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Ein Rumbrenner auf Abwegen
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Ein Rumbrenner auf Abwegen
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Amthu Lesar





 Beitrag Verfasst am: 07 Feb 2017 08:46    Titel: Ein Rumbrenner auf Abwegen
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Lautes Papageiengezwitscher riss Amthu aus seinem kurzen aber doch recht tiefen Schlaf. Mit einem deftigen Fluch auf Cabezianisch wünschte er das Viech zu Mahu, ehe er sich in seiner Hängematte umdrehte. Als das Elend einfach keine Ruhe gab, ließ er sich aus der Hängematte gleiten und stapfte aus dem Hinterzimmer des Blauen Salons. Vor der Tür suchte er wie ein Gestörter nach dem Schlafräuber, und als er den im Baum sitzend fand, brüllte der Rumbrenner wutentbrannt hinauf. "Halt den Schnabel, sonst stopf ick ihn dir und verarbeitet' dich zu een'm Papajei'nflad'n!" Der Papagei blickte anteilsnahmelos auf Amthu herunter und plapperte ihm dann nach: "Schnabel halten, Schnabel halten, aaarrrr!"

Genervt ballte Amthu die Fäuste und betrachtete das Viech genauer. Das rote Gefieder wurde von vereinzelten blauen Federn durchzogen und der Schnabel war rabenschwarz gefärbt. "Machst genauso eene große Klappe wie dat rote Monster. Muss wohl an der Farbe lieg'n! Verpiss dich, sonst hol ick dich da runt'r!" Der Papagei blieb sitzen und plapperte dann munter weiter "Ärger, Ärger, aaarrrr!". Es wurde dem Rumbrenner irgendwann zu bunt und so begann er in seinem verkaterten Zustand den Baum hochzurobben. Der Papagei machte sich einen Scherz mit ihm und flatterte fluffiger Flügel weiter auf das Dach. "Aaarrrr, eines Tages find ick dich und dann dreh ick dir den Schnabel um!" Zeternd kletterte Amthu den Baum runter und verkroch sich wieder in seiner Hängematte. Dabei kamen die Gedanken in ihm auf, die er im Rum hatte ertränken und von der verdammten Isla hatte spülen wollen.


Amthu Lesar, 1. Eisbruch 260, hat Folgendes geschrieben:
Begleitet von einem gefährlich klingenden Zähneknirschen schloss Amthu die Erschossene Möwe ab und versicherte sich durch lautes Türrütteln, dass auch wirklich abgeschlossen war. Im Zweifel würde er die Taverne sowieso ausgeraubt und geplündert vorfinden, sollten sie je wieder den Hafen der Isla ansteuern. Es war eine Fahrt ins Ungewisse, dessen Ausgang bis zuletzt offen bleiben würde.

Immerhin hatte sich die Mannschaft nochmal die ein oder andere Buddel Rum und auch Wildkraut gegönnt, man wusste schließlich nie, ob es die letzte Gelegenheit gewesen war.

Mit schweren Schritten stiefelte Amthu zum Blauen Salon und verzog sich in das Hinterzimmer. Dort klappte er seine Lagertruhe mit einem ohrenbetäubenden Quietschen auf und begann dessen Inhalt zu durchwühlen. Als er fündig wurde, zog er einen alten Seesack heraus und warf ihn in seine Hängematte. Mit einem recht unentspannten Gesichtsausdruck begann er das verfluchte Teil zu durchwühlen und erinnerte sich daran, wann er den Seesack das letzte Mal in den Flossen gehalten hatte. Damals war er von Bord der Blauen Lady gegangen und war nie mehr dorthin zurück gekehrt. Die Meuterei hatte seinen Capitano und Lehrmeister das Leben gekostet, mochte der Klabautermann seiner schwarzen Seele gnädig sein. Die alten Erinnerungen wurden verdrängt, indem er eine Bestandsaufnahme seiner alten Sachen machte. Allerhand Kram wie ein Kompass, ein Sextant, unzählige Seekarten, Feuersteine, diverse Messer und kleine Flaschen mit Alkohol kamen dabei zum Vorschein. Dazu packte er Reiseproviant, eine blecherne Wasserflasche, einfache Kleidung und das ein oder andere Seil.

Nach kurzer Zeit wurde der Seesack zugezogen und geschultert, nur um dann an Bord der Namenlosen verfrachtet zu werden. Auf dem Weg zum Hafen wurden Amthus Gedanken immer finsterer, Wut mischte seinen Geist gehörig auf. Er hatte in seinem Leben schon einige Weiber überstanden, die sich durch ihr törichtes Verhalten in brenzlige Situationen gebracht hatten. Nie war eine davon aber soweit gegangen wie Charna es getan hatte. Er verfluchte sie dafür und hoffte insgeheim, dass man sie lebend aus Rahal herausbringen konnte. Und wenn ihnen das gelang, würde sie sich auf die gesammelte Wut der Meute einstellen müssen. So leicht würde das Leben auf der Isla nicht mehr werden, die Knusperkrabbe hatte sich das selbst eingebrockt. Murrend stapfte Amthu über die Planke auf das Schiff. Dabei griff er unbewusst an seine Hosentasche und erfühlte eine kleine Schatulle, die er als Reisegepäck ebenfalls eingepackt hatte. Sollte Charna lebend aus der Sache rauskommen, so würde er sie zu der Seinen machen. Nur um sie von weiteren Dummheiten abzuhalten und ihr klar zu machen, was sie ihm wirklich bedeutete. Die Zeit dafür war gekommen.

Mit einem kräftigen Fausthieb schlug er auf die Wand neben sich ein, sodass der schnöde Putz von jener herunterrieselte. Schmatzend drehte er sich von der Wand weg und begann auf seine Faust zu starren. Seine Gedanken drehten sich unaufhörlich weiter wie das große Rad einer Wassermühle. Veilya hatte ihm auf seine Nachfrage hin am zurückliegenden Abend mitgeteilt, dass es einen Weg gäbe zu vergessen. Einer, der nicht leichtfertig eingeschlagen werden sollte. Wollte er es so? Brummend dachte Amthu daran, wie es sich dazu entwickelt hatte.

Amthu Lesar, 2. Eisbruch 260, hat Folgendes geschrieben:
Mit schwerem Schädel saß Amthu an einem der ausgedienten Rumfässer, die er als Tisch im Blauen Salon seit Anbeginn aufgestellt hatte. Der Rumbrenner sah mit glasigem Blick vor sich auf eine seiner seltenen Rumbuddeln. Es waren vielleicht noch 3 Kisten davon übrig, und erst heute hatten Veilya und Amthu zwei Buddeln von diesen Kostbarkeiten geöffnet, um sich den feinen weißen Rum hinter die Binde zu kippen. Mit einem mordlustigen Fluch fegte er die alte Buddel mit seinem kräftigen Arm vom Tisch, Staub stieb dabei empor. Als der Bernsteinblick sich auf den Boden auf das Etikett richtete, an welchem nun zahlreiche Scherben klebten, brummte er gefährlich tief auf, fast klang es wie das bedrohliche Knurren eines Wolfes, der in die Enge getrieben wurde.

Die Zeichnungen auf dem Etikett der zerbrochenen Buddel kamen ihm vor als wollten sie ihn verhöhnen, es fehlte bloß noch das liebliche und durchtriebene Lächeln von Laienne. Die Krone, auf der quer darüber ein edel verzierter Dolch ruhte, erinnerte Amthu nur all zu deutlich daran, dass er verraten worden war. Ein nunmehr zorniger Blick auf seinen Unterarm folgte, als er das verfluchte Motiv in feinen Linien auf seinem Unterarm sah. Treue bis in den Tod hatte er seiner Königin geschworen. Und sie hätte ohne mit der Wimper zu zucken sein Leben ausgehaucht, als sie ihn verraten hatte. Es war immer das Gleiche mit den Weibern, dachte er sich mit rumvernebeltem Blick und ließ seinen Kopf auf das Rumfass sinken.

Auch bei Arvana hatte er dieses Katz und Maus Spielchen nur all zu oft durchlebt und viel wichtiger noch überlebt. Nach ihr hatte er sich geschworen die Finger von den Weibern zu lassen und sich nur noch mit Freudenmädchen das Leben schön zu machen. Seine Vorsätze hatten nur solange gewehrt, während er auf hoher See gewesen war. Spätestens seit der Meuterei seines alten Capitanos und dem Stranden auf der Isla waren diese Vorsätze wieder mit der nächsten Flut davongespült worden. Erst war es Yvette gewesen, die seine Zuneigung gewonnen hatte, und viel später nach ihrem Verschwinden das kleine rote Monster Charna. Er schüttelte den Kopf, der dabei in einem fiesen Geräusch über den Fassdeckel schliff und stöhnte tief auf. Der eine Gedanke hatte sich seit Veilyas Worten fest in seinen Kopf gesetzt und ließ ihn nicht mehr los. Ihren gebrochenen Anblick in diesem Rahaler Käfig zu sehen und zu wissen, dass Charnas freche Klappe schweigen würde, weil sie nicht mehr die Kraft besaß etwas zu sagen oder zu flüstern. War es das wert? Nur für diesen einen Moment nach Rahal einzumarschieren, um ihre Befreiung zu sehen. Eine Befreiung, die nur durch ihre eigene Torheit notwendig geworden war? Leo hatte Recht, als er gegen dieses Manöver gestimmt hatte. Und sie hatte es damit nur noch schlimmer gemacht, die Hochzeit von Leo und Lis wurde dadurch nur bestärkt.

Er hiefte den Kopf hinauf und rieb angestrengt seine Stirn. Als sich die Lippen seines Mundes zusammenpressten, traf er seine Entscheidung. Sie hatte jedes Recht verwirkt, dass sie je genossen hatte, und dieses letzte Mal würde er ihr nicht verzeihen. Sollte Mateo sein Leben aufs Spiel setzen und das durchtriebene Ding alleine befreien, damit er sich mit ihr wieder in der Hängematte vergnügen konnte. Brummend erhob er sich und machte sich daran die Schlösser an Türen und Kisten des Blauen Salons und der Erschossenen Möwe auszutauschen. Als sein Werk erledigt war, lief er von einem leichten Seegang begleitet zum Hafen und holte seine Ausrüstung von der Namenlosen. Auch ohne seine Entscheidung einzurechnen, hatte das Pack in Mehrzahl entschieden sie zu befreien. Auf dem Rückweg zum Blauen Salon warf er die Schatulle aus seiner Hosentasche mit geöffnetem Deckel in das Hafenbecken und sah dabei zu, wie die beiden Zeichnungen für die Hautbilder davongespült wurden. Sein letzter Blick galt der roten Zeichnung der Knusperkrabbe, die sich langsam auflöste. Es hatte sich ausgeknuspert. Mit einem verstimmten Murren riss er die Tür zum Blauen Salon auf und ließ sie dann knarzend in ihre Angeln zurückfallen. Dann stiefelte er in das Hinterzimmer und setzte ein Schreiben auf, welches er noch in der Nacht überall auf der Isla aufhing. Jeder, der es zu lesen bekam, konnte darauf folgende Zeilen erblicken:

    Hola chicas und chicos,

    ab sofort ist ne lebenslange Rumprohibition für Mateo und Charna verhängt. Jeder, der den beiden etwas von meen'm Rum ausjibt, wird von dem gleich'n Schicksal heemjesucht.

    Weiterhin sei verkündet, dat ick ne neue Aushilfe für die Möwe suche. Interessenten können sich für een Jespräch bei mir meld'n.

    gez. Amthu Lesar
    Rumbrenner von La Cabeza
    Inhaber der Erschossenen Möwe
    Eigentümer der ersten Cabezianischen Plantage
    Lagermeister der Bruderschaft
    Smutje auf der Namenlosen

Aye, er hatte jeden erdenklichen Grund dazu es zu vergessen. Den ganzen Mist hinter sich zu lassen und zu einfach nur zu vergessen. Doch es gab auf dieser gottlosen Isla Dinge, die selbst hier ein Novum waren. Dinge, wie eine Verbannung der Knusperkrabbe von der Isla. Mahu hatte ihr Recht gefordert und Charna von Cabeza verbannt. Tatsächlich konnte sich der Rumbrenner nicht daran erinnern, ob es je eine Verbannung eines Individuums gegeben hatte. Woran er sich aber noch immer mit gestochener Schärfe erinnern konnte, waren die zwei Momente, in denen er alleine mit der Knusperkrabbe gewesen war. Am vorherigen Nachmittag erst hatte sie Worte der Entschuldigung und der Reue kundgetan. Er hatte zum ersten Mal Tränen in ihren Augen gesehen. Ob sie echt gewesen waren, fragte er sich seitdem und er fand einfach keine Antwort. Spätestens seit der Verbannung war dem Rumbrenner klar geworden, dass er sie nicht einfach so ziehen lassen konnte. Nach einer Freirunde Rum in der Erschossenen Möwe hatte Amthu sich zum Hafen geschlängelt und war dort auf einer Bank und an den dahinterstehenden Masten gesunken.

Immerwährende Blicke gen Norden, der darauf folgende Seegang und leises Gemurmel von zwei Grünschnabeln, die ihn ob seines Zustandes ausrauben wollten. All das bekam Amthu nur am Rande mit, bis sich auf der Bank neben ihm etwas rührte. Der Blick aus blassgrünen Augen reichte, um seine vernebelten Gedankengänge zu vertreiben. Nach langer Überredungskunst ließ er sich heimbringen und verbrachte die wohl letzte Nacht mit seiner Knusperkrabbe. Er hätte sie zum Klabautermann wünschen sollen, doch er konnte es nicht. Als er ihr dann in einem schwachen Moment berichtete, dass er vorgehabt hatte sie zu der Seinen zu machen, war die Eiseskälte gebrochen und zum zweiten Mal an diesem Tag sah er die Rothaarige in Tränen vor sich. Er fing sich ein gerührtes "Idiot" von Charna ein und erwiderte nur verbissen, dass er nur zu dumm gewesen war, um sie eher zu fragen. Es hätte alles verändert, die Dinge wären anderer Wege verlaufen. Und nun waren sie an einem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab.

"Versprech mir keen'n Ärger zu machen und dir wied'r dat Vertroo'n aller zu erkämpfen. Und die schrullige Mahu wird man ooch irgendwie besänftigen könn'n. Und werd verdammt noch eens diese hohle Birne los, sonst entsorg' ick ihn im Haf'nbegg'n. Komm sobald wie möglich zurück, sonst such ick nach dir und ick werd dich find'n, dat versprech ick dir... Und wenn du nich mitkommst, werd ick dir nimm'r vonner Seite weich'n und bei dir bleeb'n... Een weiteres Mal lass ick dich nich alleene." Mit jenem Versprechen erhob sich der Rumbrenner und holte aus dem Hinterzimmer die beiden Schilder, die er erst vor ein paar Tagen aus der Erschossenen Möwe mitgenommen hatte. Charna kannte den Text zu zu gut, sie brauchte ihn nicht zu lesen als sie die Schilder in Empfang nahm. Wer die Knusperkrabbe befummelt oder knutscht, kriegt lebenslange Rumprohibition und Hausverbot. Der Wirt! Ihr Widerworte, dass er die Schilder noch gebrauchen könnte, erstickte er im Keim. "Ick broock die Schild'r erst wieder, wenn du zurück bist." Es war ein Versprechen, dass er ihr damit gab. Ein Versprechen, dass er nicht leichtfertig anbrachte, dafür aber eines aus der dunkelsten Ecke seines Herzens. Er stattete die Knusperkrabbe mit Reiseproviant aus und rang ihr um ein Neues das Versprechen ab nichts Dummes anzustellen, bevor er sie dazu drängte endlich zu gehen. Und so hatte er Charna das letzte Mal gesehen, während sie mitten in der Nacht ihren wohl schwersten Gang über die Isla machte. Amthu hatte sich fluchend in den blauen Salon begeben und war irgendwann in seiner Hängematte weggenickt, als der Rum endlich seinen Tribut gefordert hatte.

"Dat wird een Spaß... Aber wär ja nich dat erste Mal, dat ick in eener Stadt voller Adliger unterwegs bin. Mios dio... Ick hoff sie stellt niggs an." Brummend erhob er sich aus seiner Hängematte und begann seine Kiste durchzuwühlen. Schwerbewaffnet nahm er eine Passage nach Bajard und begann damit wieder an seinen eingerosteten Fechtkünsten zu feilen. Die würde er brauchen, wenn er im Hintergrund ein Auge auf sie haben wollte. "Mi corazon... Du bringst mich noch ins Grab," murmelte er, während er durch den Wald von Tirell stapfte und kleinen Möchtegernbanditen in einem blutigen Gemetzel den Gar ausmachte.

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Alguien Apuesto: "Ein schlecht gelaunter Rumbrenner kann uns allen schneller den Gar ausmachen als jede Armee. Davon abgesehen schießen die meisten hier erst ab zwei Rum geradeaus."
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Amthu Lesar





 Beitrag Verfasst am: 03 März 2017 07:54    Titel: Schwarze Gedanken
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Mit langsamen Bewegungen wurde ein feuerroter Morgenstern in den Händen des Rumbrenners gedreht und dabei mit prüfenden Blicken bedacht. Zufrieden lehnte sich Amthu auf der Bank zurück, auf der er im Gasthaus zu Bajard seinen Abend fristete.

Die Sache mit der Fechterei war eingerosteter als Amthu anfangs gedacht hatte. Vor vielen Jahresläufen hatte er einmal Fechtunterricht von Moror erhalten, doch ohne den alten Saufkopf wollte es einfach nicht mehr gelingen, um ein Neues fit in jener Kunst zu werden. So hatte der Rumbrenner schließlich zum Morgenstern gegriffen, welcher Philip ihm vertickt hatte. Und er war positiv davon überrascht, wie gut sich die Waffe führen ließ. Es fühlte sich zeitweise an wie eine verlängerte Faust bei einer derben Schlägerei. Nur eben mit einer viel härteren 'Faust', die zuweilen auch noch tödliche Dornen aufwies. Zuweilen machte es deutlich mehr Spaß als einen dünnen Degen oder Rapier zu führen, es war ein viel direkterer Kampf. Amthu brummte zufrieden und dachte daran zurück, wieso er nach so vielen Jahresläufen wieder zu den Waffen gegriffen hatte. Und als er dabei empört aifschnaubte, wurden die Gedanken an die Knusperkrabbe verdrängt. Betrogen war betrogen, auch wenn er sie auf eine verkorkste Weise noch begehrte, so waren diese Gefühle mit jedem Schlag aus dem Morgenstern von ihm aus seinem Leib herausgeprügelt worden. Sollte sie die Isla je wieder betreten, musste sie ohne ihn weiterleben. Und ohne den begehrten Rum.

Brummend rieb sich Amthu die Stirn und ließ den Kopf gegen die Wand sinken, dabei den Blick auf die Decke des Gasthauses werfend. Es war finster im angemieteten Zimmer, doch das störte ihn nicht. Immerhin hatte er schon in schlimmeren Rattenlöchern als diesem hier gehaust. Seine Gedanken flogen im Schweinsgalopp zu den Ereignissen auf der Isla zurück. Würden sie nach den letzten Beben je wieder einen Fuss auf die Isla setzen? Wenn Amthu daran dachte wie zerstörerische Ausmaße die bisherigen Beben angerichtet hatten, konnte er sich eine Rückkehr nur schwer vorstellen. Er konnte nur hoffen, dass der Klabautermann ihnen allen noch wohlgesonnen war und sie irgendwann wieder einen Fuss auf die Isla setzen konnten. Bis dahin vertrieb man sich die Zeit, die durch die fehlende Arbeit an der Plantage nun zu Hauf zur Verfügung stand, eben mit Waffenübungen und anderen... Versuchen. Versuchen, deren Ausgang er noch nicht abschätzen konnte. Zwangsläufig musste er breit grinsen. Die holden Weiber ließen ihn einfach nicht in Ruhe, doch dieses Mal war es etwas Anderes.

Eine verschleierte Erinnerung von Arvana kam in ihm wieder auf und drohte ihn wie eine lockende Sirene um ein Neues unter Wasser zu ziehen. Es war ein verführerischer Ruf, gleich einer lieblichen Melodie. Aye, er musste den Kopf über Wasser halten, denn ein anderes schwarzes Köpfchen mit dem gleichen schwarzen Haar war dort aufgetaucht. Es blieb nur noch die Frage offen, welche Pfade es einzuschlagen gab, wenn sie alle wieder auf ihrer geliebten Isla zurückkehren würden. Mochte Ihnen das Schicksal gnädig sein.

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 Beitrag Verfasst am: 10 März 2017 12:27    Titel: Die eigensinnige Natur von Versuchen
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Mit gerunzelter Stirn blickte Amthu zur Holzdecke der Mannschaftskajüte hinauf und kniff dabei die Augen zusammen. Er lag alleine in seiner Hängematte und machte sich so allerhand Gedanken, die seine heitere Frohnatur mit so einigen Nebelschwaden bedeckte, die um soviel dicker schienen als der berühmt-berüchtigte Nebel von La Cabeza. Die Ereignisse schienen sich in letzter Zeit zu überschlagen und dem Rumbrenner wollte einfach nicht klar werden, wie es nun weitergehen sollte.

"Ach schiete, die mach'n mich noch verrüggt wenn 'et so weiterjeht!", rief er am Ende seiner Überlegungen verknirscht aus. Die Verärgerung, die er durch Charnas untreue Lebensweise verspürt hatte, löste sich allmählich in Wohlgefallen auf. Vor kurzem erst war die Knusperkrabbe zur Entscheidung gekommen, dass sie die Mannschaft der Legado verlassen würde. Und das war durchaus eine Aussicht, die sehr zu Freude Amthus beitrug - auf diese Weise konnte er ihr aus dem Weg gehen, nun da das Piratenpack auf den zwei Schiffen zusammen gefercht war. Das brachte allerdings eine neue Sorge mit sich. Solcher Natur, die sich nachts heimlich in seine Hängematte schlich. Zugegeben, er war erstaunt gewesen, als er eines morgens aufgewacht und eine weitere Person neben sich vorgefunden hatte. Mumm hatte sie wirklich, und auch das gewisse Maß an Dreistigkeit ihre Versuche auf jene Weise anzugehen. Abneigung darüber verspürte er zuweilen nicht, es gefiel dem Rumbrenner für einen kurzen Moment sogar dem verwuschelten Bündel neben sich das schwarze Haar vorsichtig aus dem hübsch anzusehendem Gesicht zu streichen.

Mit fest zusammen gebissenem Kiefer kroch Amthu aus seiner Hängematte und fuhr sich fast ein wenig verzweifelt durch die dunklen Haare. Es blieb die Frage offen, wo jene Versuche ihn noch hinführen würden. Er strich sich über die Stirn und presste die Lippen angestrengt zusammen, als er für sich entschloss diesen Versuchen eine Chance zu geben. Dabei dachte er an die wenigen Lippenbekenntnisse, die bereits ausgetauscht worden waren. Aye, er würde sehen, wohin das Ganze noch führen würde. Mit seiner typisch unbekümmerten Art ging er grinsend in die Kombüse und machte sich daran sein Tagewerk zu erledigen.

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 Beitrag Verfasst am: 24 Jul 2017 05:34    Titel: Azurblaues Paradies
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Nahezu paradiesisch war der Anblick von La Cabeza, als der Rumbrenner vom Beiboot aus zur Isla sah. Es wehte ein laues Lüftchen, die Sonne stand tief und das azurblaue Wasser schwappte gegen die mit Muschelkalk und Algen bedeckte Bootswand. Zufriedenheit war es, die Amthu beflügelt auf den Bootssteg springen ließ.

Dies hier war seine Heimat, unwiderruflich und nicht zu verleumdnen. Er liebte alles hier auf seine verkorkste Art und seit dem Beben war Cabeza schöner denn je - es war das reinste Paradies auf Erden. Als die Meute damals von der Legado und der Namenlosen zugesehen hatte wie ihr Heim zerstört wurde, war zunächst alle Hoffnung verloren geglaubt, doch mit Picken und Schaufeln hatten sie sich ihr Heim zurückgeholt, um es wieder zu dem zu machen, was sie liebten. Und heute sah man nur noch wenig von der zerstörerischen Wut des Bebens. Während Amthu frohgelaunt Richtung Möwe flanierte, musste er daran denken, was aus den Versuchen geworden war. Aye, er hegte Gefühle, auch wenn er sich das nach den zurückliegenden Ereignissen nur zauselig knirschend eingestehen wollte.

Seine Zeit hatte er in den letzten Mondläufen dem Wiederaufbau der Möwe gewidmet und auch der Plantage, nachdem alle Vorräte zerstört waren. Es gab überall soviel zu tun und die Geschäfte dürften ebenso wenig ruhen. Und -sie- hatte in ihrer neuen Aufgabe auch ordentlich anzupacken, nun da sie so unentbehrlich für die Isla geworden war. Breit grinsend schlenderte der Rumbrenner die Treppen hinauf und öffnete die Tür zur Möwe. Es war wie ein Schatz, den er da öffnete, denn die Taverne war sein ein und alles. Der Bernsteinblick schwenkte um ein Neues zu der angrenzenden Brennerei, in dem das Herzstück seines ganzen Seins munter vor sich dahinblubberte. Die Melasse verströmte ihren typischen Geruch und erfüllte das Haus wie auch sein Herz mit einer magischen Vorfreude. Im Brennkessel neben dem Sudbottich tröpfelte der Rum vor sich dahin, den Amthu als Erinnerung an die Zerstörung Cabezas neu in sein Sortiment aufgenommen hatte. Der Rum würde in ausgewählten Lagerfässern später dunkel wie die Nacht werden. Zweifelsfrei ein neues Meisterwerk. Die Buddels mit den Etiketten waren auch schon vorbereitet - El volcano negro stand darauf, im Hintergrund war der Vulkan von Cabeza aufgezeichnet.

Zufrieden summend setzte Amthu sich an die Theke und kramte aus einer darunter stehenden Kiste ein großes Pergament hervor. Als er es auseinander rollte, grinste er über beide Ohren und malte dann noch weitere Linien mit einem abgegriffen Kohlestift darauf. Es war lange her, dass er Landkarten gezeichnet hatte, zuletzt für Arturius, wenn er so daran zurückdachte. Damals war er noch ein Händler gewesen, mit den verstreichenden Jahresläufen aber war er durch und durch zu einem Cabezianer geworden. Konzentriert malte er eine Legende auf der Landkarte ein, während er seinen Gedanken nachhing. Hier auf der Isla hatte er sich etabliert und hoffte, dass er nie wieder ein anderes Heim haben würde. Der einstige Goldwirker, Schneider, Händler und Seemann war zum Rumbrenner der Isla geworden und er liebte, was er nun tat. Als die Landkarte nach nicht messbarer Zeit endlich fertig gestellt war, strubbelte er sich durch die sandfarbenen Haare und grinste ein weiteres Mal mehr als breit. Dann erhob er sich und packte das gute Stück ein. Pfeiffend in seiner typisch unbekümmerten Art schlenderte er nun Richtung Inselverwaltung und brachte die Karte zu Isabell. Dabei kam ihm zwangsläufig ein dämlich anmutendes Grinsen auf die Lippen. Innerlich hoffte er, das er mit jenen weitere Versuche verüben konnte. Zu seinem großen Glück fehlte nach all der Zeit noch immer etwas, das nun zum Greifen nah lag. "Mi corazon", schlüpfte es ihm von den Lippen und das dämliche Grinsen wurde noch ein gutes Stück breiter. Wer den Rumbrenner so zu Gesicht bekam, würde zwangsläufig denken, dass er sich einige der eigens hergestellten Cabezianischen Wildkrautpillen zuviel eingeworfen hatte.

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 Beitrag Verfasst am: 14 Okt 2018 08:24    Titel: Cabezianischer Wind an Bajards Küsten
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Mitten in der Nacht, so munkelt man bereits zur frühen Morgenstunde, hat wohl ein kleines Frachtschiff aus Cabeza in Bajard am Hafen angelegt. Befragt man nun einen der Milizsoldaten, so wird man sehr schnell hinter weitere Details kommen. Ganz offenbar befand sich auf dem Frachtschiff eine große Ladung an gefüllten Fässern. Jene seien, nach Kontrolle, ob es sich wohl um Schießpulverfässer handeln könnte, randvoll gefüllt gewesen mit verschiedenen Rumsorten, zahlreichen Bierarten und auch einigen seltenen Schnaps- sowie Likörspezialitäten. Der Rumbrenner persönlich soll sogar an Bord gewesen sein, um die Abladung der Fässer zu überwachen. Ein etwas zu neugieriger Milizsoldat muss wohl auch gefragt haben, ob das Wetter in Cabeza nicht mehr genehm sei, wenn der Rumbrenner nun so viele Fässer überschiffe. "Des jeht dich niggs an, eh?", muss er wohl geantwortet haben, bevor sich Amthu von der ordentlichen Einlagerung der Fässer überzeugt hat.

Bei frühem Morgengrauen war das Werk dann vollrichtet und mit breitem Haifischgrinsen ließ sich Amthu im torkelnden Oger auf ein Bier nieder. Der Schankmaid schöne Augen machend, seuselte er nach dem ersten Schluck dann auch schon etwas zu ihr. "Schätzken, dat nennt ihr een jut's Bier? Ick seh schon, da muss ick meene Künste wohl mal einsetz'n, eh?" Und jenes Schauspiel konnten wohl auch die Milizsoldaten beobachten, die sich nach Feierabend auf einen morgenlichen Kaffee in der Taverne niederließen. Dabei wurde wirklich jedem deutlich, dass der Rumbrenner ganz neues Land betrat. Ob fortan auch das ein oder andere Bier sowie Rum von ihm über die Theke gehen würde?


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 Beitrag Verfasst am: 01 Dez 2018 08:28    Titel:
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Schnarchen. Lauthals und unüberhörbar. Der Rumbrenner war im Land der Träume verschwunden und träumte wohl von so manch nacktem Weibe sowie von dem ein oder anderen mit Gold und Juwelen bestückten Schatzkästchen.

Tage zuvor war ein Fass nach dem anderen in Bajard gelandet, gefolgt von einigen schweren Kisten, die selbst ein störischer Maulesel kaum tragen wollte. Wie auch immer es geschehen war, es war passiert... Die Hafenmeisterin Gesine Nussbaum hatte es dem großgewachsenen Strubbelkopf erlaubt nach Bajard zu ziehen. Und so war das Unvermeidliche geschehen, Amthu hatte seine sieben Sachen gepackt und das nächstbeste Schiff genutzt, um sein Hab und Gut zu überschiffen. Nach all den Jahren auf der Isla war der Rumbrenner nicht mehr geneigt ein gutbürgerliches Haus anzumieten. Er entschied sich für ein Hausboot, denn das Leben einer Landratte würde er so nie führen können, dafür war er viel zu lange mit dem Handelsschiff seines alten Kapitäns Arturius Silberauge unterwegs gewesen und auch die Jahre auf der Isla sowie auf der Legado hatten ihn geprägt.

Bajard also... Hier nun würde Amthu seine Erfahrungen im Handel spielen lassen. Es würde sicher die ein oder andere Goldmünze einfinden, darin bestand kein Zweifel. Was ebenso klar war, so seltsam es auch anmutete, der Handelskontor zum Blauen Salon würde nun doch dort wieder seinen Fortlauf finden, wo alles angefangen hatte. Irgendwie schickte ihn der Klabautermann wieder nach Bajard zurück, ganz so als wollte das Schicksal es nicht anders. Was er daraus machte, würde sich noch zeigen - zumindest waren die Grundsteine gelegt... oder vielmehr das Anker gelichtet.

Mit einem Ruck wachte Amthu aus seinem Tiefschlaf auf und brummte, ehe er sich einmal mit der Hand über das Gesicht wischte. "So eene Scheete, bin wohl eengeschlaf'n... na hilft ja niggs, weet'r jehts." Doch bevor er sich wieder aus seinem Sessel bequemen konnte, folgte Amthu den lockenden Rufen der Sirenen in das Land der Träume und schlief erneut vor Müdigkeit ein.


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 Beitrag Verfasst am: 02 Okt 2020 05:51    Titel: Der kaputte Kompass
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Verärgert rüttelte Amthu seinen Kompass und stieß ein wenig beglücktes Fluchen aus. Das verdammte Ding hatte schon gesponnen als er vor gut zwei Jahresläufen die Isla verlassen hatte. Ganz so als wolle das Teil ihm einflüstern, dass es am falschen Ort gelandet war. Mit einem Brummen klappte Amthu den Kompass wieder zu und flanierte weiter durch einen dichten Wald, ganz so als wäre er dessen Landbesitzer, der sein Od zufrieden beäugte. Doch Amthu war nicht auf der Suche nach schön gewachsenen Bäumen, nein nein. Hier ging es um etwas viel Bedeutenderes. Gerüchteweise hatte er gehört, dass irgendwo an diesem Fleckchen Erde das begehrte Wildkraut wuchern sollte. Stunden später… gab er es auf mit der Suche und fragte sich ernsthaft wie lange seine Vorräte von Cabeza noch reichen würden. Gerade wollte er umkehren, als er das Geräusch eines Vogels in einem fernen Baum vernahm. War das etwa…? Das konnte unmöglich sein und doch meinte er, dass seine Sinne ihn nicht getäuscht hatten. Der Geräuschquelle folgend, stand der Rumbrenner schließlich unter besagtem Baum und sah mit zusammen gekniffenen Augen hinauf in die Krone. Da saß wirklich ein Papagei mit leuchtend rotem Gefieder und plapperte vor sich dahin. „Akkhh! Aaakkhhh! Ich bin Jacq!“ Was zum Klabautermann… war das Federvieh etwa Jacq entkommen oder hatte sich da jemand einen perfiden Scherz erlaubt? Er lachte bei dem Gedanken auf, dass der Vogel wohl dressiert worden war und da kam ihm ein Einfall. Er würde nach dem Pack suchen. Was wohl aus Jacq, Carlos, Nora und Isa geworden war? Er würde es herausfinden aber dafür musste er sich in die Höhle des Löwens begeben. Oder besser gesagt… in die des Panthers. Mit einem haifischartigen Grinsen versuchte er in der nächsten Stunde den Papagei einzufangen und als ihm das endlich gelungen war, flanierte er aus dem Wald heraus, um sich auf den Weg nach Rahal zu machen. „Schiete, die Pantherfratz'n sind alle verrüggt. Na dann seh'n wir mal was mich erwartet..“ Der Papagei auf seinem Arm begann wieder zu plappern und schon bald kam das Gespann vor den Toren von Rahal an. „Jacq! Akkhh! Aaakkhhh!“
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 Beitrag Verfasst am: 13 Okt 2020 09:01    Titel: Neue Gewässer
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Er hatte es nicht kommen sehen. Warum war ihm das nicht aufgefallen, bevor es zu spät war? Kopfschüttelnd stand er an der Destille und sah dem gebrannten Rum beim Tröpfeln zu. Dabei ging ihm nicht aus dem Schädel, wie es ihn nach Rahal verschlagen hatte. Das Pack hatte er gesucht, und er hatte es gefunden. Dort, wo es dreckiger und zwielichtiger nicht sein konnte - am Hafen von Rahal. Und nun...? Tja, was auch immer der Klabautermann mit ihm vorhatte, im Augenblick fühlte es sich so an, als wurde er von ihm ordentlich aufs Korn genommen. Statt in seinem entzückenden Hausboot zu bleiben und sich schön weiter durch das Leben zu schaukeln, war er in die Arme der Rahaler gerannt und diente nun als Knecht auf einem Hof. Konnte es noch schlimmer kommen? Aye, das konnte es... zu allem Überdruss hingen schon die ersten Weiber an seinem einen Fuss, an dem anderen würden wohlmöglich bald die ersten Rumsüchtigen baumeln. Der Gedanke brachte ihn zum Grinsen und er strubbelte sich durch sein Haar, als würde ein Teil von ihm daran doch Gefallen finden. In Gedanken besann er sich beim Anblick der Destille nochmal auf sein Hausboot zurück, dachte daran, wie sehr er das alte Mädchen vermissen würde und seufzte wie ein liebeskranker Narr.

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Amthu Lesar





 Beitrag Verfasst am: 20 März 2022 08:06    Titel: Heimatwinde
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Die Sonne ging gerade am Horizont auf und mit ihr zog der erste warme Frühlingswind vom Meer wie ein Vorbote für das Kommende. Ein leises Brummen war zu vernehmen, während Amthu an der Küste stand und den Anblick ein letztes Mal genoss. Die Jahre waren in Rahal schneller vergangen als er sich eingestehen wollte. Als er in Düstersee gestrandet war, hatte er nicht geahnt, dass er einst als Hofbesitzer hier leben würde. Und er hatte auch nicht geahnt, dass er eine Magd aufnehmen würde, geschweige denn sie in sein Herz zu schließen oder ihr das Rumbrennen auf seine ganz spezielle Art beizubringen. Und jetzt passierte etwas, das er nicht für möglich gehalten hatte, doch war es eine Art von Liebeserklärung, die ihres Gleichen suchte. Üblicherweise nahmen Rumbrenner ihre Rezepturen für ihre Destillate mit in ihr Grab, ganz besonders unter den Cabezianischen Rumbrennern machte man sich so zu einer Legende. Zwar hoffte Amthu noch viele Jahre leben zu können, doch er wollte Margid und auch dem Pack etwas hinterlassen. Der Rumbrenner brummte wieder und dachte an all die Gesichter, die er bald nur noch in seiner Erinnerung finden würde. Carlos und Nora, Jacq und Gracia, Jean, Yako, Costa, Aroght, Isabell… sie alle und noch so viele mehr. Unmöglich sich von allen zu verabschieden, und von ihm auch nicht gewünscht, sie würden sich vielleicht noch wie ein Anker an ihn werfen. Der Wind sollte ihn letztendlich davon treiben, sodass er selbst zu einer Erinnerung wurde. Doch für jetzt würde er Margid sein kleines Erbe hinterlassen, das die Geschichten so vieler mitgeschrieben hatte. Es waren einige Rumproben, gut verkorkt und feinsäuberlich in reich verzierte Kisten gestellt. Dazu fanden sich die Rezepte jener Rumsorten in einem abgegriffenen Buch mit einer einpunzierten Möwe auf dem Buchdeckel. Daneben stand ein kleines unscheinbares Fass mit Wildkrautschnaps, der im Grünen Seefeuer seine Anwendung fand. Obenauf lag ein nachtblaues Kissen mit kostbarer Stickzierde und darauf ein unscheinbarer Brief. Zusammen mit einem Topf Zuckerrohr, das er von Cabeza einst mitgebracht hatte und begleitet von zwei Hibiskuspflanzen selben Ursprung, würde alles seinen Weg zu ihr finden. Am Ende hoffte Amthu auf Verständnis und vielleicht auch ein bisschen Zuneigung für sein Handeln. Die wenigen Zeilen sollten sein Abschied sein und gleichfalls die Legitimation für seine Nachfolge.

Zitat:


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Ahoi Schätzken,

du weest, dass ich keen Kerl der viel'n Worte bin. Dat 's aber ooch nich nötig, denn du wirst mich versteh'n, wenn du diese Zeil'n hier zu Jesicht bekommst. Der Wind treebt mich wied'r uff das Meer, denn meen Herz 's jenau dort. Die Liebe zur See wohnt tief in mir und vielleecht heff ich een Stügg mein'r Seele ooch uff Cabeza jelass'n, als ich damals uff Gerimor jestrand't bin.

Ich weess aber ooch, dass ich etwas von mir hier lass und dies' Vermächtnis an dich könnt nich größ'r seen. Ich heff dir dat Rumbrenn'n nach meen'r Art beijebracht und das 's was, dass bish'r noch keen anderer jezeecht bekomm'n hefft. Wir sind oos dem selb'n Holz jeschnitzt und das Pagg hefft dich schon in ihr miggrig's Herz jeschloss'n. Vielleecht wirst du meene Art von Liebeserklärung irjendwann versteh'n und meene Entscheidung een's sonnig'n Tages mit een'm Lächeln bedengg'n.

Du bekommst von mir meen Rezeptbuch mit all meen'n Rumsort'n, die teilweese ooch von Cabeza stamm'n. Jeh' weise damit um und mach dir een Nam'n als Rumbrenn'rin unter'm Pagg. Versprich mir nur, dass du die Rezepte mit in deen Grab nimmst, denn das mach'n echte Runbrenn'r. Sie verrat'n ihre Jeheimnisse nich und schweig'n darüb'r. Nur so wirst du eene Lejend' und ich sejel in der Jewissheet davon, dass een Stügg von mir ooch bee dir bleebt.

Hasta luego und imm'r ne Hand breet Wass'r unter'm Kiel.

Amthu Lesar, Rumbrenner
von La Cabeza und Gerimor


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Sie würde sich behaupten, das wusste er mit großer Sicherheit. Mit jenem Gedanken beseelt brachte er dieses letzte Stück nun hinter sich, blickte nochmal zum Meer hinaus und brachte es zu Ende. Mit seinem Hab und Gut legte er bei Sonnenuntergang mit der „Möwe“, einem wendigen kleinen Klipper, am Hafen von Rahal ab. An Deck waren er und ein paar Seefahrer, die er für seine Reise angeheuert hatte, um das Schiff zu steuern. Er selbst nun… aye letztendlich wurde er doch noch zu einem Kapitän, so wie sein alter Kapitän Arturius Silberauge es immer gewollt hatte. Seine Reise führte ihn nun in Gefilde fernab von Gerimor, denn es warteten neue Abenteuer auf ihn.


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Amthu Lesar





 Beitrag Verfasst am: 26 Apr 2023 13:56    Titel: Einmal Cabezianer, immer Cabezianer
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- Aus dem Beitrag " Isla que he habitado - verde en los mares quietos." -


Zitat:
Gerüchte verbreiteten sich manchmal schneller als eine Krankheit. Dieses eine Gerücht jedoch… es erreichte sogar den Rumbrenner, als er eines Abends in einem unbedeutenden Dorf am Festland anlegte und sich die Nacht in einer Taverne um die Ohren schlug. Natürlich hatte er einiges an Rum intus, wie sollte es auch anders sein, sein Herz schlug noch immer für jenes Gesöff, wenngleich er selbst seit seinem Aufbruch nicht mehr an der Destille tätig war. „Ach jetz‘ erzähl‘ mir nich‘ die Jeschichte vom Klaboot’rmann, `s absolut’s Seejarn! Cabeza `s verloren!“, war Amthus nicht mehr ganz lallfreie Reaktion, als ihm der Besitzer der Taverne auftischte, dass man Cabeza wohl wieder zurückeroberte. „Ich schwör’s dir! Hab‘ letztens mit einem Seemann darüber gesprochen. Sie holen sich die Isla zurück. Die Marine von Rahal und die Freibeuter sollen sich höchst persönlich darum kümmern.“ Amthu stand kopfschüttelnd von seinem Barhocker auf, was ihm direkt ein ordentliches Schädelbrummen bescherte. Das war unmöglich, oder nicht? Durchaus mit leichtem Seegang verließ er die Taverne, nachdem der Wirt den sogar halbwegs passablen Rum bezahlt bekommen hatte. Er legte sich in dem kleinen Gastzimmer nieder, das er für die Nacht gebucht hatte.

Am nächsten Morgen dann aber hatte der Rumbrenner klare Gedanken und die Worte des Wirtes gingen ihm nicht aus dem Schädel. Sollte es wirklich wahr sein, dass die Isla wieder zurückerobert wurde? Er musste es mit seinen eigenen Augen sehen, und so beschloss er schon bald eine Passage nach Gerimor zu finden und von dort ein Schiff nach Cabeza zu nehmen. Das Unterfangen glückte ihm, so als wolle die Isla ihn zurückziehen in seine Fänge, denn er landete in nicht all zu großer Zeit am Hafen und setzte seine Füße in den weichen Sand. Die Meeresbrise hier war unverwechselbar, die Wärme saugte er in sich auf wie ein Schwamm und die Geräusche der Isla ließen sein Herz schneller schlagen. Einmal Cabezianer, immer Cabezianer. Der Eindruck der Isla führte zu einem wohligen Gefühl, so als wenn er einen weichen Rum in seine Kehle rinnen ließ. Mit einem breiten Haifischgrinsen auf den Lippen bahnte er sich seinen Weg über die Isla, sah so viele Erinnerungen in all den Hütten, die hier standen. Er sah aber auch die morschen Wände und teils kaputten Dächer. Hier wurde bereits wieder eifrig repariert, denn hier und da wurden bereits Renovierungen durchgeführt. Er fasste sich ein Herz und steuerte seinen Weg zum Nordwesten der Isla, wo einst sein Haus mit der kleinen Plantage gestanden hatte. Er traute seinen Augen nicht, als er die Hütte vorfand, wenngleich sie wie der Rest der Isla überwuchert war von Schlingen des Dschungels und auch recht renovierungsbedürftig wirkte. Auch die Plantage war noch in ihren Grundzügen zu erkennen und die Bäume hatten reiche Früchte zu tragen. „Dios mio!“, entwich es seinen Lippen und er war sofort wieder vom Zauber der Isla gefangen. Er musste nicht lange nachdenken und wusste, dass er hier wieder sein Leben verbringen würde. Und so machte er sich auf die Suche nach Handwerkern, damit sein altes Haus wieder hergerichtet werden konnte. Die Isla würde ihren Rumbrenner wieder zurückbekommen. Einmal Cabezianer, immer Cabezianer.


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