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Die Romantik des Lebens
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Die Romantik des Lebens
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Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 25 Aug 2022 17:14    Titel:
Antworten mit Zitat



    Feigheit ist der sicherste Schutz
    gegen die Versuchung.
    (Mark Twain)



Er saß an der Wiege, auf der Bettkante, neben seiner Frau, die gerade schlief. Auch der jüngste Spross der Familie war still für den Moment und fang sich vom frischgebackenen Vater nachdenklich betrachtet. Zwar sah dieser das kleine Geschöpf, aber seine Gedanken liefen woanders spazieren. Er rekapitulierte den Abend vor Varuna. Kämpfe, wie sie zuvor in Varuna stattfanden, hatte er schon mehr als einmal mit dem alatarischen Reich gefochten, auch wenn die Kreaturen dort unbekannt waren. Aber auch das Unbekannte hielt ihn nicht davon ab, an ihrer Seite zu stehen und mitzukämpfen.
Natürlich wusste er im Groben, worum es ging. Sie hatten eine Warnung erhalten, davon wurde vor dem Aufbruch berichtet. Nun waren sie unterwegs, um zu schauen, was es damit auf sich hatte. Natürlich waren sie es nicht allein. Sie trafen auf die Lichtenthaler und die übrigen Völker, die mit ihnen im Bunde waren. Wer hätte das nur gedacht? Es hieß ja immerhin, Dämonen kämen oder die Todsünden – was auch immer darunter zu verstehen war.

Jetzt, da er an der Wiege des Kindes saß, wusste er es besser. Das Emissarium war es. Oder die Emissäre. Wie auch immer man sie bezeichnen wollte. Der Anblick dieser Wesen war dämonisch. Einen besseren Ausdruck hatte er dafür einfach nicht. Das Verhalten der Menschen, die dort eintrafen, wo sie erschienen – an der Brücke von Varuna, im Süden – war unglaublich seltsam in seinen Augen, bis hin zu völlig leichtsinnig und leichtfertig.

Die meiste Zeit hatte er selbst damit zu tun Aschengardt zu schützen, zumindest fühlte er sich dazu verpflichtet. Je weniger der auf Abstand ging, desto mehr begann es ihn nach und nach zu verärgern. Und nicht nur er sorgte für diese Verärgerung. Gefühlt hätte er sich gut 10teilen können und war doch der einzige anwesende Templer für den Moment. Zwischendrin fühlte er sich überfordert, verharrte eine Weile neben Althan und lauschte seinem Gespräch mit diesem Papierwesen. Naxera, so hatte er sich vorgestellt. Es. Was auch immer es war. Ihn erinnerte es an die Kreatur aus dem Käfergraben, wäre das Papierrascheln nicht gewesen. Da der Magister sich offensichtlich im Griff hatte, sorgte er sich hier weit weniger. Und gerade, als das Gespräch zwischen ihnen versprach interessant zu werden, hörte ich schon wieder Gebrüll aus den eigenen Reihen.
Mit einem tiefen innerlichen Seufzen und aufkeimenden Zorn machte ich mich erneut auf den Weg.

Wie lang es brauchte, um den Aufbruch hinzubekommen, weil die Hälfte der Leute nicht auf den Befehl des Ahad hörte, darüber wollte er nicht einmal nachdenken. Im Nachhinein war ihm bewusst, sie hatten da schon Gargon gut gefüttert. Angefüttert sogar, wenn man so wollte.

Kurz wurde er aus den Gedanken gerissen, als es ein kleines Knatschen aus der Wiege gab, dass dann in Gebrüll ausartete. Er hob das kleine Bündel hinaus und reichte es an Rilytia weiter. Er war sich sicher, das musste der Hunger sein, der zuerst drückte. Das war zumeist so am Anfang.
Wenig später kehrte selige Stille ein und er sah den beiden zu. Dabei sprach er nicht, sondern verlor sich wieder in Gedanken.

Später hatten sie sich noch im Tempel versammelt und dort gesprochen. Ravena hatte einen Pakt geschlossen mit dem Papierwesen. Sie wollte alles wieder in Ordnung bringen – wie auch immer sie sich das zu diesem Zeitpunkt vorstellte. Sie hatten erfahren, wer den Weg für diese Wesen bereitet hatte, sie wussten, was das Emissarium angelockt hatte. Er hörte sie davon sprechen, dass ihre Zeit nur begrenzt wäre.

Viel später verließ er den Tempel später mit viel mehr Fragen als Antworten, wie üblich, aber deutlich ruhiger, als noch vor Varuna.

***


Zwei Tage später am Abend machte er sich auf den Weg nach Rahal, die Nerven lagen dezent blank, er war reizbar, das wusste er. Den ganzen Tag über ging ihm seine Frau ungeheuer an die Substanz. Die Wehen hatten eingesetzt. Als der Bote losgeschickt war, um die Heilerin ins Haus zu holen, brach er auf. Er wusste, es musste nicht lang auf sie gewartet werden.
Genauso wie er wusste, dass er ohnehin nicht dabei erwünscht war, wenn die Geburt vonstatten ging. Er hatte nichts dagegen. Aber das Gejammer vorher… wo war nur die Templerin in ihr geblieben? Nun ja, vielleicht war das auch einfach etwas anderes und er sollte geduldig sein.

Als er in Rahal eintraf und letztlich die Kommandantur erreichte, sah er die Leute zum Apell dort stehen, sie und einen Mann mit rotglühenden Augen. Diese Augen ließen mich die Stirn runzeln. Während dieser sich vorn mit dem Hauptmann unterhielt, erfuhr er noch einige Details vom Ritter. Nebenbei versuchte er dem Gespräch zu folgen, irgendwann schloss er dann auch nach vorn auf, als der Ahad erschienen war und sich gegen den Mann stellte. Gargon in Menschengestalt, wie sich ehrausstellte.

Natürlich war ihm klar, warum der Ahad gegen Gargon sprach, aber die Art, wie das geschah, befremdete ihn in diesem Moment. Der Emissär hielt dagegen, behauptete der Ahad müsse Läuterung erfahren, er wäre dem Schatten verfallen.
Schwierig, denn für den Clericus war klar, dass gar nichts klar war. Wer wusste schon, welche der beiden Seiten log? Da der Emissär derart darauf bestand wahr zu sprechen, bewog es ihn selbst dazu der Sache auf den Grund zu gehen. Er erinnerte sich der Worte Ravenas. Wenn man sich nichts wagte, trat man auf der Stelle. Also wagte er sich. Er ging den Pakt ein mit diesem rotäugigen Wesen.

Was er zuerst feststellte: Er spürte keinerlei Veränderung. Weder fühlte er sich manipuliert noch anderweitig angegriffen davon. Und er prüfte sich gründlich. Danach ging er nach Varuna, sah sich nach diesen seltsamen fremden Kreaturen um. Sie griffen nicht an. Also war auch hier wahr gesprochen worden. Der nächste Weg führte zum Tempel in Düstersee. Wenn er erwartet hatte, dass der Herr aufbegehrte, so blieb diese Erwartung unbefriedigt. Nichts. Alles wie immer.
Eine Weile ruhte sein Blick auf dem Abbild des Herrn. Er ging in sich, betete, fragte um ein Zeichen, eine Antwort, um irgendwas. Es blieb ruhig, was ihm selbst Antwort genug schien.

Dann kehrte er heim und stellte fest, Vater geworden zu sein. Alles andere war für den Augenblick erst einmal vergessen. Morgen war auch noch ein Tag.

Und nun saß er hier, hielt Nachtwache, obwohl er Schlaf eigentlich dringend nötig hätte. Als das Kind satt war, nahm er es ihr ab, ging damit rüber ins Bad und machte sich daran eine neue Windel anzulegen. Natürlich, so still wie der Säugling zu Anfang war, so still wollte er nun nicht sein. Er begann zu brüllen und es klang schwer nach Protest. Zu kalt, zu ungemütlich.
„So klein du bist, wir nehmen dich direkt mit in die Pflicht. Der Herr möge mir vergeben, dass ich es riskiere“, murmelte er vor sich hin und steckte dem Würmchen den Ring an den dicken Zeh, da wo er noch nicht herankam, und säuberte ihn weiter. „Brüll deine Wut nur raus. Laut und kräftig.“
Der Säugling fand sich genau beobachtet, aber auch hier konnte er nicht feststellen, dass es irgendwas anrichtete. Er bekam nicht mal mit, ob es irgendeine Auswirkung hatte.
Als die Windel angelegt war, nahm er den Ring wieder an sich, zog ihn an und legte das Kind an seine Schulter. Das Geschrei hörte fast schlagartig auf. Wärme. Nähe. Ein wenig musste er schmunzeln.

Ja, er musste darüber mehr herausfinden. Natürlich wäre auch das Papierwesen eine Wahl gewesen. Aber das konnten andere schon erkunden. Darum hatte er sich dagegen entschieden. Es schadete nicht den Blickwinkel zu erweitern. Und ein wenig mehr Bewegung bei der Bekämpfung gewisser Kreaturen konnte auch nicht schaden.
Dispute waren ohnehin etwas, was er gerne führte. Und aktuell schafften es ein Knappe und ein Ritter sehr gut, ihn auf einen gewissen Reizpegel zu treiben. Er würde also die Abmachung erfüllen, letzten Endes. Davon war er überzeugt.

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Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 02 Sep 2022 08:20    Titel:
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    Gefahr macht aus Feinden Freunde.
    (Deutsches Sprichwort)



Die Reinigung des Ahads war eine neue Erfahrung auf seinem Weg gewesen. Eine Erfahrung, die er nun schon länger überdachte. Um genau zu sein, ließ ihn der Abend seither nicht so ganz los, vor allem das Ende dessen. Der erfahrene Schmerz blieb ihm allzu präsent, die erfolgte Hilfe der Emissäre und die daraus folgenden Kämpfe, die er trotz der Schmerzen mitbestritt, die ausgespuckte Drohung Ringe aus Fleisch zu formen, denen direkt Taten folgen sollten. Er mache sich Sorgen um die Schäfchen des Westens, auch wenn sie eigentlich allesamt keine Schäfchen waren, sondern eher Wölfe im Schafspelz.
Er sorgte sich aber nicht nur um die übrige Bevölkerung. Seine größte Sorge galt grad wohl seinem Sohn. Lysander war noch völlig wehrlos und wer wusste schon, was der Schatten noch anrichtete. Tatsächlich dachte er darüber nach, die kleine Familie für die letzten Tage in den Katakomben des Tempels unterzubringen, samt der Amme, damit der Junge geschützt war.
In jedem Fall schlug er es Rilytia gleich am nächsten Tag vor.

Allein der Gedanke daran, dass Naraziliq sich an seine Familie, an das junge Leben vergreifen könnte, ließ den Zorn derart ungestüm in ihm aufwallen, dass er Mühe hatte diesen für einen besseren Zeitpunkt zu sammeln, und nicht kopflos aus der Haustüre zu gehen, um diese dreckigen Kreaturen zu erschlagen.

Was die Schmerzen und den Zorn anging, das musste er feststellen, hatte er viel gelernt in seiner Zeit als Templer, auch wenn er in den letzten zwei Wochen kein Glanzbild dessen gewesen war, was er hätte sein können. Es war an der Zeit sich wieder zu sammeln und zusammenzuraufen. Also atmete er den Zorn hinunter, langsam, stetig, ohne ihn jedoch zu vergessen. Vielmehr formte er diesen im Geiste zu einer Art Zornball, den er bei Gelegenheit direkt abrufen konnte, wenn er ihn benötigte. Nicht vergessen, nur verwahrt.
Natürlich übertrug sich die Aufwallung von Zorn auf den Spross, der vor ihm in der Wiege lag. Bis gerade hatte er noch geschlafen, jetzt begann er zu brüllen. Bevor er die holde Mutter weckte, nahm er den Kleinen aus der Wiege und verließ das Zimmer. Das war nicht das übliche Greinen, wenn er hungrig war. Ganz gewiss nicht. Das hörte sich anders an, da war er sich sicher. Also begann er die Wanderung durchs Haus, damit die Bewegung den Kleinen beruhigte. Und ihn ebenso.
Weil es sich gerade ergab, steckte er den Ring wieder an den dicken Zeh vom Kind und hielt ihn dort fest, damit er nicht plötzlich davonpurzelte und verlorenging.
„Tut mir leid, Sohn, ich habe nicht daran gedacht, dass mein Zorn zuweilen auch die Eigenart hat überzuspringen auf den nächsten. Es ist alles gut, schhschhh“, murmelt er leise auf ihn ein und bemühte sich weiter das Kind zu beruhigen.

Die Gedanken lösten sich dennoch nicht von der gegenwärtigen Situation. Er war davon überzeugt, dass man dem Schatten Herr werden konnte. Zumal der eigentliche Herr, der Allmächtige, Alatar selbst, der eigentliche Herr der Schatten war, der Dunkelheit, nicht dieser…
Er atmete wieder tief durch und schuckelte Lysander, als er wieder lauter zu brüllen anfing und es derart zornig klang, dass es dem All-Einen alle Ehre machte und Gargon vermutlich nicht nur aus den Augen strahlte wie verrückt. „Du meine Güte, Lysander. Lass den Zorn mir. Du bist dafür wirklich noch zu klein. Wo nimmst du das nur her? Deine Mutter wird noch wach.“
Nun, normalerweise wäre er nochmal an die warme Nachtluft gegangen, der Kleine war ja in der Decke eingewickelt. Aber unter diesen Umständen war das einfach nicht möglich. Vermutlich schaffte er es noch die ganze Nacht über zu füttern, wenn auch etwas ungewollt.
Irgendwann beruhigte sich der Kleine wieder und schlief vor Erschöpfung wieder ein. Zornig sein war aber auch anstrengend!
Also brachte er ihn zurück in seine Wiege, versicherte sich, dass Rilytia schlief und verzog sich dann wieder leise aus dem Schlafgemach hinaus. Allein ging er dann an die frische Luft, mitten in der Nacht, und beschloss sich umzusehen. An Schlaf war gerade ohnehin nicht zu denken.
Natürlich hatte er sich zuvor seine Rüstung angelegt, hatte auch Waffe und Schild mitgenommen, und schritt nun gemächlich durch die Dunkelheit. Er verzichtete auf Licht, das benötigte er nicht. Zu gut erinnerte er sich an die Zeit der Erblindung und so überließ er sich den anderen Sinnen, die ihm zur Verfügung standen.

Er roch sie zuerst, dann hörte er sie und hielt auf sie zu. Geschützt vom Ring, den er sich ebenfalls wieder angezogen hatte, nachdem der Knirps eingeschlafen war, trat er dann mitten unter sie. Die Geräusche, die sie machten, waren widerwärtig. So abartig, wie die Kreaturen auch gestaltet waren.
„Tja, Neid und Missgunst sind hässliche Geschöpfe, nicht wahr?“
Er blieb neben einem der kümmerlichsten Kreaturen stehen, als hätten die Empfindungen hier nicht gereicht, um es ganz auszuformen. Natürlich wusste er, dass dieses Vieh genauso gefährlich war, wie die anderen, nur vielleicht nicht ganz so lebensfähig.
Behutsam legte er die Hand auf die Kreatur, ohne ihm zu schaden. Darauf achtete er, dass er nicht die Hand nahm, die den Ring unter dem schweren Kettenhandschuh trug. Wie genau er es machte, wusste er nicht, aber er schaffte es diese kleine Kreatur von den Größeren zu trennen, sich von ihnen zu entfernen. Erst als sie weit genug weg waren, blieb er stehen, wandte sich der kleinen hungrigen Kreatur wieder zu und begann zu beten.

Allmächtiger Herr, sieh diese kümmerliche traurige Gestalt,
die in dein Reich und unter deine Diener getreten ist, um sie zu vernichten.
Strafe sie mit deinem heiligen Zorn, deiner Macht und deiner Kraft
und lehre sie auf Deine Weise, was es heißt sich an Deinen Dienern zu vergreifen.


Nicht mehr, nur diese Zeilen und dann längte er den in sich ruhenden Zorn auf jene Kreatur, strafte es mit der Macht des Herrn, ließ es all den Schmerz fühlen, der ihm zuteil geworden war durch den Vater der Kreatur selbst.
Das kleine entstellte Ding schrie auf, ohrenbetäubend, schrill, von Pein erfüllt, wand sich, wollte zubeißen, um sich schlagen, sein Gift versprühen, und doch ging es langsam ein. Er konnte es spüren, sehen, die Angst riechen, die Verzweiflung hören. Erst als der letzte Laut verstummte, zog er die Hand vom seltsamen Fleisch der Kreatur fort und schloss den Zorn wieder in sich ein, verwahrend.
Eine leise Befriedigung machte sich in ihm breit, dann ging der Blick wieder zurück in die Richtung, wo die übrigen Kreaturen sich aufhielten. Er wusste genau, wo sie waren, ohne sie zu sehen.
Natürlich war ihm bewusst, dass die Macht, die der Herr ihm gegeben hatte, allein nicht ausreichte, um sie alle zu vernichten, zumindest nicht so schnell. Es würde viel Zeit kosten, ginge er es allein an.
Trotzdem straffte er sich, wartete einige Momente, um sich erneut zu sammeln und schritt von neuem voran. Einen nach dem anderen. Begonnen mit dem schwächsten Glied der Kette, mit dem zweitschwächsten fortfahrend, um sie zu vernichten und gleichwohl mehr über sie zu lernen und zu erfahren dabei. Um sie besser einschätzen zu können. Er würde erst aufhören, wenn sie entweder alle vernichtet waren von diesem Rudel an Zerfressenheit oder bis er feststellte, dass seine Kraft allein dafür nicht weiter ausreichte. Der Rest würde ebenfalls die Vernichtung finden, dann eben etwas später.
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Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 26 Feb 2023 16:07    Titel:
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    Ordnung ist humorlos.
    (Manfred Hinrich)


Schweigend. Bestimmt eine halbe Stunde stand er so vor dem Regal in der Pilgerstätte, bei dem
Entschieden etwas anders war. In Anbetracht des Chaos, was in den anderen Bücherregalen des
Tempels geherrscht hatte, war es hier zu ordentlich, darüber hinaus aber nicht so, wie er es selbst
Hinterlassen hatte.
Stellten sich ihm zwei Fragen: Warum sollte hier nun Ordnung gemacht worden sein, drüben aber
nicht? Sein Blick fiel auf die Eisentür, dann zurück auf das Regal. Bei Alatar, wie er es hasste, wenn
jemand diese Unordnung in die Archive brachte und dann jemand versuchte die Ordnung so wieder
herzustellen, wie sie war und trotzdem daran scheiterte.
In aller Pedanterie machte er sich die kleinen, aber vorhandenen Fehler zu richten, blätterte dabei
die Seiten durch, suchte nach fehlendem Material, etwaige Seiten, die weg waren, Markierungen,
die es vorher nicht gab, oder ähnliches. Herauszufinden wer hier was suchte, würde ihm nicht
schwerfallen. Es gab nur zwei Personen, die Zutritt hatten. Berechtigten Zutritt hatten. Und beide
hätten hier nicht aufgeräumt. Der eine nicht, weil er gerade suche, der andere nicht, weil er sich
nicht verantwortlich für das gemachte Chaos fühlte – und der Catulus hatte allein keinen Zugang.
So ein kleiner Tatort verriet so unglaublich viel.
Müßig sich darüber zu ärgern. Sinnvoll dem ein Riegel vorzuschieben, der sich nicht so einfach
Bewegen ließ, oder knacken. Aber dazu erst, nachdem er wieder alles ordentlich hergerichtet hatte,
und wusste, was aus seinen heiligen Archiven fehlte. Diese… er hatte keine Worte dafür!
Wie konnte man nur so unachtsam damit umgehen!?

Er brauchte eine weitere Stunde, bis er hier alles soweit hergerichtet hatte, den Raum verließ,
auf herkömmlichen Wege abschloss, den Schlüsselbund verstaute und dann die Hände an das
Schloss legte. Es folgte ein leises Gebet an den Herrn, ein Ausgreifen ins klerikale Gefüge und
das einfache Schloss war nun mehr ein Hindernis für launische Gemüter in grellem Violett,
aber auch für jeden anderen, der nicht klerikal heranzugehen vermochte.
Ein Siegel für ein Schloss, mochte Alatar den nächsten bluten lassen, der es wagte, hier noch einmal
Einzubrechen. Im Stillen brachte es ihn zum Lächeln, so eine kleine Spur von Gehässigkeit darin,
bevor er sich abwandte, die Miene wieder ernst und ruhig.

Wenig später befand er sich im Tempel, um auch dort der Pedanterie zu frönen und die Bibliotheken
In Ordnung zu bringen. Hier im Tempel, in den Katakomben, im Glaubenshaus, es gab genug zu tun.
Dieser Wahnsinnige! Löblich, wenn er selbst suchte, löblich, wenn er sich darin vertiefte und dem
Wissensdurst leidenschaftlich folgte, aber hätte er nicht fragen können? Wer von den ‚Er’s‘ es auch
Immer war, hieß das!
Beim Herrn, es war gut, dass es noch heute auf diese Expedition ging. Er würde genug Gelegenheit
Haben dort seinen Ärger loszuwerden an Dingen, die es wert waren. Wobei er sich nicht ganz sicher
war, ob es Fräulein Violett nicht auch wert wäre. Unfassbar!

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Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 26 Feb 2023 16:07    Titel:
Antworten mit Zitat


    Nur Glaube, der spirituelle Wahrheit einschließt,
    bewahrt vor einem Archiv unbeantworteter Gebete.

    (Peter Horton)


Sie waren seit einigen Tagen wieder zurück. Die meiste Zeit pendelte er seither zwischen Heim und Tempel, insbesondere den Katakomben. Jeden Tag prüfte er morgens, mittags und abends die Siegel, die das geborgene Artefakt schützen sollten vor allzu neugierigen Nasen und Griffel. Zwar fürchtete er kein Eindringen durch Fremde, aber Catuli hatten bisweilen ja auch so ihre Anwandlungen. Er konnte sich da viel zu gut an seine eigenen in der Zeit erinnern, als dass er das außen vor lassen mochte.

Es gab gleichwohl Momente, in denen er länger bei dem Artefakt verweilte, der Geist zurückkehrte zu dem Heiligtum tief unter dem Meer und den beeindruckenden Erlebnissen, die sie dahin geführt hatten. Der Ort, wo sie den Schatz geborgen hatten, war nicht weniger ehrfurchtgebietend gewesen für ihn, wie der eigene Tempel, obwohl er genau wusste, dass dieser der Schöpfermutter geweiht war. Rätsel über Rätsel galt es zu überwinden, um an die Essenz zu kommen. Nun mochte man glauben, ein Archivar wüsste gute Rätsel zu schätzen, im Stillen aber mochte er diese nicht wirklich. Er empfand sie eher als hinderlich. Allerdings auch nicht so hinderlich, dass er sie als adäquates Mittel betrachtete, um etwas so wertvolles zu schützen. Irgendwer schaffte es immer das Rätsel zu lösen. Der bessere Schutz war wohl die Lage des Ganzen gewesen – tief unter dem Meeresspiegel, am Grunde des Malstroms vor der Südseeinsel. Ohne die Macht Mahus, die sie dort das erste Mal für ihn offenbar werden ließ, wäre das Unterfangen vermutlich gescheitert. Er traute den Magiern sicher viel zu, aber das überstieg vermutlich dann doch deren Fähigkeiten. Und diese Frau vollbrachte es allein eine große Anzahl an Menschen dort vor dem sicheren Ertrinken zu schützen. Beeindruckend.

Aber noch etwas führte ihn hier runter. Hier hatte er Ruhe und Zeit, um ein Schriftstück aufzusetzen. Es sollte in die Heimat gehen, zu seinem Bruder Fjore. Er wollte ihn beauftragen sich dort umzusehen und umzuhören, nach alten Schriftstücken, nach dem Namen, den sein Glaubensbruder ihm nannte. Er sollte sich umsehen und umhören, ob er etwas fand, dass zur Schöpfergeschichte gehörte, und es schicken, so rasch als möglich.


    26. Eisbruch 266
    Tempel zu Rahal

      Des All-Einen Segen mit dir, Honigzunge,

      es ist höchste Zeit mal wieder zu schreiben. Ich weiß gar nicht, ob ich dir schon von unserem
      Nachwuchs geschrieben hatte, so viel ist in letzter Zeit geschehen. Zur Sicherheit: Er ist ein
      gesunder, properer Bursche mit dem Namen Lysander und stellt unser Leben gehörig auf den
      Kopf. Richte doch der Familie unsere besten Wünsche und Grüße aus, wenn du sie wieder
      triffst und lass alle wissen, dass es uns gut geht.

      Mein Anliegen, weshalb ich schreibe, ist allerdings ein anderes. Ich benötige dringend deine
      Hilfe. Bitte schau dich doch mal nach folgendem um für mich in Shevon: Ich brauche dringlich
      Werke über die Schöpfergeschichte und über eine Dame deren Name mit einem M beginnt
      und mit einem th endet. Den genauen Namen kann und möchte ich nicht nennen, um dich
      nicht in mögliche Bedrängnis zu bringen. Was es genau damit auf sich hat, kann ich dir nicht
      sagen, dazu fehlt es uns hier noch an Informationen.
      Du würdest aber dem Tempel des Herrn damit einen großen Dienst erweisen, wenn du dich
      umsiehst, umhörst, die Werke erwirbst und uns zusendest. Die Kosten werde ich dir natürlich
      erstatten. Leg diese einfach dem Paket dann bei.
      Wenn irgendwie möglich, setz meine Bitte zügig in die Tat um, auch wenn ich weiß, dass das
      Hinterherjagen nach Werken oftmals Tage, Wochen und Jahre dauern kann. Im Zweifel werden
      es halt mehrere Pakete.

      Beim nächsten Mal bekommst du einen längeren Brief von mir. Sieh es mir nach, dass ich mich
      dieser Tage kurz halte. Hier gibt es einiges zu tun und viel vorzubereiten. Achte auf alle und bleibt
      ohne Zweifel im Herzen. Der Herr schützt uns alle.

      Apostel


Der Bote wurde wenig später auf den Weg geschickt mit klaren Anweisungen und einer guten Bezahlung obendrein, um zu gewährleisten, dass der Schrieb sein Ziel so zügig und sicher erreichte, wie möglich.
Danach zog er sich einige Bände aus dem Regal heraus und begab sich damit in die erste Bibliothek und begann die Archivliste durchzugehen und notfalls zu ergänzen. Auch nahm er nochmal alle Werke dafür aus den Regalen hinaus, schaute dahinter, reinigte gleichsam die Regale und Bücher vom Staub und stellte sie zurück. Bei dem ein oder anderen Werk warf er einen Blick oder auch zwei hinein und suchte natürlich selbst auch nach Hinweisen zu Mrissanth und Querverweisen zur Schöpfergeschichte, sowie ihrem Anteil dabei.
Bei dem ein oder anderen Wälzer hielt er sich sogar noch länger auf, auch länger als nötig, weil hier und da etwas stand, was sein persönliches Interesse zusätzlich weckte. Dass so wieder einmal Stunde um Stunde ins Land ging, merkte er – wie üblich – viel zu spät. So kam es dieser Tage nicht selten vor, dass er erst tief in der Nacht heimkehrte, wenn Frau und Kind schon fest schliefen.
Bücher hatten schon immer eine einnehmende Wirkung auf ihn gehabt. Er konnte sich wunderbar in ihnen verlieren und die Zeit und alles um sich herum vergessen. Nach wie vor hatten sie nichts von ihrem Einfluss auf ihn verloren, was teils gut, teils aber auch schlecht war. Viel zu leicht gab er für sie die Kontrolle über seinen Geist ab, versank in ihnen und manchmal hatte er sogar das Gefühl es mitzuerleben, was dort geschrieben stand.
Nur der Fokus hatte sich inzwischen etwas mehr verschoben, der Fokus auf die Inhalte der Werke. Wo er früher den Schundromanen hinterher gelaufen war, war es nun mehr Geschichte, Sagen, Legenden, Fachliches und ähnliches, was sein Interesse auf sich zog. Anders gesagt, die Bandbreite dessen, was er in Buchstaben und Worten förmlich inhalierte, war deutlich gewachsen, seit er den Zugang dazu bekommen hatte.

Einmal mehr wuchs in ihm auch der Drang wieder ein eigenes Werk zu schaffen, oder eigene Werke. Es war wirklich an der Zeit sich an das Projekt zu setzen, was er sich als Catulus schon ersonnen hatte zu vollenden. Aber damit wollte er dann doch erst beginnen, wenn er seinem Glaubensbruder erfolgreiche Unterstützung gewährleisten konnte. Eines nach dem anderen.


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