Die Durrah gibt...

[Isibeal Direen]

Menek'Ur.
Die goldene Stadt hatte sie verändert.
Isisbeal stand auf der Düne und betrachtete die Umgebung. Der rote Umhang flatterte leicht im
Wind, die goldgelbe Rüstung der Janitschare reflektierte leicht die aufgehende Sonne. Die
kürzliche Beförderung zum Jemaat war ein schöner Moment gewesen.
Jemaat Mayla, klang gut in ihren Ohren. Der alte Name war ihr schon Fremd geworden, der neue
Name war ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Das früher war lang her, gefühlt viel länger als es
wirklich war. Niemals hatte sie sich vorstellen können einmal den Umgang mit einer Waffe zu
erlernen. Sie war Schneiderin gewesen, jetzt war sie Soldatin und Heilkundige.
Vieles hatte sich verändert, die Geschehnisse hatten ihre Spuren an ihr hinterlassen. Der Speer in
der Hand, die Rüstung. Sie hatte ein Selbstbewusstsein erlangt das für Mayla normal geworden war,
und gleichzeitig wäre es für Isibeal so fremd gewesen.
Der Blick der grünen Augen glitt über den Handelsweg. Nichts ungewöhnliches, ein meist ruhiger
Dienst. Die meisten Karawanen begannen die Reise nicht vor Sonnenaufgang. Die Gefahren der
Durrah waren Nachts aktiver als am Tag, auch die Tierwelt verkroch sich vor der Hitze. Sie nahm
einen Schluck Wasser, schnell hatte sie gelernt immer genug dabei zu haben, egal ob im Dienst oder
einfach so auf dem Weg durch die Wüste.
Ein Fleck bewegte sich über den Handelsweg, folgte der Krümmung. Ihre Augen kniffen sich
zusammen. Konnte nur ein Grünländer sein der so früh schon auf dem Weg war. Die Farben waren
keine die sie kannte, der Reisende höchstwahrscheinlich unerfahren.
Ein leises Seufzen entfuhr ihr, hätte die Person nicht einen halben Stundenlauf später zur Ablösung
kommen können? Aber so war eben der Lauf der Dinge, und so nahm auch die Wächterin Lauf auf
um auf die nächste Düne zu kommen, den Reisenden besser im Auge behalten zu können.
Sand rieselte um ihre Stiefel als der Dünenabhang erklommen wurde, der Speerschaft wurde als
Gehhilfe benutzt um schneller den Kamm zu ersteigen. Enthusiastische, weite Schritte wurden
gemacht, als der Boden sich bewegte und der Sand wie eine Welle der Frau entgegenschwemmte.
Die breiten, scharfen Mandibeln schnellten nach vorne, aber der Speer war nicht dort, wo er hätte
sein sollen. Nicht da wo sie es gelernt hatte wo er sein sollte. Der harte, gewölbte Chitinpanzer
bewegte sich mit einer Geschwindigkeit aus dem Sand, der seine größe Lügen strafte. Skarabäen
waren keine schwachen Jäger. Dieser hier bewies, warum seine Art die Spitze der Nahrungskette
innerhalb der Wüste war. Die Mandibeln schnitten durch die Rüstung, legten am Blut der
ehemaligen Schneiderin.
Getroffen und aus dem gleichgewicht gebracht, eindeutig auf dem falschen Fuß erwischt, ging es
für Mayla wieder zurück in das Tal zwischen den Dünen. Sich überschlagend, eingewickelt in den
roten Umhang der Armee. Der Speer blieb einfach stehen, wie ein Fahnenmast, fast auf der Spitze
der Düne, ein wenig zur Seite geneigt durch die plötzliche Bewegung. Viel mehr liess der Räuber
der Wüste von seiner Beute auch nicht zurück, zog den Körper in den Sand um die Metallrüstung zu
knacken und die süsse Beute zu verspeisen, deren Blut den Sand färbte während sie zwischen den Mandibeln des großen Käfers starb.
Menek'Ur.
Die goldene Stadt hatte sie verändert, hatte sie selbstbewusster gemacht.
Die Wüste bestrafte zu viel Selbstbewusstsein, zu viel unvorsichtiges Handeln.
Die Durrah gibt, die Durrah nimmt.