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Der Atem der Welt
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Der Atem der Welt
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Ulfur Wikrah





 Beitrag Verfasst am: 10 Sep 2022 12:06    Titel: Der Atem der Welt
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    Nachdenklich wanderte sein Blick über das tiefe Blau des Ozeans. Der Sommer war vorbei, die Kälte war im Anmarsch, und so war es nun fast schon ein Jahreslauf her, seit er Wulfgard zum ersten Mal betreten hatte. Ein anderer Mann war er gewesen, ein einfacher Fischer, der einer Weisung des Windes folgen wollte. Nun sprach man ihn mit dem Titel Geisterwächter an, wenn er durch die Gassen des Dorfes stromerte. Über seine Taten, seine Verfehlungen, wurde geflüstert, wenn man dachte, er höre es nicht. Bänder hatte er geknüpft, mit wichtigen Personen anderer Völker das Mahl geteilt. Kämpfe gegen Drachen, gegen Helgeister, gegen die Urgewalten selbst waren nicht nur miterlebt worden, sondern wurden mehr oder weniger tapfer bestritten. Das Land, die mächtigsten Totems, sie sprachen zu ihm…und doch fühlte er sich tief in seinem Herzen immer noch wie der naive Seemann, der er bei seiner Ankunft in Sturmouve gewesen war.

    Ein tiefes Durchatmen in der Kühle des neuen Morgens, ein Versuch, die dunklen Gedanken zu vertreiben, die sich wie eine Sturmfront am Rande seines Verstandes gebildet hatten. Aus einem anderen Grund hatten die Beine des Blondschopfs ihn heute zum Hafen getragen, der Auftrag der Stimme der Ahnen hallte immer noch in seinem Kopf wieder. Es war an der Zeit, seine Ritualgegenstände herzustellen. Einzigartige Objekte, die ihm etwas bedeuteten, die er vielleicht sogar selbst, mit seinen eigenen zwei Händen, herstellen sollte. Wochen, ganze Mondumläufe gar, hatte er Dinge gesammelt, Mitbringsel, die für ihn einen emotionalen Wert hatten und denen vielleicht sogar ein eigener Funke Macht innewohnte.

      Verkohlte Rinde und das harzige Kristallherz einer Donnereiche, die in den Flammen des goldenen Drachen ihr Ende gefunden hatte.
      Kohle des Elds Sigr, voll Temperament und ausgelassener Wildheit.
      Ein Fell, welches er getragen hatte, als ein Geist der Dunkelheit seine Gedanken beim Disathing berührte.
      Ein gefischter Stern, in dem das Leuchten vergangener Geschichten glühte, sowie das alte, abgenutzte Messer seines verschollenen Vaters.
      Ein kunstvolles Trinkhorn im Zeichen des Raben, geschenkt von seinem Rudel um ihm eine Ehre zu erweisen.

    So trat er nun den ersten Schritt auf die hölzernen Planken eines Floßes, das festgezurrt am Steg des Wulfgarder Leuchtturms ruhte. Die eisblauen Augen hatten seinen Schatz längst erspäht, jener Gegenstand, der ihn an diesem frühen Morgen hierher gelockt hatte. Ein Lichtstrahl der aufgehenden Sonne brach sich im Glas der Sturmlaterne, die an der Spitze des Masts festgezurrt war. Die Lichtquelle schien verschmitzt zu zwinkern, obwohl schon seit einigen Wochen kein Funke mehr in ihr geglüht hatte. Ohne Mühe, ohne Hast, überbrückte der Wikrah die Distanz, erklomm den Pfahl in der Mitte der Holzkonstruktion, seine sicheren Bewegungen ein offensichtlicher Zeuge der Seetauglichkeit seines Clans. Ein, zwei geschickte Handgriffe, und die Laterne befand sich in seinen Händen.

    Eine weitere überwundene Hürde auf dem steinigen Pfad der Geister, ein Weg so beschwerlich, und doch so anders als der Boden, den er unter seinen Füßen spürte, als er den Hafenbereich des Dorfes nun hinter sich ließ. Die Hände Wulfgards waren bereits informiert worden über seinen Wunsch und nun galt es endlich, Nägel mit Köpfen zu machen. An ihm selbst war kein Handwerker verloren gegangen, da machte er sich keine Illusionen. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, wollte er nicht nur die Ausgangsmaterialien selbst sammeln, sondern auch beim Herstellungsprozess helfen, wo immer er konnte. Kohlen für die Esse schleppen, einmal den Schmiedehammer schwingen, das nötige Holz hacken. All seinen Fokus, seine Energie, seine ganze Zukunft, gedachte er zu einem glühenden Tatendrang vereinigen. Die Zeit war gekommen, der Umbruch nahte.


Zuletzt bearbeitet von Ulfur Wikrah am 10 Sep 2022 12:06, insgesamt einmal bearbeitet
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Brynja Tryant





 Beitrag Verfasst am: 10 Sep 2022 17:04    Titel:
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Sie war vorbereitet und hatte alles sorgsam bereit gelegt. Die Kohlen lagen neben der Esse und warteten nur darauf, hinein zu wandern. Die Form, die eigentlich für eine andere kurze Waffe diente, war aufs Penibelste gereinigt. Auf dem Tisch daneben lagen auf lederner Unterlage allerhand Zangen, Hämmer und andere Werkzeuge, die sorgfältig noch einmal von ihr zurecht gelegt wurden.

Es gab nur einen Übungsversuch, aber sie war sicher, dass das Meisterstück am Ende glücken würde. Zumindest für die erste Waffe hatte sie die Barren bereit gelegt, ließ sie unter kritischem Blick einschmelzen. Es bereitete ihr doch einen gewissen Spaß, dem Geisterwächter mit den übergezogenen dicken Handschuhen, das Handwerk zumindest für die Übung zu hinterlassen und zu beobachten, wie er sich anstellte und die Barren im alten Tiegel zu flüssigem Metall einschmolz. Es war nur Eisen, es konnte am Ende nichts passieren oder schief gehen, aber sie befand, dass er schon zumindest wissen musste, theoretisch, wie das alles von statten ging. Und er hatte es angeboten. Das musste man schließlich nutzen.

Als die erste Form aus Eisen ausgekühlt war, drückte sie ihm ein Werkzeug nach dem anderen in die Hände, um das noch warme, formbare Metall in die richtige Form zu bringen. Er stellte sich nicht schlecht an – am Ende war es aber doch eine Übungssache und vor allem Feingefühl, wie hart man schlagen musste, wann das Eisen noch einmal in die Glut gelegt werden sollte, in welchem Winkel der Hammer auf Metall treffen sollte.
Am Ende blieb ein Beispielstück, wie die Klinge am Ende aussehen könnte, über das sie noch eine Weile diskutierten, Verbesserungen besprachen.
Als es an das Schmieden des Saxmessers ging, beschäftigte sie den Geisterwächter allerdings anders. Er sollte sich um den Griff kümmern, die Gewinde, um jenen zu befestigen. Sie sagte es ihm nicht, aber jetzt brauchte sie selbst all ihre Konzentration. Es gab ja nur einen Versuch, auch wenn sie das in ihrer beinahe jugendlichen Art weglächelte und sich wenig anmerken ließ.

So lag die Stirn doch in Falten, die Haaren wurden fest zurückgebunden, die Bänder der Lederschürze noch einmal festgezogen. Sie betrachtete das alte Fischermesser, in dem so viel Bedeutung lag, zumindest für ihn, für den Wächter, und damit auch für sie. Versagen war jetzt keine Option. Vorsichtig entfernte sie den alten Griff, legte die Klinge dann in den Schmelztiegel und legte jenen mit mehr Sorgfalt als sonst in die Glut, ehe sie mit einem tiefen Durchatmen den Blasebalg dazu brachte, die Hitze zu entfachen, die notwendig war, um die feste Klinge flüssig werden zu lassen. Als das Metall die gewünschte Konsistenz hatte, wanderte der gefischte Stern ebenfalls hinein. Auch er musste schmelzen und sollte dem Ganzen am Ende einen gewissen Schimmer verleihen.

Und auch wenn sie hochkonzentriert war, so wusste sie doch in etwa um die Bedeutung der neu zu schmiedenden Klinge und übergab die Zange, die den Tiegel hielt, an Ulfur, um das flüssige Metall in die angepasste Form zu gießen. Und dann hieß es warten. Sie hatte sich überlegt, das besondere Messer kalt zu schmieden, um die Festigkeit zu erhöhen. Trotzdem musste es erst in die annähernd richtige Form gebracht werden und das hatte der Geisterwächter übernommen.

Als die ersten beiden Schritte getan waren, übernahm sie selbst wieder, auch wenn sie während des Prozesses alles genau erklärte und den Blick des Geisterwächters auf ihrem Handwerk schlicht hinnahm. Es störte sie in dem Falle nicht einmal.
Kaltes Schmieden kostete deutlich mehr Kraft, aber es würde sich lohnen. Schon, als sie die Klinge aus der Passform nahmen, konnte man die Wellenmuster erkennen, die die Mischung aus dem Metall der alten Klinge und des geschmolzenen Kristalles hervor brachte.
Die Sonne setzte bereits an, unterzugehen, als die Klinge den letzten Schliff erhielt. Und dann endlich wichen die Falten auf der Stirn einem Schmunzeln auf den Lippen. Ein zufriedenes Nicken, als sie die Klinge einmal auf der flachen Hand auf Augenhöhe hob und die beinahe perfekt verlaufende symmetrische Musterung auf dem Metall begutachtete.

Den Griff anzubringen, das überließ sie unter kritischem Blick im Schein der Esse dem Geisterwächter.
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Ulfur Wikrah





 Beitrag Verfasst am: 14 Sep 2022 22:20    Titel:
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    Das Böse war wie ein Meer aus Blut über Wulfgard herein gebrochen. Nicht einmal ein voller Wochenlauf war ihnen vergönnt gewesen, nur ein paar wenige Tage hatten die Sturmheuler mit ausgelassenem Feiern und fröhlichem Lachen gefüllt. Endlich hatte er ein wenig mehr Zeit gehabt, um sich anderen Dingen zu widmen: Dem Auftrag, den einst Waelkyrige ihm erteilt hatte. Mit der Eisenhand Brynja konnte er schon einige Stunden an der Esse verzeichnen, wo der gelernte Fischer sich gar nicht mal so dumm angestellte...das war zumindest seine Meinung zu der Thematik. Das die Schmiedin ihn dann, als es an die schwierigen Schritte des Schmiedeprozesses ging, zufällig für andere Handgriffe benötigte störte den Schamanen nicht. Jeder von ihnen hatte seinen Platz, seine Aufgabe, sein Handwerk. Wo er einst das Meer befahren hatte um für sein Abendessen zu sorgen, galt sein Fokus nun vollkommen anderen Bereichen, jenseits des alltäglichen Daseins.

    Trotzdem fuhr nun in einem weiten Bogen seine Axt auf einen grob geformten Holzscheit herab. Die Tage der Ruhe wollte der Wikrah nutzen, um das Holz für einen seiner Ritualgegenstände zu besorgen. Eine stattliche Fichte hatte er als Ausgangsmaterial gewählt, ein Baum, welcher in der Tundra des Nordens seine Herrschaft zelebrierte. In Verbindung mit der Sturmlaterne vom Fischen der Sterne gedachte er seine "Ritualkerze" im Zeichen des Nordlichts zu erschaffen. Nun, natürlich nicht er selbst - hin und wieder hatte er sich im Schnitzen versucht, doch war es immer eher ein Zeitvertreib am Feuer gewesen, keine wirkliche Kunst. Nein, eine der Holzhände des Rudels sollte aushelfen, Emba vom Clan der Tryant.

    Beladen mit dem selbst geschlagenen Holz, die blau-gefärbte Sturmlaterne am Gürtel befestigt, erklärte der Geisterwächter mit der Energie eines jungen Welpen der Handwerkerin seine Idee, die Arme fuchtelnd, hin und wieder sogar zum Firmament deutend. Zuerst stand nur Verwirrung auf den Zügen seiner Gesprächspartnerin, doch es sollte nicht lange dauern, bis der ausgelassene Funke des Erfindungsgeists übersprang. Mit frohem Mut ging sie zur tat, besah sich die herangeschafften Materialien, trennte ungeeignetes Holz von unverarbeiteten Schätzen. Zufrieden brummte der blonde Hüne beim Zusehen, bevor er sich zum Gehen wandte um eine wohlverdiente Portion Schlaf einzuholen.

    Am nächsten Morgen hatte die Welt sich zum Chaos gewendet. Das bereits erwähnte Blut wuchs in verdrehter Vegetation zum Himmel. All sein Fokus lag nun, wieder, auf dem Schutz des Rudels. Hastig wurden Vorräte kontrolliert, Räucherungen sortiert, die Rüstung am Haus der Hände zur Reparatur bereit gelegt...nur, um in seiner eigenen Kiste ein kunstvolles Wunderwerk zu entdecken. Eine Laterne, geformt aus gebleichtem Holz, das immer noch sanft nach Fichtennadeln duftete. Die grünen Glaseinsätze vermittelten Gedanken an jene Bänder aus Licht, die sich Nachts über den Himmel gespannt hatten, unter dem er aufgewachsen war. Verzierungen aus Gold und ein polierter Griffring rundeten das Werkstück ab, ein Meisterwerk aus den Händen der Holzhand. Sein erster vollständiger Gegenstand. Viel Zeit blieb jedoch nicht, das Objekt zu bestaunen, die Pflicht, die Clanner, riefen nach ihm. So schloss er den Deckel der Kiste und eilte davon, auch wenn hin und wieder seine Gedanken zurück fanden zu dem Anblick der Laterne und der Präsenz des frostigen Nordens.
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Brynja Tryant





 Beitrag Verfasst am: 17 Sep 2022 11:47    Titel:
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Dieses Mal traf sie die Vorbereitungen nicht selbst, ließ den Geisterwächter schon vor dem Morgengrauen zur Schmiede kommen. Ihr machte diese Zeit nicht sonderlich viel aus. Aber auch wenn sie ihn die Sachen zurechtlegen ließ, war der Blick dennoch kritisch und wachsam, musste hier und da aber doch schmunzeln. Sie hatte den dunklen Bernstein am Vorabend bereits vorbereitet, hatte letzte Unebenheiten ausgeglichen, dem Herzstück den letzten Schliff gegeben.

Anfassen dürften sie beide es nur noch mit Handschuhen, um das Werk nicht wieder mit Fingerabdrücken zu beschmutzen. Es war keine grobe Arbeit, keine, die viel Kraft oder gezielte Schläge erforderte, viel mehr würde für das zweite Stück mehr Feingefühl von Nöten sein. Und so waren die Handgriffe vorsichtig und bedacht, als sie den ausgehöhlten Bernsteinkern auf ein sauberes Tuch legte. Der Geisterwächter wurde angewiesen, darauf aufzupassen. Sicherlich könnte man das Stück erneut herstellen. Einfacher Bernstein war an sich keine Seltenheit. Diese Art jedoch würde man nicht überall und jederzeit finden, vermutlich sogar so selten, dass die meisten sie nicht einmal in ihrem Leben zu Gesicht bekämen. Es handelte sich nicht um schlicht gewonnenes und ausgehärtetes Harz irgendeines Gewächses, sondern stammte von einem besonderen Baum. Für den Geisterwächter also hatte es eine andere Bedeutung, als vielleicht für andere Augen. Ganz sicher sogar. Und so auch für sie. Das Herzstück in die Größe und Form zu bekommen, dass es letztlich perfekt passen würde, war die Arbeit von einigen Stunden, aber es war die Art des Werkens, die am meisten Spaß brachte. Zumindest, wenn man die junge Skjerme fragen würde.

Die Geweihe wurden dann erneut begutachtet. Sie waren am Vortag auf die Hatz gegangen, hatten sich in Leder gekleidet, klirrende und klimpernde Rüstungen hatten an diesem Tag keinen Platz. Es würde nicht mit einem Ziel getan sein. Sie hatte Ulfur in aller Ruhe vor einigen Tagen erklärt, dass es mit einem Gehörn nicht getan wäre, weil sie sie zusammensetzen mussten. Weil sich die Enden und Zweige ineinander fügen mussten, um den besonderen Kern zu halten. Er hatte ihr die Vorstellungen geliefert, zusammen hatten sie bei einem Met und vollen Bäuchen und guter Laune die Skizzen angefertigt und besprochen, wie sie vorgehen wollten. Die Hatz war der erste Schritt. Und so schlichen sie sich durch die nördlichen Wälder, suchten die Zwölfender und sollten sie auch finden. Es war eine Tagesaufgabe, um die drei erlegten Hirsche einen nach dem anderen zunächst zu finden, zu erlegen und dann nach Wulfgard zu schleppen. Sie hielt sich zurück, beobachtete aber aufmerksam, als der Schamane seinen Dank an die Geister richtete und neigte das Haupt demütig. Sie töteten schließlich nicht aus Freude und die drei Opfer, die in dieser schweren Zeit nicht nur einen Teil zu der Herstellung des Schwenkers beitrugen, sondern vor allem auch Vorräte für das Rudel bringen würden, galten bedankt zu werden. Die drei Leiber wurden den Clanern übergeben, sie würden den Rest verarbeiten, nachdem Ulfur die Geweihe ganz sauber aus den Rosenstöcken heraus getrennt hatte.
Der Geisterwächter erhielt die Aufgabe, jene noch einmal zu säubern, aus den Einkerbungen die letzten Schmutzreste zu entfernen und sie mit einem rauen Lappen noch einmal trocken zu wischen und abzureiben.
Am Ende würde es eine kleine Zusammensetzarbeit werden, wie ein Puzzle aus mehreren Stücken und es würden nur jene genutzt werden, die eben gut zusammen passten. Für die anderen würden sie sicher andere Verwendung finden. Die Griffe von Dolchen oder kleinen Messern ließen sich grundsätzlich gut aus dem Horn der Geweihe fertigen.

Sie setzte das Herzstück zunächst in ein dünnes Tuch, als sie zusammen mit Ulfur die verschiedenen Gehörne anlegte. Es dauerte eine Weile und mehrere Versuche (und angeregte Diskussionen), bis sie schließlich den Sitz genau vor Auge hatten.
Die Legierung hatte sie bereits am Vorabend vorbereitet und über der Esse warm gehalten. Sie konnte nicht allzu flüssig sein, musste noch genug formbar bleiben, durfte aber auch noch nicht zu fest sein, damit die Sprossen der Geweihe sich noch in die Masse drücken ließen. Handschuhe mussten dennoch her und ein tiefes Durchatmen sollte die nötige Konzentration bringen. Und natürlich erhielt auch Ulfur wieder eine Aufgabe, wurde nicht nur zum zusehen verdammt. Schließlich war es ein Stück, was ihm lange Zeit erhalten und nützlich sein sollte. Der Geisterwächter würde die Geweihe zusammensetzen, während sie die Metalllegierung um die Verbindungen der Hornenden formte. Beide bewiesen eine ruhige Hand und ein zufriedenes Nicken sowie ein aufmunterndes Grinsen von der jungen Skjerme galt Ulfur, als alle Verbindungen der Sprossen und Enden gefertigt waren. Das Tuch, das sie von oben über das Donnereichenherzstück gelegt hatten, konnte bereits entfernt werden und so ließ sich das beinahe fertige Ergebnis doch schon mit reichlich stolzem Blick begutachten. Der dunkle Bernstein lag passgenau zwischen den knochenweissen Gabeln der Geweihe, die leicht ineinander griffen und an diversen Stellen durch das hell schimmernde Metallgemisch zusammengehalten wurden.

Sie zog sich die Handschuhe von den Fingern, legte sie beiseite, als sie Ulfur zunickte. Sie hatten bereits besprochen, wie er die Griffe und Halterungen anbringen sollte, die sie zuvor angefertigt hatte. Sie waren aus dem gleichen Metallgemisch wie die Verbindungen, die das Innere des Schwenkers umschlossen. Trotzdem blieb der Blick bis zum letzten Handgriff auf ihm ruhen. Und als wäre es genau so geplant gewesen, wurde der letzte Handgriff gesetzt, als die Abenddämmerung das Dorf in ein angenehmes Licht hüllte.
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Ulfur Wikrah





 Beitrag Verfasst am: 23 Sep 2022 13:40    Titel:
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Das blutende Chaos brandete nur etwa fünfzig Schritt entfernt gegen eine gewebte Grenze aus magischem Licht. Manchmal, aus den Augenwinkeln, konnte er einen Hauch von Rot zwischen den Bäumen des Wäldchens zu seiner Linken ausmachen. Ein unangenehmes Ziehen am Rande seines Verstandes, wie eine Gänsehaut, die seine Unterarme hinauf lief. Ein stetiger Juckreiz verborgen tief in den Windungen seines Hirns.

Gerade deswegen hatte der Geisterwächter diesen Ort gewählt, am Rande des Dorfes, hinter der Kerlehütte. Sein Fellumhang war unter ihm ausgebreitet, um die Kühle des Bodens abzudämpfen. Sein rechtes Bein angewinkelt, sein Linkes baumelte über die steile Klippe, welche die Linie zwischen Land und Wasser markierte. Neben dem Blonden türmte sich langsam ein Haufen stumpfer Dolche auf, ein Wetzstein eher kläglich daneben platziert. Im Moment befand sich ein weiteres Schneidwerkzeug befand sich in seinen geschundenen Händen, zusammen mit einem Stück ungewöhnlich schwarzen Holzes.
Über die letzten Wochen hinweg hatte er alleine, oder zusammen mit diversen Handwerkern des Rudels, seine Ritualgegenstände erschaffen. Immer wieder hatte er es erwähnt, seine eigenen Fertigkeiten taugten kaum dazu, Kunstwerke real werden zu lassen, doch den ein oder anderen Handgriff hatte er sich abschauen können. Nun lag die verkohlte Rinde einer Donnereiche in seinen schmutzigen Pranken und mit viel Geduld, viel Mühe und vielen abgenutzten Klingen nahm ein Talisman langsam Form an.

In diesem Gegenstand lag die Macht der Zerstörung, die dem goldenen Drachen selbst, dem Elementarherren des Feuers, entsprach. Auch ein Funke der Kraft, die den Donnereichen innewohnte, sollte tief in dem Kleinod ruhen, die gegensätzlichen Kräfte verbunden in Dualität, in seinen vergangenen Taten. Hier und da benetzte selbst sein eigenes Blut das Holz, immer wieder rutschte er ungeschickt beim Schnitzen ab, und die Umgebung, die Nähe zu der Verderbnis im Norden, tat ihr Übriges um auf seinem Geist zu lasten.
So wie er einst bekannt gewesen war als Verbrenner der mächtigsten Bäume, so würde er den sprichwörtlichen Mantel dieses Spitznamens wieder über die Schultern werfen - der Blutbaum würde fallen. Brennen würde die verdrehte Vegetation, der Träger des Fluchs, wie einst die dahin scheidenden Donnereichen. Wenn er den stärksten Drachenodem selbst benötigen sollte, wenn es sein Herz selbst verzehren mochte, um diesen Gedanken in die Tat umzusetzen…dann sei es so.

Die grimmige Stimmung lenkte seine Finger über Stunden hinweg, entfernte Stück für Stück der petrifizierten Rinde um ein Bildnis zu erschaffen. Hin und wieder rubbelte er krümelige Borkenreste weg, arbeitete bis in den Abend hinein. Das goldene Rot spannte sich den Horizont entlang, die Flügel des goldenen Drachen die über den Rand der Welt blickten, als der Anhänger endlich vollendet war. Dunkles, steinhartes Holz, das im Licht einen rötlichen Schimmer reflektierte. Ein goldenes Pentakel als Blickfänger und Fokuspunkt der Energie, gerahmt von den Ästen eines nachempfundenen Eichenbaumes. Etwas zitterten seine Bewegungen, als der Schamane als Abschluss ein paar verstärkte Lederbänder an seine Schöpfung knüpfte. Es war vollbracht. Der letzte Gegenstand. Der Beginn von etwas Neuem.


Zuletzt bearbeitet von Ulfur Wikrah am 23 Sep 2022 13:43, insgesamt einmal bearbeitet
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Ulfur Wikrah





 Beitrag Verfasst am: 09 Okt 2022 18:00    Titel:
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    Der Morgen des 7. Goldblatt im Jahre 265

    Mit leerem Blick starrte der Geisterwächter Ulfur zum Dachstuhl seiner Holzhütte hinauf. Das schummrige Licht des ersten Tages fiel durch trübe Fensterscheiben in den Raum, sein provisorisches Lager aus Fellen und Decken hatte sich durch Stunden des Hin- und Herwälzens in ein zusammengeschobenes Kuddelmuddel verwandelt. Die schmutzig-blonde Haarpracht des Wikrah stand als strohige Mähne von seinem Kopf ab, tiefe Ringe unter seinen gletscherblauen Augen vervollständigten das Bild der vergangenen schlaflosen Nächte.
    Trotz des neuen Morgens konnte er sie immer noch hören. Das Flüstern der Sterne am Firmament, den Chorus tausender unverständlicher Stimmen. Echos hallten in seinem Schädel wie in einer leeren Gebirgshöhle. Nicht zum ersten Mal in seinem Leben verhinderten die Sterne seine Ruhe, auch wenn er im Laufe des vergangenen Jahres immer besser gelernt hatte, ungewollte Eindrücke auszublenden. Warum sie gerade in den letzten Tagen wieder über seine Gedanken rollten, wie die aufkommende Flut über die Felsen des Fjords…darüber vermochte der Kerl nur Vermutungen anstellen. Vielleicht war es der blutige Fluch, der mit all seiner Macht an die errichtete Barriere schlug, mit all seiner Tücke versuchte, einen Weg ins Dorf zu finden. Oder der Geruch der Verfluchten, der wie faulendes Fleisch, wie ein Schwarm unsichtbarer fetter Fliegen in der Luft von Wulfgard hing. Die Sorge um die Ankunft der vielen Heilkundigen, ein Zeichen der Dame im Wind, das vielerorts bereits besprochen wurde. Vielleicht war es auch einfach nur Zufall. Ulfur glaubte nicht an Zufälle.

    Mit einem tiefen Durchatmen verdrängte er die Dunkelheit in seinem Kopf und nur einige Minuten später verließ er sein Heim, um in Richtung des schamanischen Hains zu schlurfen. Einen Wochenlauf war es nun her, seit er die ersten seiner Ritualgegenstände gebunden hatte. Zwei weitere sollten heute folgen, zwei Werkstücke, die bereits am für den Ritus erwählten Ort auf ihn warteten. Der rotgoldene Kessel, erschaffen von seinen Geschwistern und ihm selbst beim vergangenen Disablot, ein Fokus für die Mächte des Jahreswechsels, der Erde, der Ernte. Das Trinkhorn, geformt nach dem Abbild des Raben selbst und geschenkt von den Clannern, das Gefäß, in welches er selbst mit ungeübter Hand grobe Runen geschnitzt hatte. Alleine würde er diese Unternehmung, diese Bindung, jedoch nicht bestreiten können.

    Honigfarbener Met schwappte sachte in einer grob geschnitzten Holzschale, als er sich bückte, um die Gabe vor dem Feuer der Runenschmiede zu platzieren. Dreifach klopfte er auf den warmen Stein, als wäre dieser eine Eingangstür. Jeden dieser dumpfen Töne trug er ins Lied, zupfte vorsichtig Saiten, die von feurigen Einladungen sangen, verwebte die Melodie mit dem Lockruf des dargebotenen Opfers. Lang ließ eine Reaktion nicht auf sich warten, fast als wäre der unsichtbare Blick des flammenden Runengeistes bereits auf dem Schamanen gelegen. Das Eldr der Esse loderte auf, goldene Glut regte sich in scharlachroten Tiefen, als Kyriil begann Form anzunehmen. Ein gutmütiges Schmunzeln konnte Ulfur sich nicht verkneifen, als der Geist im nächsten Augenblick als recht großer, feuriger Salamander, wohl die für den heutigen Tag gewählte Erscheinung, über die Steine schlitterte. Augen wie flüssiges Gold, Runen derselben Farbe über den schuppigen Körper verteilt...begleitet von einem unzufriedenen Zischeln, um den Schamanen an einen gewissen Respekt zu erinnern. Der Geisterwächter tat gut daran hastig das Haupt zu neigen. Ein stummes Nicken von Kyriil war die Antwort, als dieser bereits den Weg zum Feuer an der Nordseite der Insel einschlug. Jeder mit Krallen bewehrte Schritt des Runengeists hinterließ schwach glimmende Funken, neugierige Feuergeister, die ihre Köpfe reckten, um dem mächtigen Wesen nach zu blicken.

    Ulfur wusste, was zu tun war. Er hatte frisches Räuchermaterial vorbereitet, die Stärke der Zeder und die mystische Kraft des Salvia, um den Platz zu reinigen. Ein Kreis, geritzt mit seinem Messer in den kühlen Erdboden. Groß genug, um die Menhir, die den Ort umringten, mit einzuschließen. Die Anrufung der Elementarherren, beginnend im Norden mit der Dame im Wind und der kreischenden Banshee, verbunden mit kleinen Geschenken, um die Gunst der Elemente zu erbitten. Dann der Osten, der Alte im Berg und der unruhige Lindwurm. Der Süden, wo der goldene Krieger und der goldene Drache hausten. Zuletzt der Westen, die Himmelsrichtung der eisigen Jungfer und ihre tosende Schwester, die Leviathanin. Die ganze Zeit über blieb Kyriil stumm, der Körper verschmolzen mit dem Feuer des Ritualplatzes, nur die goldenen Pupillen waren sichtbar in wachsamer Beobachtung. Es benötigte keine Anweisung an den Schamanen mehr, der mächtige Runengeist war nur hier, um dem Ritual jene Kraft beizusteuern, die dem Thyren selbst noch fehlte.

    Kleinere Ableger der Elemente hatten sich inzwischen im Kreis versammelt, tanzten zu einem unhörbaren Takt. Ausgelassen, munter, wie in Trance, in Vorbereitung auf die Veränderung, die Verwandlung. Der Moment war gekommen. Mit stoischer Miene biss der einstige Fischer sich ins eigene Fleisch, um mit kräftigen Zähnen, mit grimmiger Entschlossenheit, eine klaffende Wunde zu reißen. Blut quoll wie ein sanfter Bach an die Oberfläche, benetzte das Trinkhorn, umspülte die Basis des aufgestellten Mischkessels. Wie schon beim letzten Mal sang er im Lied seine persönliche Melodie, lies die Klänge zusammen mit seinem eigenen Leben aus sich heraus fließen, verwob die umstehenden Geister, die gewählten Gegenstände, mit seiner eigenen Struktur. Geister der Erde begannen ihrerseits hilfreich einzugreifen, malten Symbole in tiefstem Rot auf seine Haut und in seinen Zauber…und wieder dachte er, für einen langen Moment, dass der Schmerz diesmal ausbleiben würde.

    Ein weiteres Mal irrte er sich. Es begann als Kribbeln, winzige krabbelnde Käferfüße die seinen Oberkörper hinauf wanderten. Nadelstiche, die sich in seine Poren gruben. Weiß glühende Messerklingen. Seine Arme, die langsam gebrochen wurden. Fleisch, das sich neu orientierte, um die Veränderungen in der Liedstruktur des Schamanen nachzuformen. “Als würden dir neue Gliedmaße wachsen”, hatte Kyriil einst gesprochen. Heute wusste Ulfur, dass der Geist weit untertrieben hatte.
    Dann, mit einem weiteren, pochenden Herzschlag, war der Spuk vorbei. Der Schmerz versiegte wie in einem ausgetrockneten Brunnen, die Geister zogen von dannen, ihr Werk vollbracht. Kyriil selbst war kein Wesen großer Abschiedsworte, seine goldenen Augen waren bereits nicht mehr in den Flammen auszumachen. Mit letzter Kraft verabschiedete Ulfur die Elementarwächter, in umgekehrter Reihenfolge natürlich, bevor er den Kreis brach. Die Hände des Kerls zitterten unkontrolliert, nur schwankend konnte er einen Schritt vor den Anderen setzen. Wie schon beim ersten Versuch hatten die Geister seine selbst verursachte Wunde geheilt, doch…vielleicht hatte ein Wochenlauf nicht ausgereicht, um bereits die nächsten Objekte zu binden.

    Es war Zeit, den neuen Heilern einen Besuch abzustatten.
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Beron Mandre





 Beitrag Verfasst am: 10 Dez 2022 12:26    Titel:
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Bu-Bumm….Bu-Bumm….Bu-bumm….bu-bumm…bu-bumm..



Immer kürzer wurden die Abstände in denen das Herz des Medizinkerls gegen die Rippen schlug als ob es einen Weg nach draußen suchte um zu fliehen. Doch so wie er seine Füße gezwungen hatte diesen Weg zu gehen, so musste der Rest nun auch die Konsequenzen seines Vorhabens erdulden.

Die Gesichter der Beiden Kerle vor ihm waren ein Schauspiel das ihm bisher auch verwehrt geblieben war. Sicher ging es dem Jarl und seiner rechten Hand in dem Augenblick nicht anders als sie ihn anstarrten.

Geduldig wartete er und lauschte weiter dem Trommelrhythmus in seinem Inneren.



.

.

.



Bumbbummbummbummbummbmmbumm..

Diesmal dröhnten die Herzschläge in seinem Ohr, sodass es zu Rauschen begann. Wollte er sie Beide wirklich in diese Situation bringen? Die hellen Augen des Gegenübers sahen ihn gehetzt an, als wäre Flucht die einzige richtige Reaktion.

Geduldig saß er auf dem Baumstamm und wartete bis der Sturm vorüber war.

.

.

.



Bu-Bumm……..Bu-Bumm…..Bu-Bumm…Bu-Bumm…



Gleichmäßig und ohne Eile schlug das Herz in seiner Brust. Das metallische Klingen des Schlägels, ließ ihn jedoch nichts aus seinem Inneren wahrnehmen. Dämonenhunde schlugen ihre fauligen Zähne in seine Stiefel und versuchten ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Doch da jaulte das Tier schon auf als der Wolf seine eigenen Zähne in den Nacken des Ungetüms drückte und ihn von Beron befreite. Noch während die hundeartigen Wesen miteinander rangen, kündigten donnernde Schritte das Näherkommen des Drachens an.

Der dunkel schimmernde Arkandrache war sein Ziel gewesen. Der Schlägel schlug dumpf auf dem staubigen Bode der Höhle auf, als er die Armbrust von seinem Rücken zog und den Bolzen einspannte.



Kleine Steinchen lösten sich aus der Decke als die gewaltige Echse auf sie zukam und ihr Maul weit aufriss.

Das war genau der Moment auf den sie gewartet hatten. Der Fluss der Zeit schien sich im nächsten Augenblick zu verlangsamen, als die gelösten Steine auf dem Boden an ihm vorbei rollten und sich mit dem Wind bewegten der in der Höhle aufkam. Eine plötzlich klirrende Kälte kroch ihm an den Stiefelsohlen hinauf, während sich züngelnde Flammen in die Windböe einfügten und der Wirbelsturm schließlich vor dem Begleiter zu einer Art Energieball zusammenfand. Die Naturgewalten spiegelten sich wirbelnd in den Augen des Naturmagiers. Erde, Luft, Wasser und Feuer, rangen in der gehaltenen Form miteinander um ihre Energie endlich zu entladen. Ein versicherndes Nicken erfolgte, dann löste Beron die letzte Halterung und der Bolzen schlug begleitet von all der angestauten Wucht der Naturgewalt in den Schädel des Wesens ein und beendete seine Wacht am unterirdischen Ende des Harpiennests.



Ob des Versagens des Wächters, begannen allerlei wütende Monster aus den Ecken zu kriechen. Doch Beron saß vor Unglauben auf den Hintern gefallen noch vor dem leblosen Drachen.

Trenn die Schuppen ab!“, drang die vertraute Stimme in seinem Ohr und brachte zuerst den eigenen Herzschlag wieder in sein Bewusstsein, bevor er endlich die kleine Klinge aus dem Stiefel zog und dem Drachen die wertvollen Schuppen abnahm.

Lykka würde ihnen sicher behilflich sein… doch wann konnte man sie danach fragen, ohne dass ihre besondere Aufgabe im Dorf bekannt wurde?
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Ulfur Wikrah





 Beitrag Verfasst am: 10 Dez 2022 12:28    Titel:
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Aus der Sicht einer namenlosen Wache am RaKun
    Die letzten Funken der untergehenden Sonne tauchten den Himmel in ein glühendes Rot, ein Spiegelbild des Lavastroms unweit seines Postens. Er liebte diese Zeit, die Momente kurz bevor die Dunkelheit hereinbrach, die Vorfreude auf eine Welt, gehüllt ganz in Flammen und Schwarz. Gerade heute konnte er diese Stunde genießen, denn der Ort, an dem er stationiert war, galt unter seinen Kameraden als Atempause, als gemütliche Auszeit. Zu weit entfernt war er von möglichen Eingängen der Stadt, eine kleine Einbuchtung zwischen fließendem Gestein, Gebirge, dem Rauschen des Meeres, naher Steinklippen, einem dichten Wäldchen…Er stockte.

    Während seiner gedanklichen Aufzählung waren seine Augen langsam gewandert, um plötzlich den Blick zweier unverwandt starrender, leuchtend roter Punkte zu kreuzen, die im dunklen Schatten naher Bäume entflammt waren. Auch angestrengtes Blinzeln half ihm nicht, einen zugehörigen Körper auszumachen. Die zwei blutroten Sphären schienen dem Schatten des Waldes selbst zu entspringen, ihn weiter mit einem endlosen Starren zu traktieren. Ein sanfter Windhauch raschelte durch herbstliches Laub, trug ein Knarzen von Holz mit sich, fast als würde der wenig entfernte Hain ausatmen.
    Langsam, geführt von einem Gefühl aufkommender Unruhe, wanderte seine Hand zu der Waffe an seinem Gürtel. Ein halber, geübter Schritt vorwärts ließ ihn in eine lockere Verteidigungshaltung fallen, eine einstudierte Bewegung, die ihm schon oftmals gute Dienste geleistet hatte. Oftmals, doch nicht immer, wie sich herausstellen sollte.

    Die Windbö ebbte ab und erzeugte auf diese Weise einen leeren Raum, gefüllt mit unwirklicher Stille. Langsam schienen die Äste, die Stämme der Bäume in seiner Sichtlinie, nach oben zu wachsen wie sich ausstreckende Finger. Schatten vibrierten, leckten als schwarzes Feuer über jenen Erdboden, der das Unterholz von ihm, dem Gebirge und dem Lavafluss trennte. Geisterhafte Schemen, oftmals nur grob umrissen, lösten sich aus der schwarzen Flut, strömten in die Höhe wie fließendes Wasser.
    Ein Hüne mit einem mächtigen Zweihandschwert. Eine Frau und ein Kind, in vertrauter Umarmung. Drei Wölfe, deren rauchige Klauen tiefe Risse ins Gras gruben. Ein weiterer Krieger, in vollem Lauf, scheinbar ziellos in Richtung des glühenden Baches. Seltsam beruhigend wirkte dieses Schauspiel, untermalt von einem unheimlichen Flüstern am Rande seiner eigenen Wahrnehmung, ohne Bedrohung, ohne direkten Angriff.

    Immer noch starrten die flammenden Augen aus dem Dunkel des Waldes, aus dem Zentrum der sich entfaltenden unwirklichen Szenerie. Immer noch starrte er zurück, die eigene Hand wie festgefroren auf dem Griff seines Säbels, der ganze Körper versteinert in seiner doch so sicher einstudierten Haltung. Weitere Schemen strömten aus den Schatten hervor, während alte Umrisse wieder mit dem Hintergrund verschmolzen. Ein Geweih aus dunklen Dornen, spitze Zähne aus glänzendem Teer, winzige Spitzen, die sich langsam um seine Füße herum aus dem Untergrund schälten.

    Ein weiteres Blinzeln und der Spuk war vorbei. Keine aus der Nacht gegossenen Phantome mehr, kein Wispern, kein sich aufbäumender Wald. Keine starrenden, tiefroten Augen aus dem Nichts. Doch der Wind, der war wieder gekommen, um die vorherrschende Leere mit seiner sanften Berührung zu füllen. Verwundert wanderte sein Blick in der Umgebung umher, während er langsam die Hand von seiner Waffe löste. Später sollten ihm seine Kameraden berichten, dass auch sie ein seltsam lautes Rauschen des Waldes vernommen hatten. Seine eigenen Erlebnisse behielt er jedoch für sich. Niemand sonst schien etwas gesehen zu haben. Nur die Klauenspuren, von nebelhaften Wölfen hinterlassen wie zornige Risse, ließen ihn diesen Abend allerdings so bald nicht mehr vergessen.


Zuletzt bearbeitet von Ulfur Wikrah am 10 Dez 2022 12:32, insgesamt einmal bearbeitet
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Hekja Mandre





 Beitrag Verfasst am: 24 Mai 2023 04:30    Titel:
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Die Gespräche mit dem Ahnenrufer haben ihre Spuren bei Hekja hinterlassen, sie wollte Ihm helfen und so machte sie sich an die Arbeit.

Einige Tage sah man die Hünin an der Esse und dem Amboss, auch wenn es nichts besonderes war die Eisenhand dort zu sehen, dort hörte man wie sie immer wieder auf das Metall einschlug, wenn einer einen Blick darauf warf, sah jener wie sie dabei war ein Sax aus Eisen zu formen. Dieses diente als Grundform für die nachkommende Arbeit. Als sie es vollendet hatte baute sie einen kleinen flachen Kasten welchen sie dann mit Sand füllte.

Der Sand wurde in dem Kasten feste eingedrückt, er musste Stabil genug sein. Mit dem Eisensax wollte sie einen Abdruck hinterlassen, was ihr damit auch gelang, dass Sax wurde wieder entfernt und hinterließ im Sand eine schöne Form.

Als erstes goss sie das Altgoldenes Sigrblot-Harz ganz dünn in die Form, dann verteilte sie vorsichtig die Splitter so gut wie möglich in das flüssige Harz, als es einige Zeit getrocknet war, goss sie die Form vollständig aus.

Der flüssige Harz vereinte sich mit dem Holz, schon jetzt konnte man erahnen wie schön dieses Schwert später aussehen würde, wenn es gelingt dieses Harz auszuhärten.

Ein Erdloch buddelte sie und machte ein Feuer darin, als die Glut fast erloschen war legte sie die Holzkiste darauf und schüttete das Erdloch wieder zu, einige Tage ließ sie den Kasten in dem Loch, als sie es wieder aus diesem herausholte befreite sie das Schwert vom Sand und bearbeitete es zu einer vollendeten Klinge.

Erkennen konnte man die Splitter und doch sah es aus wie ein Schwert aus Holz, das Harz hatte sich völlig gehärtet, durch die Bearbeitung von Ihr wurde daraus eine richtige Klinge, diese übergab sie dann dem Ahnenrufer.


Zuletzt bearbeitet von Hekja Mandre am 24 Mai 2023 10:45, insgesamt 2-mal bearbeitet
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