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Allerlei Beziehungsgeflechte und andere Gewächse
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Allerlei Beziehungsgeflechte und andere Gewächse
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Eniola Turay





 Beitrag Verfasst am: 10 März 2024 18:37    Titel: Allerlei Beziehungsgeflechte und andere Gewächse
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10. Lenzing 267
Rahal, Oberstadt

Als wäre es nicht schon seltsam genug "Rahal" statt "Düstersee" zu schreiben, muss ich nun auch noch den Beisatz "Oberstadt" vermerken. Wobei ich gar nichts müsste, niemand hat mir ein Tagebuch gekauft und keiner je befohlen, dass ich es zu führen habe. Es war mir ein persönliches Anliegen. Es lag da so am Markttag, der hier auch auch so viel größer und erschlagender ist. Das einfache Buch in unscheinbarem, braunem Papiereinband wirkte so verloren wie ich mich fühlte. Zwischen all den schönen, mit farbprächtigem Leder verzierten und veredelten Folianten.

Also habe ich es gekauft und mitgenommen und nun führe ich offensichtlich Tagebuch. Das hätte ich auch früher schon anfangen können, schließlich habe ich das Buch schon vor ein paar Monaten erstanden, aber ich hatte kein Anliegen. Oder ein Problem, das ich mir von der Seele schreiben musste. Auch keinen Zank und Zwist, die mir den Tag vergällten. Kurzum, ich habe kein Tagebuch gebraucht.
Jetzt aber drückt der Schuh an so manchen Stellen und bevor ich mir sprichwörtliche Blasen laufe, lasse ich die Feder übers Pergament wandern und fülle die weißen Seiten mit schwarzen Buchstaben und Klecksen.

Eine Druckstelle ist natürlich der Umzug.
Es ist nicht so, als wäre ich in Düstersee besonders eingebunden gewesen aber ich kenne die Wege, einige Nachbarn und es ist Heimat geworden. Ein sicherer Hafen und damit auch Ersatz für den anderen Hafen, der ein fernes Zuhause für so manche Reise bleibt. Erst wenn der Frühling in den Frühsommer übergeht, kann ich meine Eltern wieder besuchen und so lange bin ich hier gebunden. Das soll keine Klage sein, ich weiß, dass ich die richtige Arbeit und den richtigen Herrn gefunden habe. Ich diene ihm aus Überzeugung, denn er hat es geschafft, dass ich trotz oder gerade durch meine Arbeit als seine Haushälterin freier geworden bin, als ich je geglaubt habe, wieder sein zu können.

Die alte Narbe im Nacken schmerzt nicht mehr, manchmal nur bilde ich mir ein, dass sie etwas zwickt und mich so noch an die Vergangenheit erinnert. Dabei hatte ich auch da mehr Glück im Unglück als so manches Mädchen, denen ich auf den Sklavenmärkten begegnet bin.
Ich bin keine Sklavin, sondern Bedienstete und ich diene aus freien Stücken. Ganz bestimmt auch, weil ich gläubig bin und mein Glauben mir Kraft und Stärke gibt. Auch, weil mein Herr nicht nur gläubig lebt, sondern Teil des Glaubens ist. Und weil er keine Befehle bellt, sondern Anweisungen ruhig und sachlich gibt, manchmal Vorschläge unterbreitet, bei welchen er meine Meinung hören will.
Und selten, dann und wann, klingt manches wie eine Bitte.
Eine besondere Beziehung, das ist sie auf jeden Fall.

Beziehungen im Gefüge des Miteinander sind wahrscheinlich alle irgendwo besonders. Manche davon sind so viel weniger, als man zu sehen glaubt und andere sind weit mehr, als man sich erdenken kann. Und nun merke ich, dass ich schmunzeln muss.
Wenn man hinter Beziehungsfassaden blicken könnte, dann wäre da auf einmal sehr viel mehr Gesprächsstoff vorhanden. Tratschstoff!
Über die Jahre hat sich die Beziehung zu meinem Herrn auf jeden Fall ihren eigenen, besonderen Weg gebahnt und ich bin vollkommen zufrieden.

Mich macht aber Rahal und das, was damit verbunden ist, nervös.
Das Haus ist groß und solange es so leer und gigantisch dasteht, überfordert mich der Gedanke, hier die Haushälterin zu sein. Alleine für den Haushalt zuständig zu sein. Ja, genau das. Auch ist sein Status hier viel spürbarer. Liegt vielleicht am Tempel in Rahal, der auch anders wirkt, als der in Düstersee. Mag sein, dass ihn das verändern wird.
Aber an unserem Beziehungsgeflecht hat sich nichts in all den Jahren geändern, es wächst und blüht in der Dunkelheit.
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Eniola Turay





 Beitrag Verfasst am: 09 Apr 2024 09:51    Titel:
Antworten mit Zitat

09. Wechselwind 267
Rahal, Oberstadt

Um ein Haar nur hätte ich den Eintrag mit einer typischen „Liebes Tagebuch“ Anrede begonnen. Schon ulkig, wie schnell man sich da verleiten lässt. Zu oft in Büchern gelesen und schon möchte man da nacheifern. Aber noch brauche ich mich da nicht hinters Licht führen und so tun, als würde ich mit einem imaginären Freund sprechen. Ich weiß schon, dass ich mit mir selber diskutiere. Dazu gab es in den letzten Wochen auch mehr und mehr Anlass aber dann auch wiederum nichts, das groß genug war, um sich lange damit auseinanderzusetzen. Jetzt hat sich aber doch Einiges angestaut und vielleicht tut es mir gut, meine Gedanken hier auf Papier zu bringen und sie zu ordnen.

Beginnen wir mit ganz einfachen Angelegenheiten: Rahal, Oberstadt.
Ich habe mich so schnell an das Heim dort gewöhnt. Das Anwesen ist zwar deutlich größer als das Haus in Düstersee aber nun, wo es halbwegs möbliert ist, gefällt es mir schon ganz gut. Es wirkt viel freundlicher und selbst wenn es mehr Arbeit ist, so gibt es gewisse Vorzüge. Der Garten ganz vorne dran! Bei Rosen sind der Hausherr und ich uns einig: Es gibt nicht genug und während er sie am liebsten versonnen anstarrt, nutze ich die Destille, um ihnen den Duft zu entziehen. Wir haben nun zwar eine Apothecaria im Haus, die mir viel Arbeit abnehmen kann aber der gelernte Parfümeur bin ich. Und stolz auf das, was ich mittlerweile gerade bei den Rosenduftwässerchen so zaubern kann. Der Weg dorthin war aber weit. Ich bin guter Dinge, dass auch sie sich hierbei machen wir. Sie ist gelehrig, interessiert und mit Eifer bei der Sache. Oder muss ich bereits „war“ sagen?

Das wäre wohl Punkt 2.
Sie ist jung und springt gerne in der Weltgeschichte herum. Das Recht will ich ihr nicht absprechen. Auf der einen Seite war ich sogar noch jünger als sie, als meine Lehre begann und auf der anderen Seite geht es mich auch nicht an, wie oder wo sie ihre Freizeit verbringt. Bisher hat sie die Arbeiten im Labor immer zuverlässig ausgefüllt. Bisher. Seit ein paar Tagen bleiben die Sachen dort liegen. Spätestens jetzt wird es auch wieder meine Angelegenheit und ich mag diese Art „ernste Gespräche“ nicht, bei denen man gescholten wird aber wir werden nicht drum herum kommen. Es tut gut in diesem großen Heim so nahe am Palast mehr helfende Hände zu haben aber man muss sich dann verlassen können. Ich denke, ich werde meinen Herrn fragen, ob er vielleicht noch ein, zwei weitere Mitglieder für den Haushalt finden möchte. Einen Koch oder Köchin, vielleicht einen Gärtner? Sie müssten nicht zwingend hier wohnen aber neben einem guten Kuchen und sauber geschnittenen Hecken würden sie auch noch mehr Leben ins Haus bringen. Wenigstens tagsüber. Nachts sind die Schatten da und dürfen dann schalten, walten, verstecken.

Auch wenn ich sie schon zu gut kenne, um mich von ihnen noch oft täuschen zu lassen. Sie sind mir Freunde geworden und manchmal verbergen sie sogar mich. Das ist gut und wichtig so, denn ich bin die Haushälterin. Nicht zwingen von diesem oder jenem Ort. Nein, auf diese Art bin ich nicht gebunden. Doch an den Herrn des Hauses und Haushalts. Wo er hinzieht, da gehe ich mit und die Schatten folgen. Die Größe des neuen Hauses hat aber auch ein wenig mehr Distanz und Freiraum für uns beide geschaffen. Nicht unwillkommen, beidseitig. Es ist Loyalität, Treue und Freundschaft, die uns verbindet. Alles Andere ist nicht in Stein gemeißelt, sondern lediglich eine Option. Wieder beidseitig. Mich wundert nicht, dass die beiläufig aber wärmend gestellte Frage „Fräulein Turay, wollt Ihr mir heute Abend nicht Gesellschaft leisten?“ wieder seltener fällt. Es stört mich auch nicht. Mich stört es eher, dass ich eine Scherben-Vorahnung habe. Diese Art von Scherben, die man nicht gerne wegfegt. Ich hoffe nur, dass ich mich täusche.

Da ruft er. Mitten am Tag! Ich frage mich, um was es geht und ob ich einen Besen brauche.
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