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Von pechschwarzer Rabenfeder und farbenfrohem Kolibri
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Von pechschwarzer Rabenfeder und farbenfrohem Kolibri
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Tanai Tayris





 Beitrag Verfasst am: 06 Aug 2023 06:42    Titel: Kapitel 16 - Das tosende Meer
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Kapitel 16 - Das tosende Meer


Diese verdammten Emotionen, was hatten sie da eigentlich verloren? Diese Emotionen waren... nein, sind… schwierig. Sie kommen und gehen wie der Wind und das Meer. Und manchmal schwappen sie über einen hinweg und reißen einen in die Tiefe. Und dann, jetzt hör fein zu! Dann setzt der Instinkt ein und das ist der Moment, in dem man seinen wahren Charakter zeigt. Doch hör mir weiter zu... hörst du auch wirklich, ja? Wenn Alatar es nicht so gewollt hätte, dann wäre das doch nie passiert, oder? Da waren sie wieder, all diese wirren Gedanken. Ja, ja, ja! Natürlich sollte es auch die (so hoffte es Tanai zumindest) neu hinzu gewonnene Familie wissen. Der Abend hatte so schön begonnen, doch alles war in schwappenden Meereswellen versunken. Und sie waren mittendrin gewesen, im Auge des Sturms. Der kleine Schmetterling hatte es nicht verkraftet, war davongewirbelt worden wie eine Feder im Wind. Und selbst der beherrschte Corvin war anfänglich unter Wasser getaucht über die Offenbarung der frisch Verlobten. Würde es jemals eine Chance geben, um wieder ans Ufer zu finden, ein Stück Treibholz, an dem sie sich vielleicht festhalten konnten? Würden Vincent und Tanai im Hafen der Ehe stranden, unter Victor Ravnseels Segen, damit sie den Namen fortführen konnten? Und was, wenn nun alles in zwei brach und Serena wie Corvin nie wieder in Tanais Gesicht blicken wollten? Sie fühlte sich so elend mit dem Gedanken, denn sie waren ihr ans Herz gewachsen. Sie hatte doch nie eine Familie gehabt außer ihrem Vater.

Einige Tage später stand Tanai mit finsterem Blick im Baderaum, um sich für die Nacht zu waschen. Wasch dich und schlaf! Das stärkt auch den Geist! Ja, ja, ja… Sie war allein, denn der Catulus war im Dienst des Tempels unterwegs. Tanai schloss die Augen und dachte daran, wie er sich verabschiedet hatte. Da seufzte sie leise. Sanft hatten sie Vincents Hände berührt, ihr über ihre Schultern und ihre Seiten bis hin zu ihren Fingern gestrichen. Sein warmer Atem, so vertraut. Ein leises und zufriedenes Raunen an ihrem Ohr. Und dann war sie an einem Ufer gestrandet wie eine Schiffbrüchige. "Bei dir - wo immer du bist." Tanai öffnete die Augen und sah auf den cabezianischen Wandteppich im Bad, sich darin verlierend. Sie waren immer zusammen, und das war es, was zählte. Sie wollten es, und vielleicht, wenn sich die Wogen geglättet hatten, konnten sie nochmal einen neuen Versuch beginnen und einfach nur reden. Tanai war bewusst, dass sie nie ersetzen konnte, was Claires Tod hinterlassen hatte (und sie wollte es auch nicht, denn sie war ein ganz anderer Mensch). Sie war sich aber nicht sicher, ob insbesondere der kleine Schmetterling Vincent verzeihen konnte, dass er wieder geliebt wurde. Manche Dinge brauchten ihre Zeit, so war das eben. Vor allem in der Beziehung zwischen Menschen. Gerade als sie sich mit einem Handtuch abtrocknete, spürte Tanai, wie etwas in sie hineinsackte. Müdigkeit, so unendlich zehrend, und doch warm wie eine Umarmung. "Ich bin bei dir, Sonnenschein“, vernahm sie von irgendwoher seine Stimme, dann sackte sie sanft in sich zusammen und glitt in eine Traumwelt hinüber.


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Tanai Tayris





 Beitrag Verfasst am: 11 Aug 2023 23:33    Titel: Kapitel 17 - Die Zeit der Entbehrung
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Kapitel 17 - Die Zeit der Entbehrung


Übelkeit, Schwindel und Blindheit kamen über sie, schwappten wie Wellen durch ihren Körper. Urghs. War ja nicht so, dass dieser tiefe Schlaf schon seltsam war. Jetzt kamen in den letzten Tagen noch so manch andere Überraschungen auf sie zu neben dem Kopfstand der ganzen Insel. Dinge, mit denen sie nicht gerechnet hatte. Natürlich nicht, wie auch? Erst die Sache mit den weißen Stoffbahnen… sie glaubte noch immer, dass sie sich in einer Traumwelt befand, in der es ziemlich heiß war. Aber es war real, und es schüttelte sie so ungemein durch, dass sie nicht wusste, ob sie schlief oder wach war. Sie hatte keine Angst, nein, nein, nein. Das war was anderes... Ungewissheit? Nicht so ganz… fehlende Erfahrung? Zu viele Gedanken? Was auch immer es war, es wurde ihr Tage später deutlich gemacht. Ihr wunder Punkt war getroffen, denn sie ertrank darin. Die Wellen schwappten, unaufhörlich. Sauf nicht ab, Tayris! Bleib einfach über Wasser! Aber du kannst doch nicht… doch, ohhhhhh doch! Du kannst es, jetzt schwimm endlich, du dummer Guppy! Na los, oder willst du ersaufen? Warum konnte sie es nicht genießen, dieses Wabern wenn ihr rabenschwarzer Kopf unter Wasser geriet und sie wieder auftauchte? Sie atmete tief, brauchte Luft und brauchte doch dieses Gefühl, wenn es über sie schwappte wie… ja, wie… was denn nur? Sturmklinge hatte recht, so präzise getroffen, wie schon beim letzten Mal. Es machte sie verrückt! Sie verdrehte die meergrünen Augen und ritt weiter. Einfach zurück nach Rahal. Dabei war es doch nur ein abendlicher Ausflug nach Bajard…

Sie hatte nicht damit gerechnet, wie auch. Was sie da vor der Hafenstadt entdeckt hatte… urghs, es zerrte sie wieder in die Wellen hinein, zurück in die Tiefe und da war keinerlei Wärme in ihrer Magengrube, nur klamme Kälte. Nicht ersaufen, bitte nicht! Kleine Truppen von Rahal und Lichtenthal waren aufeinandergetroffen, und sie war mittendrin hineingeraten. Sie dachte an schönere Dinge, an weiße Stoffbahnen und nachtblaue Kleider… alles, nur nicht das. Was bei Alatar… und dann war es über sie gekommen, ein dumpfer Prall und ein lautes Poltern, dann ein Klatsch zu Boden. Sie dachte noch an diese Worte, die ihr erst am Mittag serviert wurden. “Ihr findet schon euer Tempo.“ Das hier ging ihr aber zu schnell, viel zu schnell! Und es war auch komplett anders, sie konnte doch nicht kämpfen, obwohl es ihr von Vincent angeraten worden war. Und nun war sie gefallen, die Lippe aufgeschlagen und die Wange lädiert. Doch Tanara hatte ihr gedankt, auch wenn sie nichts hatte ausrichten können. Sie war keine Kämpferin, nur eine Fischertochter. Mit Angst vor dem Meer, vor diesen Wellen… sie konnte nicht schwimmen, nein. Sie atmete tief durch, da waren wieder Worte von Aleksi. “Denk einfach daran, wenn er dich küsst, dass es der erste Atemzug ist, wenn du auf Tauchgang warst.“ Ihr wurde übel. Aber nicht, weil sie diesen Gedanken hatte, sondern weil ihr das Blut von der aufgeplatzten Lippe unaufhörlich in den Mund rann. Sie musste dringend heimkommen, und sie fürchtete sich in einem winzigen Moment. Vielleicht war er noch im Tempel, sodass sie ihre erbärmliche Erscheinung vertuschen konnte. Nicht ersaufen, Tayris! Hörst du! Nicht ersaufen, jetzt schwimm endlich! Sei mutig, Sonnenschein! Sie würde kein Mitleid erwarten können, geschweige denn wärmende Arme, denn die Zeit der Entbehrung versagte ihr das. Stärke, Kraft, seine Macht. Jaaa… reiß dich zusammen, Guppy.


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Tanai Tayris





 Beitrag Verfasst am: 14 Aug 2023 00:54    Titel: Kapitel 18 - Das schwimmende Fröschlein
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Kapitel 18 - Das schwimmende Fröschlein


Frösche sprangen nur, sie rannten nicht übereilt und sie kugelten sich auch nicht irgendwo hirnlos umher, richtig? Warum lag sie dann auf dem neuen Nachtlager, umhüllt von Kissen und starrte auf den Wandteppich, ausweichsweise auf die leere Wand an der anderen gegenüberliegenden Seite, während es komplett verwaist und allein hier war? Sie zog die Beine eng an ihren Leib, spürte überall ein Brennen auf ihrer Haut, aber vor allem auf ihrem Bauch. Das Gefühl, dieses warme schöne Gefühl am Rücken, dass ihr bis tief in den Unterbauch ging, war nicht mehr da. Es war tief vergraben, und sie wusste ganz genau, warum das so war. Gespräche, sooo unendlich viele Gespräche. Vincent, Aleksi, Vincent… sie schnappte nach Luft, wie der dumme Guppy im Meer, der in der Strömung davontrieb. Sie biss sich auf ihre Unterlippe, die noch immer aufgeplatzt war, und sie wusste sehr genau, warum sie das tat. Aber was sie darüber hinaus noch entdeckte… sie war kein Guppy mehr. Nein, nein, nein! So sicher wie die Gezeiten, jaaaa… der feine Catulus hatte ihr ihre ureigene Angst genommen, mit einer Leichtigkeit, die ihres Gleichen suchte. Aber erst dann, als sie bereit dafür gewesen war. Aleksi hatte es herausbekommen, und dann hatte sie es Vincent offenbart. Sie konnte nicht schwimmen, nein wirklich nicht. Eine Fischertochter, die nicht schwimmen konnte, wie peinlich war das bitte? Nicht einmal einen Kompass nannte sie ihr Eigen, sie trieb auf offenem Ozean unkontrolliert vor sich hin…. Doch sie hatte erfahren, wie ernst es Vincent war, und wie einfach es sein konnte, schwimmen zu lernen, wenn man es nur wollte und die Blickrichtung änderte… und wenn man ohne Bedingungen einfach nur vertraute. Auch ihr kleines Brüderchen hatte das von ihr gehört, in einem anderen Zusammenhang, aber zweifelsohne aus tiefsten Herzen kommend. Sie liebte ihn, anders als ihren Catulus, aber sie liebte ihn, als Bruder, als Ratgeber, als Beschützer. Und doch hatte Aleksi etwas gesagt, was sie nicht für möglich hielt. “Das ist beeindruckend. Er beschützt dich damit. Du solltest ihm für seine Stärke danken, es ist keine Ablehnung.“ Beschützte er sie, wenn er sie nicht küsste? Sie konnte es nicht glauben, nicht wirklich, oder? Für ihn zählte nur Alatar, und er müsste sie nicht einmal mehr küssen, seitdem die Zeit der Entbehrung war, geschweige denn sie anzufassen… Sei beherrscht, Sonnenschein! Sie beherrschte sich, und wie sie das tat. Krabben, ekelhaft glitschige Krabben, so kalt und woooääääähh… gab es noch einen anderen, ekligeren Gedanken, um sich so gezielt von wabernd-verlangenden Gefühlen abzulenken?

Sie drehte sich mit einem schmerzerfüllten Stöhnen auf ihre andere Körperseite und schloss die Augenlider fest zusammen, gefolgt von einem tiefen Durchatmen. Sie merkte langsam, dass sie nicht mehr auf dem offenen Meer trieb, das ihr seit ihrer Kindheit Angst gemacht hatte. Sie vertraute, gab sich hin und wusste, dass es genau so richtig war, wie es eben war. Selbst dann noch, als ihr Vincent gesagt hatte, sie sie eher vor ihm als vor Tetrarch Vindheim Angst haben sollte. Sollte das etwa der Anfang von etwas ganz Neuem sein? Die Reaktion war so unverständlich ausgefallen. War sie nicht diejenige, die immer überaus galant Reißaus nahm? Die immer einen wohligen Ausweg suchte, weil sie nicht mit diesen widerlichen Gefühlen klarkam? Und jetzt… sie stellte mit ihrem Verhalten einen Diener des All-Einen auf die Probe, das durfte so auf gar keinen Fall weiter gehen! Und es war immer noch die Zeit der Entbehrung, natürlich! Das brachte sie auf die Idee, dass sie das neue Nachtlager, in dem sie ganz allein lag und wieder viel zu viel durchdachte, in zwei Seiten aufteilte. Er war weg, aber das machte nichts, sie war selbst oft genug abgehauen. Vorsichtig zog sie ihre drachenschwarze Lederhose aus und stöhnte ein wenig, da sie brennende Schmerzen spürte tief in ihrer Magengrube. Sie wusste, dass sie selbst schuld daran war, und es würde irgendwann nachlassen, das wusste sie auch. Doch für den Moment… jaaaa, sie ertrug es. Sie versuchte stark zu sein, für ihn und natürlich auch für den All-Einen. Und sie wusste, dass sie es schaffen konnte. Sie war zwar eine Fischertochter, aber sie hatte die Sturheit ihres Vaters geerbt. Und die gottverlassene Abenteuerlust ihrer Hurenmutter. Natürlich würde sie es nie zugeben, aber sie schwamm in diesem unbekannten Ozean bereits meisterlich. Tief in der Nacht stand sie aus dem Nachtlager auf und griff nach ihren Badesachen. Vincent würde es nicht merken, er war wo weiß Alatar auch immer. Und sie brauchte eine Abkühlung, ganz dringend, bevor das Ergebnis ihres Wunsches sie in den Wahnsinn trieb, vor allem da die gottverdammte Sünde noch vereinsamt am Boden lag. Sie hatte es gewollt, es gesagt und ausgesprochen, und sie hatte es erwartet. Nun musste sie das ertragen, und sie konnte es. Die Zeit der Entbehrung zeigte ihr, wie stark sie wirklich sein konnte. Sie war nicht nur eine Fischertochter, sie war eine selbstbewusste und mutige Frau mit einem dezenten Hang sich in Chaos zu stürzen, das sie begehrend verschlang. Aber sie hatte schwimmen gelernt, und jetzt spielte sie in diesem Spiel meisterhaft mit.


Zuletzt bearbeitet von Tanai Tayris am 01 März 2024 18:48, insgesamt einmal bearbeitet
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Tanai Tayris





 Beitrag Verfasst am: 20 Aug 2023 09:34    Titel: Kapitel 19 - In Alatars Schatten
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Kapitel 19 - In Alatars Schatten


Jagen war so lange gut wie man der Jäger war. Doch was passierte, wenn man plötzlich selbst zum Gejagten wurde? Sie hatte nach der Jagd am Morgen nur Baden wollen und dann hatte sie der Schlag getroffen. Sie sollte noch am Abend vor den Tetrarchen treten. Oh Alatar, man warf sie in einen Käfig voller Panther, die sie gierig ansahen als wäre sie ihre Beute, bereit zum Sprung und ausgehungert. Doch diese Gedanken wurden ihr schnell aus dem Kopf gezerrt, sie war nicht allein, Vincent war bei ihr. Aleksi hatte so sehr recht, ihr Catulus beschützte sie ohne es zu sagen. Auch hier, es konnte ihr nichts passieren? Kaum, dass sie sich in seine Hände gab, traf sie aber schon der nächste Schlag wie ein Gong, denn ihr Gesicht war noch immer lädiert von der Auseinandersetzung vor Bajard mit den Lichtenthalern. Sie sollte sich hübsch machen? Auf gar keinen Fall! Sie war, wer sie war, und würde die mittlerweile nur noch gelben Flecken der Blutergüsse von dem Aufprall nicht überdecken. Kein schwaches ängstliches Häschen, und kein hübsch entzückendes Kleidchen der Welt. Nur sie selbst und sie musste sich dafür nicht schämen. Sie hatte Schlimmeres erlebt als ein paar Blessuren und dachte kurz schauernd an den Angriff der Kristallspinne zurück. Instinktiv dachte sie auch an die frischen Wunden an Rücken und Bauch, schluckte und beherrschte sich, sie waren anders… Schwimm, du dummer Guppy, schwimm! Und wie sie schwamm, denn sie baute sich gerade gegen eine tosende Welle auf, die sie zu verschlingen drohte. Sie sollte dem Tetrarch bestätigen, dass sie Vincent ein Kind gebären würde? Was?!? Sie hatte ja noch nicht mal… sie wollte sich erst beweisen vor Alatars Anblick und für sowas war noch absolut kein Platz in ihrem rabenschwarzen Kopf.

Oh Alatar, sie würde den Abend nicht überleben, und dass sie sich wegen dieser Themen mit Vincent in den Haaren hatte, machte die Aussichten wahrlich nicht besser. Doch sie wusste nun mit großer Sicherheit, was man von ihr erwartete und sie musste sich fügen, nicht wahr? Bevor sie sich entschuldigen konnte, klingelte es an der Tür und Fräulein Elara, eine neue und sehr interessante Kundin, stand an der Tür, um ihren Auftrag vom Vorabend abzuholen. Da ging Vincent und Tanai seufzte, er würde im Tempel sein. Entschuldigend gab Tanai die Bestellung an Elara weiter und gab ihr Wünsche auf den Weg. Sie würde sich freuen sie bald wiederzusehen, doch nun musste sie selbst zum Tempel eilen und das wieder in Ordnung bringen. Sie fand ihren Catulus im Gebet vertieft am Altar des Tempels… und gesellte sich still zu ihm. Als er sie ansah, konnte er ein Gesicht voller Wut, Ärgernis und Ratlosigkeit erblicken. Er stand wortlos auf und ging hinaus, während sie auf dem kalten Boden des Tempels kniend mit abgestützten Händen zurück blieb. Im Angesicht des All-Einen legte sie den rabenschwarzen Kopf mit der Stirn voran auf den Boden und sprach ein reumütiges Gebet zu ihm. Sie wollte Seinen Willen erfüllen, ein Gefäß sein, in dem sich Seine Stärke mehrte, und wenn es bedeutete ihm so zu dienen... Mit diesen Gedanken stand sie auf, schritt durch den Tempel und traf am Ausgang ein. Dort gab sie ihr Versprechen, sie würde es dem Tetrarchen sagen, wenn er sie fragte, und es dann auch so meinen. Das reichte zumindest für den Moment, um Vincent zufrieden zu stellen, doch was würde sie erst in Düstersee erwarten?

Der Tetrarch kam mit einem tockenden Geräusch irgendwo her aus seinen Gewölben. Jeder Aufprall seines Stabes ließ Tanai innerlich zusammen zucken. Erst erhoben sich Vincent und Tanai, dann knieten sie wieder nieder, und der Schmerz am Bauch ließ sie dabei jedes Mal zusammenzucken. Was folgte waren taxierende Blicke, die sie nicht nur auf ihre körperliche Verfassung durchdrangen, sondern auch bis in ihre Seele hineinfuhren. Das war erst der Anfang, und sie musste sich zusammenreißen, als er sie zum Hinsetzen aufforderte und sich dann gegenüber von ihr setzte. Er begann sie auseinander zu nehmen. Ihre Wünsche? Ihre Gründe einen Diener des Tempels heiraten zu wollen? Tanai fühlte sich mit jeder Frage unsicherer, doch dann erinnerte sie sich daran, was ihr Vincent gesagt hatte und sie fand darin ihren Mut. „Der Catulus hat mich Alatar wieder näher gebracht und ich habe darin meine Liebe für ihn gefunden.“ Der Tetrarch sprach davon, dass gegen Liebe kein Kraut gewachsen war und dann nahm er Tanai noch ein Stück weiter auseinander. Es spielte keine Rolle, aber die stechende Frage stand im Raum, ob sie mit Vincent würde Schritt halten können oder ob ihr Streben mit dem Gebären von Nachwuchs bereits seine Erfüllung fand. Sie wurde hochrot, stockte im Atmen und antwortete erst, nachdem sie sich wieder im Griff hatte. „Ich werde Schritt halten und hinter ihm stehen, bei ihm, wo immer er ist.“ Was dann folgte, ließ Tanai vollkommen unvorbereitet in eine Welt der Schatten eintauchen, als der Tetrarch seinen Stab auf den Boden rammte. Schatten krochen aus dem Nichts in den Tempel, wehten eisig über sie hinweg und verschlangen jedes noch so kleine Licht um sie herum. Wie ein Orkan sammelten sie sich und in ihrem Zentrum tauchte eine ölige Substanz auf, in der sich ein glühendes Auge voller Hass und Wut manifestierte, das bis in die Herzen der Anwesenden sehen konnte. Es führte sie zu einem Vulkan, der statt mit fließender Lava gefüllt war mit Hass und sonst in absolute Finsternis getaucht war. „Hinter ihm. Bei ihm. Bist du da… sicher?“ Die Stimme schien die des Tetrarchen und doch klang sie, als hätte sich jemand anderes seiner bemächtigt, sie klangen wie tiefe dröhnende Gongschläge. Sie konnte nicht mehr entkommen, kein Ausweg, sie wurde in ihre Einzelteile zerlegt und begutachtet. Unwirkliche Hände rissen an ihr, schlangen sie an das Zentrum des Vulkans, zwangen Tanai in flammende Zungen hinein und zerrten fordernd an ihr. Sie fand darin ihre Kraft und antwortete erstickt, als würde sie sich langsam wieder zusammensetzen. „Ich bin es. In seinem Namen, ich bin mir sicher.“

Ein wildes Heulen der Verdammnis drang durch den Tempel, durchschnitt die Schatten und wehte sie hinfort, als wären sie nie dort gewesen. Lediglich der Nachgeschmack an lodernden Hass blieb zurück, der sich nie wieder aus der Seele entfernen würde. Das Leben selbst erschien plötzlich trist, farblos und unbedeutend, verglichen mit der Allmacht Alatars. Was folgte war die Stimme des Tetrarchen, heiser aber auch milder wirkend. „Aus irgendeinem Grunde… Ist es niemals die Angst vor den Schatten, die uns zurück hält. Wir alle recken die Hand nach der Glut, die darin verborgen liegt... bis wir sie uns verbrennen. Es ist nicht meine Aufgabe, die gereckte Hand zurück zu zerren... Und so es dein Wille ist, Tanai Tayris, den Pfad dieses Catulus zu teilen... Dann wisse lediglich, dass er noch durch viele Schatten führen wird. Und keiner von uns sie so verlässt, wie wir sie betreten haben. Wenn dies dein Wille ist…“ Es war eine Aufforderung und Tanai folgte ihr, indem sie ihre Hände vorstreckte und die Handflächen nach oben drehte. Sie hatte nichts und war nichts in Seinem Antlitz, es blieb nur der Wille zurück ihm zu folgen. Dennoch… in ihr zeigte sich eine Stärke, die noch scheu im Verborgenen lag und die sie antworten ließ. „Ich werde ihm alles geben, was mein Leben ist, um Sein Werk zu erfüllen.“ Der Tetrarch tat darauf keine Regung, er antwortete jedoch. „Dann wird sich zeigen, was der Herr für euch bereit hält... Und ich habe keine Einwände... Allein die Bedingung, dass der Catulus zumindest den Rang eines Vicarius erreicht haben wird. Ich vereheliche keine Catuli. Sie halten oftmals nicht lange genug, um den Aufwand zu rechtfertigen.“ Jene Worte hätten Tanai ängstigen sollen, doch sie taten es nicht, wusste sie doch wie stark Vincent war und das er sich vor dem All-Einen beweisen würde. Es machte auch sie stärker. „In seinem Willen, wenn er Vicarius ist, ohne jeden Zweifel, und an seiner Seite.“ Als wäre alles gesagt worden, verabschiedete sich der Tetrarch wenig später von ihnen und ließ die Verlobten im Tempel zurück. Der Tetrarch hatte Tanai vollkommen auseinandergelegt, sie wieder zusammengesetzt und sie dann offenbar für annehmbar empfunden. Mochte Alatar allein wissen, wohin der Weg sie führte.


Zuletzt bearbeitet von Tanai Tayris am 01 März 2024 18:49, insgesamt einmal bearbeitet
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Tanai Tayris





 Beitrag Verfasst am: 20 Aug 2023 14:20    Titel: Kapitel 20 - Die Insel La Cabeza
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Kapitel 20 - Die Insel La Cabeza


Überstanden. Sie war noch am Leben… hatte den Eindruck sich so gezeigt zu haben wie es Ihm gefallen würde, und doch war der Eindruck da, sie hatte es versaut. Hatte sie ihn enttäuscht oder war da immer noch der Ärger der Auseinandersetzung? Vincent wirkte nicht zufrieden und das frustrierte Tanai über alle Maßen. Und doch sprach ihr Catulus auf dem Weg von Düstersee nach Rahal von einer Überraschung. Was war das nun wieder? Als sie am Hafen von Rahal ankamen, zuckte Tanai schwer zusammen und wich zurück. Nein, nein, nein… kein Schiff, oh Alatar hilf! Doch es gab kein Ausweichen und er war bei ihr. Sie nahm seine angebotene Hand und betrat mit vorsichtigen Schritten den Steg. Er war bei ihr, es konnte nichts passieren? Sie dachte an die Überfahrt von Cantir nach Rahal, schluckte schwer und erinnerte sich daran, dass sie während der ganzen Überfahrt ängstlich in ihrer Kajüte verbracht hatte. Schluss damit, du kannst nicht ersaufen, du lernst doch gerade zu schwimmen, jetzt reiß dich zusammen! Unter Deck setzten sie sich auf eine Bank und Vincent zog sie nah an sich. Sie sprachen über das Erlebnis im Tempel, er spürte, dass Tanai noch immer vollkommen durcheinander war über die Begegnung mit dem Tetrarchen und das, was er ihr gezeigt hatte. Würde Vincent zu so etwas Angsteinflößenden in den kommenden Jahren auch in der Lage sein? Und da war noch was… er musste schneller sein als andere? Tanai begriff es erst als das Schiff ablegte und die Matrosen über Deck schrien. Ziel der Reise: La Cabeza. Aha, so war das also? Aleksi hatte ihr von der Insel erzählt, als sie über das Schwimmen gesprochen hatten. Und Tanai wiederum hatte es Vincent gesagt, flache Lagunen und topasfarbenes Wasser. Hier hin entführte er sie nun also, damit sie sich entspannen könnten? Sie war wie er ebenso noch nie dort gewesen und ein Teil von ihr ängstigte der Gedanke daran auf dieser Insel zu landen. Ihre Hurenmutter kam aus der Cabezik und da war noch etwas ganz tief in Tanai vergraben, was Vincent noch nicht wusste. Sie lehnte sich während der Überfahrt erschöpft an ihn an und versuchte etwas zu schlafen. Geweckt wurde sie viel später von Möwenschreien und einem sanften Streichen auf ihren Schultern und den Armen. Tanai war sich nur nicht sicher, ob es die sanfte Meeresbrise war oder seine Hände. Gemeinsam gingen sie an Deck und da offenbarte sich dem Anblick ein wahres Paradies. Das topasfarbene Wasser, der feine Sandstrand, die sanfte Meeresbrise, der Dschungel im Hintergrund, einfach alles war viel zu schön, um real zu sein. Sie blickte zu Vincent und wollte wissen, weshalb er sie ausgerechnet jetzt und damit überraschte. „Weil wir heute einen besonderen Tag haben, es ist unser offizieller Verlobungstag und du hast das Gespräch mit dem Tetrarchen wahrlich gut gemeistert. Ich bin sehr stolz auf dich.“ Tanais Mundwinkel hoben sich an und ihr stieg Röte in die Wangen… war es die tropische Hitze oder die Erleichterung, dass Vincent letztendlich doch zufrieden war?

Es blieb nicht viel Zeit es zu durchdenken, denn er griff sie an der Hand und begann mit ihr die Insel zu erkunden. Überall waren alte Baracken, die in ihrer wilden Zerfallenheit nicht besonders vertrauenswert aussahen und doch ihren ganz eigenen Charme hatten. Sie streiften weiter und offenbar suchte Vincent nach einem ruhigen Strandabschnitt. Währenddessen trieb das warme Wetter den Catulus dazu seine Robe abzustreifen, die er sonst nie (also wirklich nie!) ablegte. Tanai schluckte und ließ sich weiter treiben, bis sie an einen Strand kamen, der ihr den Atem raubte. Sie drehte sich vor und zurück, blinzelte und konnte es nicht glauben. Der Anblick war ihr mehr als vertraut, der Dschungel mit unzähligen Papageien im Hintergrund, davor der feine Sandstrand mit den hohen Felsen dazwischen und dem topasfarbenen Wasser. Das konnte nicht… nein, unmöglich! Und doch war es so, das Bild ihrer Kindheit. Eine Zeichnung, die genau so jahrelang in ihrem Zimmer gehangen hatte. Die sie als Vorlage für die Herstellung eines Wandteppichs genutzt hatte, der nun in ihrem Bad hing. Ihr wurde warm um die Wangen und sie zog sich ob der tropischen Hitze den Schulterüberwurf aus, während der Rest von ihr ziemend eingepackt blieb. So schnell konnte sie gar nicht schauen wie Vincent seine Kleidung ablegte und sich in das warme Wasser der Lagune begab. Ach du meine Güte, nein, nein, nein! Er schwamm einen Moment, bis er sich hinstellte und auffordernd zu Tanai sah. Sein Körper war bis zum Bauch mit Wasser bedeckt, aber er war nackt, oh Alatar hilf! Sie konnte doch nicht, nein auf gar keinen Fall, wenn sie hier jemand sah! Sie hatte doch keine Badesachen dabei, das konnte unmöglich sein Ernst sein! Es sollte ihre letzte Schwimmlektionen werden, hier auf La Cabeza? Sie schlüpfte aus den Stiefeln, doch es reichte ihm nicht. Die Lederhose folgte und noch immer bedeckt mit ihrer Bluse stand sie unsicher dort am Strand. Es reichte noch immer nicht, er zählte sie an und kam langsam aus dem Wasser heraus auf sie zu. Drei… zwei… eins. Sie haderte und schluckte, dann öffnete sie die Schnürung ihrer Bluse und ließ sie über ihre Schultern rutschen und in den Sand fallen. Mit einem unguten Gefühl ließ sie sich mitziehen, und da folgten ihre letzten Schwimmlektionen in der Tat, er war dicht bei ihr, damit sie in seiner Sicherheit weiter üben konnte. Es war anstrengend, und doch auch erfrischend, als sie endlich am Ufer ankam und den rabenschwarzen Kopf zur Abkühlung in das Wasser steckend. Unheilsnächte, denk daran, Tayris! Er wollte nur schwimmen!

Gemeinsam verließen sie das Wasser, und glücklicherweise hatte er ein Handtuch dabei, mit dem sie sich abtrocknen konnte, ehe sie wieder in ihre Kleidung schlüp… Moment, Handtuch?! Sie atmete tief durch und ging dann an Vincents Hand zum Lagerfeuer herüber, damit auch ihre Haare trocken konnten. Er hatte es geplant, denn noch eine Überraschung erwartete sie, sofern sie Vincent die richtige Antwort gab, was es zu einem besonderen Tag zu erwarten gab. Früher hätte sie ihm Minzschokolade geantwortet, doch nun war es eine andere Antwort und sie lächelte dabei verschlagen zu ihm hin. „An einem besonderen Tag fällt mir nur du ein, denn du machst jeden dazu…“ Vincent sah sie sprachlos an, hatte sie den Catulus etwa zum Schweigen gebracht, den forschen Ravnseel für sich eingenommen? Als Antwort küsste er sie, auf diese besondere Weise, die Tanai wieder Kolibris in den Bauch jagten. Danach beförderte er Minzschokolade und Rotwein aus seiner Tasche. Sie verzichtete für ihn auf beides, denn sie wusste, dass er es nicht mochte. Die Versuchung war groß und doch widerstand Tanai, es waren immer noch Unheilsnächte! Doch dann reichte ein Blick und sie zog ihn von dem Holzstamm herunter, um ihn in den Sand zu werfen und sich ebenfalls einen Kuss einzufordern. Er meinte es musste der Ort sein, der dies machte, oder war es nur er? Da gab es noch etwas und es war der Moment gekommen, um es Vincent zu sagen. „Es ist der Ort, ich bin hier… entstanden.“ Und da war es raus, ihre Hurenmutter hatte Tanai hier empfangen. Hochrot über diese unerfreuliche Offenbarung stand Tanai aus dem Sand auf, klopfte sich ab und sah Vincent lange an. „Lass und zurück nach Rahal, ich will…“ Sie blinzelte, hauchte nur ein Wort zu Vincent, das von dem nächtlichen Gezwitscher der Cabezianischen Vogelwelt überdeckt wurde, ehe sie sich gemeinsam von La Cabeza hinfortstahlen. Auf der Rückreise beschäftigte sich Tanai still in Gedanken, dass da noch etwas war, dass es nun zu tun galt… sie musste ihren alten Herren sagen, dass sie Vincent heiraten würde! Mochte der All-Eine sie beschützen!


Zuletzt bearbeitet von Tanai Tayris am 01 März 2024 18:49, insgesamt einmal bearbeitet
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Tanai Tayris





 Beitrag Verfasst am: 21 Aug 2023 19:19    Titel: Kapitel 21 - Der Brief an die Heimat
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Kapitel 21 - Der Brief an die Heimat


Vorsichtig strich sich Tanai mit den Fingern ihrer rechten Hand über ihre linke Halsseite bis hin zu ihrem Blusenausschnitt und taste nach ihrer Haut. Sie war keine Klippe hinuntergefallen, nein, nein, nein. Aber sie war gefallen, in ihren eigenen Gefühlen. Und doch fühlte sie sich warm, wohlig, belebt. Als sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg, schluckte sie einmal und ließ die Hand wieder hinuntergleiten auf ihren Schoß, während die andere nach der heißgeliebten Kaffeetasse griff, um sich einen Schluck zu gönnen, nun da die Unheilsnächte vorüber waren. Sie fühlte sich gut, viel zu gut, und das trotz ihrer verheilenden, juckenden Wunden an Rücken und Bauch. Eine innere Stärke haftete ihr an, die ihr Selbstvertrauen befeuerte. Natürlich wusste sie, woher dieses Gefühl kam und es machte sie stolz. Kürzlich erst war die Messe zu den Unheilsnächten gewesen und sie hatte sie überstanden. Oh Alatar, was für ein inspirierender Abend. Sie hatte Aleksi gebeten, sie zu begleiten, denn sie hatte gefürchtet über die offene Klippe zu stürzen. Ihr Brüderchen wusste wieso, denn der Grund stand mit hoch konzentriertem Gesichtsausdruck in blutroter Templerrobe neben dem Altar auf der Empore. Bloß nicht anstarren, das war der Vorsatz gewesen, einfach fein artig der Predigt des Tetrarchen folgen! Natürlich hatte sie dafür Aleksis Hand immer wieder in Momenten der Schwäche gequetscht, er gab ihr seinen brüderlichen Rückhalt. So gestärkt hatte sich Tanai auch getraut auf die Frage von Tetrarch Angerlohe, was man in den Unheilsnächten zu tun hatte, zu antworten. Verzicht, um zu seiner Stärke zu finden und ihm nachzueifern in seiner Herrlichkeit. Sie war nicht vor den Altar geschliffen und bestraft worden, die Antwort musste also halbwegs zufriedenstellend gewesen sein. Nach der Messe waren Aleksi und Tanai hinausgegangen und da fing sie sich noch einen gut gemeinten Rat ein, die Krabben waren wieder da… wuähhh!

Tanais Mundwinkel zuckten als sie zurück im Hier und Jetzt daran dachte, doch sie fühlte auch eine gewisse Leere, denn ihr Brüderchen war auf Reisen und nun musste sie allein mit ihren Gedanken… nein, nein, nein! Sie stoppte sich, atmete durch und griff sich in den Nacken, um sich dort leicht zu reiben. Die Unheilsnächte waren vorbei, und jetzt waren selbst die Krabben geflüchtet, fort, ein für alle Mal. Sie zog die Schultern in die Höhe als ein Schauer über ihren Rücken fuhr. Schluss damit, sie wühlte sich nur selbst auf wie ein gepiekstes Borstenschwein. Da gab es nun nur noch eine Sache, sie musste sich konzentrieren, denn der Aushang zur Verlobung hing seit dem Gespräch mit Tetrarch Vindheim in Düstersee und Rahal aus. Und das war etwas, was sie ihrem alten Herren wirklich nicht vorenthalten durfte. Immerhin war sie sein einziges Kind und sie wollte, dass er stolz auf sie war. Also setzte sie einen Brief auf und stellte sich vor, wie dieser in das kleine Fischerdorf von einem Boten gebracht wurde. Post war selten in diesen dünn besiedelten Landstrichen von Cantir, und so war das Knarzen von Schritten auf dem Steg zu den Fischerhäusern immer die Ankündigung etwas Besonderen gewesen. Als der Brief fertig geschrieben war, wurde er in ein schmuckloses Kuvert gelegt und mit einem Hanfband verschlossen. Gerade wollte sie sich vom Küchentisch wegstehlen und den Brief an ihren Vater zur Post bringen, als sich der kahlgeschorene Kopf von Vincent durch die Vorhänge zur Küche schob. Er betrachtete sie recht nüchtern, nur ein kurzer aber missbilligender Blick zur Kaffeetasse, dann wieder zurück zu ihr sehend. „Guten Morgen, Sonnenschein. Brauchst du etwa Belebung an diesem Morgen?“ Tanai zuckte und da zog in ihren meergrünen Augen in der Ferne wieder ein dunkler Sturm auf. „Nein, die brauche ich wirklich nicht… aber ich hatte gerade vor einen Spaziergang zu machen und den hier wegzubringen.“ Sie deutete schwer beherrscht auf den Brief und setzte sich anmutig in Bewegung, da fing sie sich noch eine verbale Klatsche ein. „Brauch nicht zu lange, ich erwarte dich für eine Lektion.“ Etwas zu schnell flüchtete sie und wurde noch von einem Zucken aus Vincents Mundwinkeln verfolgt, selbst dann noch als sie schon längst an der Post angekommen war.



    - 19. Ashatar 266, Rahal, Schneiderei Federchen und Kolibri zum Rahaler Hafen -

    Vater, des All-Einen Segen mit dir!

    Du weißt, ich bin keine Freundin von vielen Worten, hab ich wohl von dir geerbt. Aber ich schule mich nun im siebten Gebot und mühe mich wirklich. Hab dir seit meiner Abreise nicht geschrieben, weil ich so beschäftigt war. Mir geht es gut und ich habe mittlerweile eine eigene Schneiderei in Rahal eröffnet, nachdem ich nun Bürgerin dort bin. Und du würdest dich freuen, ich versuch mir nicht mehr so viel Ärger einzuhandeln, das zweite Gebot des Gehorsams wird mir bereits seit längerem nähergelegt. Du wirst nicht glauben von wem… Alatar muss mich wirklich hassen, ich bin einem Catulus begegnet, der mich seitdem hm… stärkt und mir die Gebote näher bringt. Ich finde durch ihn wieder zurück zum All-Einen, du kannst stolz auf mich sein.

    Und noch was, ich war auf La Cabeza und kann jetzt verstehen, warum du meine Hurenmutter auch körperlich geliebt hast… es ist traumhaft dort, schöner als jede Erzählung von damals aus meiner Kindheit. Und nun habe ich sogar schwimmen gelernt und konnt dort in der Lagune baden… er hat es mir beigebracht. Ich freu mich wirklich endlich zu wissen, wo ich entstanden bin. Ach übrigens, ich werde heiraten und damit nicht den gleichen Fehler machen wie meine Mutter. Die Verlobung wurde am 31. Cirmiasum geschlossen und am 15. Ashatar durch den Tempel geprüft wie bestätigt. Und nein, ich bin nicht zu jung, du bist nur zu alt, um das zu verstehen. Ich bin auch nicht in freudiger Erwartung, nur um dir diese Sorge zu nehmen! Mein Ehemann wird der Catulus sein, sein Name ist Vincent Ravnseel. Er sorgt dafür, dass ich eine ehrbare Frau im Anblick des All-Einen bin, sei stolz auf mich.





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 Beitrag Verfasst am: 25 Aug 2023 06:29    Titel: Kapitel 22 - Die Heimreise
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Kapitel 22 - Die Heimreise


Der Stoff, aus dem die Träume von Damenkleidung waren? Na ja, nicht so ganz. Cantir bot schon so einige Stoffe, aber sie gingen Tanai so langsam aus. Und sie wollte unbedingt noch ein bisschen Kleidung schneidern, die als Verlobte eines Templers… nun ja, eben angemessen war. Der Brief an ihren Vater war bereits unterwegs und vielleicht, nur ganz vielleicht… würde sie dem Brief hinterher reisen. Nun, da sie schwimmen konnte… da sollte die Schifffahrt nach Cantir nicht mehr so schlimm werden, oder? Gut, der Entschluss war gefasst, nun galt es nur noch das ihrem Catulus klar zu machen. So überfiel sie ihn bei Morgengrauen mit der unschönen Nachricht. „Ich muss Stoffe aus Cantir besorgen, und ich kann sie nicht liefern lassen. Muss sie mir selbst ansehen und außerdem… muss ich meinen Vater sehen.“ Die Reaktion war wenig erfreut, und dank der Müdigkeit Vincents noch weniger erbaulich. „Sei froh, dass ich im Tempel beschäftigt bin. Wenn du wieder zurück bist, stell dich auf was ein.“ Tanai sah Vincent lange an, zu lange, doch dann gab sie ihm zum Abschied einen wenig geziemenden Kuss und raunte ihm mutig zu. „Freu dich darauf, wenn ich zurück bin. Sieh es als Verlängerung der Unheilsnächte. Möge Alatar dir seine Stärke geben.“ Bevor sie bei Vincents Aufmurren festgehalten werden konnte, stahl sie sich in ihrer schwarzen Drachenlederrüstung davon und nahm das Schiff nach Cantir. Die Seereise würde für sie nicht sehr erfreulich werden, doch sie musste da durch. Es machte sie stärker, nicht wahr? Cantir rief, ihre Heimat und doch… war ihre Heimat nun auch Rahal, denn hier war alles, was sie sich nie zu träumen gewagt hatte. Eine eigene Schneiderei, ein neues Leben unter Alatars Geboten, ein zukünftiger Vicarius… der ihr Mann sein würde, wenn Alatar ihn erst geprüft und für würdig befunden hatte. Mit diesen Gedanken fiel es Tanai viel einfacher die Reise nach Cantir zu überstehen, sich dem zu stellen, was auch vor ihr lag. Sie war stärker geworden, in jeder Hinsicht, und der Grund dafür war Vincent. Sie war noch lange nicht dort, wo sie vielleicht einmal stehen konnte, doch wichtig war nun, dass sie auf dem besten Weg dorthin war. Sie konnte Schritt halten, so wie es Tetrarch Vindheim gefragt hatte, sie würde sich auf dieses Leben in jederlei Hinsicht einlassen, ganz gleich durch welche Schatten es sie noch führte. Sie war bereit. Auf nach Cantir, nun musste sie nur noch ihren Vater überleben!

Der meergrüne Blick lenkte sich auf den Holzsteg, der so oft von der anderen Seite angestarrt worden war. Wie oft hatte sie sich damals vorgestellt ihn hastig entlang zu rennen, sich in ein riesiges Abenteuer zu stürzen… und nun traute sie sich kaum ihn langsam entlang zu laufen. Ein tiefes Durchatmen folgte, dann zog Tanai die Schultern hoch und ging den Holzsteg entlang. Jeder Schritt knarzte, die unheilvolle Prophezeiung ihrer Ankunft. Es dauerte nicht lange, bis sie bemerkt wurde. Merdi, ein altes verwitwetes Fischerweib, kam aus ihrer Hütte und staunte nicht schlecht, als sie Tanai in ihrer Montur sah. „Na gugg mal eener an, wenn das nich unser kleener Kolibri is. Hast wohl genug von Rahal, eh? Aber siehst schon echt aus wie eene von denen, steht dir gut. Dein Vater ist grad noch daheim, hast Glück.“ Tanai nickte zu Merdi, dann ging sie zu der alten Hütte ihres Vaters und klopfte zaghaft an, nachdem sie sich überwunden hatte. Es knarzte und da war er, als die Tür aufschwang. Sie wusste nicht, ob Variun gleich umfiel oder ihr um den Hals sprang, denn er stand wie erstarrt vor ihr. „Tanai, mein Liebling. Komm rein, bitte...“, war die Reaktion, die ihr da zuteil wurde und ihr Vater machte dabei eher einen gerührten Eindruck. Sie ging mit anmutigen Schritten in die Fischerhütte und sah sich einmal langsam um. Es hatte sich nichts verändert, aber ihr wurde kurz darauf klar, dass sie sich verändert hatte. Variun umarmte sie, legte seine Hände um sie und meinte dann leise „Hatte gehofft du besuchst deinen alten Herren noch mal, nachdem ich deinen Brief bekommen habe. Du siehst gut aus, nur um die Hüften bist du schmaler geworden. Kriegst du keine Ruhe mehr?“ Peinlich berührt sah Tanai zu ihrem Vater und räusperte sich. „Vater, wir hatten die Unheilsnächte, Tage der Entbehrung, da verzichtet man auf vieles.“ Variun sah seine Tochter nicht überzeugt an, griff nochmal fest um ihre Hüften und schüttelte den Kopf. „Ich seh, wenn ein Weib was beschäftigt und du hast nie was auf die Gebote des Herren gegeben. Du hast doch nicht etwa… oh nein, Tanai Tayris, das glaub ich jetzt nicht!“ Ihr Vater sah sie durchdringend an, und der Blick reichte, um sie so feuerrot werden zu lassen wie den Rakun. „Kaum bist du auf Gerimor, da wirfst du dich an die Männer und machst ihnen schöne Augen oder was?“ Empört funkelte Tanai ihren Vater an, ein Sturm zog in ihren meergrünen Augen auf. „Mitnichten, Vater! Genau genommen hat sich der Catulus an mich rangewo… Ach so ein Kehricht! Vater, ich werde ihn heiraten, der einzige Mann, den ich jemals haben werde! Ich bin nicht Mutter, aber dein goldener Käfig hilft mir nicht mich in Seinem Angesicht zu entwickeln, verstehst du das? Verstehst du?! Und übrigens ist so eine Hochzeit bei Templern eher unüblich, er meint es also ernst mit mir! Irgendwann werd ich ihm auch Nachkommen schenken, find dich also damit ab, dass ich zur Frau werde!“ Tanai griff ihrem Vater an die Arme und schüttelte ihn einmal fest. Da bekam sie eine Reaktion, mit der sie so überhaupt nicht gerecht hatte, ihr Vater lächelte sie an. „Er macht dich wirklich stärker, ich wollt es mit meinen eigenen Augen erleben, gut so Liebling. Werd nur nicht trächtig, bevor du nicht gelebt hast…“ Fassungslos ließ Tanai die Arme sinken und starrte Variun an, dann aber griff er Tanai bei der Hand und sprach freudig zu ihr. „Lass uns zum Meer, Liebling. Nach dem Zwischenfall mit dem Boot hab ich so sehr gehofft, du würdest nochmal irgendwann schwimmen lernen. Du kannst dir nicht vorstellen wie glücklich mich das macht. Und erzähl mir mehr von deinem Catulus.“

Am nächsten Morgen verabschiedete sich Tanai von ihrem Vater und gab ihm neben der Umarmung einen Kuss auf die Wange. „Pass gut auf dich auf, mein Liebling. Nein, anders… er passt mehr auf dich auf als du in deinem ganzen Leben, das ist mir nun bewusst. Aber eins noch… sag ihm, dass ich ihn eigenhändig umbringen werde, wenn er dir wehtut… ist mir egal, ob er ein Templer ist oder Isidor persönlich. Und richte mir auch Grüße an deinen Halunken aus, es freut mich sehr zu sehen, dass du endlich jemanden hast, dem du dich als dein Bruder anvertrauen kannst. Mögen die Meereswellen dir stets Kraft geben so wie Seine Pranke.“ Der Abschied fiel Tanai nach dem langen Abend mit ihrem Vater sehr schwer, doch sie musste weiter nach Trigolsburg. Ehe sie es sich anders überlegte, ging sie über den Holzsteg und wurde von knarzenden Geräuschen begleitet. Auf dem Weg in die Hauptstadt der Provinz dachte sie an das Gespräch mit ihrem Vater am Strand. Sie hatten einfach nur im Sand gesessen, mit den nackten Füßen voran in das Wasser, und geredet über alles mögliche. Besonders gefreut hatte sich Variun, dass seine Tochter nun eine Berufung gefunden hatte, wenngleich etwas Wehmut darin lag, dass sie die Tradition als Fischerin nicht fortsetzte. Er hatte schnell bemerkt, wie wichtig Tanai die Schneiderei geworden war und das darin auch ihre Ruhe lag, bei all den aufwühlenden Erlebnissen der vergangenen Zeit. Mit einem Zucken auf den Mundwinkeln setzte Tanai ihren Weg weiter fort, bis sie an einer Kutschstation ankam und von dort weiter reiste. Sie griff in die Tasche ihrer Drachenlederhose und beförderte einen Zettel hervor, dort stand ihre Einkaufsliste an Stoffen. Sobald sie die Geschäfte erledigt hatte, würde sie das nächste Schiff zurück nach Rahal nehmen. Sie vermisste ihr Heim, ihre Arbeit, und sie vermisste Vincent. Vorsichtig griff sich Tanai in den Nacken, atmete tief durch und vertrieb ihre Gedanken. Sie musste sich nun konzentrieren, da war kein Platz für Schwärmerei, sie wollte schließlich Schritt halten und vielleicht würde sie eines Tages eine angesehene Schneiderin sein, deren Namen man bis nach Cantir kannte, so wie es ihr Vater es sich wünschte.


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 Beitrag Verfasst am: 30 Aug 2023 14:36    Titel: Kapitel 23 - Das Picknick unter Sternen
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Kapitel 23 - Das Picknick unter Sternen


Blinzelnd stand Tanai mit einer Kaffeetasse in den Händen am Fenster und starrte den Weg nach Süden entlang. Es war erst kurz nach Morgengrauen aber sie konnte schon lange nicht mehr schlafen. Ausgerechnet jetzt, wo sie endlich ein bequemes großes Bett ihr Eigen nannte. Sei es drum, so hatte Vincent mehr Platz, denn sie hatte ihn nicht wecken wollen nach der langen Nacht im Tempel. Stattdessen beschäftigte sich Tanai jetzt mit ihren eigenen Gedanken, und mal wieder mit diesen Gefühlen… wuähh, wirklich gruselig. Wie hatte es Aleksi neulich während ihres ziemlich langen und alkoholgeschwängerten Gespräches genannt… Picknick unter Sternenhimmel? Nein, nein, nein, auf gar keinen Fall. Romantik war nichts für sie, definitiv nicht! Oder vielleicht ja doch, ein klitzekleines Bisschen? Sie war sich da nicht so sicher, vor allem weil ihr unter Rotwein-Einfluss klar geworden war, dass sie diese dunkle, schattige Seite mochte und ihr gefiel, was sie da sah. Sicher hatte Tetrarch Vindheim mit seinen Worten Recht. Man sollte nicht das Feuer scheuen, sondern vielmehr die Schatten. Würde sie sich mit diesen Schatten je anfreunden, ein Teil davon werden? Ja, denn der Anfang war gemacht. Es gab Momente, in denen sie anfing sich darin wohl zu fühlen, der kleine Sonnenschein dann Pause hatte und sich darin treiben ließ. In ihrem ureigenen Strom, denn sie wehrte sich nicht mehr dagegen. Sich treiben lassen, vollkommen kontrolliert und ohne Angst zu bekommen, das war eine ganz neue Erfahrung. Dieser Strom war Vincent, ganz eindeutig. Seufzend trank Tanai einen Schluck Kaffee, sah nochmal aus dem Fenster und lief dann in die Küche.

Der Anblick dieses Raumes jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Die besten Feiern fanden in der Küche statt, nicht wahr? Na ja… zumindest war das Regal nun um eine Weinflasche ärmer. Es hatte ihm nicht gefallen, ganz und gar nicht, aber der Alkohol hatte Tanai zumindest entspannen lassen. Sie wusste selbst, dass es dumm gewesen war, denn noch am nächsten Morgen hatte sie einen ordentlichen Schädel, aber immerhin hatte sie es Vincent gebeichtet… zusammen mit der Sache des Minzkonfekt von Lingor und der Inhalte des Gespräches mit Aleksi. Und das musste er sich anhören, obwohl er ihr bei ihrer Rückkehr einen so schönen Abend bereitet hatte. Die wunderschönen weißen Rosen mit Samtschleife, die kunstvolle Steingutvase mit kleinen aufgemalten Kolibris, die Minzcremetorte (was die aber auch für eine süße Sünde war) und nicht zuletzt die filigrane Halskette mit Brillanten und einem Rubin passend zu ihrem Verlobungsring (und eine Halskette zu besitzen war absolute Premiere). Sie hatte das alles nicht verdient, es war zu viel gewesen. Und sie hatte es Vincent wissen lassen, sie war nur eine einfache unbedeutende Schneiderin, nichts wert im Angesicht des Herren. Und doch war sie sein Geschenk an ihn gewesen, sein eigener Sonnenschein. Selbst Aleksi hatte ihr das gesagt, sie war Vincents Geschenk… und sie ebenso das seine? Seh es endlich ein, du dummer Guppy! Du bist was wert, und wie… er fühlte sich bei ihr wohl, das war wirklich überraschend gekommen, die Beichte dieses Gefühls… uhm, vielleicht konnte sie sich ja doch daran gewöhnen. So wie an die andere Sache mit dem Wohlfühlen und Begehren. Kopfschüttelnd begann Tanai sich einen neuen Kaffee zu machen und ging in Gedanken die Arbeit für den kommenden Tag durch. Gerade goss sie sich den Kaffee ein, da bemerkte sie einen sanften Druck an ihren Seiten und spürte wie sich ein Kinn auf ihre Schulter legte. „Guten Morgen, Sonnenschein. Lass den Kaffee stehen, wir bekommen dich heute anders wach.“


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 Beitrag Verfasst am: 01 Sep 2023 08:54    Titel: Kapitel 24 - Das wütende Häschen
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Kapitel 24 - Das wütende Häschen


Schwer atmend kam Tanai vor ihrem Haus an und starrte wutentflammt auf die Mauern sowie die Tür. Sie war wie ein ängstliches Häschen an ihren Löffeln aus ihrem Bau gezogen worden. Und dann hatte man sie so lange am Hals gepackt und gewürgt bis sie vor Wut nahezu aufschäumte wie eine tosende See. Noch nie hatte sie so gefühlt… noch nie hatte sie so sehr in ihrer eigenen Wut mit Schaumkrönchen gebadet. Ihr sonst meergrüner Blick war nicht mehr dunkel, er war von blutroten Sprenklern durchzogen, die äußerlich anzeigten, wie sehr sie kochte. Sie war schuld daran gewesen, dass sie so wütend auf sich selbst war, und doch steckte nun ein Stachel in ihrem Hintern, der sie zunehmend mehr aufwiegelte. Nachdem sie Vincent gebeichtet hatte, was in dieser alkoholgetränkten Nacht mit Aleksi alles passiert war (und sie hatte wirklich all ihren Mut gebraucht das alles zu erzählen), da war ein leeres Buch in ihren Händen gelandet. Ein Buch, dass sie mit ihren eigenen Verfehlungen beschreiben sollte? Er hatte sie nicht anhören wollen, oh nein, das wäre viel zu einfach gewesen. Stattdessen... hatte sie sich die Nacht um die Ohren geschlagen, in all den Gefühlen treiben müssen, die ihr das Erinnern hochholte, und es dann lang und breit aufgeschrieben. Vollkommen übernächtigt hatte sie Vincent das Buch neben das Bett gelegt, und war dann bei Morgengrauen aus dem Haus geflüchtet, um Wild zu jagen und ihre Wut auf sich selbst loszuwerden. Als sie dann aber nach ihrem Ausflug (der sie auch nach Bajard geführt hatte) wiedergekommen war, da lag ein Zettel auf dem Buch und Vincent war nirgends zu sehen. “Bist du dir sicher, dass du nichts vergessen hast?“ Es war zu viel, viel zu viel, sie ertrug es nicht mehr und ihre Wut vervielfachte sich in ihr wie bei einer heftigen Explosion. Das war der Moment, in dem sie mit ihren neuen Waffen, die sie erst am Vormittag von Linda abgeholt hatte, losgezogen war auf den Friedhof im Niemandsland. Dabei dachte sie kurz daran, wie sie bei Linda auf Aleksi getroffen war… Er hatte ihr versucht die Wut zu nehmen und stattdessen Tränen aus ihr herausquetschte… noch so eine Geschichte, an die sie lieber nicht denken wollte. Sie hatte das letzte Mal als Kind geweint, doch Dank all der Emotionen war sie auseinander gebrochen und Tränen waren ihr entglitten.

Am Friedhof vom Niemandsland: Kochend und schäumend hatte sie auf alles eingeprügelt, was sie finden konnte, jeder verdammte Untote. Und dann… war Aleksi aufgetaucht, hatte sie begleitet und vielleicht auch vor sich selbst beschützt. Der Abend endete im Alten Tunnel, eine Gewölbe- und Höhlenkomplex, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Als sie sich ohne Angst an den ersten Zweiköpfen und Ogern die Seele aus dem Leib prügelte mit ihrem neuen Morgenstern, da brach wieder etwas in ihr und sie erzählte Aleksi von dem Zettel. Was sie erntete, war ein Lachen und das Kommentar, dass Vincent ein Witzbold war. Tobend schlug Tanai zur Antwort auf die Monster ein, sah rot und schrie Aleksi an (oder vielleicht auch die Monster, wer weiß). Da stachelte er sie noch weiter auf, indem er meinte, dass das nicht ernst sein konnte… und wenn doch, dass er ihn grün und blau schlagen würde. Was hatte er da gesagt, Scheißkerl?! Das Fass lief über, Tanai ging auf Aleksi los und war blind vor Wut. Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, sie hatte wirklich etwas vergessen… Sie schrie es Aleksi zu und erhielt dafür nur die Ansage, ob sie denn dämlich war? Ernüchtert lief sie weiter, preschte sich durch die Monster und plötzlich… hielt Aleksi an, hielt sie zurück. Und da bemerkte sie die Bande aus dem Osten, schob sich instinktiv hinter Aleksi. Das Gequatsche begann und irgendwann hielt sie es nicht mehr aus, da ihre Wut sie immernoch antrieb. Schreiend und ohne Angst vor möglichen Schlägen lief sie mitten durch die Meute und wurde von Aleksi noch Häschen gerufen! Zu viel, viel zu viel! Nur raus hier, weg von all dem! Die Nacht endete in der Kampfschule von Rahal, wo sie all ihre angestaute Wut gegen Aleksis Kopf warf, bis sie ihm schließlich eine scheuerte und danach in Tränen ausbrach. Sie beichtete nun auch ihm etwas, doch der Abend war spät und er bestand darauf, dass sie endlich schlafen sollte. Sie ließ sich nicht heimbringen (wollte sie überhaupt Heim?), aber sie ging… und nun stand sie hier, sah auf ihr Haus und atmete ganz tief durch. Sei kein ängstliches Häschen, trau dich. Und da lief sie in das Haus hinein, um sich dem Unvermeidlichen zu stellen. Auf dem Zettel wurde etwas ergänzt. Ich hab vergessen dir zu schreiben, dass ich dich liebe... vergib mir. Nachdem die Worte niedergeschrieben waren, ging sie endlich ins Bett. Die zurückliegenden Tage und Nächte hatten ihr alles abverlangt und nun musste sie sich zwingen sich neben Vincent zu legen. Er würde sie am nächsten Morgen schlafend finden und den Zettel neben ihr in den Laken.


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 Beitrag Verfasst am: 04 Sep 2023 16:05    Titel: Kapitel 25 - Der Waldlauf
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Kapitel 25 - Der Waldlauf


Tief atmete Tanai durch und sog die Waldluft in ihre Lungen ein. Der kleine Pfad schlängelte sich durch das Niemandsland, führte weiter nach Norden in Richtung Wetterau. Die Sonne hatte bereits einen tiefen Stand am Himmel erreicht. Der Searum war gekommen, Herbstlaub und die letzten warmen Sonnenstrahlen lockten, während kleine Hasenglöckchen am Wegesrand mit den blauen Köpfchen im sanften Wind wippten. Sie brauchte die Wärme, brauchte sie so sehr. Und sie wusste, er brauchte sie auch. Beim Laufen durch den Wald fand sie Ruhe, erdete sich wieder und machte sich frei von ihrer Wut. Da waren kurz Gedanken über das Buch mit ihren Verfehlungen und den Zettel, doch sie verbannte sie aus ihrem Kopf. Sie hatten sie gemeinsam verbrannt, und dann darüber geredet. Das fade Gefühl, dass sie sich vor ihm so verändert hatte, lag auf ihrer Zunge wie ein stumpfer Pelz. Doch sie wusste, woher es rührte, sie musste es doch einfach nur zulassen… Lass deine Gefühle zu, respektier es endlich, du dummer Guppy. Und dann… jaaa, dann würde all das Chaos vielleicht aufhören. Sie wollte sich nicht verschließen, und sie wollte sich auch nicht respektlos verhalten, denn sie hatte ihm versprochen ihn zu heiraten. Da musste man sich aufeinander verlassen können und durfte sich nicht verletzen, oder? Beziehungen waren kompliziert, ihrer beider vielleicht sogar mehr als andere. Und es war ihre erste Beziehung, die nun zu einer Ehe führen sollte. Da war kein Platz für eine dritte Person, egal wie sehr man sich wand und gegen Unbekanntes aufbegehrte. Und sie hatte noch etwas spät erkannt, erst als es schon aus seinem Mund entwichen war. Er war zwar ein Templer, doch er hatte auch Gefühle, wie jeder Mensch... und dabei war sie doch sein Sonnenschein, in der dunklen Welt des Tempels, so wie er ihr Leben war, ihr Herzschlag und ihr ganz eigener Strom. Und sie hatte ihn so sehr verletzt, dass sie in heimlichen Momenten noch immer wütend auf sich selbst wurde. Der Lauf durch den Wald tat ihr gut, all das zu verarbeiten, denn es war viel zu viel für ihr kleines rabenschwarzes Köpfchen. Sei sanft, Sonnenschein!

Ehe sich Tanai versah, stand sie vor ihrem Haus und schob die Tür langsam auf, um sich in das Bad zu schleichen. Sie war verschwitzt von dem Lauf, doch es hatte so unendlich gut getan. Sie musste lernen sich zu entspannen, nun wo der Lavendel für immer aus dem Haus verbannt war. Ruhe finden, sich treiben lassen und die Kontrolle abgeben, in dem Vertrauen, dass sie ihren Weg fanden. Seufzend zog sich Tanai die Drachenlederrüstung vom Körper und ließ sie zu Boden gleiten. Wenn sie die Rüstung anhatte, fühlte sie sich mutiger, selbstbewusster und stärker, doch sie war damit auch kratzbürstiger… oder? Vielleicht war die Rüstung auch der Grund, wieso sie bei der neulichen Jagd durch die Höhlen mit Aleksi und Anouk auf Dämonen und Drachen nicht vollkommen den Verstand verloren hatte. Zumindest hätte ihr Brüderchen sie ja mal vorwarnen können! Sie wuchs zu schnell an diesen Herausforderungen, und die Schmerzen, die damit einhergingen, waren alles andere als angenehm. „Ruhig… denk an etwas Schönes…“, murmelte sie sich zu, ging in das Wasser und gönnte sich eine Auszeit. Die war auch bitter nötig, nach dem, was sie am zurückliegenden Abend erfahren und erlebt hatte. Wie hatte Aleksi nur so dumm sein können, wie hatte er sein Schwesterchen so verletzen können? Da war wieder so ein Moment gewesen… wo sie wutentbrannt auf ihn losgegangen war, um ihm das aus dem Leib zu prügeln. Die Gefühle hatten sie überrannt, das war nicht sie selbst, es war ein tief verborgener Teil ihres alten Ichs. Und erst da war ihr klargeworden, was sie Vincent angetan hatte, als sie selbst so ein Schlag kassieren musste. Zu allem übel hatte nun auch noch Aleksi versucht sie von sich weg zu stoßen, genau so wie sie es doch eigentlich selbst getan hatte. Das musste aufhören, es konnte so nicht weitergehen. Und da lauerte außerdem eine Gefahr, die sie noch nicht einzuschätzen vermochte… mochte Alatar ihr beistehen. Da schauerte es Tanai und sie zog die schmalen Schultern unter Wasser, hinein in die Wärme. Doch es reichte nicht, und so atmete sie tief durch und zog sich wieder aus dem Wasser. Wieder vermisste sie das Lavendelöl, doch sie zog nach dem Abtrocknen nur in ein weites Kleid mit aufgestickten Hasenglöckchen an und suchte sich ihren Weg zu Vincents Zimmer. Die Tür wurde aufgeschoben und sie blickte zaghaft hinein. Der meergrüne Blick fand nicht, was sie suchte, er war offenbar unterwegs. Mit einem Seufzen zog sie sich auf die Kissen am Boden zurück und zog die Strickdecke über sich, die auf der Liege an der Wand lag. Sie fühlte sich instinktiv wohl, denn sie fand endlich Ruhe und schlief in Embryostellung auf dem Boden ein. Vielleicht konnte man sie im Schlaf sogar lächeln sehen, ein Anblick, der in letzter Zeit viel zu wenig auf ihrem Gesicht gelegen hatte.


Zuletzt bearbeitet von Tanai Tayris am 01 März 2024 18:50, insgesamt einmal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 11 Sep 2023 11:00    Titel: Kapitel 26 - Die Katakomben
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Kapitel 26 - Die Katakomben


Ein kleines hübsches Kaninchenloch, so wohlig warm und so… hmm, einfach geborgen! Wenn da nicht immer diese Störungen wären, ja ja ja! Tanai seufzte tief und bereitete sich für ihren ersten Alleingang vor. Sie hatte ein einziges Ziel, die Katakomben der Arkorither. Sie war dort mit Aleksi und Anouk schon durchgerauscht, um zum Alten Tunnel zu gelangen. Und jetzt, jaaaa… jetzt war Premiere. Sie würde diese dunklen, schattengefluteten Gänge selbst erkunden, nachdem sie einen Vorgeschmack darauf bekommen hatte, wie sie aufgebaut waren. Sie wusste auch, dass dort ein dunkler Teil war, der ihr schon gezeigt wurde. Noch nie in ihrem Leben war sie so tief gefallen, oder eher gesprungen. Eine Nekropole mit einem ganz besonderen Bewohner… urgh, allein die Vorstellung ließ sie schauern. Fein langsam anfangen, das war der Plan. Also nichts überstürzen, Rahal war ja schließlich auch nicht an einem Tag erbaut, nicht wahr? Da straffte Tanai die Schultern nochmal und ging dann voll bewaffnet aus ihrem Haus. Zeit für Untote! Den Weg zu den Katakomben rannte sie durch den Wald von Wetterau, sie liebte es zwischenzeitlich sogar, denn es schenkte ihr Ruhe. Die frische Luft gab ihr klare Gedanken, und insgeheim war sie Aleksi dankbar, dass er ihr den Tipp gegeben hatte. Manchmal war er ja doch zu etwas zu gebrauchen, wenn er ihr nicht unbedingt beweisen wollte, dass sie ihn verstoßen musste. Da zuckten ihre Mundwinkel und als sie diesen Gedanken abstreifte, stand sie vor dem Eingang zu den Katakomben.

Moosbewachsene und alte, bröcklige Wände. Der Geruch von Moder und... hmm, Tod? Die Geräusche der Skelette, wenn ihre alten Knochen aufeinander rieben… Tanai würgte kurz, aber sie wusste, dass sie es schaffen würde. Das Häschen kam aus seinem Kaninchenloch und sie begann ihre Erkundung. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand sie an einem Lich und prügelte mit dem Morgenstern auf ihn ein, während sie aus den Augenwinkeln zwei Gestalten wahrnahm. Als der Untote fiel, drehte sie den Blick… und fiel vom Glauben ab. Da standen Aleksi und Vincent, sahen sie an als wäre absolut Nichts. Was folgte war eine Jagd durch den Alten Tunnel, die für Tanai nicht schwerer sein konnte. Immer wieder fielen Spitzen und sie fühlte sich zunehmend unwohler. Als Aleksi dann auch noch vorankündigte, dass er an dem Drachen fallen würde, uferte die Situation auf den Höhepunkt aus. Er (ihr kleiner forscher Catulus) wollte ihm zusehen, wie er starb? Es war zu viel, viel zu viel, schon wieder… wieso musste das alles so kompliziert sein?! Sie flehte und bettelte fast, und dann setzte sich Vincent in Bewegung, um ihrem Brüderchen unter die Arme zu greifen, bis der Drache erlag. Schwer atmend stand Tanai nach dem Bogenschießen da, wusste nicht mehr wo vorne und hinten ist, und als Aleksi auf sie zukam und ihr an die Kapuze tippte, als sei nichts gewesen, gefolgt von einem Schild-an-Schild Knuff, da drängte sich Vincent zwischen sie. Was bei Alatar…?! Das kleine Häschen war so froh, als es wieder zurück ging. Raus aus diesem Tunnel, raus an die Luft, zurück in den wohlig warmen Kaninchenbau… Der Rückweg nach Rahal war begleitet von der Ankündigung Vincents, dass er sich Aleksi einmal vornehmen musste. Wusste Alatar allein, was das bedeutete!


Zuletzt bearbeitet von Tanai Tayris am 01 März 2024 18:51, insgesamt einmal bearbeitet
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Tanai Tayris





 Beitrag Verfasst am: 11 Sep 2023 14:49    Titel: Kapitel 27 - Die Nekropole
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Kapitel 27 - Die Nekropole


Ein ruhiger Tag in der Schneiderei Federchen und Kolibri? Gab es nicht, so viel war klar. Kaum war der Laden geöffnet, da rannte man ihr die Bude ein. War ja irgendwie auch schön, aber da gab es eine explosive Mischung an Menschen, die hier lieber nicht aufeinandertreffen sollten. Und als hätte es Alatar so gewollt, schwebte erst Victoria in ihrem Laden ein, und wenig später die Herrenschaft, was für ein Schockmoment. Aleksi und Vincent zusammen, schon wieder?! Selbst die Ankündigung, dass Victoria im Laden war, verdrängte nicht das befriedigte Grinsen aus Aleksis Gesicht. Also Augen zu und durch! Im Besprechungsraum küsste er die Rabendienerin zur Begrüßung fast schon anzüglich und Tanai sah schluckend weg, so offensichtlich war sie davon peinlich berührt. Vincent hingegen sah ihnen zu, und das machte irgendwas in Tanai. Es war als würde… Nein, nicht mal dran denken. Geht weg, ihr verdammten Gefühle! Was danach folgte, ließ Tanai vollkommen verwirrt zurück, Aleksi wollte nur seine Bestellung abholen, um danach mit Vincent weiterzuziehen. WAS?!?! Nein, nein, nein, zu viel… viel zu viel. Sie schluckte, stürmte in das Kolibrizimmer und schälte sich aus ihrem Kleid. Sie musste hier raus, unbedingt, die Katakomben flüsterten schon verheißungsvoll ihren Namen. Dort konnte sie die Gefühle abstreifen, ihnen den Skeletten schenken, damit sie zu Staub zerfielen. Und da leerte sich die Schneiderei schlagartig, die skurrilen Vier flatterten in alle Himmelsrichtungen davon.

Als Tanai viele Stunden später wieder aus den Katakomben zurückkam, hing der modrige Geruch überall an ihr und sie war erschöpft von den Kämpfen. Der meergrüne Blick zielte nach Norden, und da sah sie zwei Gestalten an der Haustür lungern. Aleksi stand vor der Tür, verbarg den Blick auf… oh Alatar, sie sah es beim Schieflegen des Kopfes. Vincent?! Er saß auf der Treppenstufe, seine rechte Gesichtshälfte blaugeschlagen, eine Alkoholfahne strömte von ihm zu ihr herüber. Der meergrüne Blick flog auf Aleksi zurück, und dann löste es einen Sturm aus, der tief und unaufhaltsam in Tanai zu wüten begann. Gerade als sie dachte, dass sie ihre Gefühle unter Kontrolle hatte, da schäumten sie aus ihr heraus und sie schlug auf Aleksi ein. Sie war zu erschöpft, um ihn ordentlich eins zu verpassen, aber sie begehrte auf wie kurz vorm Sterben. Was auch immer passiert war, der Zustand von Vincent drehte ihr übelerregend den Magen um. Wie hatte Aleksi ihn nur so zurichten können, wie hatte er damit Tanai so verletzen können? Sie verjagte ihn mit der Drohung, dass sie ihn umbringen würde, wenn er nicht ging… und dann sammelte sie Vincent ein, der einfach nur noch ins Bett gehörte, um sich… was eigentlich, auszurauschen? Hoch ins Dachgeschoss, ab ins Bett… oh Alatar hilf, sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte, sie hatte ihn ja noch nie so erlebt! Sie legte sich neben ihn, in voller Kampfmontur (denn sie brauchte sie in diesem Moment auch als Schutz vor ihren Gefühlen), wartete bis er einschlief… Es dauerte nicht lange. Und da schob sie sich leise aus dem Bett heraus zum Aufstehen, ein letzter übergebeugter Kuss auf seine Stirn folgte. Ihre Nerven lagen absolut blank, denn sie hatte die Gefühle zugelassen und nun hatte sie den Salat. Sie wollte sie nicht, sie mussten weg… Klare Gedanken, denk nach! Da sie praktischerweise sowieso noch in ihrer Drachenlederrüstung steckte, gab es nur ein Ziel. Die Katakomben, besser gesagt die Nekropole… wisperte leise, rief ihren Namen, und sie folgte.

Der Höhlengang von den Katakomben führte tief hinab, hinein in die Dunkelheit. Jetzt zog man sie nicht an den Ohren aus dem Kaninchenbau, nein nein nein. Sie kroch nun von selbst hinab… viel tiefer in die Erde, folgte dem modrigen Geruch und fand ihr Ziel. Düster war es hier, die dämmrigen Schatten tanzten, sie tauchte hinein in dieses Gefühl, während sie von hunderten Schädeln aus ihren toten Augen angestarrt wurde. Sie brauchte nun Mut, um aus der Höhe hinabzuspringen, und die war in höchstem Maße schwindelerregend. Aleksi war nicht hier, um ihr zu helfen, und so starrte sie auf den fernen Boden, wo Etwas bedrohlich entlang kroch. Vorsichtig glitt Tanai auf den ersten Sarg, der aus einem der obersten Alkoven herausstand, zog die Beine angewinkelt an sich und schob die Hände ganz fest um die Knie. Sie starrte hinab aus luftiger Höhe, saß reglos da, nur ihr Atem ertönte neben dem Geräusch dieser Monstrosität, aufeinander reibende Knochen… urghs. So beobachtete sie, während sie ihre Gedanken sortierte. Sie hatte sowohl Aleksi als auch Vincent ihr altes Ich gezeigt, mehr als ihr lieb war. Sie war so tief in die Schatten eingetaucht, dass sie erkannte, wie es damals gewesen war… wie sie gewesen war. Sie hatte getan, was sie wollte, wann sie es wollte… Und ihr war dabei egal gewesen, was andere wollten, fühlten, spürten. Selbst die Gebote waren ihr egal gewesen, in ihrer Welt hatte es sie nicht gegeben. Und jetzt… da hatte Vincent ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt, er hatte sie so sehr zum Positiven beeinflusst und ihr all diese Gefühle gegeben. Ihn nun so zu sehen, sie konnte damit nicht umgehen… es war wie der Abend, an dem er ihren Bauch verziert hatte, auch er war geflüchtet und sie wusste bis heute nicht, wieso. Und jetzt saß sie hier auf einem Sarg, starrte in die Tiefe, hatte eine leise Ahnung. Sie zuckte zusammen als das Wesen in der Tiefe wieder knackende Geräusche machte, und da fand sie ihren Mut, als sie langsam vom Sarg hinabglitt und in die Tiefe sprang. Ab ins Kaninchenloch! Sei unerschrocken, Häschen!


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 Beitrag Verfasst am: 17 Sep 2023 13:11    Titel: Kapitel 28 - Der Kampf der Seele
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Kapitel 28 - Der Kampf der Seele


Sie war in die Tiefe gesprungen. Und wie tief! Vorsichtig massierte sich Tanai mit den Fingerspitzen über die Schläfen, seufzte leise und versuchte sich wieder auf die Fertigstellung des Auftrages von Alina zu konzentrieren. Ihr Kopf war so unfassbar voll, dass sie Mühe hatte all ihre Gedanken zu sortieren. Da war so vieles, was sie rausschreien wollte, was ihre Seele belastete (und neben ihrem Kopf auch ihren Magen, denn ihr war so unfassbar schlecht). Es war ein innerer Kampf, den sie selbst mit der größten Selbstbeherrschung nicht aufhalten konnte. Sie hatte nach dem Vorfall zwischen Vincent und Aleksi geredet… erst mit ihrem Catulus bis andere Dinge passiert waren, die ihr das Herz schneller pochen ließen. Ein Blick auf ihre Handgelenke folgte und sie massierte sich diese als würde ein unangenehmes Pochen von ihnen ausgehen. Hmm.. konzentrier dich, wirklich! Sie griff die Sticknadel wieder auf und dachte daran, was bei der Truppenübung passiert war. Am liebsten hätte sie Aleksi den Hals umgedreht während der Kampfübungen, doch sie hatte sich konzentrieren müssen. Nach der Übung war ein Gespräch mit Tetrarch Angerlohe gefolgt, es hatte kein gutes Ende genommen, für keinen von ihnen. Aleksi war in den Tempelkerker abgeführt worden, Tanai blieb mit gemischten Gefühlen über eine neue Auflage des Tetrarchen zurück. Vollkommen durcheinander war sie nach Hause gegangen, hatte auf dem Weg dorthin so viel nachgedacht. Und als sie an der Schneiderei angekommen, da wusste sie, dass diese Wunde lange brauchen würde bis sie verheilte. Ihr Brüderchen hatte sie verletzt, und jetzt hatte sie daraus folgend auch noch eigene Konsequenzen auszubaden.

Das Schneiderzeug wurde beiseitegelegt, sie konnte nicht arbeiten, nicht jetzt, nicht so. Also stand sie auf und begann sich in die schwarze Drachenlederrüstung zu hüllen. Sofort fühlte sie sich damit stärker, als wäre sie all dem besser gewachsen. Wie hatte Lingor ihr gesagt… sie war nachdenklich geworden, überdiszipliniert? Gefangen in ihren Gefühlen, ganz eindeutig. Und sie befreite sich neuerdings immer öfter daraus, indem sie Kampfübungen durchführte. Sie verschaffte sich damit Luft, und so suchte sie den Weg in die Nekropole, indem sie von Rahal aus dorthin rannte. Als sie am Eingang der Katakomben ankam, brannten ihr die Lungen, doch sie zwang sich hinabzusteigen, um sich von ihren Gefühlen befreien zu können. Während sie ihren Morgenstern auf die Skelette sausen ließ, dachte sie an den Abend mit Vincent und ihr stockte der Atem. Das, was passiert war, würde nicht mehr passieren bis… ja, bis dann eben! Ihre Wangen röteten sich, sie schlug wieder auf einen Kopflosen ein, damit sie nicht selbst kopflos wurde. Während sie der Nekropole immer näherkam, wurde ihr klar, dass sie sich geistig immer mehr von ihrem Brüderchen entfernte. Der Gedanke quälte sie, doch er hatte ihr etwas genommen, das sie gerade erst entdeckt hatte… oder hatte sie es sich doch selbst genommen? Laut auffauchend räumte sie einen Lich aus dem Weg und reagierte sich damit ab. Immerhin konnte sie ihren Fokus nun auf die Kampfübungen lenken, oder? Es dauerte nicht lange, bis sie in die Tiefe der Nekropole hinabsprang und sich auf die Skelettmonstrosität stürzte. Es war ein kurzer Prozess. Und vielleicht würde sie beim Gespräch mit Tetrarch Angerlohe ebenso kurzen Prozess machen. Konnte sie das, ihr Brüderchen verraten? Der meergrüne Blick war finster, als sie wieder aus der Nekropole emporstieg und den Weg nach Rahal antrat. An ihrem Haus angekommen war ihr klar, dass sie es nicht tun konnte, nicht jetzt, nicht so. Sie besaß noch eine Seele, und die weigerte sich laut schreiend und wütend so einen Verrat zu begehen.


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 Beitrag Verfasst am: 19 Sep 2023 22:42    Titel: Kapitel 29 - Die Liebenden
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Kapitel 29 - Die Liebenden


Was passierte, wenn der Kopf zu voll war? Richtig, er platzte beinahe, pochte heftig und wehrte sich mit Kopfschmerzen. Und ihr Magen rebellierte weiter, tanzte eine Polka und hüpfte dabei freudig herum. Na wunderbar! Und dann kam da auch noch ein ziemlich ernstes Gespräch mit Vincent dazu… oh Alatar, es war wieder viel zu viel (und sie übergab sich an dem Abend zweimal). Sie hatten lange gesprochen, über die Auflage von Tetrarch Angerlohe aber auch über Aleksi. Und dann… jaaa, dann hatte sie Vincent mit ihren Worten förmlich erdolcht. Sie hatte es erst danach gespürt, hatte es aber nicht mehr aufhalten können. Sie war noch nie gut mit Worten gewesen, das siebte Gebot war ein hartes Stück Brot, an dem selbst Vincent bei ihr zu scheitern schien. Genauso wenig war sie gut mit Gefühlen, sie würde es wohl nie lernen, was? Was aber unmissverständlich war, Vincent erwartete von ihr, dass sie sich den Problemen stellte. Das war Aleksi und die Sache mit der Wunde von der Knochensense der Skelettmonstrosität, wozu es dringend den Rat eines Heiler bedürfte. Und da war noch etwas, das der Heiler dringend untersuchen sollte… die bloße Vorstellung trieb ihr die Angst in den Bauch. Was würde Tetrarch Angerlohe nur sagen, wenn sich die Vermutung bewahrten würde (sie wollte lieber nicht daran denken, wenn sie ehrlich war)?

Voller Ängsten und Selbstzweifeln hatte sie ihre Hände beschäftigen müssen, nun da sie nicht mehr an ihren Verlobten Trost finden konnten, und hatte eine Tarotkarte von der Vitrine gezogen. Das Blatt traf sie wie der Schlag: Die Liebenden?! War das ein Zeichen vom All-Einen selbst? Würde es trotz all der Probleme, die sie all zu oft verursachte, einen Weg für sie geben? Eines war klar, der Weg von Vincent führte verletzt und auch sauer aus dem Haus. Und dann war sie verlassen und selbst am Boden der Tatsachen angelangt, saß zusammengekauert mit stummen Tränen auf dem Küchenboden. Und ihr wurde schnell klar, dass sie etwas tun musste. Der kurze aber sehr prägnante Brief an Aleksi war schnell geschrieben und landete noch am selben Abend im Briefkasten. Dann hatte sie mitten in der Nacht das Hospital im Rakun aufgesucht. Der dortige Heiler TikRassKrun war (und das, obwohl er so ein Riese war) sehr vorsichtig gewesen, hatte sie untersucht und sich dann die Wunde am Rücken angesehen. Auch über ein Ritual zu OshraLo hatte sie erfahren… es war fraglich, ob sie selbst bald mit so einem Thema zu kämpfen hatte, denn der Rashar kannte sich nicht damit aus bei Menschen. Nachdenklich war sie mit einem Bernstein zur Wundbehandlung wieder nach Rahal gereist, und die Gedanken kreisten selbst noch, als sie endlich im Bett lag und sich ausruhte. Sich und ihren gereizten Magen sowie den pochenden Kopf.

Am nächsten Tag Morgen hatte sich Tanai still und in sich gekehrt der Schneiderei gewidmet. Sie dachte so viel nach und in ihrem Kopf kreiste alles um ihren Catulus. Natürlich, denn er war ihr die wichtigste Person in ihrem Leben geworden (hoffentlich erfuhr das nie er Vater, er würde sie windelweich prügeln). Tanai bemerkte gar nicht, wie die Zeit verging, doch irgendwann stand Vincent in der Tür zu ihrer Schlafkammer und sah sie zu ihrem Erstaunen recht entspannt und erholt an. Wie machte er das nur, welche Selbstbeherrschung hatte er eigentlich?! Und da sprachen sie wieder, lange und intensiv. Über alles, was sie beschäftigte, und Tanai versuchte wirklich auch Vincents Gedanken und Gefühle zu hinterfragen, und wichtiger noch… zu begreifen. Es fiel ihr so oft schwer bei ihm, doch sie musste einfach nur zuhören und fragen, um dann begreifen zu können. Und sie musste definitiv aufhören ihn zu verletzen. Doch sie musste es wieder tun, anders als gedacht, aber es würde seine Selbstbeherrschung fordern. Sie berichtete ihm, was TikRassKrun ihr mitgegeben hatte, spielte den Bernstein zur Wundbehandlung vorsichtig in seine Hände. Begeisterung sah definitiv anders aus, und das musste nun mehrere Wochen durchgestanden werden. So bedacht wie er sie (ohne ihre Haut mit seinen Händen zu berühren) behandelte, so unverhofft kam das folgende. Noch nie hatte sie sich so in die Ecke gedrängt gefühlt wie ein Tier, noch nie hatte er sie so ausgehungert angesehen, noch nie so direkte Worte getroffen wie sehr er… Uff! Die Situation war definitiv brenzlich gewesen, und sie waren dieser beide nur knapp entronnen. Die nächsten Monde konnten heiter werden… sie brauchten unbedingt eine Beschäftigung! Sie war so froh in dem Moment, da sie allein in ihrer Schlafkammer zurückblieb und warf sich auf ihr Bett. Oh Alatar, das übersteht doch niemand!


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 Beitrag Verfasst am: 24 Sep 2023 17:19    Titel: Kapitel 30 - Der Tetrarch
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Kapitel 30 - Der Tetrarch


Sie musste weitermachen… sie musste es, sie zwang sich dazu. Was auch immer auf ihrem Weg noch kommen würde, es würde ohne ihn sein. Sie hatte sich entschieden, nachdem auf ihren Brief keine Antwort gefolgt war. Seine Seele war wichtiger als alles andere, wichtiger als ihr Stolz oder ihre Gefühle. Und dafür war sie den schweren Weg zu Tetrarch Angerlohe angetreten, es hatte ihr alles abverlangt. Doch so war das eben, wenn man sein Brüderchen retten wollte, oder? Das Glaubenshaus hatte sie bisher nur einmal zum Unterricht betreten, nun tat sie es wieder, wieder ohne Aleksi. Verflixt und zugenäht, wieso verlor sie ihn immer ausgerechnet dort an dieser Stelle? War der Glaube der Grund für all das? Umso mehr sie darüber nachdachte, umso klarer wurde es ihr. Jaaaa… sie war letztendlich das geworden, was ihr Vater gewollt hatte, eine tanzende Maus. Aber eine (und das war hier entscheidend!) mit einem eigenem Willen. All die Zeit ihrer Jugend hatte sie sich gegen die zehn Gebote gesträubt, das wurde ihr erst durch das Gespräch mit dem Tetrarchen so richtig klar, er war ihr schneller auf die Schliche gekommen als sie Schlucken konnte. Natürlich hatte ihr Verlobter alles auf den Kopf gestellt, denn er holte aus ihr das heraus, was eine gute Alatari letztendlich ausmachte. Aber genau das, sein Sein als Templer, das steckte aus ihrem Leben in Cantir noch immer so tief in ihr, dass es Tetrarch Angerlohe auf seine ganz eigene Weise bearbeitete. Weg vom Glaubenshaus, hin zu seinem Haus. Ein normaler Mensch aus Fleisch und Blut, und er bot ihr sogar das „Du“ und seine Freundschaft an? Und Rum dazu, aber das sollte lieber niemand wissen. Oh Alatar… damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. So unvorhersehbar, wie das Gespräch lief, so sehr half es ihr. Doch am Ende von all dem, da hatte sie etwas verloren, von dem sie gedacht hatte es zu haben. Till lehrte sie eines Besseren, er war ihr kein Bruder gewesen? Am Ende dieses Abends war sie schnurstracks in ihre Schlafkammer gegangen, sie hatte niemanden mehr hören und sehen wollen.

Nackte Füße setzten sich am nächsten Abend in den Sand von Düstersees Strand. Es warm so unglaublich warm und vertraut, fast wie in Cantor hm… Die Hochzeit von Lilyth und Esteban stand an. Sie stand in ihrem Ravnseelroten Kleid dort allein mit den anderen Gästen, sah der Zeremonie etwas angespannt zu und fragte sich mit jedem Augenblick, wie es wohl sein würde, wenn sie und Vincent einst… hm, nein… daran war noch nicht zu denken. Es würde noch lange dauern… Aber sie konnte nun zumindest einen Einblick erhalten, wie so eine Zeremonie ablief, und praktischerweise leitete Tetrarch Vindheim sie auch noch. Das Blut aus den Handflächen der Eheleute fließen zu sehen, stimmte sie so unfassbar nachdenklich. Was hatte Vincent einst gesagt, nur sie würde ihr Blut geben? Beinahe mit geblähten Backen sah sie dabei zu, wie der Tetrarch auch sein eigenes Blut in den Kelch gab, bis die Verlobten davon tranken. Der Gedanke bescherte ihr noch immer Übelkeit… aber was noch viel übelerregender war… Uff. Nach den Gelübten und dem Ringtausch wandte sich das frisch vermählte Ehepaar den Gästen zu, während sich Cailen dem Kelch zuwandte. Das hatte sie nicht wirklich gesehen, nicht wirklich, oder? Ihr war so schlecht geworden… sie musste weg, und so verschwand sie an dem Abend recht bald und daheim angekommen fand sie etwas vor, das sie nachdenklich stimmte. Ein Lederball zum Knautschen für die Hände, der mit Lavendel und weicher Wolle gefüllt war. Nicht ernsthaft, oder? Kopfschüttelnd war sie in ihre Schlafkammer gegangen, hatte sich dort auf das Bett geworfen und den Ball mehrfach nach oben geworfen und wieder aufgefangen. Beziehungen waren kompliziert, sie konnten wohltuend sein aber auch weh tun. Diese verdammten Gefühle! Sie schlief an diesem Abend mit dem Gedanken ein, dass sie zukünftig noch mehr kämpfen würde, um diese Begleiter unter Kontrolle zu kriegen. Mochte Alatar allein wissen mit wem das passieren würde.


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