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Fehlweisung
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Vane Grau





 Beitrag Verfasst am: 30 Okt 2023 18:13    Titel: Fehlweisung
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Heute, nur ein Jahr früher

Es ist ein guter Fisch. Aber vermutlich haben sie dir draufgespuckt weil du ihn wie ein Vollidiot bestellt hast. Wie kann man aus einer Fischbestellung so einen Aufriss machen? Was war das Problem? Das er mit den Augen gerollt hat? Ich rolle ständig mit den Augen. Ich würde dir aber vermutlich auch auf den Fisch spucken.

Er kaute auf dem Fisch herum, als würde es sich dabei um ein zähes Stück Fleisch handeln welches viel zu lange über der Flamme hing. Irgendeiner sagte ihm mal, dass man Dinge mindestens zwanzig Mal kauen müsste damit es gesund ist. Wie widerlich die Pampe sich im eigenen Mund dabei allerdings anfühlte, erwähnte keiner. Und vermutlich hatte er das Stück in seinem Mund, was einst im Wasser sein Leben verbrachte, bereits fünfzig mal gekaut.
Vermutlich hatte der Koch ihn tatsächlich aufs Essen gespuckt, aber so ein bisschen Rotz hatte noch keinem geschadet. Sein Vater sagte immer, manchmal müsse man am selben Ort essen wie man scheißt. War nun nicht zwingend der beste Ratschlag, aber zumindest einer der ihn nicht zimperlich werden ließ. Also war Spucke aus Wut für ihn eine gewisse Würze, doch der Fisch ging trotzdem nicht leichter die Kehle hinab.

Schmeckt es denn? Wie schmeckt es denn? Wenn du nicht teilst, kannst du mir zumindest sagen wie es schmeckt.

Kurz zuckte sein Blick in die Richtung seines Kruges und er konnte sich nicht helfen, aber auch hier musste kurz daran denken, dass auch darin Körperflüssigkeiten schwimmen könnten. Es schmeckte zumindest so. Wenn es auch irgendwie die Kehle wärmte. Er war eigentlich kein Freund vom warmen Wein, aber wenn einem draußen die Finger fast abfroren, gab es nichts besseres. Also hoffte er auf das Beste: Guter Rotz, nicht mehr, nicht weniger.

Doch, Tee.

Der feste Boden unter den Füßen fühlte sich noch immer fremd an. Es waren viele Tage, in dem sein Boden das Meer war und genauso viele Tage waren es, bei denen er sich wünschte, es wäre anders gewesen.
Und nun war es anders. Er saß in irgendeiner Spelunke, kaute auf bespucktem Fisch herum und krallte sich immer mal wieder mit der rechten Hand an seinem Krug fest, den er aber genauso wenig zu den Lippen hob, wie den Brei in seinem Mund hinab zu würgen.

Der Herbst war nur schön, wenn die Sonne schien und alles ein wenig bunter aussah, sonst waren es lediglich Monde mit viel Regen und alles was man sah war grau. Um diesem Eindruck zu entfliehen, suchte er diesen vier Wände auf und wurde bitter enttäuscht. Immerhin war es trocken und warm.

"Willst du noch was?"

Es wirkte so, als hätte die Bedienung genauso viel Lebensfreude an diesem Abend wie er, zumindest stand sie nicht so am Tisch, als wäre sie bereit sich ein paar Münzen dazu zu verdienen. Vielleicht sah sie es ihm aber auch an, dass sie bei ihm dafür eh an der falschen Stelle wäre. So schüttelte er nur den Kopf, schob den Teller mit dem halben Fisch in ihre Richtung und verkündete somit wortlos, dass er fertig sei. Das hinderte sie zwar nicht daran, sich noch einmal mit Worten zu erkundigen, aber führte zumindest bei ihm dazu, den Blick abzuwenden.

"Soll es weg?"

Er antwortete nicht. Er war noch nie jemand der Dinge aussprach, die bereits klar waren. Irgendwer sagte ihm mal, dass es vergeudeter Atem wäre und würde ein Sturm kommen, könnt man ihn definitiv besser gebrauchen. Also wartete sie noch, zwei drei Sekunden, bevor sie den Teller griff und davon stampfte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie am nächsten Tisch einen ähnlichen Dialog führte, mit ähnlichem Elan und dieses mal mit seinen Fischresten bewaffnet. Ihre fehlende Mühe bezog sich also nicht unbedingt auf ihn, was den Umstand irgendwie nur noch bedauerlicher machte. Vermutlich mochte sie das Grau in Grau hier genauso wenig wie er.

Als wäre die Kenntnis eine freudige Kunde, griff er zum Wein, nahm einen großen Schluck zu sich und genoss das brennende Gefühl in der Brust, als das Rot sich in den Magen bewegte. Gute Spucke war es und vermutlich nicht die Letzte, die er saufen musste. Hatte die Reise ja gerade erst begonnen und er selbst irrte noch zu sehr herum, um bereits auf guten Rum zuzusteuern.
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