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[Q] Veirrungen, Verwirrungen und Prüfungen
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Veirrungen, Verwirrungen und Prüfungen
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 05 Nov 2020 22:52    Titel: [Q] Veirrungen, Verwirrungen und Prüfungen
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Unruhig der Schlaf, trotz all der Abhärtung und den Jahren der Entbehrung, trotz Selbstgeißelung und eisernem Willen, schlichtweg unruhig... unsicher... schwach? Überschattet die innere Resolution, gepaart mit messerscharfem Geiste und agiler Stärke, von den dreckig-garstigen, vollkommen irrationalen Welt der Gefühlen. Allein die Präsenz des Wortes in seinen sonst so effizienten Gedankengängen ließ ihn das Gesicht voller Ekel verziehen, die spitzen Zähnchen zeigten sich und er spuckte auf den dunklen, kühlen Steinboden des Axorn aus.
Eine Ambivalenz zur Welt der Menschen war durchaus nachvollziehbar, nein verständlich, denn er umgab sich bereitwillig mit ihnen, lief sicher über den schmalen Grat zwischen den Wurzeln des eigenen Volkes und der Mischgemeinschaft, die sich durch den Glauben an den Vater, an Alatar, nun einmal ergab. Vielleicht hatte das Spuren hinterlassen? All die Glaubensgespräche, Messen und Unterweisungen in Verbindung mit der gefühlsduseligen Rasse der Menschen? Ja, mit Sicherheit war dieser Aspekt in den letzten Jahren keineswegs spurlos an ihm vorbeigegangen aber war hier auch der Grund für die innere Unruhe, die sich bis weit in den Schlaf und die Träume der letzten Wochen und Monde fraß, zu finden? Nun, dies wiederum wagte er zu bezweifeln und haderte unstet, als ihm ein ganz anderer Grund in den Sinn kam...

… Vater hatte sie geprüft, hatte ihr den essentiellen, glorreichen Unterschied zwischen den verkümmerten, goldenen oder grünen Vettern gezeigt und noch während er ihr die Augen öffnen konnte, musste sie doch einmal fast in die Rolle der verhassten Verwandten schlüpfen, taumelte nahe an der Grenze zwischen Silber und Gold, bis sie die Kraft tief in sich fand, die neue Stärke der Letharen in dieser seltsamen Verbindung zu entdecken. Nie hatte er Zweifel am Willen seiner Mentorin gehabt, nie geglaubt, sie würde hier scheitern und zu einem weichen Häufchen Lichtgefühl werden und doch... ja, doch waren ihm Szenen der Zeit ihrer Prüfung so fest und glühend in den Geist gezeichnet, dass er sie nicht vergessen konnte. Schlimmer, er begann diese heimlich zu betrachten, sinnierte darüber, verband etwas damit, was tiefer in der Brust eine hässliche, kleine Saat gesetzt hatte, die nun keimen wollte.

Ihr Blick, so seltsam, so falsch aber dennoch... schön? Ein einziger Blick nur, entstellt durch die geistige Vernebelung der Prüfung und doch galt er ihm. Sein Blick, ein kleiner Moment nur, ein Blinzeln und es war vorbei aber auf ewig bewahrt in den tiefen Schubladen letharischer Erinnerung.
Ihr Lächeln, so zart, so irritierend aber trotzdem... faszinierend? Dieser winzige Augenblick, in dem sich die Mundwinkel hoben und kein Hohn die Lippen kräuselte, kein sarkastisches Zähnezeigen, sondern ein seltsam sanfter Hauch darin wogte, der tief in seinen Geist schwappte und ebenfalls nicht vergessen werden konnte.
Ihre Berührung, so kurz, so fürsorglich aber auf jeden Fall... ihm gewidmet. Ah, er wusste, dass sie in dem Moment den Mael'Qil sah, nicht ihn. Er war nur Gestalt, doch sein Gesicht hatte sie nicht wahrgenommen, dachte sie würde nach einem Anderen haschen aber dennoch glaubte er selbst jetzt, wo er sich die längst vergangene Szene vors geistige Auge führte, die schlanken Finger kühl und weich an seinem kahlrasierten Schädel zu spüren und ein zorniger aber auch milde verzweifelter Laut entwich der Kehle knurrend.


Ekelhaft – eigentlich!
Sie hatte ihn im Stich gelassen und der Mael'Qil ebenfalls. Sie beide waren aus seinem Umfeld verschwunden, hatten ihn mit all den Menschlingen und ihren verweichlichten, wirren Gefühlsregungen zurück gelassen, die nun abzufärben begannen, in ihn hineinätzten wie schwache aber beständige Säure, die seine Erinnerungen langsam zu pervertieren drohten und neben dem Zweifel auch Schuld aus ihm herauspressten. Schuld, weil sie das Weibchen des Mael'Qils war und seine Rune trug. Schuld, weil sie seine Mentorin war und all das ohne diese menschliche Verdrehtheit nie passiert wäre! Schuld, weil er sie und den Mael'Qil verloren hatte!
Er griff sich an den Kopf, wollte Haare raufen, die aufgrund seiner perfektionistischen Ader nicht einmal mehr im Ansatz dort zu finden waren.
Nach einem Ausbruch der blanken Wut und schwelendem Zorn, übermannte ihn die Müdigkeit, doch graute ihm vor dem Schlaf und den Träumen, die ihn heimsuchten.
Träume vom emotionalen Dasein eines Menschen...

Wie konnte der Junglethoryx auch nur erahnen, dass seine Prüfung bereits seit geraumer Zeit begonnen hatte, dass goldorangene Blicke Nacht für Nacht tief in seine Verwirrungen und Verzweiflungen starrten und dem, den er voller Inbrunst „Vater“ nannte, selbst zu denken gaben.
Ah, die Motivation eines Gottes zu ergründen, steht nicht einmal einem Erzähler zu und doch ist es wohl sicher zu sagen, dass der Strudel des Wandels, in welchen die Welt Alathair mit Beginn des Himmelsriss' gezogen wurde, auch - oder erst recht - die Götter selbiger Sphäre alles Andere als unberührt ließ. So entschied sich Alatar, der nachtschwarze Panther, der freie Gedanke Alathairs, seinen passend gedanklichen Anstoß für den Junglethoryx' mit einem resoluten Hieb der Tatze auch noch zu unterstreichen:

Tief in den verschlungenen Traumpfaden wandelte ein Letharf halbverirrt durch den Dschungel an Emotionen zweier Völker und sah die Schwäche darin, begann ihr zu fliehen, bis sie ihn wie klebriger Treibsand langsam aber geduldig einholte. Schneckenartig legte sie sich um die Knöchel, wanderte daran empor und begann seinen Körper geduldig und doch unbarmherzig einzuhüllen. Als er die Augen schließen musste und sich mit all der noch verbliebenen, sturen Gegenwehr auf ein fulminantes Ende vorbereitete, da sickerte es plötzlich durch die Poren hindurch, drang tiefer, fraß sich gierig durch Fleisch, Sehnen und Knochen, bis es eine Ebene fand, die Geist, Wesen und Seele verborgen hielt. Hier erst blühte es auf, durchbohrte ihn so jäh und schmerzhaft, dass etwas splitterte und Veränderungen verursachte. Grauenvolle Veränderungen. Ächzend, nach Luft schnappend und dennoch in den Gefühlen ertrinkend, musste er mitansehen, wie seine spitzen Ohren zusammenschrumpelten, runder wurden, die scharfen Zähne stumpfer, braver und gerader schienen, ja, sogar seine Haut die stolze, mystisch dunkle Farbe gegen ein helles, verletzliches Braunrosa tauschte. Einzig das intensive Smaragdgrün seiner Augen blieb ihm und mit Entsetzen starrten diese Augen panisch in den Gefühlsdschungel, schrien stumm nach Hilfe.

Dann riss ihn etwas aus dem unvorstellbaren Grauen des Traumes und noch ehe er zitternd die Lider heben konnte, raunte eine samtig dunkle, ewig vertraute Stimme leise und nicht ohne den neckenden Anflug von süßlicher Ironie:


„Wie gut, dass es nur ein Traum war, mein Kind... nicht wahr?“



Zuletzt bearbeitet von Der Erzähler am 06 Nov 2020 10:25, insgesamt einmal bearbeitet
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Ryl'xarul





 Beitrag Verfasst am: 06 Nov 2020 19:29    Titel:
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„Wie gut, dass es nur ein Traum war, mein Kind... nicht wahr?“ - oh wie diese Worte nach hallten.. Die Präsenz Vaters war ihm bekannt auch seine Macht war ihm bekannt.. doch dies war gewiss etwas anderes.. ungläubig der Blick in sein Spiegelbild in einem der Tümpel im Axorn, ein minutenlanges Reiben an den Augen, der Haut gefolgt von einem innbrünstigem Stampfen auf das Spiegelbild.
"Nein.. das ist nicht möglich..", schnellen Schrittes tritt er in den Bankturm um dort in den Kristallspiegel zu sehen, doch auch hier.. nichts neues - mit selbiger Innbrunst zerschlägt er den Spiegel ehe er den Helm aufsetzt und die Haut bis auf die kleinste Stelle bedeckt und zum Tempel schreitet um sich dort für einige Stundenläufe dem Gebet zu widmen und Nachforschungen anzustellen. Was war geschehen? War dies das Werk von den Ketzern? War er unvorsichtig geworden? War er immernoch im Traum gefangen?

Soviele Fragen und doch keine Antwort die er fand..

Der Zorn in ihm wuchs, mischte sich mit Verwirrung und scheinbar zusammenhanglosen Gedanken - bis ihm eine Situation einfiel..
die Prüfung der Lethoryxae - doch war dies hier anders.. sie hatte damals nur einen Schimmer auf sich.. er, hatte sich zu einem Menschling gewandelt - das was es galt in sich auszumerzen, alles Menschliche wie Gefühle, er war abgestumpft nahezu schon leer von jenen Gefühlen.. doch plagten ihn die Gedanken, "Habe ich versagt..?.. Wäre die Lethoryxae hier.. wüsste sie was vor sich geht?".. Ob den Gedanken an seine Mentorin packt ihn der tiefe Groll.
"Sie ist nicht mehr hier.. sie liess mich im Stich.. mit den Menschlingen..allein, sie sind bisher stets verbündete gewesen, ganz gleich was geschehen ist.. doch sind sie nicht meine Geschwister nicht meine.. "
- in selbigem Moment durchdringt die Ritualklinge seinen Oberschenkel - der Schmerz ist immer ein Mittel gewesen sich von den Gedanken zu lösen, sich vom Stillstand zu befreien.. jene Gedanken durften nicht wiederkehren.. nicht ausgesprochen werden, sie galt es auszumerzen und eine Antwort auf seine scheinbare Wandlung zu finden - doch wo galt es zu beginnen?
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Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 07 Nov 2020 14:20    Titel:
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Zorn hilft nicht gegen Veränderung, und Wut nicht gegen Umbruch,
die Wandlung kommt, den Ärger kann man sich sparen.
(Gerd Peter Bischoff)


An und für sich fing der Abend regelrecht harmlos mit einer Versammlung an, die wenig Unerwartetes, aber viel Unschönes zu Tage förderte. Vorgänge auf dem Festland wurden dargelegt, bevorstehende Vorhaben in Rahal und Umgebung. Einzig die Zuversicht wollte ihn selbst nicht so packen, wie manch anderen, aber er bemühte sich, es für sich zu behalten und nicht nach außen zu zeigen. Und weil er nichts anderes zu tun hatte, außer zuhören, einige Notizen zu machen und einen einzigen Kommentar beizutragen, nutzte er die sonstige Zeit das Verhalten der Anwesenden zu beobachten. Nicht nur das, der ihm am Fremdesten, sondern auch das, der ihm bekannten Menschen und Verbündeter. Allerdings fand er auch hier wenig Überraschendes – auf dem ersten Blick.

Die sollte er erst später bekommen, nach der Versammlung, in dem vorderen Bereich des Axorns, als der Bruder im Glauben, die Maske buchstäblich fallen ließ und er vor ihm stand, wie ein – ja, wie sollte man das beschreiben? So rosig wie ein frisch gebadeter Säuglingshintern? Er kam nicht umhin, die Frage zu stellen, ob er gerade überall so aussähe und als dies bejaht wurde, war er hin und her gerissen zwischen Lachen, Faszination, überwältigender Irritation und Überraschung. Anmerken ließ er sich nur die letzten drei Gefühlschwankungen. Das Lachen verbiss er sich, denn er merkte durchaus sehr schnell, wie zornig es sein Gegenüber machte. Also nicht er, Till, sondern vielmehr die Situation an und für sich.

Dankbarerweise setzte der Letharf nach Aufforderung Maske und Helm wieder auf, denn es blieb zu vermuten, dass die anderen Letharen sich dieser Veränderung gegenüber auch nicht unbedingt positiv gegenüber verhielten.
Die erste Analyse? Ein Traum, der dem Ganzen vorausging und ankündigte, was ihm dann tatsächlich widerfahren war. Der Erste seiner Art, den er erlebte, der sich nicht unter Kontrolle hatte, was seine Emotionen anging, der Erste seiner Art mit rosiger Haut eines jungen Menschen, der Erste seiner Art, der eine Prüfung vom All-Einen auferlegt bekam, die es in vielfacher Hinsicht in sich hatte.
Till stellte Vermutungen an, und sobald es sich um Empfindungen handelte, die seinem Gegenüber nicht gefielen – naturgegeben – behauptete er, er hätte sie ausgemerzt. Nun ja, wohl nicht, nicht wahr? Da waren sie, direkt vor ihm, in all ihrer Vielfalt und Konsequenz. Es war… kompliziert, wie man so schön sagte.
Also wurde damit begonnen einige Empfindungen zu erläutern, ein kläglicher Versuch sie zu erklären, begreiflich zu machen, und zwar jemandem, der sich gegen all sowas grundsätzlich sperrte. Während des Gesprächs kam Till der unweigerliche Gedanke, dass das auch eine Lebensaufgabe sein könnte. Gleichzeitig fragte er sich, ob es der richtige Weg war.
So fiel am Ende sein Rat dergestalt aus, dass dein Bruder im Glauben zügig lernen musste die Gefühle zu beherrschen und nicht etwa versuchen sollte, sie auszumerzen – fürs Erste. Das ist der menschliche Weg. Irgendwas allerdings sagte ihm, dass sie danach zügig zum Letharischen zurückfinden müssten, denn er ging nicht davon aus, dass sein Gegenüber letztlich Mensch sein wollte, sondern das, als was er geboren worden war, ein Letharf durch und durch.

In einem war sich der junge Mann aber jetzt schon sicher: Dieser Anblick war für ihn persönlich ziemlich geschichtsträchtig und würde niemals wieder seine Erinnerungen verlassen, außer er fiele den roten Kristallen anheim und sie saugten es aus ihm heraus, wie die Mücke das Blut aus dem Menschen.
Was blieb, war die Preisfrage: Wie brachte man einem Letharfen Emotionen näher? Vor allem solch menschliche, wie Liebe, Zuneigung, Schmetterlinge im Bauch? Oder auch die ganz alltäglichen, die einem die Entscheidungen des Tages erschwerten? Gewissensbisse, Zweifel, Irritation, Unsicherheit.
Es gab noch zig Fässer voll mehr an Emotionen, die er nicht einmal selbst benennen konnte und sie alle machten einem ja gerne mal das Leben zur Hölle, wenn man es zuließ. Und jemand ohne Erfahrung im Umgang damit? Oder jemand, der nicht wusste, wie man sich geübt in Verdrängung übte, oder wie man diese Emotionen einfach hinnahm und trotzdem entschied? Der konnte schon mal einfach stehen bleiben und Bauklötzchen staunen.

Auf dem Heimweg gönnte er sich trotzdem ein Grinsen. Säuglingsrosane Haut, überall. Und die Vorstellung, dass selbiger wie ein Kleinkind vor einer eigentlich geringfügigen und harmlosen Entscheidung stand und Bauklötzchen staunte, drehte und wendete. Irgendwie hatte dieses Bild etwas… so Suspektes, dass es in ein Possenstück gepasst hätte.

Nein, da war etwas, was der Letharf nicht verraten hatte. Was er partout verschwieg. Möglicherweise war es ihm peinlich, oder nicht bewusst, oder er hatte es verdrängt, oder er verbat sich hinzusehen. Aber wie in allem, da war sich Till sicher, lag die Lösung irgendwo da verborgen, wo es seinen Anfang genommen und sich fortgesetzt hatte. So war es auch in Geschichten immer.
Das wiederum ließ ihn zum Riss hinaufschauen. „Und bei dir ist das auch so. Verdammt sollen wir seien, wenn wir nicht dahinterkommen, wart’s nur ab.“


Aller Rätsel Lösung liegt im Kontext.
(Andreas Tenzer)




Zuletzt bearbeitet von Till Angerlohe am 07 Nov 2020 23:50, insgesamt einmal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 07 Nov 2020 15:19    Titel: Des Nachts
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    Illusionen sind das Vorrecht der Jugend; im Alter ist dafür kein Platz mehr.


    Dunkel schlingen sich schwarze Schwaden um Gedankengänge, die tief in Erinnerungen der Vergangenheit gefangen sind. Sie schlängeln sich widerlich windend um den kahlrasierten Kopf eines Letharfen, oder das, was von ihm übrig geblieben ist. Die Spitzen des Schatten kitzeln an den Ohrläppchen, tänzeln am äußeren Rand entlang und dringen schlussendlich unüberwindbar in den Hörkanal, um ihren Weg in das Innerste zu finden. Dort wo sie sich festsetzen, manipulieren sie die vergangenen Ereignisse, oder fügen sie gar neue hinzu? Hat dieser Letharf sie bereits gesehen, oder ist es nur eine Ahnung von dem was passiert sein könnte, passieren würde, niemals gesehen wäre?


    Die Dunkelheit verdichtet sich, es ist stickig, als wolle man dringend nach Luft schnappen. Hier ist es kalt, als habe jegliches Leben diesen Ort bereits verlassen - ein Grab. Steinern, in die tiefen aus Fels und Kristall geschlagen, für immer dort hinterlassen. Das Andenken der Ersten, ein Vermächtnis, welches man nicht zu stören vermag. Und dennoch.. am kühlen, leblosen Boden kniet eine Gestalt. Die dunkelrote Robe ist durchtränkt, gar nass, und auch ihre Hände sind von einer Flüssigkeit bedeckt, welche förmlich zu riechen ist. Scharf wie Eisen, salzig.. kein Zweifel besteht darin, dass es sich um reines Blut handelt. Die Runennarben im Gesicht der Gestalt zeichnen tiefe Furchen in das kummerverhangene Gesicht, ein Kummer, den man am eigenen Leib spüren könnte, würde man sich in ihre Richtung trauen. Das Gefühl, welches so unscheinbar vergraben lag, hängt wie ein dichter Vorhang aus Gewitterwolken um die Lethra herum - man will ihn greifen, doch man kann ihn nicht erreichen und nichts scheint ihn berühren zu können. Das Gesicht ruckt herum, die Zähne zeigen sich wie bei einem Raubtier, welches seine Beute zu verteidigen weiß. Unverkennbar - es scheint die Lethoryxae mit dem Namen Anwa'qulae zu sein, denn die Runen auf ihrem Gesicht verlaufen in vertrauter Natur ihren Hals hinab und enden am Robenkragen. Ihr Name bohrt sich noch während der Beobachtung hallend in den träumenden Glatzenkopf. Doch was genau verteidigt sie dort? Ein Handstrich ist zu beobachten, so zärtlich, dass selbst der kalhköpfe Letharf es an der nackten Haut zu spüren vermag, doch er ist nicht ihm gewidmet, dieses Mal nicht. Die dunklen, mondschimmernden Fingerspitzen treffen auf hellgraues Filzhaar, welches ebenso leblos wie dieser Raum am Boden liegt. Dort wo ein weiterer Lethar seine Essenz verloren, und sie mit all seiner Erfahrung zurück an den Schöpfer geschickt hat. Hier an diesem Ort hat der Mael'qil, dessen Rune sie trägt, sein Leben hinter sich gelassen.

    Die Zeit steht einen Augenblick lang still, ehe ein markerschütternder Schrei das Innere des Grabes durchdringt, um die ewige Ruhe zu stören. Der Leib der Lethra erzittert unter der eigenen, schmerzerfüllten Stimme. Die Gräber am Boden scheinen den Ton aufzufangen und in ihr Innerstes zu schließen, denn der Ton verklingt nach und nach. All der Schmerz und das empfundene Leid sind in diesem Ton zu hören, welcher sogar dem Kahlgeschorenen noch einen Moment in den Ohren hängen dürfte. Die eben noch gefühlte Trauer und all die Wut im Leib der Lethra versammeln sich und eine andere, ungewohnte neue Art der Stärke breitet sich aus, lässt die Trägen Schwaden aus Hass tänzelnd und unruhig umherwabbern, welche den leblosen Raum für sich einnehmen und ihn kurz mit etwas anderem als Tod beseelen. Als sie sich erhebt, ist ihr Gesicht ein anderes, nicht mehr in völlige Zweifel verzogen, sondern in tiefe Entschlossenheit. Nichts mag an ihrer Stärke und der Verbindung zu ihrem Schöpfer zweifeln lassen, selbst die ungewöhnlichen Tränen hinter dem Gemäuer nicht. Denn Vater sieht und hört alles. Ein jähes Ende des Traumes, der Vergangenheit, oder war es doch nur eine Vision?



    Ein scharfes Knallen, welches eine schlagende Hand auf einer ruhenden Wange auslöst, dann ein sich ausbreitendes Brennen unter der Haut, das sogar eine Rötung zu hinterlassen vermag, ehe der Letharf aus diesem Traum aufschrecken dürfte. Das Zischen in seinem Ohr ist ein grausam warnendes:
    "Nicht mehr meine Geschwister?!" - hallt es entzürnt nach, als er die Augen öffnet - dennoch ist er allein. Nur die kühlen und strafenden Finger seiner Mentorin sind zu spüren, ohne jegliche Zweifel. War sie hier, oder war das alles nur eine spielerische Triezerei ihres Vaters, ebenso spielerisch wie das Lächeln auf den dunklen Lippen der Lethoryxae, welches niemals ganz ohne Hohn ihre Züge traf.

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Ryl'xarul





 Beitrag Verfasst am: 08 Nov 2020 14:10    Titel:
Antworten mit Zitat

Diese Finger.. diese Stimme, viel Zeit ist vergangen seit er sie gespürt oder gehört hatte.. das Lächeln auf den dunklen Lippen, welches der Letharf von seiner Mentorin nur selten zu sehen bekam..
Und doch wusste er es war SIE, als ob die Verwirrung bisher nicht genug wäre saß er in seiner Höhle am Schlafplatz, die Hand an der Wange.. Erinnerungen an vergangene Zeiten strömen durch den kahlen Kopf.. wie sie ihm mit der Gebetskette schwungvoll durchs Gesicht streichte.. wie sie ihn damals nach dem Kampf gegen Kragon mit nur einem Hieb quer durch die Höhle bolzte.. weil er der Aufgabe den damaligen Lethrixor mit seinem Leben zu beschützen nicht gerecht wurde.. Er wusste irgendwo war sie, nicht weit.. den kalten Raum aus Stein, aus dem Traum hatte er schoneinmal gesehen und doch schien eine Antwort noch fern..

Nachdem er sich in die frostige Grotte aufgemacht hatte mit einigen Streitern Vaters und sie geeint den uralten Baum bezwungen hatten kehrte er ins Axorn zurück, doch selbst jenes Abenteuer konnte er nicht geniessen wie sonst, selbst dort brach es immerwieder aus ihm heraus.. Unwillentlich, ging er die Kleine Schwester an, die stets respektvoll war und an derer Loyalität er nie zweifelte, wurde ein Opfer der Emotionen, doch wusste er so es etwas gibt, wobei die Dienerschaft behiflich sein könnte, werden sie jene Prüfung mit ihm bestehen und das Band zwischen den Kindern Alatars und der Dienerschaft stärken, so wie es bisher einige Male der Fall war.
Der Lethrusar, so arrogant und hochnäsig wie er ihm zu seiner Ankunft im Axorn damals vorkam, seine Aufgaben und Bestrafungen - kreativ und effektiv - so wusste er, er ist ein mächtiges Werkzeug Vaters, er hatte es ihm nie gesagt und doch war es ihm vermutlich bewusst, das Ryl'xarul jede Lektion seinerseits genoss, jedes Wort gierig aufsaugte welches den Wissensdurst stillen konnte.. Selbst wenn es mit einer Hand im Bunsenbrenner oder unzähligen Peitschenhieben ohne ersichtlichen Grund verbunden war.. Er hatte bereits unter der Jagd gemerkt, dass etwas nicht so ist wie sonst, er sprach ihn darauf an.. in jenem Moment überkam Ryl'xarul der Schleier an Emotionen, ein Griff an den Helm und die Maske und der sonst so nichts sagende Blick des Bruders änderte sich schlagartig.. Er erzählte ihm über die Träume und was geschehen war - nun sollte Ryl' sehen, dass die beiden ein ähnlicher Leidensweg verband, doch Jyn'drarr, der ältere von den beiden, hatte gelernt auf diesem Pfad zu wandeln und sich jenen zur Stärkung zu nutzen. Ryl' dagegen schien schon nah an der Grenze des Berstens zu sein, als kleines Hilfsmittelchen aus der Apotheke des Lethrusaren reichte er ihm Leth'amon.. ein Rauschmittel, wenn man es so sehen will.. doch sorgte es in jenem Moment für Klarheit, alles um ihn wurde kühl.. trist.. grau, der Wasserfall an Emotionen verebbte schlagartig.. Der Kälte geschuldet traten sie ans Kaminfeuer in der Höhle, als plötzlich dort Vater sich in der Gestalt des Panthers zeigte..? War es eine Halluzinazion der Rauschkristalle? War er schon so nah am Wahnsinn angelangt? Das Wort Tempel hallte in seinen Ohren ehe sich die beiden auf den Weg dorthin machten, wo er sich vor dem Altar niederliess, das kahle Haupt am schwarzen Boden ablegte und die Verbindung zu Vater suchte
Erfüllt von tiefem Hass und Zorn sprach er sein Gebet.. doch schien Vater daran zu zweifeln.. es muss ihn entzürnt haben, denn nach einigen Worten schleuderte er ihn aus dem Tempel.. Die sakrale Stille war abgeebbt, lediglich ein Wort war zu hören: "Blind".
Eine Schmerztherapie verordnet vom Lethrusaren, soll ihm Klarheit verschaffen so die Emotionen wiederkehren und ihn beginnen vom Weg abzubringen, mittels einer Tinktur welche ihm Schmerzen zufügte von denen er bisher nur ahnen konnte wie hoch sie das Niveau treiben können..

Eines war ihm klar, er ist und bleibt ein Letharf, ein Kind Alatars, was auch immer geschehen mag. "Für Vater!" drang aus seiner Kehle ehe er sich gen Tempel begab um dort im tiefen Gebet auszuharren..
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Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 09 Nov 2020 16:56    Titel:
Antworten mit Zitat


Die Definition der Bewusstheit ist kurz gefasst folgende:
Die ständige Prüfung sämtlicher körperlicher und geistiger Zustände.
(Shantideva)


Wie weit darf man jemandem bei seiner Prüfung, die der Herr ihm auferlegt hat helfen? Eine Frage, die er sich seit ein bis zwei Tagen stellte. Er konzentrierte sich auf den Traum inzwischen und unterdrückte die Labilität seiner Gefühlswelt offenbar mit Rauschmitteln. Es kam einer Verdrängung gleich, um sich auf anderes zu fokussieren. War es nicht eher die Gesamtheit, die er sich anschauen sollte?

Das war das Problem, wenn man sich selbst für jung und unerfahren hielt. Vielleicht sollte er diese Eigenart abstreifen und in etwas anderes wandeln. Selbstvertrauen und eine gesunde Risikobereitschaft auch mal daneben zu treten, zum Beispiel. Wer nichts wagt, macht natürlich keine großartigen Fehler, allerdings lernte man auch deutlich langsamer und Erfahrungen ließen sich so auch nur mittelmäßige machen. Womöglich sollte er aus der Prüfung des anderen selbst eine Lehre ziehen, zu der es keine Aufforderung bedurfte, sondern einfach, weil er für sich erkannte, dass er sich davon etwas mitnehmen konnte, auch für den eigenen Weg.

Im Grunde war es recht leicht zu erkennen, worin die Prüfung bestand, fand er. Ein Traum voller widersprüchlicher und für einen Letharfen untypischer Emotionen, die Haut, die einem Menschen glich, seine zuvor häufig gesuchten Kontakte zu den Menschen, sein deutlich umgänglicheres Wesen… tatsächlich hatte er zwischenzeitlich einige menschliche Züge im Verhalten angenommen, wenn man es recht bedachte. Diplomatischer, weicher? Bei Alatar, das sollte er ihm besser nicht in der Form unter die Nase reiben. Zum einen, weil er das gar nicht missen wollte, und zum anderen war er sich sicher, dass da kein Rauschmittel mehr helfen würde, wenn man ihm derartiges ins Gesicht sagte.

Mit einer unwilligen Geste trieb er den Gedanken fort, griff stattdessen eine Orange und machte sich daran sie zu schälen. Der Duft, den das Obst dabei jedes Mal verströmte, wurde auch jetzt genussvoll durch die Nase eingesogen und sorgte gleich auch für eine entspanntere Haltung trotz der Gedankengänge, denen er folgte.

Wie gut waren Letharen wohl darin sich selbst zu betrachten, sich zu reflektieren, vor allem ganz und gar ehrlich zu sich selbst zu sein und ihrem größten Feind – sich selbst – zu begegnen? Während er so darüber nachdachte, stellte er fest, dass er eigentlich viel zu wenig über das verbündete Volk wusste. Möglicherweise sollte er das mal beizeiten ändern. Dann, wenn wirklich Zeit dafür übrig war. Also nicht jetzt, nicht während des Kriegs gegen diese Invasoren. Höchstens, wenn es sich zufällig ergab.

Nun zur Preisfrage: Wie bekam man einen Letharfen dazu auf sein Innerstes zu blicken, noch dazu einen letharfischen Templer? Wie schaffte man es am besten, dass er sich buchstäblich selbst gegenüberstand, um zu erkennen? Um was genau zu erkennen eigentlich? Genau, sich selbst, und zwar in allen Facetten, Emotionen, im ganzen Sein.
Vermutlich konnte man ihm dabei nur ein Stück weit helfen. Die Augen öffnen, musste er am Ende selbst. Und war es nicht sogar das, was Alatar ihm einflüsterte? „Blind.“ War das Wort, von dem er erzählte, nicht wahr? Also… so durchdacht klang es einfach, umgesetzt war es aber ungleich schwerer. Am besten wäre es doch, er bekäme sein Spiegelbild vorgesetzt, als Begleiter neben sich. So einer, der alles genauso gestaltete und tat, wie er selbst.

Es erinnerte ihn ein wenig an das alte Kinderspiel, womit sein Bruder ihn immer in den Wahnsinn getrieben hatte. Dieses schöne Spiel „Alumener sagen alles nach“. Egal, was er damals gemacht oder gesagt hatte, sein Bruder hatte ihn nachgeahmt in allem, bis ihm selbst, dem Jüngeren, der Kragen geplatzt war und es mal wieder blutige Nasen und danach brennende Hintern gab, weil der Vater sie erwischt hatte und es dann nochmal zusätzlich den Hosenboden voll gab.
Er gönnte sich einen kurzen Moment in der Vergangenheit und in Erinnerungen zu verweilen und grinste dümmlich vor sich hin, dann verzog sich das Gesicht schlagartig sorgenvoll. Er hoffte inständig, es ging ihnen allen gut, auch wenn die Berichte über Shevanor anderes vermuten ließen oder düstere Bilder heraufbeschworen.

Eines nach dem anderen und alles zu seiner Zeit, ermahnte er sich selber und schob beide Probleme beiseite. Vielmehr begann er damit sich der Schreibarbeit mal wieder zu widmen. Es wurde Zeit.

***

Letharf willst du sein? Erkenne dich selbst! Oder ist es doch der Mensch in dir, der dich mehr anspricht? Ist da Mensch in dir? Sag mir wer du bist.



Erkenne dich selbst und lerne damit zu leben.
Verdränge nichts.
(Andreas Tenzer)


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Jyn'drarr





 Beitrag Verfasst am: 10 Nov 2020 05:20    Titel:
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Schmerzen. Was sind Schmerzen?

Subjektiv, es gab Menschen, die konnten Schmerzen widerstehen, die jeden anderen bereits die Sinne geraubt hätten. Doch es gab immer den Punkt, an dem der Schmerz triumphierte. Körperlicher Schmerz endete jedoch spätestens mit dem Tod. Letharen hingen tragen den Schmerz als eine tödliche Waffe am Waffengurt, denn mit ihr gemeinsam vermögen sie alles in zwei zu teilen, was sich ihnen nur in den Weg stellen vermag.

Schmerzen. Was sind Schmerzen?

Nüchtern betrachtet eine Reaktion des Körpers. Eine Empfindung nicht anders als lachen, wenn man gekitzelt wird. Er hat schon den ein oder anderen Schmerz erlebt. Sei es durch ein paar Peitschenhiebe oder durch scharfe Klingen. Doch anstatt darüber zu lachen, lernte er, den Schmerz zu kontrollieren, aus ihm heraus wuchs eine große Kraft die er sich zu nutzen machte.

Schmerztherapie bedeutet: Den körperlichen Schmerz
in eine Höhe beflügeln, die einen in den Wahnsinn treibt.
Feuergift als Basis sollte diesem Zweck dienlich sein.

Feuergift war vermutlich das dreckigste Gift, das ihm bekannt war.
Er hatte sie alle versucht, aber nichts kam dem Elend gleich, welches das Feuergift war. Ein Brennen, das durch den gesamten Körper wanderte. Unter den Nägeln, hinter den Augen. Bereits die stärkste ihm bekannte Version weckte beim konsumieren den Wunsch sich selbst die Finger abzubeißen, nur damit dieses verfluchte brennen nachlassen möge. Und genau dies wollte er nun weiter verbessern. Es würde arbeit sein, natürlich würde es das, sowie alles andere auch.

Wie kann er dem Bruder aus der wirren Gedankenwelt befreien? Es ist nicht so das er dem Bruder sinnlos Schmerz zufügen will, für ihn ist es Forschungsarbeit und zufällig geht es dabei noch dem Bruder aus der misslichen Lage zu befreien. Angetrieben von dem Gedanken wird er wie immer zielstrebig dieser Aufgabe nachkommen wollen.
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