FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Flaschenpost
Gehe zu Seite 1, 2, 3  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Flaschenpost
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 18 Jun 2021 08:02    Titel: Flaschenpost
Antworten mit Zitat


18. Schwalbenkunft

Sechzehn Tag',
seitdem wir uns das letzt' Mal geseh'n haben,
Fünf, das ich das letzte Mal von Dir gehört hab'.
Ich hasse es! Ich hass' es zu schreib'n und nicht zu
wissen, ob oder wo's Dich erreichen wird, nich' zu wissen
wo Du abgeblieben bist, ob's Dir gut geht, ob Du Hilf' brauchst,
oder ob es Dir einfach zuviel wurd' und Du Dich gleich irgendwo
verschanzt hast. Ich weiß, dass das Meer unvorhersehbar ist,
aber man bricht seine Versprechen nich', verdammt nochmal!
Ich kann den Schalk in Dein'm Nacken förmlich seh'n,
wenn du die Zeil'n liest, den bemüht' ernsten Ausdruck bewahrst,
ehe das Lachen an Deine Augen reicht.

Spaß beiseit', das Gewitter und die Unruh' sind vorbei,
es wird Zeit, dass Du nach Hause komms',
ob das nun bei mir, oder auch in irgendwelch'n verschlagenen
Gasthäusern is'. Ich vermiss.. du fehlst m..
Deine Abwesenheit hinterlässt eine deutlich' Lücke, von der'ch
nicht wusst', dass sie in dies'm Ausmaß entstehen würde.
, von der'ch nicht weiß, wie ich sie reparieren könnt'.
Das erste Mal in mein'm Leben macht das Meer mich traurig
un' hilflos. Wenn'ch es ansehe, fühlt's sich an,
als habe es mich tief enttäuscht, betrog'n und das
obwohl ich immer so darauf vertraut hab',
obwohl wir beide es getan haben..
Ich seh Deine Augen in der von Dir beschrieb'nen Sturmtrauer,
die sich in garstiger Überleg'nheit über mir ausbreitet,
un' wenn der warme Wind des Somm'rs sich erhebt,
so wünsch' ich mir Deine Hand an meiner Wange
un' in meinen Haaren.

Ich hass' es, dass ich Dir nicht zeig'n kann,
dass das Küstenhaus nun eine Hängematte un' ein
Zeichenzimmer bekomm' hat welches nicht für mich gedacht war.
Du hast Deinen eig'nen Platz an der Küste verdient.
Wo bis' Du nur?, der Platz an der Küst' ist hier bei mir
in mein'r Nähe.



 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 20 Jun 2021 12:11    Titel: 20. Schwalbenkunft
Antworten mit Zitat


20. Schwalbenkunft

Achtzehn Tage. Sieb'n seit Deinem Brief.
Ich wurd' von einem Kerl zu 'nem Glas Wein eingeladen,
eigentlich war's eher eine Flasche, doch umso bess'r,
mir ist ohnehin nach Ertrinken Trinken zumut'.
Alles erscheint mir plötzlich un' im Vergleich
völlig oberflächlich. Schöne Frau hat er mich genannt
un' ich musste unweigerlich an Dein' Worte zu
meinen Haaren denk'n. Tabak und Meeresluft,
alles andere als an der Oberfläche.
Schöne Frau, sowas abgedrosch'nes,
un' so garnicht Ich.. etwas dass'ch nicht hör'n will,
etwas das nich' zu mir passt.
Es bemüht mich unheimlich dabei freundlich zu bleib'n,
un' nicht gleich einen Stiefel nach Jemand' zu werfen.
Eine Floskel, mit der die meist'n Männ'r etwas
erreich'n wollen, das sie zumind'st von mir
nich' erhalten werden.
Es fällt mir schwer Freundlichkeit od'r
zumindest Neutralität zu wahren, es ist 'ne Prüfung.
Er hat eine Bank am Wass'r ausgewählt un' wir haben
uns unterhalt'n, doch auch diese Unterhaltung
kratzte kaum an der Oberfläche.
Das Wetter, die Anzahl von Geschwistern un'
mindestens eine Märchenstunde
von Frauengeschicht'n seinerseits.
Nicht Du, keine Vertrautheit, einfach nicht Du.
Un' ein schlechtes Gewissen obendrauf,
'ch wollte nicht ans Wasser, nich' an die See,
nicht ohne Dich, höchstens Allein,
als würd'ch unseren Abend am Strand verraten.
Nich' mein Wasser, nich' mein Meer,
nur ein Betrüger, Lügner und räudiger Dieb,
den'ch momentan nicht wie früher, voller Lieb'
ansehen kann. Alles falsch!
Ich bin nach Haus' gegangen,
natürlich allein, sowie wir's uns versprochen hatt'n.
Nur eine Decke, mein Bett, Einsamkeit.

Ich träum davon, vom Meer mein'ch.
Es brodelt in schwarz'n Bläschen und zieht mich
in seine Tief'n hinab, erstickt mich un'
nimmt mir die Luft zum atmen, zum sprech'n.
Das Meer ist in dies'n Träum' meine Angst,
ich hör' Deine Stimme un' dann wache
ich auf, als hättest Du in mein Ohr geflüstert,
oder an einer Haarsträhne gezupft,
als hinge'ch an einem Faden, der in Dein'
Händen liegt. Doch nichts, Du bis' nicht da
und ich bin mit dem Spieg'l auf mein'm Nachttisch
un' meiner Decke allein.
Du weiß' dass ich diese Decke nicht will.

Ich war in der Tavern', in der wir uns zum
erst'n Mal begegnet sind. Ich war dort um..
Ich weiß nich' warum ich dort war.
Vielleicht um Dir nah zu sein,
oder meinem derzeitigen Selbst ferner.
Rum hatt' ich mir erhofft, bitt'ren Schnaps
un' eine Handvoll Mitleid
wegen meiner offensichtlich'n Schlaflosigkeit bekomm',
wie passend un' das obwohl Nieman'
auch nur eine Ahnung hat, was in mir vorgeht,
oder warum'ch nicht schlafe.
Was für'n widerliches und hilflos's Gefühl,
dass Ernsthaftigkeit un' Tiefgründigkeit
möglicherweise mit Dir verschwunden bleiben.
Ich will das nicht, hörst Du?!



 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 22 Jun 2021 09:03    Titel: 22. Schwalbenkunft
Antworten mit Zitat


22. Schwalbenkunft

Zwanzig Tage ohne Deine Händ'. Neun seit Deinem Brief.
Du weiß' hoffentlich, dass'ch Versprechen
an mich nich' vergesse. Ich hab' meines gehalten.
Komm sicher nach Haus zurück, sagtest du un'
hast angefügt, dass's eine von Herzen
kommende Bitte an mich, un' ein
Versprechen Deinerseits ist.
Wo beim Klabautermann bis' Du also?!

Wir haben Alkohol vom Festland bekomm',
un' ich hatte extra etwas aus Aschenfeld
für Dich bestellt. Es is' nicht ganz Deine
Heimat, nah dran zwar, am End' aber is' es meine,
und schließlich hab'n wir immer ein Stückchen
Heimat in uns gesehen. Kenn' dort ein'
guten Brenner, der das Etikett für mich
mit "rauer Küste" beschriftet hat.
Alles was'ch in Dir gesehen habe Dir sehe.
Wenn Du glaubs' dass ich bereit bin
damit abzuschließen, dann has' du Dir
nich' nur in den Finger geschnitten,
sondern Dir gefühlt den Dolch
ins Bein gerammt!
Wie soll man denn bitte mit etwas abschließ'n,
was noch nicht einmal richtig begonn' hat?
Ich kann's nicht un' ich will's auch nicht,
selbst wenn ich mich dann wie'n kleines
Mädchen anhöre.

Mein Halbbruder is' auch zurückgekomm',
die Sünde meines Vaters, wenn man so will.
Frag mich wieso die Schiffe alle samt
am Hafen ankomm', aber Deines bisher nicht.
Oder doch, un' ich hab Dich verpasst. und
Du lässt Dich absichtlich nich' mehr blicken.

Eine Möglichkeit, an die'ch nicht denken mag.
Du hast's nicht verdient, dass ich auch nur
einen Wimpernschlag so'was von Dir denk'.
Dann hätt' ich mir das alles eingebildet oder?
Die Anziehung und die Wärm' im Lächeln,
die Nähe.. un' Geborgenheit.
Ich hatte nich' gedacht, dass'ch sie
nochmal wiederfind', dachte sie wär'
mit anderen Lasten des Lebens untergegang'.
Doch hier war sie, lag die ganze Zeit in den Tiefen
der Seelenspiegel verborgen, wer hätt's gedacht.

Ich verachte dies' dunkle Seite an mir,
Du weißt, dass ich so nich' bin, bisher nicht.
Vielleicht würdest du mich verachtend besehen,
wenn du wüsstest, welch' lange Schatten
nach mir greifen, an mir zieh'n und zuppeln
un' versuch'n Besitz von mir
zu nehm'. Oder einen Teil Deiner selbst
erblicken, in jedem Körper liegen irgen'wo
diese dunklen Schlieren verborgen.
Doch wenn sie sich einmal erheb'n,
ist es schwer ihrem Drang nach Macht
nich' nachzukomm', wenn man niemanden
hat, nach dem man d'e Hand ausstreck'n
kann. Du wollt'st mich doch beschütz'n..




 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 26 Jun 2021 00:08    Titel: 26. Schwalbenkunft
Antworten mit Zitat


26. Schwalbenkunft

Vierundzwanzig Tage seitdem Du weg bis'.
Dreizehn seit Deinen letzt'n Zeilen an mich.
Die Tage sin' trüb, ebenso wie meine Stimmung.
Ich fühl' mich zehn Jahre älter,
weil'ch mich morgens überreden muss
überhaupt aufzustehen.
Wenn ich in den Spiegel seh',
erblicke ich eine Kälte, die'ch selten
in meinem Gesicht gefunden habe.
Du würdest mir sagen, dass das Lachen,
wenn es meine Augen erreicht,
mir besser steht, doch'ch hör die
Stimme nur in mein' Gedanken..

Mein Bruder hat verkündet,
dass er mir 'nen guten Kerl aussuchen wird
aber erst'ns konnte'ch schon immer besser
für mich selbst denken, un' zweitens hab'
ich ihm gesagt, dass mein Herz bereits
vergeb'n is. Sowas kitschiges nich'?
Du hättest über mich geschmunzelt,
doch es kam ganz von allein un' ich
konnte garnich' so schnell darüber nachdenken
wie meine Stimme sich verselbstständigt hat.
Was bilden sich dies' Idioten eigentlich ein?
Als wär' ich eines von diesen verhüllt'n Weibern,
dass man an den Meistzahlenden hergibt.
Manchmal hass' ich sie.
Im Moment hasse ich Jeden.
Manchmal frag'ch mich was in ihren Köpfen
vorgeht, oder ob überhaupt etwas vor sich geht,
doch'ch sollt' wohl froh sein sie zu haben
denn sie sin' nicht gegangen
verschwunden.

Heute hat es an der Tür geklopft
un' so gern' ich mich selbst dafür geohrfeigt
hätte, kurz dacht' ich dass Du es bist.
Ich hab nicht bewusst daran geglaubt,
lediglich in meiner Brust hat sich ein
unruhiges Flattern eingestellt, was sogleich
wieder abnahm, als einer der Freibeut'r
sein Gesicht zeigte. Der erste
Eindruck hat mich dennoch an Dich
erinnert. Ein unnahbarer, kühler Blick,
der sich erst mit der Zeit und durch
weiteres Hinsehen langsam einpendelte.
Ein Kartograph und ich wusste gleich,
das hätte Dir gefallen.
Etwas so riesiges, etwas so ungreifbares
auf einer Karte einzufang', als läge
die ganze Welt in uns'ren Händen.

Als ich hört' was er macht,
dass er die Karten selbst zeichnet un'
eigentlich ein Steuermann war, so wie
Ossel, wollt' ich seine Karten
unbedingt für den Laden haben.
Dies' hab ich zwar ebenfalls erreicht,
jedoch werd' ich wohl zuerst selbst
Gebrauch von seinem Könn' machen.
Eine Karte von Drakon soll in mein' Hände
finden, auf der Thasum hervorgehob'n is'
un' ich denke auch Zedernbach,
sodass'ch einen guten Blick auf
Deine Heimat hab'.
Eigentlich ging es mir in erster Linie
um Thasum, doch auch Abelardo hat
zumind'st einen Hinweis auf dieser
Karte verdient. So kann'ch
mir immerhin vorstell'n dass Du
dort bist und's Dir gut geht. Ich weiß nicht
ob du wolltest willst, dass ich
an Dich denke, doch'ch stell mir vor,
dass es Dir ähnlich ergeht wie mir.

Es ist fast ein Mond her,
dass wir am Strand gesessen haben.
Nun ist die Luft etwas wärmer,
doch'ch würde wieder zu Dir un'
Deinem Mantel heranrücken wollen.
Nicht auf der Such' nach Wärme
wie beim letzten Mal, sondern auf
der Suche nach Deiner Sicherheit.
Wir beide wissen, dass'ch sehr gut
auf mich allein achten könnte,
doch es is' etwas anderes, wenn
man das Gefühl hat beschützt zu werd'n.

Ich werd' mich hinlegen,
ich bin müde, so müde.. un' immer rastlos.
Ich kann nich' ruhig schlafen sondern
werd' von Albträumen geplagt.
Du musst irgendwo da Draußen sein,
un' dieser Gedanke lässt mich
einfach nich' ruhen..



 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 03 Jul 2021 12:32    Titel: 03. Cirmiasum
Antworten mit Zitat


03. Cirmiasum


Einunddreißig Tage seitdem'ch Dich das letz' Mal sah,
zwanzig Nächte seit Deinem letzten Brief an mich.
Ich hatt' mir bereits vorgenomm', dass 'ch aufhöre zu zählen,
ich hab mir vor Augen geführt, dass 'ch Dich wahrscheinlich
nicht mehr wiedersehen werden, das blau-grau Deiner Augen
in Zukunft auf dem Spiegel des Meer's suchen muss.
Es schmerzt, un' ich will ein Meer zwischen mir und dem
was war, einen ganzen Ozean, wenn's nach mir ginge.
Ich glaub' ich seh wieder unzerbrechlich aus, denn in den
richtigen Momenten setz' ich ein Lächeln auf.
Es ist kein Spiel mehr, kein Fragespiel, es geht nich'
mehr drum wer zuletzt lacht, weil es nich's mehr zu lachen gibt.
Da ist nur dieser tiefe Riss, den Du hinterlass'n hast,
weil Dein Schweig'n noch immer anhält.
Wieso bis' Du noch immer nicht wieder hier?
War's Angst oder Feigheit?.. Ist's Angst oder Feigheit?!
Ich möchte nicht glauben oder wahrhaben, dass es ein's
von Beidem ist.

Ich weiß Du wurdest aus dem Meer geschnitz',
das seichte Wasserzeichen Deiner Herkunf' trägst Du
zweifellos auf Deiner Haut, wenn's auch nich' jeder sehen kann,
aber es macht mich krank - der Gedanke,
dass Du noch immer da Drauß'n auf dem Wasser bis'.
Ich denk' mir Geschicht'n aus, damit'ch es schaffe
zu schlaf'n un' ich bin froh, dass Alex nun manches Mal
in der Hängematte schläf', die eigentlich für Dich gedacht war.
Der Klein' hat viel durchgemacht, un' so bin ich für
ihn ebenso willkomm'ne Gesellschaft wie er für mich.
Wieviel' Menschen doch dieses Zeichen auf ihrer Seel' haben
un' niemand kann sie sehen oder auch nur erahnen.
Aber es gibt auch solche, die ihre Narb'n offen auf der
Haut tragen, ohne dass man sich vorstell'n kann wo sie gründ'n.
Es war ein int'ressanter Kerl im Laden, einer dem'ch mich
zu Teil'n anvertraut hab, in erster Linie aber, weil er sich
über meine Angst vor'm Ungewissen lustig gemacht hat
un' ich dem Drang nachkam' mich zu rechtfertig'n, bevor ich
das Entermesser greif' und mich in Bajard unbeliebt mach'.
Reicht, dass man die verrückten Rothaarigen am liebst'n
über Bord werf'n will, die seel'nlosen Freud'nhausweibsbilder!

Er hat 'nen Nerv getroffen, hat gesagt dass er dacht' ich wär'ne
Abenteurerin un' wilde Seefahrerin, der Stoff aus dem Legend'n sind,
'ne Frau die in der Takelage vom Schiff häng' und den Wellen
entgegensieht. Die Wahrheit is'.. dass ich es war, oder noch bin,
'ch weiß es nicht mehr. Aye.. vielleich' hat dieser Teil sich g'rad
nur etwas zurückgezog'n, denn der Kerl behält Recht,
'ch will den Sturm kenn' bevor er aufzieht, ich will nich' mehr
unvorbereitet davon getroff'n werd'n und nich' atmen können.
Wenn man vor der nächst'n Welle keine Zeit mehr hat,
tief Luft zu holen, un' unter Wasser gezogen wird, ehe man
noch'n klaren Gedank'n fassen kann. Nein.


Heut is' ein Tag wie jeder and're, un' doch is heut' vor
dreißig Jahr'n an der Küste Aschenfeld's
ein Mädchen gebor'n. Eine stürmische Nacht soll's
gewesen sein un' nichts anderes hätt' ich von mir selbst
erwartet, denn das Kind dieser Sturmesnacht wurd' Tamyr
genannt. Ich lieg' heute länger im Bett als normal, un'
obwohl ich die ganze Nacht darin gelegen habe,
fühlt's sich kalt an, denn Du bist nicht hier.
Nich' dass ich wüsste, wie's sich anfühlen würde mit Dir hier,
aber wenn'ch davon träum', so legst Du Deinen Arm schützend
um mich un' flüsterst mit dem typischen Schalk in Deiner
Stimme, dass Du zurück bis' un' fragst ob ich inzwischen
von der Decke, als Ersatz zu Dein' Armen, abgewichen bin.
Ich bin's nicht und nun is' eingetret'n, was du auf kein' Fall
von mir verlang' wolltest - ich harre Deiner Tagein Tagaus
am Pier, un' warte. Du hast mich in Stücke zerstreut,
sie flattern unnachgiebig über's Meer hinweg un' es gibt
unzählige Gründe Dich aufzugeb'n.
Ich stell mir vor, dass Du Muscheln in der Sicherheit Deiner
Hände bettest, sowie Du mich in Dein Mantel gehüllt has',
und wie die Schwerkraft Deine Knöchel an den Sand bindet.
Ich seh' wie Du mit geschloss'nen Augen in das
Wasser tauchst. Das Leb'n, für dass Du gebor'n wurdest,
immer wenn ich die Dunkelheit in Dein' Augen sah.
Und das Meer beginnt zu schweigen und zu erstarren,
denn Dein Wesen füllt seine Ruhe mit ganzer Macht.


Ich fühl' keinen Wind in meinen Segeln,
viele, viele atmelose Momente.
Der Wunsch zum Tag meiner Geburt?
- nur ein Lebenszeich'n.






Zuletzt bearbeitet von Tamyr Barasthan am 20 Aug 2021 01:12, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 16 Jul 2021 14:23    Titel: 16. Cirmiasum
Antworten mit Zitat


16. Cirmiasum


Vierundvierzig Tage seitdem'ch Deine Stimme hörte,
dreiunddreißig ohne ein geschrieb'nes Wort.
Ich wollt' Dich an Orte bring', an denen Du noch nich' warst,
wollte die Zeit verlangsamen, die Brise mit Dir einatmen.
Die warm' Sommerluft genieß'n un' im Winter das Knack'n
des Eises unter uns'ren Füßen spüren, wenn wir auf der
glatt'n Fläche laufen. Dass Du mit mir dorthin gehst.
Wo auch imm'r Du nun gerade bist, will'ch dass du nich's
davon vergisst. Ich weiß, Du hast ein gutes Gedächtnis,
ich wünscht' ich hätte es nicht.

Ich hab' ihn wiedergesehen, Du weiß' schon, den Kerl
dem 'ch mich anvertraut hatte. Tatsächlich neben sein'r
Schwester auch der einzig' Kontakt, den ich geschloss'n hab.
Du würdest sie mög'n, beide. Sin' viel rumgekommen und hab'n
nicht so'nen unint'ressanten Geist wie soviele andere.
Schlagfertig un' mit dem richtigen Humor.. Dein Lach'n fehlt mir.
Ein Heilkundiger wie sich herausgestellt hat,
er hat mir'ne Salbe für die Narben an mein' Handgelenken
gegeben, die Erinnerung der Ladraô. Ich wünscht' es gäbe
auch was für inn're Narben, Risse, Wunden, alles was
schmerzt, brennt un' nicht zu behandeln is'.
Du weiß' doch noch das Hausboot bei Dir um'de Ecke?
Dort hat er sich nu' niedergelassen. Ich hab's mir gestern Abend
angesehen und im Schiffsraum konnt' man so viele
verlor'ne Güter un' Korallen erblicken, hier und dort ein Fisch,
und 'ne Flaschenpost die zwisch'n den Felsen trieb und
sich mit Wasser gefüllt hatte, wie d'e Lungen eines
untergegang'nen Matrosen. Ich hatt' mir ein Bett gewünscht,
dort, genau dort unter dem Bullauge, wo ich die
Tief'n der See sehen würde, die Dich mir genomm' haben.
Dort wo ich sie weiterhin böse anstarren könnte, ohne
dass mich jemand dabei seh'n würde, ohne dass'ch wüsst'
ob es wahrlich das Meer war, das Dich gestohlen hat.
Als hätt's Dich nie gegeben. Ich kann spüren, dass es
Dich gegeben hat, jedes Mal wenn ich eine Zeil' an Dich
richte und Deinen Namen auf das Papier schreib'.
- Natharian.

Ich mag ihn, den Heilerkerl, dennoch ist er nich' Du.
So ganz anders als Du. Dunkles Haar, hellbraune Augen.
Es ist gut, dass er so anders is', ich weiß nich' wie'ch damit
umgehen sollte oder könnt', wenn er Dir ähnlicher wär'.
Wie sollte Dir auch jemand ähneln können?
Ich hab' ein schlechtes Gewissen deswegen, es nagt an
mir und zerrt an meinem Inn'ren. Die Zeit die'ch mit ihm
verbring' und die'ch mir gestatte zu schmunzeln, zu lach'n
oder an etwas and'res zu denken als an Deinen Verbleib,
fühlt sich nach Verrat an, auch wenn wir nie definiert hab'n,
was wir eigentlich füreinander sind.. waren.
Es frisst an meinen Nerven, dass'ch mich nach einer Umarmung
und Wärme sehne, nach Deinen Fingern in mein' Haaren.
Es gibt niemand', der dieses Verlang'n stillen könnt',
Du würdest mich nun vielleicht hass'n, doch die Schuld liegt
in Dein' Händen. Du hast dies' Sehnsucht erst wieder in mir
geweckt. Wenn'ch mit den Knöcheln im Wasser steh, so will ich
dass die Wellen mir mein' Gedanken nehm', den Kummer.
Ich will dass sie meine Vergangenheit un' mein' Verstand
davonspülen, wie ein leeres Segel vom Wind eingenomm' wird.
Und ich will, dass das Rauschen mir Deine Stimme bringt,
die Worte die Du zuletzt zu mir sagtest.

Ich möcht' wieder in Deinem Blick forschen,
Dinge darin ergründ'n, die ich nich' verstehen kann.
Kommt mir vor als war's gestern, wie es war, was es war.
Die Farbe Deiner Stimme, der Ton in deinem Blick, der Klang
in Deinen Augen, den vergess ich nicht. Die Farbe unserer
Wahrheit, mein Wort aus deiner Sicht, ich vergess es nich'.
Die Nacht macht mich müde. Ist sie da, will sie mehr und mehr,
sie laugt mich aus, ich bin nicht bereit..






Zuletzt bearbeitet von Tamyr Barasthan am 16 Jul 2021 20:01, insgesamt 2-mal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 26 Jul 2021 13:07    Titel: 26. Cirmiasum
Antworten mit Zitat


26. Cirmiasum


Vierundfünfzig Tage seitdem'ch Deine Aug'n sah,
dreiundvierzig Nächte seit Deinem Versprech'n.
Mein' Mutter sagte mir immer, ich wär' zu verträumt,
ich würd' Dinge sehen, an denen andere vorbei leb'n.
Manches Mal würde'ch mich in meinen Fantasien verfang',
wie Fische in fein geflocht'nem Netz. Sie sagt' ich würd'
mich darin verhäddern un' nicht mehr hinaus find'n.
Ich glaubte ihr, sie hatte Recht, denn'ch kannte mich besser.
Die Fantasie is' eine Welt voller off'ner Möglichkeiten
un' Geschichten, der wahrgeword'ne Tagtraum oder eine
sich auftuende Chance - vielleich' ist sie aber auch nur ein
guter Spieler, der ein verloren geglaubtes Spiel mit
gezinkter Karte gewinnt und dreckig un' überlegen grinst.
Ich würd'gern denken, dass Du dich an mich lehnst,
so wie ich mich einst an Dich. Stattdessen hör' ich Deine Stimme in
mein' Ohren, Worte die lang' verklungen sind un' dennoch
nachhallen. "Ich lausch' dir gern, doch es is' auch nicht schlimm,
wenn wir beide neb'neinander sitz'n und schweig'n.
Bei viel'n Leuten wird es diese drückende, peinliche Stille
un' man sucht krampfhaft nach einem neu'n Thema,
aber nur wenige lassen einen fühl'n, dass sie gerade selbst
keine große Konversation erwart'n un' die Gedanken
friedlich und leis' nebeneinander herspinn' können."

Es is' mies, dass'ch keinen Abschluss dieser Gedank'n finden
kann, weil'ch nicht weiß wo Du, oder ob Du noch bist.
Einige Stücke mein's Lebens sind mit Dir gegangen.
Neue Seiten, aber auch alte, längst verlor'n geglaubte.
Diese, welche ich ein Jahr lang in Schwarzwasser hinaus-
geschwieg'n hab'. Ich fühl' des Nachts die Tiefe des Meeres,
wie es an mir zieht und zupft, als würd'st Du meinen Namen
sagen un' mich damit zu Dir zieh'n wollen, mich dazu zwing'
immer un' immer wieder an Dich zu denken. Grau-Blaue Tiefe.
Ich würde Dir gern sagen, dass'ch in den Momenten,
die wir zusamm' verbracht haben glücklich war. Ich hab
mich so echt gefühlt wie viel' Monde zuvor nich', vor allem an Land.
Das hier in diesem Brief zu sagen fühlt sich verdamm' falsch un'
scheiße an, weil'ch es nicht einmal sage, sondern nur schreib'.
Ich glaub' ich erreiche Dich nicht mehr. Un' so wird es
wahrscheinlich auch dieser Brief nich', sobald ich 'nen
finalen Satz auf der letzten Zeile der Verzweiflung find, un'
ihn schlussendlich in 'ner Flasche in's Meer hinaus werf'.

Ich erinnere mich an Deine Nähe, an deinen Geruch
un' doch ist es nicht Dein Duft welcher beim Schreib'n
im Raum hängt. Ich kann ihn deutlich vernehm', den Kräutergeruch,
eine Spur von Anis oder Süßholz un' ganz deutlich Sandelholz.
Nicht Dein un' nicht mein Geruch, soviel steht fest. Flucht
nach Vorn wurde es getauft, un' auch wenn ich mich wohlfühl',
fühlt es sich nach Verrat an. Ein Betrug an mein' Gefühl'n für
Dich, diese, die noch jung und fragil zu wachsen begannen.
Du würdest mich nu' liebevoll ansehen un' mir sagen, dass es
in Ordnung is', doch das macht es nich' besser, nicht richtiger.
Vielleich' muss die Schramme in mir erst heilen, bevor die
Gedank'n an Dich verebben können, oder sie die Wunde doch
fortwährend am Leben erhalt'n. "Es ist wie es ist" ist im Laufe
der letzt'n Wochen zu einem mein'r meistgedacht'n Sätze
geworden, gleich nach "Wo bist Du und wie geht es Dir".
Ich erledige, was zu erledigen is', aber unter der Oberfläche
brodelt sie, die Erinnerung an Dich und mich und an die Tage,
die mit Anlauf und ohne Zweifel gelebt wurd'n, auch wenn es
weniger waren, als es mir vorkommt. Aber "es ist wie es ist"
ist ein Heuchler von einem Satz, dem'ch nur zu gern mal
gehörig die Meinung sag'n würd'. Ich würd' ihn gern anschreien
und ihm sag'n, dass ich dies'n and'ren Geruch und die Nähe genoss'n
hab', es mochte, mich nur kurz einmal wieder anzulehn',
un' dies'm Schwindler gleichsam mitt'n ins Gesicht schlagen, aus
reiner Wut darüber, dass Du bisher nich' zurückgekehrt bist.

Erinnerst Du dich an den Abend am Strand, wie wir uns
voneinander verabschied't haben? Trunken von all den
Vielleichts, die durch d'e langsam wärmer werdende Luft
flirrten wie ruhelose Glühwürmch'n. Wie wir uns verabschiedet
und dabei verleg'n gegrinst hab'n. Ohne Zweifel, ohne viele
Worte - sie sagt'n soviel. Doch sie hallen nur noch nach,
ebenso wie Deine Stimm' des Nach's in meinen Ohren oder
der Striff Deiner Finger an mein'r Haut, nur noch ein Luftzug.
Eine Erinnerung, ein Rückblick, ein schmerzliches Andenk'n,
etwas Vergang'nes, eine bleibende Narbe für die es keine
Salbe gibt. Womöglich 'ne Linderung, die Sonne, die mit
wärmenden Strahl'n durch das Dickicht ein's Waldes scheint
und einen hellbraunen Schimmer hinterlässt.
Am Ende eines Tages un' zu Beginn der Nacht jedoch,
werd'ch das Meer wohl weiterhin nach mir rufen hören,
als würd'n die Sirenen voll Leidenschaft locken.
Der Name des Heuchlers is' Ungewissheit.




 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 09 Aug 2021 11:31    Titel: 09. Ashatar
Antworten mit Zitat


09. Ashatar


Neunundsechzig Tage seit den letzt'n vertraut'n Worten,
achtundfünfzig seit mein'r letzten Vorfreude auf Dich.
Es ist zu dumm, noch immer hab'ch Dich in Kopf, Herz,
und fühl Dich unter mein'r Haut. Du hängs' mir nach wie
die Erinnerung an rumgetränkte Sommerabende, wie das
Gefühl das alles ist, wie's sein sollte. Egal was 'ch tue
und mit wem auch immer ich sie abzustreif'n versuch',
die Erinnerung bleibt un' Du mit ihr - ungefragt, ungetrübt.
Es is' so einfach geword'n jemanden zu verletzten, wenn
man sich erst einmal seiner Gefühl' sicher ist. Ein falsches
Wort, ein Blick in verkehrte Richtung, eine Andeutung oder
auch ein Fernbleib'n. Ein kaltes un' unberührtes Bett,
eine fehlende Berührung, ein ausbleibendes Lächeln.

Diese Flucht nach Vorn, 'ch weiß nich' mehr was ich
davon halt'n soll. Vielleich' wird es sich als Fehler herausstellen.
Für die Abende in Gesellschaft hat es meine Gedank'n zum
Teil ruhiggestellt, doch sobald ich allein mit mir und meinem
Kopf bin, rattert er ununterbroch'n. Du füllst ihn weiterhin,
weil'ch nicht dazu bereit bin Dich loszulass'n. Ich hab versuch'
ihn zum schweig'n zu bring', habe den Weg vorbei am Jasmin
auf mich genomm' und das Boot aufgesucht, doch 'ch hab mich
so Fehl am Platz gefühlt, wie ich's auf dem Wass'r nie für
möglich gehalt'n hätte. Manchmal is' es so still in mir,
dass ich mein, laut schreien zu müss'n um irgend'was wie
Gleichgewicht zu find'n. An and'ren Tagen spür' ich Stocken
un' Stolpern, hier und dort fühlt's sich an, als wäre etwas
hingefall'n und lieg'ngeblieben. Ich dank' all den Ecken un'
Kanten in mir, denn so is' das kurze Anlehnen ebenso möglich
wie sich mit geschloss'nen Augen einen Weg zu ertasten.
Manchmal fühlt's sich unsagbar weit an, denk' ich zumindest.
Tiefseerinnentief. An and'ren Tagen kommt's mir vor, als wär'
da kein Platz für all das, was ich denke un' fühle, erinnere
un' mit mir trage, wonach 'ch mich sehne und wovor 'ch mich
fürchte. Als wär' das was ich bin, hin un' wieder viel zu klein
und als liefe alles über den Rand.

Ich bin noch immer hier, doch Du bist's nich'.
Mein Haar is' noch immer Schwarz un' nicht rot. Ich bin noch
immer ich un' niemand Anderes geworden. Niemand mit mehr
Mut oder weniger Furcht. In meinen Adern fließt das Meer,
un' ich wünsche mir, dass Selbiges nich' mittlerweile Deine
Lungen füllt - ich könnt's nicht ertrag'n. Die Luft in de' Lungen
darf nur durch zuviel Lach'n fehlen, wenn man den eig'nen Arm
um den Körper schlingt um nich' vor Seitenstichen zu zerspring'.
Ich hab' angefang' das Zeichenzimmer, was für Dich gedacht war,
zu nutzen. Nur den Kohlestift hab'ch genutzt, keine Farben, denn
noch ist kein Platz in mir, um irgendwas in Farb' zu tauchen.
Es heißt ja imm'r, man sollte sich selbst genug sein, das eig'ne
Glück nich' von anderen abhängig machen. Doch im Moment bin
ich's mir noch nich' wieder. Nicht seitdem Du auf meiner persönlichen
Kleinkunstbühne von Emotionen erschienen bis', wenn auch
scheinbar nur als Gastspieler. Ein trauriges Schauspiel.

Er war nicht mehr hier, schon einige Tage nich'. Im Gegensatz
zu Dir is' er aber noch da, irgendwo un' irgendwie bin'ch wütend.
Doch er weiß wie es funktioniert, das mit dem Kontakte
schließ'n und finden, oder auch such'n. Ich möcht' aber nicht suchen,
das wollt' ich nie. Ich will gefund'n werd'n, immer. Man sagt doch,
dass man sich find'n lassen muss, eh? Totaler Schwachsinn, aber
'ch war schon immer ein Dickschädel und hab lieber wenige aber
gute Mensch'n um mich herum. Solch' die es ehrlich meinen,
tiefgründig sind un' nicht nur auf etwas bedeutungsloses aus sind.
Die Zeit ist zu schade, un' wie man an Dir sieht.. auch begrenzt.
Ich starre in das grau in grau gezeichnete Augenpaar, der
Glimmstängel im Mundwinkel klemm'nd, ein kühner Blick, eine
verwegen wirkende Frau, die eines Tages jeman' in mir erkannt
hat. Ich selbst seh' mich in einer dieser Schattierungen, die um die
Sillhouette der Zeichnung verläuft. Auch wenn 'chs nicht fühlen kann,
aber irgendwo in mir muss diese Person noch sein.

Doch wo 'ch auch such', ich finde fast immer Dich. Ob 'ch will oder
nicht, ob Du nun da bist oder nich'. In blinzle in den eben erst
erwachenden Tag und atme aus, was sich in mir festzuhalt'n versucht.
Ich fühle mich nur noch selt'n in mir Zuhause. Es gab 'ne Zeit in
der ich dacht' Du könntest mir eines werden. Doch ich irrte mich.
Ich glaubte nicht einen Augenblick an etwas wie Ewigkeit, meine aber
dass ich ein Teil davon bin, ebenso wie Du. Vielleicht könn' wir verloren
gehen ohne gefund'n werden zu woll'n. Nicht von and'ren und
womöglich nicht einmal von uns selbst.




 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 19 Aug 2021 21:47    Titel: 19. Ashatar
Antworten mit Zitat


19. Ashatar


Neunundsiebzig Tage seit dem letzten Lächeln von Dir,
achtundsechszig seit ich auf dieses eine Schiff wartete.
Lang' ist es her, seit wir uns das letzte Mal gesehen hab'n.
Noch länger das letzte Gespräch, das aus mehr als bloß
Phrasen bestand, die an der Oberfläche vor sich
hindümpelt'n, hohl wie ausgestorbene Baumstümpfe.
An das letzte Beisamm'sein ohne das beklemmende
Gefühl des sich schon zu weit verloren Habens kann 'ch
mich erinnern als wär's Gestern gewesen.
Ich erinnere mich an das Sturmblau in Dein' Augen und
diese Geste, wenn Du den Blick abgewendet un' in
die Ferne gesehen hast, so wie 'ch es nun tue, wenn ich
auf's Meer hinausblicke. Manches Mal war es ein
Ausweichen der verlegenen Natur, ein and'res Mal eine
flüchtige Erinnerung, oder das Suchen nach Worten, wenn
ich Dir mit einer Frage die Sprache verschlag'n hatte.

Zwischen uns gab es dieses stille, stumme und heimliche Band,
dass uns miteinander verband, bevor wir uns überhaupt
darüber im Klaren wahren. Es fehlt mir, diese Verbundenheit
zu fühlen. Diese Sache mit der Flucht nach Vorn hab' ich
ein wenig von mir geschob'n, die Situation hat sich entfernt
oder verändert, verflüchtigt, als würde ein bekannter un'
vertrauter Geruch am Kissen langsam schwinden. Ich bin mir
dessen noch nicht sicher um ehrlich zu sein. Da ist noch immer
soviel Lärm in mir. Soviel Lärm und Abwesenheit zugleich. Doch 'ch
versuch hinzuhör'n, wegzuhören, irgendwas hinauszuspüren aus
dem Rauschen und Tosen, der Unruhe und auch den Pausen.

Gestern Morgen hab' ich am Hafen gesessen und gezeichnet.
Ich hab es gemalt, das Meer, meinen einstigen Geliebten.
Noch bin 'ch mir nicht sicher, ob ich noch immer das Selbe
fühle, oder ob wir uns durch das Passierte ein wenig
auseinander gelebt hab'n. Dein Verschwind'n hat mich der
See entlebt, auch wenn 'ch sie noch immer in mir pulsier'n
spüre. Das Wasser brodelt in meinem Inneren wie in einem
zu heißen Kochtopf, doch wenn 'ch mir dieser Situation
bewusst werd', beruhigt es sich und küht plötzlich hinab
als hätt' man zwei Hand voll Schnee hinein gehäuft.
Ich hab' Dir gesagt ich möcht' und wollte immer gefunden
werden. Kaum dass ich's mit den übrigen Zeilen
niedergeschrieb'n hatte, hat mich ein Blatt Papier gefunden,
gehüllt in einen Umschlag. Es kam mir seltsam vor und
dennoch hab'n mich die enthaltenen und gewählten
Worte gefesselt, als hättest Du selbst sie mir geschrieb'n.
Eine Wortgewandtheit, die ich zuletzt bei Dir wahrgenomm'
habe. Die eingesogene Tinte hat mich so sehr in ihr'n Bann
gezogen, dass ich's nach einigen Schreiben nicht lassen konnt'
un' nach der Farbe der Augen des Verfasser's gefragt hab.
Ich weiß, eine unhöfliche, verdrehte und komische Frage,
wenn man Jemanden nicht kennt, doch ich musste es wissen.
Du würdest den Kopf schütteln un' über meine Direktheit
und Neugierde lach'n, ich kann es fast hören.

Es hat an mein' Nerven gezerrt und immer wieder unnachgiebig
daran gezupft, um mich wieder und wieder damit zu triezen.
Eine grus'lige, dunkle Vorahnung, die mir das Herz bis zum
Halse gehoben hat, als sie bestätigt wurd'. Es klingt ebenso
verrückt, doch diese Information klang in meinen Ohren wie eine
Milde, ein Zeichen. Manches ist schon da, bevor man es sieht,
hört, begreifen, geschweige denn benenn' kann. Manches is'
vorhanden, bevor man davon weiß. Blau-Grau.
Eine mittlerweile magische Farbe die mich schon lange in ihrem
Bann hält und mir hier und jetzt das Gefühl vermittelt,
dass Du irgendwie in meiner Nähe bist. Eben standest Du
noch neben mir, Dein Blick glitt über die Wasseroberfläche.
Einen Moment hatte 'ch meine Augen geschloss'n und atmete
Unmittelbarkeit un' Sommerabend aus. Nun sind da unzählige
kleine Wellen, ein wenig Gischt, dann Stille un' leise Ahnung,
dass du vielleicht nie wieder auftauch'n wirst. Doch manches
bleibt wahr, auch ohne dass man es sieht, hört, spürt,
geschweige denn benenn' kann. Es ist vorhanden, auch ohne
dass irgendjemand davon weiß.

Ich habe dieses Bild gezeichnet und mit Farbe gefüllt,
milde Farb'n, die für einen leis'n Hoffnungsschimmer steh'n,
wenn ich das Meer betrachte. Ich hab' es jedoch verschenkt.
Das reizvolle am Meer lag für mich immer schon im
Ungewiss'n, im Verborg'nen, im Überraschenden. Egal,
wie gut man sich vorbereitet, auf See wird irgen'wann das
Undenkbare passier'n, allerdings nur, wenn wir selbst es
für möglich befinden. Wenn es regnet, mutet es
an, als drehen sich die Welten mit einem Mal ein wenig
langsamer, als verwehe das Leb'n unter dem konstanten
Prasseln von Tropf'n und der Nässe, die sich in Stiefel,
Fässer und in mancher Gemüt stiehlt. Immer dann wenn
es regnet, fühl' ich mich offengelegt. Bereit, mit dem vom
Himmel fallenden Wasser, selbst alles was 'ch fühl' hinaus
an die Oberfläche zu wellen un' schwemmen, hin zum
tröstenden und vertraut'n Grau.. des Horizonts.
Du fehlst mir.




 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 29 Aug 2021 16:09    Titel: 29. Ashatar
Antworten mit Zitat



29. Ashatar


Neunundachtzig Tage seit Deiner Hand auf mein'r Wange,
achtundsiebzig seit dem schrecklichen Sturm auf See.
Ist es ein Text, der hinter der Stille der vergang'nen Tage
steckt, oder sind es bloß Hitze, abgedunkelte Zimmer und
die erlebte Abwesenheit Deiner Kontur? Mein Horizont
verschwindet da, wo uns're Gespräche nun stocken und
es sich anfühlt, als würd' ich zu oft das Falsche sagen.
Gestern ist mir zwisch'n zwei Augenaufschlägen mal wieder
das Gefühl abhand'n gekommen, tatsächlich da zu sein.
An manch'n Tagen meine 'ch sogar in Vergessenheit zu
geraten, obwohl Du mich in mein' Gedanken noch immer
ansiehst. Du streichst mir über's Haar, die Wärme deiner
Hand zieht erst kleine, dann immer größer werdende Kreise.
Sie erzählt eine Geschichte, an die ich so viel lieber glaub'n
würde als an meine eig'ne, die 'ch seit Jahren mit mir herum-
trage und spazieren führ'. Ich weiß nich', weshalb ich bei
Regen häufiger an Dich denke. Vielleicht kommt es mir auch
nur so vor. Wenn die Tage verhangen und voller Leben und
die Nächte voll vom Nebel des Erdgeruchs sin', reihen sich
erdachte Bilder aneinander und legen sich ungefragt über
meine Wahrnehmung, wie ein sanft, beinahe schwerelos
anfühlender Schleier.

Ich hab' mein Versprechen gebrochen, zumindest insofern,
dass 'ch nicht mehr jeden Tag am Hafen sitze un' zum Meer
hinausstarre. Es würde das Loch, dass du hinterlassen hast
nur weiter formen und aufreißen un' ich muss mich anfang'
mich selbst zu schonen, aufhör'n einem Geist hinterher zu
jagen, ob Du noch irgendwo dort bist oder nicht. Selbst die
Überlegung über Deinen Zustand schmerzt mich. Als kleines
Mädchen hatte ich immer Angst vor dem Meer. Ich konnt' mir
einfach nicht vorstellen oder wollt' mir nicht vorstell'n,
was dort unter mir im Wasser lauert. Ich war der Überzeugung
dass unter der Oberfläche eine unergründliche Tiefe mit den
angsteinflößensten Geschöpfen wartete, und das wenn ich
hineinstieg, verschwinden und ewig fallen würd'. Noch Heut'
lässt mich mein Kopf beim Anblick der Wasseroberfläche
innehalten - doch meine Füße nicht. Sie treib'n mich voran,
fort von den ängstlichen Gedanken der Vergangenheit.
Desweg'n habe ich aufgehört mir Gedanken über die
interessanten un' bannenden Fesseln zu machen, die mich
nicht selten an Dich und Deine Anwesenheit erinnern. Gleich ob
es das Augenpaar ist, in der man die von Dir beschrieb'ne
Sturmtrauer erkennt, die Hände die sich sanft auf meine Haut
leg'n oder manch ein Wort oder Versprechen, auch wenn Du
beherzigtest, Dein Versprechen zu brechen. So gleich ihr euch
seid, so unterscheidet ihr euch ebenso in Gänze. Jeder für sich
einzigartig wie der Schimmer einer Perle, auf der man noch
die Feuchtigkeit des Meeres erkenn' kann.

Wohin diese Gedanken und dieser neue Wiederhall in mir
führen, weiß 'ch genauso wenig wie ich es mit Dir tat, 'ch
weiß aber, dass es sich für den Moment gut un' richtig anfühlt.
Doch was hast Du Dir gedacht, wie lange 'ch still ausharren soll
ehe ich endlich einsehe dass Du mich verlass'n hast, mich
im Stich und zurückgelass'n hast?! Wie lange hast Du geglaubt
würde es mir in Einsamkeit gutgehen, wie lang' würd' ich
aushalten?! Ich weiß nicht mehr ob ich Dich hassen soll, diese
Meinung ist mir im Kummer ertrunken. Am Ende des Tages kann
ich fluchen und schimpfen wie ich will, wenn 'ch einschlafe dann
hoff' ich Dich in meinen Träumen zu sehen. Ich sehe Dich. Ob
Du vor mir stehst oder nicht un' auch wenn Du mittlerweile
unsichtbar geword'n bist. Ich höre Dich. Ob lautstark oder
stumm und auch wenn Dir mittlerweile die Worte fehl'n. Doch
im Gegensatz zu vorher, höre 'ch nun auch seine Stimme.
Ich nehme Dich noch immer wahr. Ob Du dich selbst fühlst
oder nicht und auch wenn 'ch nicht mehr weiß, ob Du
irgendwo da Draußen bist. Das alles wird sich wahrscheinlich
auch nicht so schnell ändern, jedoch hab' ch mich dazu
entschlossen die angebotene Hand ebenso wahrzunehmen,
sie zu umfassen und darauf zu hoff'n, dass die Finger sich
nicht auch irgendwann von selbst lösen.


Ich schreibe bald wieder.






Zuletzt bearbeitet von Tamyr Barasthan am 13 Okt 2021 11:12, insgesamt 2-mal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 13 Sep 2021 09:20    Titel: 13. Searum
Antworten mit Zitat



13. Searum


Einhundertvier Tage seit Dein..

Ich glaub' es hat keinen Zweck mehr zu zähl'n. Was sollte
es auch nützen, Du kommst ja doch nicht mehr zu mir zurück.
Noch immer ist mir danach Dich zu beschimpfen und mit meiner
Faust gegen Deine Schulter zu schlagen. Idiot, Feigling, Lügner!
Doch mir würd'n im Moment mehrere Menschen einfall'n, denen 'ch
gern eine verpassen würd'. Ist das so eure Masche? Sich annähern
und mit Worten jonglieren um dann über's Meer zu verschwinden?
Ja, richtig erraten, ich bin stocksauer, immer und immer wieder auf's
Neue und Deine unüberwindbare Gleichgültigkeit geht mir gehörig
geg'n den Strich. Ich mochte es so.. Ich mag es noch immer,
das Unperfekte. Ich mag sie alle, die Fehler und Schwäch'n,
die schrägen Ansichten, die Augenaufschläge aus vergang'ner
Dunkelheit, all die Ticks un'Eigenarten. Jedes Mal, wenn ich eben
diese besond'ren Eigenarten, jene vordergründigen Makel an
jemandem wahrnehme, entdeck', erlebe oder fühl', ist es als würde
ich diesen Mensch'n wirklich sehen. Alles was von ihm abstrahlt an
Licht un' Energie, übertrifft nicht selten meine kühnsten Erwartungen.


Manches Mal verlieb' ich mich regelrecht in Fehler und Makel. In eine
Narbe hier, ein dezentes Lispeln da, die Unfähigkeit rechts von links zu
unterscheiden, immer und immer wieder erzählte Geschichten oder
ein verborg'ner Schatten hinter den Augen. Un' das, weil all das sie
nun einmal einzigartig macht. Und echt. Es verleiht ihnen Charakter.
Bemerkenswert, wie oft man denselben vermeintlichen Makel an
an'dren charmant findet, während man ihn an sich selbst nur so
verteufelt. Ich könnt' vieles zum Anlass nehmen, mich über mich
selbst zu ärgern, muss ich aber nicht. Ich könnt' darauf vertrauen,
dass auch ich eine besondere Eigenheit bin, was ich definitiv bin,
un' es dem, der es in mir funkeln un' glitzern sieht, genügt.
Was ein kitschiger Mist! Doch es stimmt, Makel sin' toll. Weil sie fast
alles möglich erscheinen und Freiheit offen lass'n. Weil man sie
weder kontrollieren noch in Schublad'n stecken kann. Und weil aus
so genannten "Fehlern" jeglicher Art immer mal wieder ganz
unverhofft Großartiges entsteht.


So war es mit Dir und Gleiches sehe ich in ihm. Umso grus'liger,
dass ihr euch scheinbar ähnelt wie ein Ei dem anderen, zumindest
Innerlich. Die Finsternis hinter Deinen Augen kann 'ch auch in ihm
schlummern sehen und spüren. Als wäre sie ein stiller
Begleiter, welcher winzig auf der Schulter sitzt und am Ohrläppchen
zupft. Ich hab' das Gefühl er fragt sich des Öfteren, wie es wohl wär',
jemand anders als immer nur Er zu sein. Aber ich muss zugeben,
dass ich froh bin, dass er niemand sonst ist. Denn genauso ist er
mir mittlerweile lieb und teuer. Mit Hellem und Dunklem, mit Zögern
und Wagen, all den besonderen Nuancen, die es ganz im Detail nur
ein einziges Mal gibt. Mit Ängsten un' Träumen, mit Tiefen und mal
überlaufendem Herz'n, geschwieg'nen Fragen und gefühlten Antwort'n.
Ich wage mir nicht auszumalen, was nun fehlen würd', wäre er
jemand anderes. Doch im Moment ist es ruhig, zu still.
Und dieses.. spekulieren nervt gewaltig kann ich Dir sagen! Aber das
solltest Du ja mehr als gut nachvollzieh'n können. Vielleicht is' das
so 'ne schlechte Angewohnheit von euch Kerlen, wer weiß. Ich weiß
jedenfalls, wieso 'ch nach Abel schlichtweg darauf verzichtet habe.
Dafür hab' ich nun diesen blöden Erpel hier stehen, für den ich selbst
kaum eine Verwendung finden werde.


Wo wir aber grad bei Kerlen sind, wechsel wir endlich das Thema.
Siverts Neffe hat sich zu uns gesellt und wir hab'n uns kurzum dazu
entschloss'n, den Kraken mit nach Adoran zu nehm'. Das hatte allerdings
den Grund, dass Amergio un' ich nicht in Bajard erwünscht waren.
Unfreundliches Dörfchen - doch es nagt milde an mir, dass ich nun
seltener am Jasminbusch vorbeikomme. Vielleicht aber auch gesünder
für mich, nich' immer wieder mit einer frischen Erinnerung an Dich
konfrontiert zu werd'n. Wir haben ihm ein schönes Häuschen im
Bauernviertel gesucht und die Möbel aus Bajard rübergeschleppt.
Doch es ist fast soweit und kann denk' ich bald eröffnet werden.
Es würde Dir gefallen, mit all dem Meer und den Eindrücken der See,
mit all den Zeichnung'n und Bildern, Büchern und Geschichten.
Hier und dort kann man Dich allerdings finden, wenngleich dieser
Umstand wohl nur mir selbst bewusst ist.

Du bist und bleibst mein Gedanke an eine raue Küste.






Zuletzt bearbeitet von Tamyr Barasthan am 13 Okt 2021 09:08, insgesamt 2-mal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 13 Okt 2021 09:02    Titel: 13. Goldblatt
Antworten mit Zitat



13. Goldblatt


Mich plagt mittlerweile das schlechte Gewiss'n,
seit einem Mond nicht mehr geschrieben zu haben.
Ich hab mich in der Zeit verlor'n, im Abwarten un' Hoffen,
auch wenn ich mittlerweile nicht mehr weiß, wieso ich es tu.
Die Ebbe und Flut komm' doch, egal wie fern man sie auch
wünschen mag. Unerbittlich werden die Wellen sich über jede
noch so schön gebaute Sandburg hinweg bewegen, das
Wasser wird jeden fein geborgenen Tunnel fluten, die einzelnen
Tropfen, vereint als mächtige Einheit, werden alles den
seidigen Sandkörnern gleichmachen und es erscheinen lass'n,
als sei nie etwas dagewesen. Ich stehe mit den Füßen in Mitten
des Soges, der Dich mir genommen hat - die Geschichte, die
sich zumindest in meinem Kopf gefestigt hat. Wie gern ich
mich auf dem Rücken treiben lassen würde, den Blick in den
Himmel gerichtet. Federleicht, ohne zu wiss'n, wohin mein Herz
als nächstes fließt. Ich kann den Boden nicht berühren, wie in
einen Höhenflug ähnlich'n Taumel geraten. Die Wellen schütten
sich über mir aus, schütteln mich unsanft aus meiner Haut.
Es war nie so einfach, orientierungslos zu sein. Das Wasser
fühlt sich an wie ein Freund, den ich gar Jahre nicht gesehen
hab, wie ein Geliebter, der vergessen hat mich zu berühren.

Es war falsch Dich mit jemandem zu vergleichen..
und doch war es nie treffender, wenn ich diesen Wandel
aus der Ferne betrachte. Ich bin zu dem Entschluss gekomm',
dass es vielleicht mein Schicksal ist allein zu sein. Zwar in
Mitten meiner Familie und meiner Lieben, aber nicht weniger
allein, wenn ich des Abends mein Bein um die Decke schling'.
Ich hätte es früher wiss'n müssen, bereits nachdem Abel
umgebracht wurd' und Du so plötzlich verschwund'n bist.
Wieso neigen wir dazu solche Zeichen einfach zu übersehen
und immer wieder an das Gute zu glauben? Beziegungsweis',
vielleicht ist es auch gut allein zu sein. Wenn man es ganz
streng betrachtet so war ich es eigentlich ohnehin die meiste
Zeit, seitdem ich die Aurelia verlass'n hab. Wenn ich mich auch
damit abgefunden hab', dass ich Dein Gesicht wohl nie wieder
sehen oder berühren werd', Deine Hände nie wieder an meiner
Wange oder meinem Haar spür', so werde ich den Ärger darüber
einfach nicht los und ich möcht' Dich Tagein Tagaus verfluch'n.

Du würdest nun den Kopf schütteln und sagen, dass Du es nie
von mir erwartet hättest, doch noch immer halte ich mein
Versprech'n, wenngleich es deutlich an meinem Willen gezupft
hat. Ich habe erhalten, was Du mir durch Dein Verschwinden
verwehrt hast, ich kann den Hauch der Begierde noch an meinen
Lippen fühlen, doch der Kuss ist bereits erkaltet. Das Meer, mein
einstiger Geliebter, hat offensichtlich beschloss'n mich ganz für
sich zu beanspruch'n und mir allem Anschein nach, einen weit'ren
Weggefährten genommen. Eingeschlaf'n im Meer des Herbstes.
Du sagtest ich solle Acht geben auf mich, daran glauben, dass
wir uns schon in der nächsten Woche wiederseh'n. Der Nachhall
Deiner zurückhaltenden und doch liebevoll'n Stimme liegt nun
über fünf Monde zurück. Doch dies scheint das wahrhaftige
Leben zu sein, es reißt dich mit oder lässt dich stehen. Leider
liegt es tief in mir verborg'n, dass ich schon immer mit- un'
hingerissen sein wollt'. Alles weit über den Rand fühlen, das
Gute und ebenso das Schlechte. Fühlen, Leben un' auch darum
wissen. Fluch und Segen zugleich. Es lässt sich freuen und leid'n,
hoffen und bangen, lachen und weinen un' noch so vieles mehr.
Wozu sonst sin' wir hier? Könnt' ich wählen zwischen
herzschmerztiefem Kummer und Gleichgültigkeit, immer un'
immer wieder würde ich ersteres wählen. Wie sollte man sonst
schreiben und dichten, ohne Tränen und Seufzer, ohne gelebtes
Leid oder verlorene Liebesmüh? Alles hat zwei Seiten und wir
sollten stets von beiden zehren. Ein kluger Mann hat einmal
gesagt, dass ein wahrer Dichter von solchen Erfahrungen leben
würde.

Wären sie ein ebenso großes Wunder, all die klein' Momente,
würden wir wohl alle keine Zeiten des Unglücks kennen.
Würden mich jene, denen ich bedingungslos vertrau' im Inneren
nicht rühren, gäb' es nicht auch die and'ren, vor deren Füßen
ich all meine Enttäuschung lege? Und auch die Sommersonnen-
wärme wäre nicht dasselbe, ohne Wiss'n um den Winter. Aye,
ich glaub an den natürlichen Lauf der Dinge. Licht un' Schatten,
Freud' und Leid.. an Wahrheit und Lüge. Eine ewige Bewegung
im Rad der Zeit. Du hast mich mitgerissen un' erschüttert und
um den Kern des Ganz'n zu spüren, werd' ich nicht ablassen.
Ich werde mich weiter hinreißen un' sicherlich auch erschüttern
lass'n - nur hast Du nun nicht mehr das Privileg einer Hauptrolle
in diesem Stück des Lebens. Du hast es losgelass'n, einfach so.
Aber immerhin bist Du mit dieser Geste nun nicht mehr allein'
un' ihr könnt euch das Boot der leeren Versprechung' teilen.





 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 29 Okt 2021 18:46    Titel: 29. Goldblatt
Antworten mit Zitat



29. Goldblatt
- an Bord der Aurelia



Jedes Mal ums Neue muss ich mich zurücknehmen, um
meinen Brief nicht mit "Geliebter.." oder "Liebling", vielleich'
auch "Vertrauter" oder ähnlichen Worten zu beginnen, die
schlussendlich im endlosen Meer der einstigen Hoffnungen zu
Boden hinabsinken und die Feuchtigkeit der See in sich aufsaugen.
Ich bin eine Spielerin der Worte, niemals war 'ch eine Spielerin
der Gefühle. Dort wo ich nicht gezögert habe eine gezinkte Karte
zu nutz'n, ging es darum ein Schiff oder eine Buddel Rum zu
gewinnen, so spielte ich in diesen Dingen stets mit offenem Blatt.
Es schmerzt mich wieder hier zu sein, das schwankende Deck
unter mein' Füßen, den Geruch des Meeres in meiner Nase und
seine zärtliche Berühung in meinem Gesicht. Geschätzt dürften wir
uns gerade vor Eirensee befinden, mein Weg wird mich allerdings
nach Schwarzwasser führen, uns alle. Ossel wird wiss'n wie herum
das Steuerrad zu drehen ist, ich hab' mein Schicksal wie schon
immer vertrauensvoll in seine Hände gelegt. Vorm Ende des Jahres,
ehe es zu kalt wird um zu segeln, wollen wir alle Anamir besuchen,
un' auch noch einige der dort gelagerten Fässer mitnehm', die schon
bald im Kraken ankommen sollen. Sie ist Teil uns'rer Familie und jetzt,
in Zeiten wo man immer wieder mit Verlust konfrontiert wird, sollt'
man jede Gelegenheit nutzen.

Ich hatte panische Angst hier zu sein, wusste, dass das Meer mich an
mehr als nur an Freude erinnern würd'. Doch hier ist sie, die Aurelia,
mein Halt, mein Zuhaus', meine Heimat. Die prächtig'n, stolzen Segel
tanzen, winden und blähen sich im Wind der aufgebrachten Götter.
Der Geruch des feuchten Eichenholzes, das Knarren unter der
Bewegung des Wassers und das Wanken der Wellen tragen mich fort.
Dennoch ändert es nich's daran, dass mich noch immer ein Wehklagen
von Leere durchdringt, als würd'n Teile zu einem Uhrwerk fehl'n,
vielleicht auch mehrere. Es tickt, lässt erahnen dass noch Leben in ihm
schlummert, doch die Zeiger woll'n sich einfach nicht selbstständig
beweg'n. Einsamkeit.. ich kann sie tief in mir glimmen spüren.
Ich fühl' mich einsam, trotz der vertrauten Gesichter. Allein, einzeln,
einzig, abseits, entfernt, abgeschnitt'n, abgelegen.. leer.
Hier sollt' ich mich nicht leer fühl'n sondern voller Leben un'
Leidenschaft. Belebt und himmelhochjauchzend. Ich habe es so satt,
dass Du mir all das genommen hast, ihr beide habt es. Ihr habt
genomm' was euch keinesfalls zustand - doch ich war dumm genug
loszulassen un' es euch zu überlassen, bereitwillig und naiv. Ich
sollte es besser wissen - ich hätt's besser wissen sollen.

An manchen Tagen fühlt's sich an, als wär' alles seltsam uneben,
um wenige Millimeter verschob'n. Jenes Gefühl hab'ch oft.
Stetig taumelnd zwisch'n der leis'n Ahnung, zu wenig oder zu viel
zu sein. Zu laut oder zu leise. Zu impulsiv oder reserviert. Zu präsent
oder kaum da. Es kostet Kraft, sich nich' zu verbiegen - oder
immerhin nur soweit, dass man sich selbst noch geradeso im Spiegel
erkennt. Das Bild von mir auf dem Holzboden wirkt seltsam verzerrt.
Der eig'ne Schatten gleicht einem manchmal so wenig, dass man sich
frag'n muss, ob er tatsächlich zu einem gehört, oder man zu ihm.
Was ist es, das zu mir gehört, das über die Grenz'n meiner Körper-
lichkeit hinausgeht? Ich sehe Dich vor mir, genau hier, mitten auf den
endlosen Weiten des Meeres. Jegliche Schatt'n verschwind'n hinter
Deinem Lächeln und der unausgesproch'nen Frage, ob Du wirklich
hier bist oder anderswo. Ich streck' meine Hände nach Deinen aus
und für einen Moment ist da weder zu viel noch zu wenig.
Du bist nicht hier - aber ich sollt' es sein, endlich.
Mutig und furchtlos, tapfer, riskant, risikobereit, herzhaft,
unerschrock'n und vielleich' so verwegen wie Du mich einst gezeichnet
hast. Forsch und manchmal auch halsbrecherisch. Wir sind der beste
Beweis wie schnell alles vorbei sein kann, egal wie vorsichtig man war.

Irgendwann werd' ich vielleich' akzeptieren, dass 'ch in euch nicht
mehr als ferne Geister erkennen werd'. Nur der Gedanke daran
hinterlässt eine Gänsehaut auf meinen Armen und einen angespannten
Schmerz in meinem Nack'n, denn die Erinnerung an Dich haftet an
mir wie das Hautbild des Kraken an mein'm Oberschenkel. Ich denk'
oft an Deine letzten Zeil'n und daran was genau Du geschrieb'n hast.
Du hast Dich getäuscht, das solltest Du wiss'n, denn auch wenn wir's
nie wirklich ausgesproch'n hab'n, war ich Deine Frau. Du hast einen
groß'n Teil meines Herz'ns und meiner Gedanken bei Dir getragen,
einen nicht zu leugnend'n Teil Sehnsucht und Begierde der mich
angezog'n hat als wärst Du das Licht und ich eine zu neugierige Motte,
der es nichts ausmach'n würde in Flammen aufzugehen. Du hättest
es nicht nur in Erwägung zieh'n sollen - mieser Dummkopf!
Du hättest einfach nach Hause komm' sollen.

Hier steh' ich nun, Wind in den Segeln un' Salz auf der Haut.
Ich bin Zuhause und gleichsam so fern von dies'm Ort.




 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 29 Nov 2021 10:31    Titel: 29. Rabenmond
Antworten mit Zitat



29. Rabenmond


Mein Küst'nknabe,
keiner von uns beiden weiß je, ob's noch einen weit'ren
Brief geben wird. In den meist'n Fällen sitz' ich aber irgendwann
hier und schreib' doch wieder. Man sollte meinen dass ich Dich
mittlerweile genauso gut vergessen haben könnte, doch es
klappt einfach nicht. Du bist überall, immer und immer wieder
diese eine Farbe, die ich so gern an Dir gesehen habe
scheint mich wie ein düst'res Omen zu verfolgen. Sie hat mir
einst Vertrautheit und Wärme geschenkt, wenngleich sie von
so kühler Natur war, sie hat mir Geborgenheit und Anziehung
versprochen - doch nun erzählt sie mir von falschen Versprechung'
und Unglück, von unerfüllten Hoffnungen und unaufrichtigen
Mensch'n. Eigentlich sollt' ich alles stehen und liegen lass'n und
laufen, sobald ich die einst geliebte Sturmtrauer erblicke. Doch noch
immer fesselt sie mich - und wenn es nur zum anschauen is'.
Ich kann soviel in dieser Farbe erkennen, die and're als trist
bezeichnen würd'n, sie beschreibt meine Heimat in all ihren
Facetten und dennoch werde 'ch mich kein weiteres Mal in ihren
Bann schlagen lassen, nicht solang es nich' Du bist.

Ich habe viele gute Abende mit anregenden Gespräch'n und
vorher nicht ausgesprochenen Geheihmnissen verbracht, sowohl
hab'ch sie erzählt als auch von Mensch'n gesammelt von den ich
mir sicher war, sie würden solcherlei Geheimnisse nicht besitz'n.
Ich habe wieder einmal die Oberflächlichkeit der Männer erblickt,
sie wollen alles und doch nichts, halten sich für besonders spannend,
sin' in Wahrheit aber nichts als der Rohling, den der Schmied in
seinen Schubladen aufbewahrt. Wer würd' schon etwas wollen,
das jeder sein Eigen nennen könnte, weil es auf dem Silbertablett
serviert wird? Doch ich möcht' nicht Jeden über einen Kamm
scheren, auch hier mag es ganz gewiss Ausnahm' geben, die durch
Einzigartigkeit glänz'n, Du kennst das ja. Der übliche Mist
aus Unwichtigkeit un' Oberflächlichkeit is' aber nicht der Grund dass
'ch mich schreibend hier wiederfind'. Heut' Abend ist in Kronwalden
ein Geschichtenabend, wenn ich's richtig verstanden habe und
irgendwann im Laufe der letzten Woche hab' ch beschlossen
hinzugeh'n und teilzunehmen. Es hat mich an den Abend in der
Taverne erinnert, den Abend an dem wir uns zum erst'n Mal
begegnet sind. Ich kann mich nicht erwehren, es überschwemmt
mein' Körper mit etwas wie Trauer, da ich vor mir seh' wie Deine
kühlen Augen sich erwärmten, nur einen aufblitzenden Moment,
doch er war da. Damals habe ich nur einen kurzen Vorgeschmack
auf das erhalt'n, was mir in nicht zu ferner Zukunft zu wichtig
werd'n sollte. Ich werd' hingehen un' eine Geschichte vom Meer
erzäh'n, ich weiß Du hättest zu gern zugehört.

Ich schließ Abends meine Aug'n und versuche noch immer mir
Dich vorzustell'n. Die lebhaften Erinnerungen beginnen langsam,
traurig klagend zu schwind'n. Ich dreh mich auf die Seite, sodass
meine Nasenspitze Deine Schulter berührt. Ich schling' meine
Arme eng um meinen Körper, Du atmest tief und langsam, der
ewige Schlaf hat Dich fest in seiner schützend'n Hand.
Im Halbdunkeln wirken Deine Gesichtszüge so weich und auf
seltsame Art und Weise erhab'n. Mein Blick wandert von Deiner
Stirn über die Nase, hinweg über Deine Lipp'n zu Deinem Kinn,
wie ein imaginärer Finger auf einer gleichwohl imaginär'n
Landkarte, der eine lang geplante Route nachfährt. Wie gern 'ch
eine kleine Reise in Deinem Kopf unternehmen wollt', all die
unausgesproch'nen Gedanken aufspüren, funkelnde Ideen
aufblüh'n und wieder vergehen sehen. Un' obwohl 'ch dich zu oft
so nah wahrnehme, fühl' ich mich Dir unendlich fern, als läge das
ein oder and're trotzige Himmelsgestirn zwischen uns.
Wenn nicht - ja, wenn es bloß nicht Du wärst, nachdem sich meine
schlaflos flirrenden Gedank'n so lang verzehren. Ich will meine
Augen nicht öffnen - denn Du bist schon viel zu lang' nicht mehr
in meiner Nähe. Es ist so unfassbar naiv und dumm einer Hoffnung
nachzujag'n, die schon lang' in meinem Inneren erlosch'n sein sollte,
dennoch wünschte 'ch, dass Du eines Tages an meine Tür klopfst,
die Hände in den Manteltaschen vergraben, dem vielsagenden
Schmunzeln auf Dein' Lippen und dem herausfordernden Glanz in
Dein Augen. Hoffnung is' manchmal so ungesund.

Sieben Monde ohne Dich genüg'n, weißt Du?






Zuletzt bearbeitet von Tamyr Barasthan am 17 Jan 2022 14:51, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Tamyr Barasthan





 Beitrag Verfasst am: 10 Dez 2021 18:26    Titel: 10. Alatner
Antworten mit Zitat



10. Alatner


Was wünscht man sich am Tag der klein' Geschenke,
wenn nich's von dem was man bekomm' könnte, das Richtige
wär'? Was für'ne beschiss'ne Frage schon wieder direkt zu
Anfang meiner Zeilen. Und leider hast Du keine Antworten
für mich, nich' mehr. Ich erinnere mich an die Zeit nach dem
Verschwind'n von Abel, oder seinem Tod. Irgendwann hab'
ich aufgehört mich zu erinnern, seine Augen wurden blasser,
seine Haut fahl un' durchsichtig. Seine Stimme war irgendwann
nur noch'n Flüstern und trieb dann nach un' nach im Wind davon.
Ein schwerer Verlust, wenn man überlegt wie sehr ich den
Klang verschied'ner Stimmen mag. Manches Mal würd' ch mir
wünsch'n dass auch Deine leiser wird - ein anderes Mal fürcht'
ich mich fast vor dem Moment an dem es soweit is' un' ich mich
nicht mehr erinnern kann.

Kleine Geschenke, wer hat sich das ausgedacht?
Sollte dies nich' nen Tag der Freude sein? Man beschenkt sich
und zeigt so, dass man einander bedacht hat. Doch was is' wenn
man niemandem in den Sinn gekomm' ist? Dann sollte man wohl
nich' wirklich traurig sein - man selbst hat ja durchaus an Jemand'
gedacht. Das war der Sinn dahinter oder? Nich' etwas zu bekommen
sondern etwas zu geben. Es gab 'ne Zeit in der ich soviel zu geben
hatte un' nun frag'ch mich, ob auch Teile von mir mit den
Erinnerung' davongeweht sind. Weit über's Meer hinaus, wie die
Asche eines erloschenen Feuers vom Wind hinfort geschickt wird.
Ich fühl' mich allein un' das obwohl soviele Gesichter meinen Tag
kreuzen, gleich ob ich sie nun mag oder nicht ausstehen kann.
Und wenn dann doch ein beliebtes dabei ist, ist es zu weit entfernt
um ihm auch nur in irgendeiner Form Nahe zu kommen. Sich etwas
anderes einzureden wär' töricht. Die klügere Frage wär', wieso 'ch
ausgerechnet einer dieser Person' etwas geschenkt habe.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich heut' in der Lage bin kluge Fragen zu
stell'n. Um ehrlich zu sein, bin 'ch ziemlich schlecht gelaunt.
Du würdest gewiss d'rüber lachen, doch gestern hat sich heraus-
gestellt, dass mein Vater noch mehr uneheliche Kinder in d'e Welt
gesetzt hat, als uns bewusst war. Man sollte meinen, dass solche
Wörter mit dem Schreiben automatisch durchgestrich'n würden,
doch mir fällt auch einen Abend später nich's besseres als
verdammter Hurenbock ein. Un' dann hat er auch noch die Muße
besessen diese Kinder, die Zwillinge sin', mit einer scheinbar
absolut einfältigen und überheblich'n Frau zu zeugen, die ihre
Kinder zu gebürtigen Adoranern erzogen hat, un' das obwohl sie
ebenfalls aus Aschenfeld komm'. Wenn ich es nich' besser wüsst',
hätte ich gestern Abend bereits nach dem Stock gesucht, der
tief in den Innereien der Beiden stecken muss. Ich hoff' noch immer
ich täusche mich un' wir müssen erst füreinander warm werd'n.
Weißt du, endlich eine Schwester neben all den Brüdern un' dann
sowas. Was will das Schicksal mir mit all diesen Ding' sagen?
Dass's besser gewesen wär' nicht an Land zu kommen?


Der Tag der Geschenke kann mich ehrlich gesagt mal gern haben.
Es benötigt keinen festgelegt'n Tag um sich etwas zu schenken
oder einander zu gedenken. All die Dinge die noch von Dir in
meinem Haus stehen, beweisen das Gegenteil. Das Bild, das
geschnitzte Häuschen, der Handspiegel, Deine Briefe.. sie sin'
alle noch hier, während Du mich bereits völlig aus Deinen
Gedanken gestrich'n hast - ob nun freiwillig oder nicht. Und
neben all den Geschenken, ist der Ärger darüber präsenter
als 'chs gern hätte. Ich muss mich ablenken.
"Flucht nach Vorn" hatte es mal jemand getauft. Vielleicht
sollt' ich endlich damit beginnen es Ernst zu nehm'.

Scheiß drauf!






Zuletzt bearbeitet von Tamyr Barasthan am 10 Dez 2021 18:27, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Flaschenpost
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite 1, 2, 3  Weiter
Seite 1 von 3

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de