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Lichteinigkeit
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Joanna Jade





 Beitrag Verfasst am: 12 Okt 2022 16:37    Titel: Lichteinigkeit
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Opferberreitschaft


Das klingen von Schwert auf Schwert, von Klinge auf Schild, von Waffe auf Rüstung, das markant schmatzende Geräusch wie sie in Leiber eindringen, Schlachtrufe, Kriegsschreie, Stöhnen, jammern, letzte Gurgler. Sie liebte es, kostete jede Sekunde der Schlacht voll aus, und ergab sich ihrem Selbstsicheren Sieges und Blutrausch, gerade wieder beförderte sie einen „Feind“ mit einem tritt von ihrer Klinge mit einem selbstzufriedenen grinsen. So selbstsicher... nein, es war keine Selbstsicherheit, es war Arroganz, das sie den blick auf dem Schlachtfeld um sie herum wie so oft wenig Beachtung schenkte. Sie sah noch in ihrem Augenwinkel etwas auf sie zu rasen, sie riss herum, im selben Moment vernahm sie das surren eines Pfeiles der knapp an ihrem Kopf vorbei zog, und sie blickte in das mit einem Pfeil durchs Auge bestückten Gesicht eines Speerträgers, der vielleicht noch einen weiteren Schritt gebraucht hätte um ihr seinen Spieß in den Leib zu rammen. Während dieser zu Boden sackte, blickt sie schon in die andere Richtung, jene aus der der Pfeil gekommen war um in das grimmige Gesicht ihres Kommandanten zu blicken der sie nur anfauchte: “Bei Alatar, wenn ihr nicht aufpasst Soldatin, degradiere ich euch schon wieder zur Rekrutin, sofern ihr diese Schlacht überhaupt überlebt!“ Sie unterdrückte ein missmutiges brummen und ersetzte es durch ein knappes:“ Jawohl. Kommandant.“ Doch im Grunde hätte er genau so gut gegen eine Wand sprechen können, und das wussten sie wohl beide, im nächsten Moment wäre die Schellte schon wieder vergessen.

Klack.... Klack.... Klack Jeden schritt den sie die Treppen hinab tat, tat sie überlegt, und mit einer kleinen Pause. Sicherstellend das sie nicht gehört wurde, sicherstellend das sie alleine war, sicherstellend das nicht plötzlich ein göttlicher Blitz vom Himmel brauste der ihrer kümmerlichen Existenz ein Ende bereitet. Es waren nur leise Schritte, doch jedes mal wenn einer ihrer Schuhe die nächste Stufe berührte, war es für sie wie ein Donnergrollen. Es war wie das erste mal, als die die große Halle des Klosters des Lichts betreten hatte. Sir Beak hatte ihr gesagt, sie solle doch hin sehen. Sie hatte etwas mit sich gerungen... würde sie ob all der Dinge die sie in den letzten dreizehn Jahren getan hatte tot umfallen sobald sie die Schwelle übertrat? Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr hatte sie in der Armee des Reichs gedient, hatte Müttern ihre Söhne und Töchter, Kindern ihre Mütter und Väter auf dem Schlachtfeld geraubt. Gut, das hatten viele, mit dem großen unterschied das sie es nicht getan hatte weil sie an den einen, an die Sache, an das Reich glaubte. Nein, sie wollte einfach nur kämpfen, und nicht wie ihre Eltern ihr Lebtag als Fischerin zubringen, irgend einen hässlichen Dorftrampel heiraten, Kinder werfen und verbittert sterben. Wie hochmütig sie doch war, und nun war es zu spät um noch um Vergebung zu Bitten. Wie auch... Es tut mir leid das ich euren Sohn, Eure Tochter, euren Gatten, euren Vater, eure Mutter getötet habe, aber wir standen nun einmal auf zwei Unterschiedlichen Seiten in einem Konflikt. Und so nebenbei, ich habe nie an das geglaubt was meine Seite von sich gibt? Und so versteckte sie sich hinter einer Maske von übertriebener Selbstsicherheit und Humor der ab und an zu wünschen übrig lies.

Wie eine Furie kreischend stürzte sie sich Schild voran in die Schlachtreihe des „Feindes“. Man kann der beste Kämpfer, der erfahrenste Krieger und der nobelste Ritter sein, wenn die Schlacht tobt, die Massen um einen einbrechen, jeder Zentimeter Fläche mit toten und lebenden Leibern bedeckt ist stirbt die Taktik, stirbt die Kampfkust, stirbt das Talent. Es geht nur noch ums überleben, man schlägt auf alles ein was die falsche Farbe trägt und nicht vertraut wirkt, und ab und zu erwischt es schon mal einen der eigenen. Man sticht zu, schlägt zu, holt mit dem Schild aus, versucht den Feind von sich fern zu halten und gleichzeitg so vielen von ihnen wie möglich ein Ende zu berreiten. Überall Blut, Gedärme, Verwundete. Und sie mitten drin, und so sehr sie dies Heute zu ihrer Schande gestehen musste, damals.. liebte sie es. Dafür lebte sie, für diese Momente, denn in diesen Momenten fühlte sie sich wahrlich lebendig. Sie stand da, Blut tropfte von ihrer Klinge, Blut tropfte von ihrer Rüstung, Blut tropfte von ihrem Gesicht. Irgendwann in der Schlacht hatte sie wohl ihren Helm verloren. Ihr rotes Haar klebte teils durch das getrocknete Blut an ihrem Gesicht. Sie schnaufte aus und sah sich wirsch um. War die Schlacht vorüber? Zumindest soweit sie bemerkte, ihr blick wurde jedoch schnell von einem weiteren Kampfbataillon angehalten. Sie waren angehalten, anstelle weiter auf sie zu zu stürmen. Sie wollte sich schon nach ihrer Einheit umsehen um dann auf die angreifer zu zu rennen, als eine Schar Bogenschütze aus den reihen hervor trat, und begann Pfeile an zu legen. Panik machte sich in ihr breit. Sie versuchte aus zu machen ob sie den Feind noch erreichen würde, ehe die Pfeile abgefeuert waren, aber der abstand war zu groß. Es war nur eines was sie tun konnte. Wie das verängstigte kleine Mädchen das sie in diesem Augenblick war, und wofür sie sich in diesem Moment abgrundtief hasste, machte sie sich so klein wie möglich, und versuchte sich unter ihrem Schild zu ducken. Dieses eine mal hasste sie es, das sie so groß war und dem Drachenschild Vorzug vor dem Turmschild gab. „ SCHIEßT!“ Hörte sie hallend den feindlichen Kommandant rufen, kurz gefolgt vom Aufziehen mehrerer Bogensehen, dem schnalzenden Geräuschen als sie unzählbar viele Schüsse lösten. Sie schloss die Augen und sie hörte es, das schmatzende Geräusch von Pfeilen, die auf Fleisch trafen...


Ob der Jahreszeit war es schon recht Kalt in der Krypta. Als ihr letzter Schritt mit einem leisen doch für sie Ohrenbetäubenden „Klack“ das Ende der Treppe erreicht hatte, und sie glücklich das sie noch lebte keuchend ausatmete, konnte sie ihren eigenen Atem sehen. Ein kleines Hauchwölkchen entwich ihren Mund und verteilte sich rasch in der Umgebung und erstarb. Noch einmal atmete sie tief durch und rieb sich die Hände. Es war wenige Tage her, das Sir Beak ihr die Krypta gezeigt hatte. Der Ort an dem die Toten zu ihrer letzten ruhe gebettet wurden, und der Ort wo hinterbliebene ihnen Gedenken konnten. Und was sie Schlussendlich hier her führte war die Tatsache das sie nicht hier liegen musste. Man konnte für jeden der verstorbenen einen Kerze entzünden. Und in dem Moment war ihr klar was sie zu tun hatte. Nun, es gab wohl nicht genug Kerzen auf ganz Gerimor um für alle die direkt oder indirekt ihretwegen zu Schaden gekommen waren, aber was dies anbelangte hatte sie sowieso wenig Hoffnung je Vergebung zu erlangen. Seitdem er ihr gezeigt wurde hatte sie ihn kein einziges mal besucht, hatte es noch nicht gewagt ihn erneut zu betreten, und war mit den Hallen noch nicht so genau vertraut, doch sie wusste das die Kammer mit den Kerzen zu ihrer rechten war. Vergessen war der versuch so leise wie möglich zu sein und mit einem schnellen Schritt näherte sie sich der Kammer, um das zu tun wofür sie gekommen war, so schnell wie möglich. Sie wollte die ruhe der Toten nicht länger stören als irgend notwendig.

Kein Schmerz, nur Dunkelheit. Sie war sich sicher, sobald sie die Augen öffnen würde, und die Pfeile aus ihren Körper ragen sah würde der Schmerz kommen. Vielleicht hatte auch ein Pfeil ihren Kopf getroffen, und das war es nun. Dunkelheit auf ewig. Aber sie spürte immer noch die Verletzungen der Schlacht, das langsam trocknende Blut in ihrem Gesicht, gemischt mit Tränen der Panik. Zaghaft linste sie durch ihre Augenlider, es wirkte dünkler als gerade noch, waren die Pfeile gerade im Fall und brachen jeden Moment wie ein Hagel auf sie herab? Doch nichts. Eine Sekunde, zwei Sekunden.... Fünf... Zehn.... Jede Sekunde fühlte sich wie eine Ewigkeit, ein halbes Leben an, sie rang sich dazu durch ihr Augen zu öffnen. Es viel ihr etwas schwer das selbst ihre Augen von Blut verklebt waren. Auch wenn es ihr während der Schlacht nicht so viel vor kam. Und da war er, über ihr thronend, Wachend, die Arme von sich gestreckt , schützend vor sie gestellt mit dem Rücken, aus dem noch einige Pfeilspitzen ragten zu ihr. Doch sie musste nicht sein Gesicht sehen um zu wissen wer es war. Conner, ein Hühne von einem Mann, aber im Grunde noch ein Knabe von vielleicht 19 Sommern. Er war ein guter Mann, sofern man wenn man in diesem Reich überhaupt gut sein konnte, half den Menschen wo er nur konnte, war bescheiden, handelte stets überlegt und mit Rücksicht. Er war jemand der nicht lange im Reich überleben würde, soviel war ihr klar. Und irgendwie hatte der Junge als er in ihr Regiment kam einen Narren an ihr gefressen. Sie konnte es erkennen als er sie das erste mal ansah, der blick eines liebestollen Jünglings. Zu oft hatte sie ihn schon gesehen. Und er tat, was sie alle taten, zumindest die besseren von ihnen, kam mit romantischem Gesülze, versuchte sie mit Lautenspiel bei der nächtlichen Wache zu beeindrucken und so weiter eben. Sie blockte ab, sobald Gespräche in diese Richtung verliefen, sie hatte weder an ihm, noch an den Kerlen die vor ihm oder nach Ihm kamen Interesse. Und nun, stand er da... durchlöchert von Pfeilen, und sie war starr. Es war nicht richtig, nicht gerecht. Er war ein Guter Mann, ein Guter Mensch. Er sackte nach hinten, sie weiß nicht wie sie es getan hatte, sie hatte wohl einfach reagiert, sie hatte seinen Körper abgefangen und bette seinen Kopf auf ihren Schoß. Sein Körper war mir Pfeilen gespickt, seine Augen waren weit aufgerissen, ein Rinnsal von Blut an seinem Mund. Sie sah zu den Schützen, doch dort lagen nur noch Leichen, und etwas weiter dahinter ihr Regiment, das sich durch die Feinde metzelte, ohne sich noch einmal um zu drehen. Sie saß da, mit Conners Kopf auf ihrem Schoß, und alles woran sie denken konnte war, das es anders hätte sein müssen. Sie hätte es sein sollen die da lag, nicht Conner. Ihr tot wäre kein Verlust für diese Welt gewesen, nicht im geringsten, während sein Tot, ein großes Loch riss, den die Welt, war nun etwas dünkler geworden.

Eine weile lang besah sie die Kerzen die zur Entnahme bereit lagen, und entschied sich dann für eine Rote lange Kerze. Natürlich musste sie Rot sein. Sie stellte sie zu den anderen ehe sie ein Schwefelhölzchen zückte. Er war ein guter Mensch gewesen, und somit so vieles mehr als sie war. Ein Guter Kampf, und ein Gutes Bier, das war alles was sie interessiert hatte vor diesem Tag. Wie konnte sie weiter Leben, wo er für sie gestorben war. Wie konnte sie diesem Opfer jemals Gerecht werden? Es war an diesem Tag, auf diesem Schlachtfeld, von Leichen und Aasfressern umgeben, das es nur einen weg gab Conners Opfer zu ehren. Indem sie jeden Tag versuchte, ein besserer Mensch zu sein als sie es gestern war, auch wenn sie sich sicher war, das sie nie an ihn heran kommen könnte. Alleine wenn sie es schaffen würde nur halb so gut zu sein, so würde sie die Welt zu einem besseren Ort machen, Zumindest hoffte sie das. Mit dem angezündeten Schwefelhölzchen entzündete sie die Rote Kerze und murmelte leise:“ Ich danke dir, und, es tut mir leid...“ Sie schluckte schwer und lies offen, was genau ihr den leid tat. Es waren viele Dinge. Mit eiligen Schritten verließ sie die Krypta, eine brennende Rote Kerze hinterlassend.



Zuletzt bearbeitet von Joanna Jade am 28 Okt 2022 18:19, insgesamt einmal bearbeitet
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Joanna Jade





 Beitrag Verfasst am: 28 Okt 2022 18:14    Titel:
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De(mut)


Der bleierne Geschmack von Blut machte sich in ihrem Mund breit und das abtasten des Mundraums in ihrer Zunge verriet ihr das einer ihrer Zähne ausgeschlagen oder zumindest gesplittert war. Sie hoffe nur das es einer ihrer Milchzähne war. Da war sie, ein kleines Stück Elend links und recht fest gehalten von Zwei Jungs die mit ihr den Unterricht bei Meister Broar besuchten, und vor ihr, derjenige der den letzten Schlag selbst geführt hatte. Ortega. Im Grunde ein Paradebeispiel für die Bewohner dieses unbedeutenden Dorfes: Stumpfsinnig, Grob, widerlich und Hasserfüllt. Und er würde enden wie alle die in diesem Dorf groß wurden: Fett, Haarig, Einfältig. Das hörten sie nur leider nicht so gerne. Mit einem Ruck wurden sie von den beiden die sie bisher fest gehalten hatten in den Schlamm befördert, und sie konnte das arrogante grunzende Gelächter dieser drei besonders böswilligen Exemplare der Gattung Dörfler hören, und jeder Lacher bohrte sie ihr mehr ins Fleisch als dieser eine Schlag es hätte bewältigen können. Sie spürte den nassen Schlamm auf ihrer klammen Kleidung uns in ihren Gesicht, sie spuckte das Blut und den Zahn aus und sah mit Zorn erfüllten Blick hinauf zu ihrem Aggressor. Sie wollte ihm nicht die Genugtuung geben auch nur einen Funken von schwäche zu zeigen. „ Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich beim Unterricht nicht mehr blicken lassen, Jo. Deine hässliche fresse lenkt mich dort nur vom lernen ab“ Sie spuckte ihm nochmal einen roten Batzen vor die Füße. Sie machte sich bereit auf zu springen und so lange um sich zu schlagen bis entweder die Jungs im Dreck lagen oder sie selbst ohnmächtig oder Tot war, aber in ihrem Hinterkopf hörte sie Broars Stimme sie mahnen: „ Du weiß Joanna, sie wollen dich nur provozieren, wenn du zurück schlägst, macht du es nur noch schlimmer.“ So sehr sie diesen alten Mann bewunderte, genau so sehr hasste sie diese Stimme im Hinterkopf die sie so oft mahnte Dinge nicht zu tun, die sich so richtig anfühlten. Sie ballte ihre Fäuste und krallte tief in den Schlamm. „ Was willst du überhaupt beim Unterricht, du weißt doch genau so gut wie wir das du wie deine Mutter enden wirst. Verheiratet mit einem Fetten, Faulen Versager der es kaum zu stand bringt genug zu essen auf den Tisch zu bringen, bis du selbst wieder ein Kind raus drückst, und so geht der Kreislauf weiter, Fischergöre, nach Fischergöre.“ Grunzte Ortega Süffisant, sie dabei dicht über sie lehnend. Fischergöre..... Fischergöre.... Fischergöre... das Wort klingelte in ihren Ohren und hallte durch ihren Kopf, wieder und wieder und wieder. Sie hasste dieses Wort, und sie hasste die Vorstellung die Ortega von ihr hatte, und sie hasste Ortega, und sie sah Rot. Mit einer raschen Bewegung warf sie Ortega etwas von dem Schlamm ins Gesicht, ehe sie sich in einer schnellen Bewegung leicht aufrichtete und ihn ansprang, nur um dann schreiend wie eine Furie ihre Fäuste auf den Jungen hinab regnen zu lassen......

Wie immer in den letzten Wochen wurde erwachte sie zum sanften plätschern des Baches der vor dem Gästehaus des Klosters verlief. Einer der Gründe wieso sie dieses Zimmer gewählt hatte. Träge und immer wieder blinzelnd versuchte sie ihre vom Schlaf noch verklebten Augen zu öffnen, ehe sie diese mit einem leicht murrenden Geräusch mit ihren zu schwachen Fäusten geballten Händen befreite. Sie blinzelte erneut und sah zum Fenster, es war noch dunkel draußen, der Hahn hatte noch nicht gekräht. Sie war früh aufgewacht, auf so einen Tag hatte sie gewartet. Langsam erhob sie sich auf dem Bett und schlurfte einem Zombie gleich zu ihrem Fenster um es zu öffnen und kalte, morgendliche Bergluft in den Raum strömen zu lassen. Mit einem leisen keuchen streckte sie sich und atmete dann einmal tief ein und aus. Sie lehnte sich ins Fenster und blickte nach draußen. Schwingenstein im Morgen, es wirkte friedlich so wie meistens. Sie mochte diesen Ort, nicht zwingend eine Heimat, aber ein großer Teil ihres Lebens. Sie hatte eine Aufgabe gefunden, einen Sinn, und wenn man es so wollte auch Familie.. irgendwie. Die nächste halbe Stunde verbrachte sie damit sich frisch zu machen und her zu richten. Sie war nicht zwingend eitel, weit gefehlt, aber wenn sie das waschen frisieren und Zähneputzen weg lies hätte sie auch gleich im Morast bleiben können. Frisch gewaschen und eingekleidet kam sie wieder auf ihr spärliches Zimmer, ihr blick fiel auf einen der Kästen in dem sie sie aufbewahrte. Seitdem sie sie dort hinein gepackt hatte, hatte sie ihr keines Blickes mehr gewürdigt, hatte es tunlichst vermieden den Schrank auch nur zu öffnen als lege ein Uralter Fluch darauf der sie und alle um sie herum in den unvermeidlichen Abgrund reißen würde. Aber... wenn sie nicht vor hatte sie zu benutzen, hätte sie sie von Anfang an nicht kaufen sollen. Sie lies sich Zeit damit zum Schrank zu gehen,
Zeit damit ihn zu öffnen , als wäre tief in ihr der bittere Wunsch das ein plötzlicher Alarmschrei, ein Besuch oder ein Göttlicher Blitz eines Willkommen Ausrede sein würden es auf einen anderen Tag zu verschieben. Aber, es kam kein Schrei, kein Klopfen , kein Blitz, sie hatte den Griff des Schranks in der Hand und zog ihn auf, und wie als Wolle sie sie begrüßen stürzte ihr die Angel auch schon entgegen, also wolle sie ihr sagen, dies ist dein Schicksal und du kannst nicht entrinnen. Es war eine Meisterlich gefertigte Angel... soweit sie sagen konnte, sie hatte ihren Eltern diesbezüglich nie wirklich zugehört, aber von einem Meisterschreiner, erwartete sie eine Meisterarbeit. „ Ist ja gut.“ Meinte sie leicht genervt, Schulterte die Angel, griff sich einen vorbereiteten Kübel und verließ ihr Zimmer.

Sie bereute nichts! Der einzige Grund wieso sie nun da saß, mit gesenktem Kopf und mit gespielt reumütigen blick, war weil ihre Mutter ihr es geraten, oder eher Befohlen hatte, Auf ihrem schlichten Holzschemel in ihrem bescheidenen Haus neben ihren Eltern die mit besorgt entschuldigender Miene zu dem Mann und dem Jungen ihnen gegenüber blickten. Das Haus war schlicht, das Dach mal leck, mal repariert, die Betten einfache Strohlager, und auch wenn sich Mutter mühe gab , das sie meist den ganzen Tag am fischen oder kochen war , staubig und schmutzig. Im Winter pfiff oft der Wind durch die Dielen und im Sommer drang der Geruch von noch mehr Fisch vom Hafen ins Haus. Und dort waren sie, Ortega, der sich gespielt eingeschüchtert hinter den Umhang seines Vaters versteckte, einem einflussreichen Händlers im Dorf , der vor den dreien tobte. „ Ich bin mir sicher das der Bürgermeister sicher nicht erfreut darüber wäre zu erfahren wie eure Hexe von Tochter meinen Sohn verunstaltet hat!“ Verunstaltet... pha... er war sowieso schon hässlich gewesen und die zwei Ausgeschlagenen Zähne, die blauen Flecke und die aufgeplatzte Lippe machten da auch nicht mehr viel unterschied dachte sie sich. Und wenn sie ihr Vater oder ihre Mutter gewesen wäre, hätte sie bestimmt nicht zugelassen wie dieser aufgeblasene Gockel ihr Kind als Hexe bezeichnete, sie wäre ihn so schnell an die Kehle gegangen und hätte ihn mit einem tritt in den Hintern ins Hafenbecken befördert. Aber nein, von ihrer Mutter kam immer nur beschämtes wimmern und jammern und von ihrem fetten einfältigen Vater immer nur ein , Natürlich Herr, es tut uns leid Herr, wir bitten vielmals um Verzeihung Herr.“ Ihr kam die Galle hoch, aber sie riss sich zusammen.
„ Ich erwarte das ich auf eure nächste Lieferung Fisch einen guten Preis bekomme, beim Panther, für das was dieses Miststück angestellt hat solltet ihr mir eure nächste Lieferung Fisch umsonst überlassen“
„ Natürlich Herr, Ich verstehe Herr, wie immer ihr Wünscht Herr“
Sie kämpften so schon Woche für Woche ums überleben und da verschenkte ihr Taugenichts von einem Vater auch noch eine ganze Ladung Fisch. In ihr brodelte es, am liebsten würde sie aufspringen und dem alten Fettsack endlich mal die Meinung geigen, aber sie blieb Still.
„ Und sollte ich von meinem Sohn noch einmal erfahren, das eure Missratene Tochter noch einmal den Unterricht von Meister Broar besucht, werde ich diesen Vorfall sofort dem Bürgermeister melden. Sie sorgt dort für zu viel Unruhe und stört den Unterricht!“
„ Natürlich Herr, sie wird dort nicht wieder hingehen!“
SIE und den Unterricht stören?!? Sie war vermutlich die einzige die zu Meister Broar ging um etwas zu lernen und nicht weil sie ihre Eltern sie dazu zwangen. Ihren Eltern wäre es lieber gewesen wenn sie mit ihnen raus zum fischen fuhr, aber sie, sie wollte zu diesem Unterricht, sie musste zu diesem Unterricht! Er war der einzige Weg der Zukunft zu entgehen die da neben ihr saß. Ein Nutzloser, alter, fetter Vater und eine kläglich wimmernde Frau die ihr Schicksal akzeptiert hatte niemals etwas zu erreichen , und dort zu sterben wo sie geboren war. Das konnte nicht ihr ernst sein, das konnten sie nicht von ihr erwarten! Noch während Vater und Sohn mit einem süffisanten Selbstgefälligen grinsen die Hütte verließen , sprang Jo auf dabei den Hocker umwerfend und brüllte Richtung ihrer Eltern:“ Das kann nicht euer ernst sein! Ihr könnt mir nicht verbieten zu Meister Broars Unterricht zu gehen! Er selbst sagt ich bin eine der besten Schülerinnen die er je gehabt hat!“ All ihre Wut und Zorn entlud sich auf ihre Eltern, ihr Vater maulte zurück:“ Wenn er zum Bürgermeister geht , dann werden wir am Ende noch aus dem Dorf gejagt, und dann verlieren wir alles! Warum musst du auch seinen Sohn verprügeln?!?“ „Aber er hat doch angefangen! Und jetzt bekommt er genau das was er will!“ knallte sie sofort zurück. Ihr Vater wollte gerade wieder ansetzen, als ihre Mutter aufstand, sie blickte kurz zu ihm und machte eine beschwichtigende Geste, ehe sie sich ihr zuwandte. Sie beugte sich zu ihr hinab und meinte mit ruhiger Stimme, die eine wärme ausstrahlte die sie später nie mehr erfuhr: “ Ich weiß, du hast den Unterricht von Meister Broar gerne besucht, aber ich bin mir sicher ich werde dich auch einiges lehren können.“ Ein teil von ihr wollte ihr in die Arme fallen , sie umarmen und fest drücken, dich für ihr verhalten entschuldigen, sich dafür entschuldigen dafür das sie ihr Ärger und Sorgen bereitet hattet,doch dieser Wunsch ertrank in einem See aus kochend heißer Wut und sie brüllte ihr nur entgegen“ Was! Fische ausnehmen!? Kochen!? Putzen!? Darauf scheiße ich!“ Sie erinnerte sich an diesem Gesichtsausdruck, sie hatte ihn später noch einmal auf ihrem Gesicht gesehen. Ihr Gesicht so schon blass, weiß wie Kalkstein. Ihre Blauen Augen weit aufgerissen zu einem desillusionierten starren. Sie sah es nur einen Moment, einen kurzen Momentan in dem sie auch wieder ihr in die Arme Fallen wollte und sich tausend und abertausend male entschuldigend wollte, Doch sie wandte sich um, rannte zur Tür und nach draußen ins freie.


Sie war noch drei mal wieder in ihre Kammer zurück gekehrt, immer wieder abwiegend ob sie wirklich tun wollte was sie vor hatte zu tun. Nach dem dritten male hatte sie dann den perfiden Plan ausgeheckt die Angel in ein Leintuch ein zu schlagen und diese dann in ihrer Zweihandwaffen Scheide mit sich zu führen. Sie wollte nicht das Wendla oder sonst jemand sah wie sie mit einer Angel das Haus und Schwingenstein verließ, sie würde vermutlich Monde keine ruhe geben. Oder wenn Alicia sie zufällig traf, sie würde vermutlich mit fünfzigtausend Fragen gelöchert werden und eine würde sie weniger lieber beantworten als die nächste. Sie mochte Alicia, auch wenn sie ihr ab und zu zu viel wurde. Ihr mangelndes Taktgefühl, ihre mangelnde Geduld, ihre Tendenz sich in Dinge ein zu mischen sie sie nicht angingen... aber.. sie mochte sie. Irgendwie halt. Als sie das Gästehaus verließ folgte ihr blick kurz dem Bach der daran vorbei lief , zum kleinen Teich der am Ende lag, natürlich war es eine Option gewesen sie dort aus zu werfen, aber dann hätte sie sich die ganze Heimlichkeit auch gleich sparen können, und sie könnte jedem mit einem freundlich verbissenen lächeln zuwinken der an ihr vorbei trottete während sie die Angel ausgeworfen hatte. Fischerweib Joanna. Alleine der Gedanke führte dazu, das sie Missmutig das Gesicht verzog.
„ Alles in Ordnung Waffenschwester? Du wirkst griesgrämig, das passt gar nicht zu dir. Schlecht geschlafen?“Kam es von Wendla als sie die Treppen hinab stieg. „ Morgen Waffenschwester. Ja... schlecht geschlafen... ich setzt mich etwas ans Meer und atme mal durch. Ich komme dann am Nachmittag zur Ablöse...“ Und nach Worten des Abschieds machte sie sich auf Richtung Süden an die Küste. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber das nächtliche schwarz ihrer Umgebung wandelte sich von Minute zu Minute mehr in ein Morgendlichen Blau. Ein leichter Wind wehte durch Gras und Äste und führte zu einem immerwährenden Rascheln und Rauschen, die Vögel sangen schon in aller frühe ihre Melodien um dem anderen Geschlecht zu imponieren doch je näher die der Küste kam umso öfter wich die sanfte Melodie eines Gefiederten Wesens dem kakophonischem Krächzen einer anderen Gefiederten Spezies. Möwen. Aber bald legte sich dazu auch wieder ein angenehmerer klang, das sanfte rauschen des Meeres, wie am heutigen tage leichte Welle um leichte Welle gegen die Küste schwappte und am Horizont konnte man den ersten goldroten Strich einer aufgehenden Sonne erspähen. Auch wenn sie ihr Heimatdorf gehasst hatte, sie liebte das Meer, gut, sie liebte jede Form von Natur. Ob nun das Meer, Seen, Teiche , Flüsse, Bäche, Wälder, Auen, Wieden . Jeder Ort hatte seinen eigenen Charme, ob das leise plätschern eines Baches, das tosende rauschen eines wilden Flusses, das leise rascheln von Laub in den Wäldern oder das rauschen eines grünen Meeres wenn ein etwas stärkerer Wind über eine Weidelandschaft glitt. Conner nannte es „ Das Lied der Welt“ Ein weiter schnulziger versuch bei ihr zu landen, aber... nun , nach all den Jahren, glaubte sie tatsächlich es zu hören.

Sie sahen so winzig aus... ihre Eltern, wie sie da standen , mit aufgerissenen Augen des Entsetzens und der Ungläubigkeit. Und sie , sie stand da, und fühlte sich mächtig. Eine Kettenrüstung und ein Kurzschwert an ihrem Leib, ein Wappenrock des Alatarischen Reichs. „ Aber... Aber... Joanna , du bist doch erst sechzehn! Weißt du worauf du dich da einlässt? Weißt du überhaupt wofür du kämpfst?!?“ Fragte ihre Mutter unter lauten wehleidigen schluchzen. Gerade hatte sie ihnen offenbart das sie sich der Armee angeschlossen hatte. Je Älter sie wurde, umso schwieriger wurde das Leben für sie im Dorf, nicht das die Aufgaben die ihr aufgetragen wurden schwerer wurden, aber immer öfter kam es vor das die Stumpfsinnigen Dorftrampel sie behelligten, und das nicht so wie einst um sie zu hänseln, beleidigen, mit Dreck zu bewerfen, an den Haaren zu ziehen oder zu schlagen. Nein, inzwischen sah sie anderes in ihrem blick, und ihr verhalten wandelte sich. Wo sie früher auf sie los gingen , versuchten sie ihr Heute zu imponieren und machten ihr den Hof. Was ihr am meisten zu wieder war, allen voran Ortega, der der dafür gesorgt hatte das sie seit ihrem zehnten Lebensjahr nur noch Heimlich und Nachts von Meister Broar Unterrichtet werden konnte, und Grund für so viele andere Unannehmlichkeiten in ihren jüngeren Jahren. Und sie konnte es kommen sehen, früher oder später würde man von ihr erwarten, das sie sich einen von dieser Menagerie an Verlierern und Versagern sich einen Gatten wählte, auf das dieser sie schwängern würde und dann Fett und Faul werden würde wie es ihr Vater vor ihnen geworden war. Und sie würde den Rest ihres Lebens damit zu bringen Fisch zu fangen aus zu nehmen, zu kochen und zu verkaufen, in dem wissen sofern sie Pech hatte ihre Tochter zu dem gleichen Schicksal zu verdammten. „ Ich weiß genau wofür ich kämpfe. Nicht... hier... zu sterben. Nicht in einer Armseligen Hütte zu leben, nicht einen fetten, haarigen, widerlichen Versager zu heiraten, Kinder raus zu drücken und alt zu werden um eine weitere Generation zu diesem Dasein zu verdammen!“ Und wieder hatten ihre Worte das die gleiche Wirkung auf das Gesicht ihrer Mutter, die ihr ganzes Leben dafür aufgewendet hatte sie groß zu ziehen, zu erziehen, das Leben so angenehm zu machen wie es ihr möglich war. Und sie konnte in ihren Augen sehen , wie in diesem Moment, vor ihr, ihr Herz in tausend Splittert zersprang. Sie sah dieses Bild oft vor ihrem inneren Auge, es hatte sich eingebrannt, ähnlich wie Conners Toter Leib in ihren Armen. Manchmal sah sie es im Traum , manchmal wenn sie stumpf vor sich hin starrte, oder wenn sie gerade irgendwo in der Wildnis saß und die Natur genoss. Je Älter sie wurde... umso öfter keimte in ihr der Wunsch, sie könnte zu diesem Moment zurück kehren , ihre Mutter in den Arm nehmen, und sie entschuldigen, so oft bis sie keinen Atem mehr hatte, bis ihre Stimmbänder ihr den Dienst versagten, oder noch besser, es gar nicht erst zu sagen, nicht zur Armee zu gehen, die Tochter zu sein die sie verdienten, die sie sich gewünscht hatten. Aber sie tat es nicht, sie war Jung, sie war Stolz, sie war Überheblich. Sie war ja so viel besser als alle anderen um sie herum, und sie wusste alles besser. Sie ging zur Tür, unter dem Geschrei ihres Vaters der im blanken Gengenzug zum kalkweißen Gesicht fast so rot angelaufen war wie die Farbe ihres Haars:“ Dann verschwinde du undankbares Gör! Du bist nicht mehr unsere Tochter! Und glaub bloß nicht das du zurück gekrochen kommen kannst! Du bist in diesem Haus nicht mehr Willkommen!“ Sie knallte die Tür zur Hütte hinter sich zu, Heute schmerzte sie der Gedanke, damals... fühlte sie sich frei, und unbesiegbar.

„AAAAHHHHHHHHH“ sie lies einen Furien artigen Schrei los als ihr der Fisch mit dem sie gerade fünf Minuten gekämpft hatte die Schlacht gewann und noch dazu die Angelschnur Riss. Sie nahm die Angel in beide Hände, zerbrach sie Jähzornig mit ihrem Knie und warf die beiden Teile ins Meer. Der Kurze Moment des Triumphs erstarb eine Sekunde später als sie den beiden Angelteilen nach sah wie sie in den Wellen schwappten und ein weiterer frustrierter Schrei füllte die frühe Mittagsluft. Wie ein eingesperrter Tiger ging sie ein paar Schritte auf und ab und fuhr sich verzweifelt durchs wilde Haar. Bevor sie sich mit einem leisen knurren in den Sand fallen ließ und kurz mit der Faust gegen Boden schlug. Geschlagene fünf Stunden war sie hier gestanden ohne das auch nur ein verdammter Fisch anbiss, und dann musste ihr der erste verdammte Fisch der anbiss ein Monstrum von Fisch sein das ihr die verdammte Angelschnur zerstörte, und dann zerbrach sie in ihrer Rage auch noch ihre Angel. Meister Teak.. wo immer er auch gerade war musste in diesem Augenblick wohl ein Stechen in seinem Herzen gespürt haben. Mit tränen in den Augen blickte sie zu den beiden Angelteilen wie sie in den Wellen tanzten. Sie war erbärmlich. Wie konnte sie glauben sie könne Fische fangen, wo sie sich doch all die Jahre strickt dagegen gewehrt hatte. Und was sie noch jämmerlicher machte war die Idee an sich: Wie konnte sie glauben das einen Fisch zu fangen, irgendetwas von dem was sie getan , gedacht oder gesagt hatte ungeschehen machen könne. Und wenn sie den Gesamten Ozean leer fischen würde, es würde die Worte die sie zu ihren Eltern einst gesagt hatte nicht ungeschehen machen. Es würde jene , die sie in ihrer Zeit in der Armee getötet hatte nicht wieder lebendig machen. Alles was sie tun konnte, war mit ihrer Schuld zu Leben, und für ihre Fehler gerade zu stehen. Nun, natürlich könnte sie zurück nach Cantir, und ihre Eltern um Vergebung bitten. Aber zum einen, konnte sie nicht mehr zurück ins Reich, und zum anderen... wenn sie an der Stelle ihrer Eltern war, würde sie sich vergeben? Könnte sie dies überhaupt? Kann soviel Undank vergeben werden? Es war eine dumme Idee gewesen, sie hatte sich erhofft so einen funken Erlösung zu erfahren, doch alles was es getan hatte, war sich ihrer Schuld ein weiteres mal gewahr zu werden. Und auch wurde ihr erneut bewusst, das sie noch viel Arbeit vor sich hatte.


Zuletzt bearbeitet von Joanna Jade am 28 Okt 2022 18:20, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Joanna Jade





 Beitrag Verfasst am: 23 Jan 2024 11:34    Titel:
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Ein Leben für Phanodain

Es war inzwischen über ein Jahr vergangen, seitdem sie auf Gerimor angekommen war, und ihr neues Leben begonnen hatte. Es kam ihr oft so vor als wären es schon Jahre. Sie hatte in dieser Zeit so viel gelernt, so viele Erfahrungen gesammelt und Dinge erlebt. Als sie frisch auf den Kontinent aufgetaucht war, hatte sie noch keine Großen Pläne, sich als Söldnerin verdingen, Saufen, und Spaß haben. Sie hatte sich keine Großen Ziele gesetzt, einfach nur ein Leben, das besser war als ihr altes, und irgendwie geschah dann alles von selbst. Ein besuch bei einem Schmied, der ihr inzwischen ein Lieber Freund geworden war, führte sie nach Schwingenstein, was wiederum dazu führte das sie den dortigen Freiherren kennen lernte, welchen sie im letzten Jahr auch zu schätzen und Ehren gelernt hatte. Über ihn gelangte sie wieder zum Kloster der Lichteinigkeit, und sie setzte sich zum ersten Mal in ihrem Leben tatsächlich mit dem Glauben und den Göttern auseinander, ein Thema das für sie bis dahin wohl Dank ihrer Eltern eine geringe Rolle gespielt hatte. Natürlich kam von ihm als Temora Anhänger und auch vom Kloster oft die sanfte ziehen Richtung der Lichtbringerin. Die Geweitenschaft war ein anderer Teil ihres Lebens geworden, auch wenn sie ihre Liebe zu Temora nicht ganz nach empfinden konnte, waren damals noch Hochwürden Lathaias Herzenswärme, Güte und ihr allgemein freundliches Wesen ihr ans Herz gewachsen, sie schätzte und liebte den weißen Rat und die Anregenden Gespräche mit seiner Eminenz Antorius, respektierte und bewunderte die strenge Disziplin und den Feurigen Eifer von Hochwürden Salberg, und war begeistert vom Arbeitseifer und Tatendrang von Gnaden Lumen.

Und dennoch, wäre es nur für die Geweitenschaft gewesen, wäre sie vermutlich nicht der Klosterwache beigetreten, den damals erschien es ihr, in dem kleinen Glaubenskonstrukt das sie sich selbst zusammengezimmert hatte als falsch, sich auf eine Gottheit der Lichteinigkeit zu beschränken. Ich meine es war außer Zweifel, dass niemand von ihnen, keiner ohne die Mutter, Eluive hier wären, die sie alle und sie Welt um sie herum geschaffen hatte. Ihr Bruder Horteras, auch wenn er sich zur Neutralität bekannte, so hatte er nur all zu oft im Sinne dieser Welt eingegriffen, und er machte dieser Welt ein anderes großes Geschenk, Seine Söhne Cirmias und Phanodain. Cirmias, welcher den Menschen die Handwerkskunst und Kreativität brachte, und Phanodain, der zwar oft auf das Geschenk des wirken des Liedes beschränkt wurde, doch so hieß es das er den Menschen auch das Wissen, und Verständnis schenkte, was in ihren Augen wohl das größte Geschenk von allen war. Natürlich bereicherten sie Gerimor nicht nur mit diesen Geschenken, sie brachten auch das Volk der Kaluren und das Volk der Edhil auf diese Welt. Etwas was sie tunlichst vermied im Osten zu erwähnen, wo die Ehrung von Horteras schon teilweiße für Schluckauf sorgte, was das sie die Tatsache das Teilweise auch Alatar Dankbarkeit verdiente. Sie würde nicht so weit gehen, dass sie sagen würde, sie verehrte ihn, dafür waren die Gräuel die in seinem Namen begangen wurden zu mannigfaltig, doch je länger man darüber nachdachte, kam man zu dem Schluss: Hätte Alatar nicht seinen verstand verloren und wäre dem Wahnsinn verfallen, wären Cirmias, Phanodain und Temora kein Teil dieser Welt, und sie selbst vermutlich auch nicht. Die Welt wäre eine komplett andere, und die Chance das sie so auf diese Welt gekommen wäre, war eine Unsicherheit. Sie hatte diese Gedanken einmal mit seiner Eminenz Antorius besprochen, welcher nur meinte das solche Was wäre wenn Gedanken zu nichts führen würden. Vermutlich hatte er recht, wie so oft.

Was ihr bei ihren ersten besuchen in Schwingenstein aufgefallen war, war das zwar Temora, Cirmias und Eluive im Kloster der Lichteinigkeit vertreten waren, sogar Horteras hatte einen kleinen Schrein nahe dem Kloster, doch ein Gott glänzte durch seine Abwesenheit, und in der Sekunde als sie dessen gewahr wurde, war es für sie wie ein jucken, das ständig danach schrie gekratzt zu werden, jedoch für sie an einer Stelle war die sie nicht erreichen konnte. Irgendwie fehlte ein Schrein für Phanodain, und entweder es war nicht wichtig genug gewesen, oder es gab andere Gründe die dafür sorgten das der Goldfuchs am Kloster der Lichteinigkeit nicht repräsentiert wurde. Es wurde ihr neues Ziel, ihre neue Aufgabe, ihr neues streben, das wofür sie morgens aufstand, dass, worauf sie hinarbeitete, dass wonach sie strebte. Irgendwas in ihr drängte sie dazu dies zu ihrer Priorität zu machen. Damals sagte sie sich noch, es ginge ihr um die Fairness, und dass alle Götter der Lichteinigkeit es verdienten im Kloster der Lichteinigkeit vertreten zu werden. In den kommenden Wochen und Monden, trat sie mit Hilfe von Sir Beak in Kontakt mit den Eledhrim und versuchte ihren Wunsch nach einem Schrein für Phanodain Realität werden zu lassen. Auch wenn ihrem Wunsch nach einem Schrein nicht nachgegeben wurde, so sagte man ihr zumindest eine Statue, zu Phanodains Ehren zu, als Symbol seiner Zeit als Teil der Lichteinigkeit. Aber selbst, wenn sie nicht bekommen hatte weswegen sie eigentlich gekommen war, so hatte ihr erster Besuch in Ered Luin ihr Leben auf ewig und zum Positiven verändert.
Ihr leben lang war sie Heimatlos gewesen. Nicht das sie Waise gewesen wäre, aber von Kindesbeinen an wollte nichts anderes als Weg von dem kleinen Matschigen ewig nach Fisch stinkendem Dorf in dem sie aufgewachsen war. Die erste Gelegenheit die sich ihr bot ergriff sie, auch wenn sie sich nicht zwingend als Material für eine Soldatin sah, alles war besser als in diesem Dorf zu versauern, so griff sie zur Klinge und trat der Armee bei. Dieses leben bot ihr auch nicht wirklich ein Zuhause, es war ein Feldlager zum nächsten und ein Besäufnis nach dem anderen um zu verdauen was sie Tag für Tag tat, nur um nicht so zu enden wie ihre Eltern. Auf Gerimor angekommen, sah sie zwar viele schöne Orte, und sie hatte schon mit dem Gedanken gespielt sich in Junkersteyn nieder zu lassen, wenn sich die Gelegenheit ergäbe, aber in der Hinsicht war wohl ein Ort so gut wie jeder andere. Es war ihr erster Besuch in Ered Luin, der dies alles ändern sollte. Als sie die Stadt zum ersten Mal betrat, fühlte sie sich zum ersten Mal, vollkommen, und verzaubert. Ihr stockte der Atem beim Anblick der Stadt und als es Zeit wurde sie zu verlassen hatte sie ab diesem Zeitpunkt das Gefühl etwas dort zurück gelassen zu haben, dass sie niemals wieder bekommen würde, wenn sie nicht dort war, ein Stück ihrer Seele, ein Teil ihrer selbst. Der Winterfuchs, der sie damals bei ihrem ersten besuch durch Ered Luin geführte hatte, schien dies wohl ebenso bemerkt zu haben wie sie, zu ihrem Abschied, meinte er zu ihr das es auch Häußer in Ered Luin gebe die von den Menschen bewohnt werden durften. Und so wurde dies ein weiterer Teil ihres Strebens, neben der Statue. Und dies lies sich auch wenn mit dem einen oder anderen Hindernis sogar schneller erreichen als die Statue selbst.

Ered Luin war seitdem ihre Heimat geworden, und auf Fragen von Menschen, wie lange sie denn noch in Ered Luin bleiben wollte, so entgegnete sie oft, dass wenn es nach ihr ginge, so würde sie in Ered Luin bleiben bis sie sterbe. Einige meinten schon spaßhalber, sie solle aufpassen das ihr keine spitzen Ohren wuchsen, Tatsache war, je länger sie unter den Eledhrim lebte, auch wenn es sich oft nur wie ein Geduldeter Gast, und weniger wie ein tatsächlicher Bewohner anfühlte, um so mehr bewunderte und beneidete sie das Volk der Eledhrim, und auch wenn sie wusste das dies nur Scherzhafte Kommentare von dem einen oder anderen waren, so kam sie nicht umhin, ab und zu verträumt dem Gedanken nach zu hängen wie Toll es nicht wäre wenn so etwas tatsächlich passieren würde. So lebte sie nun fast ein Jahr in Ered Luin, und ihr zweites Ziel, oder zumindest ein teil des zweiten Ziels rückte langsam in greifbare Nähe. Schon eine weile war die Statue zu ehren Phanodains in ihrem Besitz, jedoch gab es kein Gebäude, keinen Unterstand für die Statue, und ihr kurzer Ausflug in die Ritterschaft Gerimors, der sich mehr als Ablenkung von ihren eigentlichen Zielen entpuppte, als der Traum der er für viele andere war setzte sie endlich die letzten Schritte um die Statue Realität werden zu lassen. Diese Woche würde wichtig werden. Am Freitag sollte der Bau des kleinen Pavillons für die Statue von statten gehen, doch davor gab es noch eine andere Sache die es zu tun galt. Am Baugrund waren zwei Bäume die die Planung wie sie stand behindern würden, und es erschien ihr nicht richtig zwei Bäume zu Fällen um einen Ort für Phanodains Statue zu schaffen, so wurde der Plan gefasst, am Donnerstag zusammen mit Miriel und Arvinul entweder die beiden Bäume um zu pflanzen, oder zu bitten bei Seite zu treten. Sie war auf jeden Fall gespannt was der Donnerstag bringen würde.

Eines war ihr inzwischen klar, auch wenn sie die Lichteinigkeit ehrte und für alles was sie für Gerimor getan hatten liebte, so gehörte ihre größte Liebe Phanodain, und ihm wollte sie den Rest ihres Lebens widmen.


Zuletzt bearbeitet von Joanna Jade am 23 Jan 2024 11:42, insgesamt 2-mal bearbeitet
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