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Briefe der Gegenwart in die Vergangenheit
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Briefe der Gegenwart in die Vergangenheit
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Beak von Sankurio





 Beitrag Verfasst am: 07 Jul 2020 21:26    Titel: Briefe der Gegenwart in die Vergangenheit
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    ... penibel wurde das Siegel auf den warmen, bläulichen Wachs gedrückt.
    Das versiegelte Schriftstück welches von einem güldenen Umschlag umhüllt war wurde am nächsten Morgen dem Postamt in Adoran ausgehändigt.
    Der Brief ist gerichtet an das Kloster der Tugenden, fernab von Gerimor. Gerichtet an Schwester Nialia Anthea Domerias ...


    Gerimor, 7. Cirmiasum 263
    - Schwingenstein, Wohnsitz

    Nialia.

    "Habe keine Angst vor der Einsamkeit - Adler fliegen alleine."

    Zwei Winter ist es her, wo diese Worte dich trafen.
    Der Himmel war in einem satten Orange getaucht, am Horizont ein wirres Bildnis der Wolken.
    Wir verbrachten den halben Tag in Treno der Abschied war schwer, doch schwerer waren die Schritte auf der Planke.
    Die Distanz jedoch festigte unsere Nähe.
    Jedes Schriftstück welches Gerimor erreicht oder eben auch verlassen hat, bestärkte uns.

    Nialia, es wird vorerst der letzte Brief vom fernen Gerimor sein, der da das weite Meer überquert.
    Du brauchst diesen Satz auch nicht ein zweites Mal lesen, denn es ändert nichts an dieser Entscheidung und Tatsache.
    Ich bin des Schreibens eben müde, drum kündige ich mich an die satten Weizenfelder des Gutshofes mit hoffentlich deiner Anwesenheit besuchen zu können.

    Vieles gibt es zu Erzählen, auch wenn du reichlich schon meine Schrift verinnerlicht hast.
    Doch für mich wäre es ein Wohlklang in den Ohren, wenn wir diese Zeit nutzen könnten, um das geschriebene in Wörter zu verpacken.
    Ich sehne mich nach deiner Anwesenheit und auch die unserer Freunde, drum kündige ich mich an.
    Derselbe Glockenschlag, bei den selbigen Kaimauern Trenos.
    Dieses Mal jedoch wird hoffentlich das gleißende Licht der Sommersonne uns begleiten.

    Der Zweimaster wird am 12. Cirmiasum im Hafen von Adoran ablegen und geplant ist ein Aufenthalt für eine gute Woche bei uns auf dem Hof.
    Ich freue mich sehr, besonders auf die überraschenden Gesichter der Anderen.
    Für mich wird es eine Zeit der Einkehr sein, doch mag ich euch weniger zur Last fallen und beim Tagewerk aushelfen wollen.

    In ewiger Verbundenheit zur Heimat,
    verbleibe ich mit großer Freude.

    Möge der wachsame Blick des Adlers Euch folgen und die Schöpferin bei der Ernte gnädig sein.





Zuletzt bearbeitet von Beak von Sankurio am 09 Feb 2021 19:18, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Beak von Sankurio





 Beitrag Verfasst am: 16 Aug 2020 11:16    Titel:
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    ... ein güldener Briefumschlag mit bläulichem Wachssiegel, keine Seltenheit auf dem Tresen im Postamt in Adoran.
    Das Ziel war bekannt, doch diesmal wurde das Schriftstück von einem Novizen des Klosters der Lichteinigkeit auf die ferne Reise über das weite Meer verschickt ...


    Gerimor, 16. Ashatar 263
    - Schwingenstein, Kloster der Lichteinigkeit

    Nialia.

    Die Vorfreude hielt länger, als die Zeit welche wir genießen konnten.
    Und doch waren es Tage der Kräftigung, an einem Ort wo die Wurzeln entsprungen sind. Deine Nähe sowie auch die zu unseren Freunden sorgte für viel Gesprächsthemen welche selbst jetzt noch schöne und witzige Erinnerungen entfachen.

    Die größte Überraschung war allerdings dein Antrieb unserer ewigen Freundschaft.
    Du weisst sehr, wie mich meine Gedanken geplagt haben. Als Jüngling brannte ich nach dem Wissen der eigenen Existenz.
    Dann die schrecklichen Geschehen und auferlegten Pflichten, welche dafür sorgten, dass ich meinen Wissensdurst abstellte.
    Plötzlich gab es eben anderen Angelegenheiten im chaotischen Leben.

    An die dreißig Winter habe ich nun durchlebt, die Antwort ist bis heute ein offenes Geheimnis.
    Die Suche nach Antworten nicht mehr von Relevanz, bis noch vor wenigen Wochenläufen.

    Oh' Nialia, du Hoffnungsbringerin!
    Mitgefühl ist es, welches dich angetrieben hat für einen alten Freund der Kindheit. Ich bin gespannt welche Ergebnisse dein Bestreben in Greifenstein erzielen werden und auch bin ich des ewigen Dankes schon jetzt verpflichtet.
    Möge die Herrin Temora dich auf deiner Reise stets begleiten und solltest auch du keinerlei Erfolge erzielen, gräme dich nicht!

    Im übrigen ist es interessant, dass diese Zeilen nicht am eigenen Schreibpult verfasst werden.
    Wie ich dir bereits erzählt habe, befinde ich mich nun am Ende meiner Klausur im heiligen Kloster der Lichteinigkeit.
    Eine besondere Erfahrung welche ich als Knappe hier durchlebe. Zwar wirkt es vertraut, doch stimmt es mich stets Nachdenklich.
    Es erinnert eben auch stark an meine erste Begegnung mit Dir, damals im Kloster der Tugenden.

    Und so sehne ich mich nach unserem nächsten Treffen, vielleicht auch einmal auf Gerimor selbst.

    In ewiger Verbundenheit zur Heimat,
    verbleibe ich mit großer Freude auf einer Antwort von Dir.

    Möge der wachsame Blick des Adlers dir folgen.





Zuletzt bearbeitet von Beak von Sankurio am 09 Feb 2021 19:18, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Beak von Sankurio





 Beitrag Verfasst am: 25 Apr 2021 18:40    Titel:
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    ... und plötzlich klopfte es zaghaft an der Pforte der Wachstube am Vorplatz des Klosters der Lichteinigkeit.
    Mit einem beherzten Griff zur schweren, eisernen Türe wurde diese geöffnet woraufhin sich der Anblick seines Gegenübers unweigerlich offenbarte.
    Der Winter kehrte wieder ruckartig ein, jedenfalls in der Mimik des Kommandanten.
    Das freundliche Lächeln war für den Moment eingefroren und lediglich ein Blinzeln war zu deuten, ehe unüberlegt die Türe wieder zugeschlagen wurde.

    »Oh' Herrin, mit welch Tat habe ich dich so erzürnt?« folgte es in sich gekehrt und nachdenklich.
    Der tiefe Atem wurde in die Lunge gezogen, ehe erneut die Pforte sich öffnete.

    Da stand er.
    Ein alter Bekannter, welcher zwei Gesichter trug.
    Entweder war es der Freund, welcher in jeder Lebenssituation Rückhalt bot oder aber ein Schelm, welcher sehr oft auf seinem Pfad über Steine und Frauen stolperte.
    Bartholomeo Felhaven, seines Zeichens meisterlicher Barde, gelernt an der hohen Schule der Musik in Greifenstein.
    Ehe sich der unangekündigte Besuch erklären konnte, wurde kurzerhand die Kulisse gewechselt.
    Die große Bühne galt es ihm jedenfalls vorerst nicht zu bieten, denn ob Gerimor für einen Bartholomeo Felhaven bereit wäre, würde sich erstmal zeigen müssen.

    Angekommen in der Behausung des Kommandanten, wurde zu Beginn der edelste Tropfen Cognac mit einer gar kraftvollen Würze serviert.
    Das Gespräch in Form einer direkten Konfrontation wurde angestrebt, denn es galt sich eben zu erklären.
    Als guter Freund hatte Bartholomeo nämlich Pflichten übertragen bekommen, welche er mit seiner momentanen Anwesenheit vernachlässigen würde.
    Es waren die Besitztümer Beaks, welche fernab in der alten Heimat von seinem guten Freund verwaltet wurden.
    Somit war die stetige Anwesenheit vonnöten um den Gutshof mitsamt seinen weitreichenden Weizenfeldern zu beaufsichtigen.
    Große Sorge stand ihm daher nicht unbegründet im Gesicht geschrieben, besonders dann nicht, wenn eben jener Schelm weit ausholend seine Sätze mit vielen Lücken spickte.

    In einem ähnlichen Takt wie zu Beginn klopfte es erneut zaghaft an der Eingangstüre.
    Noch mehr unangekündigter Besuch in einer prekären Situation, mit einem Bänkelsänger im Nacken.
    Mit einem »DU bleibst hier sitzen, denn ich bin noch nicht fertig mit DIR!« stiefelte der Eigentümer der Bleibe zum Hauseingang.
    Die roten Haare der Diakonin baumelten an der rechten Schulter herab, der Blick völliger Irritation konnte aufgrund der erfolgten Diskussion im Inneren des Anwesens die Geweihte weniger verstecken.
    Und obwohl dieser Moment weniger von Glücksgefühlen geplagt war, entlockte die Anwesenheit Raias ihm immerhin ein Lächeln.
    Zügig wurde jedoch eine Warnung ausgesprochen, von einem Besucher, der vielerlei Sichten auf die Fügung der Welt besaß und ehe diese Warnung gänzlich ausgesprochen werden konnte, gab die Eingangstüre nach und Bartholomeo stolperte kopfüber auf die Veranda.
    In ihrer ruhigen Gelassenheit und nach einer kurzweiligen Vorstellung, durfte sich der Barde dem Mitbringsel der Diakonin widmen, ehe zielstrebig der hölzerne Tisch im Kaminzimmer aufgesucht wurde.

    Weiblicher Besuch in der Gegenwart eines Bartholomeos Felhaven schien unverändert unangenehm.
    Doch meist sind es hier nur die Damen welche dies als unerträglich und frivol empfanden.
    Zu Beginn wurde immerhin ein anderes Bühnenbild bespielt, denn plötzlich erfolgte das lehrbuchhafte Verhalten der höfischen Etikette, wenn auch nur für wenige Wimpernschläge.
    Der Abend wurde daher mit vielen Erklärungen, einer spitzfindigen Zunge, köstlichen Humor aber auch Zuversicht gefüllt.
    Dies erfolgte bis zu einem Punkt, wo auch auf Gefühlsebene die verdrängte Vergangenheit von Beak, geweckt wurde.

    Es waren zwar unrühmliche Absichten, warum sein alter Freund Gerimor aufsuchte und doch war es verbunden mit einem freundschaftlichen Tribut.
    Öfters fragte sich Beak warum der Schriftverkehr zur Heimat aussetzte, logisch das der Grund ihm gegenüber saß.
    Über Umwege durch viele Ländereien, mit einem zeitlichen Verzug von vielen Mondläufen, wurde dann die langersehnte Antwort Nialias ausgehändigt.
    Ein feiner Briefkuvert mit einem gebrochenen Siegel und dem entweihten Geheimnissen dieses persönlichen Schriftstücks.
    Natürlich wurde das Ganze auf Bartholomeos typischer Art rasch erklärt, wenn auch hier einmal wieder eine Grenze überschritten wurde.

    Nachdem die Diakonin verabschiedet wurde und der neue Mitbewohner sich im Kaminzimmer sein notdürftiges Bett hergerichtet hatte, wurde die ruhige Stunde angestrebt.
    Mit einem dampfenden Tee auf dem Schreibpult und eben dem besagten Brief Nialias wurden die Zeilen eingehend in der Schreibstube studiert ...


      Elmoria, 3. Goldblatt 263
      - Kalm

      Mein lieber Beak,

      mit Sicherheit bist du aus allen Wolken gefallen, dass ich diesen Brief von Bedeutung Dir hab zukommen lassen.
      Bartholomeo zögerte gar nicht erst, diese frohe Botschaft persönlichst Dir aushändigen zu wollen.
      Wir beide kennen doch seinen Hang zur Theatralik gespickt mit langen Versen und Texten der Glückseligkeit.
      Daher hielten wir beide es für äußerst angemessen, dich mit diesen Überraschungen zu überschütten.

      Doch es ist nicht nur seine bewusst unangekündigte Anwesenheit, welche Dir eine Überraschung darbieten soll.
      Nein, ich bin den tiefen Wurzeln deiner Vergangenheit gefolgt und wurde in Greifenstein fündig.
      Plötzlich bildete sich ein Muster mit den vielen Puzzlestücken und ohne dich weiter auf die Folter zu spannen, befindet sich ein weiteres Schriftstück im Inneren des Umschlags.

      Beak - ich hoffe sehr und das von Herzen, dass dies das Ende eines unsagbaren Kapitels der Unwissenheit ist.
      Für mich als eine gute Freundin von Kindheitstagen, ist es eine Gabe für Dich, als Dank unserer innigen Freundschaft.

      Pass auf dich auf und wisse, dass der Adler dein immerwährender Begleiter ist.
      Deine ewige Freundin fern ab der Deiner,



      Post. Skriptum.
      Bartholomeo hat sich gar exzellent um deinem Besitztum gekümmert.
      Er hat sich sogar mit einer jungen Magd auf dem Hof angebandelt, welche sicher schon jetzt voller Bauchschmerzen nach ihm trachten wird.
      Es obliegt an Dir ihn mit dem anhaltenden Bauchgrimmen des jungen Fräuleins aufzuziehen.
      So oder so, ich kümmere mich derweil um alles hier!


    ... Markante, tiefe Falten zierten seine Stirn.
    Ein Gefühl von Ungewissheit und doch auch Frohsinn ob der niedergeschriebenen Worte.
    Es war ein für ihn geschlossenes Kapitel, welches unerwartet seine Aufmerksamkeit fand und so griff die unruhige Hand erneut in den feinen Briefumschlag.
    Ein weiteres Schriftstück wurde entnommen, von förmlicher Machart, dies konnte alleine das feste Pergament offenbaren.


    Mit jeder Zeile stockte der Atem und recht schnell wurde ihm deutlich, dass die haltende Hand dieses fein säuberliche Schriftstück nicht länger ruhig halten konnte.
    Zügig löste sich die Linke vom Henkel der Teetasse und die blaugrauen Augen kämpften sich vom Anfang der Zeile zum Absatz durch.
    Dabei schmiegte sich nach wenigen Augenblicken der Rücken an den gepolsterten Sessel und als er zum Schluss nochmal das Wappen der Kopfzeile betrachtete, verlor der eiserne Streiter seine Fassung.
    Das Sehorgan füllte sich mit dem salzigen Tränen, der Blick wanderte zur Wandkerze am Rand der Räumlichkeit.
    Seine Zähne knabberten just in dem Moment an den Lippen herum, ehe er wehmütig in die Schublade des Schreibpults griff.
    Ein altes, bläuliches Tuch wurde entnommen, penibelste gefaltet zierte eben dieser Stoff in der Mitte das Wappen derer bürgerlichen Familie Sankurios.
    Die Verbindung seiner Vergangenheit und somit die Enthüllung der eigenen Abstammung.
    Der vollendete Abschluss eines langanhaltenden Kapitels, welches wahrlich neue Fragen offenbaren würde.
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Beak von Sankurio





 Beitrag Verfasst am: 29 Jul 2023 15:51    Titel:
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    ... unbehagen, innere Unruhe.
    Ein Gefühl, welches in den vergangenen Tagen öfters einmal aufklaffte.
    Neben den besorgniserregenden Informationen vor seiner Abreise waren es aber auch diese Momente in einer ungewohnten Umgebung.
    Schwester Nialia Anthea Domerias war es einst, welche vor Jahren die wahre Existenz der Ahnenforschung aufdeckte.
    Durch Ihre unermüdliche Arbeit konnte ein verdrängtes Geheimnis gelüftet werden.
    Doch die vergangenen Monate sorgten für einen anderen, fokussierten Blick.
    Schon lange mochte es dem Rittersmann gleich sein, was einmal war.
    Viel zu viele Jahre würde dieser auf den Schultern tragen, als dass dies noch von Relevanz sei.
    Und doch stand er hier, in Greifenstein der Hauptstadt vom Herzogtum Greifenhain.

    Die Reise war zwar von langer Hand geplant, viel mehr aber verdrängt und durch Umstände immer in die Ferne gerückt.
    Der kleine Vorteil war für ihn, dass selbst Bartholomeo ihn hätte nicht folgen können.
    Die vergangene Romanze mit einer Adelstochter sorgte schließlich dafür, dass die Greifenwächter immer noch nach seiner Person suchten.
    Ein kleiner Trumpf, dies zu wissen, wenn man von seiner besonderen Art einmal Ruhe brauchte.
    Dies war allerdings für die Recherche in dieser großen Stadt kein besonderer Vorteil.
    Eben diese eigensinnige Art vom langjährigen Freund würde manches Mal gebraucht werden, um der Gesellschaft wichtige Informationen aus der Nase zu entlocken.

    Tage vergingen mit wenig in der Hand, lediglich leichtes Gepäck und der brüchige Wappenbrief der Vergangenheit waren die stetigen Begleiter.
    Die eigene Daseinsform konnte nicht aufgeklärt werden, einzig und allein gab ein Totenacker inmitten der Stadt Aufschluss, wo es für das eigene Elternpaar endete.
    Umringt von feuchtem Moos, auf einem kleineren Hügel des städtischen Friedhofs, stand dort das letzte Memorial der Familie Sankurio.
    An einem Ort der wenig Aufschluss bot, als viel mehr nur die eigene unbekannte Herkunft.
    Unterhalb dieser steinernen Tafel, welche das einstige urwüchsige Familienwappen zierte, fanden sich zwei Fassungen für die im Erdreich verschlossenen Urnen.

    Die Sonne stand auf halber Höhe, warf das gleißende Licht über diese heilige Stätte und doch legte sich ein Schatten recht schnell über den Rittersmann, als dieser sich vor den steinernen Stufen kniete.
    Unbehagen, innere Unruhe - einmal mehr, gepaart mit Trauer und Kummer.
    Die abgeschlossene Gleichgültigkeit der Wurzeln, des Ursprungs, sie war einmal mehr passé.
    Für einen Moment weilte der Rittersmann mit geschlossenen Augen an Ort und Stelle.
    Gedanken schossen durch den Kopf, ehe der blaugraue Blick die nähere Umgebung abtastete.


    Der kalte Stein war gewaschen, die steinernen Fugen vom Dreck befreit.
    Die Stufen waren gekehrt, das Denkmal hob sich deutlich ab.
    In Anbetracht der wahllosen Fülle des Friedhofs, welche das Ergebnis des Bürgerkriegs zwischen Greifenhain und Eirensee war, schlussfolgerte er recht schnell, dass es einen weiteren nahen Menschen der Familie geben müsste.
    Doch die weitere Recherche blieb auch innerhalb der Gemeinde ergebnislos und die Zeit blieb knapp bemessen.

    Mittlerweile legte sich die Abendsonne, die kühle Nacht zog ein.
    Die Greifenwächter mit ihrem markanten Rüsthelmen zogen durch die gepflasterten Straßen und entfachten das Straßenlicht der Laternen.
    Greifenstein war durch diese besondere, prunkvolle Bauart in der Nacht wahrlich ein Augenschmaus.
    Das rege Treiben auf dem weitläufigen Marktplatz ebbte ab, doch da wo der Markttag endete, offenbarten sich die Feierlichkeiten in den unzähligen Spelunken, Gasthöfen und Bordellen.
    Der Drang nach Stille, einem Ort des Rückzugs war der einzige Wunsch am fortlaufenden Abend.
    In einer doch moderaten Abstiege, die kaum mehr dreißig Münzen kostete, fand er diesen ungewöhnlichen Rückzugsort und seinen Schlaf.

    "In einer Welt der Träume, wo man selbst entfliehen konnte, um alles Erdenkliche zu erreichen, gibt es eben aber auch jene Träume, welche oftmals Schrecken brachten.

    ... unbehagen, innere Unruhe.
    Schon wieder, diesmal im tiefen Traum.
    Die Reise führte den Rittersmann wieder an Ort und Stelle zum Totenacker in Greifenstein.
    Für den Beginn war das Bild klar, das Erlebte am Tage zuvor wurde Revue passiert.
    Die Gefühle entfesselten einmal mehr Kummer und Trauer, der Schlaf war wahrlich keine Erholung.
    Das alte Bett mit der dreckigen Wäsche knarzte mit jeder unruhigen Umdrehung und doch schien es ihn nicht aus dem Schlaf zu reißen.

    Umringt vom Schatten des Grabsteins wiederholte sich die Szenerie identisch.
    Die Augen schlossen sich, doch dann – ein lautes bersten von Glas, gepaart mit einem grollenden Beben.
    Rasch öffneten sich die Augen in dieser Utopie, eine Illusion, die für viele die blanke Realität schon war.
    An manchen Stellen riss der Boden förmlich auf, tiefrote Kristalle wuchsen empor.
    Der Himmel zog sich währenddessen in Windeseile zu, das grelle Licht wurde durch den roten Schimmer der Kristalle reflektiert.
    Die Umgebung war düster, lediglich ein Lichtschimmer der Sonne war in dieser roten Flut zu erkennen.
    Doch dies blieb nicht die einzige Veränderung in diesen schrecklichen Alptraum.
    Das Memorial nahm ebenso eine Veränderung wahr, wo einst das Familienwappen Sankurios zierte, war das Symbol vom Baum des Lichts und der Name Raias zu erkennen.



    Die Stirn war von Schweiß geziert, rasend pumpte das Herz das Blut durch den Körper.
    Der eigene Körperdunst war in letzter Zeit das Einzige an Flüssigkeit, welches dieses alte Laken gierig aufnahm.
    Ungleichmäßig wirkte der Atem des Ritters, als es ihn dann doch endlich aus dem Schlaf riss.
    In einer schreckhaften Bewegung nahm er zügig eine sitzende Haltung ein und der Blick würde in diesem Moment aus dem kleinen Fenster schweifen.
    Behaglichkeit, absolute Ruhe war in der tiefen Nacht eingekehrt, zumindest für die Bewohner dieser Großstadt.

    ... unbehagen, innere Unruhe.
    Mit diesem furchtbaren Traum war die Nacht für ihn passé.
    In der völligen Dunkelheit wurde bereits die Rückreise beschlossen.
    Zügig wurde der nächste Kutscher aufgesucht, um die weite Reise zu beschleunigen.
    Es bedurfte jedoch mehr, als nur die Pferdestärken und günstigen Winde für die Schiffsfahrt.
    Ungewöhnliche Situationen, erforderten einmal mehr ungewöhnliche Handhabe.
    Das nächste Ziel war einer der vielen Konvente der Liedwirker im Königreich, die Zeit war vorerst der Feind.
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