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Alles unter dem Himmel
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Alles unter dem Himmel
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Arias Lasanar





 Beitrag Verfasst am: 10 Okt 2020 12:23    Titel: Alles unter dem Himmel
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    Prolog

    Es war früher Vormittag gewesen, als die seit Tagen in tiefem Grau über den Häuptern der
    Stadtbewohner hängende Wolkendecke endlich aufbrach. In der Luft hing der betörende Duft
    des Herbstes, von Laub, von Regen und im Wind kündete mit Kraft schon der eisige Vater
    sein kommen, zog es doch in den frühen Morgenstunden schon mehr als nur noch frisch an
    der Nasenspitze, hatte es in mancher Nacht nicht gar ersten Raureif auf die Wege gezeichnet?

    Die ersten Laubschwärme tobten in einer steifen Brise über den Marktplatz, den er von der
    Fensterlade im Obergeschoss des Stadthauses aus beobachtete, das er nun fortan sein
    Zuhause nannte. Nennen durfte. In das Sichtfeld des kreuzgerahmten Fensters und seiner
    vier Felder trat nun eine Patrouille von drei Soldaten, die dem stillen Beobachter endgültig
    verraten hätten, auf welches Pflaster welcher Stadt der klare Blick seiner Augen hinab blickte,
    als das goldene Aufschimmern auf einer Schulterkachel ihn geradewegs blendete.

    Denn als hätte der Himmel in dunkler Trauer sich, so war ihm der Eindruck gewachsen, einen
    tiefdunklen Schal um den Hals gelegt, war es in den vergangenen Tagen doch recht düster
    und als ob der Himmel Tränen um des verloren gesagten Sternenvater halber in endlosen
    Strömen vergiessen wollte, endeten die Regenfälle einfach nicht.

    Und doch begab es sich an diesem, noch ausgesprochen jungen Tag, dass goldene Lichtschächte
    auf die Welt hinab fuhren, nach und nach den Durchbruch durch das dunkle Dickicht wagten.
    Und mit dem Lichtschein wurden auch erste Fragmente von Farben wieder in das graue Trist
    zurück getragen, denn es gesellte sich nun Blau zum schimmernden Gold auf der Rüstung der
    herzoglichen Soldaten - Er war in Adoran.




Zuletzt bearbeitet von Arias Lasanar am 10 Okt 2020 12:24, insgesamt einmal bearbeitet
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Arias Lasanar





 Beitrag Verfasst am: 10 Okt 2020 12:25    Titel:
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    I. Kapitel - Die Maiden vom Aschenfelde

    "Und wie sie mir vom Fenster schaun'
    Gar manche winkt mit wildem Blicke
    Liebestoll sie aus den Häusern ström'n
    das ich davon noch fast erschricke!

    Feinste Schleier hüllen die weichen Wogen
    erfüllt von Anmut und von Würde
    Prinzessin eine jede, erwartet ihren Helde'
    Das sind die Maiden - vom Aschenfelde!

    Hold! Hold! Hold!"


    In diesen blumigen Worten, verfasst auf eine einfache, flotte Melodie, klang das in den
    Kreisen der fahrenden Kämpferschaft wohlbekannte Marschlied, "Die Maiden vom Aschenfelde".
    Es besang in ungezählten Strophen Preisungen die Vorzüge und Tugenden der ebenso zahlreichen
    Jungfern, die dort in der alumenischen Grenzmark Aschenfeld nur darauf warteten, von einem
    Helden gefreit zu werden.

    Und jede Kompanie, die einmal im Aschenfelde unter Kontrakt stand, hatte seine eigenen
    Strophen, einem althergebrachten Brauch gleich. Der eigentliche Schabernack an dem Lied
    aber war nicht etwa die zuweilen schlüpfrige Art und Weise des Ausdrucks, nicht der
    Überschwang. Nein, alles, doch nicht das.

    Es gab keinen Veteran, der die Melodie nicht kannte und keinen, der nicht um die Wahrheit
    im Kern jenes Liedes wusste : Im Aschenfeld gab es keine Jungfernnot, hatte es nie gegeben.

    Im Aschenfeld gab es nur Krieg und ewigen Kampf,
    waren nur Schwerter die Maiden der Heeresmänner.





Zuletzt bearbeitet von Arias Lasanar am 10 Okt 2020 14:48, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Arias Lasanar





 Beitrag Verfasst am: 10 Okt 2020 12:28    Titel:
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    II. Kapitel - Im Verborgenen

    In schwarze Tinte gefasst, auf ein reichlich schäbiges Pergament aufgetragen, verkündet eine
    verschnörkte Schrift in den Typen der alumenischen Allgemeinschrift die vereinbarten Termini
    für eine, abseits der großen und auch kleinen, freien wie gebundenen Häfen Gerimors ablegende
    Überfahrt, vereinbart auf einen kryptisch beschriebenen Ort, auf keinen Namen ausgestellt,
    nur mit einem Datum versehen.

    Es ist der dritte Lenzing des Jahres 251 - Und die ersten Frühlingsknospen wagen durch die
    von einer Vielzahl von Gefechten wieder und wieder aufgewühlten Schneedecke zu sprießen, die
    den Weg auf dem Felsen bedeckt hatte, welcher hinauf zum Leuchtturm des Freihafen Bajard
    führte.

    Gesäumt von zerhauenem und geschwärzten Fels hatte dieser Leuchtturm zuletzt in einem
    flammenden Fanal ein letztes Mal aufgeleuchtet, ehe es ihn zur Hälfte in Ruinen schlug, die noch
    einen Wochenlauf später im Rauch standen, so sagte man.

    Er faltete das Pergament in seinen Händen wieder und barg es in einer innenliegenden Tasche
    eines eher schlecht sitzenden Mantels, der sich mit in seiner gesamten Beschaffenheit
    auszeichnete: Vom fadenscheinigen Leinenstoff, über den fürchterlichen Grad seiner
    Abnutzung, er einfach in jedem Detail geeignet, sich in die Wahllosigkeit jener bunten
    Zusammenwürfelung einzufügen, das es im gesamten Vollkommen zusammen passte.

    Im Aschenfeld gab es nur Krieg und ewigen Kampf. Er würde dort ein Schwert zur Maid nehmen.
    Dort Heeresmann werden.

    Die genagelten Sohlen der ansonsten über Maß abgenutzten Halbstiefel, die mit Müh' an seinen
    Füßen hielten, gaben den Takt vor, während seine Lippen die ersten Noten aus
    "Die Maiden vom Aschenfelde" in die Welt hinaus trällerten.




Zuletzt bearbeitet von Arias Lasanar am 10 Okt 2020 12:29, insgesamt einmal bearbeitet
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Arias Lasanar





 Beitrag Verfasst am: 10 Okt 2020 12:34    Titel:
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    III. Kapitel- Rekapitulation

    An Bord eines holzwurmigen Seelenverkäufers, der auf einen ganz besonders preisenden
    Namen getauft war, dessen er sich nicht mehr zu entsinnen vermochte, während das
    Gefühl der Absurde, die geradezu groteske Differenz zwischen dem diesem Namen und
    den Tatsachen, das war ihm noch nach all den langen Jahren im Gedächtnis geblieben.

    Es hatte schlicht Schiffmasten gegeben, die seit Jahrzehnten als Treibgut durch
    die Meere trieben, die seetauglicher waren, als der Kahn, dem er nun sein Leben
    anvertraute.

    Seine Dankbarkeit jedoch, die war auch in diesen Stunden grenzenlos. Sein Leben
    stand nun zum zweiten Mal in der Schuld jenes alten Raubeins, dem Freibeuter
    Hein Klabund, der ihn und seine Bundesleute nicht nur in der Stunde der höchsten
    Not gerettet hatte, sondern der auch diese Überfahrt ermöglicht hatte, vom Kahn,
    über die Besatzung bis hin zu den gefälschten Papieren. Wie war es dazu gekommen?

    In Kürze wären die passenden Worte vermutlich gewesen: Es war ihnen der Himmel
    über den Köpfen hinabgestürzt. Obgleich in der Sache natürlich Unsinn, war das Bildnis
    selber doch recht trefflich. Wie ein Wirbelsturm, der über einen Landstrich tobte,
    nur um auf die See hinaus zu wehen und von dort als mächtige Wasserhose wieder Kurs
    auf das Festland zu nehmen, hatten die Ereignisse sich unweigerlich und unvermeidlich
    auf ähnliche Weise dargestellt.

    Mit welchem Kampf es wirklich begonnen hatte, das war am Ende unwichtig, doch er
    erinnerte sich noch an die ersten, tobenden Gefechte, die sich der Bund der Schwerter,
    jener Gemeinschaft, welcher er als erster unter gleichen Vorstand, auf Gerimor lieferte.

    War es das flammende Gefecht in der Schenke von Bajard, wo sein kleines Häuflein
    Männer es mit den mächtigen Liedwirkern des Wüstenreiches Menek'Ur aufnahm? Brachte
    das Kreuzen der Klingen mit den Männern der Burg Eisenwart die Glut erst so recht auf
    Temperatur? Hatten sie sich nicht auch mit dem Tempel des Panthergottes gestritten,
    mit der ehrenhaften Bruderschaft der Streiter Temoras hatten sie es in jedem Falle.
    Und der Alka selbst bestimmte nicht zuletzt, dass auch er an diesem Tanz teilnehmen
    lassen wollte.

    Und damit einten sich die Seiten einmal in der Geschichte Gerimors, ohne es zu wissen.


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Arias Lasanar





 Beitrag Verfasst am: 10 Okt 2020 12:48    Titel:
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    IV. Kapitel - Durch Feuer und Flamme

    Am Ende, als er in jener Nacht aus einem der schmalen Fenster des Leuchtturms hinaus,
    auf den nur spärlich mit Gras bewachsenen Felsenpfad blickte, hatte sich ein ganzes
    Heer in aller Regelrichtigkeit ausserhalb der Reichweite ihrer Armbrusten aufgestellt.
    Wie ein schwarzer Wurm, der sich vom Hafenbecken den gesamten Weg hinauf gewunden
    hatte.

    Loderne Flammen leckten, vom Wind getrieben, und zauberten ein wildes Spiel mit den
    Formen, die zwischen Lichtschein und Schattenspiel getrieben wurden. Es begann.

    Als wären die erschallenden Schlachtrufe und das aufkommende lärmen dessen, was zweifelsfrei
    eine Heerschar war, die sich in Bewegung setzte, nicht ausgereicht hätten, war der Beginn der
    letzten Schlacht des Bund der Schwerter gegen seine Feinde mit dem Donnern und den
    Erschütterungen im Felsengrund verkündet, die davon Kund taten, dass die Vorhut des
    angreifenden Gegners bis in die mit Sprengfallen gespickten Korridore vorgedrungen waren.

    Mit jeder Erschütterung ein Leben, das erlischte, ein Zittern im Fels, ganz als ob die
    Muttergöttin selbst die Erde in zorniger Trauer über ihre Schöpfung erbeben lassen wollte.
    Es galt nun, Tor und Wall zu halten, ein letzter Gedanke: "Stahl auf Stahl, ihr Brüder!",
    ehe der Weg auf den Hof hinaus führte und das Ende seinen Anfang nahm. Der singende Klang
    meines Schwertes verlor sich im Schlachtenlärm, als ich über das Felsenplateau dem
    unausweichlichen Schicksal dieser Nacht entgegen schritt.

    Hoch über dem Leuchtturm wehte die Fahne des Schwerterbundes noch, als das Tor
    genommen war, der Feind den Turm längst erstürmt hatte - Die Anlage war gefallen.
    Doch die Bundesleute entglitten auf dem dunkel gebeizten Deck eines kabezianischen
    Kanonenboots hinaus in die Schwärze der Nacht.

    Victor - Götz - Soldan - Morgen - Kassius

    Waffenbrüder und Kriegsreisende so wie ich selbst - und die kleine Nedleyne. In jener Nacht
    endete eine Geschichte darüber, wie eine handvoll Streiter eine Schlacht fochten, in der auf
    jedes eigene Schwert nicht weniger als fünf des Feindes kamen, in einem Kampf,
    in dem doch um nichtsgefochten wurde.

    Nichts mehr als verletzten Stolz und Eitelkeiten. Viel Feind, viel Ehr', sicher. Doch die
    Sinnlosigkeit jenes Schlachtens war es, die der Stunde des Gefechts ihre Glorie nahm.
    Und die Nacht schlug ihren samtenen Mantel über das Schlachtfeld und eine Stille kehrte ein,
    welche nicht einmal die Raben zu brechen wagten.


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