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[Q] Weltenwanderung
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Weltenwanderung
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 05 Aug 2023 16:01    Titel:
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Sie wurde wach durch die Berührung von sechs kleinen Kinderhänden. Eigentlich waren es nur vier, aber die beiden Jungen hatten jeder eine von Annas Händen umfasst und auch an ihr Gesicht gelegt. Die Brut musste sie natürlich aus einem guten Traum herausholen. Ein Traum, der das Fieber nicht schlimmer werden lies. Lichtdurchfluteter Frieden mit grünen Wäldern und reifen Wiesen.
"Mama, du musst heute kämpfen!" Eine kindliche Feststellung, unverrückbar in ihrer Absolutheit. "Wir haben das geträumt." Wunderbar, ganz wunderbar. Statt künftigen Rittern wurden hier Propheten großgezogen. "Temora wird dich und Papa leiten, aber du musst heute wieder kämpfen, Mama."
Sie schälte sich aus dem Bett nachdem Anna dann satt war und die beiden Jungen ihr abwechselnd und sehr detailreich von ihren Träumen erzählt hatten. Auch davon, dass sie schreckliche Angst haben. Denn im Traum war nur zu sehen, dass die Eltern beide kämpfen heute würden kämpfen müssen. Kämpfen gegen die Kristallwesen und dass es ein ganz schrecklicher Kampf werden würde. Was Conrad und Rikard bangen lies, war die Tatsache, dass der Traum geendet hatte, bevor beide Eltern sie wieder daheim waren. So klein sie auch waren, sie waren Kinder von Rittern, Kinder Gerimors und sie wussten um den Tod. Sie wussten um Verlust und Ende.

"Ich werde kämpfen. Papa auch. Und ich verspreche Euch, dass einer von uns beiden zurück kommen wird.
" Der heilige Pakt der Alsteds. Wenn du fällst, dann muss ich leben. Wenn ich falle, dann musst du leben. Helleth schüttelte in ihrer eingen Sorgen nur stumm den Kopf. Sie war in den letzten Tagen sichtlich um Jahre gealtert. Eine junge Mutter, noch im Wochenbett mit Milchfieber, die ständig stundenlang auf Mauern Wachdienste schob. Zwei agile Fünfjährige, die alles im Kopf hatten in dieser Situation. Nur stillhalten nicht. Sie hatten sich von einem der Handwerker Zwillen bauen lassen und versuchten mit Pyrianerzbrocken bewaffnet auf die Mauern zu kommen. Dazu noch ein Säugling, der gestillt werden musste.
"Conrad, Rikard... ihr beide bewaffnet Euch und geht heute Abend mit Helleth und Anna hoch zur Taverne in der Oberstadt. Dort haltet ihr Wache. Falls wir Berchgard nicht halten können, gehorcht ihr Helleth aufs Wort und flieht mit ihr nach Nilzadan durch den Stollen. Haben wir uns verstanden?!" Die Amme packte schon ein Bündel zusammen und sah auf den schlafenden Säugling hinab. Die letzten Tage hatten einen guten Milchübeschuss bewirkt, den sie in gut verschlossenen und gekülten Gefäßen mitnehmen würde. Der Hunger würde das Mädchen schon zwingen aus der Flasche oder vom Löffel zu trinken. In ihrem Köcher hatte sie Feuerpfeile, der Bogen hing griffbereit. Am Ende des Tages war sie Aschenfelderin, so wie ihre Dienstherrin auch.

Die goldene Rüstung und das Drachenwappen wurde angelegt und sie erklomm die Wehrmauern. Der gewittergraue Blick glitt über die Stadt und die Handvoll unentwegter und ziemlich abgekämpfter Streiter. Sie musste lächeln.

    Uns wen’ge, uns beglücktes Häuflein Brüder:
    Denn welcher heut sein Blut mit mir vergießt,
    Der wird mein Bruder; sei er noch so niedrig,
    Der heut’ge Tag wird adeln seinen Stand.*


Denn wer mit mir sein Blut vergießt, der wird mein Bruder. Die Gedanken glitten hinweg über die Mauern, den Berg hin zu all ihren Brüdern und ihrer Schwester im Orden der Ritterschaft.

    "Herrin Temora, Segne Sir Beak und schenke ihm dein Licht,
    Herrin Temora, Segne Sir Ernst, mach aus ihm ein Bollwerk aus Zuversicht,
    Herrin Temora, Segne Sir Keylon und gewähre ihm deine Kraft,
    Herrin Temora, Segne Sir Hluthar und lass ihn das Dunkel vertreiben und Zweifel zerreiben,
    Herrin Temora, Segne Dame Lydia, lass ihr junges Schwert in deinem Namen glühen,
    Herrin Temora, Segne Moira und lass sie standhaft bestehen,
    Herrin Temora, Segne Sir von Alsted gib ihm die Weisheit deiner Weitsicht.
    Herrin Temora, die mit mir ihr Blut vergießen, werden meine Brüder.
    Segne sie, leite sie und führe sie heim nach deinem Willen.
    So sei es"


Tharoan trat an ihre Seite und nickte, auch er wirkte älter. Nairnas schmale Gestalt nahm sie auch wahr, wie sie die beste Position sucht um auf magischer Ebene mitzufechten. Der Schmied aus dem Bürgergespräch hinkte langsam herbei, er wirkte als wäre er in Lichtenthal bereits um diverse entbehrliche Erfahrungen bereichert worden. Aber er trug eine Rüstung und eine Waffe, ebenso die anderen Bürger. Zwei der neueren erspähte sie auch unter den Streitern.

Gemeinschaft und Hoffnung. Gebündelt durch eine Botschaft der Schwertmaid selbst. Nun lag es an ihnen, an jedem Einzelnen und doch an allen.

So sei es.



*St. Crispins Tag Rede, Heinrich V. Shakespeare
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Adalbert Anselm





 Beitrag Verfasst am: 05 Aug 2023 17:24    Titel:
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Es war schon früher Nachmittag als er erwachte und erschrocken zum Fenster hinaus schaute. Er konnte sich nicht entsinnen jemals in seinem Leben so lange geschlafen zu haben. Aber sie hatten am gestrigen Tag bis tief in die Nacht gearbeitet um gewappnet zu sein auf das was heute kommen würde. Das heißt hauptsächlich hatte Amu gearbeitet. Er war immer noch fasziniert von der Geschwindigkeit und dennoch absoluter Präzision mit der Amu seine Arbeit erledigte. Jeder Handgriff war über Jahre hinweg einstudiert und verfeinert worden. Man merkte in jeder Phase dass er ein Meister seines Faches war. Er wusch sich rasch und aß nur eine Kleinigkeit ehe er sich mit der Axt aufmachte noch etwas Holz für Bolzen zu besorgen. Unterwegs traf er auf Magnolia Weißhall die auch in Berchgard weilte derzeit und sie versprach auch noch einige Bolzen und Holz zu bringen. Als er wieder zurück zu seinem Haus kam stand Amu davor und schellte gerade die Glocke.

Er brachte weitere Erze und unter seiner Anleitung goss Adalbert Legierungsbarren aus Silber, Pyrian und Coelium. Gemeinsam fertigten sie dann noch eine halbe Kiste Bolzen und Amu fertigte für ihn noch ein Schild aus der Legierung und einen Schlägel aus Pyrian falls ihm am Abend die Bolzen ausgehen sollten oder er gezwungen sein würde in den Nahkampf über zu gehen. Er hoffte es ließe sich vermeiden denn die beste Waffe war nutzlos in den Händen eines Laien. Doch das würde die Zeit zeigen.

Er ließ die Geschehnisse der letzten Tage noch einmal vor seinem inneren Auge Revue passieren ( https://forum.alathair.de/viewtopic.php?t=119132 ) und begab sich danach noch ein wenig zur Ruhe.

Einige Stunden später als er aufgestanden war nahm er sich Rasiermesser und Schere zur Hand und kürzte sowohl Haare als seinen Bart ein wenig. Sollte er am heutigen Tag vor seine Schöpferin treten müssen so wollte er nicht aussehen als frisch aus dem Wald gekommen. Er musste lachen und schalt sich selber dafür dass er so ein Narr war. Was sollte es für einen Unterschied machen.

Er legte seine Rüstung an band den Bolzenköcher und den die Dolchscheide und legte auf der Werkbank seine "Werkzeuge" für den Abend bereit . Pyrianschlägel, Drachenschilld , Handarmbrust und gut und gerne 2000 Bolzen davon 400 etwa Feuerbolzen. Man konnte durchaus sagen er war gut vorbereitet. Er sein in den Spiegel der neben seinem Schreibtisch hing und für einen Moment erschien ihm der Mann im Spiegel wie ein Fremder.

" Wer bist du " fragte er sich selbst und in seinen Ohren hallte die Stimme aus einem seiner zahlreichen Träume der vergangenen Tage nach " Du kannst dein Blut nicht verleugnen " Vor einer Woche war er einfach nur ein Mittelmäßiger Feinschmied und ein lausiger Rüstungsschmied. Er hatte in seinem Leben kaum einmal eine Waffe in der Hand gehalten und wenn dann nur um sie zu schleifen oder mal einen Bogen um einen Hasen zu erlegen . Und nun stand er hier in einer Rüstung die auf ihn maßgeschneidert war. Stiefel , Kragen und Maske aus Leder gefertigt von der Freiherrin von Kronwalden persönlich. Und eine Kettenrüstung auf die manch einfacher Soldat neidische Blicke werfen dürfte. In diesem Moment viel ihm ein Spruch ein den er einen Offizier in der Burg seiner Kindheit einst sagen hörte. " Ein Aschenfelder Soldat mag manches mal Mutig ein ander mal Wahnsinnig erscheinen. Aber eines ist gewiss eine Aschenfelder ist stets "Wahnsinnig mutig". " Du kannst dein Blut nicht verleugnen " hallte es abermals in seinen Gedanken.

Er ging nach oben und blickte sich in der nach wie vor kargen Stube um in der nichts weiter als ein Bett eine Kiste und eine Übungspuppe standen. Er setzte sich aufs Bett und öffnete die Kiste . Wie des öfteren in den vergangenen Tagen zog er die kleine Kinderdecke mit den in Goldfäden bestickten Buchstaben AvR heraus in die nie ein Kind gewickelt worden war und ließ sie durch seine Hände gleiten. Wie sehr hatte er seinen Vater all die Jahre gehasst für alles was geschehen war und jetzt saß er hier und fragte sich zum ersten Mal wie er an seines Vaters Stelle wohl gehandelt hätte.

Er konnte es nicht sagen weder dass er es auch so gemacht hätte aber auch nicht dass er es auf keinen Fall so gemacht hätte. Wie könnte er auch. Er hatte keine Ahnung wie es wäre wenn man eine solch immense Verantwortung für viele Menschen hatte. Pflichten die weit über das eigenen Interesse hinaus gingen. Als Schmied musste man sich an Gesetze halten aber im großen und ganzen war man frei zu tun und zu lassen was einem beliebte. Man konnte entscheiden ob man einem Kunden etwas verkaufte oder nicht. Ein Anführer hatte diese Wahl nicht. Er musste im Sinne seiner Pflichten handeln selbst wenn ihm das persönlich missfiel.

Er wollte die Decke gerade zurück in die Kiste legen doch dann hielt er inne. Er überlegte einen Moment und faltete die Decke anschließend und steckte sie sich unter sein Kettenhemd auf höhe des Herzens.

Anschließend erhob er sich ging die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Er nahm seine Ausrüstung von der Werkbank verstaute alles an seinem vorhergesehenen Platz und verließ sein Haus. Er drehte das Verkaufsschild herum das noch auf geöffnet stand verschloss die Türe und warf einen letzten Blick auf die Fassade des Hauses nicht wissend ob er noch einmal zurück kehren würde. Dann wandte er sich um und ging den gewundenen Weg entlang in die Stadt nach unten zur Stadtmauer.


Zuletzt bearbeitet von Adalbert Anselm am 05 Aug 2023 17:29, insgesamt einmal bearbeitet
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 06 Aug 2023 19:29    Titel:
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Als sich der rote Staub gelegt hatte, eilte sie ihrem Bruder am Himmelszelt zur Hilfe, drang durch die Wolken und Sphäre selbst in die Schwärze hinter den Sternen, wo der Weltenverschlinger seinen Platz eingenommen hatte. Alles, was sie in den letzten Jahren, nein Jahrzehnten an Enttäuschung, Trauer, Zorn, Verzweiflung und Ohnmacht in sich still gesammelt und erduldet hatte, legte sie in einen einzigen Schlag.
Sie zielte und traf.
Die Erschütterung durch die beiden Gewalten rüttelte die nahen Sterne, tobte wirbelnd durch die unendliche Weite dort oben und doch gab es einen Verlierer, so stark verwundet, dass er fliehen musste und mit einem letzten, entsetzten Grollen die Ambitionen hinsichtlich Alathair fallen ließ.
Anhand des Hochgefühljubels im Kreise der innig geliebten Weltenordnung erahnte sie, dass die anderen Götter ihren Sieg beobachtet hatten. Vorsichtig wandte sie sich um und ließ den Blick über die Schöpfung gleiten, um sie dort unten zu suchen.
Ein seliger heller Klang, zauberhafter Fanfaren gleich, verkündete die Zuversicht ihrer Tochter Temora, welche ihren Mantel nach wie vor schützend um die Streiter des Lichts gehüllt hatte. Kraft, Eleganz und Genugtuung hallte in dem mächtigen Triumphgebrüll ihres Sohnes Alatar, der wie ein gigantischer Schatten seine Getreuen bewachte. Nicht unweit verweilte sein Kind Ahamani und strich sanft mit feurigen Fingern über den Rakun. Horteras, ihr geliebter Bruder, erstrahlte mit seinen Sternenkindern vor Begeisterung und silbrig zart, sowie bekräftigend wohlig brummend mischten sich die Gesänge seiner Söhne Phanodain und Cirmias.
Nur einer schwieg und obwohl sie ihn selten finden konnte, zeigte er sich heute offen und blickte direkt zu ihr hinauf. Der Herr der Raben hatte sich nicht die Mühe gemacht eine besondere Gestalt anzunehmen und so sahen sie einander ins Gesicht. Irgendetwas in seinen schwarzen Augen ließ sie stocken und erst da ertönte seine Stimme ruhig, seltsam sachlich und leise mitten in ihrem Kopf.
"Der Dank für den Sieg über meinen alten Meister sei dir gewiss, Schöpfungsmutter... und so möchte ich dich ermahnen, dass es hier unten noch nicht vorbei ist. Die Risse dringen tief und das Land wird in wenigen Momenten auseinanderbrechen. Du solltest dich sputen."
Dann löste sich sein Bild in nachtfarbene Nebelgespinste auf und sie hatte nicht lange Zeit die eigentliche Motivation seiner Mahnung zu hinterfragen, da schwankte der himmlische Zweiklang Phanodains und Cirmias' und endete in einem jähen Entsetzensschrei des Fuchses - Ered Luin trennte sich mit einem Krachen vom Festland! Cirmias brüllte auf, als Junkersteyn ebenfalls langsam vom Erdenreich gerissen wurde und hastete in den Nilzadan um sein Reich zu beschützen.
Kurz danach knackten und krachten auch die anderen Rissfurchen und doch wusste sie, was zu tun war!

Wie eine wahre Mutter nahm sie die Schöpfung Gerimors in die Arme, wog sie, nährte sie mit ihrer Kraft, ihrer Hingabe, ihrer Liebe und ihrem Lied. Ließ sie wachsen, als sie ihren Zauber in die Narben fließen ließ und behutsam schloß sie die Wunden, stärkte Gebiete, erschuf mehr... Leben, Schöpfung!
Mit einem weichen Lächeln ließ sie zu, dass die K'awi nahe Bajard ein neues Zuhause fand und sie verwurzelte die ehemalige Insel mit Gerimor, schob sie etwas näher an die Wärme Menek'Urs, dass die wundersame Flora und Fauna dort erhalten blieb und strich zärtlich an den Küsten entlang.
Zuletzt fasste sie auf das Meer hinaus und schob Ered Luin wieder an den Rest der Halbinsel heran. Sie sortierte neu, weckte neu und doch wollte sie das geliebte alte Gerimor nicht verlieren. Während sie den Ort, an dem alles begann, neu ordnete wachten die Götter über die Lebewesen, ihr Schöpfungsherz, die noch in sanftem Schlummer der Zukunft entgegenträumten.

Erst als sie ihr Werk vollendet hatte, zog sie behutsam die Decke des Schlafes von den Träumern und wer die Augen rasch genug öffnete, der konnte sie für den magischen Moment eines Lidschlages noch sehen - lächelnd, ewig jung und ewig alt zugleich, die Allmutter inmitten ihrer wunderbaren, atemraubenden Schöpfung.



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Gwenna van Nordlicht





 Beitrag Verfasst am: 07 Aug 2023 17:48    Titel:
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Abend des 05. Ashatar 266, Berchgard


    Es war der Tag, der all jenen, die gläubigen Herzens waren, prophezeiht wurde: Der Tag der Entscheidung. Dieser folgte einer kurzen Nacht, einer Nacht voller Kämpfe. Im Wissen um die Hoffnung, um den unmittelbaren Beistand der Götter persönlich, war selbst in den Ermüdensten unter den Streitern noch einmal Kraft entfacht. Gwenna spürte diese Hoffnung auch in dem Seufzen der Bürger Berchgards rumoren, stärker als bei ihr selbst. Sie hätte nicht zurückkehren müssen und war nun doch hier. Und jetzt drehte ihr die Verantwortung hinter der Fassade der aufrechten Fassung den Magen um.
    Ein Magen, der über den Tag verteilt zumindest mit etwas Brot und Wein gefüllt wurde. Der Wein machte es leichter das Atmen nicht zu vergessen und die Stimmen zu ertränken, die eben nun keine Kraft gewinnen sollten. Und es machte es einfacher diese ständige Ansprache der Stadtbewohner zu ertragen. Menschen mit so vielen Fragen, Sorgen, Zurufen. Mit dem Bedürfnis Gwenna an die Hand zu fassen, damit sie ihren Worten auch wirklich zuhörte. Bitten, die sie an die Gräfin und den Grafen weitergeben sollte. Die Wangen schmerzten vom Krampf das zugewandte Lächeln aufrecht zu erhalten, wie auch die Beine vom Stehen und Laufen.

    Seit den Morgenstunden zogen die Menschen hinauf in die Oberstadt und mühten sich die steilen Hänge hinauf, so wie auch Gwenna den Weg einige Male - leise jammernd - gehen musste.
    Auf Karren zogen die Halbstarken die Alten hinauf, Kinder rannten zwischen den Beinen jener entlang, die auf ihren Schultern im Schweiße ihres Angesichts den Aufruf der Stadtverwaltung folgten und Material für den Aufbau einer Wegsperre heranschleppten. Es flossen Tränen bei jenen, welche ihre Arme um die Liebsten schlossen und sie in die Gruppe jener entließen, die bereit waren die Sicherheit der Stadtmauern zu verlassen. Sie ließen ihre Familien zurück, um sie zu beschützen und darauf zu setzen, dass sie auch hier beschützt wären. Zwar ahnten sie, dass die Schlacht heute ein gutes Ende nehmen könnte unter dem unmittelbaren Eingreifen der Götter. Aber niemand konnte vorab einschätzen, wieviele Verluste es geben würde und wer von den Berchgardern aus den Kämpfen wieder heimkehrte.

    Und so wurde es zum Abend hin immer voller in der Berchgarder Taverne. Alle Stühle und Hocker waren besetzt, es lagen Decken auf dem Boden, damit auch die Kleinsten und Gebrechlichsten noch einen Ort zum Ruhen finden konnten. Die verbrauchte, stickige Luft wirbelte immer dann auf, wenn die Türen sich öffneten und schlossen und immer drehten sich alle Köpfe hin, in der Erwartung neuer Informationen. Immerhin erhielt Gwenna hier in der Taverne erstmals ihre Umarmung des Tages und es war keine des Abschiedes. Die Söhne Ihrer und Seiner Erlaucht waren mit Helleth und dem Neugeborenen schon seit Stunden mit den anderen Wartenden eingepfercht und rannten der Vogtin stürmisch mit ausgebreiteten Armen um die Beine. Nur, damit die Dunkelhaarige von Rikard und Conrad erklärt bekommen konnte, dass sie mit ihren Zwillen geübt hatten und aus den Fenstern schießen könnten. Die Sympathie der Burschen in ihre Richtung konnte sie nicht ganz ergründen, aber es tat in jenem Moment gut. Weniger hingegen das andauernde Geschrei von Anna, der jungen Komtess, der es nach der Stillung durch die Mutterbrust verlangte. Helleth, die Amme, schunkelte sich vermutlich die Arme bis zur völligen Ermüdung, doch das Kinderweinen war nur ein Tropfen im Fass voller Gespräche und Geräusche. Es machte das Warten nicht einfacher und so sah man vereinzelt noch Männer und Frauen anderer Handwerke gehen, die sich doch für den Kampf entschieden und mit Knüppeln und Lanzen den Weg zum Stadttor heruntertraten. Für sie war das Abwarten nicht mehr erträglich gewesen. Auch Gwenna zögerte, ob ihr Platz hier in der Taverne sein sollte. Doch mittlererweile war sie es, welche die schreiende Komtess im Kreis um den klebrigen, mit Bechern vollgestellten Tisch in Kerzenschein spazieren trug, in der Hoffnung, dass vielleicht die Erschöpfung dem Kind Ruhe schenken würde.

    Und Ruhe fanden sie alle, als der goldene Staub sie in den Schlaf schickte und Eluive ihr Werk heilte.
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