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Die Insel des Lichts
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Igvarr Wikrah





 Beitrag Verfasst am: 17 Jan 2023 19:42    Titel: Die Insel des Lichts
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Lysaejar

Das Signalfeuer von Lysaejar leuchtete hell in der Dunkelheit, um zu weisen und zu warnen, so, wie es schon immer gewesen war. In der alten Zeit hatten viele nichtsahnende Seeleute an den scharfen Klippen vor der Insel ein nasses Grab gefunden. Heute geschah das dank des Leuchtturmes nur noch selten. In ruhigen Nächten beobachtete Igvarr oft, wie er seine Strahlen weit über den Ozean hinauswarf und die Wellen unter ihm beleuchtete. Leider waren die kalten, eisigen oder verregneten Nächte stets in der Überzahl gewesen.

Die Halbinsel Lysaejar war ein Ort, der vor Leben nur so strotzte, und den man vermutlich als Paradies auf Erden hätte bezeichnen können. Zumindest, falls man eine Möwe war. Oder ein Fisch. Vielleicht galt das auch für Seehunde, jedenfalls aber nicht für Igvarr, der es gerne etwas grüner gehabt hätte. Auch mochte er es nicht, wenn ihm die Gischt die Kleider durchweichte. Sein Dah Kadall und seine Mah Etta taten es aber den Seehunden gleich und trotzten Wind, Sturm und Einsamkeit mit einer Hartnäckigkeit, die den zerklüfteten Felsen ihrer Heimat in nichts nachstand.
Das Feuer war Ihm und den Seinen, vornehmlich aber seinem Dah, Bürde und Pflicht. Der war stolz auf seine Arbeit als Feuerhüter, auch wenn sie Ihn zu einem Leben abseits des Clans zwang und ihn, gerade im Winter, zur Einsamkeit verdammte. Dann kamen nicht einmal die Fischer her. Erst recht kamen aber keine verirrten Wandersleute, mit denen sich die Gespräche, gerade für Igvarr, besonders lohnten. Die hatten zumindest etwas zu erzählen, das über Aal und Krabben hinaus ging.

Kurz: Man lebte hauptsächlich allein und nur die regelmäßigen Lieferungen an Brennholz, Torf und Talg zeigten an, dass schon wieder ein Monat vergangen war. Hin und wieder gingen sie ins Dorf, sein Dah trank zu viel am Feuer, seine Mah wurde wütend und der Haussegen hing für den nächsten Monat schief. Manchmal bekam er kleine Geschenke. - Ein Messer, einen schönen Beutel. Einmal brachte sein Vater ihm in einem Anflug von Sentimentalität eine kleine Flöte, und zeigte ihm sogar, wie man darauf spielte, und die unerwartete Zuwendung hatte ihn gewärmt wie ein warmer Sonnenstrahl an einem kühlen Herbstmorgen. Das Instrument war daraufhin zu seinem ständigen Begleiter geworden.

Als Welpe hatte Igvarr ihr Leben nicht verstanden, hätte lieber zahlreiche Freunde zum Spielen und Raufen gehabt und wusste auch sonst nichts von Stolz und Tugend, außer, dass sie ihn zu Dingen zwangen, die er nicht mochte. Er hatte eine vage Vorstellung davon, dass seine Eltern Ihn und auch einander liebten und dass sie wie ein kleiner Teil von etwas Großem waren. Und dass das Feuer brennen musste, war ohnehin eine Gewissheit. Schreckliches geschah, wenn es nicht brannte. Dafür lohnte es sich schon, einen Schnupfen zu bekommen.

Einmal hatte er den Fehler gemacht, seinen Dah zu fragen, warum er der Wärter des Feuers war und nicht sonst jemand, wo er doch offensichtlich unter seinem Los litt. Nie hatte er gesehen, dass sich einer seiner Clansbrüder bei ihm für die wichtige Arbeit bedankt hatte. Im Dorf begegnete man Ihnen mit Respekt und Gastfreundschaft, aber nicht mit Hochachtung und behandelte sie dann doch wie Sonderlinge. Und dennoch entzündete er jeden Abend aufs Neue das hohe, rauchende Feuer und unterhielt es die ganze Nacht, ganz gleich, was das Wetter brachte. Auf die Frage hin war Kadall wütend geworden. Eine Antwort hatte er nie erhalten, außer der, dass seine Mah Igvarr in Schutz genommen und getröstet hatte.
Am nächsten Tag hatte Etta ihm vom Weg des Wolfes erzählt und davon, dass ein Rudel zusammenhalten musste. Sie sprach von der wilde Treue und dem unnachgiebigen Mut, der in den Herzen dieser Tiere brannte und davon, was es bedeutete, Teil von etwas größerem als man selbst zu sein. Und sie hatte ihm versprochen, dass er bald mehr lernen würde. Igvarr, der eine gute Geschichte stets geliebt hatte, hatte sein Herz da schon einmal an die Heldensage von Thrail Sturmsohn verloren. Und so wartete er voller Neugierde.

Und dann war der Skalde gekommen. Wenn Igvarr heute zurückdachte, dann erinnerte er sich zuerst an die Stimme des alten Mannes. Sie glich einem leisen Grollen, wie das ferne Donnern eines Sommergewitters. Seine Augen waren so dunkel gewesen wie die Schatten, die in den Ecken des Leuchtturmes lauerten, und sie schienen direkt in die Seele des Jungen zu sehen, der vor ihm am Boden gesessen und gebannt gelauscht hatte. Und er hatte endlich zu verstehen geglaubt, wer sie waren und warum. Vor allem aber hatte er begriffen, dass sein Vater ihn all das, was er noch lernen musste, nicht lehren konnte.

„Was weiß ein Mann, der mit Möwen lebt, schon vom Weg des Wolfes?“ hatte er ausgerufen, aber der Alte hatte nur gelacht und den Kopf geschüttelt. „Mehr, als du glaubst.“ Und dennoch war in ihm an diesem Tag die Saat eines Entschlusses gekeimt, die nun ganz allmählich heranreifte. Es begann damit, dass aus seinem Flötenspiel eine Obsession wurde, die auch nicht abebbte, als ihn der Vater mit dem Instrument aus dem Haus verbannte. Genährt wurde sie von den Geschichten, die er an den Feuern des Dorfes aufsaugte, wann immer es ihn dorthin verschlug. Und schließlich kam, was kommen musste: Als er zu einem jungen Kerl herangereift war, wurde Lysaejar ihm zu klein.

Sein Dah hatte es mit Fassung genommen. Er hatte vor langer Zeit akzeptiert, dass sein Sohn das Handwerk nicht fortführen würde. Seine Mutter hätte wohl eine Träne vergossen, aber das frühe Grab, in das man sie da bereits gebettet hatte, tat das nicht. So sorgte er für die Tränen. Und dann hatte er auf dem nächstbesten Schiff angeheuert, von dem er sich eine Passage an den einzigen Ort erhoffte, an dem er alles, alles lernen konnte, was es zu wissen gab.
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