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Flucht und Wiederkehr
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Ari´derya





 Beitrag Verfasst am: 28 Jul 2006 17:53    Titel: Flucht und Wiederkehr
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Teil I: Die Flucht

Die Nacht war schon vor vielen Stunden über Rahal hereingebrochen, in der Stadt herrschte eine fast vollkommene Stille. Lediglich die Schritte der patrouillierenden Gardisten, das leise Rauschen des Windes in den Bäumen und das gelegentliche Miauen einer Katze waren zu hören. Die meisten Bürger lagen wohl zu dieser späten Stunde in ihren Betten und schliefen. Auch Ari´derya schlief. Vollständig bekleidet lag sie auf dem großen Bett im Wohnraum im oberen Stockwerk des Hauses der Bruderschaft. Sogar ihre Stiefel hatte sie noch an, es schien so als ob sie ihre Erschöpfung sie vollkommen unerwartet übermannt hatte. Die langen, nachtschwarzen Haare hatten sich zu einem großen Teil aus dem Haarband gelöst, ein leichtes Lächeln spielte um die Lippen der Lethra. Fast mochte sie friedlich wirken... wären da nicht die zahlreichen Narben älteren und neueren Datums gewesen, welche ihr Gesicht und sämtliche sichtbaren Stellen ihres Körpers übersähten. Gerade wollte sich Ari´derya auf eine andere Seite drehen, als ihre Ruhe abrupt gestört wurde. Die Tür des Raumes wurde geöffnet, eine dunkel gekleidete Gestalt trat ein und wankte mehr, als das sie ging, zum Bett. „Wach auf!“ brachte diese mit letzter Kraft in der Sprache der Letharen hervor. Keine Reaktion von Ari´derya erfolgte. „Wach auf!“ wiederholte die Gestalt lauter und verlieh ihrer Forderung mit einer schallenden Ohrfeige im Anflug rasender Wut Nachdruck. Augenblicklich öffnete Ari´derya die Augen und setzte sich im Bett auf. Die rechte Hand glitt reflexartig zum rechten Stiefel, zog den darin verborgenen Dolch und richtete ihn auf die Gestalt. „Pack... deine Sachen...“ entgegnete diese mit leichten Brüchen in der Stimme, ohne dem Dolch Beachtung zu schenken. Erst jetzt erkannte Ari´derya, wer dort vor ihr stand... Es war Kyr'laex. Wie gewohnt trug er eine schwarze Robe mit gelbem Saum, welcher ihn als Oberhaupt der Bruderschaft der Schwarzen Klaue auszeichnete. Doch dies war auch das einzige an ihm, das so war wie gewohnt. Die schwarze Robe hing ihm in Fetzen am Leib und schien an einigen Stellen blutgetränkt zu sein. Fünf tiefe Kratzer zogen sich quer über sein Gesicht.... zogen sich quer über sein rechtes Auge, welches zugeschwollen einen Teil seiner Sicht nahm. Das Blut lief dunkelrot seinen nachtblauen Hals hinab, versickerte im schwarzen Stoff der Robe. Der linke Arm hing seltsam steif am Körper...
Doch das schlimmste von allem war Kyr'laex` Gesichtsausdruck. An ihm konnte man weder die Schmerzen ablesen, die der Letharf in diesem Moment wohl erleiden musste, noch die Wut die er gegen den Verursacher seiner Verletzungen hegen musste. Nein...sein Gesichtsausdruck berichtete viel mehr von einer erlittenen Schmach, und in seinen Augen lag eine Furcht, wie sie Ari´derya noch nie in ihrem langen Leben bei ihm gesehen hatte, so dass sie ihr beim bloßen Gedanken daran den Atem nahm. Furcht... so etwas hatte sie noch niemals in seinen Augen gesehen. Was war mit seinem allgegenwärtigen Vertrauen in den Vater? Konnte die Furcht stärker sein? An ihrem Gesichtsausdruck mussten ihre Gedanken überdeutlich abzulesen sein, denn Kyr'laex holte weit mit der rechten Hand aus und ohrfeigte sie noch einmal mit aller ihm verbliebenen Kraft. Ari´deryas Kopf wurde zur Seite gerissen, vor ihren Augen explodierten kleine Sterne. Doch kein Laut kam über ihre Lippen... „Schau... mich nicht so an... sondern pack!“ knurrte er daraufhin, umgriff ihr rechtes Handgelenk mit erstaunlicher Härte und zerrte sie vom Bett hoch, das linke Auge zu einem Schlitz verengt und der Brustkorb sich schwer hebend und senkend. Ari´derya wagte es nicht, irgendetwas zu erwidern, sondern machte sich eilig daran seinen Befehl zu befolgen. In diesem Zustand war Kyr'laex gefährlicher als ein verwundetes Raubtier... Nur wenige Zeit später war das nötigste zusammen gepackt. „Was hast du vor....?“ wagte die Lethra schließlich zu fragen. „Der Vater... hat einen neuen Aufenthaltsort für uns erkoren... sorg dafür dass.. ich nicht zu viel Aufmersamkeit auf mich ziehe“ entgegnete Kyr'laex und versuchte, sich aus der zerfetzten Robe zu schälen. Jedoch stellte sein offensichtlich gebrochener linker Arm ein schier unüberwindliches Hindernis dar...Ari´derya half ihm daraufhin sehr vorsichtig, um ihn nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen und ihn so zu reizen, die Robe und die darunter getragene Kleidung abzulegen. Wobei der Letharf, in Anbetracht des Funkelns in seinen Augen, sichtlich Mühe hatte den Zorn diese Hilfe annehmen zu müssen unter Kontrolle zu halten. „Setz dich...“ sprach sie dann knapp und mit betont fester Stimme. Als der Letharf mit einem gepressten Knurren auf dem Bett Platz genommen hatte, reinigte sie zunächst seine Verletzungen mit hochprozentigem Alkohol, um sie dann notdürftig zu verbinden und ihm schließlich das Blut vom Körper zu waschen. Während der Behandlung hielt Kyr'laex vollkommen still, kein Laut kaum über seine Lippen. Als sie fertig war, half Ari´derya ihm noch dabei, unauffällige Kleidung anzulegen. Wenige Augenblicke später marschierte das Paar durch das verschlafene Rahal. Keine Menschenseele behelligte sie, lediglich ein übermüdet wirkender Gardist nickte ihnen sachte zu. Auch am Rahaler Hafen schien sich niemand für die beiden offensichtlich harmlosen Lethare zu interessieren. Sie buchten eine Passage auf einem Schiff, welches Rahal im Morgengrauen verlassen und zu einer fernen Insel aufbrechen würde. Als sich der Himmel über Rahal langsam rot färbte und das Schiff wie geplant ablegte, stand Ari´derya an der Reling und beobachtete, wie die Stadt langsam immer kleiner wurde. In Gedanken sprach sie ein inbrünstiges Gebet an Alatar. Kyr'laex saß zusammengekauert in eine dunkelgraue Decke gehüllt auf den feuchten Planken und sah weder in Richtung Rahals, noch der aufgehenden Sonne, ganz in seine eigenen Gedanken versunken. Eine ungewisse Zukunft lag vor ihnen... mochte der Eine seine Tatze schützend über sie halten.

Teil II: Die Rückkehr

„Du wirst nach Gerimor zurückkehren und die politische Lage dort erkunden. Ich erwarte regelmäßige Zwischenberichte von dir, auch über den Zustand der Sache des Vaters. Dann wird sich zeigen, ob eine Zeit der Rückkehr heranbrechen wird.“ Diese Worte Kyr'laex` hallten in
Ari´deryas Gedanken wieder, während sie ihre Schritte durch einen kleinen Wald lenkte. In wenigen Stunden würde sie die Hafenstadt Eritrea erreicht haben, in welcher sie hoffentlich ein Schiff nach Gerimor besteigen konnte. Dort würde sie dann.... Es war ihr nicht vergönnt, diesen Gedanken zu Ende zu führen. Der Boden unter den Füßen der Lethra gab plötzlich nach und sie stürzte in eine tiefe Grube. Der Aufprall trieb ihr die Luft aus den Lungen, ein dunkler Schleier legte sich auf ihren Blick und trübte ihn. Ari´derya spürte noch, wie warmes Blut aus einer Platzwunde an ihrer Stirn rann, ehe sich der Schleier vor ihren Augen verdichtete und sie das Bewusstsein verlor. Erst von einem Geräusch, das entfernt an eine mit äußerster Kraft geführte Ohrfeige erinnerte, und dem gequälten Stöhnen einer Frau wurde sie wieder aus der Bewusstlosigkeit gerissen. Nur langsam setzte ihre Wahrnehmung wieder ein... Ihr ganzer Körper fühlte sich bleischwer an, in ihrem Kopf dröhnte es, auf der Zunge schmeckte sie den an Kupfer erinnernden Geschmack von Blut, ihre rechte Wange brannte. An den Hand- und Fußgelenken spürte sie kühles Metall. Die Lider drückten ihr schwer auf die Augen und weigerten sich vehement dagegen, ihrem Wunsch nachzugeben und sich zu heben. Erst, als sie erneut mit aller Kraft geohrfeigt wurde, dämmerte es Ari´derya, dass sie es gewesen war die gestöhnt hatte... Langsam, unendlich langsam und widerwillig befolgten ihre Augen schließlich den Befehl des Gehirns und öffneten sich. Vor sich sah Ari´derya drei äußert ungepflegt wirkende, kräftig gebaute Männer. Ein jeder von ihnen trug eine Lederrüstung von so dunkler Farbe, dass es sich nur um das Leder eines Balrons handeln konnte. Die Männer auf der linken und rechten Seite hatten ihre Schwerter gezogen und auf die Lethra gerichtet. Die Klingen schienen oft geschliffen worden zu sein, waren jedoch vollkommen frei von Scharten und glänzten. Der Mann in der Mitte hatte seine Waffe nicht gezogen, sondern war über Ari´derya gebeugt und holte gerade weit mit der rechten Hand aus, um sie erneut zu ohrfeigen.
„Ah, unsere Prinzessin ist aus ihrem Schönheitsschlaf erwacht... Wie fühlen wir uns?“ sprach er mit übertrieben freundlicher Stimme und einem dreckigen Grinsen auf den Lippen, als er sah dass sie die Augen geöffnet hatte. Langsam ließ er die Hand sinken. Die Lethra entgegnete nichts, sondern versuchte sich in eine sitzende Position aufzurichten. Erst jetzt realisierte sie, dass das Gefühl von kühlem Metall um ihre Hand- und Fußgelenke von eisernen Fesseln herrührte, welche ihr jede Bewegungsfreiheit nahmen. Ein erzürntes Knurren kam ihr über die Lippen, der vorher deutlich in ihrem Blick erkennbare Schmerz wurde durch schier unbändigen Zorn ersetzt. Doch immer noch sagte sie nichts... sie wusste, dass jedes Wort ihre Situation nur verschlimmern konnte. Lieber musterte sie ihre Umgebung eingehend... Augenscheinlich befand sie sich in einem dunklen, an eine improvisierte Zelle erinnernden Raum. Die Wände bestanden aus unbehauenem Stein. Einrichtung gab es keine. „Du willst also nicht mit mir sprechen? Wie du willst! Du wirst viel Zeit haben, um dein Verhalten zu überdenken...“ fuhr der Mann fort. „Leif, Hagen... verschafft unserem Gast eine angenehme Position.. wir wollen ja nicht, dass sie sich unwohl fühlt!“ Mit einem lauten, selbstgefälligen Lachen verließ der Mann den Raum. Als Ari´derya wenige Augenblicke später von seinen Kumpanen allein gelassen wurde, kniete sie auf dem Boden... ihre Handfesseln waren ein gutes Stück über ihrem Kopf an einem eisernen Ring in der Wand befestigt.

Wie lange Ari´derya in dieser Position verharren musste, wusste sie nicht. Es konnten wenige Stunden gewesen sein, vielleicht aber auch mehrere Tage. Nachdem Leif und Hagen sie allein gelassen hatten, hatte sie hart gegen den schier unstillbaren Drang ankämpfen müssen, sich ihren Zorn und ihre Verzweiflung von der Seele zu schreien. Doch damit hätte sie ja genau das getan, was sich diese Männer vermutlich erhofften. Außerdem war ein solches Verhalten einer Lethra und Ritterin Alatars unangemessen! Also hatte sie sich in sich selbst zurückgezogenen und sich in das Gebet zu Alatar vertieft. Schon bald beruhigte sie sich, ihre Umgebung, ihre missliche Lage und die Schmerzen, die sie durchlitt, traten in den Hintergrund, bis Ari´derya sie nur noch am Rande ihres Bewusstseins wahrnahm. Eine tiefe Ruhe und unerschütterliche Zuversicht überkamen sie. Der Vater würde sie in ihrer Situation nicht im Stich lassen, mit Seiner Hilfe würde sie alles ertragen können. Stets hatte sie Ihm mit all ihrer Kraft gedient, hatte sich bemüht ein Alatargefälliges Leben zu führen.... Er würde Seine Tatze über sie halten. Als der Mann, welcher der Anführer der Gruppe zu sein schien, ihre Zelle betrat, brachte sie es sogar fertig ihn nahezu sanft anzulächeln. „Es scheint mir, dass du den Ernst der Lage noch nicht vollkommen erkannt hast!“ knurrte er angesichts ihres Lächelns wutentbrannt und löste ihre Handschellen vom Eisenring in der Wand. „Aber dein Lächeln wird dir schon bald vergehen!“ Nach diesen Worten zerrte er sie grob hinter sich her. Er verließ die Zelle und eilte einen niedrigen, von Fackeln nur unzureichend erhellten Gang entlang. Doch Ari´derya konnte, dank ihrer übernatürlich geschärften Augen, dennoch jede Einzelheit erkennen. Die Decke wurde durch Holzbalken gestützt, die Wände des Ganges wirkten so, als seien sie in großer Hast in Fels getrieben worden. Gelegentlich fanden sich die Überreste kaputter Spitzhacken auf dem Boden. Es schien so, als habe man sie unter die Erde verschleppt... Mehrmals stolperte Ari´derya auf ihrem Weg, da ihre Fußfesseln allzu große Schritte verhinderten und ihr „Führer“ große Eile an den Tag legte. Erst, als sie sich in einer recht großen Höhle befanden, in welcher mehrere Wesen unterschiedlichster Rassen schon damit beschäftigt waren, Bodenschätze zu fördern, blieb er stehen. „Du wirst tun, was man dir sagt. Und du wirst es SCHNELL tun. Verstanden?“ Ari´derya schwieg. „VERSTANDEN?“ brüllte der Mann und versetzte ihr mit der rechten Faust einen Hieb in den Magen, so dass ihr die Luft wegblieb. Sie krümmte sich zusammen, taumelte und ging beinahe zu Boden. Nur mit äußerster Kraft- und Willensanstregung gelang es ihr, stehen zu bleiben. „Verstanden.“ entgegnete sie schließlich gepresst. „Du kannst ja doch sprechen. Wunderbar...“ meinte der Mann, lächelte sie gespielt erfreut an und wandte sich ab. „Leif wird dir zeigen, was du zu tun hast.“ sprach er noch, ohne sich zu ihr umzudrehen.

Die nächsten Tage?Wochen?Monate? vergingen für Ari´derya wie in einem nie enden wollendem Albtraum. Ein Albtraum, in dem jeder Tag dem anderen vollkommen glich... Stunde um Stunde musste sie, gemeinsam mit anderen auf die eine oder andere Weise zur Arbeit gezwungenen Wesen in der Mine arbeiten. Die Arbeit verlief in völligem Schweigen, Unterhaltungen zwischen den Arbeitern wurden schwer bestraft. Zu hören waren lediglich die leisen Unterhaltungen oder gebrüllten Anweisungen von Leif und Hagen, die ihren Forderungen meist mit der Peitsche Nachdruck verliehen. Schon nach wenigen Tagen gab es wohl kaum eine Stelle an Ari´deryas Körper, die noch nicht mit der Peitsche Bekanntschaft gemacht hatte. Doch so hart Leif und Hagen auch zuschlugen, so oft hintereinander sie ausholten – nie kam ein Schmerzenslaut über Ari´deryas Lippen, nie zeigte sie Furcht vor ihnen. Die ganze Zeit über trug sie den gleichen, starren Gesichtsausdruck zur Schau. Erst, wenn sie allein in ihrer Zelle war, fiel ihre Maske – und mit jedem Tag, der verging, hätte ein zufälliger Beobachter größere Verzweiflung in ihren Augen erkennen können. Mit der Verzweiflung kamen auch die Zweifel... Zweifel, ob sie es je aus diesem Loch heraus schaffen konnte, Zweifel, ob Alatar tatsächlich seine Hand über sie hielt – oder ob sie nicht viel mehr von Ihm wegen eines Vergehens gestraft wurde. Vielleicht war es zu viel gewesen, was sie und Kyr'laex gewollt hatten.... Vielleicht empfingen sie nun ihre gerechten Strafen. Die Niederlage Kyr'laex'... die Flucht ins Exil... und nun ihre Verschleppung und die Arbeit in der Mine. Was sollte es anderes sein, als Strafe und Buße? Bis heute wusste sie nicht, was in jener Nacht, in der sie aus Rahal flohen, wirklich geschehen war. Sie hatte Kyr'laex zwar einmal danach gefragt... doch alles, was er sagte , war „Der Alka.“. Daraufhin hatte er sie mit einem Blick angesehen, der ihr sehr klar machte, dass weitere Fragen sinnlos waren. Doch auch, wenn Ari´deryas Verzweiflung sie in manchen Nächten zu überwältigen drohte, so verlor sie doch nie ihr Ziel aus den Augen, eines Tages zu fliehen. Alatar würde sie wohl kaum aus ihrem Gefängnis heraus holen – doch wenn sie sich selbst half, so half Er vielleicht ihr. Jeden Tag hielt sie nach einem Fluchtweg Ausschau, jeden Tag versuchte sie so viel wie möglich von den Unterhaltungen der Banditen mit zu bekommen um möglichst viele Informationen zu sammeln. So erfuhr sie, dass sie durch puren Zufall in die Hände der Banditen gefallen war... sie war wohl in eine für wilde Tiere gedachte Fallgrube gestürzt und nur zufällig von den Banditen gefunden und mitgenommen worden. Die Mine befand sich im Süden der Insel, nahe der Stadt Krysta, welche als Zuflucht aller zwielichtigen Gestalten bekannt war. Doch mehr nützliche Informationen erhielt sie nicht... und sie wusste, dass die Zeit immer knapper wurde... durch die harte Arbeit, die grobe Behandlung und unzureichende Versorgung mit Nahrung magerte sie stark ab, ihre Kräfte schwanden zusehends. Bald würde sie nicht mehr die Kraft haben, zu fliehen.
Die Gelegenheit zur Flucht bot sich für die Lethra gänzlich unerwartet. Es war Nacht – oder zumindest war es die Zeit des Tages, in der man Ari´derya einige Stunden Ruhe in ihrer Zelle gönnte – und sie lag hellwach auf dem fauligen Stroh, das ihr als Bettstatt diente. Obwohl ihr Körper nach Ruhe schrie und sie vor Erschöpfung kaum fähig war, einen klaren Gedanken zu fassen schien der Schlaf sie zu meiden. Unruhig wälzte sie sich auf dem Stroh hin und her, suchte vergebens eine Schlafposition in der die Striemen auf ihrem Körper nicht allzu sehr schmerzten. Schon vor einiger Zeit hatten ihre Bewacher aufgehört, sie an der Wand zu fesseln, vor wenigen Tagen dann hatten sie, angesichts ihrer offensichtlichen Erschöpfung, ganz auf Hand- und Fußfessel verzichtet. Sie stellte wohl kaum noch eine Gefahr für sie dar. Plötzlich öffnete sich die Zellentür und Hagen wankte in den Raum. In der rechten Hand hielt er eine Flasche unbestimmbaren Inhalts. Er ließ die Tür hinter sich zufallen, steckte den Schlüssel mit einigen Schwierigkeiten ins Schloß und verschloss die Tür. Daraufhin drehte er sich, anzüglich grinsend, zu ihr herum. Er nahm noch einen tiefen Zug aus der Flasche ehe er sprach: „Ah... du bischt wach, Pr... Prinzesschin, wie schön.“ Daraufhin torkelte er auf sie zu, beugte sich zu ihr herunter und hielt ihr die Flasche entgegen. „Gu... gutes Zeug... trink n`Schluck!“ Gleichzeitig wanderte sein Blick über ihren, von einigen Lumpen nur unzureichend bedeckten Körper. Ari´derya setzte folgsam die Flasche an den Mund und gab vor, daraus zu trinken. Was Hagen hier wollte, war unschwer zu erraten... und sie wollte ihn so lange wie möglich im Glauben lassen, dass sie sich ihm fügte. „So... ist dasch brav... du .. wirscht doch weiter auch so..brav zum guten alten Hagen sein.. nichd wahr?“ lallte Hagen, nahm ihr die Flasche aus der Hand, trank noch einen Schluck und stellte sie auf dem Boden ab. Daraufhin öffnete den Gürtel seiner Hose und ließ sie einfach herunter rutschen. Ari´derya kämpfte bei diesem Anblick gegen einen schier übermächtigen Würgereiz an, die Fäuste wurden so fest geballt dass sich ihre Fingernägel buchstäblich in ihre Handballen bohrten. Doch Hagen schien ihren Widerwillen nicht wahr zu nehmen... sondern machte Anstalten, sich auf sie zu legen. Als er dicht über ihr war, zog die Lethra jedoch mit aller Kraft das rechte Knie an ihren Körper – und rammte es dabei Hagen zwischen die Beine. Er stöhnte gequält auf, ließ sich zur Seite fallen und schien ihr für einen Moment überhaupt keine Beachtung mehr zu schenken. Ari´derya sprang auf, ergriff die Flasche welche dicht neben ihr auf dem Boden stand und rammte sie mit Wucht gegen Hagens Kopf. Die Flasche zersplitterte, eine dunkelbraune Flüssigkeit rann über seinen Schädel. Hagen verdrehte stöhnend die Augen und verlor das Bewusstsein. Stille herrschte in der Zelle. Ein grimmiges Lächeln huschte über Ari´deryas Gesicht, während sie Stoffstreifen von ihrer Kleidung riss und ihn damit fesselte und knebelte. Nun hatte sie das Heft wieder in der Hand... Vorsichtig zog sie ihm den Schlüsselbund und seine Geldbörse aus seiner Tasche und schloss die Tür auf. Einige Augenblicke lang spähte sie nur in den dunklen Gang, spähte und lauschte. Keinerlei Geräusche waren zu vernehmen, keine Bewegung zu erkennen. Die Luft schien rein zu sein... Also verließ die Lethra ihre Zelle, schloss die Tür hinter sich sorgsam ab und schlich den Gang hinunter. In der rechten Hand hielt sie den Hals der Rumflasche, der dank seiner scharfen Kanten eine ganz passable Waffe abgeben würde.

Stunden später betrat eine in eine dunkelblaue Robe gehüllte Gestalt ein Schiff, das im Hafen Krystas vor Anker lag und in kurzer Zeit gen Gerimor in See stechen würde. Als der Anker gelichtet wurde, lag sie bereits tief schlafend auf dem Bett in ihrer Kajüte. Die rechte Hand war selbst im Schlaf noch in einer Tasche ihrer Robe vergraben... und umklammerte dort einen scharfkantigen Flaschenhals.
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