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Eine unendliche Geschichte
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Eine unendliche Geschichte
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Raia Lathaia





 Beitrag Verfasst am: 17 Apr 2023 10:18    Titel:
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Es war lange her, dass sie dort oben war. Im höchsten Raum des Klosters, zwischen Bücherregalen und einer sagenhaften Aussicht. Ihr Ort der Stille.
Der Wind wehte seicht, aber kalt durch das geöffnete Fenster.

Sie brauchte Kraft und Geleit.

Raia hatte in ihrem bisherigen Leben wenig Konflikte erlebt, in welchen sie selbst beteiligt war.
Berenguers Distanziertheit stach wie ein Dolch ins Herz. Raia empfand viel Verständnis und die Gebete der letzten Wochen baten inständig, dass auch er einst verstehen würde, warum sie so gehandelt hatte.

Zum wiederholten Male ordnete sie ihre Haare neu und versuchte die unbändigen Wellen in einen akkurat geflochtenen Zopf zu bekommen. Es wollte nicht recht gelingen.

Berenguer war nicht nur ein Bruder im Glauben sondern viel mehr ein Freund, ein großer Bruder, den sie nie hatte, ein Vertrauter.
Und so offenherzig Raia auch immer war, so wenig derlei Beziehungen pflegte sie. Es gab nur wenige Menschen, die ihr wirklich nah waren.
Denn sie war in ständiger Sorge jemanden wieder zu verlieren. Bisher galt die Angst eher äußeren Umständen und nicht ihrem eigenen Verhalten als Ursache.
Und sie spürte, dass er ihr fehlte...

Tief atmete sie die kalte Morgenluft ein, klar und erfrischend.

Und noch mehr wurde ihr bewusst, dass es ihr an Freundschaften mangelte.
Sie war umgeben von wahren Menschen, kontinuierlichen Kontakten... doch wahre Freundschaft, eine Schulter zum Anlehnen... Rat einholen, sogar die ein oder andere verbale Ohrfeige... es fehlte.

Temora war ihr stets und auch in Zukunft die erste Ansprechpartnerin. Doch ihre Visionen waren vage und es wäre auch vermessen sie als "Freundin" ob derlei Dingen zu betrachten.

Der einzige Mensch, den sie nah an sich gelassen hatte, war so viel in seinen Pflichten eingebunden, dass sie ihn nicht behelligen wollte. Außerdem spürte sie, dass, um so stärker die Zuneigung geworden war, auch die Angst des Verlustes über die Maße machtvoll wurde. Daher waren die Gefühle mit jedem Tag ein wenig mehr in eine abschließbare Schatulle gewandert und Raia suchte den Schlüssel kaum mehr.

Als Priesterin folgte sie vor allem dem Pfad der Gemeinschaft. Als Mensch... war sie alleine. Der Turm, die menschenleere Bibliothek - ein Sinnbild.

Bisher fand sie das immer richtig. So konnte sie allen gleichsam ihre Aufmerksamkeit schenken, alle gerecht behandeln und war nicht abgelenkt.

Doch, wie sollte sie den richtigen Rat geben, die richtigen Entscheidungen treffen, wenn sie derart entfremdet von der Welt war?

Die Lippen bildeten schmale Striche und die Wut stieg in ihr auf. Blanke Wut über sich selbst. "Dummerchen!", raunte sie scharf zu sich selbst.
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Raia Lathaia





 Beitrag Verfasst am: 29 Jul 2023 08:48    Titel:
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Raia war außer Atem. Sie rannte hin und her, schrieb Nachrichten, schickte Boten. Der Riss.... ein massiver, dunkler, bedrohlicher Riss lag direkt vor Schwingenstein!

Raias Atem ging noch schneller, obwohl sie saß. Vermutlich das erste Mal seit Tagen. Geschlafen hatte sie nur in der Meditation, denn sie kam einfach nicht mehr zur Ruhe.

Jene, die Zeit hatten, die Priesterin zu beobachten, konnten sehen, dass immer wieder kleine bläuliche Funken hinter ihr her stoben. Der sonst artig akkurate Zopf war nur noch ein wildes Geflecht und drohte alsbald gänzlich auseinander zu fallen. Die Robe war schmutzig und knittrig und man hörte das leise Klirren des Schuppenpanzers darunter.
Diese Bedrohung, diese nicht aufzuhaltende Spaltung der Erdoberfläche, die Kristallwesen..

Immer wieder betrachtete sie die Einzeichnungen Andras auf der Karte. Der Riss hatte sich vom Kloster ein wenig abgewandt und es schien ihr zumindest unwahrscheinlich, dass er sich nun wieder in ihre Richtung bewegen würde. Aber was wusste sie schon... Wie sollte man eine solche Entwicklung voraussehen?

Momentan jedenfalls schien er sich gen Varuna zu richten. Das bedeutete, dass weder das Kloster, noch die Burg, noch Berchgard stark bedroht wirkten.

Dennoch.... Wieder ging der Atem viel zu schnell und eine Kraft breitete sich in Raia aus, die sie zwar schon dann und wann erahnt, aber nie zuvor in dieser Intensität gespürt hatte....

Immer wieder war sie durch Schwingenstein gelaufen, hatte versucht die Menschen zu beruhigen, sich selbst ohnehin.
Seelsorge, Korrespondenzen, Kraft sammeln in der Meditation.

Sie stand vor dem Anwesen von Sankurio und hielt inne... Dann trat sie ein, ging zum Schrein und kniete nieder. Leise:

"Beak, Du bist gewiss furchtbar weit fort... doch hoffe ich, dass der Herrin Schwingen meine Worte zu Dir tragen! Ich bitte Dich, kehre heim - zurück nach Schwingenstein! Nie haben wir... habe ich Dich mehr gebraucht!
Diese Welt scheint auseinander zu brechen und ich ersuche Dich, ihr und mir Halt zu geben, damit wir alle überleben! Andra und Alexander sind vollkommen und Schwingenstein so gut es eben ob jener Bedrohung geht, geschützt... Doch der Freiherr, der Ritter... der Freund.. Du fehlst!"

Es folgt ein, für Raia ungewöhnlich kurzes, wenngleich inständiges Gebet an die Herrin, dann kehrt sie auf den Klostervorplatz zurück.
Ansprechbar, bereit und voller Hoffnung!
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Raia Lathaia





 Beitrag Verfasst am: 24 März 2024 21:59    Titel:
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Die Sonnenstrahlen kitzelten in Raias Nase. Die Vögel zwitscherten bereits munter. Raia drehte sich in dem gemütlichen großen Bett gen Fenster und sah hinaus. Das Tageslicht war längst angebrochen. Es musste schon später Morgen sein. Ein langer Atemzug, ein vertrauter doch ungewohnter Geruch ließ sie auf lächeln. Schlaf… Endlich hatte sie Schlaf gefunden. Womöglich viele Stunden. Ganz und gar außergewöhnlich. Raia lauschte ins Haus. Stille. Hier und da vernahm sie das Knistern des Kamins, dessen Feuer vermutlich am frühen Morgen neu entfacht worden war. Kein Knarzen der Dielen, keine Stimmen – Ruhe. Der Duft eines wohltuenden Tees geriet in ihre Nase und sie drehte sich herum zum Nachttisch. Einmal mehr lächelte sie innig, setzte sich auf und ergriff den immerhin noch lauwarmen Tee. Sie bedachte Beak mit einem stillen Gebet und hoffte, er würde die Wärme der Herrin spüren, wo auch immer er gerade sein möge. Raia blieb einfach im Bett sitzen. Mit sich, dem Tee und einer unendlichen Ruhe. Es musste Jahre her sein, dass sie das tat. Und es war so unendlich erholsam. Pause.

Wenn der König am Abend überraschend an der Türe klopft, muss man schon mal nachdenken, ob man träumt. Welch ein Abend, welch ein Gespräch, welch ein Wegweiser. Welch Frieden!

Auch sanfte Zügel können führen… Raia lag nach einem ausgedehnten Spaziergang wieder im großen weichen Bett und sah gen Decke. Das lange und überaus innige Gespräch mit Helisande zeigte immer mehr Wirkung. Raia legte sich unter die warme Daunendecke und schmiegte sich in die weichen wohlduftenden Kissen. Wohlig war ihr endlich wieder. Nein, die beiden Frauen hatten die Welt nicht gerettet, nicht mal die Dunkelheit mit dem Schwert vertrieben, sie hatten auch keine diplomatischen Entscheidungen getroffen. Sie hatten sich etwas geschenkt, so glaubte Raia an diesem späten Abend. Ein wenig inneren Frieden, einen zarten Funken Ruhe und ein kleines und doch beständiges Licht der Hoffnung.

Nur noch ein wenig… einige wenige Tage hier bleiben.. zur vorherigen Stärke und Hoffnung zurückfinden – nur ein wenig nur Raia sein… Schlaf. Ein langer erholsamer Schlaf.
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