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[Q] Akt I - III: Die Stille
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [Q] Akt I - III: Die Stille
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Lester van Schrevenau





 Beitrag Verfasst am: 20 Aug 2020 14:56    Titel:
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Als die Sonne sich langsam senkt und nur noch die Dächer der Stadt mit ihrem Schein streift, wirft so manches Fenster die Strahlen funkelnd an die nächste Hauswand, jedoch nicht das Fenster von Lester. Nachdenklich steht der junge Magier am Fenster und stützt sich mit den Händen am Fensterbrett ab, der Blick wandert über die Dächer Adorans in den Westen, wo sich zwischen all den Baumkronen irgendwo der Eingang zu den Erdhöhlen verbirgt. Das blonde Haar wirft sich im warmen Abendwind in das Gesicht, welches sonst eher Faltenfrei wird, jedoch nun eine nachdenkliche Furche ziert.

Lester hat den Ort schon einige Male alleine erkundet und wusste durchaus, welche Gefahren dort unten lauern können. Die gesamte Höhle wirkt karg, doch ist sie voller Leben. Selten kommt man dazu, an einer Stelle zu verharren und sie weiter zu untersuchen. Diesmal würde es anders sein. Diesmal würde er nicht nur die alte Bibliothek nach Steintafeln oder Schriftstücken durchforsten, sondern auch von den drei Erzgruben Kristallproben für Leandra und die Forschung im Hospital beschaffen - selbst wenn die Höhlen nicht mehr als das hergeben würden, wäre die Expedition damit schon erfolgreich, wenn damit dem Beseitigen der Kristalle Vorschub geleistet werden konnte. Der Plan war nicht besonders kompliziert, auch wenn er das gezielte Beseitigen aller gefährlichen oder feindseligen Lebensformen beinhaltete.

Der Trupp aus Freiwilligen, der sich am vergangenen Tage versammelt hatte, war größer als Erwartet. Auch die Erinnerung daran, wie viele tapfere Streiter sich in den Reihen versammelten, lässt seine Mundwinkel am Abend sich zu einem sanften hoffnungsvollen Lächeln heben. Selbst die Ritterschaft war anwesend, so dass die Erfahrung von Sir Heinrik von Talgrund ohne weiteres dass kompensieren konnte, was Lester an militärischer Taktik fehlte. Was in der Ferne lag, hätten Moira und Dirinthar mit Leichtigkeit niederstrecken können - dessen war Lester sich durchaus sicher. Und mit Hluthar, Nathelia und Emilia wären auch die meisten Viecher im Nahkampf gut in Schach zu halten. Doch die Sicherheit, die er aus diesen Gedanken zog wurde umwoben mit der Dunkelheit der Höhlen, in die sie hinabstiegen, wo sich alles bewegte und die Ruhe nichts weiter war, als einer Atempause dieses einzigen Organismus bestehend aus gefährlichen Kreaturen. Für ihn war es, als würden sie langsam den Schlund einer Bestie hinabsteigen - doch sich das anmerken zu lassen stand außer Frage. Er war Verantwortlich für das Ganze.
Die Ruinen selbst waren ein Labyrinth aus verworrenen Gängen, vermutlich lag hier einst eine große Stadt, von der nicht mehr als die Grundmauern übrig geblieben sind - in einem vergleichbar schlechten Zustand war auch die alte Bibliothek. Staub, Dreck, Schimmel.
Es war alles so vermodert, dass man die Bücher nicht mal zum anfeuern eines Kamins hätte nutzen können.
Die Schürfgruben zeigen hingegen ein anderes Bild: in ihnen blühte der Stein immer noch auf. Große volle Kristalle erhellten die Grube. Das ausgerechnet die Hochedle von Salberg sich eine Hacke mitbrachte um diese zu ernten konnte Lester immer noch kaum glauben. Doch die Mühe zahlte sich aus. Zusammen mit Amelie, Innes und Moira erntete er eine beachtliche Menge Splitter - die Hacken schlugen immer wieder in den Kristall und brachen Stücke hinaus. Jedoch kroch zu dem Knacken der wilden Kristalle bald ein anderes, knackendes Geräusch. Hin und her, auf und nieder durch die Dunkelheit hinweg sah man rote Kristallwesen sich um die Gruppe tummeln, immer wieder wagten sie sich aus ihre Deckung um zu beobachten. Doch brach kein Tumult aus. Wenn auch alarmiert, zog die Gruppe kontrolliert weiter zur nächsten Schürfgrube - das Knistern und Knacken der Bestien folgte ihnen, doch zeigten sie immer eine gewisse Scheu, hielten Abstand von der Expedition. Die Expedition war eingekreist und nur der Weg in den Westen war offen. Erst als die Gruppe dann in die Wasserhöhle trat, verschwanden auch die Kristallbestien und waren dann nicht wieder zu finden.

Zweifelsohne, sie waren dort unten nicht grundlos. Und sie waren auch kein unkontrollierter Haufen - dafür handelten sie zu koordiniert.
Auch ihren Ursprung auszumachen, indem Shara sie mit Magie ködert, zeigte nicht die erhoffte Wirkung. Die Erinnerung an den Versuch, welcher die beiden Liedwirker auf die Knie zwang, ist bei Lester noch verschwommen. Ein Fuchs, soll geholfen haben. Ein Knall.
Die Müdigkeit. Feliciana, die ihn hält, vor dem Sog schützt. Schlaf. Aber niemand war verletzt. Niemand ist zurückgeblieben. Ein Erfolg?

Was auch immer es war - sie werden in die Höhlen zurückkehren müssen um zu sehen, was Phanodain getan hat, um zu helfen. Lester seufzte und senkte den Blick vom Horizont, nachdem er den vergangenen Tag rekapitulierte. Die Welt haben sie nicht verändert, aber vielleicht geholfen.
Adoran war ruhig wie an jedem Abend. Eine Frau fegte mit einem Reisigbesen ihre Treppen.
Sommerwarmer Abendwind zog durch die Straßen.
Der Bäcker legte die Holzklappen des Ofens zum Wässern in den Fluss. Morgen früh würde es wieder nach Brot riechen.
Ein schöner Gedanke.



Zuletzt bearbeitet von Lester van Schrevenau am 20 Aug 2020 14:58, insgesamt einmal bearbeitet
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 30 Aug 2020 21:34    Titel:
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Wunden


Absolute Stille, vollkommene Schwärze, zeitloser Stillstand. Kein Wesen der Welt, die vor ihnen lag, vermochte diesen Zustand nur den Bruchteil eines Augenblickes zu ertragen. Nicht ohne verloren in Zeit und Raum sofort den Verstand zu verlieren. Doch der Körper war wieder vollkommen. Der linke Arm war zurückgekehrt, ausgebrochen aus seinem Gefängnis, das ihn vor den Blicken der anderen verbarg. Die Vollständigkeit im Nichts war es, die den Körper für einen Moment oder eine Ewigkeit wieder vollkommen machte.

Keine Existenz hatte es je gewagt den Körper zu teilen. Keine 'Sein' hatte jemals derartigen Widerstand an den Tag gelegt. Bar jeder Gefühle und Emotionen, jeder Ambition oder Sehnsucht hatte der Körper stets nur ein einziges Ziel. Vor wenigen Augenblicken oder vor einer Ewigkeit hatte der General des Vergessens versagt. Mehr als das. Er hatte sein Versagen mit Verrat gekrönt. Sie suchten die Fährte des Verräters, unentdeckt vor den Augen der sterblichen Wesen. Doch sahen sie sich abseits der Sterblichen dieser Welt einem Feind gegenüber der, obgleich es kein einiger Körper war, doch in einem Ziel verbunden schien: Das Sein zu bewahren.

Die Kälte des Nichts wurde durchbrochen von einer einzigen Emotion. Wut. Eine Wut wie der Körper sie zuvor nur aus den ersten Momenten seines eigenen Bewusstseins kannte. Unfähig die Wut selbst zu verspüren, war der Befehl aus der Kälte an den Körper klar. Die Arme spannten sich, die Fäuste ballten sich. Verzehren würde nicht ausreichen. Nicht dieses Mal. Es war an der Zeit ein Exempel zu statuieren. Das Herz mahnte, der Kopf bedachte und sein Mund war bereit die Worte zu finden. Die Vernichtung ihrer Sterblichen würde jene aus dem Verborgenen locken, die es gewagt hatten, sich ihnen in den Weg zu stellen, statt ihr Schicksal zu akzeptieren.
Einst hatte der General des Vergessens versagt. Doch ein neuer rechter Arm hatte seinen Platz eingenommen. Es war seine Zeit zu handeln, während der befreite linke Arm den Moment zum Schlag abwarten würde. Aus der vollkommenen Stille brach ein Knacken hervor, berstender Kristall.


Im gleichen Augenblick übertrug sich das ohrenbetäubende Geräusch von aufbrechendem Kristall unter der Stadt, die von den Sterblichen dieser Welt Berchgard genannt wurde. Als der nahe Berg zu wanken begann und Felslawinen seine Hänge herunterbrachen, während sich durch das Beben tiefe Risse mitten in den Straßen der Stadt bildeten. Nicht einmal das Geschrei der Bewohner konnte das Knacken, Knirschen und Bersten der Kristalle übertönen, als diese aus allen sich öffnenden Rissen ihr Werk begannen. Blind und gehorsam, effizient und kompromisslos wurde verschlungen, was verschlungen werden konnte, während Welle um Welle der Zerstörungswut über die Sterblichen der Stadt wogten.
Die Zeit war gekommen, ein Ende zu bereiten.



*



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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 31 Aug 2020 14:51    Titel:
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Die Zukunft sieht man nicht,
die Vergangenheit wohl.
Das ist seltsam,
denn wir haben ja unsere Augen nicht auf dem Rücken.
Eugène Ionesco



Schmerzen.
Die üblichen Blessuren nach einem zu langen Kampf gegen zu viele Gegner von den sie schließlich eines der größeren Kristallwesen halb unter sich begraben hatte. Die Feldscher hatten sie zusammengeflickt und ihre Ritterbrüder hatten sie zur Burg gebracht. Sie war vorgestürmt, lebendig gewordener Fatalismus.

Trauer
Berchgard war gefallen, zerstört, Schutt und Staub. Kristallstaub, Kristallwesen und rote Kristalle. Es hatte Verletzte gegeben, einige Tote waren zu beklagen.Nun thronte das Mahnmal ihres erneuten Versagens am Fuße des Nilzadan. Berchgard. Ihr anvertraut von ihrem Gatten, ihm beeidet alles zu schützen, was er sich an Verdiensten erworben hatte. Schutt. Staub. Nichts.


Mitgefühl
Sie hatte die versammelten Magier begleiten und schützen wollen. Sie hatten Angst, irgendwas hatte das Lied Eluives für sie so beeinträchtigt, dass sie sich sammelten um etwas zu tun. Das Blutmal war ihr Vorschlag gewesen. Nur weg von Berchgard, keine Magie in der Nähe der Kristalle. Man brauchte nicht noch mehr davon. Sorge auf allen Gesichtern, Ratlosigkeit was zu tun sei und wie. Konnten sie das Lied stärken, wenn ja wie und waren sie genug?
Dann die Nachricht. Das Bersten der Mauer hatten sie gehört und gespürt, doch der Bericht des Akoluthen war als hätte man ihr einen Dolch tief in den Bauch gejagt. Sie sprach ohne hinterher zu wissen, was sie sprach. Aber sie sprach eindringlich und sie folgten ihr. Das Lied war das Lied Eluives, man musste es der großen Mutter vorerst überlassen sich um ihr Lied zu kümmern. Ihr und Phanodain. Jetzt brauchten sie alle Hände, um dem Greul Einhalt zu gebieten, welches in Berchgard wütete. Die Stadt war verloren, es galt den Schaden zu begrenzen. Es galt Leben zu retten.

Dankbarkeit
Sie waren ihr gefolgt.
Aufmunternde Worte von Sahid. Die Anwesenheit der Geweihten der Temora und der Eluive. Ruhige Geschäftigkeit. Man folgte ihr kampfbereit. Zweimal gewann ihre eigene Angst und Sorge Oberhand. Der Gedanke an Conrad schlich sich ein und verdrängte die Erfüllung der Pflicht, sie war knapp davor ihren Posten zu verlassen. Doch sie wurde gerettet. Erst ritten Gardist Salberg und Rekrut Riemerin los und kontrollierten die Burg. Sie meldeten, dass alles ruhig sei. Später prüfte Sir Keylon für sie erneut die Lage und meldete nur Kristallwesen im Wald zum Unheilsberg.
Durch Schmerz und Trauer pochte das schlagende Herz in Dankbarkeit. Die Tränen kamen brennend und heiß. Noch verborgen unter der Haltung; brachen sich Bahn als sie ihr Kind im Arm hielt. Gesund. Unverletzt. Behütet von Amme und Knappe. Erleichterung. Conrad war in Sicherheit.
Sir Heinrik hatte die Truppen geführt und gemeinsam mit den Vogten alle nötigen Vorkehrungen getroffen.
Sie war einmal mehr unendlich dankbar für alle guten Seelen in ihrem Leben. Gleich welchen Volkes oder welcher Natur. Dies alles würde sie heute noch in Worte fassen. Sie würde dafür Worte finden, sobald alle notwendigen Dinge veranlasst waren.
Schmerzen.
Trauer.
Mitgefühl.
Dankbarkeit.
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Alecia Rundhammer





 Beitrag Verfasst am: 01 Sep 2020 09:11    Titel:
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Ob der Anfang das Ende sein wird
oder lediglich ein kurzes Innehalten
vor dem tatsächlichen Sturm,
gar vielleicht doch schon der
schlussendliche Triumph und Sieg dessen,
was der Feind alles Seins ist?




Berchgard...
...niedergerissen, erobert von Wesen welche jenen Fleck Erde für sich beanspruchen. Nicht, dass es etwas Neues wäre, Gerimor wurde schon einige male von solchen Ereignissen heimgesucht - mit zumindest kurzzeitig ähnlichen Szenarien. Doch diesmal, diesmal war es anders. Es suchte Ihn und würde alles zerstören was jemals existent war in dieser Welt, in dem Hier und Jetzt.

Meine Augen gleiten über die Reihen der anderen Seite, ich suchte sie ab und fand Sie, meine Schwester. Ich spürte die kurze Erleichterung, spürte wie etwas Ballast, für den kurzen Augenblick, von meinen Schultern gleitet. Doch Ihn fand ich nicht, in keiner einzigen Reihe stand er und auch nicht die Ritterin. Für den Funken eines Momentes blicke ich zum niedergerissenen Gemäuer und dem, was sich plötzlich dort zu bilden scheint. Kristallener Nebel, Dunkelheit….ein Wesen welches so groß und mächtig ist, dass sich alles in mir zu verkrampfen beginnt. Selbst durch meine Handschuhe spüre ich die harten Knochen meines Stabes, an welchem ich sichtlich den Halt suche. Die Atmung kommt ins stocken und ich blende alles um mich herum aus, nur Augen für jenes Bildnis der Dunkelheit selbst - nur Augen für den Feind der Feinde, für den Feind alles Seins, dem Feind des Hier und Jetztes. Ich brauche einige Wimpernschläge, bis ich mich aus der Starre reißen kann und bei Kra’thor, es fällt mir nicht leicht. Ich spüre den Hass, die Wut, die Luft ist kaum zu atmen und all den Hass den sich die beiden Seiten entgegen bringen, ist nur ein Funke der großen Flamme welche sich dort vor uns aufgetan hat.
Ein Gebet, er wird es brauchen. Er muss wissen, dass wir die Dienerschaft, ein jedes Opfer bereit sind zu geben. Wir zumindest, sind bereit es zu geben und so gleiten wispernd die Worte über unsere Lippen während sich der rote Saft über meine Hand gießt und hinab tropft auf die Erde. Der Klang der disharmonischen Stimme weht leise, kaum hörbar, hinauf zum Herrn selbst.



“Es sind die Hände welche uns lehren zu nehmen, zu geben und es ist der Kreislauf des Lebens welcher uns jenes vorlebt. Zwei Hände, ein jede in ihrem eigenen Tun, ein jede in eine andere Richtung und dennoch zu beidem fähig. Ohne den Tod gibt es kein Leben und ohne den Leben kein Tod, ein ewiglicher Kreislauf der nie sein Ende finden sollte, aufeinander bauend. Die Dunkelheit jedoch frisst gänzlich, das Nichts lässt nichts übrig. Oh Kra’thor, dunkler Rabenvater, nimm dir was du benötigst, ergreife was du brauchst und richte den Blick gen den Akt des Kampfes. Wir sind bei Dir, wir sind mit Dir, wir sind deine Diener, unser Leib ist das Deine.”



Einige Stunden später……

Uns war übel, kotzübel, wir spürten jeden Knochen und die Haut brannte als wäre sie in eiskaltes Wasser getunkt worden. Doch war es nicht nur das körperliche Gefühl, welches uns die Galle empor trieb. Nein, es war ein dumpfer Schmerz, tief in uns drinnen und die Ungewissheit über das, was folgen würde.
Wir starren die dunkle Decke, im vom Kerzenlicht erhellten Raum, an und hoffen, dass dieses Gefühl einfach dorthin verschwindet wo es her kam, mitsamt ihr...ihr und dem, was sich durch unser Gebein frisst. Angst um die Menschen die ich Liebe, Unsicherheit über das was kommt und das stetig anschwellende Gefühl, dass der Beginn des Endes schon längst vorüber ist.


Sie alle waren mittendrin....mittendrin in dem Kreislauf der Zerstörung.
Und das erste mal hatten wir beide das Gefühl, nichts daran ändern zu können, es wirkte eher, als wäre man jenem Hilflos ausgeliefert.

‘Tot...Sicher hat er sich vor das elendige Ketzerweib geschmissen. Unnütz...tot...sie gehen _alle_ irgendwann.’
Da zieht er auf der Sturm im Inneren und zwischen die Verzweiflung mischt sich Wut. Ein lauter Schrei verlässt ihre Lippen, grell, laut, durchdringend. Dann sackt der Körper in sich zusammen und fällt in einen tiefen Schlaf.


Zuletzt bearbeitet von Alecia Rundhammer am 01 Sep 2020 09:12, insgesamt einmal bearbeitet
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Till Angerlohe





 Beitrag Verfasst am: 01 Sep 2020 10:58    Titel:
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Wer vergessen ist, ist zeitlos.
(Gregor Brand)


Spätestens jetzt sollte jeder noch so arme Tropf bar jeden nennenswerten Verstandes begriffen haben, dass es alle betraf, gleich welchen Glaubens, gleich welcher Existenzberechtigung, ganz gleich welcher Herkunft, Alters oder was auch immer die Rassen und Völker Ala’thairs für sich als Ausprägung in Anspruch nahmen.
Spätestens jetzt sollte jeder noch so arme Tropf bar jeden nennenswerten Verstandes begriffen haben, dass es keiner Seite alleine gelingen würde, hier zu bestehen, sondern alle gemeinsam dem gleichen Feind gegenüberstanden, den es zu bezwingen galt, ob nun in Einheit gefochten wurde, oder jede Seite für sich die Wege dafür auf sich nahm, die sie zu beschreiten bereit waren.
Spätestens jetzt sollte jeder noch so arme Tropf bar jeden nennenswerten Verstandes begriffen haben, dass alle anderen Fehden, die auf dieser verdammten Welt existierten, nichts zählten für den Augenblick, denn wenn dieser neue, alte Krieg, nicht endlich ein Ende fand, und das mit dem Sieg auf der Seite derer, die Ala’thair bevölkerten und diese Welt ihr Heim nannten, dann gab es nichts mehr auszufechten. Nichts. Weder die Götter, die Bevölkerung, noch die Welt selbst.

Bei allem Vertrauen in den All-Einen fraß die derzeitig empfundene Hilflosigkeit der Gesamtsituation gegenüber sich unweigerlich Bahn bis ins tiefste Mark. Er glaubte, dieses Gefühl trug inzwischen jeder mit sich, der halbwegs intelligent war und die Augen vor allem verschloss, was vor seiner Nase passierte. Konnte man hier noch die Augen verschließen? Nein, das war nicht mehr möglich.

Den größten Teil dieses schicksalsvollen Tages war er dem Tross schweigend gefolgt, hatte das Reden den anderen beiden Vicarii überlassen, die ihre Erfahrungen in anderen Schlachten bereits gesammelt hatten. Nur einmal war er vorgeprescht – als das Knirschen offenkundig aus der Richtung der Tempelbibliothek kam, kurz bevor ein allzu deutliches Beben das ankündigte, was er befürchtet hatte. Als er dort ankam, fand er sich kristallinen Kreaturen gegenüber, die er zuvor noch nie gesehen hatte. Spinnenwesen, Skorpione, Golems, Funken? Es wirkte wie Nachbildungen der hier existenten Monstrositäten, als bräuchten sie ein Vorbild um daraus ein Abbild zu schaffen. Der Gedanke hielt nur kurz, denn er war nicht allein losgelaufen und ließ nun die Kämpfer an sich vorüberziehen, konzentrierte sich mehr auf den Erhalt derer Leben und rief die in sich ruhende und durch Ihn gegebene Kraft an zur Unterstützung der Streiter. Weiteres Denken war zurückgestellt für den Augenblick, den der Kampf währte.
Ein Riss klaffte zwischen Bibliothek und Tempel. Das Gotteshaus hatte Schaden genommen. Außen waren Säulen weggebrochen, das Dach war in Mitleidenschaft gezogen. Ein Blick ins Innere versprach vorerst, dass dort alles in Ordnung war. Trotzdem gab er sich in diesem Moment nicht der Illusion hin, dass es von Bestand bleiben würde.

Und selbst wenn er diese versucht hätte aufrecht zu erhalten, spätestens als er Berchgard sah, einige Zeit später, wäre sie dahin gewesen, nachhaltig. Auch als sie hier angekommen waren, hielt er sich mit Äußerungen vollständig zurück, verzog aber hier und da missbilligend die Mundwinkel über das ein oder andere, was ihm zu Ohren kam. Er behielt für sich, was ihm aufstieß, war das doch in dem Moment eher zweitrangig, denn vor ihnen auf den zertrümmerten Mauern Berchgards erschien ein Rauchwesen. Auch wenn es für all das stand, gegen das sie kämpften, hatte es etwas Faszinierendes an sich.


Über all den Lärm, die so viele Völker auf einem Flecken machen, bemühte er sich der Kreatur zuzuhören, nur um am Ende festzustellen, dass es nichts verriet, was sie nicht schon wussten. Nichts, außer, dass es von einer Vollkommenheit sprach, die ihn sehr flüchtig aufmerken ließ. Es fügte sich einfach hinzu zu dem Rest an Informationen, die er hatte, wie ein kleines Puzzleteilchen, von denen noch so unendlich viele zu fehlen schienen.
Und dann warf sie eine erneute Welle kristalliner Kreaturen den Streitern entgegen, trennte Ost von West nach Süd und Nord und trieben alle auseinander. Nur mit großer Mühe ließ sich die Gruppe zusammenhalten, während sich eine kleinere abspaltete, begleitet von ihr. Nicht weit genug, also wurde zu weiterem Rückzug gedrängt. Das erste Mal, dass er den Mund aufmachte dazu. Unmöglich sie hier zu schützen, denn neben den Kreaturen entluden sich unzählige Blitze, rot, wie die Farbe der Kristalle, um sie herum.

Es war nicht nur Berchgard gefallen. In Rahal hatte sich ein tiefer Riss aufgetan, ebenso davor an der abseits gelegenen Schenke hinter der Brücke. Vor den Toren der Stadt waren Gardisten gefallen, und es hatte im Grunde gerade erst begonnen.
Mit einem Gefühl der Unruhe war er heimgekehrt, gar schockiert über das Ausmaß des Gesehenen. Tatsächlich hielt er Grenzwarth aktuell für sicherer als Rahal selbst, das allein war schon für sich genommen absurd genug, denn die Stadt war befestigt. Und im Grunde genommen war niemand mehr irgendwo sicher.


Im Verneinen ist kein Leben, sondern bloß
Verschlechterung, Zerstörung und Tod.
( Orison Swett Marden)


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Amaethariel Saelind





 Beitrag Verfasst am: 01 Sep 2020 21:01    Titel:
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Bunte Träume…

Waren es nur wenige Momente gewesen, vor denen sie den Geschwistern jenen frommen Wunsch mit auf dem Weg in ihre Häuser und Bäume gegeben hatte? Die junge Elfe konnte es nicht sagen, schien doch in diesem Moment die Dunkelheit selbst vor den ihr so lieb gewonnenen Sternbildern über dem Hafen Ered Luins nicht Halt gemacht zu haben. Düster und verhangen thronten sie an ihrem Platz am weiten Firmament und schienen betreten zu schweigen, als wüssten auch sie auf ihre vielen Fragen keine Antwort.

Und doch gab es am Ende nur eine einzige Frage, die wie ein nimmermüdes Echo durch ihre Sinne hallte, sich von den nackten goldenen Füßen nach oben wand und sich wie ein Schatten um Herz und Verstand rankte um sie nicht loszulassen.
Hatten sie eine Chance gegen das, was da über der zerstörten Stadt gelauert hatte, in verschiedenen Stimmen sprechend, das Äußere immer wieder wandelnd?


*Die Schattenflut kommt und sie reißt mich hinfort
Werde im dunklen Vergessen versinken
In ihrer Kraft, da verhallt jedes Wort
Soll ich nun wehrlos ertrinken?*


Amae‘thariel öffnete die halb geschlossenen Lider und starrte an die Decke des kleinen Leuchtturms, ließ den Blick in eine der kunstvoll verzierten Ecken wandern und hakte sich dort an dem Blattornament fest, das einer ihrer Brüder nach der Zerstörung ihrer Heimatstadt am Meer dort angebracht hatte. Winzig, voller liebevoller Details und eingeprägter Strukturen, die man selbst jetzt, im fehlenden Licht, erkennen konnte wenn man nach ihnen suchte.

„Ihr hättet vergessen sollen, nun werdet ihr alle sterben.“

*Uralte Feinde, die ewig besteh'n
Stärker als steinerne Wände
Wir wolln dich nicht hör’n und noch weniger seh‘n
Hat das denn niemals ein Ende?*


Ein Schauer fuhr durch die schlanken Glieder und sie drückte sich mit einem für ihre Verhältnisse fast schon rabiaten Stoß in die Höhe. Berchgard lag in Trümmern, begraben von Kristallen in tiefem blutigen Rot, verschüttet waren die Häuser und einladenden Tore, durch die sie schon oft geschritten war, zersplittert lagen die Scheiben, die an sonnigen Tagen offen gestanden hatten, Gelächter der Edain nach draußen tragend und zerborsten waren die alten Bäume, die ihr in einer hellen Sternennacht von einer Zeit erzählt hatten als die Stadt noch wesentlich kleiner gewesen sein musste. Viele der Stimmen waren erloschen, kehrten zurück ins ewige Lied und dennoch hatte sie die Trauer in den Augen der Edain gesehen und gewusst, wie sich deren Verlust anfühlte. Schmerz, tief und dunkel wie ein endloser Ozean in dem es leicht war sich gehen zu lassen, sich zu verlieren und im Lied aufzugehen, wie so mancher ihrer Geschwister es nach einem solch prägenden Schicksalsschlag getan hatte. Ihr Bruder Lharan hatte diesen Weg gewählt, nachdem das Gefühl allein zu sein zu übermächtig geworden war und noch heute, wann immer sie den Weg zu den heißen Quellen nahm, erinnerte sie sich an ihn als wäre nicht mehr als ein Tag vergangen.

Und doch, in all die Hoffnungslosigkeit mischte sich ein feiner heller Schimmer, ein Leuchten, etwas, das im Augenwinkel so sanft aufblinkt, dass man es leicht übersehen konnte. Ein neuer Weg, der so unwahrscheinlich erschienen war, dass keine Vorahnung ihn vor einem Jahreslauf vorhergesehen hatte, hatte sich dem Bund aus Elfen, Menschen, Thyren, Menekanern und Zwergen geöffnet. Ein auf den ersten Blick befremdlicher Pfad voller Ungewissheit, Zweifel und Vorurteile, der wenigen auch nur einen zweiten Gedanken wert sein würde und dennoch…

Amae seufzte und sah auf den fein säuberlich geordneten Stapel noch unbeschriebener Briefe. Es war ein Steg in unbekanntes Gewässer, dessen Tiefen ihr Angst machten und sie dennoch mit einer noch leisen Hoffnung den Blick heben ließen. Wenn man ihren Worten Gehör schenkte, wenn man auf diesen Funken Hoffnung vertraute, wenn man bereits war alte Gräben für eine Weile mit Brettern zu bedecken, wenn eine Feindschaft so alt wie die Welt für etwas ruhen konnte, das um so vieles älter war als alles was sie kannten… wenn, wenn, wenn… zu viele Unbekannte, die die Gleichung säumten, aber zugleich ein mögliches Ergebnis in Aussicht, das den Weg lohnend machte: Das Leben, ihr eigenes, das ihrer Geschwister, das aller Verbündeten, wenn sie im Kampf zusammen standen und das derer, die auf der anderen Seite standen aber nicht weniger um ihre Zukunft kämpften.

*So wird's nicht sein
Ich breche nicht zusammen
Ich bin niemals allein
Wir geben den Kampf nie auf*


Amae’thariel griff nach einer der weich fallenden Roben mit den weiten Glockenärmeln, die ihre Schwester noch im letzten Sommer gefertigt hatte, blau und grau wie aufsteigender Nebel über dem ersten grünen Frühlinggras und trat nach draußen vor die Türen des Leuchtturms. Die meisten Tiere waren geflohen, aber die kleine Seeschlange, die sich irgendwann an den Strand verirrt hatte und seitdem zu einer treuen Freundin geworden war, war noch geblieben. Sie hatte der Elfe die Höhle draußen im tiefen Wasser des Hafenbeckens gezeigt und ihr leise gurgelnd zu verstehen gegeben, dass dort ihre Heimat lag, dort war sie geboren worden, dort waren ihre Geschwister irgendwann in die Meere der Welt ausgezogen um auf die Jagd zu gehen, doch sie war geblieben. Amae‘thariel erinnerte sich an den Tag und an viele andere die dem folgten und sie wollte dieses kleine Glück nicht aufgeben, wollte sich dem Vergessen unter keinen Umständen beugen. Trotzig schob sie das Kinn nach vorn und erhob die Stimme gegen die Wellen: „Ich werde nicht vergessen!“

* Ich bleib' nicht kampflos
Lass' mich nicht besiegen
Ich werd' dem nicht erliegen
Und ich schwör', ich werd' niemals vergessen
Vergessen

Auch die Schatten
können mich niemals brechen
Ich werd nicht müde die Warnung zu sprechen
Und ich schwör', ich werd' niemals vergessen

Kreist mich mit euren Kristallen ein
Ich geb' nicht auf, werd' niemals fleh'n
Denn ich werde mit dem Wind dem dunklen Zauber hier entflieh'n
Und der laute Widerhall …
…wird euch zeigen
Egal, was ihr auch versucht, ich werde stark sein
Und ich schwör', ich werd' niemals vergessen
Vergessen

Mein Leben
lass' ich mir von euch nicht nehmen
Und ich werd' mich nicht ergeben
Und ich schwör', ich werd' niemals vergessen

Ja, ich schwör', ich werd' niemals vergessen
Vergessen*

_________________
Ich bin nicht einfach gestrickt! Ich habe Bommeln!
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Ivy Salberg





 Beitrag Verfasst am: 02 Sep 2020 09:57    Titel:
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Verlassener Hof...



Nach alldem war es still geworden um den Hof in Wolffenbrück, selbst die Hühner im Stall gaben keinen Laut mehr von sich. Im Haus brannte kein Licht mehr und auch schienen alle Türen und Fenster verriegelt zu sein. Auf dem Acker trug er Knoblauch bereits Blüten, denn dieser war eigentlich überfällig gewesen um zu ernten. Das Obst glich nur noch Fallobst und einige Wespen tummelten sich umher. Keine Spur von der Bäuerin mit Hut. Hatte sie sich im Keller verbarrikadiert? Doch frische Hufspuren an der Pforte, sprich dem Boden zeigten allerdings andere Zeichen. Ist sie gar nach Wulfgard um dort Schutz zu suchen? Oder bekam sie solche Angst das sie nur noch das Weite suchte? Oder verkroch sie sich in dem Berg bei den Kaluren zu Nilzadan, denn schließlich waren dies ihre Freunde und sie würden sie beschützen. Was war bloß los, denn normal würde Ivy nicht ihren geliebten Hof verlassen. Sicher gingen der Bäuerin viele Gedanken durch den Kopf. Denn nach Kronwalden war kein durchkommen so wie es schien. Was wohl ihre Familie macht und vor allem wie es ihnen geht. Keylon und Arne..... wie mag es wohl ihnen gehen? Sie haben sicher alles verloren wie schrecklich. Ob sie ihren Hof auch nie wieder sehen wird? Fragen über Fragen welche unbeantwortet blieben.






Die Stille blieb, ab und zu mal kam ein kleines Geräusch aus dem Stall, doch sonst nur Stille. Diese Stille am Hof.
Andere Geräusche nahmen zu, welche sich näherten und dies nichts gutes heißen würde.
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Keylon von Salberg





 Beitrag Verfasst am: 02 Sep 2020 21:51    Titel:
Antworten mit Zitat

Es war noch lange nicht vorbei ... so redete er sich ein.
So lange er atmete, fühlte, glaubte, hoffte, würde er nicht aufgeben zu kämpfen, aber das hier? Es war wie gegen Windmühlen zu kämpfen. Welle um Welle ebneten sich die Kristallwesen ihren Weg und wahrscheinlich war es nur Helisande zu verdanken das auch er langsam ein Einsehen bekam, und sich auf ihren Befehl hin zurück zog.

Berchgard war unrettbar gefallen. Wieviele Opfer es im Ganzen gab noch ungewiss.
Keylon fühlte sich machtlos. Nichts was er hätte tun können... nein, NICHTS was sie alle hätten tun können hätten Möglichkeiten zum Sieg geboten. Selbst wenn alle Truppen dieser Insel gemeinsam agieren würden.
Menschen, Menekaner, Kaluren, Thyren ... Selbst wenn der Westen gemeinsam mit ihnen streiten würde, hätte dieses kaum Aussicht auf Erfolg.
Wer ... oder WAS waren diese Wesen. Jene die die Kristallwesen ausschickten? Jene die Antworten oder den Verräter forderten ohne zu verhelen das sie die Menschheit, die Götter vernichten würden.
Was hielt sie noch zurück? Wo gab es die Lösung allen Übels.
Ja, sie waren schon einmal geschlagen worden. Vor Jahren die so lange schon um waren das es kaum eine Erinenrung gab.
War Krathor wirklich die Möglichkeit?
Keylon erschauderte. Nicht ER nicht der Rabengott der ihm selber mehr als nur verhasst war, und schon einmal seine Krallen nach ihm ausgestreckt hatte.

Was wärest du bereit zu tun ... wisperte er für sich selber in die dunkle Nacht hinaus, und sichtlich angeschlagen leckte er sich über die blutige Lippe.
Sich Krathor ... ergeben? Seine Seele opfern ?
Er vertraute, Temora so sehr, glaubt, hoffte betete, aber ja ... für die Menschen, für Temora würde er selbst seine Seele opfern, würde man nur obsiegen können.

Überall sah er ängstliche Bürger. Bürger die nicht wirklich begriffen was geschah. Bürger die ihr zu Hause verloren hatten. Aber er sah auch Menschen die mit grimmigen Mienen ihre Waffen schwangen, und waren es nur Heugabeln und Äxte.
Sie alle, Sie allen waren bereit sich den Truppen an zu schließen, das zu bekämpfen was ihre Heimat Stück für Stück zerstörte.
Ohen zu wissen um was es ging. Einfach um zu helfen. Key glaubte das jeder einzelne bereit war das Land was sie sonst beschützte zu verteidigen.
Gab es Hoffnung?
Temora war Hoffnung, gab Hoffnung, aber wo war sie?
Nein er würde jetzt nicht zweifeln. Er war fest im Glauben aber er war auch so müde.

Berchgard ein Trümmerhaufen. Fest in der Hand des Feindes. Würden sie weitergehen ?
Man glaubte das sie sich vielleicht nach Westen aufmachen würden, um auch dort ihre Forderungen zu verbeiten, was ihnen hier vielleicht ein wenig Luft verschaffen könnte.
Die Lehen, Junkernsteyn und Kronwalden waren Menschenleer, man hatte die Bewohner längst evakuiert.
Dennoch machte sich Key auf um noch einmal in Junkernsteyn nach zu sehen. Ivy wohnte dort, Freunde, die Hüter, die Thyren. Key wusste nicht wiklich wie es dort aussah und machte sich kurz auf um selber nach zu sehen.

Am östlichen Berg entlang ritt er langsam vorwärts, die Kristallwesen vor den Toren Berchgards mehr erahnend als das er sie sehen konnte, um dann zur Brücke zu reiten und in Junkernsteyn nach dem Rechten zu sehen.
Leer. Alle Bürger waren fort, und Keylon atmete auf.
Auch wenn er nicht wirklich wusste wo sie alle untergekommen waren, war er erleichtert das sie in Sicherheit waren.

Auf dem gleichen Weg zurückreitend erreichte er schließlich wieder Adoran.
Auf einen Kampf, ließ er sich heute nicht mehr ein, auch wenn ihn seine Wut fast trieb zurück zu greifen um mit seinem Schwert wenigstens einige der Wesen zu erschlagen. Die Wut in ihm war kaum zu ertragen, war es auch eher das machtlose.
In Adoran verlore er einige Worte mi den ein oder Anderen, dann ritt er nach Kronwalden.

Auch wenn das Lehen längst leer stand, war da noch die kleine Kapelle.
Licht brannte nicht, aber das brauchte er auch nicht. In ihm brannte, kochte es, und so trat er ein, beugte sein Knie vor dem Altar bevor der Schrei getrieben von Hass, Hilflosigkeit, Trauer sich in ihm Bann brach und er es auch hinaus ließ.
Temora wo warst du nur. Was war das für eine elendige Prüfung.
Nein ... keine hatte je gesagt das das Leben leicht werden würde. Aber wie konnte man Menschen beschützen wenn man nicht wusste wie.
Er ballte die Hände zu Fäusten, schlug sie dann vor sein Gesicht und brach mit einem Schluchzen zusammen, als all seine Gefühle ihn überschwemmten.

Es war noch nicht zu Ende... es war noch nicht DAS Ende.


Zuletzt bearbeitet von Keylon von Salberg am 02 Sep 2020 21:52, insgesamt einmal bearbeitet
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Beak von Sankurio





 Beitrag Verfasst am: 07 Sep 2020 18:47    Titel:
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    … dirigierend durch den Wind bewegten sich die Äste der uralten Bäume im Nebelwald hin und her.
    Es war das Rascheln der Blätter welches für Behaglichkeit und Wohlklang stimmte.
    Ered’Luin war das Ziel, als Eskorte von Hochwürden Antorius um die Synode der Völker und dessen Vertreter beizuwohnen.

    Eine Synode um die Lage der akuten Bedrohung auf der gesamten Welt Herr zu werden.
    Ein Sinnbild der Einigung und Verbundenheit der verschiedensten Kulturen. Eigentlich…

    Doch es war scheinbar so, wie es mir durch den Kopf gestiegen ist. Schon alleine auf dem Weg von Schwingenstein nach Ered’Luin war das Ergebnis für mich klar, jenes welches in der Heimatstätte der Elfen folgte.
    Ein Fingerzeig auf den Anderen, eine Schuldzuweisung welche sicherlich ihre Rechtfertigung hatte aber zu keinerlei Ergebnis führen würde, als mehr ein Keil in das Ganze zu treiben.
    Die Stärke der Einigkeit, dem gemeinsamen ziehen an einem Strang, schien schon im Vorfeld eine Illusion und so enttarnte sich durch Hören und Sagen unsere größte Schwäche – Uneinigkeit.

    Die Aufgabe als Klosterwächter wurde an dem Abend erfüllt. Hochwürden Antorius wurde durch Andra und meine Wenigkeit sicher an der Bedrohung in Sichelhoch und Gipfelsturm vorbeigeführt.
    Der Empfang der Elfen war wie zu erwarten Gastfreundschaftlich, ich mag dieses ruhige Gemüt.
    Aber für mich stand schon vornerein fest, dass Andra mein Stimmrecht erhalten würde.
    Es tut gut zu wissen, dass sie sich aufgibt um eine Lösung für das Ganze zu suchen, sie hatte ohnehin ein pralles Notizbuch angesammelt zu diesem Thema.
    Recht schnell wurde vor dem Beginn der Synode daher mein Abschied eingeläutet, wohlwissend was blühe.

    Die Elfen haben sich schon richtig entschieden, dass Theater in Ered’Luin zu wählen, denn es bat eben nicht nur genügend Sitzmöglichkeiten, sondern Betitelt den Abend wie er eben verlief.
    Und so zog ich mich zurück nach Schwingenstein, dichter an der Lehensgrenze entlang um von der Ferne mir erneut die Bedrohung der unheilvollen roten Macht ins Auge zu fassen …
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Andra von Amaryll





 Beitrag Verfasst am: 07 Sep 2020 19:08    Titel:
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Was war das gestern….

Sichtlich verschlafen noch war der Tag sehr weit bereits fortgeschritten. Ungewöhnlich für sie die sonst doch eher zu denen gehörte die früh aufstanden um die Morgenstunden zu nutzen. Heute war es jedoch anders. Der gestrige Abend hatte sie angestrengt, angestrengt auf eine Weise die sie immer meiden wollte und doch wurden sie durch alles was geschehen ist zur Gewohnheit.
Nur langsam öffnete sie die Augen und blickte zur Seite. Aus der Weinflasche die bis auf ein Glas welches sie am Abend noch trank da stand viel in ihren Blick und gleich darauf auf das Buch.
Die ersten beiden Seiten waren aufgeschlagen und ein schmunzeln legte sich auf das noch müde Gesicht.

„Eine Meditationsübung um die innere Mitte wiederzufinden, wenn die Welt draußen zu laut ist. Geschaffen für alle, deren Tag zu lang war und deren Seele sich dem inneren Winter nähert.“
Wie passend, wenn sie an das gestrige treffen dachte. War doch das gestrige treffen leider wie erwartet verlaufen.

Es zeichnete sich eigentlich schon so lange ab, all jene die die letzten Monde beobachtet hat konnte dies voraussagen. Dazu brauchte sie keine Visionen, nein dazu brauchte es einfach nur eine ruhe und Beobachtungsgabe.
Sie wusste viel, sah mehr als sie oft sagte auch zu dem Thema mit dem Westen kooperieren oder austauschen. Vieles sah sie und doch sah sie stehts das große ganze. Wieso machten sich die Leute nicht die Mühe auch einmal um die ecken zu blicken, zu hinterfragen warum jemand so handelt wie sie oder er handelt.
Warum muss gleich verurteilt werden?
Warum in einer Situation die die ganze Welt zu bedrohen scheint auch wenn es schwer ist umdenken?
Ja sie verstand warum die Reaktion am gestrigen Abend und doch war es mittlerweile an der Zeit weiter zu denken.

Der Riss der uns seid Monden beschäftigt, das Erscheinen des Risses, der Sturm und die daraus resultierenden schwarzen Tiere waren für Andra schon lange nur „Vorboten“ von dem was sie nun erwarteten. Fast Zeitgleich kamen die Begebenheiten mit den Roten Kristallen und den Schattenwesen auf. Eins fügte sich auf das andere auf und ja noch konnte man in einer Sicherheit wähnen das Lichtenthal es noch mit seinen Bürgern, Freunden und Verbündeten schaffen könne. Doch sah man die Vorzeichen nicht, oder wollte man es nicht war haben. Ja es war ein unschöner Gedanke das man mit Pesch mit jenen aus dem Westen sich „Verbünden“ muss um diesen Gegner zu vertreiben.
Auch Andra wollte es nur ungern, das Licht war in ihrem Herzen, sie war sich sicher und standhaft aber dieser Gegner der vor ihnen Steht und das wusste sie aus allen Berichten und Dingen die sie im Westen sah. Dies war etwas und es zeichnete sich mehr und mehr ab das dieses nur mit jenen aus dem Westen gemeinsam ging.
All dies währ in Andras Augen weniger ein Problem, wenn man eines beachten würde. Man müsste sollte dieser Fall eintreten eine Starke Front sein. Lichtenthal und alle Verbündeten Völker. So könnten sie eine Front bilden gemeinsam, stark und würden auch wenn die Gefahr behoben ist gegen den Westen standhaft stehen können.
Doch wo war die vereinte Front derzeit?
Sicher einzelne Gruppen kamen miteinander zurecht und verbündet. Doch es brodelte, es brodelte schon lange und nach gestern schwebte der Gedanke mit, das dieses nicht vertrauen zu Verbündeten ein Teil von Angst sein könnte. Angst davor schwach zu wirken. Angst vor dem Feind der über der Welt zieht wie ein dunkler Schatten aus Nichts und Vergessen. Alle hatten es gesehen und gespürt.

Innständig hoffte sie das man es sehen würde. Sehen das es keine Schwäche ist solange Lichtenthal mit den Verbündeten Hand in Hand steht und sich vertraut. Vertraut das man gemeinsam so stark ist nicht nur dem Vergessen zu trozen sondern auch sollte der Fall eintreten dem Westen eine Starke Front bieten würde.
Lange drehten sich die Gedanken noch um den gestrigen Abend und all das was im Vorfeld bereits um sie herum geschehen war. Doch sie war niemand die lange Grübeln würde sie würde machen! Sie würde den Weg gehen der vor ihr liegt und ihn bestreiten.

„Ein Schatten gegen das Vergessen“ murmelte sie leise zu sich, trank einen Schluck aus ihrem Weinkelch und stand auf um ihren Aufgaben nachzugehen.


Zuletzt bearbeitet von Andra von Amaryll am 07 Sep 2020 19:09, insgesamt einmal bearbeitet
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 07 Sep 2020 19:42    Titel:
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Integrität ohne Wissen ist ohne Wert, Wissen ohne Integrität ist gefährlich und fürchterlich.
Samuel Johnson



Die Synode bei den Elfen war vergangen und nach einer neuerlichen Nacht mit wenig Schlaf, rauschte ihr der Kopf. Viele Worte hallten nach, am Lautesten aber die eigenen. Sie hatte Worte der Mahnung finden wollen, eine Mahnung für alle. Kein Angriff, kein Vorwurf, nur eine Erinnerung und ihre tiefe Überzeugung in Worte kleiden und mitteilen. Wo sonst, wenn nicht in diesem Rahmen? Fast täglich war die Thematik von unterschiedlichen Seiten an sie herangetragen worden, doch man grämte sich lieber im Stillen als dem Kind den Namen zu geben, den es verdiente.
Es gab neben all dem, was sie finden und erschaffen würden in diesem Kampf nur eine wirkliche Waffe und diese hieß Integrität. Nur Integrität konnte die Einigkeit in die Bahnen leiten, in die sie gehörte. Kein Kind wird ohne Schmerzen von der Mutter geboren. Sie würde auch die Schmerzen dieser Geburt ertragen.



    Ich habe keine neuen Informationen beizutragen, aber vielleicht ein paar Erkenntnisse.Alle wissen, was mit Berchgard passiert ist... alle wissen was das Rauch-Schattenwesen von sich gegeben hat.
    Alle wissen, das plötzlich der Feind in Berchgard stand, vermutlich um sich an unserem Elend zu weiden.
    Wir haben laut dem Wesen, dem Boten des Nichts die Wahl zu sterben oder unter Schmerzen zu sterben.

    Wir sind der Widerstand.

    Wir sind nicht der Wankelmut.


    Unsere Eide, unser Glaube all unser Sein wird bedeutungslos, wenn wir uns nun auflösen und in Angst und Agonie versinken. Angst und Mut zeugen ein Kind... der Name dieses Kindes ist Tapferkeit und jene befähigt uns zum Widerstand. Wir hier alle können nicht gegen das Nichts bestehen, aber wir können seine Untergebenen bekämpfen. Und wir könnten schlussendlich die Waffe sein, die unsere Götter brauchen. Daher möchte ich mahnen, ich möchte sehr scharf mahnen die Sammelmappe mit jedem kleinen Teil an Information zu füllen, die uns in die Hände fällt.

    Ich möchte mahnen, dass unser Leben möglicherweise der Preis für den Erhalt der Schöpfung sein kann. Aber so weit ist es noch lange nicht...
    Wir sind der Widerstand und das nur wenn wir einig sind und in die gleiche Richtung blicken. Das schließt aus absichtlich Informationen in das alatarische Reich zu exportieren. Gleich wie groß die Angst ist... der Mut zeugt mit ihr die Tapferkeit. Die Alataris werden ihre eigenen dunklen Götter an ihrer Seite wissen und auch Opfer in Kauf nehmen. Aber ihre finsteren Pläne bleiben wie sie sind und das ist unsere Vernichtung zu forcieren.

    Ich danke Euch allen für Eure Geduld.
    Ich habe wieder arg lange gesprochen, mh?

    Wir sind der Widerstand, niemals vergessen.


Getroffene Hunde jaulen.
Mit diesem lauten Jaulen hatte sie wahrlich nicht gerechnet und es erschreckte sie und weckte gleichzeitig ihr tiefes Mitgefühl. Es waren noch Gespräche notwendig offensichtlich, sie würde der starke Arm und die trockene Träne sein müssen. Der Kopf brummte immer noch, darin der bohrende Zweifel ob es gelingen kann die eigene Zuversicht anderen einzupflanzen. Doch er wurde weggeschoben.

Es kann keinen Zweifel geben. Diesmal nicht.
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Keylon von Salberg





 Beitrag Verfasst am: 08 Sep 2020 21:27    Titel:
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Berchgard.
Die hübsche Stadt in Schutt und Asche, umringt von Kristallwesen die an Anzahl nicht nachließen. Erschlug man hier einen, entstanden an der anderen Seite wieder zwei Neue.
Für ihn war das Ganze eine wahr Geduldsprobe. Er war kein Mann der langen Reden, aber in dieser Situation gab es im Moment wohl erst einmal nichts anderes.
Wichtig war das man gemeinsam handelte, sich zusammentat, und für ihn war Helisande da die Achse an der alles hing. So unterschiedlich die Völker auch waren. Die Lady hatten den Respekt, und man vertraute ihr.
Genauso wie Keylon obwohl... er schüttelt den Kopf und blickte wieder auf.
Wäre Berchgard doch nur ihr einzigstes Problem, aber alles war so viel Schlimmer.
Was ihnen blieb war die Hoffnung und das Wissen darum das sie in diesen Zeiten alle zusammen hielten... nein.. zusammen halten mussten.

Wie so oft stand Keylon an der Grenze zu Berchgard. Dort wo man die Kreaturen erahnen... hören konnte, aber auch weit genug das sie ihn nicht wahr nahmen.
Die letzte Versammlung hatte er ... geschwänzt.
Erst war er doch zu den Elfen geritten, aber dann, noch bevor er den Saal betrat, hatte er sich anders entschieden und war wieder umgedreht.
Für die Diplomatie war Helisande zuständig. Er fühlte sich in so großen Runden nicht wohl aber vor allem, wenn das Thema immer und immer wieder das Gleiche war.
Man drehte sich irgendwie im Kreise.
Keylon würde abwarten. Er bekam alles mit und warte nur darauf das er etwas tun konnte.
Er wusste das die Ritterschaft sich im klaren darüber war das er da war wenn er gebraucht werden würde, denn sie waren EINS !!! Sie ergänzten sich immer und immer wieder.

Sein müder Blick glitt wieder hinüber und wie so oft ratterte es in seinem Hirn.
Durfte er einfach agieren? Er würde es gerne.
Einen Termin mit Ritterschaft, Regiment und Scharfschützen machen.
Vorher Pfeile mit einer Spitze aus Hexenstahl und Pyrian schmieden lassen,
vielleicht auch Nahkampfwaffen, und dann sehen wie die Kreaturen darauf reagierten.

Ein Anfang wäre es auf jeden Fall, denn wie er wusste, wurde es noch nicht ausgetestet.
Danach konnte man vielleicht erahnen wie die Kristallwesen auf diese Art der Legierung reagieren würden.
Er würde die Lady fragen was sie von dieser Idee hielt.


Zuletzt bearbeitet von Keylon von Salberg am 08 Sep 2020 21:28, insgesamt einmal bearbeitet
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Maheen Ayat Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 22 Sep 2020 16:47    Titel:
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Vor etwa zwei Monden...

Die drei Augenpaare blickten sich vergewissernd an.
Es war alles vorbereitet - die Salzbrocken auf den irdenen Platten waren an den Ecken der Tempelbibliothek aufgestellt, die sakralen Insignien zur Hand und die rituellen Werkzeuge sorgsam ausgesucht.

Ein weiterer Atemzug, ehe sich die Stimmen zur Anrufung erhoben.

"Schöperin in reinem, weißen Sternengewand,
umwirbelt von Kaktusblüten, Salz und Sand – Oh, Atem der Welt!"

"Mutter mit strahlend blauem Augenpaar,
golden die Haut, golden das sonnenumkränzte Haar – Oh, Atem der Welt!"

"Göttin des Seins, Wächterin der Harmonie,
Wahrhaftigkeit, Reinheit, pure Energie – Oh, Atem der Welt!"

"Weich wie eine Brise, hart wie ein Sturm – Wuestenwind – oh, du Atem der Welt!"

"Eluv', Mara, wir rufen Dich an, sei geladen in unseren Kreise unterm' Sternenzelt."

Erschallte zuletzt ihr gemeinsamer Ruf.
Eine sanfte Windbrise in geschlossenen Räumen, die Ahnung eines wärmenden Sonnenstrahls.
Durch die Präsenz der Schöpferin bestärkt, machten sich Abinayah, Ashok und Maheen an die Formulierung ihrer Bitte.


"Einst war alles dunkel, inmitten der Stille und Leere..."
"Du brachtest den ersten Klang, das erste Licht, dass...",
Sanft glitten die Hände der jungen Yazirblüte über ihre Saz und entlockten ihr den ersten, reinen Ton.
"...gleich einem Sonnenstrahl das Leben brachte und das Schweigen durchbrach!"
"Deine Gedanken – Melodie. Deine Stimme – weltenformend.
So reichtest Du uns das Geschenk der Schöpfung, das Geschenk des Seins!"

Dem ersten Ton folgten weitere, fanden sich zu einer sinntragenden Melodie zusammen und näherten sich ihrem ersten gemeinsamen Höhepunkt...
"Nun brandet der Malstrom des Nichts an den Außengestaden deiner Schöpfung und die üble Saat des Vergessens wuchert durch die Gebeine der freien Harmonie."
Abbrüche, Risse im darbietenden Klang der Saz, gleich dem roten Wuchern des Vergessens und der roten Kristalle, sich mühend nicht zu verstummen.
"So bitten wir um deinen Beistand, dein lenkendes Geschick, das unsere Schutzegnung leitet!"
Und mit neuen, klangreichen und hoffnungsvollen Tönen die Lücken zu schließen.

Die zu Beginn kaum wahrnehmbare Brise gewann an Kraft, ließ die Roben und Kleider stoffraschelnd wehen - ein Zeichen, dass die All-Mara den Zweck ihrer Anrufung und der Bitte um Beistand verstanden hatte und befürwortete.

Mit bedächtigem Schritt löste sich die Hohepriesterin aus dem Kreis der Drei und hob segnend ihre Handflächen an. Der rauchige Altton erhob sich erneut, während sie die vier Eckpunkte der Bibliothek abschritt. Ihr Gang und ihre Stimme wurden von zwei Melodien Abinayas begleitet. Eine sanft und leise, die andere bedrohlicher und kräftiger. Doch nach und nach schienen sich die Melodien einander anzunähern und ihr Gleichgewicht zu finden.

"Salz – geboren aus dem Tod und dem Verlust des ersten Sohnes.
Salz – Bringer der Dürre, die uns prüfte und formte.
Salz – heiligstes Geschenk, Essenz der Reinheit, Lebensader des Handels.

Wir wählen dich als Grundfeste des Schutzes.
Sei der Schoß des Lebens, sei die nehmende Hand des Vergehens.
Denn in Dir ruht der der sich vereinigende und erneuernte Klang der beiden Weisen.
Leben, wie Tod – Aspekte des Seins, Aspekte des Lied – Harmonie, die Stille und Leere bricht!

So formen und segnen wir dich mit den Urkräften der Schöpfung!"


Flirren gebar ein Funke weißen Lichts in den Salzbrocken und legte sich wie eine dünne Haut aus Licht um die Tränen der Eluv', während Maheen sich wieder in den Kreis einreihte.

"Sei geweiht durch die Kraft der Erde!
Dem zart spriessenden Grün der fruchtbaren Auen.
Den endlosen Weiten der blätterrauschenden Wälder.
Dem erhabenen Klang der hohen Gebirge.
Dem Raunen des immerwährenden Sandes!"


Begleitet von einem dumpfen Trommeln aus dem hölzernen Gehäuse der Saz war es nun an Ashok die vier Eckpunkte abzuschreiten und die Salzbrocken mit dem Sand aus der Durrah zu weihen.

Ein leichtes Erzittern, ehe sich die Salzbrocken bewegten und sich verbanden - ein fester Klumpen aus Salz.
Reihum wurde die nächste Segnung angestimmt.
Die Melodie weich und verträumt, während das Wasser aus der Durrah auf die Salzklumpen herabregnete

"Sei geweiht durch die Kraft des Wassers!
Dem unermesslich tiefen Blau der Ozeane.
Dem erquickendem Rauschen der Quelle.
Dem stetigen Guß des Regenschauers.
Dem frostigen Griff der nächtlichen Kälte!"


Die Klumpen wuchsen fließend nach oben, hatten die erste Ahnung ihrer zukünftigen Form.
Ein Wechsel der Melodie, ein Wechsel des Sprechers.
Temperamentvoll, ernergisch, anregend!

"Sei geweiht durch die Kraft des Feuers!
Dem prasselnden Funken des Herdfeuers.
Dem lodernden Fluss der Lava-Adern.
Dem drückendem Hitzeschleier des Sommers
Dem wärmenden Strahl der Sonne!"


Zischend leckten die Flammen der Fackeln über die kristallenen Adern des wachsenden Salzes und brannten lodernde Insignien in sie ein.

"Sei geweiht durch die Kraft der Luft!
Dem sanften Stoß der erfrischenden Brise.
Dem verträumten Tanz der Wolken.
Dem vernichtendem Tosen des Sturms
Dem belebendem Odem der Mutter."


Der Schliff des Windes formte Schutzkristalle weiter, ließ sie nach oben hin verjüngen und verlieh ihnen eine schlankere Gestalt.

"Abeer Eluv'!"

Melodien und Stimmen verklangen. Die Blicke wandten sich neugierig und erwartungsvoll zu den Schutzkristallen.


Gleißendes goldenes Licht entzündete sich kaskadenreich in den vier mit göttlicher Kraft erfüllten Schutzkristallen. Fontänen aus Licht schossen je aus vier Spitzen und vereinigten sich zusammentreffend in der Mitte des Raums.
Wie zäher Honig floss das Licht seitwärts herab und bildete langsam eine bodenwärts strebende Kuppel.
Ein finaler Gong, der durch Mark und Bein ging, ehe es vollbracht war.
Die klerikale Schutzzone stand.




Einige Tage später erleuchtete ein weiteres golden erblühendes Licht kurz den Nachthimmel über Menek'Ur.
Man hört, dass auch die Bibliothek der Akademie mit einem Schutzsegen versehen wurde...
_________________



Zuletzt bearbeitet von Maheen Ayat Azeezah am 12 Okt 2020 13:09, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Helisande von Alsted





 Beitrag Verfasst am: 11 Okt 2020 13:17    Titel:
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... gut sind die Waffen,
Ist nur die Absicht,
die sie führt, gerecht.

William Shakespeare



Die beschriebenen Seiten lagen lose und wohl doch mit einer gewissen Absicht gesegnet um sie herum verstreut. Eine Woche hatte sie Zeit gehabt an einem Plan zu arbeiten und diesmal tat sie das auf sich allein gestellt. Tristoban war nicht mitgereist nach Wellenberg, Heinrik pflegte seine eigenen Probleme und Keylon hatte alle Hände voll damit, die heimatlosen Bürger Berchgards aufzumuntern und zusammen zu halten. Von den Sturköpfen in Junkersteyn war gar nicht erst zu reden, jene waren oft und gern Beratungsresitent und versteckten sich bei nasskaltem Wetter eher im Wald anstatt in Adoran eine Notunterkunft zu beziehen. Stolz ist eine gute Eigentschaft. Stolz muss man sich aber auch leisten können.

Dieser Plan, der nun wuchs oder sich eher in Details verzettelte, erweckte noch nicht grundsätzlich ihren Stolz. Der Pragmatismuss trieb nur neue Blüten. Ziel des Vorhabens am 12. Goldblatt würde sein zu testen welche Waffen und oder Maßnahmen gegen die Kristalle wirksam einzusetzen waren. Durch den Kampf um Berchgard herum waren dazu neue Erkentnisse gewachsen. Zum einen waren die Kristallwesen, gleich welcher Abnormintät, offensichtlich sehr empfindlich gegen Feuer und somit das Metall Pyrian gegen sie die erste Wahl.
Zu ihrem grßen Bedauern war die Sachlage mit den Kristallen nicht ganz so einfach zu lösen. Aus den Erfahrungen der vergangenen Unternehmungen ging deutlich hervor, dass die roten Kristalle auf dirkete Gewalteinwirkung mittels Schlag, Stoß oder Hieb mit einem Energiestoß reagierten. Eine sehr unangenehme Auswirkung für den Verursacher und dessen unmittelbare Umgebung. Desweiteren reagireten die Kristalle auf Magie mit unkontrolliertem Wachstum. Somit fokussierte man sich auf die Idee die Wirkung durch das Lied oder den Kontakt zum Lied mittels Hexenstahl zu hemmen. Die These besagte, dass ohne Lied, die roten Kristalle auch keine Energieentladungen produzieren konnten. Zumindest hoffe man das sehr stark.

    Zur Verfügung standen und würden letztendlich am 12. hoffentlich auch bereit stehen:

    Waffen unterschiedlicher Hexenstahl-Legierungen, darunter Rabenschnäbel, Klingenwaffen und Stoßwaffen.
    Hexenstahlpulver, gegebenenfalls zu einer Paste verdickt.
    Netz aus Hexenstahl
    Zwei rote Kristallsplitter

    Anlage der Testreihen:

    1. Testgebiet
    * Varuna
    * Gelände der Academia Arcana

    Für Varuna sprache, dass es gut erreichbar war und dort recht sicher kein Schaden am Herzogtum verursacht werden würde. Die Handvoll Untoter oder Rabendiener wäre vertretbarer Kollateralschaden.
    Für das Gelände der Arcana sprach, dass man dort mehr Testläufe würde durchführen können als nur auf gut Glück an den zwei vorhandenen Kristallsplittern. Immerhin wuchsen dort reichlich rote Kristalle. Auch hier war kein Schaden am Herzogtum zu erwarten, das Alatarische Reich lag deutlich näher. Wie praktisch.

    2. Zielsetzung

    Das Ziel war es herauszufinden welche Waffe oder Waffen oder Kombination aus Pulver/Paste/Netz und Waffe am Wirksamsten gegen die roten Kristalle war. Ebenso galt es zu eruieren wie man sich gegen die Verlockung der Kristalle sie zu berühren wappnen konnte und sich nicht dem Vergessen hingab.

    3. Testmöglichkeiten

    * Puder oder Paste auf einen roten Kristall blind (Augenbinde, Anweisungen über Spiegel) auftragen. Beobachten.

    * Hexenstahlnetz über einen roten Kristall blind oder aus sicherer Entferung werfen. Beobachten.

    * Hexenstahlwaffen (stumpf und spitz) an den roten Kristallen testen. Möglichst blind die Schläge anbringen. Als Legierung für den Test wird eine recht reine Hexenstahl-Legierung ohne Ungleichgewicht als erstes gewählt. Sofern noch ein zweiter Test möglich, eine Legierung mit einem höheren Pyrian-Anteil. Beobachten.


Der letzte Strich war gesetzt. Sie blickte auf ihr Machwerk und seufzte tief auf. Man würde die Ergebnisse sehen oder auch nicht. Sogar ein komplettes Desaster war mehr als wahrscheinlich. Dennoch betete ein Teil in ihr unentwegt um die Führung durch die Herrin Temora. Nur die Seherin allein vermochte ihnen in dieser Zeit den Weg zu weisen oder zumindest vor den Abwegen zu warnen. Hochwürden Antorius würde sicherlich einen Segen für alle vorbereiten und den Schutz der Herrin erbitten. Ein beruhigender Gedanke. Das Büchlein wurde entschlossen zugeklappt.
Genug der Worte.
Mehr Taten.
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 24 Okt 2020 08:18    Titel:
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[Für jene die keine Zeit/Lust haben die ganze Geschichte zu lesen und nur die
Kerninformation suchen ist diese am Ende des Textes in oranger Farbe zusammengefasst]



- Schattenwinkel in der Nacht des 24. Goldblatt 263 -


Die Kälte des mit eiligen Schritten hereinbrechenden Herbstes hatte die kleine Stadt am Westhang des Nilzadan eingenommen. In der Dunkelheit hatten vor nicht all zu langer Zeit noch die kleinen Lichter in den kunstvoll verzierten Fensterrahmen Sicherheit und Wärme versprochen. Davon war nicht viel geblieben. Nur einzelne Häuser waren noch bewohnt, das Licht ging nun von einer anderen, wenig Wärme versprechenden Quelle aus. Die Soldaten der Legion des Alatarischen Reiches standen im Zug des eiskalten Windes auf den Zinnen der Festung mitten in Schattenwinkel. Wohin ihr Auge auch ging, die Fenster blieben dunkel.

Gowan, Gardist der Legion, hatte seine Kapuze über seine Glatze gezogen. Isina, die Stallmeisterin der Festung stand neben ihm auf den Zinnen und lächelte verschmitzt. Sie blickte aus dem Augenwinkel zu ihm herüber. Nur leise vernahm Gowan ihre Stimme.
"Rasier dir die Haare ab, dann kann dir im Kampf keiner dran ziehen", äffte sie ihn amüsiert nach.
Gowan brummte und zog die Brauen zusammen. Dass der kahle Kopf ihn umso deutlicher frieren ließ, wollte er sich nicht anmerken lassen.
Beide wandten ihren Blick wieder nach Norden, die lange Straße entlang, die sich im Wald Richtung Rahal verlief. Früher vermochten sie gerade einmal bis knapp hinter die Kutsche zu blicken, bevor der Weg im Wald verschwand. Nun jedoch konnten sie dessen Verlauf bis zur Küste nachvollziehen. Ein unheilvolles, rotes Leuchen zog sich quer durch das Dickicht, selbst Rahal in der Ferne war gut sichtbar. Gleich einer Kuppel aus rotem Licht wurde der Ostteil der Stadt von den Kristallen erleuchtet, die den Tempel zu Fall gebracht hatten.

Still lagen die Blicke der beiden auf dem fernen Leuchten über Rahal. Lediglich der Wind zog über die Festung, hinterließ hier und dort ein leises Pfeifen oder klappernde Fensterläden. Nichteinmal das Nachtgetier hatte sich in die Nähe von Schattenwinkel gewagt. Eine bittere, bedrückende Stille die sich langsam in Gedanken und Herz der beiden fraß, so wie das Leuchten. Wie glitzernder Schnee in der Ferne. Verlockend, verführerisch, wunderschön, einem rot schimmernden Sonnenuntergang gleich. Dem Gefühl der Bitterkeit folgte eine unwirkliche Ruhe. Der Herzschlag wurde langsamer, die Atmung flacher. Die Welt schien kleiner zu werden. Die Stille angenehmer. Das Lächeln auf Isinas Gesicht verging, es blieb nur der monotone, emotionslose Blick in die Ferne.

"Kaum vorstellbar, hm?" durchbrach Isinas leise Stimme die Stille. Sie blickte nicht neben sich und auch von ihrem Kamerad folgte keine Regung. "Dass der Tempel nur noch Schutt ist und ... all das hier". Sie hatte eine Weile nach einer Beschreibung für all das gesucht. Doch immer wieder wurde ihr schmerzhaft bewusst, dass sie sich nicht auf Zeiten in der Geschichte des Reiches oder gar der Welt berufen konnten. Sie konnten nicht in Büchern wälzen und nachlesen, welche Helden bereits größere Gefahren bewältigt hatten. Gowan atmete tief durch und schloss die Augen. Seine Brauen zogen sich deutlicher zusammen. Ob es Isinas Worte oder die Tatsache war, dass er die Kristalle nicht mehr anblickte, konnte er nicht ausmachen. Doch sein Herz begann wieder schneller zu pochen, die Sorge kroch sein Rückgrat herauf und manifestierte sich als tiefes Unwohlsein in seinen Gedanken. Ein lautes, kristallines Knacken drang durch die Stille nach Schattenwinkel. Lauter als die Tage und Nächte zuvor. Gowan riss die Augen wieder auf und sah, dass Isina mit ausgestrecktem Arm in Richtung Rahal deutete, ihre Lippen geöffnet, doch schwieg sie.

Das vormals unbewegte rote Leuchten auf der Straße in Richtung Rahal war in Bewegung geraten. Viele der kleinen Lichtquellen schwärmten durch den fernen Wald und schienen sich dem Osttor der Stadt zu nähern.
"Schlag leisen Alarm. Weck alle auf, Bewaffnen und bereit halten. Lasst ein Tor offen, falls jemand in die Festung fliehen will. Und schick den Botenreiter zur Festung der Bruderschaft, sofort!" militärische Härte und instinktive Reaktion hatte Gowan wieder zu Sinnen kommen lassen. Nun griffen all jene Reflexe, die er in der Ausbildung, vor allem aber in seiner Zeit auf Gerimor verinnerlicht hatte. Isina starrte weiterhin auf das rote Schimmern und wurde erst von einem heftigen Stoß gegen ihre Schulter wach gerüttelt. "Jetzt!" blaffte Gowan sie an. Isina brauchte einen Moment um zu realisieren was geschah, bevor sie rasch nickte und sich im Laufschritt auf den Weg, die Zinnen herab machte. Erst als sie weg war, griff Gowan zum Fernrohr, das neben ihm auf den steinernen Zinnen lag.

In der Ferne war reichlich Bewegung. Der Blick zum Tor verriet, dass selbige auch dort nicht verborgen geblieben war. Fackeln versammelten sich auf den Torzinnen. In den letzten Tagen hatte es immer wieder kleinere Angriffe auf das Tor gegeben, doch sie konnten stets leicht zurückgeschlagen werden. Mittlerweile wurde dafür kein Alarm mehr geschlagen, vor allen nicht Nachts. "Eins ... zwei, drei ... vier ... fünf ... sieben ... zwölf ... vierzehn ..." zählte Gowan leise hauchend die einzelnen Bewegungen durch, die er meinte in der Ferne erkennen zu können. Vor seinem Mund bildeten sich kleine Rauchwölkchen in der Kälte und er bemerkte wie sein Atem wärmer wurde. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut, das Gefühl kurz vor dem Kampf.

Gowan nahm das Fernglas herunter und trat über die Zinnen seitlich des Haupthauses um einen Blick in den Hof der Festung zu werfen. Die Gardisten waren wach und versammelt. Einige legten sich ihre Rüstung an, andere verteilten Armbrüste und Wurfspeere. Unwillkürlich biss er sich auf die Unterlippe, so fest dass es weh tat. Sein Blick huschte umher und er beugte sich über die Zinnen vor. "Isi! ISI!" zischte er so laut er konnte doch im Flüsterton in den Burghof. Als die junge Stallmeisterin ihren Blick erschrocken zu ihm hoch wandte, wobei ihre langen braunen Locken über ihre Schultern flogen, deutete Gowan mit ausgestrecktem Arm auf die Balliste im Hof und schließlich zum Tor der Festung. "Aufstellen und bereit ma..." seine Worte wurden von einem alles überschallenden Knacken und Bersten von Stein übertönt.

Als Gowan wieder an den nördlichen Zinnen angekommen war und außer Atem das Fernglas vor ein Auge hielt, da waren die Fackeln am Osttor Rahals verschwunden. Es brauchte sie auch nicht mehr, denn die Mauer konnte er nicht mehr ausmachen. Keine Atemwölkchen bildeten sich mehr vor seinen Lippen. Lediglich rotes Schwärmen breitete sich vor dem Osttor der Stadt aus.



- Rahal in der Nacht des 24. Goldblatt 263 -


Die Straßen Rahals waren menschenleer zu dieser Zeit. Schon seit dem Beginn, dem Fall des Tempels, mieden die Bürger die Stadt. Lediglich vom Hafenviertel waren durch die schmalen Gassen bisweilen noch Gelächter und Stimmen zu vernehmen, wenn die Dunkelheit einbrach.

Cajetan, einer der Gardisten die seit Tagen Wache an den Palisaden hielten die das Tempelviertel abriegelten, wanderte durch die Straßen. Er lauschte dem Geräusch, das seine beschlagenen Stiefel auf den Steinstraßen hinterließen. War es das vierte, fünfte oder sechste Mal, dass er von Palisade zu Palisade schritt, die engen Gassen entlang? Er hatte den Überblick verloren. Seit die Anzahl und Statur der Kreaturen, die aus dem Tempel drangen, größer wurden, hatte er eine Unruhe in sich, die kaum etwas besänftigen konnte. Vor zwei Tagen erst, hatte ihn die Bruderschaft zu den Vorgängen befragt und er gab Auskunft, so wie er es gelernt hatte. Die Wesen hätten die Palisaden längst mit Macht überrennen können. Sie hatten sich mehrfach an den Zäunen des Friedhofs gezeigt, diese verbogen und den ausgerufenen Alarm abgewartet. Und immer war ES dort. Eine grobe, riesige Kreatur aus leuchtendem Kristall, einem Koloss gleich, derer einige mittlerweile auf dem Tempelvorplatz eingetroffen waren. Dieser war anders. Das was sein Kopf sein sollte hatte keine Augen, keine Nase, keine Mimik. Nur geschliffener Kristall. Doch hatte Cajetan stets das Gefühl, dass eben diese Kreatur ihn und die anderen anstarrte. Kristallwesen ähnlich riesigen Skorpionen, die 'Springer', wie sie sie getauft hatten, riesige Wesen mit mächtigen Klauen, alle schienen in Alarmbereitschaft zu sein, wann immer sie sich dem Zaun näherten. Sie wirkten bedrohlich und aggressiv. Doch dieser Kolloss stand einfach dort, vollkommen reglos. Dieser Koloss starrte zu ihnen herüber. Ohne Augen, doch Cajetan hatte stets das Gefühl, dass der Blick des Wesens auf ihnen lag.

Cajetan riss sich aus seinen Gedanken und hob die Fackel um durch ein Fenster in eines der leeren Häuser zu schauen, die hier an den Tempelvorplatz grenzten. Nichts war zu sehen. Leise atmete er durch, nur eine kleine Last die von ihm abfiel, bevor er den Weg fortsetzte. Zwei Tage zuvor erst war die Bruderschaft am Ort des Geschehens gewesen. Die Ahad hatte klare Befehle gegeben und zu wissen, dass sie dort waren gab ihm und den anderen Sicherheit. Ein wenig Halt in dieser völlig verworrenen Situation. Der Feind war für ihn immer klar gewesen. Irgendwo am anderen Ende der Insel, oder auf einem anderen Kontinent. Eine Schlacht führte man im Feld, vor Schwingenstein oder an der alten Angurenfestung. Doch nicht hier. Nicht mitten in Rahal. Nicht in der heiligen Stadt des Alatarischen Reiches. Nicht gegen etwas, das man weder mit Überzeugung noch mit Argumenten widerlegen konnte.

Unbewusst waren seine Schritte schneller geworden und als er um eine Ecke bog, wurde er von zwei weiteren Gardisten angeblickt die mit Fackeln nahe des Glaubenshauses in Rahal standen. Kein Wort wurde gesprochen, nur jeweiliges stummes Nicken zeugte davon, dass die Situation ruhig war. So ruhig man sie eben einschätzen konnte. Seit zwei Tagen, seit dem Gespräch mit der Bruderschaft und den Befehlen die er erhalten hatte kam es ihm so vor, als würden die übrigen Gardisten ihn anders behandeln. Sie hatten alle den gleichen Rang inne und doch schien es so, als würden sie auf sein Wort warten oder von ihm erhoffen, mit den Worten der Ahad die Lösung der Situation in sich zu tragen.

Gerade wollte Cajetan sich umwenden während er den dicken Wollumhang dichter über seine Schultern zog, als er in den Gassen die sich rasch bewegenden Fackellichter erspähte. Sie waren auf dem Weg zum Osttor. Abermals, wie in den Nächten zuvor. Schon hörte er hinter sich das Klacken einer einrastenden Armbrust. Er wandte sich herum und hob still eine Hand, den beiden Gardisten Einhalt gebietend. "Positionen halten. Kein Alarm. Wir haben unsere Befehle. Ihr wisst, was zu tun ist", flüsterte er den beiden zu, die nickten als hätten sie einen Befehl von einem Vorgesetzten erhalten. Auch Cajetan ließ sich nicht anmerken, dass der übliche Wachgang keiner mehr war. Er wusste, dass sie ihre Augen überall hatten und mit Sicherheit gerade jetzt einer von ihnen im Gebälk des Glaubenshauses saß und sie beobachtete.

So langsam und gelassen es nur möglich war wanderte er wieder zurück, verschwand hinter einer Hausecke und begann zu rennen. Jetzt verfluchte er die schweren Stiefel, die im Feld so praktisch waren und doch hier auf dem steinernen Boden deutlich das Geräusch seiner schnellen Schritte wiederhallen ließen. Durch die Gassen konnte er sehen, dass die übliche Mauerbesatzung ihre Posten eingenommen hatte, wie in den Tagen zuvor. Nicht mehr, nicht weniger als sonst bei den wiederkehrenden leichten Angriffen auf das Osttor. Seine Schritte wurden langsamer und er schwenkte seine Fackel in eine der vielen Seitengassen. Hätte er nicht gewusst, dass sie dort sein sollten, so hätte er sie gewiss nicht gesehen. Doch hier, unweit des Tores in einem kleinen Garten der von hohen Mauern umzäunt war standen sie, zwei Dutzend schwer gerüstete Soldaten. Die Reserve die sich mittlerweile stets bereit hielt einzuschreiten wo der Alarm auch immer gegeben wurde. Diesmal rückten sie nicht sofort aus sondern hielten sich im Hintergrund, wie geplant.

Cajetan löschte seine Fackel. Wieder wurde er aus der Dunkelheit angeblickt. Diesmal aus den Sehschlitzen vieler Helme in der Finsternis. Als erwarteten sie nur ein Handzeichen. Alle blieben still, schweigsam, lauschten den Geräuschen vom Tor. Armbrustbolzen zischten in der Ferne durch die Luft, hier und dort vereinzelte Rufe.

Ein leichtes Beben ging durch die Erde. Cajetan hob die Hand, deutete jedoch Gemach und Stille an. Ein Wink und der gesamte Trupp machte sich mit möglichst leisen Schritten auf den Weg durch die Stadt nach Osten, keine Fackel, keine Laterne die den Weg erhellen würde. Lediglich ein lauter Schrei vom Osttor durchbrach die Nacht. "ACHTUNG!" hallte es aus voller Kehle. Kurz darauf folgte ein schwerer Einschlag der das gesamte Tor erzittern ließ. "Absetzen! Falle lösen!" hallte es hinterher. Weitere Einschläge auf das Tor und die Mauern folgten die dröhnend prophezeihten, was geschehen sollte. Kaum hatte sich der letzte Gardist vom Tor zurückgezogen, brach nicht nur das Torhaus in sich zusammen sondern auch der daneben stehende Turm. Etliche Felsbrocken hagelten von dem nahen Berghang ins Tal herunter und schlugen auf dem Boden auf. Kristall splitterte, Stein barst, Metall schlug auf dem Boden auf und eine dichte Rauchwolke erhob sich über dem Osttor.

Von dem Getümmel angeheizt hatte sich auch der Pulk an Kreaturen auf dem Tempelvorplatz wieder in Rage versetzen lassen. Sie drückten gegen die Palisaden, die nur von wenigen Gardisten gehalten wurden. Riesige Skorpione begannen, die eisernen Zäune des Friedhofs zu verbiegen und als sie erkannten, dass keine Verstärkung kam, traten selbst die Kolosse auf die Abgrenzungen zu, alle bis auf einen.

Der erste Koloss hatte den Zaun gerade erreicht, als aus der Finsternis der Gassen ein anhaltendes, nicht enden wollendes Surren durch die Luft ging. Dutzende Bolzen und Pfeile sausten aus allen Richtungen auf die Kristallinen Wesen zu, zerschlugen die kleineren unter ihnen. Beine, Arme, Körperteile splitterten ab und sorgten für ein eiliges Zurückweichen der Kristallwesen. Zum ersten Mal kam Regung in den sonst so erstarrten Koloss, der all dies beobachtete. Der Kopf drehte sich, als würde er suchen. Sein augenloser Blick fand Cajetan, der als einziger sichtbar an einer Hausecke im Schein einer Laterne Position bezogen hatte.

Trotz der Angst, trotz der bohrenden Ungewissheit, trotz der Wut, die seinen Körper zittern ließ, verharrte Cajetan still an Ort und Stelle. Er starrte den Koloss an als wäre es eine Art Rache für all die Male in denen es umgekehrt war. Sein Atem ging schnell, rasend und er klammerte sich mit beiden Händen Halt suchend an seinen Waffengurt. Recht rasch hatten die kristallinen Wesen ihren Ausbruchsversuch beendet und sich wieder in den Tempel zurückgezogen. War es die Situation? Die Anspannung? Der Überfluss an Angst, Adrenalin und Bereitschaft zu kämpfen? Cajetan wusste nicht was es war, doch er begann leise zu lachen. Diesmal war es der Koloss der sich abwandte und den 'Blick' brach.

Wenig später war schneller Hufschlag auf dem Kopfsteinpflaster der Hauptstraße Rahals zu hören. Der Botenreiter hatte eine eilige Abschrift der Vorgänge in seiner Depeschentasche und trieb das Pferd so schnell es nur ging in Richtung Düstersee zur Festung der Bruderschaft. Für diese Nacht war es in Rahal wieder still geworden.

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In den frühen Morgenstunden des Tages hatten Gardisten Rahals vorläufig Position im Inneren der Stadt hinter dem Osttor bezogen. Der Angriff, der in der Nacht von den Kristallwesen auf das kleinere Tor der heiligen Stadt Rahal geführt wurde konnte zurückgeschlagen werden, doch das Torhaus war schwer in Mitleidenschaft gezogen worden und nahezu eine Ruine. Vor der Ruine außerhalb der Stadt breitete sich das rote Leuchten der Kristalle seit der Nacht immer deutlicher aus.


Zuletzt bearbeitet von Der Erzähler am 24 Okt 2020 08:51, insgesamt 2-mal bearbeitet
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