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Eclipse / Twilight
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Eclipse / Twilight
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 26 Jan 2023 11:11    Titel: Eclipse / Twilight
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Rahal, Herberge zum roten Schwert - 26. Hartung 266


Mir wurde mal gesagt, du findest deine Wege, indem du deinen Füßen folgst. Ob das mit Schiffen genauso ist? Zumindest hätte ich vor einigen Wochen noch nicht damit gerechnet hier zu landen, nachdem die gebuchte Passage auch weiter in den Westen hätte führen sollen. Im Augenblick sehe ich das Unwetter, dass das Schiff dazu gebracht hat hier anzulegen jedoch als Möglichkeit.

Das Dorf mit dem klangvollen Namen Bajard erwies sich als recht idyllisch und gemütlich, doch war es nicht das, was mich eigentlich dazu brachte meine Heimat zu verlassen. Während mir dies bewusstwurde, musste ich auch an meinen Vater denken. Er wird den Brief bestimmt schon gefunden haben und nicht gerade glücklich damit sein. Allerdings versucht jeder das Leben für sich zu wählen, dass man sich wünscht. Mein Wunsch war es jedenfalls nicht geehelicht zu werden und als Zuchtstute für einen Mann zu enden. Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn Mutter noch leben würde.

Ich sollte aufhören mit solchen Gedanken. Was-wäre-wenn-Spielchen haben, noch niemanden geholfen. Es zählt nur, was ist. Gibt ja noch meine zwei jüngeren Brüder.

Im Bemühen meine verlorene Ausstattung zu ersetzen, führte mich mein Weg nach Rahal. Gerade als ich die Schmiede betreten wollte, war da auch die junge Frau von zuvor. Ich denke immer noch, dass ihr Essverhalten besser sein könnte, vielleicht wäre sie dann auch höher gewachsen? Wie dem auch sei. Der Schmied war kompetent und hatte gute Manieren. Ist nicht unbedingt selbstverständlich.

Der Schlüssel für eines der Gästezimmer hier, hat meine Entscheidung nun auch untermauert für eine Zeit zumindest hier zu bleiben. Abzuwarten ist, was kommen mag oder welche Wege sich noch auftun.

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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 28 Jan 2023 13:26    Titel: Synopsis / I kept trying to write
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Rahal, Herberge zum roten Schwert - 28. Hartung 266


Mittlerweile gibt es mehr Gesichter und Namen, die meinen Weg gekreuzt haben. Wie die Gäste in der Bajarder Spelunke gestern, der Reiter, der meine Mühen mit den Untoten so bewunderte oder der Teil der Miliz im Fischerdorf die den Brief entgegengenommen haben, den ich ja bringen sollte.

Ansonsten habe ich den ersten Schritt gemacht hier sesshaft zu werden. Nachdem ich hoffentlich bald die Bürgschaft mein Eigen nennen kann, will ich sehen, wie ich mich noch nützlich erweisen kann. Eine Vorstellung hätte ich schon, was der nächste Schritt ist, doch eines nach dem anderen.

Wie unterschiedlich Gerimor ist im Vergleich zu meiner Heimat. In manchen Teilen ist es nicht unähnlich und auf der anderen Seite dann wieder so offen und unverschämt. Andere Länder, andere Sitten heißt es ja auch. Es gibt noch einige Ecken, die ich noch nicht kenne oder besucht habe, steht aber noch gelistet in meinem Notizbuch.

Ansonsten empfinde ich es beruhigend, die Menschen zu beobachten. Es bringt mich auf andere Gedanken. Ich merke durchaus, dass die inneren Wunden sich gerade erst schließen. Nichts destotrotz möchte ich die Gegebenheit nutzen, zwei Briefe in die Heimat zu schicken. Einer ist für meine Familie bestimmt. Darin habe ich versprochen, dass ich eines Tages zurückkehren werde, dann wenn der Stolz gewichtiger sein wird als der Groll. Nicht eher. Spätestens dann hoffe ich, dass Vater erkennt, dass der selbst gewählte Weg der bessere für mich war.

Wäre der andere nur ein wenig einfacher.



~~~✥✥✥~~~

Nachdem sie die Schreibfeder zurück in das Tintenfass steckte, schloss sie das selbst erwählte Reisetagebuch und schob es beiseite. Der bereits fertig geschriebene Brief wurde sauber gefaltet und in ein Kuvert geschoben, auf dem die Adresse bereits verfasst stand.

Der zweite Brief stellte die junge Frau eben vor einer größeren Aufgabe. Die Mandelaugen ruhten mit tiefer Wehmut auf dieser einen Zeile. Mehr wollte und konnte sie nicht schreiben oder hätte gar sagen wollen.
Es würde auch nichts ändern, sie hatten klare Worte gewechselt vor ihrer Abreise. Vielleicht aber brauchte die Kriegerin einfach Ablenkung, um einige ruhige Gedanken fassen zu können. Selbst, wenn sie es gerade nicht zu formulieren vermochte, so wusste sie, dass es in ihrem Inneren ungesagtes gab, das raus wollte. Wer weiß wann das nächste Schiff dorthin aufbrach. Wenigstens war noch etwas Zeit bis dahin.

"Zu einem späteren Augenblick", murmelte sie zu sich selbst und riss sich los. Kaum, dass sie sich erhoben hatte, nahm sie einen tiefen Atemzug und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, bis sich die Finger im Haaransatz vergruben. "Aigooo", erklang ein lauterer, genervter aber auch irgendwie gequälter Ton, ehe die Arme wieder absanken und Byuli sich daran machte ihre Ausrüstung zusammen zu packen.

Der nicht beendete Brief blieb unbeachtet auf dem Tisch liegen, so dass die Worte, wenn sie jemand lesen könnte, klar zu erkennen waren...



(Du fehlst mir)


Zuletzt bearbeitet von Byuli Luan am 28 Jul 2023 07:41, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 03 Feb 2023 22:34    Titel: [Wind Flower / Get better day by day]
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Die Tage der Kriegerin bekamen immer mehr Regelmäßigkeit und mit jedem der zu Ende ging, lebte sie sich auch besser ein. Es gab Abende, da zog es sie nach Bajard zurück. An anderen hingegen genoss sie einen schlichten Spaziergang im Versuch, die Umgebung mit ihrer Flora und Fauna besser kennen zu lernen.
An einem von Ihnen hatte sie den Hort des Wissens für sich entdeckt. Eine Bibliothek erschien ihr den Umständen entsprechend genau das richtige, um den Geist zu zähmen und sich abzulenken.

Das Gebäude wurde betreten und die Kleidungsvorschriften für das Schuhwerk eingehalten. Leise näherte sie sich den ersten Regalen. Vor einem stehen bleibend, hob sie die rechte Hand und der Zeigefinger glitt sanft über die Buchrücken, bis sie abwechselnd eines herausnahm, aufschlug und überflog. Mit einem Kopfschütteln wurde die jeweilige Lektüre immer wieder zurück an ihren Platz geschoben. Der geschriebene Inhalt über Etikette und Werbeverhalten aus dem Osten, ließ sie dankbar dafür sein, dort zu sein, wo sie nun war.
Länger blieben die Bücher über Gesetze in ihren Händen. Einige hatten zwar schon eine ältere Jahreszahl, es schadete aber nie zu wissen was sich so verändert hatte. Gehörte auch zum Leben dazu, sagt man, diese Veränderung.
Nach den Geschichten und Legenden, schaffte es irgendwann das Buch mit dem Titel ‚Katzenratgeber‘ in ihre Hände. Im Verlauf des geschriebenen Textes kräuselten sich die Mundwinkel der blassen Frau immer wieder. Sogar ein offenes Auflachen war zu hören. Zumindest wusste sie nun, was sie als Katze zu tun hätte, sollte der Fall mal eintreffen.
Einige Regale später stand sie vor der Abteilung Kultur. Jene berüchtigten Regale mit Bilderbüchern, die man Kinderaugen vorenthält, wurden natürlich nicht ausgelassen. Röte zauberten sie keine auf die Wangen, war das ein oder andere darin so gar nicht unbekannt. Bei einer Zeichnung jedoch, hielt sie das Buch schief, zog die Brauen zusammen und murmelte ein irritiertes: „Wenn das so ist... wie kann das dann…?“

Einige Stunden später, wurden die Hort-Socken gegen die eigenen Stiefel eingetauscht. Aus dem Abendspaziergang wurde nun ein nächtlicher Rundgang. Byuli wählte die Route nach Düstersee, da dort die nächstgelegene Kutschenstation zu finden war. Ein angenehmer Weg wie sie empfand, der auch an der Küste entlangführte.

Kurz bevor sie die Kleinstadt betrat, hielt sie an der Sitzgelegenheit neben dem Sandstrand inne. Die Mandelaugen waren ruhig auf das schwarzblaue Wasser gerichtet, in dem sich das Licht des Mondes widerspiegelte. Ohne wegzusehen, machte sie einen Seitenschritt und nahm auf der Holzbank Platz. Es wäre mit Hilfe einer Laterne die passende Situation gewesen, um das Reisetagebuch zu füllen. Leider war beides in Rahal zurückgeblieben und nicht von selbst in ihren Tragebeutel gesprungen. Ärgerlich! Sie beschloss für sich, das nächste Mal besser vorbereitet zu sein.

Langsam nur löste sie den Blick, stand wieder auf und schenkte dem Boden interessiert mehr Aufmerksamkeit. Einige Wildblumen waren durch die frühlingshafte Witterung noch immer vorhanden. Überdies fand sie sogar eine kleines, weiß schimmerndes Windröschen. Ruhig blieben die Gesichtszüge, doch hoben sich die Mundwinkel. Die Kriegerin sank auf das rechte Knie hinab, streckte die Hand aus und pflückte die soeben entdeckte Anemone. Eine Pflanze, die gute Erinnerungen aus der Heimat weckte, denn auch solche gab es zu genüge.

Mit ihrer Beute erhob sie sich, drehte den Stil einige Male zwischen den Fingern und setzte ihren Weg zur Kutschenstation fort. Mit jedem Schritt dorthin, wurde die Vorstellung klarer, was ihr in ihrem Gästezimmer noch fehlte. Das wäre aber etwas, für einen anderen Abend.
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 11 Feb 2023 00:21    Titel: [Yes I Am / this side of me]
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Selbstreflexion ist etwas Gutes. Die gelegentliche Pflege dessen dient effektiv dazu sich seiner Stärken samt Schwächen bewusst zu werden. Müsste sie sich beschreiben, wäre Selbstbewusstsein, Lernbereitschaft und Geduld selbstverständlich eine Stärke, abgerundet von einer gesunden Portion Mut. Schwächen waren in jenem Moment inakzeptabel, woran auch keine Gedanken verschwendet wurden.

Die Sonne war erst vor kurzem über Rahal aufgegangen, wodurch der Himmel in einem rötlichen Licht erstrahlte. Byuli hatte die morgendliche Reinigung beendet und kleidete sich an. Gelegentlich glitten die dunkelbraunen Augen zu dem großen Spiegel im Schlafraum des Gästezimmers hin. Gezwungenermaßen musterte sie dadurch ihre eigene Gestalt in Etappen.
Körperlich gesehen, konnte man sie als schlank betiteln. Dazu feine Linien sich abzeichnender Muskulatur auf der straffen, gleichmäßigen Haut, war die Oberweite alles andere als üppig. Meist versteckte sie die femininen Linien unter einem lockeren Hemd oder einer gutsitzenden Weste. Die Kriegerin schätzte die Vorteile, bei der Brustpanzerung nicht auf Besonderheiten achten zu müssen. Passend zum Abschluss der eigenen Musterung, verschloss sie die letzte Schnalle der ledernen Tunika. Mit einem tiefen Atemzug hob sie eine Hand und fuhr sich durch den silbrig gefärbten Haarschopf. Ein leichter Ansatz von Tiefschwarz war bereits zu erkennen, doch war der Gang zum Barbier noch aufschiebbar.

Das nächste erfolgte hingegen ohne Verzögerung. Eine Stärkung musste her. Diese bestand oft aus Eiern, Schinken und etwas Brot. Nicht das, was sie von der Heimat aus kannte für die erste Mahlzeit des Tages, gleichwohl war es zweckmäßig. Bald aber würde sie sich doch mal Gedanken um eine richtige eigene Behausung machen, was jenes Morgenritual ändern könnte. Verspeist war das dargebotene in angemessener Zeit. Einige Münzen wurden neben dem leeren Teller abgelegt, der Wirt verabschiedet und die Taverne verlassen.

Vorbei an den gemächlich erwachenden Häusern der Stadt, ging es zielgerichtet zum Tempel weiter. Langsam die Stufen erklimmend, grüßte sie die Wachen wie es die Höflichkeit verlangt.
Im Inneren trat sie näher zum Altar hin, bis ungefähr zur Mitte des Gebäudes. Noch bevor sie sich verbeugte, sah sie sich um, ob jemand anwesend sei. Der willkommene Augenblick der Diskretion wurde sogleich genutzt. Langsam sank sie auf beide Knie hinab, legte die rechte Hand auf den Boden, knapp gefolgt von der linken die leicht die Fingerspitzen über jene der Rechten schob. In dieser Haltung beugte sie den Kopf hinab, bis die Stirn die Fingerknöchel annähernd berührten.
Als sie sich wieder aufsetzte, rutschten die Hände höher und verblieben auf ihren Oberschenkeln. Mit zu Bodem geneigten Blick sprach sie leise Worte: „Alatar, o Herr, gib mir die Kraft meinen Zorn wachsen zu lassen, auf dass er meinen Schwertarm stärkt. In dieser Woche habe ich meine Übungen vernachlässigt, was ich aufholen werde, denn bald darf ich meinen Teil dazu beitragen mich dem Schutz deiner Stadt zu widmen.“ Wie schon davor legte sie die Hände auf den steinernen Untergrund, beugt sich vor und sprach diesmal ein deutlicheres: „Für Alatar“. Gleichmäßiger Bewegung richtete die Kriegerin sich auf, drehte sich um und verließ den Tempel so geräuschlos wie möglich.

Einige Besorgungen später, war sie zurück in ihrem angemieteten kleinen Reich. Byuli schulterte den Rucksack mit der Ausrüstung, legte noch einen Beutel mit verschiedenem kleinerem Inhalt wie Proviant quer über den Oberkörper und brach auf. Am Abend würde sie zurückkehren, deutlich dreckiger, weniger gut riechend, dafür aber mit sowas wie Zufriedenheit, vielleicht auch Genugtuung in sich.


Zuletzt bearbeitet von Byuli Luan am 11 Feb 2023 00:35, insgesamt einmal bearbeitet
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2023 23:16    Titel: Absence / Leave me alone
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Jeder Mensch war einer Goldmünze nicht unähnlich und hatte zwei Seiten. Die derzeitige innere Beschaffenheit der Kriegerin, die sie anderen kaum zeigte, würde irgendwann zu einem Abschnitt der Vergangenheit werden. Einige Wunden neigen bedauerlicherweise dazu, gerne mal aufzubrechen, ehe die Genesung abgeschlossen ist. Zeit, so sagt man, sei zwar der beste Heiler, doch leider nicht der schnellste.

Es war wieder eine dieser Nächte gewesen. Sie lag wach, mit halb von sich gezogener Decke. Der rechte Arm war angewinkelt unter den Kopf geschoben, wogegen die linke Hand schlicht auf der Bauchdecke ruhte. Von jener Rückenlage aus starrte sie gerade hoch, begleitet von gleichmäßigen, tiefen Atemzügen, welche die Brust rhythmisch auf und absinken ließen. Erneut ein Traum solcher Art. Einer der sich so echt anfühlte, dass er kräftezehrend war. Abermals dieselben Gedanken, darüber hinaus die gleichen Fragen die dabei aufkamen.

Die Kriegerin beschloss, dass es wieder an der Zeit war. Sie setzte sich auf, zog die Beine an und stand aus dem Kreuzsitz heraus auf. Eine Laterne war schnell eingesammelt, entfacht über ein kleines Scheit, das sie aus dem Herdfeuer der Küche zog. Danach würde sie bestimmt den verdienten Schlaf finden.


~~~✥✥✥~~~


Rahal, Behausung im Osten der Stadt - 14. Eisbruch 266


Es ist ein paar Tage her, seit ich den letzten Eintrag verfasste. Viel ist passiert. Die größte Veränderung ist mein Umzug von einem Gästezimmer zu einem Haus in der Stadt. Meist geht es mir auch gut und bin beschäftigt. Manchmal merke ich aber auch, wie das Heimweh unter anderem zuschlägt. Das Leben ist begleitet von Wandel. Worte, die ich liebte zu hören, würde ich nun fürchten. Orte, die ich ungern aufsuchte, vermisse ich plötzlich. Die Situation weckt eine Seite in mir, die ich bisher nicht kannte. Ich hasse es, aber ich kann nichts dagegen tun, so scheint es.

Aufgrund des Traumes, der mich aus dem Schlaf riss, frage ich mich immer wieder, wie es ihnen geht. Ich vermisse sie. Sich an Menschen zu gewöhnen, bringt oft nur Nachteile mit sich.

Den Brief an meine Familie gab ich noch dem Kapitän der Dschunke mit, bevor es wieder aufbrach. Den anderen behielt ich in meiner Tasche. Ich habe ihn immer noch und bin noch nicht sicher, ob ich ihn je abschicken werde. Einen Moment dazu wird es bestimmt geben, wann er kommt, ist die andere Sache.

Morgen besteige ich selbst auch wieder ein Schiff. Zum ersten Mal seit über einem Monat, dass ich wieder dauerhaft von Menschen umgeben bin. Gerade dann, wo ich mich daran gewöhne, allein zu sein und tatsächlich anfange, es als etwas Gutes zu sehen. Der Anfang ist die Hälfte des Weges, sagt man bei mir zu Hause. Womöglich ist dieser Weg zu Wasser ein guter Auftakt.
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 18 Feb 2023 01:16    Titel: [easy / it's not an ordinary day]
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La Cabeza, ehemaliges Haus der Bruderschaft - 18. Eisbruch 266


Gestern konnten wir auf der Insel mit dem Namen 'La Cabeza' anlegen. Die Seeleute sagen Isla dazu. Ein klangvolles Wort für einen schönen Ort. Wie es oft ist, kann hinter einem schönen Äußeren viel Hässlichkeit verborgen liegen. Ganz gleich, was dort atmete oder in irgendeiner Form lebte, wollte das schlimmste für uns. Es war zweifellos zu erwarten, für eine Überraschung wäre ich aber offen gewesen.

Noch bin ich mir nicht sicher, was ich bevorzuge. Auf einer Insel zu sein mit Dämonen und blutrünstigen Tieren oder auf dem Schiff, mit Sirenen samt einem Kraken. Letzterer war wenigstens, im erschlagenen Zustand, ein hervorragendes Abendmahl. Wie erwartet, auch sehr frisch!
Das nächste Mal sollte ich jedenfalls meinen Gewürztiegel mitnehmen. Grundausbilder Melia hätte bestimmt seine Freude an der scharfen Paste.

Heute wird an den Beibooten gearbeitet, kann ich mir vorstellen. Ich frage mich auch, ob die Frau aus dem Käfig, die sie Mahu nennen, wieder zu Bewusstsein kommt. Was sonst kommen wird, weiß ich nicht. Eigentlich versuche ich vorausschauend zu sein, um mir verschiedene Szenarien vorzustellen, damit ich mich schneller anpassen kann. Über Magie, Dämonen und vielleicht auch Flüche konnte ich bisher noch keine Kenntnisse erlangen. Es wird gewiss eine Lebenserfahrung.

Was meine Reiselust angeht, ist diese nun gesättigt, fürs Erste. Kommen wir irgendwann wieder in Rahal an, sind längere Überfahrten für die nächsten paar Monate gestrichen.



~~~✥✥✥~~~

Kaum, dass das letzte Wort geschrieben war, wurde der kleine Federkiel mit dem Reisetintenfass ordentlich in der dazu passenden Holzschatulle untergebracht. Nochmal glitten die dunklen Augen über die verfassten Zeilen. Nachdem sie das Buch zuklappte, verstaute sie beides in dem kleinen Beutel, der auch haltbaren Proviant enthielt. Vor dem nächsten Wachdienst oder der nächsten Aufgabe wollte sie zumindest für ein wenig Reinlichkeit sorgen.

Die Kriegerin verließ die Notunterkunft in Richtung der nächstgelegenen Wasserquelle. Den Schild lehnte sie an eine Felswand, wonach sie auch den Armschutz löste. Sie sank befreiter auf beide Knie und beugte sich hinab. Kopf mitsamt Gesicht wurden großzügiger für die schnelle Katzenwäsche übergossen bis die Wassertropfen langsam an ihrer Haut herniederliefen. Das Gefühl der Abkühlung wie auch sauberer zu sein, veranlasste sie dazu einen tiefen Atemzug zu tätigen.

Während sie den Plattenschutz wieder anlegte, dachte sie an das Gespräch über den Hausstand nach. In der Theorie war es ein guter Gedanke, doch nichts für sie, wie sie feststellte. Vor einiger Zeit, unter anderen Umständen wäre das anders gewesen. Jene Tatsache entfachte einen Moment der Erleichterung. Langsam aber doch, kam die Veränderung. Irgendwann wäre der Moment wieder da, wo dies auch ihr Wunsch war. Nicht so, wie man es erwarten würde, dafür so wie sie es bevorzugte.

Mit leicht gehobenen Mundwinkeln erhob sie sich wieder, sammelte ihr Turmschild auf und ging zurück zu den anderen.
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 19 Feb 2023 22:32    Titel: Destiny / go on your own way
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Fort von dem, was man gewohnt ist oder woran man sich gerade gewöhnt, lässt erkennen, was man wirklich will. In dem Moment als sie wieder rahalischen Boden unter den Füßen hatte, wusste sie es ganz genau. Für den Anfang ein ausgiebiges Bad. Passend zu ihrem Wunsch gab es jenes öffentliche Gebäude in Rahal, wohin sie nach Dienstschluss eiliger aufbrach. Schweiß, Sonnenschein und Sand war nicht gerade eine Kombination, worüber ihre Haut erfreut war.

Die Kriegerin war am Ende genauso eine Frau, die auf ihr Äußeres achtete. Bereits während sie sich entkleidete, entdeckte sie Hautstellen, die sie später noch mit einer Salbe beruhigen würde. Dem Schmutz danach an einem Waschplatz mit Wasser sowie Seife Herrin werdend, spülte sie ihn zuletzt mit einer Schöpfkelle von sich. Dem großen Wasserbecken zugewandt stieg sie gemächlichen Schrittes in jenes.
Nachdem sie einmal komplett untergetaucht war, ordnete sie ihr silbrig gefärbtes Haar mit beiden Händen. An den nächsten Rand gelehnt, sank sie hinab, bis das Wasser auf Schulterhöhe war. Die Anspannung der letzten Tage fiel endlich ab.

Die Reise war anstrengender als sie davor dachte. Tief ausatmend legte sie den Kopf am Beckenrand ab, die Monolider halb senkend. Viele Gesichter erhielten einen Namen. Aus manchen Begegnungen könnten sogar dauerhafte Kontakte entstehen. Leider gab es jene scheuere Seite derzeit, die besser als alles andere gut im Weg stehen konnte. Sobald sie sich richtig eingelebt hätte, würde dies auch zu einem Teil der Vergangenheit werden. Insgesamt betrachtet waren es anspruchsvolle Tage für Körper wie Geist, es tat ihr jedoch gut. Was es für das alatarische Reich und La Cabeza bedeutete, war ihr dafür unklar.

Nach einer Weile entstieg sie dem Becken wesentlich erholter. Was sie auf jeden Fall noch Gedachte umzusetzen, war ein Besuch beim nächsten Barbier, da der Ansatz die natürliche Haarfarbe schon deutlich zeigte. Sie war augenblicklich noch nicht bereit jene Farbe, ein tiefes schwarz, wieder anzunehmen. Der Anblick im Spiegel erinnerte sie zu sehr an das, was geschehen war. Bisweilen möchte man sich seiner inneren Alternation eben auch äußerlich anpassen. Eine andere Art etwas hinter sich zu lassen.
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 20 Feb 2023 21:27    Titel: [Wind Flower / bloom again]
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Stärken können sich aus mancher Schwäche entwickeln, oft nach den Erfahrungen, aus denen sie gewachsen sind. Der Unterricht des Lebens ist dadurch ein stetiges auf und ab, doch nimmt man immer etwas persönliches für sich mit.

Sie hatte gerade die zwei Tuschezeichnungen an ihrem angedachten Platz aufgehängt, die Ennika so raffiniert verbildlicht hatte. Bei einem der beiden durfte sie sogar noch selbst zum Pinsel greifen, um ein Wort zu hinterlassen.
Seit ihrem Spaziergang vorbei an Düstersee wollte sie diese Pflanze in irgendeiner Form bei sich aufnehmen. Mittlerweile war es das eigene Heim geworden statt dem Gästezimmer, zudem keine lebendige Variante, die man wässern oder eben kunstvoll eintrocknen lassen konnte.

Ihre linke Hand schob sich in die Hosentasche, während sie zwischen den Bildern stehend, jene abwechselnd ansah. Müsste sie eine Pflanze nennen, mit der sie sich am ehesten identifizieren könnte, wäre das Windröschen ihre Wahl. Man sagt sie steht für Erwartung, Hoffnung, Enttäuschung und Vergänglichkeit. Ebenso wird sie mit Aufrichtigkeit, Wahrheit sowie unter anderem mit Verlassenheit in Verbindung gebracht. Der letzte Punkt nicht unbedingt konform mit dem, was zu ihr passte, hatten Worte meist mehr als nur eine Bedeutung.

Mit einem zufriedenen Nicken hoben sich die Mundwinkel. Die Kriegerin drehte sich um, die Räumlichkeiten musternd. Langsam wurde es immer wohnlicher. Bald schon war der Dachstuhl bereit, ausgebaut zu werden. Im oberen Bereich dann Raum für einen festen Schlafplatz, hielt sie es derzeit so, wie sie es aus ihrer Heimat kannte. Eine Fläche wurde nach Bedarf genutzt, nicht nach fester Einteilung, weswegen die Unterlegematte samt ihrem Bettzeug dort aufgeschlagen wurde, wo sonst nichts rumstand.

Nichtsdestotrotz fehlte es noch an einigem zur Ausschmückung. Eine organische Dekoration darüber hinaus, die am besten pflegeleicht wie auch genügsam war. Sofort dachte sie an Bambus, da konnte sie nicht viel falsch machen. Vielleicht könnte das holzige Gewächs eines Tages manchen Stellenwert der Windrose ersetzen. Womöglich mit ihrer Bedeutung besser zu Byuli passen. Sie würde jedoch nie vergessen, welche Aussagekraft die Anemone einst für sie hatte und welche Veränderung es bedeutete.




(Gedeihe)


Zuletzt bearbeitet von Byuli Luan am 28 Jul 2023 07:42, insgesamt einmal bearbeitet
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 03 März 2023 15:27    Titel: Starry Night / The moon is rising
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Bajard, Garten des torkelnden Ogers - 3. Lenzing 266


Der andauernde Frühling macht es mir möglich, die Abende draußen zu verbringen, ohne winterlich gekleidet sein zu müssen. Bald schon bricht die Zeit des Wurmmondes an. So wird er genannt, weil die Regenwürmer normalerweise beginnen im Boden zu erscheinen, die wiederum als Futter für andere dienen.
In meiner Heimat zumindest war er in ein leichtes Orange getaucht, ob es hier derselbe Anblick sein wird? Eigentlich ein grauenvoller Name. Meine Landsleute sind in manchen Angelegenheiten sehr pragmatisch, was die Namensgebung angeht.
Nachdem der Winter ausblieb, frage ich mich, wie sich das noch auswirken wird. Die Population der Tiere hatte genauso keine Zeit zu ruhen wie das Land selbst. Vielleicht habe ich mal die Möglichkeit, mich mit einem der Landwirte darüber auszutauschen.

Gerimor ist ohne Zweifel anders, das fällt mir jeden Tag auf. Menschen tragen ihre schlechten Angewohnheiten, Laster und Sünden recht offen zur Schau. Es kommt selbstverständlich auch immer auf den Blickwinkel mit der eigenen Einstellung an. Ich wüsste zumindest, was mein Vater als die Meinige bezeichnen würde.
Im Ganzen betrachtet, ist es allerdings auch jene Offenheit, die mir gefällt. Gelegentlich frage ich mich, wie die, die mir näher stehen reagieren würden, wenn sie wüssten, was noch hinter meinem Fortgang steckt. Ich weiß, dass es nichts ändern würde für sie, gleichwohl zögere ich.

Morgen öffnet Andarc erneut seine Tore für Kundschaft, wo ich vorhabe, hinzugehen. Der gesellschaftliche Aspekt wird diesmal überwiegen, weniger ein Einkauf der Grund sein, außer er ist mit der kleinen Aufgabe bereits fertig. Ein wenig erinnert er mich an meinen jüngeren Bruder, mit einem kleinen Unterschied, den wir dafür gemeinsam haben. Womöglich weckt das die große Schwester in mir. Irgendwie kann man nicht aus seiner Haut.

Ich sollte noch etwas essen. Es wird bestimmt wieder ein längerer Tag und mitten in der Nacht sein, wenn ich nach Hause aufbreche. Zu späte Nahrungsaufnahme kann dazu beitragen, dass die innere Unruhe wiederkehrt, die mich dann wachhält. Etwas, worauf ich verzichten kann. Nicht jeder Nachthimmel muss auch bewundert werden.


~~~✥✥✥~~~


Die Kriegerin legte die Schreibfeder ab. Als die Tinte getrocknet war, räumte sie alles in den Beutel, aus dem sie im Gegenzug ihre Verpflegung zog. Wie sie es öfter tat, beobachtete sie dabei die Reisenden und hing ihren eigenen Gedanken nach.
Während der letzten Tage stellte sie fest, dass sie mittlerweile akzeptiert hatte, was passiert war. Wie es dazu kam. In Wahrheit hatte sich bereits der erste Schorf gebildet, der die Wunde zusammenhielt und bald zur Vernarbung führen sollte. Doch wo das eine verschwindet, wird Platz für anderes geschaffen. Eine eigene Art von Kreislauf.
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 07 März 2023 13:16    Titel: Snow / Goodbye, in the end
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Der eine Tag, der wie ein Damoklesschwert über den Köpfen aller hing, war überstanden. Ein Sieg des Mutes wie auch Verstandes. Clericus Angerlohe hatte in seinem Aushang deutlich gemacht, dass jede Unterstützung an diesem Abend gewünscht wurde. Vielleicht ein Grund mehr, warum es für die Kriegerin gut war auf Gerimor zu bleiben, anstatt mit dem Schiff weiterzuziehen. Jeder und jede zählte, gleich wie stark oder schwach. Am Ende, ähnlich einem Schachspiel, brauchte es auch sogenannte ‚Bauernopfer‘, damit stärkere überleben konnten. Sie selbst hatte alles gut überstanden, ohne zu den Toten oder schwer Verletzten zu zählen.

Für den Augenblick konnten die tapferen Streiter Gerimors rasten. Auffallender erstreckte sich nun auch die Schneedecke über den Boden, womit das Land zur Ruhe gezwungen wurde. Entspannt saß Byuli an ihrem Esstisch, die Teetasse, von der sie bis eben noch getrunken hatte, vor sich abstellend. Zwar hatte sie das Reisetagebuch damit in Griffweite, doch nach Schreiben war ihr nicht. Im Gegenteil. Ihr Blick löste sich vom Fenster, sank hinab zur Tischplatte und verblieb auf dem Lederumschlag. Langsam schob sie die Fingerspitzen zu jenem hin. Ein Stück weit rutschten die Brauen zusammen, als sie ein Schriftstück hervorzog, welches eigentlich dafür gedacht war auf Reisen zu gehen. Es in beide Hände nehmend, dauerte es einige Herzschläge, bis sie das Versiegelungsband öffnete.

Ruhig glitten die Augen über die einst verfassten Zeilen. Erst am Ende atmete sie tief aus. Die gewählten Worte zu jenem Zeitpunkt waren richtig wie auch passend gewählt. Wäre ihr an diesem Tag danach gewesen einen Brief zu schreiben, wäre es anders geworden. Manche Entscheidungen, wie auch die Abschiede, die sie mit sich brachten, waren für immer.

Es hätte dir hier gefallen können“, nuschelte sie zu sich selbst, als sie das beschriebene Briefpapier erneut faltete. Mit einer gleichmäßigen Bewegung direkt aus dem Kreuzsitz heraus erhob sie sich, dabei griff sie nach ihrem Getränk. Während dem kleinen Weg Richtung Küchenecke, nahm sie den Rest davon zu sich. Wie erwartet, fand das schmutzige Geschirr seinen Platz im kleinen Spülbecken. Der niemals abgeschickte Brief wurde hingegen achtlos ins Herdfeuer geworfen. Futter für die Flammen, die es mit einem dankbaren Knistern verschlangen, bis nichts mehr übrig war.
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 09 März 2023 15:59    Titel: [Spider / can’t escape]
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Es war mitten in der Nacht. Die Kriegerin schlug die Augen zum Klang tiefer Atemzüge auf, die den Raum erfüllten, noch dazu die Stille brachen. Die Decke von sich zerrend, setzte sie sich deutlich schwerfälliger auf. "Aigooo..", entkam es ihr mit dem dazu passenden Tonfall, wie wenn sie etwas belästigte. Immer noch dabei ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen, hob sie beide Hände an und fuhr sich über das Gesicht. Einer der seltensten Träume, doch waren solche beinahe die schlimmsten.

Byuli verlies ihren Schlafplatz, danach wechselte sie den Raum zur Gänze. Vor der kleinen Waschschüssel angekommen, goss sie kaltes Wasser vom Krug daneben ein, ehe sie nach einem Leinentuch griff, um es unterzutauchen. Mit einer festen Drehbewegung entließ sie so viel des kühlen Nass wie möglich, bevor sie jenes erst über ihr Gesicht, im Anschluss zum Nacken führte. Gedanklich immer noch in ihrer persönlichen Traumdeutung gefangen, wollten die Bilder einfach nicht weichen. Eine Situation, als wäre man im Begriff ein Gemälde mit den eigenen Händen zu malen.

Ganz gleich welche Stunde geschlagen hatte, sie wollte sich dazu zwingen zur Ruhe zu kommen, weswegen sie wenig später in den Verwinkelungen unter Varuna umherwanderte. Je weiter sie vorankam, desto näher gelangte sie zu dem Ort, an dem Nester verschiedenster Spinnenarten vorkamen. Sie mied es hinabzusteigen, so sie konnte. Die Begegnungen mit ihrer Königin blieben in bester Erinnerung.

Nachdem es einen stillen Augenblick gab, nutzte sie die ihr gegebene Frist für Beobachtungen. Zum Rand der Steinbrücke gelehnt, sah sie hinab und betrachtete die zu groß geratenen Tiere genauer. Verglichen mit ihrem sonstigen Verhalten, machten sie einen ruhigeren Eindruck.
Wie unterschiedlich das Leben doch sein konnte. In ihrer Heimat gab es sogar Regionen, wo die Spinne für ein gutes Omen gehalten wurde. Lässt sie sich am Faden herab, bedeutet es ‚Glück kommt von oben‘. Als sie diese Erfahrung mal mit den größeren Exemplaren am eigenen Leib erlebte, empfand sie es mehr wie ein Unglück. Jedenfalls weckte dieser Augenblick nicht ihren Bedarf daran, in achtbeiniger Umarmung ein Ende zu finden, während sie in viel zu viele Augen sah.

Ihre Gefasstheit war dank dem Streifzug wiederhergestellt. Für den Moment auf jeden Fall, auf Dauer wäre das jedoch keine Lösung. Mittlerweile hatte sie Verpflichtungen wie den Dienst in der Garde, dem sie beiläufig mal in frühen Morgenstunden nachkommen musste. Zurück in ihrem eigenen kleinen Reich widmete sie sich noch einer schnellen Körperpflege, bevor erneut versucht wurde Schlaf zu finden.

So musste es den Opfern der schwarzen Witwe gehen. Im Netz gefangen, wohl wissend, was sie erwartete. Zumindest erkannte die Kriegerin, was sie zu tun hatte. Dazu gehörte auch erstmals, die Jagdgründe zu wechseln.
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 11 März 2023 20:13    Titel: Shutdown / then stop there
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Vereinzelt muss man das Gehirn zum Stillstand zwingen. Eine Möglichkeit dafür kannte sie gut, würde aber erst in Erfahrung bringen, wie es sich zu ihrem jetzigen Leben ergänzte. Von Rauschmitteln jeglicher Art hatte Byuli noch nie viel gehalten. Sie vertrat immer die Meinung, dass ein gewisser Schmerz etwas Gutes war, weil man ohne dem sonst nie wüsste, wie weit man gehen könnte oder wann alles wieder in Ordnung wäre.

Das erste Mal hatte sie jenen Ort aus Versehen gefunden, in der Annahme, es sei eine Taverne. Beim zweiten Mal ging sie bereits mit jenem Ziel dorthin, das Angebot anzunehmen. Man einigte sich auf einen Tag mit passender Uhrzeit.
Vom Küchenfenster aus zu sehen, hätte sie während dem Trocknen des Geschirrs die Aufmerksamkeit dorthin gelenkt, kam eine verhüllte Gestalt näher. Die Pünktlichkeit wurde also erfüllt. Ein Klopfen an den Haustoren riss sie jäh aus ihren Gedanken.

Später, mittlerweile hatte sich der Abend zur Nacht gewandelt, saß sie am Tisch der Teeküche ihres Dachbodens. Das Haar strähniger, ihre ordentliche Kleidung eingetauscht gegen ein einfaches Hemd, kombiniert mit einer lockeren kurzen Hose. Vor ihr lag aufgeschlagen der schriftliche Reisebegleiter, das Schreibzeug bereitgestellt.
Die Silhouette, die gerade aus dem Schlafzimmer schritt, verstaute noch einen gut gefüllten Lederbeutel und zog im Anschluss die Kapuze des Umhanges über.
Du weißt, wo die Tür ist. Solltest du etwas gestohlen haben, weiß ich im Gegenzug, wo du zu finden bist.“, sprach die Kriegerin mit ruhigem Klang, dabei wurde der Kopf mit einem fokussierenden Blick gehoben.
Vielleicht ist genau das ja meine Absicht? “, antwortete die hellere Frauenstimme mit hörbarer, lockender Art darin. Zu vermuten war auch ein Schmunzeln auf den Lippen, jedoch Aufgrund der Verhüllung in jenem Blickwinkel nicht eindeutig erkennbar. Sie wandte sich mit einer anmutigen Körperdrehung zum Abstieg hin, ohne ein weiters Wort zu verlieren.

Der Besuch verließ das Haus leise und unauffällig. Erst als die Eingangstür ins Schloss fiel, wurde auch die disziplinierte Haltung abgelegt. Gelöst lehnte sie sich an der verzierten Holzwand an, die Beine dazu in einen Kreuzsitz gezogen. Verschiedenes ging ihr durch den Kopf. Sie sah hinab zu dem Tisch, konnte sich aber nicht mehr besinnen, was sie eigentlich schreiben wollte. Was, wenn es mal jemandem in die Hände fällt? Etwas explizit auf Pergament zu verewigen, lag ihr daher fern.
Vieles konnte man einfach erkennen und sie versteckte an und für sich nichts, doch nur wenige sahen es auch. Bei jener die gerade ging, war sie von der Diskretion überzeugt. Bestimmt gäbe es auch mehr, worüber sie reden könnte, als jenes kleine, unbedeutende Ereignis.

Nachdem sie schon alles hergerichtet hatte, wollte sie zumindest das festhalten, was für sie am einprägsamsten war. Gleich danach schien ein längeres Bad genau das Richtige, den Geruch von ihrer Haut waschen, bevor sie sich später schlafen legen würde. Frisches Bettzeug wäre ebenso nicht abzulehnen.



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Rahal, Behausung im Osten der Stadt – 11. Lenzing 266


Eine Ausgabe, die sich nicht lohnt. Es ginge ja auch anders.
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 20 März 2023 13:07    Titel: [Antifragile / Defining me]
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Das Licht des Mondes bleibt so gut wie unverändert, obwohl der Himmelskörper selbst in anderem Farbton erstrahlen kann. Genug Platz für Dunkelheit ist ungeachtet dessen vorhanden. Am Tage sieht es hingegen anders aus.

Gegebene Zeit nutzte Byuli gerne für gelegentliche Runden auf dem Übungslauf vor Rahal. Ihr Körper, nunmehr gewöhnt an die Rüstungsbedingungen die auf Gerimor als Maßstab galten, nahm mittlerweile ebenso die dazu passende Waffenführung als natürlich an. Zur Stärkung der Muskulatur bevorzugte sie, ihre Kettenrüstung aus dem lilafarbenen Metall zu tragen, die sich auch gut unter Stoff verstecken ließ. Die blondierten Haare, grob mit den Fingern geordnet und zurückgekämmt, wurden danach strenger zusammengebunden. Nach einem tiefen Schluck aus dem Trinkschlauch machte sie sich wieder auf den Rückweg. Wer genau hinsah konnte am Glanz ihrer Haut die Anstrengung von zuvor erkennen, doch Eitelkeit belastete sie in diesem Zustand weniger.

Tatsächlich gab es sonst ebenso nichts, dass groß betrübte. Derzeit sah sie dem 24. Tag des Lenzings entgegen, an dem sie einige Vertraute und Bekannte zu einer Zusammenkunft geladen hatte. Einen ersten Gast begrüßte sie bereits in ihrem Heim, unerwarteter Weise. Von all jenen Personen, wo die Möglichkeit bestand, war jene die, wo es am wenigsten zugetraut wurde. Es bestätigte wieder die kürzlich gemachte Erfahrung der Kriegerin, das weniges so kommt, wie man es erwarten würde. Insgesamt dafür ein angenehmer Abend mit einem guten Gespräch sowie einer abgeschlossenen Aufgabe. Wogegen sie sich mit einem Versprechen verpflichtete. Nachdem sie noch einige Besorgungen für ihre Gäste erledigen wollte, könnte sie sich dem ebenfalls bald annehmen.

Zu Hause angekommen, führte der erste Weg üblicherweise in die Küche. Nach der Verausgabung gierten die Muskeln nahezu nach Nahrung, um wachsen zu können. Einer der Vorteile, wenn man alleine lebte, man hatte Ruhe, wann immer man sie brauchte und musste sich nach sonst niemandem richten. Der Nachteil dafür, dass man viel zu viel Zeit hatte den eigenen Gedanken und Ideen zu folgen. Einer von jenen führte dazu, dass sie für später eine Flasche Färbemittel vorbereiteten wollte. Die anderen ließen die letzten Wochen Revue passieren.

Verglichen zu ihrem alten Leben, bemerkte sie, dass sie sich reservierter verhielt, was nicht unbedingt beunruhigte. Lag bestimmt an der Anpassung die stattfand, selbst wenn nicht alle Eigenheiten wie auch Gepflogenheiten abgelegt werden konnten. Ganz gleich welche Entwicklung es gab, das Kernelement eines Menschen war nicht abzuwandeln, nicht mal, wenn man es versuchte.


Zuletzt bearbeitet von Byuli Luan am 20 März 2023 15:44, insgesamt einmal bearbeitet
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 25 März 2023 13:37    Titel: [Power / We become stronger]
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Wachsende Freundschaften sind wie eine Jungpflanze. Es ist nicht selbstverständlich, dass sie heranreift, es braucht je nach Sorte viel Pflege und Hingabe. Umso wertvoller wird es empfunden, wenn der Setzling irgendwann zu einem prächtigen Gewächs gedeiht, wonach man die Früchte oder Blüten dessen bewundern kann. Würde sie ihre Gäste vom Vorabend mit jeweils einer Pflanze vergleichen, könnte sie mit Stolz wie auch Freude im Herzen auf einen glanzvollen Garten blicken.

Eines dieser Gewächse befand sich gerade noch in ihrem Schlafbereich, tief und fest in Morpheus Armen verweilend. Ihm zugunsten stand sie gerade in der Küche. Ein Gericht aus ihrer Heimat für den Morgen nach einer feucht fröhlichen Nacht, bestehend aus Knochenbrühe, Kohl, Rettich, Frühlingszwiebeln und Bohnensprossen, sollte ihm später helfen gegen mögliche Kopfschmerzen anzukämpfen. Meist vermied sie es selbst den Kochlöffel zu schwingen, konnte es aber, wenn sie wollte. Es gab sogar Speisen, die ihr leicht von der Hand gingen, doch bevorzugte sie jedem zu berichten, sie wäre miserabel mit ihren Kochkünsten.

Er war vermutlich derjenige, der die Suppe am nötigsten hatte. Alle anderen wirkten noch recht frisch als sie gingen, wenn auch weniger gesichert mit ihren Schritten. Das Trinkspiel hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Wie erhofft, diente es dem Kennenlernen untereinander. Selbst die schärferen Speisen wurden besser angenommen als zunächst geschätzt. Natürlich kam es erwartungsgemäß zu einigen Überraschungen, vielen Lachern sowie Tiefsinnigkeit, besonders als die Wirkung der Getränke nachließ. Dennoch war der danach gefundene Schlaf wieder ein leichter, weswegen sie früher als gewünscht aufwachte.

Während die Brühe vor sich hin köchelte, wandte sie sich ab, um das Mitgebrachte von Mairi, Ennika, Shiriel und Nika zu betrachten. Sie freute sich über jedes, obwohl es genauso die Verlegenheit in ihr weckte. Byuli wollte nie jemanden etwas schuldig bleiben, besonders gütige Großzügigkeiten nicht. Sofort kam ihr ein Gedanke, wie sie dies am besten bewältigen wollte. Langsam hoben sich die Mundwinkel, die Gaben wegräumend, bis sie später einen Platz dafür suchen wollte. Gleich danach nahm sie den Kochtopf vom Herd, richtete eine ordentliche Portion mit Fleisch auf einem gesonderten Teller an. Dazu noch eine Tasse Tee! Fertig war das Katerfrühstück für den Bajarder Heilkundigen.

Für die nächsten Tage nahm sie sich fest vor, einige ihrer Freunde und Handwerker aufzusuchen. Auf das sie bald die Freundlichkeit der anderen begleichen konnte, ganz im Sinne des 9. Gebotes.
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Byuli Luan





 Beitrag Verfasst am: 06 Apr 2023 20:53    Titel: [Spit it out / Set a fire]
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In jedem brennt ein Feuer oder auch eine Obsession für die verschiedensten Feinheiten des Lebens. Ist der Brand jedoch mal erstickt, entlockt man den gleichen Holzscheiten keinen weiteren mehr. Es braucht eine Kombination bestehend aus einer angemessenen Menge Brennmaterial, dazu Hitze wie auch Luft, besser gesagt den Sauerstoff darin, von dem es zehren kann. Mit den eigenen Interessen ist das gut zu vergleichen. Ist man ein leidenschaftlicher Bücherwurm, bräuchte es genügend Bücher, die dazu passende Neugierde, genauso wie zuletzt Ausdauer. Wie jedoch ist vorzugehen, wenn es an Lebendigkeit mangelt und man frische Flammen sucht?

Ihre Tage auf Gerimor waren mit einer Mischung aus Pflichtgefühl sowie täglicher Routine bestückt. Dir zu dienen, heißt sich in der Sprache zu schulen. Neben dem Geschick in der Rhetorik, widmete sich die Kriegerin natürlich auch ausgiebig ihrer kämpferischen Profession, die fraglos einen Lebensinhalt darstellte. Gelegentlich war sie mehr als bereit dazu, den Sprachschatz durch Schimpfwörter zu ersetzen, doch zum Glück verstand sie dann keiner so einfach.

Man könnte also sagen, der Geduldsfaden riss äußerst selten. Die Zahnräder im Kopf dagegen waren mehr gefordert als sonst.




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Grenzwarth, Schreinereck von Ennika - 6. Wechselwind 266


Vorhin hatte mich Naemi gefunden und mit hierher genommen. Außer uns ist auch ein Ehepaar hier, dass Möbel bestellt. Die Frau wirkt ein wenig zu schwanger, sieht nahezu ungesund aus. Gerade erkenne ich den Vorteil darin, dass mir so eine Erfahrung erspart bleiben wird.

Ansonsten waren die letzten Tage recht gewöhnlich. Die Routine hat mich fest im Griff. Mir ist mehr als deutlich geworden, unter anderem wegen dem letzten Gespräch am Bajarder Lagerfeuer, dass ich mich verändert habe. Ich weiß nicht, ob es bleibt oder wieder anders wird, aber es scheint, als hätte ich einen Teil meiner Empfindungen eingebüßt verglichen zu vor meiner Abreise.

Vielleicht sollte ich mich an etwas unbekanntem versuchen. So wie Naemi es nun mit dem Bogenschießen versucht. Irgendwie weckt das aber auch Sorge um meine Gesundheit. Ein Rückenschild wäre von Vorteil, wenn ich sie mal mitnehme. Das Gespräch zwischen Ennika und Naemi lässt meine Skepsis auch nicht weichen, doch Mut wird belohnt, heißt es.

Also werde ich die Tage mal sehen, wofür mein Geist noch brennt.


Zuletzt bearbeitet von Byuli Luan am 07 Apr 2023 16:11, insgesamt 2-mal bearbeitet
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