Der Duft von Pergament und Tinte

[Gemma Rosenthal]

Rückkehr

Der Wind schlug durch das rostfarbene Haar. Die Augen lagen stets auf dem Wasser. So lang war es her. Und doch so kurz. Wie konnten die Monde so schnell davon fliegen? Und nun war sie auf dem Weg zurück.
Ein tiefer Atemzug, um den Duft der harschen See einzuatmen, damit diese die Reste der Erinnerung von Staub, Pergament und Tinte verwehen ließ.
Die Gedanken flogen durch die vergangene Zeit. Die Ergebnisse einer schnellen Entscheidung. Hin und her im Chaos. Pflichtgefühl. Hoffnung. Enttäuschung. Wenn sie nun alles reflektiert, ist da Reue tief im Herzen? Vielleicht nicht ganz.
Ein eiskalter Ring legte sich um ihren Hals. Wie soll man den Ring nennen? Angst? Furcht? Scham?
Er konnte viele Namen tragen. Das Gefühl ändern würde es aber auch nicht.
Sie beugte sich leicht über die Reling.
Je mehr sie ihre Rückreise verzögern würde, desto schwieriger würde es werden zurückzukehren. Dies war eine Tatsache, die glasklar vor ihr lag.
Doch was wird sich wohl verändert haben? Sie hatte sich gewandelt und die Personen, die sie dort einfach zurückgelassen hatte, werden sich ebenso verändert haben.
Aber sie hatte sie alle ins Herz geschlossen. Deswegen wollte sie unbedingt zurück. Deswegen musste sie zurück.
Sie blickte zum näherkommenden Hafen. Und doch, da musste sie lächeln, bei den bekannten Umrissen der Häuser.
“Geehrte Familie Salberg, Ich kehre zurück.”
Worte im Wind geflüstert und wer weiß, ob der Wind sie wirklich davon tragen konnte. Doch der Frühling gebar die Veränderung und dieser Schritt sie entgegen.