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Der alte See-Pops ist tot
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Der alte See-Pops ist tot
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 03 Feb 2021 22:57    Titel: Der alte See-Pops ist tot
Antworten mit Zitat

"Der alte See-Pops ist tot", geistert es durch Malachais Kopf, als er durch die verschlammten Wege Bajards stampft. Ab und an den Blick zur Seite wendend und beschließen, dass sich in den letzten Jahren wenig verändert hat.
"Der alte See-Pops ist wirklich wirklich tot."
Wahrscheinlich hätte keiner seiner Crew jemals damit gerechnet. Tatsächlich wurde immer gewitzelt, dass der Kapitän noch das Ende der Zeit überleben würde. Sicherlich, er war nicht jung. Doch das Lebensalter zeigten zumindest kaum Auswirkungen auf seine körperliche Kraft.
Ein Segel musste eingezogen werden? Da griff der alte Mann noch berhezt selbst zu. Egal, wie sehr der Sturm toste und der Wind das salzige Wasser in sein Gesicht peitschte.
Und doch, greift die unerlässliche Hand der Vergänglichkeit auch nach den besten Menschen dieser Welt.
Als der erste Mart durch das Tor in die Burg kam und Malachai ihn mit gesenkten Haupt und seiner Mütze in der Hand von den Stufen aus erblickte, wusste er es. Der Mann, der über einer Seefahrt mehr Vater für ihn war, als sein richtiger Vater in seinem ganzen Leben, ist nun von uns gegangen.
Natürlich ließ Malachai sich nicht bitten, bei der Seebestattung anwesend zu sein und natürlich hätte der Schwarzgekleidete darauf bestanden, einige Worte an ihn zu richten, wenn diese Bitte nicht schon von der Crew kam.

Gedankenverloren stieg Malachai bei der Kutsche nahe Bajard ein. Auf die Frage wohin, entgegnete er nur: "Egal".
Die Bestattung war genau so, wie es sich der See-Pops vorgestellt hatte. Einige Seemeilen von Bajard entfernt, wo der Kapitän darauf schwor und immer an diesem Punkt Ausschau hielt, dass er einst die schönste Meerjungfrau seines Lebens gesehen hätte und er es bis heute bereute, nicht ins Meer gesprungen zu sein. Hier sollte er nun bestattet werden, in einem Segel gehüllt, seinem besten Zwirn angetragen und die Gallionsfigur des Schiffs an ihm gebunden, auf das sie ihn hinab zu seiner Meerjungfrau ziehen würde.
Malachai trat dann nach vorne an das Ruder, lehnte sich leicht auf diesem und blickte über die stehende Crew. Er ließ einige Sekunden verstreichen, ehe er sprach:
"Der alte See-Pops ist tot. Der, der uns alle überleben sollte, ist nun bei seiner Meerjungfrau und genießt die wohlverdiente Ruhe der Ewigkeit. Er war für mich nicht nur ein Mann, der einen jungen Menschen eine Seefahrt ermöglichte, nein, er war für mich wie ein Vater. Er blickte in mich, wie in einem Buch und eine Seefahrt mit ihm....und auch mit euch....gab mir mehr Weisheiten, mehr Erkenntnisse vom ganzen Leben, als es jegliche Studien in den größten Bibliotheken je vermocht hätten."

Die Kutsche rumpelt ordentlich, es ist schon Dunkel aber Malachai erkennt, dass der Kutscher sich wohl für Adoran entschieden hat. Welch Ironie, hätte der Schwarzgekleidete doch bei seinem Äußeren auf Rahal getippt.
Als er so in die Ferne blickte, rekapituliert er seine gesprochenen Worte. Ja, der See-Pop war ein Vater für ihn.
Es fing alles damit an, dass der Kapitän ihn vor über 20 Jahren, einem jungen Burschen, der gerade einen Mord an seinem Ziehvater begann, ohne mit der Wimper zu zucken von der Insel brachte.
Der Mann, der den Leichnahm seiner Geliebten zu ihm nach Bajard brachte.
Der Mann, der im Gegenzug Malachai wieder zurück zur Insel brachte. Wissend, was der junge Sturkopf mit er Narbe über dem Auge vor hatte.
Er urteilte nie. Er missbilligte nichts. Er war der Meinung, dass jeder den Weg gehen sollte, den er meint zu gehen, sofern er mit den Konsequenzen leben kann.
Doch konnte Malachai das? Mit den Konsequenzen seines tuns leben? Oftmals hatte er Zweifel. Und jedes Mal, hatte der alte See-Pops einen Rat für ihn. Selbst wenn Malachai nichts gesagt hatte, wusste der alte Kapitän, was ihn bedrückte, was ihn beschäftigte. Der Verlust eines geliebten Menschen? Die schrecklichen Taten während eines Krieges? Pops hatte die beste Menschenkenntniss, die Malachai sich vorstellen konnte.
In der ferne sind Lichter und hohe Mauern zu erkennen. Eindeutig Adoran.
Malachai besinnt sich zurück an seine letzte Überfahrt mit Pops. Obwohl die Reise über Land schneller und sicherlich auch angenehmer gewesen wäre, entschied er sich für die Schiffsfahrt. Fast, als hätte er geahnt, dass den beiden wenig Zeit blieb.
Sie standen an der Reling, Malachai auf das Meer blickend, bewusst, dass er etwas vergessen hatte, was er sehr vermisste....und es ihm doch sehr schmerzte. "Verfluchte Amnesie", dachte Malachai, als Pops zu ihm kam und seine Hand auf seine Schulter legt.
"Was bedrückt dich mein Sohn?"
Malachai stockte der Atem. Es war, obwohl die beiden sich seit über 20 Jahren kannten, das erste Mal, dass der alte Mann, den Malachai schon so lange wie einen Vater sah, ihn Sohn nannte. Für viele wäre es sicherlich eine "Floskel eines alten Mannes", doch Malachai bedeutete es sehr viel.
Denn Pops war ein Mann, der seinen Gepflogenheiten und seinen Prinzipien treu ergeben war. Er tat Dinge nur, wenn er es wollte oder musste.
Er lebte für die See. Das ist bei Pops nicht einfach ein Sprichwort gewesen. Nein, er lebte auf der See. Er betrat so gut wie nie das Eiland. Er blieb immer auf seinem Kahn, wenn die Crew sich in den Freudenhäusern amüsierte. Nur einmal, dass wusste Malachai, verließ er sein geliebtes Schiff mit einigen Mannen auf eine kleine Insel mit einem brodelnden, rauchenden Vulkan. Das war, als er gegen all seiner Überzeugung einen verwundeten Mann, der sich zum Sterben bereit gemacht hatte, an der Schulter packte und fluchend zum Schiff trug. Rechtzeitig, ehe die Lava das Eiland unter sich begrub.
"Bürschen, du stirbst nicht, wenn ich bei dir bin! Ist das klar! Meine Fahrten beinhalten immer eine Hin- und Rückreise und so bleibt es auch.", fauchte die alte, väterliche Stimme, in welcher Malachai im halb toten Zustand einst etwas wie Sorge heraushörte.
Die Kutsche stoppt, der Fahrer hält seine Hand auf und Malachai reicht ihm einen ordentlichen Beutel Gold, als er zu dieser dunklen Nacht die Kutsche verlässt.
Einige Schritte weiter, bei einem Stall, stehen Bänke. Seufzend lässt Malachai sich nieder, kramt in der Tasche und holt einen Brief hervor.
Die letzte Erinnerung. Der Schiffsjunge bekam ihn von Pops, als er die Welt verliess. Die Schrift ist etwas verblichen, was darauf deutet, dass der Seebär ihn vor einiger Zeit schon schrieb und sich langsam auf sein Ende vorbereitet hatte.
Er entfaltet ihn und liesst langsam über die geschriebenen Worte. Immer und immer wieder. Dann steht er auf und betritt Adoran, den Brief durch seinen Kopf schallend, den Blick zum Himmel dabei gerichtet und die Sterne beobachtend.
"Malachai, suche nicht das Schicksal, sondern lasse dich von der See treiben. Gib die Kontrolle ab und lass die Sterne dir deinen Weg zeigen. Und lerne götterverdammt, das Glück zu erkennen, wenn es vor dir steht. Denn deine Welt ist nicht nur getränkt von deinen Taten, die dich verzweifeln lassen, sondern auch von den schönen Dingen, die dein Handeln prägen. Erkenne die Schönheit, die dich zu einem besseren Menschen macht."
Als Malachai sich fragt, was der alte Pops wohl genau damit meint, senkt er den Blick von den Sternen hinab, als eine Frau gerade ein Haus verlässt. Sein Herz schlägt auf einmal wie wild und er lächelt, in Gedanken ein letztes Danke für den See-Pops aussprechen, ohne den Malachai heute nicht der wäre, der er ist.
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Zuletzt bearbeitet von Malachai Schwarzmourne am 03 Feb 2021 22:59, insgesamt einmal bearbeitet
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 09 Feb 2021 00:03    Titel:
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Die kalte Luft bildet einen hauchdünnen Frostnebel, jedes Mal, wenn Malachai ausatmet.
Die Beine ausgestreckt, sitzt er des Nachts auf der Bank und blickt vom Hafen aus weit über das Meer.
Obwohl er schon viel gereist ist, ist ihm bewusst, dass er nie zu Lebzeiten jeden Flecken dieser, sicherlich wunderbaren, doch auch makaberen und gefährlichen Welt entdecken wird.
Vielleicht will er es auch nicht. Eigentlich war er nie einer, der großartig die Welt entdecken möchte. Ehrlich, wäre ihm ein schöner Kamin und ein weicher Sessel lieber.
Er hebt die Flasche an, nimmt einen großen Schluck daraus und blickt dann auf das Etikette. "Sterntaler Auslese". Sie reifte einige Jahre in seinem Fach in der Bank Adorans. Ob er nun durch die Zeit besser oder schlechter schmeckte, wusste er nicht. Ebenso wenig, wann er sie überhaupt bekommen hatte.
Doch für diesen Abend wärmte es ihm zumindest den Körper.
Die Ruhe der kalten Nacht ließen seine Gedanken kreisen. Malachai tat es schon immer, wenn er einen klaren Kopf bekommen wollte. Welch Ironie, mit einer Flasche Alkohol in der Hand.
Doch einige Worte beschäftigten ihn sehr.
Als Kade, Verdanias neuer Mann an ihrer Seite, nur wenige Minuten nach ihrem ersten Treffen wissen wollte, ob Malachai vorhabe, seine Frau wieder zu bekommen.
Tatsächlich hatte Malachai sich das nicht gefragt. Er hatte aber auch nicht damit gerechnet, Verdania anzutreffen, noch, dass sie sich aussprechen können.
Er kam zurück, um einer Bestattung beizuwohnen. Mehr nicht.
Daher war seine Aussage zumindest nicht gelogen, als er Kade gegenüber behauptete, er kam nicht mit dem Ziel ins Land, um Verdanias Herz erneut zu erobern.
Bis zu ihrem Treffen, war das Thema für Malachai eigentlich auch abgeschlossen. Sicher, Stella alleine wird die beiden auf ewig verbinden und Malachai wollte seine Tochter wiedersehen.
Doch er würde lügen, und das tat er oft bei diesem Thema, wenn der Bruch der beide ihn nicht oft beschäftigt, gar geschmerzt hätte.
Er würde es Verdania nie gegenüber zugeben. Er sah und wusste, dass auch sie unter dem, was geschehen ist, litt. Er wollte nicht, dass sie leidet. Das wollte er nie. Er will weiterhin, dass sie glücklich ist. Und sei es mit Kade.
Dieser Mann....es brauchte nicht Malachais Menschenkenntnisse, um zu sehen, dass Kade, könnte er nur mit den Gedanken einen Menschen in Rauch aufgehen lassen, er es sofort getan hätte, als Malachai sich ihm gegenüber vorstellte.
Malachai hingegen brauchte keine Vorstellung von Kade als Verdanias neuer "Typ". Die eiskalte Begrüßung, dass rufen von "Verdania, es ist dein Ex-Mann" sprachen schon Bände.
Malachai fragte sich, ob er in Kade Situation anders reagiert hätte? Wenn zum Beispiel Siran vor seiner Tür gestanden hätte.
Wobei das mit Siran eine andere Ausgangslage hatte und daher wenig vergleichbar wäre.
Aber dennoch...Malachai hätte definitiv anders reagiert. Er hätte seine Karten nicht so offen dargelegt und seinem Gegenüber gezeigt, was er über ihn denken würde. Das spielt dem einstigen Schattenlord ordentlich zu.
Nein, Malachai hätte ruhige, freundliche Miene von der ersten Sekunde gezeigt. Er hätte seinen Gegenüber in Ruhe studiert, sein Verhalten beobachtet. Sich angeschaut, wie er mit seiner Frau umgehen würde. Und dann, wenn es nicht anders ginge, zugeschlagen.
Doch diese Gedanken sind einerlei. Kade, so rechtschaffend er war. So freundlich und gesellig er sein konnte, ist nicht Malachai. Und Malachai nicht Kade.
Sicherlich, es gibt einige Dinge, die die beiden Eins haben. Und sicherlich haben beide Personen in der Vergangenheit einiges durchmachen müssen.
Doch da hört es dann auch schon auf. Zumindest hofft es Malachai, denn er weiß selber von sich, dass er eine anstrengende Last mit sich trägt und Verdi zumindest was den Mann an ihrer Seite angeht, sicherlich etwas ruhigeres verdient hätte. Jemanden, der bedingungslos für sie da ist und bei dem sie nicht fürchten muss, dass er fast sterbenden und blutüberströmt vor ihrer Tür liegen wird.
Abermals nimmt er einen tiefen Schluck mit der Erkenntnis, je mehr man davon trinkt, desto besser schmeckt es. Mag aber auch daran liegen, dass der Inhalt der Flasche langsam anfängt, Frost anzusetzen.
Doch wie stünde Malachai jetzt gegenüber Verdania? Seiner großen Liebe?
Wäre Kade nicht da, würde er versuchen, sich über die jahrelange Freundschaft, die die beiden auch schon vor ihrer Ehe verband, ihr anzunähern? Könnte er es, ohne im Hinterkopf zu haben, was passierte und warum sie einst getrennte Wege gingen?
Sicherlich, wenn er sie und Kade sieht, würde er lügen, wenn nicht ein Fünkchen Eifersucht in ihm brodelt. Er würde es sich nie ansehen lassen, doch es ist da.
Dennoch....egal, was Malachai empfand....egal, wie sehr er Verdania vielleicht noch Lieben würde....und sich nach ihr sehnen....er würde nicht ihr Glück stören. Er will, dass sie glücklich ist. Und wenn dies an der Seite von Kade geschieht, dann, unabhängig was Malachai von dem Kerl hält, hegt er seinen tiefen Respekt dafür. Denn dann vermag Kade, was Malachai vielleicht nie gelang.
Welch Monster wäre er also, wenn er dieses Glück zerbrechen lässt und nicht alles dafür tut, es zu erhalten. Für Verdania....seine engste Freundin...die Mutter seiner Tochter und....die Frau, die er immer noch liebte.

Malachai streckt die Füße aus...tief einatmend und die Augen kurz schließend. Dann, bleibt der Blick auf den weiten des Meeres. So lange, bis die Sonne sich am Horizont erhebt und die strahlen den kalten Körper beginnen zu erwärmen.
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 19 Feb 2021 00:04    Titel:
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Die Schlüsselübergabe ging zu so später Stunde schneller als gedacht und nachdem die Bauherrin sich verabschiedete, ließ Malachai den Schlüssel in das Schloß fahren und die Tür mit einem leisen klacken entschliessen.
Er trat ein, legte seinen Rucksack auf den Boden und holte eine Kerze hervor.
Dann nahm er ein Stück Fell und legte es nahe der Wand.
Als er die Kerze entzündete, liess er sich auf dem Fell nieder, lehnte sich an und schaute sich im kahlen Haus um.
Das Feuer flackerte leicht, das eine Fenster schien nicht mehr ganz dicht zu sein. Ein Umstand, dem er sich widmen würde in der Zukunft.
Doch nun atmete er einmal tief ein....dann wieder aus.
Für den normalen Bürger mag der Einzug in die eigenen Vier Wände etwas normales, gar aufregendes sein.
Vielleicht sogar mit der schwangeren Geliebten und einer klaren Vision von der Zukunft. Von Kinderfüßen, die durch die Räume tippeln, von schönen Möbeln und luxuriöser Dekoration. Vom Gefühl, erst am Anfang des Lebens zu stehen.
Doch nicht für Malachai. Was er sah, war reine Ungewissheit. Und wenn der einstige Schattenlord eines hasste, dann war es, nicht zu wissen, was passiert.
Und dennoch hatte er eine Entscheidung getroffen. Eine, die zumindest seine weitere Zukunft diktiert.
Er entschied sich, auf Gerimor zu bleiben. Trotz der Zweifel, die ihm kamen, die ihn seit der Begegnung mit Verdi plagten.
Er zog den Rucksack an sich heran und holte eine Flasche hervor. Mit einem leichten Ruck entkorkte er sie und roch daran.
Bissiger Geruch stiess in seine Nase. Schmecken wird es nicht, aber zumindest eine Beschäftigung sein und ihm vielleicht von den vielen Gedanken abbringen, die in seinem Kopfe kreisten.
Er versuchte Verdi seine Bedenken zu offenbaren. Der Herausforderung, die er sich stellen würde, würde er bleiben.
Sie verstand erst nicht, dachte sogar, er würde meinen, sie als Person wäre kompliziert. Doch so meinte er es nicht.
Alleine schon der Umstand, es zu erklären, dass es verstanden wird, dass verstanden wird, was er fühlt und denkt und wo die Herausforderung liegt, war kompliziert.
Doch für ihn, war es recht einfach zu verstehen Leichter sogar, je mehr Schlücke er aus der Flasche nahm.
Es war ohnefrage schön, dass er Verdi wieder als Freundin hatte. Das sie Zeit miteinander verbringen konnten. Etwas, was er, an schlechten Tagen, nie für Möglich gehalten hätte. Nicht nach dem, was einst passierte. Was dazu führte, dass die einst sic Liebenden getrennte Wege gingen. Und das auf sehr schmerzhafte Art und Weise.
Ein Schmerz, den Malachai nicht wieder fühlen wollte. Und doch beschleicht ihm der Gedanke, dass das unausweichlich ist.
Wie lange könnte er einfach nur der gute, alte Freund sein, der er vor sehr langer Zeit für sie war?
Wie lange könnte er sich ihre Probleme oder Ängste anhören, ohne manipulativ zu wirken, vielleicht sogar zum eigenen Willen zu handeln?
Und mehr, wie lange könnte er zusehen, wie sie ein neues Leben aufbaut, mit einem neuen Mann an ihrer Seite.
Würden sie vielleicht doch irgendwann heiraten? Säße er bei der Hochzeit weit vorne? Und was ist, wenn sie entschließen, eine neue Familie zu gründen?
Malachai schüttelte den Kopf und entleerte die Flasche daraufhin auf einen Zug, ehe er sich eine neue aus dem Rucksack holte und sie entkorkte.
Natürlich wünscht er sich, dass Verdi Glücklich wird. Und Kade scheint zumindest das Herz am rechten Fleck zu haben.
Malachai beobachtet ihn, analysiert sein Verhalten, seine Stimme. Eine ehrliche Natur, wohl auch ein guter Mann. Eigentlich vielleicht sogar besser, als es Malachai jemals war.
Malachai, mit seiner Bürde....mit seinen Problemen....mit so unendlich viel Blut an seinen Händen, dass in seinen Augen er sie nie hat wirklich rein waschen können.
Malachai, der das Verderben im wahrsten Sinne des Wortes mehr als einmal anzog. Egal, ob es der Abtrünnige war....Diener Krathors oder Seuchendämonen.
Egal, ob er Trunkenbolde tötete oder Kriege bestritt. Malachai war keine gute Seele. Das wusste er schon immer. Nur andere....nur Verdi scheint da mehr in ihm zu sehen. Ja. Sie machte aus ihm einen besseren Menschen.
Jemand, der lachen konnte. Jemand, der nicht in jeden anderen eine potentielle Gefahr sah. Jemand, der einfach entspannen konnte, dessen Hände entkrampften und dessen Körper die stetige defensive Position verlassen, gar entspannen konnte.
Jemand, der eine neue Chance bekam, ein guter Vater sein zu können...der Ruhe findet....vielleicht sogar das Ziel seiner Reise?
Doch das ist nun Vergangenheit. Das beweist ein weiterer tiefer Schluck aus der Flasche.
Ja, er hat sich entschieden, hier zu bleiben. Er will alles dafür tun, dass Verdi glücklich wird, sie wieder ihren alten Freund hat und sie zusammen sich um Stella kümmern können. Das er nicht so weit entfernt ist, sondern einfach für seine Tochter und ihre Mutter da ist, wenn sie ihn brauchen.
Egal, ob es ihn innerlich zerbricht. Er wird den Schmerz aushalten, wenn er kommt und versuchen, es zu spielen. Schließlich war er einst der Meister der Schatten, ein Wesen der Tarnung. Selbst wenn Verdi aus ihm lesen kann, wie ein offenes Buch.
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 19 Feb 2021 00:24    Titel:
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Mit einer erhobenen Hand und einem leichten lächeln verließ er die Akademie, sich noch bedankend und nicht zurückblickend. Er verscholz mit der Dunkelheit, den Schatten der Nacht, die ihm ein Gefühl von Sicherheit geben. Hier, wo er unentdeckt beobachten könnte, wo ihn selber niemand behellige.
Er ging weiter, die Dunkelheit der Häuserwände nicht verlassend, die Lichtkegel der einzelnen Laternen umgehend.
Bis er dann einen Sprung über den Holzzaun machte, Schattenhuf kurz tätschelte und dann in das Haus ging und die Tür schnell hinter sich schloss.
Er atmete einmal tief durch.
Es war das mindeste, dass er den beiden Freiraum gab. Nicht das fünfte Rad am Wagen sei, wenn er sieht, dass die Zwei Zeit miteinander verbringen wollten.
Das sollten sie auch. Malachai versuchte, die Beziehung nicht zu analysieren, aber gewisse Anspannungen waren sicherlich seit dem Umzug vorhanden. Und Kade bedenkt manchmal nicht gerade seine Worte mit Weisheit.
Es war richtig, dass sie zueinanderfinden. Dass sie sich austauschen und so ihre Beziehung festigen.
Und es war auch die richtige Entscheidung für Malachai. Das, was er und Verdi die vergangenen Nächte besprochen hatten. Das er sie nicht in eine Zwickmühle bringen will, dass beide nicht die selben Fehler machen, die sie damals machten, als sie sich entschieden, zusammen zu kommen.
Er sprach zwar seine Gefühle ihr gegenüber aus. Doch das hätte es nicht gebraucht. Sie lass ja aus ihm wie aus einem Buch. Sie wusste, was er fühlt, genauso, wie er weiß, was sie fühlt.
Er sah es nur als ehrlich an, es anzusprechen. Um die Grenzen klar zu definieren, vielleicht auch, um etwas Last von der Schulter zu bekommen und etwas atmen zu können. In der Hoffnung, die Herausforderungen besser bewältigen zu können, wenn sie versteht und zuhört und notfalls für ihn da ist und sogar bremsen könnte.
Und er hat den richtigen Schritt getan. Er gibt ihnen Freiraum. Er ist nicht mehr, als nur ein Freund, der nun auch sein eigenes Leben hat. Der merkt, wann er gehen sollte, um nicht wie ein verstörender, alleinstehender und gelangweilter Gast zu wirken.
Ja, es wird ihnen beiden sicherlich gut tun. Das sagte sich Malachai einige Male. Und Verdi wird einen glücklichen und sorglosen Abend genießen mit einem Mann, der sie liebte.

Malachai ging zum Vorratsschrank, öffnete ihn und packte alle Flaschen unter den Arm, die er so schnell greifen konnte und stopfte sie in den Rucksack. Weine, Schnaps, starker Rum und sogar etwas Zwergenbier war dabei. Dann packte er sich seinen Umhang und einen Mantel und ging wieder hinaus. Der Mond war heute voll, die Luft klirrend kalt. Und zwischen Adoran und Berchgard gab es einen wunderschönen See mit einem gemütlichen Stein, um sich alle Gedankenspiele aus dem Kopf zu trinken.

Eine Nacht, die Malachai verdient hatte. Damit er am nächsten Tage wieder nickt, lacht und unbeschwert ein guter Freund sein konnte.
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 19 Feb 2021 19:03    Titel:
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Unverhofft kommt oft, heißt es in einigen bürgerlichen Sprachen. Malachai hasste diesen Spruch. Er war einer, der immer voraussah, welche Aktion welche Reaktion herbeiführt. Jemand, der nicht einen Schritt ohne einen wirklichen Gedanken, wieso und warum er diesen Schritt tut, tat.
Doch Zeiten ändern sich. Die letzten "Weisheiten" vom alten See-Pops sollten seinen Schutzpanzer aus Strategie und Planung brechen und ihm die Chance geben, einfach das Leben auf einen zukommen zu lassen.
Er tat es...es fühlte sich anfangs auch sehr gut an. Er traf Verdania, die Frau, die er liebte, wieder. Ein reiner Zufall zur dunklen Nacht, liefen sie sich über den Weg.
Sie fanden Zeit zum Reden. Viel zum reden. So viele Dinge, die seit ihrer Trennung unausgesprochen waren, konnten nun geklärt werden. Ja, Malachai genießt die Zeit mit ihr sehr. Doch er ist nicht der Mann an ihrer Seite. Nein, den Platz nahm jemand anderes ein und Malachai wusste, dass, wenn er trotzdem ein Teil ihres Lebens und des Lebens der gemeinsamen Tochter sein wollte, er es akzeptieren muss.
Doch es ist mehr als schwer. Das erkannten beide in einer Nacht, wo sie das Haus möbilierten. Beziehungsweise Verdi das tat. Aus einfachen Sprüchen wurde eine lange Unterredung über ihre Gefühle. Eine Aussprache, die auch nötig sein muss, damit beide Wissen, woran sie sind.
Doch das Feld nun zu räumen, sogar selbst Verdi und Kade einen schönen, vielleicht romantischen Abend zu ermöglichen, zerrte an ihm. Doch er muss damit Leben....leben, damit umzugehen. So einfach ist es und doch so schwer.
Eine andere Wahl hatte er aber nicht, wenn er nicht Verdis neues Leben, ihre neue Liebe in dem Scherbenhaufen verwandeln wollte, welchen er sonst immer hinterlässt. Wie eine laufende Plage, die doch irgendwie alles vergiftet und mit einer leichten Berührung zerstört.
Er wird es nicht abermals machen. Er weiß nicht, wie die Zukunft steht. Er liebt sie, keine Frage. Doch er würde nicht anfangen, sich zwischen Sie und Kade zu stellen. Das würde nur zu viel Schmerz verursachen. Einen Schmerz, den er zu gut kennt.
Also warf er sich den Rucksack über die Schulter, die Flaschen darin klimperten und er ging hinaus in die dunkle Nacht. Mit einem klaren Ziel vor Augen: Trinken und Vergessen.
Vor den Toren Adorans atmete er einmal tief ein und aus. Zwar ist sein Haus in Adoran sehr schön, doch wirklich in einer Stadt leben war nie sein größter Wunsch.
Er ging ein paar Schritte, eigentlich müsste er nach Norden, Richtung Kronwalden, um zu den See zu kommen.
Doch Malacha entschied sich, nach Westen zu gehen. Warum? Er wusste es nicht wirklich.
Vielleicht wollte er einfach den Platz besuchen, an welchem er und Inara einst mit Marick lebten. Wo seine erste Frau ihren Hof hatte. Wo sie träumten, eine lange und glückliche Zukunft zu haben.
Doch Glück und Zukunft sind zwei Wörter, die Malachai nie in Verbindung bringen würde.
So ging er einfach weiter. Das Haus und der Hof waren schon lange entschwunden. Dafür hörte er Tiergeräusche von der anderen Seite, wo sich über die Jahre mehrere kleinere Höfe und Ackerfelder bildeten.
Malachai zog die Kaputze tiefer über das Gesicht und rückte die schwarze Maske gerade. Es war sehr sehr kalt und er sollte nicht zu lange mit den Schnäpsen, Rum und was er sonst noch alles eingepackt hat, warten.
Er ging gerade einen Zaun entlang, als er Pferdegetrampel von der Seite hörte und eine junge Frau sah, die erschrocken stehen blieb.
Malachai wusste, dass Schwarz gekleidet und vermummt in und um Adoran nicht die beste Idee ist, doch wie sich der Abend entwickeln würde, konnte er sich zu der Stunde nicht im entferntesten ausmalen.
Er begrüßte die junge Dame höfflich und zeigte schnell, dass er weder ein Bandit noch sonst was für eine unheilbringende Gestalt ist.
Die Kaputze und Maske wurde entfernt, die junge Frau schien ein wenig erleichtert zu sein und man kam zu solch sehr späten Stunde ins Gespräch.
Sie stelle sich als Charlotta Soederstett vor, eine Bäuerin, dessen Hof direkt hinter ihr lag.
Nachdem sie einige Worte und Floskeln der Höfflichkeiten austauschten, lud Charlotta Malachai auch noch auf ein Getränk auf ihren Hof ein.
Der Schwarzgekleidete war ein wenig überrascht über diese offene Einladung. Früher hätte er dieser vielleicht mit Skepsis begegnet. Ein fremder, schwarzgekleideter Mann in tiefster Nacht und die junge Dame lud ihn ein?
Nun denn, der alte See-Pops wollte, dass der einstige Schattenlord das Leben nicht plane, sondern einfach auf sich zukommen lassen soll. Und ob er jetzt am See tränke oder in einer warmen Stube...da klang die warme Stube besser.
So nahm er die Einladung gerne und dankend an.
Und obwohl er, vielleicht auch nur aus Höfflichkeit, eigentlich nicht lange verweilen wollte, blieb er fast bis zum Sonnenaufgang dort.
Sie sprachen viel. Lachten und scherzten ein wenig, doch widmeten sie sich auch ernsteren Themen, unter anderem beider Vergangenheiten.
Sie offenbarten, was ihr Antrieb im Leben sei, warum sie hier gerade sind, wo sie sind und was sie vielleicht noch vor hatten.
Und Malachai begann, langsam, sich Charlotta zu öffnen, wie sie sich auch ihm öffnete.
Er war bedacht darauf, keine genauen Details oder Namen zu nennen, doch er schilderte die Situation, in welcher er sich gerade befand. Warum er nach Gerimor wieder kam und warum er entschied, zu bleiben und sogar ein Anwesen zu mieten.
Welcher Herausforderung er sich damit stellen muss und welchen Schmerz er einst erlitt und nun erleiden wird.
Doch er fokussierte es nicht nur auf eine Person. Alles wurde irgendwie angesprochen...seine einstige verstorbene Inara, wie er Rafael vor sehr langer Zeit eine reingehauen hat und später am Grabe von seinem besten Freund stand und ja auch, warum er nicht mehr mit der Frau, die er liebte und warum er in Gerimor blieb, zusammen ist und warum er sich, trotz allem, was geschehen ist, bemüht, dass sie glücklich ist. Denn er weiß, dass er ebenfalls kein guter Ehemann war.
Charlotta verstand. Sie zeigte Mitgefühl. Sie lauschte nur und urteilte nicht über ihn oder andere, namenlose Personen. Es war für Malachai doch ein wenig befreiend. Vielleicht lag es daran, dass beide sich kaum kannten, dass er hier ein unbeschriebenes Blatt ist und er selbst entscheidet, was er erzählt und was nicht. Das Charlotta nicht seine Vergangenheit und sein wahres, erbarmungsloses Wesen kannte und ihn so akzeptierte, und wenn nur für ein paar Stunden, wie er war: ein Fremder, der sich ihr offenbarte.
Ehe Malachai sich versah, krächzte der erste Hahn und hinter der Gebirgskette offenbarte sich ein dunkler, blauer Schleier. Sie hatten die ganze Nacht geredet.
Nur widerwillig erhob sich der Schwarzgekleidete. Eigentlich wollte er nicht gehen. Das reden mit dieser jungen Frau tat ihm mehr als gut.
Er nahm sich seinen Rucksack, verabschiedete sich höfflich und mit einem Lächeln und ging dann seiner Wege zurück nach Adoran.
Das Gewicht des Inhalts hat sich nicht geändert, als er daheim ankam. Dafür war sein Geist klar und er würde zumindest keine Kopfschmerzen erwarten dürfen.
Trotzdem schlief Malachai, erschöpft aber friedlich in seinem Bett ein. Und Charlotta würde er definitiv wieder besuchen.
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 22 Feb 2021 16:17    Titel:
Antworten mit Zitat

Wartend stand Malachai vor der Tür der Akademie. Keine Regung. Abermals klopfte er noch einmal, als er dann, nach wenigen Sekunden entschied, sich zu setzen und zu warten.
Warum er einfach nicht ging? Nun, er hatte sowieso noch nichts weiter vor und gehofft, mit Verdi zu sprechen. Er hielt sich auf Abstand die letzten Tage. Überlegte viel oder eher, versuchte gar nicht darüber nachzudenken, als er den letzten gemeinsamen Abend die Akademie verließ, um ihr und Kade den Raum für einen schönen Abend zu geben.
Er saß einige Zeit dort, eigentlich wäre es ein erbärmlicher Anblick, doch glücklicherweise kreuzten zu dieser späten Stunde keine Passanten den Weg. Ein Vorteil der Akademie, dass sie am Rande Adorans stand.
Irgendwann jedoch hörte er die Schritte zwischen den Gassen und Gemurmel. Er stand schnell auf und wandte sich wieder der Tür, als wolle er gerade klopfen, ehe er, als die Schritte nah waren, sich umwandte und überrascht zu Verdania und Kade blickten.
Ein freundliches Lächeln, ein wohler Abend. Malachai erkannte, dass die beiden wohl ausgegangen waren. Sein Hals schnürrte sich leicht zu, doch er war bemüht, die gute Miene aufrecht zu erhalten.
Die Frage, ob er ihren gemütlichen Abend in Zweisamkeit stören würde, war nur der Höfflichkeit und selbst wenn Kade Verdania die Entscheidung überliess, war in seiner Antwort klar zu hören, dass der ehemalige Mann seiner neuen Gefährtin an diesem Abend ein Störfaktor darstellen würde.
So entschied Malachai, Verdania die Entscheidung abzunehmen und von dannen ziehen zu wollen. Er wollte keinen Zwist zwischen den beiden auslösen, wenn sie sich vielleicht für seine Gesellschaft entschied und einen vermeintlich gelungenen Pärchen-Abend unterbricht.
Das Verdi dann aber doch noch ein paar Worte mit Malachai wechseln wollte, überraschte ihn leicht.
Abermals drückte etwas in seine Brust und verengte sein Herz, als die beiden Richtung des Wassers gingen.
Es war Dunkel und sehr Kalt, doch Malachai selbst gingen so viele Dinge durch den Kopf, obwohl es nur wenige Schritte waren, die sie tätigten.
Hatte sie vielleicht Kade erzählt, was Malachai ihr erzählte?
Wollte sie Malachai vielleicht bitten, aus ihrem Leben auszuscheiden?
Oder wollte sie sich ihm offenbaren und ihre Gefühle mitteilen?
Sie blickten einige Sekunden auf das Wasser, ehe Verdi tief luft holte und dann sprach.
Jedes Wort, jede Erkenntnis, die der einstige Schattenlord aufsaugte und versuchte einzuordnen, war ein Wechselbad der Gefühle. Wie ein Schiff, das von dem tosenden Meer hin- und hergeworfen wurde.
Und er sah es. Verdis Zweifel, an vielen Dingen, die nicht da wären, wäre er nicht da. Wäre er nie zurückgekommen, wäre ihr nie über den Weg gelaufen.
Malachai begann langsam, sich selbst zu hassen. Was hatte er nur angerichtet? Was hatte er sich erhofft? Er sagte immer, er wolle sie nie in einen Zwiespalt bringen, doch alleine seine Anwesenheit reichte dafür aus. Und das hätte er wissen müssen. Er hätte, nach dem schönen, ersten Abend, wo sie sich ausgesprochen haben, einfach wieder wegfahren sollen.
Doch er tat es nicht und nun steht da die Frau, die er so sehr liebte, in so einer Misere.
Und er konnte es sich nicht weiter anschauen.
Malachai war immer jemand, der die Last derer, die er liebt, aufnimmt.
Er tötete Menschen, um zu verhindern, dass andere damit leben mussten.
Er entschied schwere Entscheidungen, damit seine Freunde und seine Familie nicht an sich zweifeln müssten, ob sie das richtige taten.
Er war zum Leiden geboren, so sah er sich immer. Als Selbstgeiselung für Gräueltaten, die er begannen hatte.
Er fragte sie, direkt. Und sie antwortete. Er versuchte die Worte einzuordnen, doch sein analytisches Denken war wie ausgesetzt.
Sie entgegeete ihm mit einer Frage....und er stockte.
Er war sprachlos...das erste Mal, dass er nichts wusste. Das er sich in einer Situation befand, die sein innerstes Zeriss.
Er wollte es dementieren, wollte ihr Nein ins Gesicht schreien, sie in den Arm nehmen und nie mehr loslassen.
Doch er tat es nicht.
Er spürte, wie sein inneres verhärtete, wie er sich krampfhaft versuchte, an den Menschen zu erinnern, der er vor Verdania war.
Einen verbitterten, vom Leben geplagten Mann, der litt, weil er leiden musste. Jemand, der einen Schild um sich aufbaute und vielleicht unnahbar wirkte.
Der wollte er sein. Für Verdania. Denn der war es, den sie nun brauchte, um glücklich zu werden. Um sich nicht mehr zu Fragen, was wäre wenn...?
Er konnte ihr keine Antwort auf ihre Frage geben, sein Zögern sollte für sie Bände sprechen, doch er faste eine Entscheidung.
Er beugte sich zu ihr, versprach ihr, dass sie immer Freunde bleiben werden und ging dann.
Er schaute nicht zurück, sein Geist blendete alles um ihn herum aus. Sein Körper musste abermals gezügelt werden, nicht kehrt zu machen.
Seine Hand ballte eine Faust, so stark, dass seine Fingernägel sich ins Fleisch bohrten und während er, Schritt für Schritt, sich von der Frau, die er liebte, entfernte, rann eine Träne seiner Wange hinab.
Schwäche, Gebrochenheit, Verzweiflung, die Malachai ihr nicht zeigen wollte. Eine Träne, die ihr vielleicht mehr Antworten gegeben hätten, als er es jemals in Worte fassen konnte.
So verschwand er, in die tiefste, dunkelste Nacht. Ohne einen Plan, ohne eine Strategie, ohne ein festgesetztes Ziel.
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Zuletzt bearbeitet von Malachai Schwarzmourne am 22 Feb 2021 16:19, insgesamt einmal bearbeitet
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 24 Feb 2021 10:21    Titel:
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Seine Füße trugen ihn immer weiter in die dunkle Nacht hinaus. Ohne es zu realisieren, verließ er erst Adoran, dann irgendwann die Grenzen des Lichten Reiches und er fand sich in einem dichten Wald wieder.
Nur ab und an schaffte es das Licht des vollen Mondes, sich seinen Weg durch die dicken Baumkronen zu bahnen.
Es war unter dem Gefriergrad, Malachai zog die Maske fester und seine Kaputze tiefer ins Gesicht. Der Umhang wurde um seine Schultern geschlungen und die Arme an seinen Körper gepresst.
Er wollte nur so weit es geht weg...von ihr...von der Situation. Und einen klaren Kopf bekommen.
Was war passiert?
Selbst der Tatsache geschuldet, dass Malachai versuchte, nach dem letzten Rat vom alten See-Pops zu leben, hätte er es so vielleicht niemals gewollt.
"Toller Rat alter Mann", raunt er, so dass sich trotz Maske die Luft vor seinem Mund in einen frostigen Atem wandelt.
Nun war ihm wieder klar, warum er nicht einfach so Blind in Situationen rennt. Warum Malachai lieber seine Worte und Taten genauestens Bedachte und stetig mit einem Plan und einem Ziel weiterging.
Doch die jetzige Situation....wie er sich von Verdania trennte...wie er nun ziellos durch die Wälder streift...selbst nicht einmal wissend, wo genau er sich befand, liessen seine Traurigkeit in Wut wandeln.
Wut, auf sich selber. Wut darauf, wie er es auch weiterhin schaffte, die, die er liebte, so sehr zu verletzen. Selbst im Wissen und Wollen, nur das beste zu tun, damit niemand leidet, ist er eine laufende Zerstörungsmaschinerie.
Seine Zähne bisschen sich zusammen. Er schüttelte den Kopf und ging weiter. Schneller in das dichte Gestrüpp.
Äste und Zweige blockierten hier und da mal seine Schultern und liessen ihn straucheln, während der Schritt immer schneller wurde.
Sträucher wurden durchrannt, reissten an seiner Kleidung und, wenn sie groß genug waren, an seiner Haut.
Irgendwann ließ er sich bei einer Licht einfach auf die Knie fallen und sankt mit den Händen auf den Boden.
Wäre es nicht so verdammt kalt, würde er eisige Tränen weinen.
Er atmete...tief ein und aus...rang nach Luft und hegte doch irgendwo den Wunsch, sich einfach hinzulegen und nie mehr aufzustehen.
Vielleicht war es so das Beste für all diejenigen, die ihm noch wichtig waren.
Seine Faust ballte sich abermals.
Doch dann wurden seine Gedanken unterbrochen. Er hörte eine laute Stimme, die wutentbrannt schrie. Dann Geschirr zerbersten.
Er blickte nach vorne auf eine Waldhütte, die einem Jäger oder Holzfäller gehören müsste.
Er erhob sich von seinen Knien und trat näher an das Gebäude heran.
Durch das Fenster sah er einen Mann, dieser gestend einer Frau gegenüber ihr ins Gesicht schrie. Die Frau selber stand in defensiver Haltung dort, Tränen rannen ihr über das Gesicht und wenn der Mann eine Bewegung zu schnell machte, zuckte sie sofort zusammen und hielt sich an der Küchenzeile fest.
Der Kerl schrie laut genug, dass Malachai es selbst bei den vielen Gedanken vernahm. Er regte sich auf, dass das Essen ihm nicht schmeckte...beschimpfte die Frau, setzte sie herab, wie unnütz sie doch sei und drohte, er solle sie einfach rauswerfen und den Wölfen überlassen.
Sie sagte etwas, so leise, dass Malachai es nicht hören konnte, doch es reichte ihrem Ehegatten, vollends die Fassung zu verlieren und mit der blanken Faust ins Gesicht zu schlagen.
Das war genug für den einstigen Schattenlord. All die angestaute Wut über sich selber, begann sich nun zu kanalisieren.
Dieser "Mann"...nein...dieses Stück Dreck hatte ein schönes Haus...ein einfaches Leben....eine Frau, die ihn, wie es scheint, trotz allem irgendwie zugehörig ist.
ER sollte ihr auf Knien jeden Tag zeigen, wie dankbar er ist. Doch was tat er? Er schrie sie an, er machte sie klein, er schlug sie.
Malachais Fäuste ballten sich so sehr, er ging klaren Schrittes zu der Tür....mit seinen letzten, klaren Gedanken löste er den Gurt seiner Klingen. Eine Absicherung für ihn selber.
Mit einem gezielten Tritt voller Kraft und Wut trat er die hölzerne Tür ein, die durch die Jahre wenig widerstand gab.
Ehe der Mann, der sich wütend umdrehte, fragen konnte, was er wollte, stürmte Malachai auf ihn zu und schlug ihn mit aller Kraft ins Gesicht.
Er fiel zu Boden...doch nicht genug.
Malachai beugte sich über ihn und Schlug abermals in das Gesicht...wieder...und wieder...er sprach kein Wort und liess seinem Gegenüber nicht die Chance, auch nur ein Wort zu sagen.
Weiter und weiter, bis das Gesicht nur noch eine Blutlache beherbergte und erst, als Malachai seine eigenen Handknochen knacksen hörte, ließ er ab von ihm und erhebt sich.
Er blickte hinab...sein Zorn wich und die Frage kam, was er gerade getan hatte?
Er wandte sich ab, ging schnell hinaus...er konnte noch das Schluchzen der Frau hören.
Den Treppensatz übersprang Malachai, griff im schnellen Schrittes seine Klingen. Dabei merkte er, wie die Hand schmerzte.
Schmerz...er fühlte es...und er spürte, wie etwas in seinem Inneren drückt.
Er wusste nicht, wie es der Frau ging....er wusste nicht, ob er den Mann umgebracht hat.
Malachai hatte nicht versucht, einem Kampf aus dem Weg zu gehen, nicht versucht, Dinge zu lösen, ohne, dass vielleicht jemand sterben musste.
Nein, das war kein Kampf, das war ein Attentat. Und er war der Meuchelmörder.
Der Mann war nur der Sandsack, der Malachais geballte Wut auf sich selber zu spüren bekam....und damit vielleicht mit seinem Leben bezahlte.
Irgendwann, weit weg von allem, krallte sich Malachai an einem Baum. Er riss sich die Maske vom Mund und rang nach Luft, ehe er sich erschöpft zu Boden sinken ließ.
Er entkleidete seinen Handschuh und blickte auf seine Hand, die nun Blau und angeschwollen war.
Er war ein Monster...und dies war das perfekte Beispiel. Egal ob er es gut meint oder nicht...egal ob er nur helfen möchte, er zerstört und lässt Menschen leiden. Und dann lässt er sie einfach nur stehen und verschwindet nach dem angerichteten Chaos.
So war es mit der geprügelten Frau....so war es mit Verdania...die Frau, die er liebte.
Er ging sich durchs Haar, schrie einmal laut in den dunklen Wald, dass die schlafenden Vögel aufschreckten.
Er verweilte dort noch einige Zeit, ehe er sich erhob.
Nach einigen Metern hatte er die Orientierung wieder....vor ihm ragten die weiten Mauern Adorans.
Wie es nun weitergehen würde, dass wusste Malachai nicht. Er wusste nur, dass er das tut, was er am besten kann: verschwinden und sich in den Schatten aufhalten.
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Zuletzt bearbeitet von Malachai Schwarzmourne am 24 Feb 2021 10:28, insgesamt 2-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 25 Feb 2021 13:32    Titel:
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Unverhofft kommt oft, sprechen Menschen, wenn man glaubt, man befinde sich auf dem richtigen Weg und merkt dann, dass der Pfad versperrt ist oder doch woanders hinführt, als man eigentlich geplant hatte.
Malachai verkraftete die letzten Tage...so langsam, merkte er, wie er wieder durchatmen konnte.
Zwar kamen die Erinnerungen an den Abend mit Verdi immer wieder hoch und er schluckte, wenn er daran dachte, wie er sie dort stehen liess und seither nicht mehr gesehen hatte, doch er hielt an der Entscheidung fest.
Es war der beste Weg. Sie wird glücklich und kein anderer wird verletzt.
Er selber war es gewohnt, zu leiden und die Kontrolle über sich zu verlieren, doch er weiß auch, dass er das überstehen wird...irgendwie.
Und der Abstand, so sehr er sie vermisste, ihr Lachen, die unbeschwerten Abende mit ihren verrückten Ideen, tat ihm gut. Dachte er zumindest.
Und dann stand Kade vor seiner Tür. Der neue Mann an Verdis Seite.
Von allen Menschen in Gerimor, hätte er ihn am wenigsten erwartet.
Vieles ging Malachai durch den Kopf:
Warum war er hier? Hatte Verdi ihm alles erzählt und er wollte nun Sanktionen verteilen und seine Stellung klar machen?
Doch sein wahrer Besuch überraschte ihn mehr, als er es hätte jemals erwarten können...neben der Überraschung, dass Kade vor seiner Tür stand.
Es schien, als wollte er einfach etwas Zeit mit Malachai verbringen.
Den vorgeschlagenen Übungskampf musste der einstige Schattenlord leider verneinen. Seine Hand war auf dem Weg der Besserung und nachdem, was er in der Holzhütte im Wald getan hat, unwissend, ob der Mann es überlebte, wollte er sich fern halten von kämpferischen Aktionen.
Er wollte einfach nicht, dass die Wut abermals in ihm empor kroch und er auf einen Schlag, im wahrsten Sinne des Wortes, die Menschen verletzt, die er schützen wollte.
So sollte ein kühles Getränk ausreichend sein und Malachai lud Kade in sein Haus ein.
Es dauerte nicht lange, dass auch Verdania angesprochen worden ist und Malachai dachte und hoffte nun, dass er hier keine Beziehungstipps geben soll. Das wäre dann doch etwas, was er schwer mit seinen Emotionen vereinbaren könnte.
Oder schlimmer, er würde in alte Muster verfallen und beginnen, Kade zu manipulieren und die Beziehung der Beiden zu demontieren.
Doch Kade selbst erkannte, dass er vielleicht eine Grenze überschritten hatte und Malachai für gewisse Themen der falsche Ansprechpartner ist.
Malachai selber hingegen wollte den Abend einfach laufen lassen. Er wurde immer noch nicht ganz schlau aus Kades Antrieb und seiner Motivationen.
Einerseits war es damals eine sehr eisige und direkte Vorstellung von Verdis neuem Begleiter. Schnell sprach er aus, was er dachte und versuchte klar zu machen, dass er das nicht mitspielen würde.
Malachai selbst, in seiner ruhigen Art, liess sich damals schon nicht aus der Reserve locken und entgegnete ihm in freundlichem Tone, wie der Stand der Dinge ist und wo bei ihm der Spaß aufhören würde.
Danach entwickelte es sich zwischen den Beiden eigentlich ganz gut...gar fast freundschaftlich.
Die Skepsis mag hierbei nur bei Malachai selber liegen. Er dachte sich nur, wie würde er an Kades Stelle mit der Situation umgehen?
Wahrscheinlich nicht anders. Er würde ebenfalls seine Deckung fallen lassen und sich als Gefahrlos und Freundlich herausstellen. Bloß das Malachai dabei schon mehrere Pläne im Hinterkopf realisiert, um Klarheit zu bekommen.
Konnte Kade so ein Genie sein? War dies alles nur eine Farce, um den Schattenlord zu täuschen und ihm aus der Reserve zu locken? Um wirklich hinter seinem Tun blicken zu können?
Doch dann haut Kade den einen oder anderen Satz raus, der Malachai an seiner These zweifeln lässt.
Entweder haben wir hier einen Manipulator sitzen, der mit seinem Talent ihm selber ebenbürdig ist...oder doch nur einen freundlichen Gesellen, der wirklich Kontakt aufnimmt, da er weiß, dass Malachai immer ein Teil von Verdis Leben sein wird.
Malachai entschied sich für letztes. Er entschied, dass das Kapitel mit Verdania abgeschlossen ist und es keinerlei Gründe gibt, etwas im unklaren zu sein, misstrauisch zu analysieren und doch irgendwas zu entdecken.
Durch diese Einstellung, und Malachai merkte es zur späten Stunde, als er an seinem Getränk nippte und nach langem ruhig durchatmete...vielleicht etwas befreiter, als vorher, dass das Gespräch mit Kade ihm gut tat.
Einerseits begann der alte, grummelige Schwarzgekleidete, vielleicht doch etwas Sympathie für sein Gegenüber zu empfinden. Andererseits fällt es ihm leichter, mit dem Gedanken einer gemeinsamen Zukunft mit Verdania abschliessen zu können, wenn der neue Mann an ihrer Seite eine so ehrliche, sicherlich manchmal auch ins Fettnäppfchen tretende und dennoch gute Seele ist.
Und ja, so sehr es schmerzte, wenn wieder der Name Verdania fällt, so weniger tut es das mehr beim Gedanken, wenn sie des Nachts mit im Arm halten wird. An wen sie sich an kalten Tagen aufwärmt. Wen sie zuerst sieht, wenn sie morgens die Augen öffnet.
Es bestärkt ihm bei seinem Glauben, das richtige zu tun. Damit seine liebste Verdi glücklich wird. Alles andere, ist dann nur noch Nebensache für ihn.
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 26 Feb 2021 13:14    Titel:
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Die Tage zogen von dannen. Der Auftrag, den Moira Malachai für Helisande überbrachte, beschäftigten und lenkten ihn ab. Des Abends genoss er dann die Gesellschaft von Charlotta. Sie hörte zu ohne zu urteilen. Sie schaffte es, zu erkennen, wenn er wieder in die Spirale aus Zweifel und Hass hinabdriftete, ihn aufzumuntern. So verging die Zeit vor sich hin und nur an bestimmten Momenten, schluckte er abermals und dachte an Verdi.
Wenn er an einem bestimmten Standort vorbei kam, den die beiden vor Jahren gemeinsam aufsuchten. Verliebt, glücklich.
Als er verdeckt nach Rahal ging und durch Düstersee ritt, dort den Ort erkannte, wo Verdi einst gefangen war und er, unentdeckt, auf der anderen Seite der Mauer einfach da war. Wie ein wachsames Auge auf sie blickend und bereit, sollte ihr Gefahr drohen, jeden auf dem Weg zu ihr, kaltblütig zu erledigen. Es brauchte das glücklicherweise nicht, doch die Frau, die er liebte, sollte damals spüren, dass sie nicht alleine und er bei ihr ist. Er trotz Kälte und Regen ihr nahe sein wird.
Doch das ist lange her und es wird mehr und mehr Zeit, nach vorne zu blicken.
Als er des Abends schwerfällig sein Haus betrat, seinen Rucksack und seine Klingen wie immer mehr fallen liess als sorgfälltig wegzuräumen und sich auf den Stuhl niederliess, kamen die Gedanken wieder. Ja, so ist es. Stille, ein leichtes, flackerndes Licht und zu viel Zeit zum nachdenken.
Glücklicherweise wurden die Gedanken durchbrochen, ehe er sich wieder in diese vertiefen konnte. Schattenhuf machte ungewöhnliche Geräusche. Genug, um einen Blick zu riskieren.
Als Malachai um die Ecke schielte, sah er noch einen vermeintlichen Schatten sich hinter den Zaun versteckend.
Der Zaun, der nur aus ein paar Latten bestand und nicht wirklich blickdicht war und die Stelle, an der direkt eine Laterne stand. Gar das ungeeignetste Versteck. Da wäre die Chance, sich auf die vieren zu stellen und ein anderes Pferd zu miemen, vielleicht glaubwürdiger gewesen.
Malachai musste schmunzeln ob des Versuchs. Er, der sein Leben lang selbst im Schatten stand. Der, der durch alle Hindernisse hindurchblicken musste...und nun versuchte da jemand, sich einen Ast vor das Gesicht zu halten und als Baum durchzugehen.
Als die Person sich jedoch zu erkennen gab, schluckte er einmal unmerklich.
Da stand sie, Verdania. Mit einem Sack Äpfel, die erklärten, warum Schattenhuf so freudige Laute von sich gab.
Ein leises, für sie kaum merkliches seufzen. Erst hoben sich seine Mundwinkel zu einem lächeln...fast zu der Zeit, als sie damals heirateten. Als er vorne stand und sie in diesem wunderschönen Kleid auf sie zu kam. Dieser Moment, jemanden vermisst zu haben, sehr lange und er dann überraschend vor einem steht.
Doch das Lächeln entwich schnell einem freundlichen Blick. Abermals krümmte sich sein Herz um, presste sein Inneres dagegen.
Man musste kein Meister sein, um zu erkennen, dass Verdi Schattenhuf vermisste. Zumindest redete sich Malachai das ein.
Gedanken, was ihr wirklicher Antrieb waren, ob sie vielleicht doch nur ihn sehen wollte, vertrieb er schnell. Es war besser so.
Und der alte Gaul gehörte ebenso zu ihr, wie zu Malachai. Er war Teil der Familie und Verdi soll ihn nicht missen, nur weil ihr ehemaliger Gatte eine Entscheidung getroffen hatte.
Er öffnete den Zaun, sie sprachen und er holte etwas zu trinken heraus. Er erkannte, dass es Verdi nicht gut ging. Und er merkte schnell, dass der Umstand, was er sagte, wie sich sie trennten, an ihr nagte...ihr vielleicht die Schuld an allem geben wird.
Dem war nicht so, dass wollte....und musste er ihr klar machen und zeigen. Sie hat nichts Falsch gemacht. Sie waren geschieden, er war lange weg und sie litt schon zu sehr unter dem, wa vor Jahren passierte.
Er kam in ihr Leben, ungestüm rein. In das Leben, das sie sich neu aufbaute. Mit einer neuen Aufgabe und einem neuen Mann an ihrer Seite.
Malachai hatte nicht das Recht, sich dort hineinzuzwängen und es auf den Kopf zu stellen.
Nach einer kurzen Weile lud er sie in das Haus ein. Es war Nachts und noch sehr kalt und er spürte, dass beide Redebedarf hatten.
Ihm war klar, dass die jetzige Situation niemals ein dauerhafter Zustand sein dürfte. Nicht nur für ihre gemeinsame Tochter, nein, er will und wollte immer weiterhin ihr Freund und Teil ihres Lebens sein. Dass sie derzeit getrennte Wege gingen, entschied er...für sie und Kade, aber auch für sich selbst, um mit den Dingen abschliessen zu können. Seinen eigenen Weg zu finden, jetzt, wo er wieder zurück ist.
Sie unterhielten sich, Anfangs war es stockend, ruhig und voller Schuldgefühle. Einig waren sich aber beide: So, wie es jetzt ist, ist es am Besten für alle.
Die Worte taten gut, selbst wenn ihre Anwesenheit seine Situation allgemein nicht leichter machte. Abermals diese Probe, standzuhalten.
Irgendwann fiel es ihr natürlich auf. Während sie da sassen und tranken, bemerkte sie, dass er seine Handschuhe anhatte. Etwas, was Malachai sonst nie im Haus tat.
Ihr wurde schnell klar, dass etwas vorgefallen war. Als sie die Verletzungen erkannte, sie rechnete, wie alt sie waren und wann es ungefähr sein musste, senkte sie verzweifelt ihren Kopf. Sie glaubte, sie wäre Schuld, dass sein inneres Böses abermals zum Vorschein kam.
Eiskalt, berechnend, ohne jegliche Skrupel. Und weit über das verdiente Ausmaß.
Malachai konnte sein Handeln nicht abstreiten. Er selbst war erschrocken, mit welch blinder Wut er den Mann verletzte...vielleicht sogar getötet hat. Und das er seither auch keine Anstalten machte, nachzusehen, was aus der Frau wurde und ob der Mann überlebte.
Er machte Verdi klar, dass es nicht ihre Schuld war. Er erzählte ihr, was genau passiert ist. Und ja, er versicherte ihr, dass nicht seine Böse Ader ihn steuert....dass diese Seite von Malachai schon lange vergangen ist. Dank ihr. Und es immer so bleiben wird.
Ob sie es am Ende wirklich beruhigte oder glaubte, wusste er nicht. Aber ihm half es hoffentlich, nicht abermals etwas dummes zu tun und sich darauf zu besinnen, wer er wirklich war. Und das war nicht das Monster, das sie vielleicht, als sie die Geschichte hörte, kurz in ihm sah.
Sie unterhielten sich noch einige Zeit.
Es war schön, sie wieder zu sehen. Selbst wenn der Abschied dann abermals umso grausamer war. Doch er hielt daran fest. Er glaubte nun mehr daran, dass er darüber hinwegkommen kann und das alles die richtige Entscheidung war. So dass, in Zukunft, er einfach nur noch ihr guter, alter Freund ist.
Und schließlich hatte er weiterhin Aufgaben und war nicht alleine, um das Ziel zu erreichen und ein eigenes, neues Leben aufzubauen.
Doch das wird die Zeit zeigen. Denn im Moment, ist es immer noch so, dass ihre Anwesenheit ihn glücklich macht und gleichzeitig sein Herz zerreisst.


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Zuletzt bearbeitet von Malachai Schwarzmourne am 26 Feb 2021 21:35, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 28 Feb 2021 00:00    Titel:
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Langsam trabte Schattenhuf durch den Wald. Schnaubend ob der Kälte, gefror auch sein Atem in der Luft. Sein Reiter blickte ab und an zur Seite, um Orientierungspunkte wieder zu finden.
Die Nacht, als er durch diese Wälder streifte, ist schon einige Tage her und war mit der Dunkelheit übersät. So blieben ihm nur im Gedächtnis die Grobe Richtung und die Schritte, die er gegangen ist.
Doch eine Hütte sollte sich ihm nicht auftun. Obwohl er sich sicher war, dass sie in der Nähe sein musste, gab es keinerlei Anzeichen von ihr.
Nach einigen Stunden beschloss Malachai, in die andere Richtung gen Meer zu Reiten. Er wusste, dass dort eine kleine Siedlung aus wenigen Häusern existierte. Vielleicht wüsste einer der ansäßigen Fischer über die Hütte im Wald.
Er erregte auf jeden Fall die Blicke der Siedler. Viele befürchteten beim Schwarzgekleideten auf Ärger. Also versuchte Malachai seine Klingen zu verbergen und lächelnd und grüßend weiter in die Mitte der Siedlung zu kommen.
Ein Bürgerhaus oder gar einen Bürgermeister würde er hier nicht finden, so viel war klar. Doch ein alter Mann auf einem Schaukelstuhl erregte seine Aufmerksamkeit. Alt genug, um sich hier sicherlich bestens auszukennen.
So sprang er von Schattenhuf ab, liess sein Ross an der Tränke stehen und begrüßte den alten Mann freundlichst.
Auf die Frage hin, ob er ihm helfen könne, eine Waldhütte, wahrscheinlich von einem Holzfäller mit seiner Frau, zu finden.
Der alte Mann lachte leicht, nur wenige Zähne wurden noch von seinem Mund beherbergt.
"Eine alte Hütte? Ja. Die gibt es. Aber da lebt seit ich ein kleiner Bub war keiner mehr."
Malachai widersprach. Der alte Mann müsse sich irren. Doch er bestand darauf, dass es nur eine Hütte gibt und diese verwahrlost sei.
Ein tiefes durchatmen. Vielleicht war es doch der falsche Ansatz. So erkundigte sich der Schwarzgekleidete, ob in den letzten Tagen oder Wochen jemand verletzt oder getötet wurde.
"Oh nein. Und wir haben den einzigen Heiler hier im ganzen Umkreis. Wenn jemand innerhalb eines halben Tagesritt Hilfe bräuchte, würde er hierher kommen. Nur die Toten machen sich nicht die Mühen."
Abermals zeigte der Alte beim Lachen seine letzten Zähne, Malachai hingegen drehte sich der Magen. Tot. Die einzige Erklärung. Der Mann, den er schlug...immer und immer wieder, kann nur Tot sein. Und seine Frau hat ihn beerdigt und vielleicht das Land verlassen.
Er seufzt. Eine Sackgasse. Doch er versprach es Verdi. Er würde sich nach ihnen erkundigen und die Ungewissheit aus seinen Gedanken reissen. Egal, wie erschreckend die Wahrheit sein könnte.
So liess er sich den Weg zur verlassenen Hütte erklären. Es war noch ein gutes Stück bis dorthin. Doch es ging nicht anders.
Als Malachai wieder aufsattelte und sich beim alten Mann bedankte, erhob er sich und blickte ihn ernst an. Der einstige Schattenlord hätte nicht gedacht, dass sein Gegenüber noch so fit wäre.
"Eine Warnung Jungspund...die Hütte, die du suchst, ist verflucht. Meide sie lieber und vergiss deine Suche."
Malachai blickte ihn ernst an. Verflucht? Dörflicher Aberglaube? Doch er nickte nur abermals dankend für die Hilfe und ritt weiter.

Und tatsächlich, nach einigen Stunden im Galopp erreichte Malachai die Lichtung mit der Hütte. Sofort erkannte er, dass es diese sein musste.
Von einem guten Stück Entfernung stieg er ab und bewegte sich langsam auf das schmale Gebäude zu. Leise, versuchend, irgendetwas zu erlauschen, irgendetwas zu erkennen. Doch obwohl die Dämmerung angebrochen ist, war weder ein Geräusch noch Licht zu erkennen. Vielleicht war es doch der falsche Ort?
Doch ehe er die Hütte erreichte, erkannte Malachai im schwachen Licht etwas im Schnee: Fußspuren. Schon älter. Der zerdrückte Schnee war vereist.
Hier war jemand....und Malachai wusste genau, wer.
Er hob langsam den Fuß und liess seinen Stiefel in den Abdruck wandern. Er passte perfekt. Dies war sein Abdruck, die zeigen, wie er sich der Hütte nähert und etwas weiter weg, wie sie sich entfernten.
Das ist die richtige Hütte. Doch warum war es so still?
Er trat auf die erste Stufe der Treppe zur Tür. Sie knarzte unter seinem Gewicht. Die Tür, war beschädigt, natürlich. Er hatte sie auch eingetreten. Doch sie war alt, aus der Halterung gebrochen.
So hatte er sie nicht in Erinnerung.
Mit einem Schleifen und Quietschen der Scharniere öffnete er die Tür, so wenig atmend und so aufmerksam es ging, langsam eintretend.
Die Sonne war fast unter gegangen, doch noch bot sie genug Licht durch die verdreckten Fenster, dass der Schattenlord sich umschauen konnte.
Alles war mit einer dicken Staubschicht bedeckt, Spinnennetze hängten an jeder verfügbaren Ecke herum. Es war kalt. Sehr kalt. Einige Fenster waren zerbrochen, andere seit sehr langer Zeit nicht mehr geputzt worden.
Aber wie sollte das sein? Vor einiger Zeit war es belebt, es war warm, Möbel standen und Essen wurde gekocht. Hier in den Räumlichkeiten war seit Jahrzehnten keiner mehr gewesen.
Nunja, fast. Malachai sah Fußabdrücke im aufgewirbelten Staub. Und je weiter er ihnen folgte, desto klarer wurde ihm, dass er hier war. In dieser Bruchbude.
Der Abstand der Spuren zeigt, dass er große Schritte machte, gar fast gerannt ist. So, als würde er auf jemanden zustürmen.
Und dann erreicht er die Stelle, als er den Mann mit einem kräftigen Schlag auf den Boden brachte, dort weiter und weiter auf ihn einprügelte, all seinen Zorn an ihm ausliess. Doch er fand keine Leiche, kein Blut....zumindest fast.
Malachai beugte sich hinab und blickte auf einen Fleck auf dem Boden. Faustgroß. Dort, wo in seiner Erinnerung der Kopf des Mannes lag, war etwas Blut. Zu wenig für das, was er ihm angetan hatte.
Doch mehr aber, war der Boden an diesem Fleck gesplittert. Gar an einer Stelle gebrochen.
Malachai blickte von der Stelle auf seine Hand. Er zog langsam den Handschuh aus und entnahm den Verband. Dann legte er seine Faust auf eben jene gesplitterte Stelle. Sie umschliesst sie komplett, samt des wenigen Blutes dort.
Er....hat er hier auf den Boden geschlagen? Wie ist das Möglich? Einbildung? Getrunken hatte er nichts. Doch ist er nun dem Wahnsinn nahe?
Die Sonne ist gänzlichst entschwunden, doch bei Malachai dreht es sich. Er schliesst die Augen, reibt sich über diese und versucht einen klaren Gedanken zu fassen. Es muss eine Erklärung dafür geben.
Doch ehe er auch nur eine Theorie davon hat, was geschehen ist, passiert es.
Der Raum erhellt sich, Geräusche machen sich breit, gemurmel, leises flüstern, die sie nach und nach kristallisieren.
Der Staub entschwindet, die Möbel beginnen, ihren alten Glanz zu erhalten und die Fenster geben einen sauberen Blick nach draussen in den Wald.
Schemenhafte Gestalten offenbaren sich vor ihm, wuseln in der Küche herum. Langsam wird der Blick klarer, die Stimmen deutlicher.
"Papa, wann ist das Essen fertig? Ich habe Hunger."
"Bald Stella. Sehr bald."
Stella? Ein Weckruf. Die Schemen werden deutlicher. Das ist er? In der Küche. Er trägt ein weißes Hemd, dazu eine feine Weste und eine Seeblaue Hose. Er scheint...zu kochen. Er wuselt an den Töpfen herum, wie sie blubbernd etwas zubereiten, scheint über der Feuerstelle das Fleisch zu drehen. Doch er ist älter. Sein Haar ist ergraut und das Mädchen...Stella....
Malachai lächelt. Vor Freude und Glück. Stella ist eine junge Frau geworden Er schätzt auf 16 bis 17 Lenzen.
Langsam geht Malachai rückwärts, sein alterndes Ich und seine Tochter nicht aus den Augen lassend. Ein Sessel bremst ihn in der Ecke und lässt ihn niedersitzen.
"Stella, Finger weg vom Brot."
"Das ist Unfair, Adalena hat sich auch schon was geschnappt."
Adalena? Malachai wird hellhörig. Wie auf ein Stichwort kommt eine erwachsene Frau mit langen schwarzen Haaren herein. Adalena...seine älteste Tochter.
"Du sollst doch nicht petzen Stella", entgegnet sie ihrer jüngeren Halbschwester. "Und wir sollen den Tisch decken. Selina und Arsen sind bald da."
Malachai greift sich an den Mund, als wolle er es vermeiden, nur einen Mucks zu machen und das Schauspiel vor sich zu stören.
Selina und Arsen waren Teil seines Lebens? Sie waren wieder da? Kommen ihn besuchen? Ihn und seine Familie?
"Tante Sarah? Adalena meinte, ich petze." ruft Stella genervt, ehe sie sich eine Schüssel schnappt und den Raum verlässt.
Abermals ein stocken, als eine weitere, sehr viel ältere Frau den Raum betritt. Sarah....Malachais Schwester...sie war da. Sie lächelte Stella an, nahm sie in den Arm und sagte ihr, dass man auch gerne mal die Wahrheiten gegenüber dem Papa verschweigen darf. Schließlich ist ihr Papa auch kein wandelndes und offenes Buch.
Der alte Malachai lächelte sie mit einem mahnenden Blick an. Dann kam Sarah näher, umschloss ihren älteren Bruder mit ihren Armen und flüsterte etwas in sein Ohr, weshalb beide lachen mussten.
Malachai verstand nicht, worum es ging. Doch er wusste es. Er konnte sich genau vorstellen, was die beiden Alten so zum schmunzeln brachte.
Dann gab Sarah ihm einen Kuss auf die Wange und bedankte sich für die Einladung, ehe sie die Teller nahm und ebenfalls den Raum verliess.
Malachai, wie gebannt auf diese Szenerie, dachte gar nicht mehr darüber nach, was er hier sah...warum er das sah...wie das Möglich sei. Er genoss es einfach. So sehr genoss er es, dass er sich in der Szenerie verlieren konnte.
Dann hörte er es. Eine liebliche, weibliche Stimme rief ihn:
"Liebling, beeil dich. Sie sind gleich da.". Es war wie der schönste Gesang in seinen Ohren.
Der alte Malachai blickte zur Tür. Malachai konnte von seinem Platz aus nicht seinem Blick folgen. Er wollte aufstehen, wollte um die Ecke schauen, doch wie gefesselt war er auf dem Stuhl. Die Stimme...war ihm so vertraut. Er kannte sie...doch irgendetwas....versperrte sich...wollte ihm nicht die Person offenbaren...
"Ich bin gleich bei dir meine Liebste", entgegnete es dem alten Malachai lächelnd. So viel Freude in seinem Gesicht, so viel Liebe, die der Schwarzgekleidete in diesem Bildniss von sich erkannte.
Er sah kein Leid, keine Zweifel, kein Wut. Er sah Glück...das Ende einer langen Reise. All das, was Malachai sich erhoffte.
Das ältere Ich ging zur Tür, er umschlisst die Arme um eine Person. Die hingegen legt die Arme um den Nacken des Mannes, der aussieht, als hätte er immer nur ein einfaches, simples Leben geführt. Dann beugt er sich vor und schien die Person lange und intensiv zu küssen.
Genau dort, wo der Türrahmen die weitere Sicht versperrte.
Von außen scheinen Geräusche ein Klopfen anzukündigen und Malachai, auf seinem Sessel, wusste nicht, ob er hier erst Minuten oder Jahre sitzte. Die Zeit schien einerseits still zu stehen, andererseits an ihm vorbei zu ziehen.
Doch als er seine Liebsten sah, als er die Geräusche und Stimmen vernahm, lief eine Träne seiner Wange zurück.
Warum ist es die schwerste Herausforderung für ihn, ein einfaches Leben zu führen? Warum wird ihm dieser Wunsch so lange verwehrt.
Seine Finger verkrampfen sich in der Lehne des Sessel, dann reisst er sich auf. Als hätte ihn etwas gebissen, zwängt er sich, den Blick abzuwenden, die Stimmen verblassen zu lassen und ging zur Tür. Es fühlt sich an, als würden Hände an ihm zerren, ihn zum umdrehen motivieren wollen.
Er solle bleiben, er wäre hier ja glücklich. Hier sähe er alles, was er begehrt.
Doch mit einem kraftvollen stoss zwang der Schwarzgekleidete sich durch die Tür, die dann auch aus der letzten Scharnier sprang und er sinkt draussen auf die Knie im kalten Schnee.
Er atmet schnell, er atmet tief. Als hätte er Minutenlang unter Wasser mit dem Leben gekämpft und wäre nun aufgetaucht.
Er traut sich erst nicht, zurückzublicken, doch als er es tut, steht dort die gleiche, verwahrloste und verlassene Hütte, die nun leicht vom Licht der aufgehenden Sonne gestreift wird.
Langsam erhebt er sich, wischt sich über die Augen und beschliesst, diesen Ort den Rücken zuzudrehen.
Nicht unweit davon, als die Bäume wieder den dichten Wald ankündigen, erkennt er Schattenhuf und neben ihm...der alte Mann aus der Siedlung.
"Du hast es geschafft? Ich hätte dagegen gewettet Jüngling."
Seine Zähne sind unverändert alles andere als Vollständig, als der Alte ihn anlächelt.
"Was ist das für ein Spuk hier?"
"Oh die Hütte. Ich sagte doch, die ist verflucht. Sie gibt dem, der sich ihr nähert, das, was er sich am sehnlichsten wünscht. So sehr, dass die Person verweilt auf Ewigkeit. Vergessend, wo er ist und irgendwann auch wer er ist, während das Haus sich an der Hoffnung labbt und nährt, bis am Ende nur noch Staub übrig ist."
Malachai nickte verstehend. Zumindest zum Teil. Er konnte nicht einschätzen, welche Macht hier am Werk war. Ein misslungener Zauber? Ein Geist? Das war egal. Was er wusste war, dass das Haus ihm das gab, was er sich wünschte.
Zuerst, etwas, auf das er diesen Zorn und seine Wut kanalisieren kann. Die Wut, die er auf sich selbst hatte an dem Abend, als er Verdi den Rücken zudrehte. Und das Haus gab sie ihm. Doch statt, dass er dort weiter und weiter seiner Wut fröhnt, auf diesen Mann...diese Illusion einschlug, erschrack sein inneres selbst vor sich. Und Malachai besann sich in dieser Nacht an das Monster, das er nicht mehr sein wollte.
Und jetzt...jetzt offenbarte das Haus abermals seinen sehnlichsten Wunsch im Moment: ein friedliches und glückliches Leben mit denen, die er liebt. Über alles.
"Sag mir alter Mann. Warum sah ich nicht jede Person in diesem geisterhaften Schauspiel?"
Der alte Mann lachte wieder leicht.
"Das Haus zeigt dir, was du dir im innersten am meisten wünscht. Es spiegelt nur...", der Alte Mann klopft ein paar Mal gegen Malachais Kopf. "...was du da drin hast. Wenn jemand nicht sichtbar ist, dann nur, weil du in deinem Kopf nicht weißt, wer es ist. Oder dich nicht entschieden hast."
Malachai nickte. Obwohl das eine der verrücktesten Nächte in seinem Leben war, ergaben die Worte des Alten Sinn.
So nickte er und ging an ihm vorbei. Er wollte nur schnell weg.
"Doch Jungchen....du bist der erste, den ich sehe, der Ein- und auch wieder Austritt. Verrate einem alten Wissbegierigen: Wie hast du es geschafft?"
Malachai bestieg Schattenhuf, wandte sein stolzes Ross gen Walde und dreht dann den Kopf zum Alten.
"Niemals in meinem Leben, und das ist eines der wenigen Dinge, die ich mit Sicherheit vorhersagen kann, wird sich irgendjemand auf meine Kochkünste freuen."
Malachai gab Schattenhuf die Sputen und ritt los. Im Hintergrund hörte er, wie der alte Mann kichert und dann lauter, immer lauter in erheitertes Lachen ausbricht, dass durch das Echo im Wald noch einige Schritte weitergetragen wird.
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 03 März 2021 12:34    Titel:
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Noch einige Sekunden schaute er Verdi nach, ehe sie um die Ecke verschwand. Natürlich fragte er sich, was sie Schattenhuf ins Ohr geflüstert hat. Erfahren wird er es wohl aber nicht.
So wandte er sich ab und ging in sein Haus. Die Klingen wurden auf den Boden fallen gelassen, dann ging er zum Waschbecken, wischte einmal über den Spiegel und blickte sich an.
Er roch ziemlich, wie er bemerkte. Er war den ganzen Tag auch unterwegs gewesen und zuletzt hatte er viele Sachen in sein Haus geschleppt.
Er löste die Schnallen von seiner Rüstung und diese glitt unsanft auf den Boden. Dann griff er mit den Händen ins Wasser und spritzte es sich in einen Rutsch ins Gesicht.
Er beobachtet sich, mustert sein Gesicht akribisch. Seine Narbe am Auge, er hat sie sich nie wirklich angeschaut. Er wusste, sie ist da, er wusste, wie sie aussieht. Doch genauestens bemustert hatte er sie nie. Spätestens als er erfuhr, woher sie stammt und welches Opfer getan werden musste, dass es nur bei diesem Warnmerkmal in seinem Gesicht blieb, war es ein Übel für ihn, an das er so wenig wie nur Möglich denken wollte. Schließlich stand es für die Fehler, die in seiner Blutslinie getan wurden. Fehler, von denen er sich selber auch nicht lossagen konnte.
Fehler, die wohl immer und immer wieder begannen werden.
Er denkt wieder an Verdi....an den Abend.
Sie schien viel zu tun gehabt zu haben mit der Akademie und sie war glücklich darüber. Ja, es scheint, dass ihr Konzept erfolgreich aufgeht und das freute Malachai.
Dann kam auch noch Kade dazu, stattlich in Uniform der Klosterwache. Ein Mann, der seinen Platz in dieser Welt gefunden hat. Jemand, der Tugendhaft schien, der sich einer, für ihn wichtigen Sache verschreibt und vor allem, der da war. Der sich ein Leben um und mit Verdania aufbaut. Der, vielleicht Anfangs chaotisch und leicht zerstreut wirkende Mann mit einem gewissen Talent für Fettnäpfchen und einem guten Herzen, nun innerhalb so kurzer Zeit zu einem so viel besseren Mann als Malachai aufsteigen konnte.
Jemand, der ein klares Ziel besass und das verfolgte. Und jemand, der bemüht war, der Frau, die er liebte, das zu geben, was sie sich vielleicht wünschte.
Und Malachai quälte sich ein leichtes Lächeln heraus. Einerseits, weil er froh war, dass Kade so ein guter Mann war. Andererseits, weil er began, seine Zeit mit Verdania zu überdenken.
Für ihn selbst waren es mit die schönsten Jahre seines Lebens. Doch waren diese es auch für Verdi?
Schließlich war er kein staatlicher, ehrbarer Mann, der sich gut in ihre Welt eingliedern konnte. Im Gegenteil, brachte er öfters mehr Probleme mit, als er sie lösen konnte.
Sicher, er entschied sich, als sie ihr schönes Anwesen nahe Bajard aufgeben mussten, mit Verdi nach Adoran zu gehen und sich sogar einen Bürgerbrief zu holen. Doch alleine das Gespräch mit Mariella zeigte, dass mit ihm nichts einfach war.
Er bekam den Bürgerbrief...eigentlich bestand das ganze Prozedere nur aus Mariellas unglaublichen Blick und der wiederholten Frage, ob er es wirklich will.
Natürlich, hatte Malachai sich seinen Platz auch verdient gemacht. Sehr oft streitete er auch für die Bürger der Stadt ein und mehr als einmal riskierte er sein eigenes Leben. Doch es war bekannt, dass der einstige Schattenlord sehr auf seine Neutralität bedacht war und in gewissen Punkten seinen eigenen Sinn von Gerechtigkeit verspürte. Etwas, was ihn bei einigen mit Ehrfurcht, aber auch mit Ablehnung begegnet wurde.
Und etwas, was die Ehe mit Verdania vielleicht nicht gerade leichter für sie gestaltete.
Malachai zieht sich sein Hemd aus und blickt auf seinen Oberkörper. Geschändet und mit Narben übersät. Hier war nichts mehr rein oder sanft. Er war dreckig, er stank und jeder einzelne Schnitt, jeder noch so tiefe Stich in seinem Leben ist auf seiner Brust, der Seite und seinem Rücken vermerkt. Und jede einzelne Stelle steht dafür, dass jemand an dem Tag starb. Es spiegelt sein Leben wieder, welches er lebt.
Er seufzte und geht mit dem Fingern einzelne Stellen ab. Dabei flüstert er leise Namen, während vor seinem geistigen Auge Gesichter erschienen.
Er erinnert sich an jedes einzelne. Er weiß, warum er es tat und es war nie so, dass die Personen es nicht verdient hätten. Er tat es immer, damit andere es nicht tun mussten....damit andere leben konnten.
Das war seine Bürde, seit er denken kann. Doch das war nicht gerade Ehe-Tauglich.
Oft war er auf Reisen, oft war Verdania nicht klar, ob er unversehrt wieder kommt. Sicher, sie sagte es nie. Sie lächelte, gab ihm einen Kuss und verabschiedete sich mit einem "Auf Bald". Sie erklärte immer, dass sie ihm vertraute....doch natürlich war das mehr Farce. Natürlich konnte Malachai sich vorstellen, wie sie manchmal Nachts vor dem Kamin sass und sich einfach sorgte. Wie sie Stella im Arm hielt und hoffte, dass ihr Vater wiederkommen wird.
Und dann war er da, es war schön, glücklich, bis zu dem Moment, wo er wieder hinfort musste.
Wie konnte er es ihr jemals übel nehmen, dass sie sich irgendwann in die Arme eines anderen Mannes schlang? Was hätte sie sonst tun sollen? So tapfer und so lange, wie sie um diese Ehe kämpfte, während er dann abermals fort war.
Es mag sein, dass es wichtig war, was Malachai tat. Es war oft so, dass es die Welt einen kleinen Schritt sicherer gestalten sollte. Ja sogar, dass er sich dem Übel stellte, was auch den Mann, seinen Freund...gar sein Bruder bedrohte, während dieser mit Malachais Frau anbandelte.
Malachai ballte kurz die Faust, entspannte dann aber. Er musterte sich abermals im Spiegel.
Sein Körper war geschunden, sein Blick ermüdet.
Ein stattlicher Mann war er schon lange nicht mehr. Und ein guter Ehemann auch nicht.
Er legt die Hände an den Beckenrand und blickt hinab in das Wasser. Es verfärbte sich mit dem Dreck von seinem Körper.
Es ist gut, dass es sich für Verdania so schön entwickelt. Und beinahe hätte er es ihr genommen. Sich wieder dazwischen gedrängt.
Dabei ist sie glücklich. Ihre Akademie findet zuspruch, sie hat wieder eine neue, wichtige Aufgabe und an ihrer Seite einen guten, ehrbaren Mann, der sie beschützen kann. Jemand, der ein leuchtendes Beispiel für andere sein kann. Jemand, der ihr den Weg zeigt, wenn sie sich verloren fühlt.
Das sind alles Dinge, die er ihr nie geben konnte und je mehr er darüber nachdachte, auch vielleicht nichts anderes gab....nur seine bedinungslose Liebe, die aber zu wenig als Grundlage für eine lange, erfüllte Ehe dienen kann. Das wusste er.
So blieb ihm nur eines: Er war, wer er war. Es lässt sich nicht ändern. Egal, was er tut, egal, wie sehr er das Übel aus sich herausschneiden würde, sein Weg war festgefahren. Seit seiner Geburt, seit dieser Narbe in seinem Gesicht, bestimmt. Egal, wie oft er versucht, den Pfad zu verlassen, er kommt immer und immer wieder an diesen alten, vermodderten und mit Blut übersäten Trampelpfad zurück.
Einzig kann er jetzt nur noch versuchen, Stella ein guter Vater und Verdi ein guter Freund zu sein....und sich mit ihr über ihr Glück freuen.
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Zuletzt bearbeitet von Malachai Schwarzmourne am 03 März 2021 12:44, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 16 März 2021 09:46    Titel:
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"Ich warte. Egal ob einen Mond, ein Jahr oder ein Jahrzehnt, ich werde warten.".
So traurig die Situation vielleicht für den einen oder anderen sein könnte, wissend, dass hier ein Mann sitzt, der sich an Hoffnungen klammert, die unbestimmt sein könnten, gar vielleicht nie erfüllt werden, lächelte Malachai Verdi nur an.
Denn ja, er war glücklich. Sicherlich nicht so, wie er es wäre, wenn er sie im Arme halten, gar sie küssen könnte. Doch Glücklich darüber, dass er nun eine Entscheidung getroffen hatte. Eine Entscheidung, die schon einen bitteren Beigeschmack mit sich führt.
Er tadelte sich selbst für diese Unentschlossenheit und Unwissenheit. Er, der eigentlich immer klar den Sachverhalt analysiert und nach bestem Wissen und Gewissen handelt, war ihr gegenüber so irrational.
Ja, der alte Seepops hatte Recht. Malachai musste lernen, das Leben einfach auf sich zukommen zu lassen. Zu sehen, wohin er treibt, wenn er sich treiben lässt.
Und dieser Ratschlag führte schon dazu, dass er sich nun dort befand, wo er sich vor einigen Monden nie geglaubt hätte zu sehen. Bei ihr. Bei der Frau, an die er so oft und so lange denken musste.
An die Frage, was wäre wenn? Was wäre, wenn er damals die Annullierung der Ehe nicht einfach so akzeptiert hätte? Wenn er über seinen Stolz und seinen eigenen Schatten gesprungen wäre und für das gekämpft hätte, was er wollte und liebte.
Fragen, die ihn oftmals in unruhigen Nächten quälten. Doch unfähig, bei all den Dingen, die er ohne mit der Wimper zu zucken, tun würde, doch nicht tun konnte.
Er zog sich zurück, er wollte mit etwas abschliessen, mit dem er nie abschliessen konnte. Das er nie wirklich abschliessen mochte. Denn sein Herz regierte über den rationalen Verstand, den der einstige Schattenlord versuchte, einzusetzen. Ein sinnloses Unterfangen, denn wenn man jemanden so sehr liebt, wie Malachai diese Frau, die neben ihm hier sitzt, dann könnte er, der mit diesem Gefühl Berge verschiebt oder Drachen zähmt, wohl kaum gegen eine vermeintliche Vernunft ankämpfen, die es doch gar nicht gibt.
Die Tage wurden so leichter für ihn. Fast zumindest. Er war glücklich. Verdi wusste, wie es weiterging. Kein Drama mehr, kein Schmerz. Keine ungewollte Abwesenheit, kein Verstecken seiner Gedanken und Gefühle.
Nun, zumindest fast.
Malachai seufzte sacht. Einen wichtigen Menschen, den der Schwarzgekleidete kennen lernte, als er am Tiefpunkt war, musste er verletzten. Sie fing ihn auf, baute ihn auf und hörte sich sein Leid an, ohne nur eine gequälte Miene zu verziehen. Es entwickelte sich was zwischen den beiden. Sie brachte ihn zum Lachen, wenn ihm nicht nach Lachen zumute war. Und dennoch, musste er sie nun verletzten, ihr jegliche Hoffnung nehmen, ehe es mehr wird. Ehe er eine Schwelle überschritt, von der es immer nur mehr und mehr schmerzt. Ihre Zeit gestohlen zu haben, wo ihm doch klar ist, dass sein Herz für jemand anderen schlägt.
Und das wollte er natürlich nicht. Ihr weh tun. Er wünschte, es wäre alles einfacher gewesen, doch Malachai gestand sich schon lange ein, dass auch er gebrochen ist im inneren. Dass die Zeiten und die Verluste, die er erlebte, am Ende Narben in seinem inneren hinterliessen und er, am Wunsch gekrallt, einfach ein ruhiges und normales Leben führen zu können, sich falsch entschied.
Vielleicht würde sie ihn hassen, vielleicht könnte sie es verstehen. Doch Malachai selbst wusste, dass es keine Zukunft hätte. Nicht, so lange er seine ehemalige Frau so sehr noch liebt, dass er wohl Jederzeit sie wieder in den Armen halten und nie mehr loslassen würde.
Ja, für seine Entscheidung musste wieder jemand etwas leiden. Leider, ist es ausnahmsweise nicht der einstige Schattenlord. Leider, muss er diese Bürde diesmal jemanden auferlegen.
Er war nur froh, dass er früh genug erkannte, was er wirklich wollte und tun wird. So, bestand am Ende noch Hoffnungen für alle.
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 24 März 2021 13:04    Titel:
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"Verdania und Ich sind beim Strand. Komme bitte dazu.
Kade"


Als Malachai dieses einfache Schriftstück in seinem Postfach fand, sprang sein altes, berechnendes und vor allem misstrauisches Ich automatisch hervor.
Was ist am Strand? Warum sollte er gerade dabei sein?
Während er sich seine Lederrüstung anzog und die Vier Klingen umband und unter dem Umhang verschwinden liess, dann Schattenhuf sattelte und wie von Krathor selbst gejagd gen Strand ritt, malte er sich verschiedene Szenarien aus.
Sein Gesicht war steinhart, er verzog keine Miene, er zeigte, selbst wenn er wusste, dass ihn keiner sieht, keine Miene.
Dennoch war der erste Gedanke Sorge.
Hat Kade etwa etwas gehört und falsch verstanden? Glaubte er, Verdi würde ihn mit Mala betrügen und nun den geprellten und wütenden Ehemann miemen?
Musste sich Malachai darauf einstellen, ihm im Kampf gegenüber zu treten? Gar vielleicht zu töten?
Alle Szenarien spielten sich in seinem Kopf ab, während er Schattenhuf veranlasste, schneller zu rennen, als er jemals ran.
Sein treues Ross spürt, wenn sein Reiter innerlich in Aufruhr und Sorge war. Schattenhuf schnaubte und lechzte nach Luft, doch er machte keine Anstalten, die Geschwindigkeit zu drosseln.
Was würde Malachai am Strand erwarten? Und...wäre es vielleicht zu spät?
Er schüttelte sofort den Gedanken aus dem Kopf. Es schien, rational nur eine Lösung des Rätsels zu geben. Aber das durfte nicht sein. Das würde nicht passen. Weder für Verdania, noch für Kade.
Ja, er war ein pessimist. Er lebte nach dem Prinzip, dass, wenn es nur den Hauch von Gefahr von jemanden gegenüber seinen Liebsten geben würde, er es als Fakt ansieht und diese Gefahr beseitigt.
Doch Kade war keine Gefahr. Er war ein Freund. Ja, wie er selbst sagte, war Malachai wie ein Bruder für ihn.
Doch macht dies die Situation schlimmer? Ein vermeintlicher und falschgehörter Vertrauensbruch von jemanden, den man sich mehr als einmal offenbarte?
Das Holz polterte unter den Hufen des Ross, der Wald, hinter dem sich der Stand befand, öffnete sich vor Malachais windgepeitschten Augen. Ehe Schattenhuf überhaupt zum Stillstand kam, sprang der Schwarzgekleidete hinab und ging festen Schrittes durch die Bäume.
Trotz der Eile bedacht, weder sein Ankommen lauthals anzukündigen, noch sich den Vorteil zu nehmen, einen ersten Blick auf die Situation zu erhaschen.
Und was er sah, überraschte ihn sofort. Er hatte vielleicht mit vielen gerechnet, aber nich damit.
Verdi und Kade saßen im Sand, sich gegenüber und sprachen. Kein Anzeichen von Gefahr oder einer Bedrohung, keine Waffen.
Im Gegenteil, schienen ihre Blicke versöhnlich und fröhlich zu sein.
Malachai trat nun hervor, langsam, aber nicht unnatürlich. Die Klingen liess er weiterhin unter dem Umhang ruhen, doch bereit, eben diese unerwartete Komponente abzuwehren, die kommen könnte.
Beide sahen ihn und winkten ihn zu sich. Es stimmte also, er sollte vorbei kommen. Es muss nun was beredet werden?
Die Gedanken eines wahnsinnig gewordenen Kades verblasten sofort. Stattdessen war er wieder dabei, ungeduldig die Situation analysieren zu wollen.
Anstatt nur einige Sekunden zu warten, malte es sich in seinem Inneren wieder Szenarien aus. Hat Kade Verdi vielleicht einen Antrag gemacht und er solle dabei sein? Als Trauzeuge oder vielleicht sogar sie direkt trauen?
Ist ja nicht das erste Mal, dass er das tat. Ob er es noch einmal tun....
"Verdania und Ich sind gerade im Begriff, unsere Beziehung aufzulösen und das wirklich im Guten, wenn ich das so sagen darf", unterbrach Kade Malachais Gedankenspielereien, als wüsste er selbst, was im Kopf des ehemaligen Schattenlords brütete.
Und das traf ihn, bei allem, wie ein Schlag. Das war etwas, womit er nie, nur im Ansatz gerechnet hätte. Eine doch so simple, wie für ihn absolut unwahrscheinliche Lösung.
Etwas, das er nicht kannte: einen einfachen Weg, der gerade ihn selber zu Gute kommt. Das, Dinge gut werden können, war Malachai vielleicht in all den Jahrzehnten, etwas Fremd geworden.
Langsam zog Malachai die Kaputze und Maske ab und entschied sich dann, sich zu setzen.
Aus Furcht vor dem Unerwarteten wurde Neugier. Während sein Inneres anfing, freudig zu springen.
Es war schon einige Zeit her, als er Verdi offenbaren würde, dass er warten würde. Ungewiss, wie lange es dauern wird. Und nun saß er hier. Die beiden beendeten ihre Beziehung, doch warum?
"Solltet ihr das dann nicht...nunja...unter vier Augen machen?", entgegnete Malachai nun Kade. Sicherlich, ihm war nun bewusst, was die beiden hier machten. Doch was wäre nun seine Aufgabe hierbei gewesen?
"Naja, du bist mehr oder weniger ein Teil der Entscheidung.", kam es aus Kades Mund.
Ab den Moment konnte Malachai nur noch zuhören. Überrascht von dem Werdegang, der sich hier offenbarte.
Kade hat für sich selbst wohl erkannt, dass die Herzen zwischen Malachai und Verdi noch sehr stark schlagen. Ein Umstand, den Malachai selbst erst erkennen und eingestehen musste. Für ihn zumindest so sehr, dass er auf sie Jahrzehnte gewartet hätte.
Eine Situation, die ihm erst mit der Zeit und vielen Gesprächen die Augen öffnete.
Nun ging Kade, verliess die beiden, in Freundschaft und ohne Groll. Und Malachai blickte Verdania an.
Sie saß da, wunderschön, wie er immer dachte. Doch während er im inneren wohl die größten Freudesprünge machte, war ihm sofort eines bewusst: hier saß die Frau, die er liebte und sie wurde gerade von ihrem Partner verlassen. Einen Menschen, für den sie Gefühle hatte und der mit dieser Aktion einmal mehr zeigte, was für ein guter Mensch er ist.
Während Malachai sich also innerlich freute, war ihm bewusst, dass Verdania Zeit brauchte. Zeit, selbst zu überlegen, wo sie nun steht und was sie gerne möchte.
Sie wechselten nur einige Sätze, mehr nicht. Dann wollte sie gehen und alleine nachdenken.
Sie würde die Zeit bekommen. So lange, wie sie es möchte. Dann, wird man sehen, was passiert. Denn ab diesen Punkt, war die Zukunft noch nie so ungewiss, wie in den letzten Monden. Selbst, wenn Malachai für sich selber einen weiteren Schritt gehen konnte, um der Frau, die er liebte, näher sein zu können.
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Zuletzt bearbeitet von Malachai Schwarzmourne am 24 März 2021 13:08, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Malachai Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 31 März 2021 11:26    Titel:
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Die Tage vergingen und nach so langer Zeit, lernte Malachai endlich wieder einfach nur durchzuatmen.
Er und Verdania kamen sich langsam wieder näher und er genoss jede Sekunde, die sie zusammen verbrachten.
Nein, sie waren nicht von heute auf morgen eine heile Familie. Im Gegenteil, war beiden klar, dass es ein langsamer Prozess werden muss. So sehr sich beide liebten, und das stand außer Frage, wolle man nicht alte Fehler wiederholen. Man musste sich Platz und Raum schaffen, sich neu kennen zu lernen. Schließlich lag ihre Ehe schon sehr viele Jahre zurück. Sie hatten sich beide verändert. Und obwohl es von der ersten Sekunde, als Malachai seine Ex-Frau über dem Weg lief, das Herz unaufhörlich pochte, sollte jeder kleine Schritt genossen werden.
Eine leichte Berührung der Hand, ein kurzer Abschiedskuss nach einem schönen Abend.
Doch um den Schritt zu einer Familie weiter zu gehen, fehlte noch jemand im Leben: Stella, ihre gemeinsame Tochter.
Malachai freute sich sehr, als Verdi vorschlug, dass es Zeit wäre, sie aus der Akademie zu sich zu holen.
Die Bedingungen waren perfekt. Malachai kam auch schon der Gedanke.
Der Wirbelwind könnte bei ihm Leben. Das Haus war groß genug und sie ist ebenfalls Alt genug, um vom Haus wenige Schritte zur Akademie zu laufen.
Dort würde sie dann auch weiterhin ihren Unterricht bekommen.
So wurden Nägel mit Köpfen gemacht und Verdania setzte den Brief auf.
Ob Stella überhaupt kommen will?
Malachai selbst empfand sich als weit entfernt davon, ein guter Vater gewesen zu sein.
Schon während der Ehe war er sehr viel auf Reisen. Nach der Trennung war er seltener da.
Sicherlich, wie ihm auch Verdania immer sagte, war es wichtig, was er tat. Doch wichtiger als seine Tochter?
So oft es ging, besuchte er sie in der Akademie....doch zusammengefasst war es nicht wirklich oft. Und ein Großteil ihres Lebens verpasste er.
Wie würde sie auf ihn reagieren? Ist er weiter noch ihr Papa? Oder nimmt sie es ihm gar Übel, dass er nie für sie da war?
So sehr Malachai sich freute, so sehr zog auch ein wenig Angst in ihm zu.
Stella hätte allen Grund, ihn zu verachten und es ihm vorzuwerfen, dass er ihr nie wirklich ein Vater war.
So konnte Malachai nur hoffen, dass sie ihm verzeiht und ihm die Chance gibt, von nun an bei ihr zu sein.
Ja, die Reisen war auch ein Thema, was Verdania beschäftigte. Es war auch ihr Weg, das ganze langsam anzugehen. Selbst wenn dies während der Trennung so nicht gefallen ist, wusste Malachai, dass jede Aktion und Reaktion darauf zu führen war, dass er eben nicht da war.
Er verstand und ja, gibt sich einen großen Teil der Schuld für das Scheitern der Ehe vor so vielen Jahren.
Doch er wird nicht verreisen, er wird nicht wieder auf Mission gehen oder irgendein Weltenheil über das Wohl seiner Familie stellen.
Er wird da sein und da bleiben. Sofern sie ihn dann auch wollen.
Was Malachai wollte, war ihm klar. Er hat gelernt und würde es besser machen. Ein besserer Mann für Verdania sein und ein besserer Vater für ihre gemeinsame Tochter.
Stella antwortete schnell. Es war klar, dass sie kommen möchte und sich freute. Ja, Malachai konnte sich bildlich ausmalen, wie sie schon die Sachen packte und wie ein Wirbelwind zum Hafen rannte.
So schnell würde es dann aber doch nicht gehen.
Da sie Stella nicht selbst abholen konnten, würde Malachai die Schiffsreise und eine entsprechende Wachpersonen beordern. Er ist halt ein Mann, der keine Risiken eingeht. Vor allem nicht bei den zwei wichtigsten Frauen in seinem Leben.
Selbst wenn der bestellte Wachmann, der glaubte, schnelles und einfachs Gold beim Transport eines 12-jährigen Kindes zu wittern, wohl noch mit diesem Wirbelwind sein blaues Wunder erleben wird.
Und so kam es dann auch, dass er und Verdania sich zum Hafen aufmachten.
Er war schon lange nicht mehr so aufgeregt und so glücklich.
Neben ihm lief die wunderschöne Frau, die er liebte und gemeinsam holten sie das Ergebnis dieser Liebe von vor vielen Jahren ab. Endlich war er dort, wo Malachai immer sein wollte: ein ruhiges Leben mit seiner Familie.
Und er würde diesen Umstand mit allem Beschützen, was er aufweisen kann. Nichts wird es stören können.
So standen sie dann dort, bereit, ihren kleinen Liebling in die Arme zu schliessen und das erste Mal, seit der Trennung, wieder zu dritt gemeinsam zu sein.
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Stella Schwarzmourne





 Beitrag Verfasst am: 31 März 2021 13:12    Titel:
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''Fräulein Schwarzmourne..? Eure Mutter hat geschrieben.''
Die Stimme kannte sie ganz gut, denn sobald Stella Unsinn gemacht hat, kam Frau Berta mit dem Besen um die Ecke. Aber Stella wusste genau wie sie ihr entkommt, doch diesmal waren es wohl erfreuliche nachrichten. Stella freute sich riesig über Briefe und vor allem jene von ihren Eltern. Natürlich kamen jene mehr von ihrer Mutter als von ihrem Vater, aber das störte Stella nicht wirklich. Denn wenn ihr Vater Zeit fand hat er sie auch viel lieber besucht.
Mit der Zeit lernte auch sie ihn kennen und das war gut so. Zu früher hat sie nicht wirklich Erinnerung dafür war sie zu klein oder viel mehr zu verspielt. Was wohl eh an erster Stelle stand, als der ganze Erwachsenenkram, den sie nie verstehen wollte.
Aber egal, erstmal war es wichtig zu erfahren was die Mama wollte und so hat Frau Berta ihr den Brief vorgelesen. Es war ja nicht so, dass Stella nicht lesen konnte, aber naja man soll alles Mögliche ausnutzen was einem dargeboten wird?
Sie soll zu ihrer Mama zurück? Zurück nach Hause? Die große Freude konnte man bei Stella in den Augen erkennen. Und nicht lange wird gefackelt bis die Taschen auch schon gepackt wurden.
''Aber Fräulein Schwarzmourne doch nicht jetzt sofort, das muss alles geplant werden, das weißt du doch.''
Auch das störte Stella nicht gepackt ist gepackt und wenn sie sich etwas im Kopf gesetzt hat, war es eh schwer ihr das auszuschlagen.
Und so hatte Stella etwas Zeit sich von ihrem Bruder und ihren Freunden zu verabschieden.
Eine Nacht dauert es noch bis das Schiff was sie abholen sollte auch schon ankam.
Aufgeregt stand sie da nun im Schiff dauerte es alles wie immer viel zu lange. Es musste sich auch irgendwie beschäftigt werden. ''Wieso schickt Papa nur Wachen? Ich kann doch auf mich selbst aufpassen? Mit wem soll ich bitte hier spielen?''
Eins wusste sie dann doch, sie muss ein ernstes Wort mit ihrem Vater reden, das geht mal gar nicht. Aber immerhin war überhaupt jemand da den sie etwas ärgern konnte.
Und wenn Stella was kann. Sind die Wachen so lange zu zureden bis sie die Flucht ergreifen und so folgte ein stolzes nicken, als man ihr dann etwas Freiraum gab auf dem Schiff.
Dadurch, dass das Schiff durch Stellas Ungeduld viel früher los fuhr als geplant, so kamen sie auch viel früher an als man sie erwartet hat.
Aber sie war schon von klein auf sehr bekannt für ihre Überraschungsmomente. Selbst das störte sie nicht immerhin standen da Wachen die genervt mit ihr gewartet haben. Sie verstand gar nicht wieso? Egal sie werden dafür bezahlt.

Was Mama auch immer weinen muss? Oder ein erdrücken...
Auf jeden Fall war die Begrüßung wie immer sehr herzlich, so wie man es von ihrer Mama erwartet auch hat, aber selbst Papa freute sich anscheint. Immerhin hätte er sie ebenso sehr erdrückt?

Für die kleine Stella war es jedenfalls eine große Freude wieder bei ihren Eltern zu sein und dafür zu sorgen, dass Papa schnell graue Haare wachsen. Immerhin soll er ja bei Mama bleiben und sie nicht mehr verlassen und natürlich sehr lieb haben. Aber auch dafür wird Stella sorgen, immerhin hat sie sich das fest vorgenommen.
Jetzt heißt es aber erstmal ankommen und vielleicht dafür sorgen das sie doch ein Schwert bekommt? Für irgendwas müssen doch diese süßen und unschuldigen Augen da sein...blinzelt
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