiche, Befreier der Menschheit, er schaut auf uns herab und erfüllt uns mit unerschütterlicher Kraft.

Hier stehen wir nun, Schulter an Schulter, als Brüder und Schwestern vereint in unserem Glauben. Gemeinsam werden wir den Menekanern zeigen, dass sie es mit einer unaufhaltsamen Macht zu tun haben. Wir werden ihre Verteidigung durchbrechen, ihre Hoffnung erlöschen und sie in den Abgrund des Vergessens stürzen.

Lasst uns unsere Schwerter erheben und unsere Banner hochhalten, um unseren Feinden zu zeigen, dass wir nicht bereit sind uns zu beugen, unser Land oder unseren Glauben aufzugeben. Blickt gen Himmel und präsentiert eure Waffen unserem einzig wahren Gott. Auf dass der Allmächtige voller Zufriedenheit auf ein Meer von Schwertern herabblicken wird, welches die Ungläubigen vom Antlitz dieser Welt schwemmt.

Lasst unseren Hass auf das Wüstenvolk zu einem Inferno entfachen, das ihre Reihen verschlingt. Der Zorn, der unsere Adern beseelt, ist die Essenz unserer Stärke. Er ist der Funke, der unsere Entschlossenheit entfacht und uns über uns selbst hinauswachsen lässt. Lasst unseren Zorn gegen die Menekaner zu einem Sturm werden, der ihre Reihen zerreißt. Wir werden nicht ruhen, bis ihre Existenz vernichtet ist und unser Glaube unangefochten in die Welt hinausgetragen wird.

Kämpft mit unbeugsamen Willen und unerschütterlichen Glauben, um unsere Grenzen zu verteidigen und unsere Freiheit zu bewahren. Wir sind die treuen Diener Alatars, und wir werden den unbelehrbaren Feinden des alatarischen Reiches keine Gnade gewähren.

Möge Alatar uns führen, möge unser Glaube uns stärken und möge der Sieg uns gehören!

Heil Alatar!“



Das Heer wurde versammelt und trat gemeinsam den Weg nach Menekur an.. um zu gewinnen oder zu scheitern, nur der Allmächtige wird es wissen.

Pläne wurden vorab geschmiedet. Die Errichtung von Palisaden verlief nach Plan und das alatarische Heer suchte Schutz im Staubviertel außerhalb der Stadt. Die Rabendiener kamen am zweiten Tag der Belagerung an um ihr furchteinflößendes Werk zu vollziehen...
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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 01:46    Titel:
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"Maheen Ayat Yazir.
Adals Name wurde lange nicht gehört, sein Antlitz lange nicht gesehen.
Es wurde alles was angemessen und möglich war unternommen,
doch muss man davon ausgehen, das uns die Wüste diesen Anaan geraubt hat.
Im Namen der Allmara löse ich den Bund zwischen dir und Adal Yazir und gebe dir die Möglichkeit zu trauern.
Tu, was du für richtig erachtest, beweine ihn, wie es einem guten Mann zukommt
und bewahre seine Erinnerung in deinem Herzen.
So lautet mein Urteil über Adal Yazir.
Abeer Eluv'."

🌢


    In stiller Einkehr und mit dem Rückzug vom öffentlichen Leben hatte sie sich einige Tage Zeit genommen, um die Worte des Erhabenen und die damit verbundene Tragweite sacken zu lassen. Sie war nun eine Witwe, erneut. Die Bande zur eingeheirateten Familie wurden gekappt, erneut. Sie wusch sich und legte das Trauerweiß an, um ihres Ehemannes zu gedenken, auch erneut. Doch diesmal hatte sie keine zwei Schwestergemahlinnen an ihrer Seite, die zusammen mit ihr die beschwerlichen Schritte zusammen gingen wie in ihrer ersten Ehe. Diesmal musste sie alleine den Pfad beschreiten: Sie war Adals einzige Frau gewesen.

    Doch es war nicht in ihrem Wesen verankert herumzusitzen und dumpf zu brüten. Sie kompensierte es, indem sie ruhelos im Haus umherschritt, um zu kehren, zu putzen, auszusortieren und schließlich sogar ihre beachtliche Rüst- und Waffenkammer zu polieren und zu schärfen. Sie hielt eine der Klingen schräg in das Licht der abendlich hereinbrechenden Sonne. Ihren ersten Mann und sie hatte die Pflicht der Familie und des Nachwuchses zusammengehalten, in der sie auch Zuneigung und Halt fand. Mit Adal hatte sie jedoch keine Kinder bekommen - in stillem Einverständnis. Sie teilten sich aber viele andere Leidenschaften und Gemeinsamkeiten und die Waffenkammer war eine von ihnen: Der wehrhafte Wall und die vorpreschende Speerspitze des Volkes sein, um der Mara, dem Erhabenen und dem feurigen Haus Yazir Ehre zu machen. In solchen Idealen hatten sich ihre Seelen sprichwörtlich verbunden und ineinander einen vertrauten Geist gefunden.

    Sie wusste, dass sie dem standhaften Wüstensohn kaum ehrenvoll betrauerte, indem sie ihm ihre Tränen oder ihren Kummer schenkte. So war Adal nicht, so war auch sie nicht. Keine Träne verließ ihre Augenwinkel, um perlend die Wangen hinabzugleiten. Nicht etwa, weil sie sich nicht solche vermeintliche "Schwäche" erlauben würde, sondern weil es ihr demnach in seinem Andenken schlicht nicht richtig erschien:
    Sie hatte stets sein eisernes Schweigen bewundert in Situationen, wo sie schon die scharfe Zunge schwang. Er wusste, wann es angemessen war den Mund geschlossen zu halten: Vorerst Enttäuschung, Wut oder Schmerz zurückzuhalten und fokussiert zu bleiben. Immerhin lebte mit Sahid Adals verwandtes Gemüt fort und sie würde orientierend zu ihm sehen können...

    Als schließlich alle Rüstungen makellos glänzten, der letzte Staubkorn aus Uniformen und Ornatsgewändern gebürstet war und jede Klinge frisch geschärft schimmerte, ertönten die Alarmrufe.
    🗡


    Sie beschattete ihre Augen mit einer Hand, während sie zurück gen Stadt sah. Ein dumpfes Gefühl lag ihr schwer im Magen, seitdem die ersten Lichtblitze und Wolken in der Durrah im Norden aufgetaucht waren. Auf die weite Distanz konnte sie es nicht recht fassen und einordnen, was dort vor sich ging, doch ihre Erfahrung und Intuition sagten ihr, dass es ein klerikaler und kein arkaner Eingriff in die Schöpfung war. Als die Janitschare in ihrem Rücken die ausgeprägt fluchtfreudige Dame ein zweites Mal unsanfter dazu 'überredeten' nicht durch die Gegend zu hüpfen, gab der Erhabene den Befehl wieder gen Osttor vorzurücken: Still und leise wie ein Schatten der Durrah.

    Diese Aufgabe überließ sie überaus freiwillig den Begabteren und Jüngeren, die sich eher darauf verstanden sich neugierigen Blicken zu entziehen, während sie in der Nachhut die vorgezeigten Wege und sichtschutzbietenden Positionen nachging. Auch wenn sie, wie oft zur Verschleierung ihrer Identität und dem sprichwörtlichem Aufgehen in der Masse, die Offiziersuniform eines Jijkban trug, überließ sie die Delegation und Weiterreichung der Befehle des Erhabenen anderen Jijkbans, die sich noch bewähren wollten oder schon teilweise bewährt hatten. Sie schwieg, denn es gab keinen Anlass ihrerseits für überflüssige Worte auf dem Schlachtfeld. Sie sparte sie sich nebst Atem und Kraft für die Momente, wo sie gebraucht wurden.

    Erst als die Hand Saifs sich signalisierend erhob, nachdem sie sich an die Alatarier herangepirscht hatten und sie ins Visier nahmen, griff Maheen auf die für sie nahezu selbstverständliche Quelle der Macht zurück, die sie andererseits jedes Mal aufs Neue tief berührte: Die urtümliche und dualistische Kraft der Schöpferin, mit der sie eng verwoben war. Stumm, um keine Aufmerksamkeit auf die noch unentdeckten Wüstenkinder zu ziehen, bewegten sich ihre Lippen untermalend zu ihrem Segen. Mit führenden Fingerspitzen webte sie die Vergänglichkeit des dunklen Aspekts in die Bolzen und Pfeile, die von den Janitscharen eingespannt wurden, um deren Durchschlagskraft zu erhöhen.

    Als die erste Salve der Menekaner in die zahlreichen Reihen der Feinde ging, die zuvor noch durch eine Sandwolke verdeckt gewesen waren, drückte sich Maheen schutzsuchend tiefer hinter den Tisch eines Standes, um eine eine mögliche Antwort des Feindes mit einer vorzubereitenden Schutzliturgie abzumildern. Die Weise der Oase - Schutz, Heilung und Licht - lag ihr schon immer näher als das Brüllen des nächtlichen Sandsturms. Ein Umstand, der wohl viele überraschen würde, die in ihr das Bild der unbezwingbaren Menekanerin vieler Schlachten und Jagden sahen. Doch diese Neigung ruhte schon immer stark in ihr und wurde bei ihrer Erwählung zur Erzpriesterin durch Eluive offenbar - als sie vom hellen Aspekt beseelt wurde und nicht seinen dunklen Zwilling verkörpernd in sich aufnahm.

    Ein rascher Blick über den Tisch hinweg verriet ihr, dass die schützende Hand der Mara hier überflüssig war - der ungebetene 'Gast' zog sich zurück. Sirrend schlugen die Pfeile in eine Vielzahl von Häretikern ein, die sich unvermittelt in Luft auflösten: Eine Illusion, ein geschickter Schachzug, wie sie anerkennend bemerken musste. Sie drückte sich aus ihrer Deckung auf und faltete die Hände, die sie eben noch zu einer Schutzliturgie heben wollte, vor dem Bauch zusammen. Man sollte stets die Ruhepausen nutzen, die einem vergönnt waren. Nur diese hielt nicht lange an.

    "Sie sind in den Minen!", tönte es von den wehrhaften Mauern der goldenen Stadt. Im selben Moment verkrampften sich wieder ihre Eingeweiden und sie meinte ein sinistres Flüstern im Wind zu hören.
    Die kurze Ruhepause war wohl schon wieder vorbei.

    Der Stoßtrupp mit den jüngeren und schnelleren Beinen eilte unter Führung des Erhabenen zu den Minen.
    Auf das Alter zu schimpfen ist nur verschwendeter Atem, meinte sie Adals Stimme zu hören:

    Also presste sie die Lippen aufeinander und folgte - ohne zu klagen.



Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 27 Aug 2023 01:54, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Saif Aldeen Omar





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 10:32    Titel:
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Die linke Hand wird zur Faust geballt um ein kurzes Zittern zu unterdrücken. Unbekannt, ob es sich dabei um die Nachwirkung der Aufregung oder die durchlittenen Anstrengungen handelt. Jetzt wirkt es unpassend. Die Hand wird ein wenig ausgebeutelt, ehe sie die Tasse ergreift um einen Schluck Mocca zu nehmen. Er ist hervorragend gebrüht, ganz so zubereitet, wie er ihn am liebsten in den Morgenstunden trinkt. Und doch vermag der Geschmack heute nicht ganz zu überzeugen.

Kopfschüttelnd wird die Hand wieder zur Feder greifen, um sich den Berichten zu widmen.

    Menek'Ur. 25. Ashatar im Jahre 266 nach den Bruderkriegen



    Aus uns unbekannten Gründen gelang es der Armee des Heiligen Alatarischen Reiches, unerkannt unsere Grenzposten zu umgehen oder zu überwinden, die Wüste zu durchqueren und wurde wahrscheinlich wegen eines leichten Sandsturms erst gesichtet, als das Staubviertel schon erreicht war.

    Die meisten Bewohner dieses Viertels dürften es noch geschafft haben, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Die, die es nicht geschafft haben, können wir nurmehr in unsere Gebete einschließen und hoffen, dass sie sich verstecken konnten.

    Unsere Magier melden, dass der Feind Dinge vollbracht hat, die es ihnen zunächst unmöglich machten, auf astralen Wegen zu reisen und bisweilen gelang keinem Boten der Durchbruch in befreundetes Territorium.

    Das sich überschlagende Geräusch der Alarmglocken, die die Stadt über den Feind informieren, ist über ganz Menek'Ur zu hören und ich sehe viele verängstigte Gesichter unter der Bevölkerung.

    Die Armee hat entschlossen reagiert. Die Posten und Mauern sind besetzt und ich beglückwünsche mich im Stillen zu meinen manchmal sicher hohen Ansprüchen, was die Bevorratung an Munition der Armee anbelangt. Wir haben Pfeile für Wochen und Nahrungsmittelvorräte für Monate. Noch keine Berichte über Kämpfe auf dem Meer, also ist ihre Marine nicht entsandt worden.

    Es handelt sich um einen Angriff von Land aus. Ein Überraschungsangriff von Land war immer das unwahrscheinlichste Szenario, das ich mir ausgemalt hatte.

    Es war ein klug gewählter Anmarsch. Sie sind in den Stunden des letzten Lichts eingetroffen und müssen sich damit nicht der Notwendigkeit stellen, ihr Lager im gleißenden und unbarmherzigen Licht der Wüstensonne aufzustellen, wo wir sie nun, da wir wissen, wo sie sind, jederzeit beharken können.

    Meine Kundschafter berichten, dass sie kein schweres Gerät dabei haben und wir haben auch nicht gesehen, das welches konstruiert worden wäre. Damit können sie es nicht auf die goldene Stadt selbst abgesehen haben. Wir können uns ohne Probleme über die Seewege versorgen lassen. Also wollen sie uns auch nicht einfach aushungern. Aber was bei Eluive haben sie dann nur vor? Dieser Gartenzaun wäre nicht einmal dann eine derartige Reaktion wert gewesen, wenn man ihn aus dem Holz des Baums des Lichts geschlagen hätte.

    Ende des Berichts.



    Menek'Ur. 26. Ashatar im Jahre 266 nach den Bruderkriegen. Zweiter Tag der Belagerung

    In der Nacht sind die Hadcharim in das Staubviertel geschlichen um die Bewohner herauszuholen, die es nicht geschafft hatten. Das ist der Vorteil des Gastgebers. Wir kennen alle Schleichwege und das Gelände, während es für unsere Feinde nur ein Haufen Sand nach dem anderen ist.

    Auf meinen Befehl ist eine schlagkräftige Gruppe ausgezogen, um den Basar bis zum Staubviertel von Kundschaftern zu säubern und sie letztlich in ihrem Tun zu stören. Weit sind wir nicht gekommen, da wir nach Festsetzung einer Kundschafterin und/oder Bardin und/oder völlig Wahnsinnigen die Meldung erhielten, dass eine große Streitmacht sich dem Osttor nähert.

    Wir haben uns im Schutz von Sand und der Deckung des Basars angeschlichen und tatsächlich. Da waren sie. Und was für eine stattliche Anzahl da aufmarschiert war, während Blitze und Wehklagen vom Ahnengrab herdrangen. Unzweifelhaft ein Werken ihrer Verbündeteten, der Diener Krathors, wenn ich den Blick der Priester, die uns begleiten, korrekt deute.

    Es war eine gelungene Überraschung, allerdings für beide Seiten. Das war eine Art magischer Trick, der uns Sand in die Augen streuen sollte. Während man uns ablenken wollte, hatte der Feind sich am Ahnengrab zu schaffen gemacht und sogar den Weg in die Minen des Heiligen Bergs Cantar gefunden.

    Die Ablenkung war rasch vertrieben, da sie zahlenmäßig weit unterlegen war und die Magier sicherlich keine Bekanntschaft mit wütenden menekanischen Bogenschützen machen wollten. Dennoch, eine Pause war uns nicht vergönnt. Sie hatten die Wache in der Mine überwältigt und Blut im Heiligen Berg vergossen.

    Die Kampfgruppe eilte auf direktem Wege durch die Stadt, um die Mine zu betreten und was wir dort sahen, ließ uns das Blut in den Adern kochen. Der Cantar, unsere heiligste Stätte, entweiht durch Untote. Der Feind hatte Blut geleckt. Und das nutzten wir gegen sie aus. Ich schickte zwei Kundschafter voraus, während wir den einzigen möglichen Durchgang zur Mine von außen bewachten. Würden Sie unseren Kundschaftern folgen, liefen sie in eine Falle hinein, bei der ihre Anzahl völlig bedeutungslos war.

    Und so kam es auch. Unter dem steten Beschuss aus Armbrüsten, Magierstäben und Bögen eilten sie unseren Janitscharen hinterher und sahen sich einer wohl platzierten Überraschung entgegen. Das sie es schafften, in diesem Chaos noch so etwas wie eine halbwegs geordnete Formation einzunehmen sagt viel über ihre Ausbildung aus. Gereicht hat es nicht. Während die vorderen beschossen wurden, drängten Ihre Kameraden nach, die über dem Geschrei nicht verstehen konnten, dass sie in eine Falle liefen. Schwärzeste Dunkelheit wetteiferte mit strahlendem Licht, als die Klerikalen ihre ganz eigene Schlacht austrugen. Die Welt schrumpfte zu kurzen, blitzenden Bildern zusammen. Ducken, Laden, Armbrust heben, ein Ziel ausmachen, schießen. Den Menekaner mit einem Bolzen im Bauch zur Seite ziehen. Keine Zeit, sich jetzt um ihn zu kümmern. Den Horror beiseite schieben, der den Geist erfüllt. Ein neues Ziel ausmachen. Ein Anführer, dem Gebaren nach. Ja, Du. Der Bolzen bringt ihn zum verstummen. Keine Zeit, den Treffer zu beobachten, da ein Feuerball über mich hinwegbraust und meine salzbestaubte Rüstung zu rauchen beginnt.

    Als ihre Linien zu brechen begannen, schützten sie sich mit magischen Wällen und das gab uns Gelegenheit, sie in völlige Unordnung zu stürzen. Ihre schweren Rüstungen waren in dieser Situation von Nachteil, da sie bereits mit dem Rücken zur Wand standen und nur durch ein schmales Nadelöhr wieder hinaus gelangen konnten. Wir gingen in den Angriff über, sprangen in den Schwachpunkt ihrer ungeschützten Reihen und wüteten dort mit Dolchen und Säbeln. Die Kräfte der Bene Geraghi entfalteten sich und die Mine verwandelte sich in ein völliges Schlachthaus aus Schreien, Rufen, dem Klirren von Waffen, den Schreien Sterbender und Verwundeter. Wir kämpften mit der Leidenschaft und dem todesverachtenden Wahnsinn in dem Wissen, unsere Heimat und unser Volk zu verteidigen. Und dieser Wahnsinn war es, der uns standhalten ließ.

    Erst, als sie sich zurückgezogen hatten und der Minendurchgang blockiert worden war, ging mir auf, wie stark mein linker Arm schmerzte. Ein Turmschild hatte mich geistesgegenwärtig getroffen und verhindert, dass ich einem Tempelwächter vor mir das Messer in die Kehle rammen konnte. Andere, auf beiden Seiten, hatten nicht so viel Glück. Dennoch. Diese Runde ging an uns.

    Noch immer bin ich mir unschlüssig, was ihr Ziel war. Das Ahnengrab wird uns noch beschäftigen und ich will mir den Terror nicht ausmalen, den sie unseren geehrten Ahnen bereitet haben. Und ihr Frevel in der Mine? Das wird Folgen haben. Schon jetzt höre ich nicht nur einen Janitschar nach Blut für diese Tat verlangen. Was es auch war. Bislang war es der erfolgreichste Raubzug gegen die goldene Stadt seit langem. Wie hoch der Preis dafür ausfallen wird, werden wir noch herausfinden. Ehe wir Gedanken an Rache hegen, müssen wir uns erst dieser Prüfung stellen. Wir haben Gäste. Bewirten wir sie also entsprechend.

    Ende des Berichts



Nachdenklich richtet sich der Blick zum Fenster. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Rahal hat einen wahrlich kräftezehrenden Tag erlebt. Ihre Ausrüstung ist für die Wüste so unpassend wie ein Kaftan in den Eistälern der Zwerge. Wieviel Wasser haben sie wohl noch? Wie stark haben wir sie in der Mine eigentlich getroffen? Keiner weiß es so genau, es war viel zu chaotisch.

Wir verfügen über Wasser, Vorräte und wettergeschützte Unterkünfte. Bei ihnen ist das fraglich. Außerdem lassen wir sie kaum zur Ruhe kommen, da wir sie immer wieder stören. Mag der Wüstenlöwe noch so stark sein, lässt ihm ein Rudel keine Ruhe, so kann es ihn solange jagen und erschöpfen, bis er anfängt, Fehler zu machen. Und dann schlagen sie zu.

Wir sind zwar mehr oder weniger eingeschlossen, aber in der weitaus besseren Position.

Die Magier sagen, sie wären fast so weit, die magische Abschirmung zu durchbrechen oder zu umgehen (niemand versteht wirklich, was sie einem da sagen, aber so klang es zumindest) und gegebenenfalls Portale zu öffnen. Einerlei. Es wird Zeit, dass die Talifen des Ordens ihre Feuertaufe erleben.

Der nächste Schluck Mocca brennt förmlich durch die Adern und erst jetzt wird mir bewusst, wie stark er gemacht wurde. An einem normalen Tag hätte ich vermutlich Herzrasen davon erhalten. Heute schafft er es immerhin, meine Gedanken ein wenig zu klären. Wieder geht die Hand zur Feder. Zeit, einen Trumpf auszuspielen.


    Salam Alaikum Talifen der Hadcharim,

    hört meine Befehle:

    Ihr schlagt Euch durch die Wüste, vermeidet Kampf und Entdeckung und informiert unsere Verbündeteten über unsere Lage. Was sie aufbringen können, sollen sie in den Abendstunden gen Menek'Ur in Marsch setzen. Wenn sie sich kampfstark genug wähnen, greifen wir sie von beiden Seiten an, andernfalls sollen sie sich am Nordtor mit uns vereinen. Und dann jagen wir Rahal hinaus in die Wüste.

    Ich erwarte, das Ihr erfolgreich wieder kehrt. Ihr habt nicht die Erlaubnis zu sterben. Versagt bei eurer Seele nicht in diesem Auftrag!






Zuletzt bearbeitet von Saif Aldeen Omar am 27 Aug 2023 11:04, insgesamt einmal bearbeitet
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Ramon Dragane





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 11:11    Titel:
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Vor der Akademie zu Kompass und Schwert sowie vor Amelies Haus wird ein Vogel landen und in unregelmäßigen Abständen mit dem Schnabel an die Türe klopfen. An seinen Beinen wird er ein Zettelchen hängen haben auf dem, so man diesen auffaltet und betrachtet, eine aufwändige Zeichnung anhängt die folgendes zeigt:

Eine Mauer mit einer Sonne darüber auf denen einige Bogenschützen stehen. Einer davon ist umkreist und ein Pfeil geht weg mit dem Namen "Ramon". Vor der Mauer sind auch Gestalten gezeichnet und darüber ein Pantherkopf

Ramon war sich sicher, dass seine Freunde und Familie die richtigen Schlüsse ziehen würden
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Nemia Werheim





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 12:11    Titel:
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Durch die flirrende Hitze der Wüste zog das Heer immer tiefer in die Wüste. Die unscheinbare Schurkin mit der tiefhängenden Kapuze tiefer ins Gesicht. Ihr Atem vermischte sich mit dem heißen Wind, der über die sandigen Ebenen strich, die goldenen Sanddünen erstreckten sich vor ihr, während sie dem Ziel ihrer Mission näherkam – Menekur.


Die Stadt, von hohen Mauern umgeben, lag inmitten der Wüste wie eine Oase des Lebens des trockenen Ödlands. Folgsam donnerte das Heer unter dem Kommando der Ritter, machten alles nieder was ihnen in den Weg kamen, doch die Schurkin hatte andere Pläne. In ihrem Kopf donnerten die Worte der Statthalterin.
„Du wirst keine eigenständige Aktionen durchführen. Du weißt wie das endet!“ Sie knurrte, ja, dieser Dickkopf brachte sich schon öfters dadurch in Schwierigkeiten, so nahm sie vielleicht gar das erste mal den Rat an und huschte zu der Bruderschaft, um ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten. Sie wollte sich in die Stadt schleichen, die Umgebung auskundschaften und Schwachstellen für den bevorstehenden Angriff für das alatarische Heer entdecken.


In der Verkleidung einer verlumpten Frau bewegte sich Nemia zwischen den Markttischen, die von exotischen Gewürzen und handgewebten Stoffen übersät waren. Ihr Blick war wachsam, ihre Ohren gespitzt auf jedes Gerücht und jedes Gespräche. Sie fand das normale treiben vor, gar ein geöffnetes Ladenschild, ein Blick hinein sollte riskiert werden, ein Vorwand war schon erfunden – doch soweit kam es gar nicht, als die Tür Aufschwung tönten bereits Alarmglocken, wie in Panik rannten alle durcheinander, auf zum Tor.

Nemia's listiger Verstand arbeitete auf Hochtouren. Sie beobachtete die Bewegungen der Wachen auf den Mauern, die eifrigen Vorbereitungen der Stadtbewohner und die heimlichen Blicke, die zwischen den Menschen ausgetauscht wurden. Ihre geschulten Augen sahen mehr als nur den flüchtigen Schein der Oberfläche – sie erkannten die Ängste und Unsicherheiten, die in den Augen der Menschen tanzten. Doch auch Pflichtbewusstsein und Disziplin, sie musste weiter schauen, wo sammeln sie sich, wie gehen sie vor?

Es war ein gefährliches Spiel, das Nemia trieb, doch sie konnte sich nicht von der Aufregung abhalten lassen. So folgte sie den umher laufenden Wachen direkt in den Wehrgang, bis die Tür genau vor ihrer Nase zum nächsten Raum zuschlug. Sie eilte zurück, doch auch dort – die Tür war zu. Als sie sich in den engen Gang versteckte und nach kurzer Zeit keinen Ausweg sah, schlich sich das Gefühl ein, dass ihre Tarnung bedroht war. Zum Glück kamen die Männer, die sie zuvor schon am Laden antraf und mit einer gut geflunkerten Geschichte wurde sie heraus gelassen – Annalena war dank, irgendwann muss sie jene einmal aufsuchen und ihr danken, das ihr Name sie schon sooft aus der Patsche half, oder die arme kleine Schneiderin selber in die Patsche brachte.

Die Gelegenheit, aus Menekur zu entkommen, bot sich ihr dann erst, als man sie in der Taverne ablieferte und ihr auftrug dort zu bleiben. Im Chaos des bevorstehenden Angriffs konnte wohl auch niemand so schnell gefunden werden, der ein Auge auf sie hält. Nach kurzer Zeit des Umherirrens und heimlich durch die Stadt wanderns konnte sie dann doch noch ein Schlupfloch im Norden der Stadt finden und entschlüpfen. Der Lärm der Kampfvorbereitungen übertönte beinahe das hämmernde Herz in ihrer Brust, als sie die Mauern hinter sich ließ.


Die Freiheit, die sie empfand, als sie in der glühenden Wüstensonne stand, war bittersüß. Sie hatte es geschafft, die Gefahr der Entdeckung überstanden. Wenn sie zurück denkt, war Menekur wohl einer der letzten Kerker, die sie noch nicht von Innen sah und das wollte sie unbedingt vermeiden! Zurück im Lager des alatarischen Heeres, berichtete sie direkt von den Dingen, die sie entdeckt hatte und machte sich kurze Zeit später noch einmal auf, um weitere Schwachstellen an den Mauern festzustellen. Auch das letzte Tor war mittlerweile geschlossen, aber das hielt sie nicht davon ab sich an der Aussenmauer entlang zu drücken und eine weitere Tür zu finden – unabgeschlossen, ha!
Die Gedanken an den Triumph und die Möglichkeit, endlich in die Stadt einzufallen, weckten gar Tagträume. Ein Plan wurde geschmiedet, ein Trupp aus Letharen und fähigen Streitern sollten am nächsten Tag bereit stehen, um Chaos am Hafen zu stiften.



Doch ihre Hoffnungen wurden zerstört, als es dann soweit war. Sie schlich erneut an der Mauer entlang, am Ufer unter den Klippen der kleine Truppe, doch die nicht abgeschlossene Seitentür, die sie gefunden hatte, war nun versperrt. Ein Funken Wut durchzog sie, und ihre Fäuste ballten sich vor Frustration.
Ihr Zorn wurde zu einer treibenden Kraft, doch die Wachen von Menekur hatten die Tür gefunden und verschlossen, so eine Enttäuschung, sie mussten den Rückzug antreten.

Der Zorn, der Hass, die Enttäuschung – all das brodelte in ihr wie ein Feuersturm. In der Nacht pirschte sie im Lager des alatarischen Heeres vor Menekur ungeduldig auf und ab. Die Dunkelheit der Wüstennacht umgab sie, während sie in ihren Tagträumen von einem wahren Angriff auf Menekur und blutrünstigen Einfall schwärmte.

Ihr Herzschlag war wild, ihre Hände zuckten vor Verlangen, ihren Zorn freien Lauf zu lassen. Nemia wusste, dass die Zeit kommen würde. Die Hitze der Wüste mochte unerbittlich sein, doch ebenso das Lodern in ihrem Inneren.


Zuletzt bearbeitet von Nemia Werheim am 27 Aug 2023 12:12, insgesamt einmal bearbeitet
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Mairi Kaija





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 12:12    Titel:
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Gerimor
27. Ashatar 266


Ich war noch immer erschöpft, wenn auch nicht auf die Art, die mich mehrere Stunden am Stück ruhen ließ, in denen ich mich kaum regte, bis ich geweckt wurde. Es waren vielleicht vier oder fünf, die immerhin nicht unterbrochen waren von Bildern der Vergangenheit. Meine Finger wanderten kurz über die Oberfläche des wärmenden Steins aus dem Rakun. Kein Vergleich. Besser als nichts.
Die Anstrengung des gestrigen Abends hatte also zumindest etwas Schlaf gebracht. Ich fragte mich noch immer, wann ich mich vollends gewöhnen würde an dieses neue Sehen oder ob es überhaupt ein Wann gab, beschloss aber, dass es schlichtweg an den andersfarbigen Seelenfeuern lag, die nicht zu meinem gewohnten Umfeld gehörten. Mal davon abgesehen, dass mich das goldene Leuchten der Priester blendete, waren es vielmehr die beiden gegensätzlichen, zarten Schleier, dunkel und hell, ineinander verwoben, als könnten sie nicht ohneeinander, die um ihren Anführer lagen, die mich beschäftigten. Er war nicht von Eluive berührt, wie ihre Diener es waren oder wie wir es von Kra’thor waren, trotzdem hatte er ein Überbleibsel der Göttin um sich. Vielleicht, hoffentlich, ergab sich die Gelegenheit einmal, es genauer zu betrachten. Nicht an diesem Abend, nicht unter diesen Umständen, nachdem ein Teil der Kraft und Geduld bereits für das Ritual verbraucht war. Auch wenn es keine große Herausforderung an sich war, Untote aus ihren Gräbern zu locken, sie unserem -seinem- Willen zu unterwerfen und zu lenken, lag die Schwierigkeit in der schieren Anzahl. Wir standen immerhin oberhalb eines uralten Grabes, in denen wer-weiß-wieviele ihrer Ahnen und Verstorbenen ihre letzte Ruhe hätten finden sollen. Und auch wenn ich dem Schutz der Verbündeten gegen einen möglichen physischen Angriff von draußen traute, legte ich trotzdem den Schutzkreis um meine Geschwister und mich. Wer wusste schon, wozu die Priester des Wüstenvolkes imstande waren, ich zumindest nicht. Ich wusste aber schon beim ersten Kratzen über die Fliesen und noch bevor ich Nagel sehen konnte, was bei seiner Schnelligkeit ohnehin nicht allzu einfach war, dass wir -seine- Aufmerksamkeit hatten. Möglicherweise bildete ich es mir nur ein, aber unter der langsam schwindenden Hitze der Wüste, dachte ich kurz, den kalten Hauch der Wächterin gespürt zu haben.

Wir konnten die verfallenen, halb verwesten, geisterhaften Leiber zwar leiten und lenken, doch lag es nicht in unserer Hand, dass sie nicht auch unsere Verbündeten angriffen. Sie machten keinen Unterschied. Die Einzigen, die sich an diesem Abend in Sicherheit vor ihnen wiegen konnten, waren wir. Ich hatte schon manches Mal damit gehadert, dass wir, wenn man unsere Fähigkeiten bedachte, offenbar nur Unheil anrichten konnten. Sicherlich lag das in der Natur der Sache. Doch je tiefer ich graben wollte und konnte, umso klarer wurde, dass sich das Unheil auch nutzen ließ, um zu schützen. In diesem Falle nur uns, in anderen vielleicht auch Verbündete, Freunde.
Auch wenn wir zwischenzeitlich durchatmen konnten, wollte die Spannung nicht ganz aus mir weichen und es blieb kaum Zeit, um etwas Luft zu holen. Immerhin hörte der Ritter meinen Ratschlag, nicht gemeinsam mit den untoten Ahnen die Mine zu stürmen, doch war auch klar, dass diese kleine geisterhafte Armee nicht lange standhalten würde, wenn das Wüstenvolk einmal zum Gegenschlag ansetzte. Ich war dankbar darum, mich hinter den Schilden der Kämpfer halbwegs in Deckung zu wissen, doch streckte ich trotzdem meine Sinne nach den klerikalen Goldseelen aus oder vielmehr der einen, die besonders hell strahlen wollte. Vielleicht rief es in der Priesterin ein ebenso unangenehmes Gefühl hervor, wie jenes, das in mir hinauf kroch, als ihr Strahlen von den dunklen Zwielichtschemen eingehüllt wurde, doch hielt ich mich zurück. Grausamkeit lag mir nicht und die Geschwister setzten ihr genug zu. Ich keinen Grund darin, es weiter voran zu treiben, geschweige denn einen Anlass. Dennoch musste ich die wenigen Worte loswerden, dich sich womöglich als ein unbehagliches Flüstern in den Gedanken der Priesterin wie ein kurzer Windhauch ausbreiteten. Es war keine Warnung, keine Drohung. Möglicherweise waren sie auch schnell vergessen oder nagten doch noch eine Weile.

Ich blieb danach nicht lange, betrachtete nur kurz die dunkelgrau-lila-blauen Seelenlichtlein der Geschwister. Stolz wäre das falsche Wort gewesen, auch wenn ich daran zurückdachte, dass ich fast alle von ihnen gelehrt hatte. Es war ein einprägsames Erlebnis, sie hatten auch an diesem Abend wieder etwas gelernt. Wir alle. Auch wenn es in meinem Fall vielleicht wieder einmal ein Fünkchen Erkenntnis über meine eigene Stärke war.


Zuletzt bearbeitet von Mairi Kaija am 27 Aug 2023 12:17, insgesamt einmal bearbeitet
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 12:19    Titel: [Rising Sun / radiant sunset]
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Der Mond lehrt, dass es auch Schönheit in der Dunkelheit gibt. In der Durrah war das besonders zutreffend. Die Hitze des Tages lag der blassen Kriegerin weniger. Währenddessen schützte sie sich so gut wie möglich über ihre blau schimmernde Plattenrüstung, mitsamt der gepolsterten Schutzkleidung darunter. Jedoch musste ihre Haut auch atmen. Die beste Gelegenheit gab es dafür in der Nacht nach dem ersten Angriff, da der nächste Wachdienst erst in den Morgenstunden beginnen sollte. Sobald die Sonne erneut ihr unbarmherziges Gesicht zeigen würde.

An Schlaf war zunächst weniger zu denken, nachdem sie sich nach ihrer letzten Wachrunde zurückzog. Lehrreich und aufregend beschrieb ihren Tag am besten. Im Inneren des zur Schlafstätte gekaperten Gebäudes, hatte sie sich einen Eckplatz gesucht. Die Rüstung lag gesäubert neben ihr, das bevorzugte Turmschild dagegen lehnte an der Mauer, griffbereit dazu ein tiefschwarzer Morgenstern. Gesondert erhielt der Schutzschild aus Obisidan einen längeren Blick. Es hatte gute Dienste geleistet und dem Jijkban genug Ablenkung verpasst, um ihresgleichen zu schützen. Erst später, als sie die Letharin zurückführten, erfuhr Byuli, welche Position er sonst noch hatte. Ein sauberer Schuss wie auch ein Opfer hätten also ausgereicht. Äußerst schade.

Vergangenes lässt sich jedoch bekanntlich nicht ändern, wie sie sehr genau wusste. Hinauf zur Decke aus Sandstein starrend, hob sich die flache Brust während eines tiefen Atemzuges an. Sie zog die Decke mit der Rechten höher, bemühte sich um eine halbwegs gemütliche Liegeposition und schob den linken Arm unter ihr Haupt. Ein letzter Gedanke des Tages bestand aus Bedauern. Zukünftig erhielten die Salben zum Schutz der Haut, die sie von Teira erstanden hatte, einen festen Platz in ihrem Beutel. Langsam sanken die Monolider jedoch ab, den Gedankengängen Einhalt gebietend.

Erst mit den frühen, gleißenden Strahlen der aufgehenden Sonne, erhob sich die Gardistin in Zivil erneut. Eine kurze Nacht, doch das müsste ausreichen. Ausschlafen konnte sie immer noch nach ihrer Rückkehr.


Zuletzt bearbeitet von Byuli Luan am 27 Aug 2023 12:28, insgesamt einmal bearbeitet
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Naim Milaiz Ifrey





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 13:18    Titel:
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Am Morgen wurde Naim unsanft aus seinem Schlaf gerissen. Ein Schlaf, der viel zu kurz und viel zu unruhig war, als sonst. Neda nur, dass Bajard ihm regelrecht zu schaffen machte, neda...nun kamen auch noch die Ketzer nach Menek'Ur. Kein Wunder also, dass er inzwischen schlechten Schlaf und Alpträume hatte.

Er stand auf und begab sich mit langsamen und schlurfenden Schritten, in seinen sicheren vier Wänden an sein Getränkeregal und nahm sich einen Mocca heraus, den er dann in einer Kanne über eine Kerze aufbrühte.

"Wie konnte es nur dazu kommen? Wie konnten die Armee Alatariens ungesehen an den Grenzposten vorbei bis nach Menek'Ur kommen und so viel Ärger machen?"
Fragen die sich Naim gewiss neda beantworten konnte. Vielleicht würde er dies auch niemals erfahren. Wohlwissend, dass die Belagerung noch neda vorbei sein würde und die Hazar's Durrah noch eine ganze Weile durch die Alatari und ihrer Verbündeten beschäftigt werden würden.
Immerhin war er sich sicher, dass das Volk durch ein im Voraus geplantes und umgesetztes Aufstocken der Vorräte, nun deutlich länger durch die Belagerung kommen würde. Wenigstens war dies eine Sache, die ihn etwas beruhigte. Aber tortz der leichten Beruhigung dachte er weiter an die letzten beiden Tage.


In den Abendstunden vor zwei Tagen, als noch alles ruhig war, übten die Janitschare auf dem Kasernenplatz, während er und Farid gerade mit ihrem abendlichen Gang durch die Straßen Menek'Urs, an der Kaserne vorbeikamen. Es war erfreulich zu sehen, dass der Erhabene den Akemis und Jemaaten Unterricht gab, denn eine gute Armee ist immer in Übung und bildet sich weiter.

Schließlich kam ein junger Janitschar erschöpft und gehetzt, damit die gänzliche Ruhe und Idylle zerstörend, auf den Kasernenplatz gelaufen. Man konnte an seiner von Sand übersäten Rüstung erkennen, dass er im Staubviertel patrouilliert hatte. Als der Junge einen kurzen Augenblick später etwas Luft geholt hatte, kündigte er den Aufmarsch der Alatari und deren Verbündeten im Staubviertel an. Sofort wurden die Warnglocken geläutet und der ganze Trubel fing an.

Den Mocca, der inzwischen heiß aus der Kanne dampfte, nahm Naim in Gedanken vom Feuer, goss ihn in eine Tasse und trank den ersten belebenden Schluck. Stark war der Mocca, genauso wie er in diesem Moment neda anders hätte sein können. Denn nur dieser starke Mocca, konnte im Moment seine Gedanken klarer beisammen halten, ohne das ihn die Müdigkeit übermannen konnte.

Schnell wurden sämtliche Janitschare, am Kasernenplatz zusammen gerufen, auch er selbst. Auch wenn er nur der Armeeschmied war und keine Veranlagung und Erfahrung für den Kampf hatte, so wurde er direkt von den hochrangigen Janitscharen eingewiesen.
Beginnend sollten die Ankömmlinge vom Nordost Turm mit einem Pfeilhagel begrüßt werden. Etwas was Naim neda selbst tun konnte. Allerdings stellte er sich, mit seinem Schild bewaffnet, vor die Schützen, um sie im Falle eines Gegenangriffs vor Pfeilen, Bolzen oder ähnlichen Geschossen zu schützen. Wenigstens eine Sache, die er in dieser Situation tun konnte.

Als sich die Alatari zurückzogen, sammelten sich alle Janitschare wieder auf dem Kasernenplatz.
Wieso er sich direkt als Freiwilliger meldete, um das Osttor zu beschützen, war ihm neda ganz klar geworden. Als Armeeschmied, ohne nachweisliche Veranlagung für das Kämpfen und ohne Kampferfahrung, wusste er, dass er für die Belagerer eine leichte Beute sein würde. Vermutlich war der Grund für seine Tat, dass auch er ein Janitschar war und es seine Pflicht ist seine Heimat und vor allem seine Familie zu verteidigen. Vielleicht waren es auch die Bürger der Stadt, deren Angst man ihren Gesichtern so offen wahrnehmen konnte. Er tat es wohl auch für alle die er liebte, die ihm wichtig waren und die er neda enttäuschen wollte. Denn es gibt neda etwas wichtigeres, was es zu beschützen gab.
Und so fingen er und die anderen Janitschare an, das Osttor durchgängig zu besetzen, damit es auch ja kein Feind schaffte in die Stadt einzudringen.

Mittlerweile war Naims morgendlicher Mocca leer getrunken und er hatte sich wieder hinauf in seine Gemächer begeben, um sich seine Rüstung anzulegen. Die Rüstung die ihn zu schützen wusste, schließlich hatte er sie selbst gefertigt.
Langsam legte er die Rüstteile einzeln an. Das Gefühl des kalten Metalls auf der Haut nahm immer weiter zu. Solange, bis er alle Teile angezogen hatte. Schließlich band er sein Kopftuch um den Kopf, zog den Wappenrock der Armee über die Rüstung, an welchem sein Abzeichen des Akemi befestigt war, das zusätzlich einen darauf abgebildeten Schmiedehammer zeigte. Seinen Umhang, der im gestrigen Kampf wohl einiges abbekommen hatte. In diesem Moment schossen ihm weitere Erinnerungen durch den Kopf.


Wieder fand er sich am Tor wieder, Wache mit den anderen Janitscharen haltend, den Blick auf die Schönheit und der Durrah gerichtet. Dort suchten sie nach dem, was der Durrah ihre Schönheit raubte, den Feinden. Die Alatari hatten weiterhin ihre Zelte im Staubviertel aufgeschlagen und schienen beschäftigt zu sein. Wer wusste schon, was sie dort vor hatten?

Einige Stunden später, wurde er abgelöst. Eigentlich sollte er seine Kräfte schonen und sich ausruhen, doch daran konnte er neda denken.
Stattdessen ging er in die Kaserne, öffnete die Tore und bot den zahlreichen Janitscharen eine Reparatur der Ausrüstung an. Diese nahmen sein Angebot auch wahrlich dankend entgegen. Denn was niemand von ihnen verstehen konnte, war, dass er bei der Arbeit als Schmied am besten einen freien Kopf und seine Erholung bekommen konnte.

Erst am Abend, als alle Janitschare wieder zur Kaserne beordert wurden, wandte sich Naim von seiner Arbeit ab. In Reih und Glied stehend, erhielten sie neue Befehle. Ehe die vorläufige Ruhe durch ein erneutes Treiben am Ahnengrab unterbrochen wurde. War dies der nächste Plan der Belagerer?

Um ihrem Treiben ein Ende zu setzen, sollte ein kühner Vorstoß durch die Botschaft durchgeführt werden, an der Karawanserei vorbei, den Basar zurückerobern. Dort trafen sie auf eine Bardin, wenn man sie so nennen konnte. Schließlich sang sie schrecklich, wie er fand. Aber was wollte man von den Ketzern auch erwarten...
Diese rannte, als sie die anschleichende Armee erblickte, direkt in Richtung Süden, wo sie dann einige Zeit später gefangen genommen und ruhig gestellt werden konnte. Im Anschluss daran vernahm man neue Warnrufe vom Tor, das sich der Feind genähert hatte.
Wie befohlen, schlichen sich alle Janitschare an diese heran und nutzten den so gut bekannten Basar, als Deckung. Der Nebel, welcher durch die Ketzer erzeugt wurde, half dabei unerkannt nah an die feindlichen Soldaten heran zu kommen und man konnte sie durch eine List vertreiben.

Auf dem Weg zum Dienst, kam Naim noch einmal an der Mine vorbei, jener Ort, an dem es am gestrigen Abend um das Laben aller ging. Er stieg langsam die Stufen in das Innere der Mine hinab und blickte sich um. Ein so wunderschöner und heiliger Ort, welcher so spöttisch entweiht wurde. Manekaner wurden dahingeschlachtet, Blut vergossen und Freunde verletzt. Bei dem Gedanken konnte er bemerken, wie die Wut in ihm aufstieg. Er blickte zum verschütteten Ausgang in Richtung Staubviertel und wurde wieder an den gestrigen Abend erinnert.

Kaum waren die Feinde am Osttor vertrieben worden, wurde ein Durchbruch der Besetzer in der Mine berichtet. Ohne Umschweife, mit einer leichten Besetzung des Osttors, machten sich viele Janitschare auf den Weg in den heiligen Berg.
Dort fanden wir viele Untote vor, die vermutlich durch die Diener Krathors zurückgelassen wurden, die Minenwachen waren getötet worden und viel Chaos in dem schwummrigen Licht der Mine. Die Untoten, welche wohl einst Ahnen waren, die es nun niederzustrecken galt, konnten ziemlich schnell besiegt werden.

Da jedoch keine Alatari innerhalb der Mine zu finden waren, wurde sich umgehend ein Plan zurechtgelegt, bei dem zwei Janitschare als Späher durch den Mineneingang ins Staubviertel gehen sollten, um die Lage auszukundschaften. Alle anderen machten sich mit Bögen bereit, auf mögliche Feinde mit Pfeilen und Bolzen zu reagieren. Diejenigen die neda mit einem Bogen oder einer Armbrust umgehen konnten, sollten die anderen mit ihren Schildern vor möglichen Gegenangriffen schützen, so auch Naim selbst.
Als alle in Position waren, gingen die Späher hinaus und kamen kurze Zeit später mit einer riesigen Truppe der Belagerer wieder. Sofort wurden die Pfeile der Menekaner geschossen und brachten durcheinander in den Reihen der Feinde, die sich neda nur durch einen sehr schmalen Eingang drängen, sondern sich auch gleichzeitig verteidigen mussten. Dennoch schafften sie es sich halbwegs zu formieren und das eine oder andere Geschoss in der Dunkelheit der Mine zu erwidern, welche teilweise auch durch Naims Schild abgewehrt werden konnten.

Naim bekam es nur am Rand mit, aber auch Maheen, die am anderen Ende der Mine stand, wurde durch Liedkundige und Diener Krathors heftig attackiert. Was mit ihr genau passierte, bekam er allerdings erst später mit.
Als einer Jijkbans jedoch den Vorstoß machte, und Bewaffnet mit Messern auf die Belager zustürmte und sich mit den Füßen voraus auf Verteidiger der Feinde warf, konnte er deren Formation aufbrechen. Die Chance nutzend begannen die Schild tragenden Menekaner diese Chance zu nutzen, ihre Schwerter zu ziehen und die Feinde zurückzudrängen.
Naim hätte schwören können, dass er auch einige Feinde mit seinem fuchtelnden Schild erwischt hatte.
So brenzlich die Situation auch war, die Alatari konnten zurückgeschlagen werden. Als dies geschah fiel Naim in eine Leere.

Ab dort konnte sich Naim neda mehr an weiteres vom Abend erinnern. Wieso wusste er neda, aber vielleicht war es auch besser so.
Inzwischen war er an der Kaserne angekommen. Er blickte durch die Reihen der Janitschare und musste trotz der Situation Lächeln. Alle Janitschare waren ruhig und wussten mit der Situation umzugehen. Keiner von Ihnen strahlte Angst oder Verzweiflung aus. Eine Sache, die ihm nun neue Hoffnung gab.
Auch wenn er sich neda an die restlichen Dinge vom Vortag erinnerte, so hatte er nun ein Gefühl, dass ihn glauben ließ, das am heutigen Tage etwas gutes passieren würde.
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 15:05    Titel:
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Lange noch stand er auf dem Tor und verweilte mit der Hand am Hebel. Nur ein einziger Anaan's Durrah könnte ihn dort jemals wegbekommen. Nun fast zumindest. Als sein Cousin und Jijkban der Armee ihm befahl zu folgen - so ohne gänzlicher weiterer Informationen - ließ etwas in dessen Blick und Stimme seinen Entschluss schwanken. Den nächstbesten Janitschar mit einem todbringenden Blick neben dem Hebel positionierend, hastet er dem befehlshabenden Janitschar nach. Ohne groß zu fragen wird Dakhil eher intuitiv als wissend eine schützende Position vor ihm einnehmen und das Schild halten. Währenddessen bekommt er endlich die fehlende Information, warum er da und nicht mehr am Hebel steht. Seine Augen weiten sich panisch erschrocken. Seine Anstrengungen vervielfachend versucht er alles mögliche um den Bogenschützen hinter sich seine Aufgabe zu erleichtern.

Mit bis zum Hals pochendem Herzen stand er einige Zeit später wieder an seinem Platz neben dem Torhebel. Nicht ahnend, wie knapp er wieder einmal dem Tode entronnen ist an diesem Tageslauf. Nicht wissend, ob seine Befehlsverletzung Folgen haben wird. Unfähig den Blick all zu lange konzentriert auf den Bereich vor dem Tor halten zu können, lässt er die Gedanken zu.
Eine schüttelnde Gänsehaut zieht über seine Haut, als er an den verbalen Austausch mit Drapenstein, Shasul und der Lethra, es war wohl diese Jexxe, denkt. Im Nachhinein kann er partout nicht mehr benennen, wo er den Mut her hatte. Gerade fühlt er sich schlicht elend ob der Übermacht die ihm und den wenigen verbliebenen Bogenschützen gegenüber standen. Lange war einer der Janitschare, welcher zur Kaserne geschickt worden war, bereits weg. Und er kam auch nicht zurück. Verzweifelt blickte Dakhil immer wieder während des Gesprächs - falls man es so nennen kann - über die Schulter. Jedes Mal wenn keine nahende Verstärkung erkennbar war, bröckelte seine selbstsichere Fassade etwas mehr. Jetzt in dem ruhigen Moment wusste er einfach nicht mehr, wie er überhaupt noch zum Denken fähig war in der Lage. Die Worte der Feinde hallten nach wie vor deutlich durch seinen Geist, während die optischen Erinnerungen teilweise lückenhaft oder verschwommen sind. Die Emotionen der Situation, allen voran die Panik und Angst, überlagerten einige der Eindrücke.
Die Erinnerung an den Pfeil, der seinen Kopf nur knapp verfehlte, sorgt schlussendlich dafür, dass er für den Moment die Augen schließen musste. Er atmet einige Male tief durch, die wieder aufkommende Panik und Todesangst so verdrängen zu wollen. Nur mühsam gelang es Dakhil, die in Wellen immer wieder aufschwappenden Emotionen loszuwerden. Währenddessen verkrampfte sich sein Griff um den Hebel. Eine in die Haut bohrende Niete ließ ihn erst wieder in die Realität zurück kehren.
Die Augen öffnend versucht er in einem erneuten Anlauf seinem Befehl wieder gänzlich nachzukommen. Der Bereich zwischen Karawanserei und Basar wird von ihm wieder in Augenschein genommen. Konzentriert und fokussiert wird es nach wie vor nicht sein.

Bemüht um ablenkende Gedanken denkt er über sein Haus und Familie nach. Doch so sehr ihn dies von seiner nachhallenden Panik vom Tag ablenkt, beruhigend sind sie dennoch nicht wirklich.
Er sah eben noch seinen Cousin Suleiman, leicht verwundet, aber wohlauf.
Mirah soll im Palast sein, er sah sie noch nicht ein einziges Mal ob dieser Tage. Dakhil versuchte sich einzureden, dass dies ein gutes Zeichen wäre.
Chalid? Ashanti? Djamilla? Seit dem ersten Abend sah er auch diese nicht mehr. Auch hörte er nichts von den Dreien. Er wusste lediglich von gefallenen und verwundeten Janitscharen aus dem Kampf an der Mine. Auch hier bemühte er sich einzureden, dass sie gewiss an einem anderen Tor eingesetzt waren.

Nahende Schritte auf der Treppe setzen seinen Gedankenläufen ein abruptes Ende. Erst sehr spät erkannte Dakhil in der Dunkelheit den Emir. Mit großen Augen betrachtet er ihn, als dieser sich neben ihn lehnt, als wäre er ein einfacher Kamerad. Nach einigen ausgetauschten Worten in gedämpfter Lautstärke entlässt der einzige Anaan's Durrah, der Dakhil von seinem Posten wegbekommen könnte, das Familienoberhaupt in die Nachtruhe. Doch Ruhe fand Dakhil noch lange nicht, die Erlebnisse des Tages ließen ihn einige Stundenläufe unruhig in seinem Büro auf und ab gehen.

Als er am nächsten Morgen mit dunklen Augenringen zum Tor zurückkehrte, atmete er erleichtert auf, dass zumindest zwei bekannte Gesichter unversehrt da standen. Das Lächeln erreichte gar seine Augen, als Ramon ihm davon berichtete, dass seine ausgesandten Vögel bereits ohne Pergament am Bein zurückkehrten. Und so nahm Dakhil wieder den Posten am Hebel ein und ließ den Blick über den Bereich vor dem Tor gleiten.
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Arix Drapenstein





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 16:08    Titel:
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Es war nun sein dritter Tag ohne Schlaf. Die Anspannung, die Hitze, die Kälte, die Überheblichkeit der Menekaner. Es schlug ihm aufs Gemüt, hielt ihn wach und nagte an der Substanz.
Doch am meisten war es die unermessliche Last der Verantwortung auf seinen Schultern, die ihm dunkle Ringe unter die Augen trieb. Es war der erste Feldzug, den er als Ritter bestritt.

Mit dem Schild an der Seite, den er seit der Heerschau, genau wie die Blutsklinge, nur für wenige Augenblicke abgelegt hatte, schritt er durch das alatarische Lager im Staubviertel.
Die Essensvorräte und das Trinkwasser waren schon zu über einer Hälfte aufgebraucht und den Streitern war mittlerweile anzusehen, dass die Erschöpfung tief in den Knochen saß. Die Durrah war ein unbarmherziger und unnachgiebiger Gegenspieler.
Die müden Blicke die ihn trafen, machten ihm klar, dass sein Auftreten in direktem Zusammenhang mit der Moral der Truppen stand und so hatte er, um die Augenringe zu verdecken, den Helm schon die gesamte Belagerung über nur in privaten Momenten abgenommen.

Und auch jetzt, mitten im Lager, durfte er keine Zweifel, keine Schwäche durchscheinen lassen. Aber für ernsthafte Zweifel gab es keinen Raum, denn er wusste, dass der Herr mit ihm und seinen Verbündeten war. Alles, was sie die letzten Tage vollbracht hatten, war in SEINEM Sinne und mit SEINEM Wohlwollen geschehen.
Aber: Sie waren alle nicht göttlich und selbst der stärkste Wille konnte müdes Fleisch nur eingeschränkt beleben. Die Belagerung würde bald enden müssen.

Doch hatte er noch zwei Schachzüge im Sinn, die er zu spielen gedachte. Und beide waren bereits in Vorbereitung.
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Kava Shasul





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 17:15    Titel:
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Mehrmals wachte er schweißgebadet auf diese Nacht. Es lag nicht an dem warmen Klima in der Wüste, welches abends ein wenig abklang sondern an dem erlebten diesen Abend. Sein Bein pochte immer noch und der Schmerz lässt nur langsam nach. Seine Rüstung sonst gepflegt und geölt gleicht einer alten Bratpfanne, der wehende Sand von den Dünen hinterlässt seine Spuren, bei jeder Bewegung der Rüstungselemente ein schwerfälliges Quietschen in den Gelenken. Die schwarze Legierung der Ritterrüstung blättert an einigen Stellen teilweise ab. Ein erbärmlicher Zustand seiner Rüstung. Und dann war da noch dieses große Einschlussloch der Pfeilspitze.

In dieser Mine hätte einer der Menekaner mit einem gezielten Schuss zum Helden werden können. Als Heerführer dieser Armee ließ der Ritter es sich nicht nehmen sein Heer persönlich in die Mine zu führen.

Die durch Alatar geweihte Blutklinge stolz erhoben, der Schild fest im Griff, zog er den Riemen am Unterarm noch einmal etwas fester damit auch alles sitzt wenn er in den dunklen Stollen marschiert.

FEUER! Das war das einzige was Kava in diesem Moment noch vernahm bevor ein Pfeilhagel aus einem Dutzend Pfeile gleichzeitig auf ihn einprasselte. Der Klang von Pfeilen welche gegen den Schild donnerten und zu Boden fielen, Musik in seinen Ohren. Doch einem Pfeil gelang es sich am Bein seinen Weg durch die Rüstung zu bahnen und den Ritter wanken zu lassen.

Mit schmerzverzerrtem Blick brach er den Pfeil an dieser Stelle ab und hielt noch einige Sekunden stand bis seine Männer ihn tapfer und voller Entschlossenheit in die Mine folgten. Doch auch jene Streiter des All-Einen wurden mit dem gleichen Pfeilhagel begrüßt wie Kava noch einige Wimpernschläge zuvor.

Verletzt musste der Ritter sich zurückziehen doch er war sich gewiss, dass sein Waffenbruder das Heer weiterhin stolz und gewissenhaft in dieser Mine anführen wird. Ein Kamerad zog Kava am Wappenrock raus aus dem Stollen, es grenzten fast schon an ein Wunder, dass nur das Bein getroffen wurden. Vielleicht war es auch gar kein Streiter des Herrn sondern der All-Eine selbst welche seine Pranke in die Mine streckte und seinen Ritter rauszog..

An dieser Stelle war ihre Zahl bedeutungslos und die Menekaner hatten den Vorteil auf ihrer Seite..
Verletzt und geschlagen musste sich das Heer des alatarischen Reiches erst einmal in ihre sandiges Lager am Rande der Stadt zurückziehen. Wunden wurden geleckt doch es wurde noch nicht aufgegeben. Kampffähige Streiter gab es noch genug, lediglich die Ausrüstung und das Essen fingen langsam an der Wüste zu Opfer zu fallen. Doch der Zweck dieses Angriffes wurde an diesem Abend erfüllt. Dies wusste Kava und die Rabendiener, nur der Rest nicht.
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Jyn'drarr





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 17:16    Titel:
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Auszug aus einem Tagebuch eines Letharfen im Belagerungstrupp:

Tag 1:

Zwei Sonnen sind vergangen, seit wir die goldenen Sande durchquerten und vor den Mauern von Menekur standen. Die Durrah brennt wie ein Flammenmeer, und meine Rüstung klebt an meinem Körper, als würde sie sich mit meiner Haut verschmelzen. Die Kameraden um mich herum sind stumm, die drückende Spannung liegt in der Luft wie ein bedrohliches Gewitter. Während ich Wache halte, spüre ich die Blicke meiner Geschwister auf mir, und ich weiß, dass mein Leben für sie an einem seidenen Faden hängt. Meine Armbrust liegt kalt und schwer in meinen Händen, bereit, den Hauch des Todes zu verschießen.

Die Nacht ist erbarmungslos kühl, der Himmel leuchtet mit Sternen wie funkelnden Grablichtern. Wir halten unsere Position, die Palisaden um uns sind unser trügerischer Schutz vor den drohenden Angriffen der Menekaner. Die Stadtmauern von Menekur wirken wie düstere Monolithen des Verderbens, aber wir sind hier, um zu beweisen, dass wir nicht so leicht einknicken. Meine Armbrust ist meine finstere Gefährtin, und ich spanne sie immer wieder, um meine Finger geschmeidig zu halten. Wir sind eine bunte Einheit, vereint durch unseren Glauben an Alatar und unseren eisernen Willen, für unser Reich in die Schlacht zu ziehen.

Tag 2:

Heute fand mein Bolzen sein Ziel in einem der Feinde, und in mir breitete sich Triumph aus. Triumph, weil ich meine Fertigkeiten als Todesbote bewiesen habe, ich habe einen anderen sterblichen Körper zur Schlachtbank geführt. Es ist der Krieg, und unsere Taten sind gezeichnet von Blut und Schatten. Die Lektionen meines Ausbilders hallen in meinem Geist wider, wie er mich gelehrt hat, meine Armbrust mit der Präzision eines Henkers zu führen und den rechten Moment abzuwarten.

Während ich meine Wache halte, tauchen Erinnerungen an meine Heimat auf, fernab von diesem Reich des Todes. Der Panther, der über uns wacht, sendet uns seinen gnadenlosen Zorn, und ich spüre, wie meine Entschlossenheit in eine kontrollierte Raserei übergeht. Wir sind hier, um Menekur zu vernichten, um unsere Seele in einem Sumpf aus Blut zu ertränken und das letzte Leben dieser Menekaner zu ersticken.

Die Tage mögen in ihrer Glut verbrennen, und die Nächte mögen eiskalt sein, aber wir werden, wie Schatten auf diesem verfluchten Schlachtfeld verharren. Vater möge unsere Zeugen sein, während wir mutig unsere Stellung halten und darauf warten, dass der Sieg über uns hereinbricht.


Zuletzt bearbeitet von Jyn'drarr am 27 Aug 2023 17:18, insgesamt einmal bearbeitet
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Djariq Fahaid Ryzan





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 17:20    Titel:
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Zwischen dem Licht

Es gab kaum einen Ort, an dem man wirklich allein - für sich - sein konnte, wenn man als heimatloser, als Wüstenfuchs, innerhalb der goldenen Mauern gestrandet war. Hatte man keine Wohnstatt innerhalb der Wiege des menekanischen Volkes, so waren alle Orte des Rückzugs mit weiteren Hazar’s Durrah gesäumt: Jenen die Schutz gesucht hatten und die sich nun, da man den ohnehin schon entwurzelten Kindern der Wüste die Heimstatt genommen hatte, das wenige Obdach nehmen mussten, was die Mildtätigkeit der großen Häuser ihnen offenbarte.

Daran fehlte es nun kaum und gerade für das Haus Ryzan, welches sich aus der Krypta des Vergessens erhoben und in das Licht gekämpft hatte, welches vom Erhabenen, von der Schöpferin und vom Volk gleichermaßen bewohnt wurde. Die Ryzans erhielten tatsächlich Unterstützung von allen Seiten und dieser Konflikt, so schmerzlich er sein mochte, zeigte, dass sie in den Köpfen des Wüstenvolkes bereits präsent waren. Man sagt, die Gastfreundschaft im Land aus Sand und Sonne suche ihresgleichen, doch wird sie in den Schatten gestellt von der Mildtätigkeit die dem Freund, der in Zeiten der Not Hilfe bedarf, entgegengebracht wird. So sammelten sich jene, die das Staubviertel rechtzeitig verlassen konnten, genau dort, wo die jüngere Geschichte der Ryzan in Menek’ur begonnen hatte: Im Gasthaus, mit Nachrichten, die Hoffnung und Leben bedeuteten.

Der Prekhaliq des heiligen Tempels der All-Mara hatte es an diesem Abend nicht zu den feindlichen Linien geschafft und auch die Folgestunden sollten davon beherrscht werden, all’ jenen Trost zu spenden, die innerhalb der Mauern um Brüder und Schwestern trauerten, ob nun vermisst oder den Pantherklauen zum Opfer gefallen. Es waren Augenblicke, in denen der Prekhaliq versuchte, aus seiner Flamme eine Fackel zu entfachen, um jenen, die sich in der Dunkelheit aus Trauer und Schrecken verloren fühlten, das Leuchtfeuer zu sein, welches sie aus der Nacht zurück in den Tag führen sollte.

Doch wann immer man seiner nicht bedurfte, wann immer das Werk getan und es einen Moment der Rast gab, suchte Djariq die verlassensten der Gassen auf, welche die goldene Stadt aufzubieten hatte. Fernab vom Getöse der Sorgen und Nöte der Geflüchteten oder der Entschlossenheit all jener, welche die Kraft hatten, der Bedrohung vor den Mauern entgegen zu treten, fand der junge Geweihte seine Momente des Friedens in der Stille, die ihm abseits der öffentlichen Plätze verwehrt blieb. Zwischen Sand und Stein und dem Zwielicht schwindender Tage lauschte er den Worten der Stille und bezog neue Kraft abseits der Bühne, die sich der feige Angriff des alatarischen Reiches genommen hatte. Schon immer hatte der Ryzan die Stille der Nächte bevorzugt, selbst als er noch in der endlosen Weite ein nomadisches Leben geführt hatte. Besonders jene Momente, die in vollständiger Ruhe an ihm vorbeizogen, kurz bevor der Tag die Welt in lebensspendendes Licht tauchte und man glaubte, man könnte die Welt förmlich einatmen spüren, bevor sie die Nacht in einem tiefen Seufzer verabschiedete - besonders jene Momente hatten Djariq stets eine Form der inneren Ruhe beschert.

Es war leicht, den heilsgebenden Aspekten der Schöpferin zu folgen, und sich im trauernden Dogma wiederzufinden welches in denen Tränen der Allmutter bereitwillige Gefolgschaft fand, zumal der Alltag stets vom überbordenden Licht der Schöpferin zu recht beherrscht wurde. Die Menekaner waren Kinder der Sonne, die sich golden auf ihre Leiber legte und so geriet oft in Vergessenheit, dass die Schöpferin ebenso zornig wie mildtätig sein konnte, dass die duldsame und liebende Natur der Schöpferin nur eine der vielen Facetten war, durch welche die All-Mara wirkte.

Als Eluive das Nichts zurückschlug und die Welt vor dem Zusammenbrechen bewahrte, hatte er erstmals das Wirken seiner Herrin wahrhaftig gesehen und sie hatte für ihn das Wirken all’ der anderen göttlichen Entitäten um Weiten überschattet. Ein Zorn, ein dunkler Kern, aus tiefstem Licht geboren, der sich tief ins Herz eines unfassbaren Feindes brannte und der sich darauf anschließende, sanfte Traum, eine aus der Liebe zur eigenen Schöpfung geborene Wärme, waren das Zwielicht, in dem der Menekaner sich gesonnt und gleichermaßen gesalbt hatte.

Im Sand einer Gasse, die keinen Namen trug, fühlte der Prekhaliq damit auch die Einsicht einkehren, als er sich fragte, wie die Horden eines falschen Gottes bis an die Mauern der goldenen Stadt vordringen konnten. Wie konnten sie den Sand eines heiligen Landes durchqueren und nicht in Flammen aufgehen oder bestehen im Angesicht des heiligen Berges Cantar und nicht unter dem ehrfurcht gebietenden Bild dieses Kolosses, der die Tränen der Göttin in sich trug, die Flucht ergreifen? Sie waren die schmerzhaften Nuancen, die die Fäden erschüttern ließen, so wenig vermeidbar wie ein schwerer Sturm oder ein Erdrutsch und doch genauso ungeliebt, gar gehasst. Ihre Seelen, auf immer verloren und in der Schwärze einer dunklen See zum Ertrinken verdammt und in Körpern gefangen, die einfach passierten, so wie der Blitz zum Donner gehörte. Sie waren eine ekelerregende Fußnote des Lebens, das nicht ohne Gegensätze auskam: Um Freude zu erkennen, bedurfte es Leid und ohne die Dunkelheit gab es kein Licht. Damit waren die Taten derer, die dem Panthergötzen folgten, keinesfalls gerechtfertigt oder entschuldigt, aber sie erlaubten dem Geweihten, sich ihre Existenz zu erklären, während er in seinem Exil im Zwielicht etwas Sand aufhob und zusah, wie er ihm durch die Hände ronn. Ihre Vergänglichkeit würde Platz schaffen für anderes Leid und andere Zerstörung und alles was sie tun konnten, war so hell zu brennen, dass der kleine Teil der Welt, der mit dem Geschwür ihrer Existenz leben konnte, sich nicht weiter ausbreiten würde.

Es war somit beinahe schon poetische Ironie, dass sie die Toten des Ahnengrabs erweckt hatten - Menekaner einer alten, längst vergangenen Zeit, gepaart mit Häretikern und anderen Gesetzesbrechern, denen keine ordentliche Einäscherung zuteil werden durfte, da sie die Göttin, den Erhabenen und das Volk verraten hatten. Sie erweckten den ungeliebten Teil menekanischer Vergangenheit zu ihresgleichen. Schatten fraß Schatten und mehrte die eitrige Wunde, die vor ihrer Stadt pulsierte und darauf wartete, ausgebrannt zu werden.

Der Prekhaliq wusste nicht, ob er Teil eines solchen Kreuzzuges sein würde - es gab viel zu tun, innerhalb der Mauern, wenngleich sein Blut darum bettelte, in den Feuern einer Schlacht geadelt zu werden. Nicht dass er damit rechnete, große Erfolge zu erzielen, doch war es selten seine Art gewesen, in der hintersten Linie zu stehen und nur mit frommem Gebet zu beschwichtigen, was der Feind in die Herzen der Kinder der Wüste gepflanzt hatte. Die Allmutter konnte so vieles sein und ob wir nun der Schild aus Licht oder der Speer der Dämmerung waren - es zählte doch am Ende nur, dass am nächsten Tag wieder die Sonne über dem Tempel Menek’urs aufging.

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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2023 18:46    Titel:
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    Blut, vergossen im heiligen Berg Cantar - Frevel!

    Maheen tauchte ihren Zeige- und Mittelfinger in den Tiegel mit dem geweihten Kaktusblutenöl und zeichnete fürsorglich das Sonnenrund auf die Stirn der gefallenen Streiterin, die mit anderen Janitscharen zur Bewachung des großen Geschenkes der Mara abgeordnet gewesen war. Saif hatte der eben Verstorbenen vergeben, dass sie beim Schutz der Tränen der Göttin gescheitert waren und überrumpelt wurden. Trotz der erschütternden Situation, die sie vorgefunden hatten - den gefallenen Janitscharen und der schreckensbringenden Armee aus erhobenen Untoten, die soeben durch Hiebe und Schüsse der Menekaner fielen - hatte sich der Emir der Sterbenden zugewendet und sie mit ruhigen, leitenden Worten zur Schwelle des Todes begleitet. Auch wenn Saif kaum mit Abbas im Kampf zu vergleichen war, dafür kämpften sie auf zu unterschiedliche Weise, imponierte Maheen das Charisma des derzeitigen Auserwählten Eluives, der die Werte des Glaubens ebenso gut in Worte fassen konnte wie er beflügelnde Ansprachen hielt - weltliche und geistige Führung wie ein Erhabener sie verkörpern sollte.

    Sie führte ihre flache Hand symbolisch von Fuß bis Scheitel der frisch Verstorbenen und hüllte sie in einen kaum wahrnehmbares, weißes Schimmern - ein temporärer Grabsegen, der die unheilvollen Kräfte des Schwarzgefiederten fern halten sollte, bis sie den Leichnam den Flammen übergeben konnten. Auch die anderen Gefallenen feite sie vor dem Zugriff Kra'thors, während sich der kurze, heftige Angriff auf die widernatürlich erweckten Ahnengrab-Untoten dem Ende zuneigte und der letzte wankende und stöhnende Leib unter dem flammenden Schlag eines Janitschares fiel.

    Es fühlte sich an, als wäre der Ort beschmutzt worden, entweiht und besudelt. Die Sonnenpriesterin musste unweigerlich an den Schrein der Wüstenweisen denken, der vor wenigen Jahren von der gehörnten Brut ähnlich geschändet worden war. Diesmal, so beschloss sie, würde sie es nicht soweit kommen lassen.

    Während sich die Krieger des Wüstenvolkes vor dem seitlichen Mineneingang aufstellten und wohl den nächsten militärischen Schritt besprachen und durchführten, schritt die ältere Menekanerin durch die Reihen der verblichenen Kadavern der Untoten. Im Vorbeigehen berührte sie einige Untote mit der kopflastigen Spitze ihres sonnensymbolgekrönten Priesterstabs und jagte kurze Schauer goldenen Lichts in die Gefallenen, um ihre Körper in Unkenntlichkeit zerbröseln zu lassen, denn Staub konnte nicht wieder aufstehen und einem in den Rücken fallen. Als sie ein bekanntes Gesicht unter den Ahnengrab-Untoten entdeckte, erfasste sie ein kalter Schauer: Es war die Attentäterin, die den ehrenwerten Akram ermordet hatte und zur Strafe in den Gängen des Ahnengrabs angekettet wurde. An einem Handgelenk zeugten die zerrissenen Ketten von ihrer kürzlichen 'Flucht', während die verkohlten Stellen an der teils skelettierten Toten die Male der Verbrennung trugen.

    Es war ein tröstender Gedanke, dass alle ehrbaren Menekaner vollständig in den Krematorien des geschützten Tempelgrabs verbrannt worden waren und ihre Seelen sicher in die Schöpfung geleitet wurden. Sie hätte es wohl kaum ertragen einen nahen Verwandten unter der wankenden Untotenbrut zu sehen.

    Die Haatim verscheuchte die bedrückenden Gedanken und blendete auch das Treiben der Janitschare aus, die einen kleinen Stoßtrupp durch das kleine Nebentor der Mine in die Durrah schickten. Sie setzte das eherne Ende des Stabes auf den Boden und sammelte sich. Sie stieß das innere Tor zur Göttin in sich weit auf und ließ sich von ihrer Macht durchströmen, während sie ein Schutzsymbol auf den steinigen Boden nachfuhr: Ein Kreis mit Strahlen, der ein Tropfensymbol in sich trug. Die Haatim lenkte die reinigenden Kräfte in das Zeichen und reicherte es mehr und mehr an, während sie die Fäden des Lichts zu einem komplexen Muster verband.

    Sie war so sehr in ihr rituelles Wirken vertieft, dass sie die Rückkehr der ausgesandten Menekaner kaum mitbekam. Dass sie nicht alleine durch das Nebentor zurückkehrten, sondern von den Ketzern verfolgt wurden, registrierte sie nur peripher - sie hatte es gleich geschafft und der Makel der Besudelung würde weichen!

    Ein sanfter, gongartiger Ton ertönte in Maheen Ohren, als der Reinigungs- und Schutzsegen sich voll entfaltet hatte und in alle Ecken und Ritzen der Mine kroch, um den Schandfleck der dunklen Berührung zu vertreiben. Keinen Moment zu früh richtete sie wieder ihre klerikalen und mundanen Sinne auf ihre Umgebung - zu ihrem Glück - als sie dunkel keimende Wurzeln auf sich zupeitschen sah! Im selben Moment spürte sie die zwei, nein drei Auren krat'horischer Präsenz. Zwischen den hervorbrechenden Fluchwurzeln hetzten Schattenwölfe auf sie zu. Zwei der drei Rabenkinder bündelten also ihren Angriff auf sie, während die Dritte sich (noch) zurückhielt.

    Noch recht überrumpelt, übernahmen Routine und Instinkte die Oberhand. Die Erzpriesterin nahm einen Teil der Macht des eben gewobenen, rituellen Schutzes, schleuderte es ihren Widersachern entgegen und formte eine brandende Woge aus rauschendem Licht!

    Um sie herum brachen weitere Kämpfe aus, doch davon bekam Maheen wenig mit, die sich ihren Herausforderern stellen musste. Zischend lösten sich ätzenden Fluchwurzeln auf und auch der wolfsheulende klerikale Angriff des zweiten Rabendieners begann in der rollenden Lichtwelle unterzugehen. Da! Die dritte Rabenpräsenz regte sich - Nebel wallte auf und formte sich schemenhaften Schreckgestalten. Seltsamerweise griff die dritte Krat'hori nicht direkt an - eine List?

    Kurz abgelenkt, bemerkte sie zu spät, dass einer der Schattenwölfe halbwegs unbeschadet durch die Lichtwelle brach. Die scharfen Zähne des Angriffsfluchs bohrten sich oberhalb ihres Knöchels in den Unterschenkel. Maheen biss die Zähne aufeinander, als der scharfe Schmerz durch ihren Körper zuckte und wankte. Krachend landete der Kopf des Priesterstabes auf dem Schädel der Kreatur und ließ den Fluch in einem zuckenden Lichtblitz vergehen. Von Pein erfüllt sank sie auf ein Knie herab, erlaubte sich jedoch keinen Schmerzenslaut.

    Eine Hitzewelle rauschte über sie hinweg, als der Sanjak und Shojen Farid einen Feuerball in Richtung der drei Rabendiener sandte. Sie nutze die kurze Atempause, die ihr Farid schenkte, um ihre Chancn auszurechnen:

    Die drei Rabendiener waren alles andere als schwachbrüstig, auch wenn sich keiner von ihnen wohl direkt mit ihr messen könnte. Auch wirkte es auf Maheen, als hätten sie sich wohl teilweise schon mit der Untotenerhebung verausgabt? Doch auf die Schnelle waren das nur Spekulationen. Sie wusste nur, dass sie selbst noch sehr gut bei Kräften war, auch wenn das dumpfe Pochen an ihrem Unterschenkel bereits an den ersten Hieb erinnerte, den sie kassieren musste. So oder so war sie in diesem klerikalem Duell in der Unterzahl und es würde sehr haarig werden gegen drei Rabendiener zu streiten, je nachdem, ob sie weiter auf Farids Rückendeckung vertrauen konnte. Wo war eigentlich Aliza?

    Doch das eben vage ausgerechnete Blatt wendete sich rascher, als sie gedacht hatte. Weitere Liedwirker auf Seiten der Häretiker meinten sich in das Kräftemessen einmischen zu wollen. Elektrische Entladungen prallten auf den eilig hochgezogenen Schutzschild, der bereits Risse bekam, so brutal und vielfältig konzentriert wurde sie angegangen - sie hatte kaum den Hauch einer Chance und wankte im verlierenden Abwehrkampf zurück, während ihr warmer Lebenssaft ihren rechten Fuß hinablief, den Saum ihrer Robe durchtränkte und einzelne Blutstropfen bereits den Boden der Mine benetzten.

    Doch gerade in dem Moment, als ihr schützender klerikaler Schild zersprang, erfüllte sie eine unaussprechliche Fülle purer Kraft, die sie in eine strahlende Aureole aus Licht hüllte. Sie spürte die Hände der Schöpferin klar und deutlich auf ihren Schultern ruhen. Die Botschaft war unmissverständlich:
    Dies ist der Grund und Boden der All-Mara!

    Gleichzeitig mit den Janitscharen setzte sie zum vertreibenden Gegenangriff an!



Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 27 Aug 2023 18:58, insgesamt 2-mal bearbeitet
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