Die Bibliothek auf Kawi

[Mera Caldor]

Die aufgehende Sonne tauchte die Insel von Kawi in ein warmes, goldenes Licht, als ich mein Haus im Tempelviertel verließ. Alsbald galt es eine Bibliothek zu eröffnen, einen Ort des Wissens und der Magie, an dem sich die Bewohner meiner Heimatinsel und alle Besucher und Gäste der Insel versammeln konnten.

Der Tag begann wie jeder andere, mit einem tiefen Atemzug machte ich mich auf den Weg zum Lectorium, die Bibliothek, die ich seit einigen Mondläufen leitete und als meine Aufgabe bezeichnen durfte. Es war keine einfache Aufgabe, Archivarin zu sein, es gab mehr Hindernisse als Hilfe. Eigentlich gab es überall nur Hindernisse, die ich erst bewältigen musste. Doch nun wurde ich von einem Stapel alter und neuer Bücher begrüßt und ich wusste, dass es nun Zeit war, die Bücher zu sortieren und in die Regale zu stellen. Ich hatte vor, die Bibliothek bald zu eröffnen.

Mit geschickten Händen hob ich jedes einzelne Buch hoch, um es in die Regale einzusortieren und spürte die Wortmagie, die in manch vergilbten Seiten eingeschlossen war. Die Worte vergangener Zeiten flüsterten mir manchmal Geheimnisse zu, und ich lächelte bei dem Gedanken, dass bald andere diese Schätze entdecken würden. Jedes Buch, das ich in die Hand nahm, trug eine Geschichte, eine Welt, die darauf wartete, entdeckt zu werden. Es waren zwar noch nicht allzu viele Bücher, aber mit der Zeit würden sich die Regale schon noch füllen. Auch ich selbst hatte mir vorgenommen einige zu schreiben, die Akademie Schüler, sogar die Lehrer und einige Bürger Kawis wollten auch welche verfassen.

Nach Stunden der Hingabe und Ordnung fand ich mich vor der Bibliothek wieder. Die Blumen, die dort blühten, waren ebenfalls meine Verbündeten. Ich liebe Blumen so sehr, dass ich es nicht in Worte auszudrücken vermag. Ich habe hier auf Kawi gelernt, ihre Sprache zu verstehen und ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Während ich die Erde um die Wurzeln herum lockerte, dachte ich darüber nach, wie wichtig es war, nicht nur das Wissen der Bücher zu pflegen, sondern auch die Natur, die uns umgab.

Mit einem Blick auf den Himmel erkannte ich, dass die Zeit verrann, und ich begann, Tische und Stühle zu arrangieren. Da es etwas Platz vor der Bibliothek bedurfte, um sie aufzustellen, musste ich die Blumen vorsichtig an einen neuen sonnigen Platz umbetten. Die Bibliothek sollte nicht nur ein Ort des Lesens, sondern auch der Gemeinschaft sein. Menschen sollten sich hier treffen, Ideen austauschen und gemeinsam lernen können. Und manchmal ging das in der Natur besser als in Gebäuden.

Der Duft von frischen Blumen und Büchern erfüllte die Luft. Die Blumen blühten an ihrem neuen Platz und die Atmosphäre war jetzt schon erfüllt von der Magie des Wissens. Nun galt es nur noch einen geeigneten Termin zu finden, Geschenke für die Eröffnungs Gäste zu besorgen, letzte Vorbereitungen abzuschließen, mehr Bücher zu organisieren, Gespräche zu führen, und Kleinigkeiten vorzubereiten.

Zu meinem Glück hatte Ignatius mir gestern Abend nach dem Ratselabend zugesagt mir bei den Aushängen der Eröffnungsfeier zu helfen. Heute brachte er mir auch schon seine Vorlage und ich musste lediglich ein paar Kleinigkeiten abändern, den Rest hatte er so gut vorbereitet, dass ich es einfach übernehmen konnte. Er war einfach der beste bei solchen Sachen.
Bestimmt hatte auch der eine oder andere der Akademie-Kameraden Zeit, um mir bei den weiteren Vorbereitungen zu helfen.