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Die Brüder des Bracker Clans.
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 29 Aug 2020 09:20    Titel: Die Brüder des Bracker Clans.
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"Sonderbare Insel...", brummte der grimmige dunkelhaarige Mann, als er sich am Tisch der Taverne niederließ.
Ja, für einen Söldner musste diese Insel in gewisser Weise sonderbar wirken. Da wo er her kam, da war es üblich, dass es Söldner gab. Aber hier? In Gerimor, da erschien es ihm fast, als würden sich zwei Tempel mit ihren Streitern gegenüberstehen, mehr Mönch als Soldat.
Es kam auf den Glauben an, auf Bürgerschaft und Gottgefälligkeit, was ihm mehr als nur absonderlich vorkam. Wie konnte sich eine solche Gesellschaft entwickeln, in der es nur Schwarz und Weiß, Hell und Dunkel gab?
Wäre der Kapitän nicht ein völliger Trottel gewesen, dann wäre er nun in Brot und Arbeit, denn die Städte seiner Heimat waren ständig im Konflikt miteinander, Konflikt der richtigen Art.
Wenn die großen Handelsstädte seiner Heimat im Konflikt waren, da heuerten sie sich Söldner an, ließen ein Dorf überfallen, ein paar Milizen aufreiben und Geiseln nehmen. Es ging um Profit, Macht und Politik. Gefiel den Ratsherren von Manura nicht, dass in Proveos ein aufstrebender Jungspund der falschen Familie in den Rat bestimmt wurde, da schickte man Söldner, entführte Familienmitglieder oder übte mit militärischen Aktionen Druck auf diese Familie oder die ganze Stadt aus. Gelang es, trat der ungeliebte Akteur zurück und es folgte ein genehmerer Mann.
Hatte man Streit über die Auslastung der Häfen, da schickte man sich an einen kleinen Krieg zu führen. Ein paar Scharmützel und Brandschatzungen später und eine Seite würde einem Kompromiss zustimmen, zumindest solange bis sie selbst Oberwasser hätten.
Aber hier? Rahal kämpfte gegen Adoran. Daraus könnte sich ein gewinnbringendes Geschäft entwickeln? Mitnichten! Rahal wollte im besten Falle Adoran vernichten, umgekehrt vermutlich genauso sehr. Dunkel gegen Hell und Hell gegen Dunkel. Am Ende ein Kampf des Glaubens, der Götter - der nur mit der Vernichtung des Gegners und Verdammung seiner Verbündeten enden könnte.
Ein denkbar schlechtes Szenario. Ein so geführter Kampf hinterlies nur verbrannte Erde und hatte für Söldner kaum Platz. Jemand der hier nicht klar Partei ergriff, der wurde von beiden Seiten abgelehnt.
Er hatte die Verachtung des rotgekleideten Templers gespürt, als er nur erwähnte, dass er Söldner war. Als wäre es etwas Schlechtes für Geld zu arbeiten. Brandschatzen, Erpressung und Mord - das gehörte schlichtweg zum Wesen des Krieges. Und diese Art der Kriegsführung war eben nicht so destruktiv, wie sie beide Seiten hier in Gerimor betrieben.
Wie oft hatte der Bracker-Clan ein Dorf völlig ausradiert? Zwei Mal? Wenn man das eine Mal noch mitrechnet, da waren es drei Mal, aber die Bewohner haben eben Widerstand geleistet. Aber Städte oder ganze Reiche, die sich gegenseitig auslöschen wollen, weil ihr Glaube es so vorsieht? Das ist doch der wahre Wahnsinn! Wo liegt hier der Profit? Auch der beste Bauer kann keinen Wert mehr aus versalzenem Boden ziehen.
Einerlei, nun war er eben hier. Weit entfernt der Heimat und seines Clans. Clan, noch so etwas... Die Menschen hier dachten an Thyren, wenn sie Clan hörten. Bracker Familie, klang irgendwie zu kryptisch. Bracker Kompanie wäre eine Möglichkeit, wenngleich sie verschleierte, dass die Bracker wirklich eine Familie waren.
Es war vermutlich die richtige Entscheidung gewesen, sich Rahal anzunähern. Adoran, so es stimmte, was er gehört hatte, war eine schrecklich dekadente Hochburg des stolzen Rittertums und der hochmütigen Selbstbeweihräucherung der ewig-guten Strahlemänner. Kein Platz für einen Söldner, der auch mal dreckige Hände mit nach Hause brachte.
Bajard war nur ein Dorf, dem beide Fraktionen misstrauten. In Bajard war man frei? Frei zu... Fischen? Frei dazu ... dahinzuvegetieren? Wer in Bajard lebte, den schlossen beide Seiten aus. Potenziell Spion, potenziell ein Taugenichts.
Rahal war also die beste Wahl gewesen. Zumal die Letharen wussten, wie der Hase läuft. Ihre Effizienz war Legendär, wenngleich auch die Berichte über ihre Arroganz zu stimmen scheinten. In Rahal könnte er vielleicht seine Verluste, die er durch diese schreckliche Überfahrt erlitten hatte, wieder ausgleichen, sich erholen und wieder zu alter Form zurückfinden.
Möglicherweise waren auch schon seine Brüder auf der Suche nach ihm..? Die Bracker.. hier? Abwegig sicher, aber nicht ganz unmöglich.

Wenigstens war das Bier hier brauchbar.. Mal sehen, was die nächsten Tage so einbrächten...


Zuletzt bearbeitet von Matteo Bracker am 29 Aug 2020 15:51, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 29 Aug 2020 21:43    Titel: Rudelhierachie
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Stille. Kein Rascheln, kein Klirren - Stille. Die Karotte fest im Blick, die Armbrust im Anschlag.
Auf der Jagd konnte er klare Gedanken fassen. Es war wirklich erstaunlich. Diese Gegend, dieses Land, es war völlig absurd. Je mehr er über dieses Eiland erfuhr, desto absurder erschien es ihm alles. Der Tempel hatte hier offensichtlich das Sagen. Je mehr er sich damit befasste, desto klarer wurde es. Die Grenzen waren klar gezogen, wie mit einem scharfen Messser. West und Ost, Panther oder Mutter, Dunkel oder Hell. Sie umfassten keine Grautöne, es war monochromatisch. Dieser Riss umfasste alle Aspekte dieses Landes, er trennte die Seelen der Menschen. Es war nicht möglich, dass einer, welcher dem Panther folgte, sich auch nur erdreistete bei einem Jünger der Mutter auch nur eine Karotte zu kaufen.
Karotte - gutes Stichwort - Immernoch Stille.
Jetzt, da er sich für eine Seite entschieden hatte, würde für ihn kein Wechsel mehr in Frage kommen. Für einen Söldner war dies kaum verständlich.
Die Gesellschaft Rahals war ihm dennoch fremd. Vicarius Till Angerlohe war wohl kürzlich sein Gönner geworden. Ein aufstrebender Tempeldiener, kaum mehr als ein Jüngling, arrogant und offenkundig ehrgeizig. Es war vermutlich sinnvoll, im Windschatten dieses Mannes zu reisen. Dieser junge Bursche, so sehr ihn seine Art anwiderte, kannte in einer solchen Gesellschaft wohl nur eine Richtung - nach oben. Umso näher man hier seinen Gegenüber dem Göttlichen glaubte, umso tiefer verbeugte man sich vor ihm. Er würde mitspielen, solange es ihm nützte. Er würde der Wolf im Schafspelz sein und der Herde der Gläubigen folgen.
Tatsächlich war er ja auch ein Gläubiger Alathars, wenngleich seine Auffassung keineswegs Tempelkonform war. Es war der Aspekt des Jägers der ihm immer sehr gelegen kam. Der Panther.. Der nach Effizienz und Perfektion strebende Sieger.
Einerlei... Religion war jetzt nicht wichtig - denn er vernahm ein Racheln. Ein Hase näherte sich der Karotte. Der Finger am Abzug zuckte. Der Bolzen perforiert den Hasen. Beute!
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 30 Aug 2020 08:49    Titel: Ehre und anderer Schwachsinn.
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Über dem Feuer brutzelte ein Fasan. Es zischte immer wieder, wenn das saftige Fett in die Flammen tropfte. Ein wohliger Geruch lag in der Luft, ein Geruch nach Essen. Die Armbrust lag gespannt und geladen neben dem grimmigen Kerl, der auf dem Stamm saß und ins Feuer stierte.
Ein Land der Ritterlichkeit, der Begriff der Ehre so weit aufgeblasen, dass er über den Dingen schwebte wie eine mit heißer Luft gefüllte Schweinsblase. Eigentlich ein gutes Bild, viel mehr als heiße Luft war es ja auch nicht.
Als der Vicarius die Ritterin nach dem Begriff der Ehre fragte und diese schwülstige Worthülsen formte, um der direkten Frage auszuweichen, da hätte er am liebsten gekotzt.
Warum hatte man ihn nicht nach "Ehre" gefragt, denn er hätte eine Antwort gehabt. Schwachsinn - das wäre die richtige Antwort gewesen.
Ehre ist, sobald man es von Treue und Verlässlichkeit gelöst hat, denn damit hat sie wenig zu tun, bleibt nur Schwachsinn zurück. Schwachsinn der nur aus dem Zweck existiert, dass edle ehrhafte Menschen sich schützen können. Schützen, wovor? Vor den Menschen, die diese schwachen Moralvorstellungen abgelegt haben und sich als das begreifen, was sie von Natur aus sind. Raubtiere.
Der Bär ist mächtig, stark und hat Klauen. Der Adler ist schnell, hat einen brachialen Schnabel und kann im Sturzflug mit den Klauen zupacken und sein Opfer zerfetzen. Der Wolf mit scharfen Zähnen und einem starken Rudel, muskelbepackt und schnell.
Doch der Mensch? Behäbig, schwach und weich - eine denkbar schlechte Anlage für ein Raubtier. Dennoch war der Mensch das erfolgreichste aller Raubtiere (wenn man die Letharen mal außer Acht ließe), weil er einen scharfen Verstand hatte und die Schritte seiner Beute vorausahnen konnte.
Fallen bauen, Waffen nutzen, Gifte brauen und die Umgebung zu seinem Vorteil einsetzen - das waren Erfolgsgaranten.
Wieso sollte man nun aber nicht die Schwächen seines Gegners nutzen und sich noch schärferen Waffen bedienen, wie etwa der Hinterlist und Tücke?
Würde eine Spinne denn auf ihr Gift verzichten, weil der edle Mistkäfer der Meinung ist, dass es unehrenhaft ist? Unsinn.
Betrachtet man den Krieg und das Wesen der Dinge, dann war doch klar erkennbar: Es ist nicht der Ehrenhafte der am Ende als Letzter überlebt, jedoch gebührt dem letzten Überlebenden die Ehre des Siegers.
Seinen Vorteil nutzen, das versuchte auch er... und im Moment war es dafür notwendig den Mund zu halten.
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 02 Okt 2020 17:13    Titel:
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Manura.

Manura du Tochter vieler Väter,
Manura du Mutter aller Sünde.
In deinen Adern fließt das Gold
in deinen Augen spiegelt sich der Abgrund.
Wir sind deine Kinder, die du liebst,
deine Liebe, so bittersüß.
Ich vermisse die Nächte,
ich vermisse die Tage,
den Staub, den Dreck und das Meer.


-M.Bracker

Manchmal gab es Tage, da wollte er mit dem Fernrohr hinter den Horizont blicken. So weit, dass er seine Heimat sehen könnte.
Das Pflaster der Straßen und des großen Marktplatzes. Die Gassen und Hinterhöfe, welche das Gebiet seiner Familie prägten, das Hafenviertel von Manura. Wie sehr vermisste er seine Heimat..?
Politische Intrigen, Straßenschlachten mit rivalisierenden Familien und das stete Geschacher um den eigenen Vorteil, das mochte zwar für einen Aussenstehenden absolut nicht erstrebenswert wirken, doch war es stets sein Leben gewesen.


Schwermut erfüllte sein Herz.
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 10 Okt 2020 07:01    Titel:
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Die Nacht lag schwer auf der windschiefen und halb verfallenen Hütte. Der Regen prasselte auf die Schindeln, rann sogar hier und da durch die Löcher im Dach. Es war eher zufall, dass er noch wach lag, doch die Gedanken an seine Heimat hatten Matteo noch wach gehalten. Er starrte die Decke der Hütte an, als könnte er sie mit seinen Blicken durchbohren und den Sternenhimmel sehen, den er auch in Manura sehen konnte. Die selben Gestirne zu sehen, den selben Mond, es stellte zumindest eine leichte Verbindung her.
Die Nacht war Still, selten drangen Laute der Tiere an sein Ohr, als plötzlich die morsche Tür mit einem lauten Rumms durch die halbe Hütte flog. Das war an sich nicht schwer, die Aufhängung der Türe war durchgemodert und er hatte sie nur an den Rahmen gelehnt um die Zugluft zu lindern, die Hütte war auch nicht sehr groß, daher war ein einfaches Umfallen schon gleich einem "durch die halbe Hütte fliegen".
Zwei Männer in zerschlissenen Klamotten stürmten herein, beide mit schweren Holzkeulen bewaffnet. "Da ist der Kerl! Schlag ihn tot!" , rief der eine von ihnen und stürmte auf das Nachtlager des Waidmanns zu.
Im fahlen Licht der gedimmten Laterne konnte er die beiden Gestalten sehen, er drehte sich gerade noch so zur Seite und bekam den Schlag der Keule nur auf der Körperseite ab. Es schmerzte, doch zum Glück trug er eine leichte Lederweste, die die Wucht etwas linderte. Der zweite Hieb traf nur die Pritsche, die im Kampfgetümmel unter sich zusammenbrach. Ein Krachen, zwei um sich schlagende Keulenschwinger und das Chaos war perfekt. Zum Glück war er wach gewesen, zum Glück hatte er die Angreifer frühzeitig bemerkt und zum Glück hatte er seinen Stoßdolch griffbereit neben der Pritsche liegen. Im Halbdunkeln ergriff er diesen und stieß ihn nahezu blindlinks dem Angreifer entgegen, dieser schrieh vor Schmerzen. Der Geruch von verbrannter Haut lag in der Luft - Pyrian, ein tolles Material. Als er die dampfende Klinge aus dem Angreifer zog, ströhmte ein schwall Blut aus dem Bauch des Keulenschwingers und suppte als warmer Regen über ihn hinweg. Er hatte beim Rausziehen die Klinge gedreht, so hatte er die Wunde noch verschlimmert. Er drückte dem Verletzten den Fuß gegen die Leiste und stieß ihn zurück, schreiend und blutend landete er am Boden.
Der zweite Angreifer schwang wieder die Keule und traf ihn an der Schulter damit. Ein greller Schmerz durchfuhr ihn, Lichtblitze zuckten durch seine Augen. Danach lief Alles nur noch hinter einem roten Schleier ab.
Er rammte den Absatz des Stiefels in die Weichteile des Angreifers, als dieser zurücktaumelte, stürzte er sich auf ihn.
Er biss ihm ein Ohr ab, schlug ihm mit dem Knauf des Langdolches so heftig ins Gesicht, dass er ihm das Jochbein brach und stieß letztlich dreizehn Mal mit dem Langdolch in den Leib des Angreifers. Sieben der Stiche wären für sich allein schon tötlich gewesen.
Als er von dem Mann abließ, der nun kaum mehr als ein formloser Haufen Fleisch war, wandte er sich dem Verletzten zu.
Er ergriff das alte Holzfällerbeil und schlug immer wieder auf den Mann ein, genug schläge um einen Baum zu fällen. Er spürte dabei nichts. Keinen Schmerz, keine Erschöpfung - nur die reine Raserei.
Es war ein solches Gemetzel, welches die Hütte mit Blut färbte.
Die Banditen waren nicht nur tot, sie wurden übertötet - völlig zerfetzt.
Die unerfahrene Banditin, die die Nachhut bildete, war dumm genug nach ihren Freunden zu sehen. Ein mehr als dummer Fehler.
Sie bleib in der Türe stehen und der Blick spiegelte blankes Entsetzen wieder. In dem Gewühl aus Blut und Leichenteilen stand der Waidmann, der eine einfache Beute hätte sein sollen und stierte sie an.
Der Anblick war so entsetzlich, dass wohl jeder Mensch dafür Verständnis hätte, dass sie sich die Hosen beschmutzte. Doch war da kein Mensch mehr, nur die Raserei. Folgerichtig entschied sie sich zur Flucht in die dunkle Nacht, immerhin zehn Schritte weit, ehe sie im Regen stolperte. Ein Krachen, als die Axt ihr den Schädel von hinten spaltete..

Als die Nacht schwand, da lag die Hütte einsam und verlassen im Wald. Keine Spur mehr von dem wütenden Untier.
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 10 Okt 2020 10:40    Titel:
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Als der Morgen graute, wusch er sich das Blut von der Haut. Das Rot von den den Händen, Armen und Haaren zu bekommen, war ein anstrengendes Unterfangen. Immer wieder blickte er sich unruhig um, nervös wie ein Dieb beim Einbruch.
Es war nicht der Umstand, dass er gemordet hatte, denn wen würden ein paar tote Banditen stören? Es war nichtmal ein Problem, dass er sie völlig zerissen hatte, wen würde das ernsthaft stören? Ein Bär könnte es genauso tun, ein Troll noch mehr - hier war man soetwas sicherlich einigermaßen gewöhnt.
Was ihn so unsäglich nervös machte war etwas anderes. Die Raserei ging mit etwas anderem einher, ein noch viel tiefer sitzender, düsterer Trieb, den er so gut verbergen wollte, weil er wusste, dass es sein Untergang sein würde.
Eigentlich konnte es gar nicht auffallen, immerhin hatte er ein heilloses Gemetzel angerichtet. Wer würde diese Leichen noch großartig untersuchen und auch noch feststellen, dass etwas fehlt.
Das der Banditin ein Teil der Leber fehlte, dieser nicht nur von wilden Tieren gefressen, sondern mit der Behändigkeit eines Waidmannes entfernt wurde, müsste erst irgendjemand feststellen. Es dann noch zurückverfolgen? Und wie wollte man ihm nachweisen, dass er die Leber auch im Wahnsinn verspeist hatte? Das ginge doch gar nicht!
Sein Geheimnis war sicher. Die plötzliche Raserei, das dämonische Verlangen nach Menschenfleisch, welches einst schon bei seinem Großvater festgestellt wurde, es war ein völlig sicheres Geheimnis.
Aber dennoch war die Nervösität das treibende Gefühl, stärker noch als der Schmerz und die Erschöpfung.

"He Sie da! Alles in Ordnung?" tönte eine Stimme von hinten. Er fuhr herum und erblickte den blau uniformierten Soldaten. Ein Blick und es war klar, dass er es wusste.
Er musste die Reste der animalischen Gier gesehen haben, die blutdurchtränkten Kleider, welche neben ihm am Wasser lagen.
"Ist alles in Ordnung? Woher kommt das ganze Blut?" fragte der Mann erneut. "Sie sehen... verstört aus..?"
"Nein, es.. war nur ein Wolf - aber der ist tot." Erwiederte er nun knapp.
Der Soldat betrachtete ihn kurz und rümpfte misstrauisch das Gesicht. "Sieht nach ner üblen Quetschung aus, was sie da haben.. Aber Bisse sehe ich keine".
Nun war klar, dass er es wusste. Durschaut, völlig durchschaut. Er musste etwas tun.
"Doch sicher, ich habe.. hier sogar noch das Fell, ich zeig´s Ihnen.." meinte der Waidmann und kramte im blutigen Haufen. Doch anstelle eines Fells, zog er eine geladene Armbrust hervor. Er legte an, drückte den Abzug und der Soldat fiel um wie ein Baum. Aus der Distanz, überraschend - er hatte keine Chance auszuweichen, direkter Kopfschuss.
Schnell klaubte er einige Steine zusammen und füllte sie in die Taschen der Uniform. In der Tasche fand er eine Fleischwurst, diese nahm er an sich, den freien Raum füllte er weiter mit Steinen. Dann legte er die Leiche auf ein paar dickere Äste, schob sie ins Meer hinaus. Als das lose Floß die Ströhmung erreichte trieb es die Äste auseinander und ohne deren Auftrieb sank die Leiche schnell ins Meer hinab.
"Den wird keiner finden.." raunte er mürrisch, ehe er sich eilig wieder gen Nordwesten zurück zog um im Sumpf zu verschwinden.
Erst einige Stunden später ließ die Anspannung wieder nach, was blieb war der Schmerz der Quetschungen und die Müdigkeit nach einer viel zu kurzen Nacht..
Das Geheimnis seines Wahnsinns war sicher, zumindest vorerst.
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 28 Okt 2020 10:45    Titel:
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Salz. Säckeweise Salz. Die halbe Nacht hatte er damit verbracht, mit einer Schablone und etwas Farbe die Säcke umzumarkieren. Alle menekanischen Schriftzeichen oder Handelsmarkierungen wurden übermalt. Stattdessen prankte nun überall der wilde Hund des Brackerclans auf den Säcken und die Aufschrift "Bracker Salz - Bajard". Sollten die Säcke irgendwem im Düstersee oder Rahal auffallen, sollte ja nicht sein menekanischer Händler in die Sache hinein gezogen werden. Es war immerhin notwendig, dass die Quelle der Waren geschützt wird. Und dass er einige Säcke nach Westen verkaufen müsste, das war auch irgendwie klar. Die Gewinnspanne bei Verkäufen an die bajarder Schneider war zu gering, um den Aufwand längerfristig zu rechtfertigen.
Allgemein war es ein ganz schöner Akt. Ein Unternehmen aufzubauen... Ganz dumme Idee. Es war nie seine Aufgabe gewesen. Schutzgeld, Erpressung, Schmuggel und all das, es war stets die Aufgabe seiner älteren Brüder Alois oder Lambert gewesen. Sie wussten, wie man ein Geschäft führte. Oder sein jüngerer Bruder Umberto, dieser Sohn eines Piraten, er war der geborene Hehler. Umberto konnte einem Ertrinkenden Wasser verkaufen, dass er ihm kurz zuvor gestohlen hatte.
Ihm fehlte diese spezielle Gabe. Er hatte weder das Charisma, noch die Redekunst seiner Brüder, ihm fehlte auch das feine organisatorische Geschick eines Alois. Er war Matteo - er brachte Menschen zum Reden oder zum Schweigen. Er fand die Wahrheit und war auch in der Lage sie dort zu verbuddeln, wo niemand sie mehr finden konnte.
Seine einzige Gabe, wenn man es so nennen konnte, war, dass er sein Mitgefühl auschalten konnte, so schnell, wie er auch einen Abzug betätigen konnte. Wie durch das Umlegen eines Schalters wurde ein Mensch zu Fleisch, ein Mord zu einem unbedeutenden Auftrag.
Er vermisste seine Brüder, selbst diejenigen, die er hasste, wenn er sie länger als eine Stunde ertragen musste. Selbst Gustavo - Umbertos schmieriger Zwilling und der schlimmste Hurenbock Manuras. Selbst diesen schmierigen haarigen Bastard vermisste er.
Müde blickte er zu dem Stapel Säcke auf und seufzte: "Fertig für den Weiterverkauf.."
Er warf sich seine Ambrust über die Schulter und steckte einige Bolzen in seinen Köcher, als ihm der Zettel auf dem Tisch ins Auge stach.
"Das Mädchen, dass meine Bude wollte... Hrmm..", raunte er nachdenklich und blickte sich um. "So sehr ich hier Hilfe brauche, ich kann nicht irgendwen nehmen... Aber eine Antwort hat sie verdient."

Kurz darauf traf er die Schneiderin im Handwerkshaus und teilte ihr mit: "Das Mädchen, für das du ne Nachricht entgegen nehmen sollst? Ja..? Ich brauche die Wohnung.. Tut mir Leid. Und Untermieter kann ich nur aufnehmen, wenn ich ihnen vertrauen kann, ja? Sag dem Mädchen, dass es mir leid tut."

Dann ging er auf die Jagd.. Jagen - ein willkommener Ausgleich.


Zuletzt bearbeitet von Matteo Bracker am 28 Okt 2020 10:46, insgesamt einmal bearbeitet
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 29 Okt 2020 08:51    Titel:
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Die Idee des Tages ... Schmuggel exotischer Tiere !

Er blickte zu dem Fennek, welcher Wasser aus einem umgedrehten Helm trank. Er packt ein paar Nüsse in einen Stoffbeutel und hängte ihn über dem Fennek an dem Schrank auf. Der Fennek spielte mit dem Beutel, bis er ihn kaputt biss um an die Nüsse zu kommen.


Ob Schmuggel exotischer Tiere eine gute Idee war..? Zweifel..
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 30 Okt 2020 10:16    Titel:
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Idee des nächsten Tages: Exotische Tiere wieder loswerden!

Er klappte das Buch über die Haltung und Zucht von exotischen Tieren wieder zu. Kein Zweifel: Das war keine besonders gute Idee gewesen.
Der Fennek war zwar sicherlich süß und niedlich, da würde sich vermutlich ein Abnehmer finden, aber die Haltung der kleinen Biester war doch schwieriger wie gedacht. Wollte man sie süß und gesund erhalten, kam die übliche Pelzzüchter-Haltung im Käfig nicht in Frage. Das kam sie sowieso nicht, da ihm der Platz für Käfige fehlte. Zumal war die Nachfrage nach Pelzen gering - hoffen auf einen harten Winter. Nach lebenden Tieren gab es gar keine.
Wieder ein ziemlicher Reinfall. Er war einfach kein geborener Händler. Es war wirklich viel schwerer mit Nichts anzufangen, als er es sich vorgestellt hätte. Alles ziemlich dumm gelaufen und das auf dem längsten Weg.
Er musste nochmal von Vorne anfangen. Was war das Wichtigste, wenn man ein funktionierendes Syndikat gründen wollte..?
Verflucht, er hatte keine Ahnung. Doch! Natürlich! Netzwerke!
Und wo knüpft man am besten Netze? Im Hafen, da gibt`s ja auch immer Netze. ...

"Hrmm Hrmm" er nickte brummend einige Male.
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 09 Dez 2020 17:38    Titel:
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*Tschuk Klick Siiirp* *Tschuk Klick SIIIRP* *Tschuck Klick SIIIRP*

Vier Banditen starben, ehe sie überhaupt nach ihren Waffen hätten greifen können, der Fünfte wurde auf der Flucht mehrfach in den Rücken getroffen, ehe er zu Boden sackte. Als Carlas Trichtermagazin leer geschossen war, lagen sie wie geschossene Hasen am Boden verteilt.

"Ausgezeichnet...", raunte Matteo zufrieden, "...wie in alten Zeiten.."

Er liebte diese rassige Schönheit, ihre eleganten Kurven, ihr formschönes und perfekt auf ihn angepasstes Hinterteil. Sie schmiegte sich genauso gut in seine Schulter, wie sich auch an seine Hüften presste, wenn es schnell gehen musste. Carla - Seine neue Bella Donna, seine neue große Liebe - seine neue Unterhebel-Repetierarmbrust.
Um genau zu sein, war ihr Name Carla II. - denn es gab schon eine Carla vor ihr. Ein wundersames Geschöpf mit der er einst so manchen Aufstand niedergeschlagen hatte.
Gerimor mochte zwar kein Vergleich zu der Insel Sicaa und erst recht nicht zu seiner geliebten Heimatstadt Manura sein, doch die Handwerkskunst dieser Lande konnte sich sehen lassen.
Vielleicht würde er eines Tages mit Gerimor warm werden. Diesem schrecklich kalten Land religiöser Fanatiker.
Während er die Taschen der toten Banditen filzte, ließ er seine Gedanken etwas schweifen...

..wenn die Rahaller Alatar als den Bringer des freien Willens ansehen, so wäre ihre Vorstellung vom unbesiegten Sieger, dem Opportunisten, dem perfekten Jäger, so wie man ihn in Manura sah, gar nicht soo unähnlich. Das wäre erfreulich. Sonderbar war eher, dass er zwar als bringer des freien Willens, gar seiner Verkörperung, gesehen wurde, die Menschen sein opportunistisches Wesen keineswegs als Ideal ansahen. Sie beugten sich einer Theokratie - Fürchterlich!
War doch die einzig wahre Staatsform die Demokratie. Ein wunderbares Gehege für die menschlichen Wölfe, die nach ihrer Beute jagten um sie, zwar nicht zu fressen, aber dennoch für ihre politisichen Ziele zu gebrauchen. Es ist das perfekte Spiel für Raubtiere...
Als "zweitbeste" Staatsform zählt, ganz natürlich, die Diktatur. Ein Herrscher, der sich nur durch Gerissenheit und Machtgebrauch an der Spitze hält, der ist der größte Wolf und darum zum führen erkohren, bis er alt und schwach wird, die Beute für den nächsten hungrigen Wolf.
Aber eine Theokratie, die noch dazu moralische Vorstellungen anlegt..? Das wollte einfach nicht in seinen Kopf.
Immernoch besser, als die Adelsherrschaft. Legititimät durch Geburtsrecht - igitt. Nur weil ein Urgroßvater eines Schwächlings, vor Urzeiten selbst ein Wolf gewesen, für seine Sippe die Macht eroberte, sollte sein degenerierter Nachwuchs zum Herrscher erhoben sein? Jämmerlich! Noch dazu dieses ritterliche Gehabe.. Erbärmlich!
Moral und Tugend sind Fesseln oder Blendwerk. Der, der sie wirklich ausübt, den Fesseln sie und verhindern seine Größe. Doch der, der sie nur als Blendwerk versteht, sie aushöhlt und sie nur vorspielt, der hat ihren eigentlichen Zweck verstanden.
Der Dumme soll nur denken, dass man ein tugendhafter Kerl ist, so ritterlich und erhaben. Solang er das denkt, ist die Zierde für den Wolf nützlich... Doch wie schrecklich ist der Narr, der wirklich daran festhält?

Als die Taschen der Toten geleert waren, gab es auch keinen Grund mehr an dieser Stelle zu verweilen. Er erhob sich, steckte die Münzen und Bolzen ein und verschwand in den Wald.


Zuletzt bearbeitet von Matteo Bracker am 09 Dez 2020 17:39, insgesamt einmal bearbeitet
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 01 März 2021 18:52    Titel:
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Ein Auszug aus dem Register der militärischen Überwachungseinheit von Vaaskant zu der Person M.Bracker:

Status: Verschwunden

Aktenvermerk: Sehr gefährlich - Schwerverbrecher!

Name: Matteo Bracker
Zugehörigkeit: Stadt Manura / Bracker-Clan (Hafenallianz)
bekannte Alias: Bracci der Seemann , der Bluthund
Alter: Ende 30 Haarfarbe: Schwarz (natur) Hautfarbe: gebräunt
Größe: Etwa 180 Statur: Stattlich.

Verbrechen:
M. Bracker ist nach unseren Informationen für die Liquidierung von mindestens fünf unserer Informanten und Hehlern verantwortlich.
Wegen Spionage und der Weitergabe von militärischen Geheimnissen wurde M. vor einigen Jahren festgenommen und in das Straflager Ost gesteckt - Bei einem Aufstand gelang ihm jedoch die Flucht.
Nach unseren Aufzeichnungen gehörte er zu der Manuraner Guerilla, die im letzten Krieg unsere Versorgungswege überfallen haben.

Sonstiges:
M.Bracker ist drittältester der Bracker-Brüder und gilt als ausführende Hand von Alois Bracker. Eine sichere Quelle beschrieb ihn kurz vor seinem Tod als "Mann für die delikaten Aufträge".
Seine Lieblingswaffe ist die Repetierarmbrust - mit ihr kann er umgehen.
Die meiste Zeit des Tages verbringt er in der "Silberkanne", der letzten Kaffeestube in Manura. - Vermutlich ist er für das Schutzgeld für den Laden zuständig.
Wichtig: M.Bracker scheint vor einem halben Jahr auf einer Schiffsreise verunglückt zu sein.


- Horatio Hateboer
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 09 März 2021 17:37    Titel:
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Verfallene Schönheit ... - Manura vor einigen Jahren.

Die Sonne stand hoch über den engen Häuserschluchten Manuras. Die Luft flirrte über dem dunklen Kopfsteinflaster, während fleißige Stiefel die lange Verbindungsstraße zwischen dem Hafenviertel und dem Marktplatz auf und ab stapften. Das Knarren und Klackern der Wägen war allgegenwärtig, aus Hinterhöfen klang der Lärm fleißiger Handwerker und dazwischen das wilde Spiel der Kinder. Es erinnerte an diesem sonnigen Tag an das chaotische Treiben eines Ameisenhaufens.
Zwischen den kleinen Ständen und den großen Handwerkerhäusern, die stolz ihre Gildenzeichen zur Schau stellten, konnte jeder hier die letzte Kaffeestube Manuras finden - "die Silberkanne".
Einst, als Manura noch eine Perle entlang der südlichen Handelsrouten war, gab es ganze sieben solcher Stuben. Es war der liebste Luxus, den sich die wohlhabenden Händler nur zu gern leisteten. Diese Zeiten waren jedoch lange vorbei. Der stete Zerfall war überall in Manura zu spüren. Hinter den alten Fassaden bröckelte es - wortwörtlich. Noch schlimmer, selbst die Fassaden bröckelten bereits.
Die einst weißgekalkten Mauern der Silberkanne waren rissig geworden und an vielen Stellen brach bereits der dunkle Bruchstein hervor, aus dem die Häuser Manuras bestanden. Dieser dunkle Vulkanstein, der auf der ganzen Insel weit verbreitet war und einst sogar eine wertvolle Handelsware war. Der Zahn der Zeit hatte bereits an den blassroten Fensterläden genagt und die Farbe vom alten Holz gefressen.
Doch im Inneren schien die Zeit stehen geblieben. Die Wände waren fein geweißt, unterbrochen vom dunklen Holz der uralten Säulen. Im weitläufigen Raum standen verteilte, mit kunstvollen Mosiakfließen gedeckten Tische und ein großer dunkler Thresen im Zentrum des Raumes. An den Wänden hingen Bilder aus der "goldenen Zeit", als Schiffe noch wertvollste Handelsgüter mit sich brachten.
Die meisten Tische waren leer und eine vollbusige Kellnerin eilte zwischen den wenigen Gästen hin und her oder hantierte an den großen Metallkannen, die auf dem Feuer des Herdes köchelten. Süßspeisen und schweres Süßgebäck wurden gereicht, es wurde Tabak geraucht und mit gedämpfter Stimme getuschelt.
Seit die Hafenallianz vor drei Jahren die Kesselschläger Familie ausgeschaltet hatten, war die Silberkanne an den Bracker-Clan gefallen, der in den Séparées dieser Räumen nun ihre Ränke schmiedeten. Während das Bordell "Perlmuttglanz" als Zentrale der Familie galt, wurden in der Silberkanne die harten Aufträge verteilt. "Zwei kleine Kaffee und ein Mord, Bitte" - murmelte man hinter vorgehaltener Hand.
Doch die Wahrheit erinnerte weit weniger an Ganovengeschichten. Denn an diesem Tage wollte wirklich jemand einen Mord bestellen.
Ein älterer Herr in schlichter Garderobe, seine weinende Frau im Arm haltend, betrat den Schankraum.
Offensichtlich war es ein unausgesprochenes Geheimnis, wessen Nähe man in einem solchen Fall suchte, denn der Mann steuerte zielgerichtet auf einen der hinteren Tische zu, an dem zwei gut gekleidete junge Männer saßen.
Matteo war einer der beiden Männer, die dort gelassen an einer Tasse Kaffee beieinander saßen, als der alte Herr sich an sie wandte.
"Herr Bracker...?" sprach er mit von Trauer belegter Stimme, "Wir sind auf der suche nach Ma.."
"Gefunden - kommt zur Sache." erwiederte der gebräunte junge Mann mit einer kreisenden Handgeste, "...Claudius, hol die Unterlagen..."
Der zweite Mann zog eine Mappe hervor und legte sie auf den Tisch ab, während Matteo dem älteren Paar einen Sitz anbot.
"Wir .. haben eine Bitte.. es geht um unsere Tochter, sie hatte einen Verehrer, den Silberschmied Bran Kessler. Und er hat ihr.. gewalt angetan." fuhr der alte Mann mit gebrochener Stimme fort.
"Kessler wurde von einem städtischen Richter verurteilt...?" unterbrach ihn Matteo und ergriff einen Kohlegriffel
"Ja, doch setzte er sich ab", sprach der Alte, was Matteo dazu veranlasste, etwas in der Mappe zu vermerken, "Aber hat sich abgesetzt... Nach Proveos."
"Sind wir überhaupt zuständig, Matteo?" warf der andere junge Mann ein, nur um einen düsteren Blick Matteos zu ernten.
"Das ist der Seiler Sepp - Zunftmitglied seit dreißig Jahren." erwiederte Matteo, "Es ist nicht nur unsere Zuständigkeit, es ist unsere Pflicht"
Dankbar lächelte der Alte, während seine Frau noch immer weinend an seiner Schulter hing.
"Seht es als erledigt an... Kostenlos." er setzte sein freundlichstes Lächeln auf. "Und .... Mein Beileid, Sepp.. Wenn es euch hilft, wir werden es gründlich machen.."
...
Bereits am nächsten Morgen trafen sich drei junge Männer am Nordtor Manuras. Es war um diese Zeit meist recht angenehm frisch, was dem Vorhaben der Männer nur gelegen kam. Über der schlichten Kleidung trugen alle drei weite hellgraue Mäntel, die alle eine Kapuze besaßen. Der Stoff war dünn, schützte aber vor Staub und Dreck.
Die Hügel nördlich von Manura wurden für den Anbau von Zitrusfrüchten genutzt, Orangen- und Zitronenhaine, welche sich so weit das Auge reichte in alle Richtungen ausstreckten.
Der Weg führte die drei Männer nordwärts, immer weiter in Richtung der Berge und weg vom Meer und der Stadt. Immer weiter über uralte Pflasterstraßen, bis gen Mittag die seichten Hügel zu den Berghängen hin aufstiegen und Weinreben die Orangenbäume ablösten.
Einst war der Wein Sicaas bis in das alatarische Reich bekannt gewesen, aber auch diese Zeiten waren mindestens drei Generationen her. Vor siebzig Jahren hatte eine Traubenfäule die Insel befallen und die alten Traubensorten nahezu ausgelöscht. Der Import neuer Reben war schwierig, kostspielig und nicht immer erfolgreich. Bis heute konnten die Winzer nie mehr an das Niveau anknüpfen und so sah man häufig die Ruinen alter Weingüter zwischen den Hainen stehen.
Je weiter die drei Manura hinter sich ließen, desto deutlicher sah man auch die schlechte Lage, in der sich die Insel befand. Viele einstige Bewohner hatten die Insel verlassen, gerade Bergbausiedlungen waren davon betroffen. Als sich der Abbau von Basalt kaum noch lohnte, wanderten ganze Dörfer aus der Gegend ab, die meisten davon in das immer weiter expandierende alatarische Reich. Der Wegfall der Handelsrouten und das in den letzten immer mehr zunehmende vulkanische Treiben des Sicaa, hatte die ganze Region schwer getroffen.
Der Vulkan, der einst diese Insel vor Äonen aus dem Meer erhob und ihr Namensgeber war, wurde mitlerweile mehr und mehr zur Geißel ihrer Bewohner.
Gen Nachmittag waren die befestigten Straßen schmalen Pfaden gewischen, die sich entlang der immer steiler werdenden Berghänge wanden, an vielen Stellen gerade so breit, dass nur ein Ochsenwagen allein durchpassen konnte. Mit immer größerer Steigung, kamen die drei Männer nur noch langsam voran.
Die Weinreben verschwanden und es blieben nur noch karge Grasflächen, wenn nicht gar der blanke dunkelgraue Stein. Wälder gab es auf der Insel generell nicht viele, doch hier oben wuchs neben Hartgräsern und einigen dornigen Büschen nur wenig. Im letzten Krieg hatten sie hier den Feinden aufgelauert, ihre Versorgungsrouten überfallen und mit der Guerilla Angst und Schrecken unter ihnen verbreitet. In den felsigen Einöden hatten sie gesiegt.
Die Nachmittagssonne brannte auf die kargen Felsen und die drei Männer eilten sich, dass sie den Unterstand noch vor dem einbrechen der Dunkelheit erreichten. Eine windschiefe Hütte, halb in den Fels geschlagen, sollte ihr Nachtlager werden. Diese Hütte war vor zehn Jahren eines ihrer Hauptquatiere gewesen, hier hatten sie Pläne geschmiedet und gefallene Brüder betrauert. Die Männer sprachen wenig, selbst für die zähen Manuraner war der Aufstieg beschwerlich gewesen und sie sparten ihre Kräfte.
Am nächsten Morgen ging ihre Reise weiter. Weiter gen Nordwesten, den Gebirgspfad nach Proveos. Sie hätten auch die ausgebautere Straße nehmen können, weniger Steil -dafür weiter und gut bewacht. Proveos verlangte Maut für die Nutzung der Straße und überwachte so die Tätigkeiten der Familien. Also nahmen sie die beschwerlichen Weg auf sich, denn in Proveos selbst wurde man nicht kontrolliert.
Je näher sie der Stadt kamen, desto häufiger konnten sie das Meckern der Ziegen hören, die von ihren Hirten über die kargen Grünflächen getrieben wurden. Die genügsamen Tiere waren das Wappentier Proveos, standen sie doch für das karge Land hier in den Bergen.
Schließlich erhob sich Proveos wie eine Festung über dem Gebirgskamm und sie erreichten die brüchigen Mauern der Stadt zur späten Mittagszeit.
Wie Narben waren die Spuren des letzten großen Erdbebens noch immer zu sehen, obwohl die meisten Mauern der Häuser ausgebessert worden waren. Hier und da waren noch immer Risse, die teilweise breit genug waren um eine Messerklinge hinein zu stecken.
Die drei Männer passierten das Stadttor ohne eine Kontrolle. Um diese Zeit hatten sich die Wachen meist längst in einen schattigen Hinterhof zurückgezogen, denn die meiste Arbeit hatten sie Vormittags, wenn der Markt das Bergvolk aus den Dörfern in die Stadt zog.
Vom Osttor der Stadt gingen die drei Männer entlang der steilen Gassen weiter hinauf zum Käsemarkt, der sich um diese Uhrzeit bereits weitestgehend geleert hatte.
Im Vergleich zu Manura war Proveos beschaulich, fast ein wenig verschlafen, doch auch das war nur eine Folge des wirtschaftlichen Niedergangs.
Proveos Ziegenkäse war einst eine berühmte Delikatesse - heute nahezu unbekannt. Viele der Steinmetze hatten im laufe der letzten dreißig Jahre die Stadt verlassen, die Zahl der Silberschmiede hatte sich halbiert.
Nach einer kleinen Runde durch die engen Gassen kehrten die drei Männer in eine der kleinen Tavernen ein, in denen sich die Handwerker der Stadt zu einem Wein oder Bier nach der Arbeit zu treffen pflegten.
Ihre Wahl die Taverne "Zur Silbergasse" stellte sich schnell als richtige Wahl heraus, denn tatsächlich trafen sich hier die Mitglieder der Silberschmiede Zunft.
Zwei alte Meister tratschten bei einer Kanne Wein darüber, dass sich ein neuer Silberschmied vorgestellt habe. Handwerklich gut aufgestellt und mit einer großen Geldbörse - er habe bereits versucht sich in die Zunft einzukaufen. Es scheiterte wohl bisher noch an dem Widerstand einiger alter Meister, die sich an seiner Neigung die Huren zu besuchen störten.
Mit Helene, einer jungen Blondine hätte er sich erst vor ein paar Tagen getroffen und ihr wohl ein blaues Auge verpasst, was den Unmut der beiden Meister schürte. -Woher die Altmeister wohl den Namen kannten...?
Als die Dunkelheit sich über den Gassen ausbreitete zogen die Manuraner von der Taverne aus gen Unterstadt, wo sich die Dirnen herumtrieben.
Für einen Manuraner war die Auswahl wohl sicherlich eine Enttäuschung, nur vier Frauen und ein junger Mann standen im fahlen Schein der Laternen herum. Zwei der Frauen waren schon Huren gewesen, als Matteo noch nichtmal geboren war, die dritte ein Mädchen mit roten Haaren, doch die Vierte passte zur Beschreibung. Ein junges blondes Mädchen, kaum zwanzig, zierlich mit einem deutlichen blauen Auge und Würgespüren am Hals, die sie mit einem billigen Stofftuch verbergen versuchte.
"Du musst die hübsche Helene sein, richtig..?" der Manuraner strahlte das Mädchen gewinnend an, so charmant, dass keinerlei Misstrauen aufkeimen konnte, mit einem gewinnenden Lächeln fuhr er fort " Ich bin Flavio, das sind meine Brüder Matteo und Claudius."
Flavio, der Sohn eines räudigen Piraten, so charmant und schneidig, dass er in Manura schon längst den Ruf eines Weiberhelden hatte. Doch in Proveos war sein Ruf ihm noch nicht vorausgeeilt.
Während Flavio seinen Balztanz vollführte und kaum dass er fünf Sätze gesprochen hatte, das Mädchen im Arm hielt, schauten sich die übrigen Brüder nur ein wenig ratlos an.
" Ich schlaf aber nicht mit euch Drei zusammen!", prustete das Mädchen ungefragt heraus, "also.. naja..erm.. zumindest gibt es keinen Rabatt"
" Wer hat dir eigentlich das Blaue Auge verpasst, Helene?" fuhr Matteo seinem buhlenden Bruder in die Parade, "Wir suchen den Kerl nämlich..."
"Meine Brüder suchen ihn, ich bin nur wegen dir hier.." - offenbar lies sich Flavio nicht aus der Ruhe bringen. Das Mädchen kicherte und versank noch mehr in den Armen des Manuraners. "Der heißt David Steinbeißer und wohnt im zweiten Stock über der Bäckerei am Westtor. - Der ist ein brutaler Mistkerl!" raunte das Mädchen und schlang die Arme um Flavios Hals, " Ich hab hier ein Zimmer, wenn du magst..."
"Wir gehn schon mal vor... Du kommst dann wohl nach, richtig..?" Matteo griff Claudius am Arm und führte ih die Straße runter.
Kurz darauf klopfte es an einer Tür... Die Tür des Mannes, der sich David Steinbeißer nannte..
Als die Tür sich öffnete, stand niemand davor, nur ein Stück Seil lag am Boden davor. Der junge Mann strich sich über feinen Oberlippen Bart und beugte sich herunter zu dem Stück Seil. Ein ordentliches Hanfseil - dem ein ordentlicher Hieb eines Todschlägers folgte. Dunkelheit brach über ihn hinein.
Etwas warme Nässe klatschte ihm ins Gesicht und ließ ihn aus der Dunkelheit aufschrecken. Als er die Augen öffnete, sah er drei Männer vor sich stehen, einer hielt den Nachttopf in der Hand - was den Uringeruch erklärte.
"Siehst du... das weckt ihn auf.", sprach der mittlere der Männer, "Wir fassen uns kurz: Schöne Grüße vom Seiler Sepp."
Der Mann hob das Seil auf, packte den gefesselten am Kragen und drückte ihm das Hanfseil so tief in den Hals, dass dieser fast daran erstickte.
Es folgte der Einsatz der Zange und eines Drahtes mit zwei Holzgriffen, der sogenannten Garotte und eines Rasiermessers...

..Die am nächsten Morgen eintreffenden Stadtgardisten fanden ein blutiges Bild vor, die Leiche noch immer auf den Stuhl gefesselt. Die Augen gräßlich aus dem Schädel hervorgetreten und Blutunterlaufen. Der Hals von den einschneidenden Würgemalen der Garotte gezeichnet, jeder Finger einzeln gebrochen. Unterhalb der Gürtellinie war ihm ein wichtiges Körperteil entfernt worden, was die Mörder wohl wenigstens anstandshalber mit einem Tuch verdeckt hatten. Warum er nicht geschriehen hatte? - In seinem Rachens steckte ein dickes Stück Hanfseil.

"Was.. soll der Scheiß?" murrte der dienstälteste der Gardisten, " Bandenmord.? Aber warum die Entmannung..?"
"Vielleicht kommt der Mörder aus dem Hurenviertel? Das Opfer hat vor ein paar Tagen Helene ein blaues Auge verpasst.." mutmaßte sein Kollege, "Das würde doch passen, denn gewürgt hat er sie auch.."
Doch der dritte der Gadisten, der bisher den Raum durchsucht hatte, blieb vor einer Ledermappe stehen und schlug jene auf, ehe er sprach: "Manuraner. Wir sind hier fertig. Gerichtliche Unterlagen..."
"WAS?! Diese manuranischen Drecksschweine!" fauchte der Alte, "Das kann doch wohl nicht wahr sein!"
"Doch, ist es. Der Kerl hier hieß Kessler, vor drei Wochen wegen Vergewaltigung verurteilt. Fünf Jahre Arbeitslager. Vor drei Tagen wurde der Antrag wegen 'Justizflucht' eingereicht - direkt bewilligt... 'Für Vogelfrei erklärt'.. noch am selben Tag." fuhr der Gardist mit der Mappe fort.
"Dann packt die Leiche ein - verfluchter Mist -Fall erledigt." der alte Gardist schnaubte vor Wut. Die Verträge, die Manura und Proveos während des letzten Krieges geschlossen hatten erlaubten den Manuranern zwar formal nicht ihre Gesetze in Proveos durchsetzen, erklärten aber, dass sie Straffreiheit erhielten wenn sie es doch taten - solange das Opfer verurteilt und kein Bürger von Proveos war. Hätten die Gardisten den Mord vorausgeahnt und beweise gehabt, hätten sie die Manuraner aus der Stadt werfen können, so blieb ihnen nur das Aufräumen. Wer Manura um Kriegshilfe bat, der musste wohl mit solchen Dingen rechnen.

Und während in Proveos die Wachen fluchten, zogen sich die Manuraner über den Gebirgspass in ihre Heimat zurück. Die Sonne erhob sich in den Zenit, als schließlich die Spitze des Mondsteinturmes, das Zentrum des Horteraskultes in Proveos, gänzlich hinter den Bergen verschwand.
Kurz darauf übergaben die Brackerjungs dem alten Sepp ein ein kleines blutiges Bündel, welches dieser kurz darauf dem Feuer übergab.
So war die Art, wie man in Manura Dinge regelte... So tat man es schon seit Generationen.


Zuletzt bearbeitet von Matteo Bracker am 11 März 2021 10:35, insgesamt 5-mal bearbeitet
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 26 März 2021 11:08    Titel:
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Nachdenklich blickte er hinaus auf die See vor Bajard, das Heimweh schmerzte so sehr, als wäre es eine tatsächliche Wunde. Es war aber nicht nur das Heimweh nach seiner Insel, nach seiner Stadt, seinem Kaffeehaus, seiner Bank und seinem Becher. Es war vielmehr das Vermissen der Lebensart, der Menschen, die so anders waren, als das Volk dieser Insel.

Bajard, die Stadt die ihn nicht wollte. Er könnte so vieles tun, er würde so vieles tun, wenn sie ihn nur lassen würden. Aber er war kein Handwerker und Söldner nahmen sie scheinbar keine an. Ein Badehaus musste vor der fünften mäßig laufenden Schmiede zurückstecken und vermutlich war die Besitzerin der schrecklichen Taverne eine Nichte der alten Nussbaum - weswegen die natürlich keine Konkurrenz zuließ.

Rahal würde ihn sicherlich nehmen, wenn er sich dem Diktat des Tempels unterwerfen würde und sich damit unweigerlich in einen Krieg hineinziehen ließ, der ihm keinen persönlichen Nutzen brachte. Außerdem würde er dann seine Freunde im Süden verlieren und damit seinen einzigen Zugang zur süßen Droge Mocca.
Seine Freiheit für soetwas einzuschrenken? Kam gar nicht in Frage.
Ebenso kam Adoran nicht in Frage. Spießigkeit war dort zuhaus - schlimm.
Wäre die kulturelle Barriere nicht so stark und undurchlässig, wäre Menek`Ur vermutlich die beste Wahl gewesen. - Aber die würden keinen Grünländer akzeptieren.

Er hatte sich mitlerweile fast mit dem Gedanken angefreundet, sich den Seefahrern anzuschließen. Nur war die Mannschaft der Swantje kaum bis gar nicht anzutreffen - abgesehen von der Wachmannschaft- und die Piraten in Rahal?
Was war das für ein schreckliches Leben? Verrohte Gestalten, die eigentlich zur See fahren sollten, allein schon um dem übrigen Volk etwas Erholung von ihrer Existenz zu gönnen, die jedoch an einem Hafen festklebten wie eine gammlige Orange am Boden einer Kiste.
Ständig auf Krawall gebürstet und immer in Sorge, dass ihre Maske des bösartigen Piraten bröckeln könnte. Betäubten das stumpfsinnige Leben das sie führten mit einer Dauermedikation von Rum. Einzeln waren sie erträglicher, weil sie dann etwas mehr von sich offenbahrten, aber dennoch zumeist unangenehm und kulturlos.
Vielleicht war es ihm auch aufgestoßen, dass sie ihn als einen pfauenhaften weichlichen Kaffeeschlürfer ansahen. Was war falsch an Kaffee? Kaffee macht niemanden weich, auch die Liebe zu Kunst und einer gepflegten Badekultur nicht.
Während sich Piraten blöd in Kneipen prügelten, verriegeln Manuraner die Türen von außen und brennen die Kneipen ab - wenn sich daraus ein Gewinn ergab. Dieses barbarische Gehabe hatte doch keinerlei Nutzen.. außer vielleicht um Heranwachsenden zu imponieren, die Geschichten von Rum, Seeluft und Pulverdampf hören wollten. In diesem Fall wären aber die einzigen Geschichten die von Rum, Schweißmief und Erbrochenem gewesen.

Er seufzte und lies den Blick schweifen, in die Stille des herannahenden Morgens, pfiff er die Melodie seiner Heimat. Ein Lied von Verlust, von vergangener Liebe und der Familie. Melacholie in jeder Strophe.

" Hinterm Horizont da liegst du. Blume meines Herzens,
am schönsten End' der See, am Fuße stolzer Berge und in der Tiefe meiner Seel' . Oh Manura du Perle... Heimat in der Ferne.."
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 26 März 2021 13:39    Titel: Über Krieg und Frieden
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Die Herrenmode in Bajard konnte wohl nur als pragmatisch bezeichnet werden, fast schon uniformistisch. Entweder waren es die klassichen Handwerkerklamotten oder die übertrieben düster wirkende Klamotte des Möchtegern-Hintergassen-Meuchler.
In Manura trug man dagegen bunte Kleidung der neusten Mode. So modisch, dass es im alatarischen Reich erst Monate später angekommen wäre, wenn die alten Handelswege noch existiert hätten. Da sie es nicht mehr taten, würden Außenstehende es als 'exotisch' oder 'extravagant' abtun.
Man nutzte gern verschiedene Farben, mischte Stile und Materialien und setzte Akzente mit dem Einsatz von mehr oder weniger dezentem Schmuck. Während man hierzulande eher auf überladene Frauenmode stieß, waren in Manura die Männer meist ebenso auffällig gekleidet wie die Frauen.
Am ehesten kamen die farbenfrohen Menekaner noch an das Gespür für Mode heran, das die Manuraner über Jahrzehnte kultiviert hatten. Nur das die Menekaner natürlich durch ihre strengen Traditionen eingeschränkt wurden, während man in Manura sehr progressiv agieren konnte.
Körperbetont oder wallend weit, es ging immer darum, dass es einen gewissen Stil vermittelte.
Selbst die Ganoven der Stadt hielten in diesem modischen Wettstreit mit. An den geschmückten Händen konnte man teilweise ablesen, wer ein Hehler und wer ein Meuchler war, wenn man die geheimen Zeichen des Syndikats entschlüsseln vermochte.
Selbst der wirtschaftliche Niedergang konnte die Modeliebe nicht brechen, man griff zwar auf günstigere Alternativen zurück oder verwertete Altes in neuer Weise wieder.
Der Vintage-Stil - wenn man so will, eine Erfindung Manuras.


Doch sobald der Krieg ausbrach, tauschten die Manuraner die Farbenpracht gegen schlichte Kleidung. Jedes Mal, wenn die Männerbünde in die Berge zogen, erschallten die Lieder vergangener Tage, während die grau-braune Prozession die Stadt verließ.
Es waren immer die selben Bilder, Frauen und Kinder an den Fenstern, die ihren Vätern, Männern und Brüdern nachblickten und hofften, dass sie lebend und mit gut gefüllten Taschen zurückkamen. Manura, das nahezu vollständig auf seine Söldnertruppen setzte, bezahlte nicht für das Kämpfen, sondern ließ die Familienclans ihre Beute behalten, umso größer war die Anspannung bei den Hinterbliebenen.
Die Männer, welche die Stadt glattrasiert verließen, würden in einigen Wochen mit wallenden Bärten zurückkehren. In diesen Wochen, die Wochen des Krieges und der Guerilla, tauschten sie das schöne Leben gegen die unerbitterliche Härte der Berge oder - wenn es ganz schlecht lief- sogar der Sümpfe.
Die modische Extravaganz wisch robustem Leder und leichter Metallrüste. Die grauen oder braunen Umhänge, die der Tarnung in den Bergen dienten, schützten die Männer aber auch vor den schneidenden Winden, die in den Bergen an ihnen zerrten und wie Messer schnitten.
In den letzten Jahren waren die Manuraner aber auch gezwungen, sich an ausländische Mächte zu verkaufen, viele Söhne Manuras waren in der Ferne geblieben...
Männerbünde, Trupps von etwa 20 Mann, waren versprengt in den Bergen, versteckt lauernd auf den Feind. Experten für Hinterhälte und den verbissenen Kampf in unebenem Gelände, viele von ihnen waren Veteranen der Schlacht um Proveos und hatten im Häuserkampf ihre Sporen verdient.
Manuranische Söldner liebten den Krieg nicht, es war ein notwendiges Übel, ein Beruf, welcher eigentlich viel Ähnlichkeit mit einem Handwerk hatte. Sie feierten den Krieg nicht, kein Gelächter am Lagerfeuer, keine dümmlichen Witze. Man saß meist beisammen und brühte gesteckten Kaffee in den kleinen Blechkannen, die zur Standtartaustattung gehörten und schacherte um die Aufteilung der Gewinne aus den Lösegeldern, die man für Kriegsgefangene erhielt.
Wenn sie nach Wochen die Berge verließen, waren die Bärte lang und die Haut braun und vom Wetter gegerbt, die Bäuche leer und die Taschen voll Gold. Opulent im Frieden und karg im Krieg.
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Matteo Bracker





 Beitrag Verfasst am: 12 Apr 2021 14:55    Titel:
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Bajard hatte einst eine Bürgerwehr. Bajard hatte sich einst gegen diverse Arten der Ursupation gewehrt - sogar erfolgreich.

Warum solche Geschichte sich nicht im Bewusstsein der Bajarder zeigte, sondern in einem alten schäbigen Buch auf dem Bajarder Bücherschiff verstaubte, könnte Matteo nicht nachvollziehen.
Eine Geschichte, so voll Widerstand und Trotz, war einer freien Stadt doch durchaus würdig. Doch vielleicht lag genau darin die Art Bajards, sich in den Schatten des Unbedeutenden zu flüchten und sein Dasein als ungeliebte Vettel zu fristen. Wenn er Bajard nicht seine gescheiterte starre Politik vorwerfen konnte, so musste er dieser Stadt mangelndes Selbstbewusstsein attestieren.
War den meisten Bajardern dieses große historische Erbe gar nicht bewusst..?

In seiner Heimat war es völlig anders.
Ein Seefahrer, der Manura erreichte und das Pier stadteinwärts verließ, erreichte zuerst die Hafenpromenade, in der Regel auf mittiger Höhe. Hier gäbe es zwei Möglichkeiten, entweder er hält sich Rechts, was dumm wäre, oder er nehme die Straße linkerhand.
Rechts führte die Straße geradewegs zu den Fischerreibetrieben und den Schlachthöfen, die fest in der Hand der Metzler waren. Und die Metzler waren nicht gerade für ihre Gastfreundschaft bekannt. Das Hafenviertel endete hier in den dicht verzweigten Hintergassen der Armenviertel.
Linkerhand hingegen führte der Weg geradewegs in Richtung der Innenstadt. Zur Mittagszeit war hier nicht viel los, da die ganzen Spielunken und Tavernen noch verrammelt und verriegelt dastanden, doch sobald die Sonne hinter den Weinbergen unter ging, erwachte die berüchtigte Amüsiermeile Manuras. War es auf der Hauptstraße noch gesittet, türmten sich in den Seitengassen schon Alkoholleichen, Spielsüchtige und Straßenhuren.
Am Ende der Hafenpromenade, wo sie in die Seilerstraße einmündet, findet sich das Perlmuttglanz. Ein nobles Badehaus und extravagantes Hurenhaus, das im klassischen manuranischen Stil gehalten wurde. Mit einem gepflegten Garten, beheizten Böden, feinen Mosaiken und einer geheimen Tür, welche in das obere Stockwerk führte. Wärend man im Perlmuttglanz auf Schönheit und Reinheit wert legte, war das zweite Haus an diesem Platz, "Tante Käthe`s Weinkeller" auf besonders ausgefallene Wünsche spezialisiert. Der Bracker Clan, der beide Häuser verwaltete, profitierte schon seit Generationen von der ausgesprochen liberalen Rechtslage in Manura.
Folgte man der Seilerstraße nun weiter gen Stadtmitte, entlang der Seemannsbedarfsläden und Seilereien, verließ man das Bracker-Gebiet, sobald man am letzten Außenposten, dem "Kaffehaus Silberkanne" passierte.
Der Platz, in den die Seilerstraße einmündete, nannten die Manuraner "Den Platz der Verschwörer" - Jeden Morgen der Fleisch- und Fischmarkt der Stadt.
Doch der Name mag befremdlich wirken, wenn man die Geschichte dazu nicht kennt. Denn auf dem Platz finden sich drei große Statuen, welche die Verschwörer zeigen, die Brüder Donatus und Servatus, sowie den Piratenkapitän Bartholo Friedbart. Eine gefeierte Verschwörung? - In der Tat.
Ein Steinrelief entlang der angrenzenden Wand des Zeughauses erzählte die Geschichte. Als Manura, nach einem Putsch eines führenden Generals zu einem selbsternannten Fürstentum wurde. In dieser Zeit war es den Bürgern verboten auch nur Dolche zu tragen und die großen Familien der Stadt wurden entmachtet. Alle macht oblag nun dem Ursupator.
Donatus und Servatus, in manchen Geschichten ein Liebespaar und keine Brüder, verschworen sich gegen den Ursupator und schmuggelten gemeinsam mit Friedbart Dolche in die Stadt. In geheimen Treffen schworen sie die großen Familien der Stadt zum Umsturz ein und versorgten sie mit Waffen. Schließlich stürmten sie die Festung, ermordeten die Wachen und schließlich auch den Ursupator selbst, dessen Leiche durch die Straßen geschleift wurde. Noch heute ist der Tag der Verschwörung der höchste Festtag Manuras.
Auch wenn Manura per Edikt die Religion zur Privatsache erklärt hat, ist der Mythos der Verschwörer ein hart umkämpftes Thema. Während die Gemeinschaft der Erdenmutter Eluvie und die Kirche des Mondmannes Horteras darin einen Aufruf sehen, sich derangeblich wachsenden Einflussnahme des alatarischen Reiches zu erwehren, sind die Anhänger des "größten Jägers" der Meinung (häufig versuchen sie zu vermeiden mit dem alatarischen Reich in Verbindung gebracht zu werden- um nicht auch noch ihre Gegner zu unterstützen), es spiegele die Selbstermächtigung Alatars wieder, der den Menschen Umsturz und Freiheit brachte.
Für jeden Manuraner gilt jedoch, dass der Kampf gegen Unterdrückung und für die persönliche Freiheit ein Teil seines Selbstbewusstseins geworden ist. Ein Manuraner muss frei sein, sonst ist er ein Vaaskanter -und jeder hasst die Vaaskanter.


Zuletzt bearbeitet von Matteo Bracker am 12 Apr 2021 16:26, insgesamt einmal bearbeitet
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