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Khazims Geschichte(n)
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Khazim Yazir





 Beitrag Verfasst am: 27 Dez 2022 18:57    Titel: Khazims Geschichte(n)
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Wo beginnen?
Nennt mich Khazim… nein.
Der Menekaner in Schwarz floh durch die Durrah, und der Janitschar folgte ihm… nein.
Manche Leute sagen, ein guter Anfang ist das Wichtigste für eine gute Geschichte. Manche Leute sagen auch, eigentlich gäbe es nur eine Handvoll Geschichten, die sich immer und immer wiederholen, immer und immer im neuen Gewand. Ich aber sage euch, dies ist meine Geschichte, und sie beginnt genau hier.

Unter dem sternenbehangenen nachtkalten Himmel der Durrah, irgendwo in den Dünen, fernab jeder menschlichen Siedlung. Sie beginnt mit einer Natifah, die schreit und Flüche ausstößt, welche einen der außerhalb des Zelts in banger Erwartung harrenden Anaan’s Durrah schaudern lässt. Bei Eluive, nie hätte er erwartet, dass seine Rani solche Wörter kennt, geschweige denn je äußern würde. Doch hier und heute sei es ihr gestattet, hier und heute sei ihr alles gestattet. Und dann erklingt er, hell und klar, der Schrei in der Nacht. Die anderen Männer im Kreis nicken einander wissend zu.

Fünfzehn Jahre später, wiederum in der ewigen Durrah, diesmal unter dem erbarmungslos strahlenden Auge Lamis‘.
„Khazim, Khazim, hör auf im Schatten zu dösen und komm her, oder willst du deiner Mutter Schande machen?“
Der so Gescholtene erhebt sich und verlässt den kühlen Schatten des Zeltes, in dem er jedoch nicht gedöst hatte – oh nein, ganz gewiss nicht. Nicht heute. Denn heute ist sein fünfzehnter Geburtstag und er weiß, was das heißt. Gemäß dem Brauch seiner Sippe wird der Älteste, den jeder nur Maleem – Meister – nennt, ihm heute offenbaren, welche Rolle er ab heute in ihrer nomadischen Gemeinschaft einnehmen wird. Abeer Eluv, wird man ihn den Umgang mit Säbel und Bogen lehren, ihn zu einer Karawanenwache machen wir seinen Freund Abdul, der nur wenige Wochen älter ist? Bitte, oh Allmutter, nur kein Schneider, nur nicht bei der griesgrämigen Yashemine lernen müssen!
Das „Yalla yalla“ seines Vaters holt Khazim sofort zurück ins Hier und jetzt. Schützend die Hand vor die Augen haltend tritt er ins helle Licht des Tages, braucht einen Augenblick, die beiden vor dem Zelt Wartenden zu erkennen. Es sind seine Eltern, natürlich, teilen ihm seine Augen kurz darauf mit, was sein Verstand schon wusste, immerhin ist dies Tradition. Zusammen legen sie schweigend den kurzen Weg zum Zelt des Maleem zurück. Schweigend bleiben die Eltern zurück, schweigend streift Khazim seine Sandalen ab und betritt erneut das Halbdunkel eines Zelts, in dem es nach würzigem Wasserpfeifenkraut und starkem Mokka duftet. Aufregung lässt den Jungen erschaudern, dieser Teil des Rituals ist geheim, niemand darf darüber sprechen, was der Maleem einem hier offenbart, doch niemand hat je an der Entscheidung gezweifelt.

„Khazim, mein Kind, setz dich. Ich werde Dir nun offenbaren, welchen Weg Eluive für dich in unserer Gemeinschaft vorgesehen hat. Doch zunächst, da Du unter uns von nun an als Mann giltst, nimm von den Datteln und vom Mokka und zieh an der Wasserpfeife. Was mein ist, das sei dein, solang du Gast in meinem Zelt bist.“
Fast eine Stunde dauert das Gespräch zwischen Khazim und dem Maleem. Am selben Abend noch verlässt er das Zelt seiner Eltern und zieht mit seiner wenigen Habe zu Faysala und ihrem Zelt, denn diesem wird er für die nächsten sechs Jahre angehören. In ihrer Sippe von 38 mit ihren Tieren durch die Durrah ziehenden, gelegentlichen Handel treibenden Nomaden, tragen manche Familien den Namen Azeezah. Andere heißen Bashir oder Ifrey. Khazim ist ein Yazir, doch der Name bedeutet hier weniger als in der ihm nur aus Geschichten bekannten Stadt Menek’Ur, der Goldenen, dem Sitz des Emirs, so nah wie eine Fata Morgana hier in der ewigen Durrah. Hier draußen sind alle eine Familie, bei den meisten Arbeiten vom Versorgen der Tiere bis zur Nachtwache hilft jeder mit, und doch hat jeder auch eine besondere Aufgabe, der er den Großteil seiner Zeit und Kraft widmet. Um diese an Jüngere weiterzugeben und für die ganze Sippe abzustimmen, gibt es die Zelte. Jedes Zelt hat ein Oberhaupt und über allen steht der Maleem. Faysalas Mann ist der Bruder des Oberhaupts im Zelt der Viehtreiber, darum wohnen sie hier – und nun auch Khazim. Doch er wird dieses Handwerk nicht erlernen, denn Faysalas Rolle ist eine andere.

Gleich am ersten Abend nimmt die Fünfzigjährige in beiseite und spricht mit ihrer warmen, melodischen Stimme:
„Ich freue mich, dass der Maleem dich als meinen Schüler berufen hat, Khazim. In vielen Fällen wird mein Handwerk einer Natifah gelehrt, doch will ich dir erklären, warum es ebenso wichtig ist wie das Handwerk des Säbelschwingers, des Schneiders oder Salzschürfers und warum du als Anaan’s Durrah dich nicht dafür schämen, sondern es vielmehr voll Stolz ausüben sollst. Der eine Grund ist hell und klar wie Lamis am Himmel – meine Lieder und Geschichten sollen für uns am abendlichen Feuer ein Quell der Freude, sein und uns daran erinnern, dass Eluive, unser aller Mutter, immer und überall mit uns ist. Doch gibt es einen weiteren Grund, verborgen wie die Tränen Eluives in den Bergen von Cantar. Hier in der Durrah leben wir mit dem Nötigsten und oft fernab unserer Brüder und Schwestern. Doch auch wir dürfen niemals vergessen, woher wir stammen, was unsere Bräuche und Sitten sind und welche Taten die Väter unserer Väter und die Mütter unserer Mütter leisteten. Dir, Khazim, ist es bestimmt, dieses Wissen zu bewahren, ihm neues hinzuzufügen, auf dass der Rum deiner Ahnen den Kindern deiner Kinder noch unvergessen ist. Wie du weißt, können wir uns hier in der erbarmungslosen Durrah nicht mit den Büchern belasten, in welchen etwa in Menek’Ur all jenes Wissen bewahrt wird. Doch ich werde dich lehren, es in unseren Liedern und Geschichten weiterzutragen, die allesamt Teil der einen großen Geschichte, Teil des einen großen Lieds unseres Volkes sind. Im Spiel der Instrumente und im Klang deiner Stimme wirst du dieses Wissen nicht nur bewahren, sondern mit deinen Brüdern und Schwestern teilen. Und schließlich wirst du selbst es sein, der dieser Geschichte, diesem Lied neue Kapitel und Strophen hinzufügen wird. Dies, Kahzim, dies bedeutet es, ein Barde vom Volk der Menekaner zu sein.“

Zwanzig Jahre später. Vor ihm die endlose Durrah, hinter ihm das Grauen, die Schreie, das Feuer, der Ruf seines Freundes Abdul:
„Flieh, Khazim! Reite nach Menek’Ur! Hol Hilfe! Räche uns!“
Das Klirren der Säbel und Sirren der Sehnen verklingt, der kalte Nachtwind lässt die Tränen auf seinen Wangen brennen, seine Sicht verschwimmen. So reitet er, tagein, tagaus, gönnt weder sich noch seinem Lama eine Rast, reitet das Tier zuschanden, sodass es verendet, kaum dass die Mauern der Goldenen Stadt am Horizont auftauchen. Ein letzter seine ganze Kraft beanspruchender Gewaltmarsch. Hier steht der Mann, nur noch mit dem bekleidet, was er in jener Nacht am Leibe trug, seiner Habe, viel wichtiger noch, seiner Sippe, Vater, Mutter, Frau und Freunden beraubt, an den Toren Menek’Urs. Hier sollen die wohnen, die wie er den Namen Yazir tragen. Werden sie helfen? Werden sie für und mit ihm Rache nehmen an diesem Schrecken der Durrah und seinen Schergen, die ihr eigenes Volk töten?

Nennt mich Khazim.
Der Mörder in Schwarz zieht durch die Durrah – doch wird es einen Janitschar geben, der ihn verfolgt?
Dies ist meine Geschichte. Und sie beginnt hier.
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