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In der Gewalt "der Roten"
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » In der Gewalt "der Roten"
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Ellen Farris





 Beitrag Verfasst am: 26 Jan 2020 07:02    Titel: In der Gewalt "der Roten"
Antworten mit Zitat

Ihr Schädel dröhnte, ein schreckliches Pochen, begleitet von einem Stechen an der rechten Schläfe. Sie fühlte den harten kalten Untergrund, doch konnte sie nichts sehen. Sie spürte das klamme Leder ihrer Hosen an ihren Schenkeln kleben, doch wusste sie nicht, was passiert war. Es dauerte eine ganze Weile, bis ihr Geist klar genug war um einen halbwegs sinnvollen Gedanken zu fassen. Sie befühlte die schmerzende Stelle an ihrem Kopf und fand dort eine kleine Platzwunde vor, das Blut bereits weitestgehend getrocknet.
"Was...ist bloß passiert...?", murmelte sie nachdenklich.
Sie spähte in die Dunkelheit und erblickte das perfekte Schwarz. Ihre Hände wanderten umher, erst über den kalten Kellerboden, bis sie schließlich die eisernen Gitter erfühlten. Es war eine Zelle. Wie kam sie bloß in eine Zelle?
Das noch immer angeschlagene Hirn der jungen Frau rotierte. Bajard, ein schwarzes Pferd... Was dann? Es durchfuhr sie wie ein Donnerschlag - Die Rote!
Sie mochte sich vielleicht Rabea nennen, doch für sie war sie immer nur "die Rote", eine schreckliche, gar dämonengleiche Person. Ellen mochte zwar eine Kriegerin sein, sie hatte schon manche Bestie besiegt, doch diese eine Bestie erfüllte sie schon beim ersten Gedanken an sie mit kalter Furcht.
Ein kalter Schauder durchfuhr sie, sie war in der Gewalt der Roten.
Erst jetzt wurde sie auf den schrecklichen süßlichen Geruch aufmerksam, der in der Luft lag. Vielleicht war es die Angst oder eben dieser Geruch, doch ihr wurde übel, ihr ganzer Magen verkrampfte. Mit schwitzigen Händen griffelte sie eine Zündholzpackung aus ihrer enganliegenden Hosentasche. Die Packung war klamm und zerdrückt, die meisten Streichhölzer darin unbrauchbar. Die ersten drei Streichhölzer zündeten nicht, erst das Vierte erhellte die Dunkelheit. Sie sah Gitter, Kellerboden und Steinwände. Dann erblickte sie im hinteren Eck einen Kadaver, der bereits ein Festmahl für die Fliegen war. Sie spürte eine eisige, kalte Klaue nach ihrer Kehle packen, es war die blanke Angst. Es war nicht der Kadaver, der die junge Kriegerin in so schreckliches Entsetzen versetzte. Kadaver hatte sie schon viele gesehen. Es war vielmehr die Gewissheit, dass die Rote tatsächlich eine mörderische Irre war - und sie nun in ihrer Gewalt. Das Streicholz erlosch.
Es war wie ein Dröhnen, erst weit entfernt, dann kam es immer mehr auf sie zu, es überrollte sie. Sie häufig sie diese Panikanfälle schon hatte, sie konnte sich darauf nie vorbereiten und sie wurden niemals zur Gewohnheit. Ein Rauschen dröhnte in ihren Ohren, Stimmen, Schreie, eine Kakofonie des Schreckens - so unwirklich wie sie schrecklich war. Ihr wurde schwindelig, um die Augen zuckten Bilder, schreckensverzerrte Lichter, die sie nicht zuordnen konnte. Sie spürte wie ihr Herz in der Brust immer wilder zu schlagen begann, bis es ihr schließlich fast die Brust zerriss. Kalter Schweiß rann ihr den Nacken herab. Sie versuchte mit ihrem Blick in der Dunkelheit etwas zu finden, etwas zu fixieren, um zu verhindern, dass die Panikattacke sie mit sich riss. Es gelang nicht, sie konnte nichts finden und bald auch keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Ihre Hände zitterten, dann schließlich der ganze Körper. Sie war der Angst völlig hilflos ausgeliefert. Es war jedes Mal ähnlich, wenn diese tief verwurzelte Angst entfesselt wurde. Sie wollte schreien, doch klebte ihr die Zunge wie ein Klumpen alten Haferschleims im Hals fest. Sie wollte fliehen, doch selbst wenn sie nicht in einer Zelle wäre, war ihr Körper starr vor Angst. In diesem Zustand war es nicht mehr nur die Angst vor der Roten, dieser Dämonin im geschlitzten Lederkleid, es war die unergründliche Angst selbst, die sich in ihrem Herzen und ihrer Seele einen Palast gebaut hatte und von dort nun ihren Körper steuerte. Ein tiefsitzendes Trauma, dass sie fest im Griff hatte.
Ihr Körper zitterte schrecklich, die Knie waren weich, die Zähne klapperten. Doch genauso schlimm wie die Angst selbst, war die Hilflosigkeit, die dieser Zustand mit sich brachte.
Die Wärme der schrecklichen Demütigung, als sie spürte, wie ihre Unterkleidung sich mit dem Inhalt ihrer Blase füllte. Sie pisste sich in die Hosen, zum zweiten Mal an einem Tag. Die Nässe durchdrang erneut das feine Leder ihrer Hosen, warm rann es ihre Beine entlang. Die junge Kriegerin saß hilflos da und benässte sich wie ein kleines verängstigtes Schulmädchen. Sie bekam es voll mit, doch konnte sie es nicht verhindern. Tränen füllten ihre Augen, sie wollte Schluchzen, wenigstens das gelang ihr noch.
Das Surren und Rauschen wurde stärker, dröhnender, es war wie ein Strudel, der sie weiter in eine noch tiefere Dunkelheit ziehen wollte. Sie beugte sich zur Seite, übergab sich und brach schließlich zusammen. Bewusslosigkeit, manchmal war sie wohl ein gnädiger Schleier, der sich über das Füchterliche zu legen vermochte.
Zurück blieb ein bedauerlicher Anblick. Der kurze blonde Haarschopf nur eine Handbreit neben dem eigenen Erbrochenen, die Haut blass wie Kreide und die ledernen Hosen durchtränkt von Urin.
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Ellen Farris





 Beitrag Verfasst am: 28 Jan 2020 10:21    Titel:
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Als sie erneut erwachte, dröhnte ihr Schädel fast noch schlimmer als beim letzten Mal. Sie schlug die Augen auf und erblickte nur Dunkelheit. Dunkelheit, die alle Konturen ihrer Umgebung schluckte. Da es kein Tageslicht gab, wusste sie nicht mehr ob sie Stunden oder Tage in der Gewalt der Roten war. Ihre Hosen waren kalt und feucht. Auch das gab wenig Aufschluss darauf, wie lange sie schon hier war.
Der Gestank von Verwesung, Erbrochenem und Urin lag in der Luft, zwei dieser Duftnoten hatte sie selbst hinterlassen.
Es dauerte einige Momente, dann erinnerte sie sich an den Kadaver, der unweit von ihr in der Zelle lag. Sie war froh, dass die Dunkelheit dieses Bild schluckte. Sie richtete sich halb auf und lehnte ihren Rücken gegen die Wand hinter sich. Vielleicht war sie wirklich nur wenige Stunden hier? Dann hätte es die Rote wohl geschafft, ohne überhaupt anwesend zu sein, sie in kürzester Zeit an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Oder hatte sie diesen vielleicht schon überschritten?
Ihr Körper und ihr Geist fanden keine Ruhe. Ihre Gedanken zogen wirre Kreise und es gelang ihr nicht auch nur einen davon zuende zu denken. Ihr war schlecht, der Gestank war sicherlich daran nicht unbeteiligt. Ihr Blick wanderte unentwegt durch die Dunkelheit, doch konnte sie keinen fixen Punkt erfassen.
Sich zu erheben traute sie sich nicht, ihre Beine waren noch immer weich und irgendwo in der Dunkelheit lauerte schließlich der faulende Kadaver. Sie tastete die Wände um sich herum ab, die Gitter und eine Lache halb angetrocknetes Erbrochenes. Das Erbrochene, fast hätte sie es vergessen.
Seit die Rote sie in ihre Gewalt gebracht hatte, hatte sie sich übergeben, sich zweimal in die Hosen gepinkelt und war mehrfach in Ohnmacht gefallen, eine ziemlich erbärmliche Bilanz.
Die wilde Panik war einer umfassenden Verzweiflung gewichen, die mehr und mehr den Bezug zur Außenwelt weichen ließ. Und irgendwo in den Tiefen ihres Unterbewusstseins keimte eine Erinnerung. Die Dunkelheit, der Gestank, der verwesende Kadaver in ihrer Nähe - sie kannte diese Situation. Es war ein sonderbares Gefühl, als würde sie etwas bereits erlebtes ein weiteres Mal erleben. Es war ein Déjà-vu, auch wenn sie nicht wusste, wann oder wo diese Erinnerung herkam. Sie schloß die Augen, das Pochen in ihrem Kopf war nunmehr fast ein Hämmern. Sie hatte den Drang sich erneut zu übergeben, doch hielt sie diesmal an sich. Sie öffnete ihre Augen erneut. War es noch die Realität? Denn durch die Dunkelheit brach nun ein Lichtkegel hindurch. Der Lichtkegel fiel direkt auf die Stelle, wo sie zuvor den Kadaver ausmachen konnte. Ihr Blick folgte dem Lichtschein, er fiel direkt auf eine leblos wirkende Person. Doch war es nicht der von Fliegen bewohnte verfaulende Kadaver, sondern der schmerzverkrümmte Körper eines jungen Mannes. Der Mann war groß, wohl Mitte zwanzig und hatte einen kahlgeschorenen Schädel. Über dem von Schmerz verzerrten Mund schimmerte ein rotblonder dichter Schnauzbart. Der Schrecken und der Schmerz waren dem Gesicht noch anzusehen und entstellten es zu einer Fratze.
Sie spürte, wie ihr Herz wieder wilder zu schlagen began. Dieser Mann dort, er war ihr bekannt. Irgendetwas hatte er mit ihrer Vergangenheit zu tun. Irgendetwas, das so schrecklich war, dass ihr Hirn es gänzlich verbannt hatte. War der Tote etwa der Schlüssel zu dem, was sie über Jahre hinweg vergessen hatte?
Sie streckte ihre Hand nach dem Toten aus, doch als sie diese Hand im Schein des Lichtkegels erblickte, war es die eines Kindes. Erschrocken zog sie die Hand zurück.
"Was..ist ..bloß los?", ihr Mund war trocken, doch klang auch ihre Stimme nicht wie ihre eigene. Sie war kindlich, fiepsig und angsterfüllt.
Sie blickte wieder zu der Leiche hinüber. War es eine gute Idee in die Tiefe ihrer Erinnerungen einzudringen und die Antwort auf all das zu suchen? Der Mann mit dem roten Schnautzbart war der erste Schritt dorthin. Der Schrecken überkam sie wie ein dunkler Schatten, der sich von hinten über sie legte. Sie hatte als Kind diesen Mann sterben sehen. Einen Mann, der irgendwie wichtig für sie war. Sie erkannte die schwarzen Punkte auf seiner Haut, den weißen Schaum im Mundwinkel, zwei Bissspuren an der Schulter. Der Mann war qualvoll gestorben. Der Mann hatte einen Namen.. Johann. Es war, als hätte sie eine Türe aufgestoßen, die sie nun nicht mehr schließen konnte. Johann. Johann... Onkel Johann. Der tote Mann war ihr Onkel!
Plötzlich stießen zwei lange schwarze speerartige Stangen herrab. Es sah aus, als wären diese schwarzen Speere von Borsten überwuchert. Diese schrecklichen Speere durchbohrten die Leiche Johanns und sie konnte das Knacken der Knochen hören. Ihr Herz schlug ihr wieder bis zum Hals, das Hämmern wurde immer stärker, es fühlte sich an, als würde ihr Kopf gleich platzen. Die Leiche wurde empor gezogen, dorthin woher der Lichtkegel kam, als die Leiche verschwand, verschwand auch das Licht.
Ihre Gedanken drehten sich im Strudel, ihr Körper zitterte und bebte. Sie schloß die Augen und wollte schreien, doch konnte sie keinen Ton herausbringen. Ihr Magen rebellierte, sie drehte sich zur Seite und musste sich ein weiteres Mal übergeben.
Schließlich sank sie an der Mauer zusammen und verlor erneut das Bewusstsein.
Vermutlich war der Roten gar nicht klar, welche schreckliche Art der Folter sie ihrem Opfer antat.
Die Tür zum Verdrängten war aufgestoßen, was dahinter lag noch ungewiss.
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Nemia Werheim





 Beitrag Verfasst am: 28 Jan 2020 16:25    Titel:
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In einer fließenden Bewegung glitten die feinen Borsten über das bespannte, große Pergament. Absetzen, Pinsel wechseln, antrocknen lassen und überlegen wie es weiter geht. Die Farbpalette wird immer wieder in Augenschein genommen. Blau, aber nicht so kräftig, ein klein wenig Grün und solange Weiß dazu, sodass es hell genug ist, ja das sollte passen. So ungefähr war es in ihrer Erinnerung, es sollte wohl richtig sein. Die frischen Borsten werden sanft hinein getunkt, gerade nur soviel das die Farbe an den Spitzen haften bleibt. Ansetzen, die Fingerspitzen möglichst ruhig halten, beinah wie das halten des Nocken beim Spannen in der Bogensehne, weniger Kraft, dafür mehr Feingefühl.
Herrlich diese Ruhe, nur ab und an ein leises Zischen, wenn die Flamme der Kerze nach neuen Wachs giert. Nach der permanenten Lautstärke in der Burg und den schweißtreibenden Vorbereitungen, ist dies eine Wohltat. Nun noch die letzte Wölbung, danach wieder das Antrocknen und in der Zeit ein Schluck vom Rotwein. Die Zungenspitze drückt sich langsam zwischen den Lippen hindurch, fast geschafft. Ein dumpfes, aber plötzliches Geräusch lässt sie hochschrecken. Durch das Gemäuer direkt vor ihr drang dieses Würg und Brechgeräusch, wieder einmal. Der Pinsel reißt sich ein gutes Stück über das 'Gemälde', wieder ein Fehlschlag.

Leises Seufzen und schon landet das Pergament auf einem kleinen Stapel, auf welchem wohl schon weitere Misserfolge liegen.
Erst mal einen Schluck zu sich nehmen, heute Nacht wird nichts mehr passieren, da wird dies erlaubt sein. Die Augen beginnen zwischen dem filigranen Glas und dem Mauerwerk hin und her zu pendeln, es war bereits der zweite Tag, an dem ihr 'Gästezimmer' besetzt wurde, bislang hat sie sich nicht gezeigt. Aber langsam sollte das Geschöpf dort drin gefüttert werden, sie kann sich vorstellen, wie es dort drin riechen muss. Schnell ein weiterer Schluck.

Schlicht bekleidet, bettfertig, in ihrem langen Nachthemd wird der Vorhang angepeilt, hinter dem die verborgene Tür liegt, eigentlich eher eine Metallschiene, auf dem Ziegel angebracht wurden, ein versteckter Griff, alles sehr unauffällig, es sollte nichts auf diesen Raum hindeuten. Für Nichtwissende wohl ein normales Stück im Mauerwerk. Der Absatz am Teppich verschließt zum Glück den Spalt, so dringt nichts hinaus. Sie steuert darauf zu, der Mechanismus klackt auf, sehr schwer nur wird die 'Tür' aufgeschoben, mit der anderen Hand greift sie nach der Kerze, sie ist schon sehr weit herunter gebrannt, doch spendet noch ein wenig Licht.


So tritt sie langsam ein, der Geruch beißt unangenehm in der Nase, doch wird dem Standgehalten. Lediglich das Weinglässchen und die Kerze sind ihre Begleiter in dieser beengenden Atmosphäre. Der schwache Schein offenbart für Ellen auch das Gerippe, welches an Ketten gefesselt neben ihr am Mauerwerk hängt. Vereinzelt hängen noch modrige Fleischlappen an diesem entlang, sonst aber stechen schon überall die Knochen hervor. Es scheint ein Mann gewesen zu sein, er wird dort wohl schon einige Zeit hängen. Selbst die aufgehängten Zwiebeln und Knoblauchknollen vermögen den schrecklichen, beißenden Gestank nicht mehr zu überdecken, sie hält es aus ohne eine Miene zu verziehen. Zwischen dem Grün hängt etwas langes, dünnes, pechschwarzes aus Leder. Es zeichnet sich deutlich an der Wand ab, an der es herunter hängt. Doch beginnt es seit dem Kerzenschein auf zu funkeln. An seinem Ende, dem Kopfstück ist ein etwas eingelassen, etwas dass das spärliche Licht immer mal wieder bricht. Das Handstück wird von vier eingepuntzen, blutroten Krallen umfasst, nach einigen Momenten müsste klar sein, das dies ein Foltergerät ist. Doch baumelt es friedlich an der Wand, die 'Rote' macht keine Anzeichen etwas damit vorzuhaben.


Mit dem Rücken gleitet sie an der Wand herunter, die Wölbungen und hervorstehenden Mauerstücke streifen über den Rücken, bis sie am Boden angekommen ist. Der Blick ist auf die Gitter gerichtet und die Person die dort so kümmerlich kauert. Die Kerze wird dicht an der Wand abgestellt, die Handflächen legen sich an die angewinkelten Schienbeine, so wird man wohl nur ganz leicht ihre Gesichtszüge ausmachen können, wohl wird die Gesichtspartie eher ein Schatten im schwachen Leuchten der Kerze sein.


Sie schweigt und beobachtet, egal was ihr Opfer von sich gibt, sie schweigt und behält die Ruhe.


Das Weinglässchen wird immer mal wieder an die Lippen geführt, eher ein Nippen, als ein Trinken, vielleicht auch um den Geruch aus der Nase zu kriegen. So verbringen sie einige Zeit zusammen, bei dämmerlichen Lichtschein, ohne ein Wort aus dem Mund der 'Roten'.

Nach einer gefühlten Unendlichkeit drückt sie sich wieder hinauf, die Kerze verbleibt auf dem Boden, ausser Reichweite von ihrem Opfer. Nur das Weinglas wird mitgenommen, sie steuert den Durchgang an und verschwindet für einen Moment.
Als sie zurück kehrt, hat sie einen kleinen Eimer mit frischen Wasser dabei, es liegt eine Bürste dort drin, leise ächzt der Henkel bei der Bewegung auf. Er wird direkt vor die Zelle gestellt, man könnte diese Bürste wohl hindurch kriegen, aber nicht den Eimer. Daneben ein kleines Brettchen mit einem ganzen Laib Brot, frisch wirkendem Aufschnitt und gar etwas Butter, alles nur auf diesem Brettchen, ohne andere Behältnisse.
Sie wird noch einen kurzen Moment in dem Raum bleiben, als letztes wird auf das Brettchen eine Rosenblüte gelegt, sie scheint frisch und könnte eine Wohltat gegen diesen Gestank sein.
Der Rücken wird ihr danach zugekehrt, das Ächzen des Durchgangs durchdringt den trostlosen Raum.




Die Kerze scheint noch eine Zeit lang schwach, doch wird diese bald erloschen sein und dann
kehrt die Dunkelheit wieder zurück.


Zuletzt bearbeitet von Nemia Werheim am 28 Jan 2020 16:25, insgesamt einmal bearbeitet
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Ellen Farris





 Beitrag Verfasst am: 01 Feb 2020 07:29    Titel:
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Das Licht der Kerze flackerte bereits, als sie schließlich erwachte. Durch das fahle licht im Raum wirkte alles noch trostloser. Ihr Blick wanderte träge umher, sie war so schwach, dass sie den Kopf kaum heben konnte. Sie hatte kaum geschlafen, immer wieder Albträume, immer wieder die selben Bilder.
Als sie den Eimer erblickte drückte sie sich auf alle Viere hoch und kroch mühsam an die Gitter. Der Durst war unerträglich. Seit sie gefangen war, hatte sie nichts getrunken. Da der Eimer nicht durch die Gitter passte, schöpfte sie das Putzwasser mit der hohlen Hand. Ihr war egal, ob es frisch oder abgestanden war, doch es schmeckte köstlich. Vermutlich hätte sogar abgestandenes Tümpelwasser gut geschmeckt. Mit der hohlen Hand konnte sie sie nur kleine Schlücke schöpfen, das meiste Wasser tröpfelte ihr durch die Finger. Sie schöpfte so lange, bis ihr der Arm müde wurde. Sie sank an den Gittern zu Boden, es war schön, den Durst endlich gestillt zu haben. Sie griff eines der Brote, das beim Wasserschöpfen einiges an Wasser abbekommen hatte. Sie legte doppelten Belag auf das Brötchen und schlang es runter.
So gierig fraß sie, dass es ihr fast wieder hoch kam.
Ein kurzer Moment des Verschnaufens. Dann zog sie die Bürste aus dem Putzwassereimer. Es war klar, was die Rote ihr damit sagen wollte. Sie sollte die Zelle putzen. Sie nahm die Bürste und schrubbte mit müden Armen über den Boden. Sie schrubbte das Erbrochene und die Urinränder vom Boden, so gut es ihr in diesem Zustand gelang. Es war die Angst vor dem, was sich die Rote ausdenken würde, wenn sie diesen Wink ignorieren würde. Die Rote war schrecklich verrückt, sie würde ihr das Fell über die Ohren ziehen.
Schließlich sank sie kraftlos an der Wand entlang zu Boden, verkroch sich in ein Eck und blickte umher, das Licht wurde immer schwächer, bis es schließlich erlosch. Wieder war sie mit ihren Gedanken allein in der Dunkelheit.
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Nemia Werheim





 Beitrag Verfasst am: 09 Feb 2020 16:12    Titel:
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Vor einigen Tagen...


Es war die vierte Nacht. Bisher hat der Rotschopf ihren Gast nur schweigsam besucht. Sie beobachtete die Veränderung in dem Verhalten, gab nur das nötigste zum Überleben und hinterließ die gebrochene Gestalt immer wieder der beengenden Dunkelheit.
Am fünften Tag wurde die Vorgehensweise dann Schritt für Schritt geändert. Sie erschien schon in den frühen Stunden. In dem einsamen Gewölbe stand die Luft, doch hat sich der Gast wirklich bemüht die Quellen manches Gestanks zu beseitigen, einzig und alleine der ewige Gast moderte noch vor sich her und verbreitet den Leichenduft.



Die Wand drückt sich auf – Frühstück, reichlich und gehaltvoll, genug um den ganzen Tag versorgt zu sein. Dazu eine dicke Kerze, diese wird eine ganze Weile brennen. Einen kurzen Moment bleibt sie und blickt auf ihren Gast herab, sie verbleibt erst schweigsam, doch dann kommen ein paar weniger Worte über die Lippen.
„Stärke dich.“ Ein Hauchen, dann verschwand sie, tröstend blieb das Licht der Kerze zurück.

Der nächste Tag...

Die Wand drückt sich auf – Frühstück – Kerze - ein wohlriechender Kräutertee und ein kleines Stück Seife mit Pfirsichgeruch zum Wassereimer, der ohnehin immer täglich gewechselt wurde. Sie bleibt ein wenig länger und leistet ihr Gesellschaft.

„Es ist nicht aussichtslos.“ Die Worte sind leise, die Stimmlage dennoch fest, dann verschwindet sie, das tröstende Licht der Kerze und der wohltuende Geruch der Pfirsichseife bleiben zurück.

Der nächste Tag...

Die Wand drückt sich auf – Frühstück – Kerze – Tee – Seife – Wasser … einen weiteren Eimer, gefüllt mit kleinen schwarzen Steinen, welche im Kamin erhitzt wurden. Außer Reichweite, sollten sie dennoch genug Wärme spenden.

„Ich habe dir immer gesagt, ich will dir nur helfen.“ Das Flüstern dringt zwischen den Gitterstäben hindurch, die Handfläche streicht einmal über das blonde Haar, dann verschwindet sie, das tröstende Licht der Kerze, der wohltuende Geruch und die Wärme, welche vielleicht Geborgenheit spenden könnte bleiben zurück.

Der nächste Tag...

Die Wand drückt sich auf – Frühstück – Kerze – Tee - Seife – Wasser – Wärmequelle … ein ganzes Bündel an schönen Kleidungsstücken, sehr kuschelig und weich......


Jeder Tag wurde etwas neues mitgebracht, mittlerweile war das Gästezimmer ein wenig eingerichtet und das kümmerliche Geschöpf der ersten Nächte wurde immer weiter aufgebaut und beeinflusst. Sie sprachen miteinander, der Rotschopf kämmte ihr die Haare, selbst einige zärtliche Berührungen an der Schulter wurden ihrem Gast zuteil.


Sie verbrachte über 10 Tage in der Zelle, mittlerweile gut umsorgt. Am letzten Tag war die Gemütsverfassung des Rotschopf sichtlich besorgt, sie war verändert, irgendetwas wird passiert sein. Sie reichte ihrem Gast eine Augenbinde, wartete solange bis diese sie umgelegt hab. Dann ein Quietschen, die Zellentür öffnete sich. Die besorgte, Nachdenkliche führte sie hinaus, am Fenster wurde hinaus gespäht und solange gewartet bis niemand mehr zu sehen war.

Sie durchschritten die Wälder, der Rotschopf führte sie, irgendwie war sie verändert, sie wirkte selber unsicher. Irgendwann blieben sie stehen, die Augenbinde wurde gelöst.
„Niemand wollte dich retten, bedenke wie ich dich behandelt habe.“ Der Gast war frei.


Der Rotschopf entschwand, war fort. Ein Tag später war ihr Haus leer und sie nicht mehr auffindbar. Wohl wird der Gast nicht begreifen, bis auf die unterschwellig Beeinflussung, was all dies sollte, doch hat es einen Zweck erfüllt.
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Ellen Farris





 Beitrag Verfasst am: 21 Feb 2020 12:22    Titel:
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Ihre Gefangenschaft war doch zu einem sehr unerwarteten Ende gekommen. Selbst Tage später wusste sie kaum, was sie von diesem Verlauf halten sollte. Nachdem die Rote sie über Tage in dunkelster Gefangenschaft gehalten hatte, ihren Geist mit Furcht und Trauma gefoltert hatte und sie wie eine Made im Dreck hatte kriechen müssen, war dieser Verhaltenswechsel sehr sonderbar. Plötzlich aus dem Kerker entlassen, war "die Rote" sehr fürsorglich gewesen. Es war fast zärtlich gewesen, doch entspannen konnte sie nie. Selbst jetzt nicht, Tage nach der Freilassung. Es kam ihr vor, als wäre sie eine Puppe gewesen. Bei aller Nähe und Wärme, die ihr "die Rote" zukommen ließ, war da immernoch ein bedrohliches Gefühl, welches sie einfach nicht loslies.
Aber in einer Sache hatte sie wohl Recht, was ihr wirklich schwer zu schaffen machte. Niemand kam zu ihrer Rettung. In der Dunkelheit der Gefangenschaft war sie schrecklichen Erinnerungen ausgesetzt und es kam kein Licht, kein freundliches Gesicht eines alten Bekannten, sie war vergessen worden. Nachdem sie nun aber völlig unerwartet ihre Freiheit wiedererlangt hatte, zog es sie nach Hause. Doch in ihrer alten Hütte angekommen, da fühlte es sich immernoch unbehaglich an. Nicht nur, weil Hannes die Hütte in ein Schlachtfeld verwandelt hatte. Dem Köter konnte man keinen Vorwurf machen, auf der Suche nach Fressbarem un Nahrung, hatte er Schränke umgeworfen und die Möbel zerkratzt. Erstaunlicherweise sah der Köter nach den Tagen ohne seine Besitzerin kaum ungepflegter aus wie sonst.
Sie zog sich die ersten Tage in Freiheit gänzlich in ihre Hütte zurück. Verließ sie so gut wie gar nicht. Räumte auf und schlief viel. Sie versuchte es zu verdrängen, die Gefangenschaft und all die schrecklichen Erinnerungen, die sich aus der Verbannung befreit hatten. Es gelang ihr nur mäßig. Häufig wachte sie mitten in der Nacht auf, schweißgebadet, mit rasendem Herzen. Das Gefühl der Hilflosigkeit ließ sie nicht mehr los, ständig fürchtete sie, dass noch mehr Erinnerungen über sie hineinbrechen könnten. Wer würde ihr helfen? Niemand. Vielleicht war es besser, dass sie alles nun verdrängte. Die Türe wieder zudrückte und den Schlüssel weg warf. Das Rätsel um Onkel Johann zu lösen erschien ihr zu gefährlich. Was wenn dahinter noch schrecklichere Erinnerungen lagen?
Erst nach über einer Woche traute sie sich das Hafenviertel zu verlassen, wenngleich sie immernoch ein unangenehmes Gefühl mit sich herumschleppte und ihre Abneigung gegen Riesenspinnen, die sie fast besiegt hatte, unerklärlicherweise wieder auflebte...
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Maria Wildschuetz





 Beitrag Verfasst am: 25 Feb 2020 15:00    Titel:
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Also sie so in der Werkstatt saß und sich einige Schäfte herstellte, kam ihr plötzlich der Gedanke das die Nervensäge und Pullertrine Helena schon lange nicht mehr da war. Auch wenn sie ihre ständigen Sticheleien, die Verniedlichung ihres Namens nicht mehr hören konnte, so fiel es doch auf, das die Pullertrine lange nicht da war. Hoffentlich ist ihr nichts passiert.

Sie saß stumm da und grübelte darüber nach, was Helena wohl alles passiert sein könnte. Vermutlich saß sie in ihrem Haus und traute sich nicht vor die Tür bei diesem Wetter, vermutlich plagte sie die Angst vor der Dunkelheit und vor dem unbeständigen und biestigem Wetter.

Sie nahm sich vor, demnächst einmal nach Adoran zu reisen und dort nach Helena zu schauen.
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Ellen Farris





 Beitrag Verfasst am: 13 Feb 2022 10:04    Titel: Jahre später...
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Fast zwei Jahre nach den Ereignissen....



An einer Hütte im Hafenviertel von Adoran haben ein paar Anwohner Bretter vor den Türeingang geschlagen, windschief und behelfsmäßig. Die Türe scheint zuvor aufgebrochen worden zu sein, Reste finden sich im Umfeld des Eingangs. Das Dach der Hütte scheint windschief, was jedoch kaum auffällt, da die meisten Hütten des Viertels heruntergekommen und derzeit verlassen sind. Nur wer die Hütte früher kannte, der dürfte merken, dass das Dach eingesunken ist.
An dem Türrahmen, neben dem das halb abgefallene Schild "H.Fariso" hängt, hat ein mitfühlender Mensch wohl eine Blume angebracht, die jedoch schnell verwelkt und von anfang an eher traurig und verloren wirkte.

So man die Hafenbewohner fragt, wird vielleicht einer wissen, dass es gestern Nach einen ordentlichen Lärm gab, erst ein Krachen, dann hat ein verdammter Köter gebellt, die ganze Zeit.
Schließlich kamen Leute und hätten das rothaarige Mädchen aus der Hütte geschafft, mit blauen Lippen und rotem Striemen um den Hals.

Für den Hergang der Ereignisse gibt es zwei Erklärungen, die man sicherlich irgendwo aufschnappen kann. Vielleicht erzählt eine warmherzigere Waschfrau, dass ihr das Mädchen schon immer leid getan hat. Wollte eine große Abenteurerin werden, war aber stets weit davon entfernt. Verschmäht und so oft gescheitert, musste das ja irgendwann passieren. Selbst wenn sie nicht schlau war, irgendwann fällt doch jedem auf, dass er eine Witzfigur geworden ist. Einfach ein armes Ding..

Die andere Erklärung: Vielleicht mag ein angeduselter Hafenarbeiter Stein und Bein schwören, dass er Leute von einer Verschwörung hat reden hören. Von Rahallern, der Schmiedin Leetha und einem Mordkomplott. Wenn es nicht eine rahaller Attentäterin persönlich war, dann hat sie das Mädchen sicher dazu getrieben.

Auch über den Zustand des Mädchens ist man sich unklar. Während einer vielleicht behaupten mag, er habe gesehn, dass sie noch geatmet hat -was bei der Tages- bzw. Nachtzeit eher unwahrscheinlich ist, wird ein anderer sicherlich erklären, dass sie ganz sicher absolut tot sei, da immerhin ein Wachmann ihren verdammten Hund geholt hat.


Was wohl nur die Heiler wissen: Ihr Zustand ist zwar stabil, doch ist sie auch am Tag danach noch nicht bei Bewusstsein. Ob Langzeitschäden entstanden sind oder sie bald aufwacht ist genausowenig klar, wie die beißende Frage, ob sie nicht im schlimmsten Fall als bewusstseinsloses Gemüse vor sich hinvegetieren wird.


Zuletzt bearbeitet von Ellen Farris am 13 Feb 2022 10:06, insgesamt einmal bearbeitet
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Esther Sternlied





 Beitrag Verfasst am: 13 Feb 2022 20:07    Titel:
Antworten mit Zitat

Der Tag hatte so schön begonnen... so ruhig... einmal ohne so viel zu tun zu haben!

Ab dem späten Nachmittag hatte es dann aber ordentlich zu tun gegeben. Kunden, Patienten, wieder Kunden... Aufklärungsgespräche auf einer niederschwelligen Ebene, dass es auch wirklich der einfachste Geist verstehen können musste. Und wenn sie für etwas bekannt war, dann auch dafür, dass sie nicht unbedingt ein Blatt vor den Mund nahm und die Sache auf den Punkt brachte; na gut, zumindest da, wo sie sich sicher war. Doch das Glück war ihr hold an diesem Abend, pünktlich zum achten Stundenschlag hatte der letzte Patient das Hospital verlassen und endlich, endlich hatte sie auch zu den Bauarbeiten aufbrechen können, um eine helfende Hand anzubieten. Es hatte seine Zeit gedauert, aber dann hatte die Heilersdame endlich ein Fleckchen gefunden, an dem sie sich nützlich machen konnte. Fürs nächste Mal wusste sie aber, sie würde sich andere Sachen anziehen. Es würde wohl eine Hose sein müssen... eine Hose! Bewahre man sie vor dem Zorn ihres Vaters, wenn er sie in einer Hose sehen würde. Als dann die Angriffe des Feindes losgingen hatte die Angst sie jedenfalls in ihre Mangel genommen und sie konnte sich am Ende gar nicht mehr erinnern, wie sie in dieses verfluchte Dickicht gekommen war, sie wusste nur, dass sie dort plötzlich hockte und vor Angst und Kälte bibberte. Irgendwann, als es schon länger ruhig war, kroch sie aus ihrem Versteck heraus und suchte die anderen, die aber nicht mehr da waren, wo sie vorher waren. Waren sie etwa alle gefangengenommen worden? Aber nein! Einige waren bereits aufgebrochen, einige im Kloster und der verletzte und durchlöcherte Ritter irgendwo unterwegs. Es hatte immerhin nicht lange gedauert und schon tauchte er wieder auf. Ach je, der sah gar nicht gut aus.

Ach, hätte sie besser nicht den Morgen gelobt, wie schön ruhig er doch angefangen hatte...

Kaum waren sie fast vor den Toren Adorans angekommen, wurden sie von einer Meute Wesen angegriffen, Wesen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, die ihr aber ganz schön auf den Leib rückten! Und der Ritter stürzte sich auch noch für Mia und sie ins Gefecht, nur um am Ende vor Erschöpfung vom Pferd zu fallen. Am Ende hatten sie aber das Hospital noch erreicht und tief saß nach der Behandlung die Erschöpfung von allen. Adelena schlief fast im Stehen ein, Mia auch und die junge Heilersdame genauso... ach, welch wundervolle Ruhe endlich eingekehrt war! Blutbefleckt, schweißgetränkt vor Konzentration wollte sie sich gerade entkleiden, frohlockte sie schon ob der kommenden Umarmung des Schlafes.... das Haarband berührte schon ihre Fingerspitzen... nur das schläfrige Atmen Mias war noch zu vernehmen... und dann ein Läuten. Nein, nicht nur eines, sondern ein heftiges, langanhaltendes Läuten und Rufen an den Türen des Hospitals. Die gute Adelena war immerhin schneller da, noch bevor Esther selbst nach unten gekommen war, tief steckte schon die Erschöpfung in den Knochen und ihr Geist war bereits in Gedanken auf dem Weg in den Schlaf, dass die Worte erst gar nicht zu ihr durchdringen wollten.

Doch dann schaltete etwas um im Geist der Heilerin und sie stürmte der Fremden gemeinsam mit Adelena her, hinein ins Hafenviertel, wo sie... Helena liegend am Boden fand. Helena! Was war passiert? Warum sollte sie das tun? Verwirrung war da, das Bild vom Mittag passte gar nicht mehr zu dem, was sie vor sich fand. Berenguers Worte, dass er Temora dankte, dass sie gekommen war, verstärkten die Verwirrung gar noch. Immerhin dankten die meisten Temora, wenn sie nicht kam oder ausnahmsweise auch die Zähne zusammenhalten konnte. Das Übliche, das sie gelernt hatte, wurde getan. Atmung, Herzschlag, Augen. Sie wusste, wenn die Augen reagierten oder sich bewegten, bestand noch große Hoffnung... und das taten sie! Selbst das klerikale Wirken Berenguers hatte sie am Ende nicht mehr aus der Ruhe bringen können. Das Riechsalz, das sie immer bei sich trug, half wenigstens gemeinsam mit dem kalten Wasser, um eine Reaktion zu provozieren.

Der Abend wurde lang und länger, nachdem man sie ins Hospital verbrachte. Und mit dem Voranschreiten der Zeit wurde es auch voller. Ashtar kam dazu, Leetha... und wer noch? Ach, alles war am Ende im Nebel und das einzige, was klar war, war Helena und ihre Aufgabe, sie irgendwie gemeinsam mit dem anderen Heiler auf einen stabilen Pfad zu bringen. Es passte aber alles nicht. Helena war voller Tatendrang am Mittag, hatte Pläne, war gar bereit, das besonders teure und schwer zu beschaffende Zeug zu kaufen für ihre Pläne und vor allem vertrug sie keinen Rum. Und so, wie sie gerochen hatte, hätte sie nie und nimmer irgendwo hochklettern können! Sie hatte Helena schon einmal unter den Tisch getrunken, sie wusste ganz genau, wo Helenas Grenzen waren und wie sie sie auch das nächste Mal hätte wieder besiegen können.

Eine Zeichnung eines Mädchens und einer Spinne, irgendwelche Buchstaben, die andere sicher besser lesen konnten als sie... konnte Helena überhaupt schreiben? Sie hatte sie das nie gefragt... ein salziges Taschentuch, das noch klamm war und seltsame Flecken. Ihr Bauch sagte ihr, dass irgendwas zum Himmel stank, aber sie konnte es einfach nicht fassen wie ein Stück nasser Seife. Helena war manchmal etwas schwer von Begriff, aber sie selber war das ja auch allzu oft... aber dumm war Helena sicher auch nicht. Was war nur geschehen? Am Ende hätte die Sorge sie nicht schlafen lassen, die Erschöpfung war es, die ihren Tribut am Ende forderte und sie mit ihrer verdreckten Kleidung hat ins Bett fallen lassen, wo sie fast schon schlief, bevor das Kopfkissen überhaupt berührt wurde...
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Leetha





 Beitrag Verfasst am: 13 Feb 2022 23:35    Titel:
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Leetha konnte es noch immer nicht fassen. Ellen ... soll versucht haben sich zu erhängen? Das konnte sie nicht so recht glauben, schon gar nicht nach den Vorfällen der letzten Tage. Wie gut, dass an diesem Abend Dunyar Ashtar bei ihr im 'Amboss' war, als sie von der Klosterwache und Novizin Adelena Bergon ins Hospital gerufen wurde. So konnte sie sicher sein, dass Ellen in guten Händen war.

Leetha erzählte der Klosterwache alles was sie wusste, dass eine gewisse Rabea Ellen, die sich jetzt Helena nennt, einst verschleppte und in einem Keller grausam folterte ... dass eben diese Rabea nun versuchte Ellen und Leetha gegeneinander aufzuhetzen. Sie zeigte ihr den Drohbrief, den angeblich Ellen geschrieben haben soll, und das Rabea Ellen einredete, Leetha würde überall nur schlecht über Ellen reden. Ja sie versuchte gar Ellen dazu anzustiften Leetha umzubringen.

Leetha war überzeugt davon, dass Rabea dies Ellen angetan hat, sie entweder in den Selbstmord trieb oder es wie Selbstmord aussehen zulassen.

Nachdem Leetha des Hospitals von Esther Sternlied verwiesen wurde, wegen einer in Leethas Augen berechtigten Kritik, schlich sich Leetha am nächsten Abend ins Hospital um nach Ellen zu sehen und um ihr einen großen Kessel Hühnerbrühe zu bringen, den sie an ihr Bett stellte. Eine Weile stand sie neben Ellens Bett und betrachtete sie mit großer Sorge. Dann schlich sie sich wieder hinaus.
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Ellen Farris





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2022 07:30    Titel: Im Kopf.
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Als sich die Schlinge um ihren Hals festzog, begann die Welt um sie herum zu verschwimmen. Die Farben, Umrissse und Dinge wichen langsam einer immer dunkler werdenden, alles umgreifenden schwarzen Leere. Schließlich umgab sie nichts als Dunkelheit. Sie fühlte, wie sie auf die Oberfläche eines dunklen Sees herabsank und auf ihr trieb.
Das Brechen des Balkens, das Hundegebell, das Bersten der Türe und das Treiben der Retter nahm sie nur als vage Erschütterung des dunklen Spiegels der Wasseroberfläche war.
Sie, oder besser ihr Bewusstsein, trieb auf der Oberfläche des Wassers, reglos und nur leicht von den Wellen der Außenwelt berührt. Doch wie ein Würfel Zucker in einem Wasserglas sog sich ihr Bewusstsein mit dem dunklen Wasser des Vergessens auf und löste sich seinerseits darin auf. Stück für Stück, Körnchen für Körnchen. Immer tiefer versank ihr Bewusstsein im kalten Wasser des dunklen Sees. Sie spürte die aufziehende Kälte in ihrer nunmehr körperlosen Existenz.
Es war nicht so, dass sie dagegen hätte Ankämpfen können oder es wissentlich akzeptieren, es gab keine Emotionen mehr oder Gedankenregungen, nur das Verschwinden im See des Vergessens.
Doch dann... durchbrach ein fernes Licht die Dunkelheit des endlosen Raumes und fiel auf sie herab. Eine ebenso körperlose Wärme der Lichtbringerin durchflutete sie, oder was noch von ihr übrig war. Das Licht vertrieb die Kälte und die Dunkelheit, aus der Ferne vernahm sie ein leises, Gebetsmühlenartiges Gemurmel einer Männerstimme, das die Wasseroberfläche mehr erschütterte, als all der Lärm zuvor. Die kleinen Wellen wurden stärker und stärker, bis die Oberfläche des Sees zerbrach und sie in die Tiefe stürzte. Schwarz wurde zu Grau, erst hell, dann dunkel, dann wieder hell, schließlich durchfiel sie alle Schattierungen des Graus. Der Sturz in die Welt des Grau schien endlos. Stunden vielleicht Tage vergingen und kein Boden schien in Sicht.


Derweil im Hospiz: Noch immer ist die junge Frau nicht bei Bewusstsein. Sie ist noch stabil, macht aber keine Anstalten aufzuwachen. Atmung und Herzschlag sind vorhanden - ohne Aussetzer.
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Ellen Farris





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2022 11:07    Titel:
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Der Aufprall kam unvermittelt und wuchtig. Als sie auf den feuchtkalten Steinboden krachte, hätte es eigentlich weh tun müssen, mehr noch, sie hätte wie eine überreife Tomate zerplatzen und sterben müssen. Doch als sie sich umblickte, sah sie einen dunklen grauen Gang, der entfernt an einen Grufttunnel erinnerte. Der Gang war schmal und nur etwa vier Schritt weit erleuchtet, dahinter verlor er sich in Dunkelheit. Sie blickte nach oben, um zu erkennen woher das blauweiße Licht kam. Ein kleiner Stern schwebte über ihr, fast wie eine winzige Fee, kreiste er um sie herum.
Sie erhob sich, ihr Körper schmerzte nicht, kein Knochen war gebrochen, nichtmal ein blauer Fleck.
Nach einigen Momenten, in denen sie sich sammeln musste, tappste sie die ersten Schritte den Gang hinunter. Der Stern folgte ihr in gleichem Tempo, sodass immer etwa vier Schritt des Weges erleuchtet waren. Der Gang blieb gleichbleibend schmal, die Wämde waren aus feuchten kalten Stein, an welchem immer wieder ähnliche Moosmuster auftauchten.
Sie beschleunigte ihren Schritt und schritt weiter voran, der Stern blieb bei ihr.
Sie konnte nicht sagen, ob die Moose nur ähnlich oder gar identisch aussahen, genausowenig, wie lange sie schon gelaufen war. Der Tunnel war gerade, nicht gewunden, weswegen sie sich sicher war, nicht im Kreis zu laufen.
Aus der Dunkelheit vor und hinter ihr, starrte sie nur schweigsame Leere an. Sie hatte ein unbegründetes Gefühl weiter laufen zu müssen, wie ein unsichtbares Ziehen, das wie Schnüre an ihr zog und sie weitertrieb.
War sie Minuten unterwegs? Stunden? Noch länger? Nichts gab ihr Auskunft darüber.
Schließlich wurde der Durchgang etwas breiter, erst kaum merklich, dann immer mehr, bis er in einen Raum mündete.
Erst als sie in dem Raum inne hielt, bemerkte sie, dass sie inmitten diverser Spiegel stand, die auf sie gerichtet waren.
Sie blickte in die Spiegel und erkannte jedes Mal sich selbst, nur in anderer Kleidung. Sie erkannte auch diese, denn es war ihre Kleidung, von schlichter Arbeitskleidung, über diverse Rüstungen aus verschiedenen Ledern und ihrer Plattenrüstung, bis hin zu feinen Stoffen. Eigentlich sah sie ganz hübsch aus, dachte sie sich, verwegen und mutig. Doch als sie gedankenverloren ihre eigenen Spiegelbilder betrachtete, bohrte sich eine Stimme in ihr hirn, bekannt und doch nicht zuzuzordnen.
" Du willst eine Abenteurerin sein? Du bist erbärmlich, eine Witzfigur!", keifte die Stimme: "Jämmerlich! Schau nur zu!"
Als sie die Spiegelbilder nun betrachtete, sah sie Furcht und Panik in den Gesichtern, die blass wurden und die Körper die vor Angst zutterten. Schließlich fingen sie an zu winseln, zu heulen und jedes einzelne der Spiegelbilder benässte sich schließlich vor Angst.
" Schau, so erbärmlich bist du! Ein jämmerlicher Angsthase!", bramnte die Stimme brannte in ihrem Kopf. Ein schreckliches verächtliches Gelächter brauste auf, wie aus vielen Mündern und umtoste sie. "Erbärmlich! Jämmerlich! Schwach!", die ursprüngliche Stimme teilte sich in einen ganzen Chor und dieser schrie ihr von überall das Urteil entgegen. Dann traf sie der erste Stein. Er traf sie an der Schulter und der Schmerz durchzog sie, als sei er echt, vielleicht war er das ja auch..?
Der zweite Stein verfehlte nur knapp ihren Kopf und derschmetterte einen der Spiegel.
Sie stürzte voran und eilte weiter, den Raum verlassend, in den anschließenden Tunnel. Der Tunnel war wie der erste und nach einiger Zeit, als sie wieder denken konnte, wunderte sie sich, ob sie ausversehen in den alten zurück gelaufen war. Irgendwann verlangsamten sich ihre Schritte und sie folgte dem Tunnel in normalem Tempo. Wie lange war sie nun gelaufen.. sie hatte jedes Zeitgefühl verloren.

Im Hospital: Der Zustand ist unverändert. Noch immer kein Anzeichen für Erwachen. Wo mag ihr Bewusstsein sich bloß rumtreiben.. und würde es wiederkehren?
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Garrett Ryvaendl





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2022 11:14    Titel:
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Die Kälte kroch durch jede Ritze in den maroden Wänden der Hütte, so wie die Kälte auch durch jeden Riss im feinen Gewebe des Verstandes langsam ins Innere dringt und sich ausbreitet wie Eis auf stillem Wasser. Hätte er doch nur mehr getan, sah er doch das es ihr nicht gut ging. Doch was hätte es gebracht, Sie kannte ihn nicht, verband ihn mit einer Frau, die für Sie nur eine weitere Peinigerin war, jemand der Sie auch nur wieder zum Gespött machte. Als er die Nachricht bekam was mit ihr geschah, was Sie tat kroch die Kälte auch in ihn. Er kannte das verlockende Flüstern in der Nacht, die Stimme hinter dir, die tröstend ihre schwere, unsichtbare Hand über deine Augen legt. Auch er kannte die Dunkelheit, die Verzweiflung, kannte den Wunsch zu entfliehen, den Wunsch zu sterben.


Wie ein verzerrtes Spiegelbild seiner selbst stand er neben sich als er im Hospital sein Bewusstsein erlangte. Es war erstaunlich still, alles schien entrückt. Langsam setzte er sich auf und ging über den kalten Steinboden, verließ den Behandlungsraum. Niemand der ihn aufhielt. Gegenüberliegend betrat er den Schlafsaal, darauf bedacht keinen Ton zu machen, die Tür so leise es ihm nur möglich zu öffnen. Ellen lag tief schlafend im Bett, Leetha kniete daneben und wischte mit einem feuchten Tuch über ihre Stirn. Er betete nicht oft, aber er betete dass die Götter ihre Plätze vertauschen mögen. Sie sollte leben. Er schloß die Tür leise und ging zurück ins Bett, zog die Decke über sich und starrte ruhelos an die Decke, in seinem Kopf zuckten Bilder wie Blitze umher.


Eigentlich wollte er nur Balduin besuchen als der Feind über Schwingenstein kam, er wollte helfen. Sein alter Schwur, so er auch nicht mehr das Blau trug, blieb bestehen. Doch wie so oft war er absolut nutzlos, konnte niemanden schützen, nicht einmal sich selbst. Kaum begann die Schlacht wurde er am Kopf getroffen. Das nächste woran er sich erinnerte war Balduin, der ihn hastig versorgte und die steile Treppe hinauf zum Kloster. Hier verweilte er im Gespräch, verweilte er am Feuer mit Emric bis Sie die Verwundete brachten, Pfeile in der Brust die sich durch die schwere Rüste gefressen hatten als wäre es Papier. Er wünschte sich er wäre an ihrer Stelle. Er hatte das Gefühl es zu verdienen.


Die Verwundeten wurden versorgt, hastiges Treiben, hier und da drangen Schmerzensschreie nach draußen und an sein Ohr. Dann wurde es ruhig, die Verletzten waren versorgt und die Stille und die späte Klarheit, der Blick auf die Wirklichkeit kamen langsam zurück. Adrenalin war ein guter Freund, Adrenalin lenkte den Blick weg vom Schmerz. Sein Schädel brummte, doch er wollte nicht das er auch nur einen Augenblick der Zuwendung, die andere brauchten, eher verdient hätten für sich in Anspruch nahm. Für ihn war es wie ein Diebstahl. Doch ließ sich die junge Heilerin nicht davon abbringen, behandelte seine Wunden bis Sie sicher war das er versorgt war. Ava Jenn Herbstgold, Sie ließ nicht mit sich verhandeln.

Er erinnerte sich noch wie er später den Amboß betrat und Leetha berichtete was geschehen war, da waren noch andere in der Schänke. Da war… er konnte sich nicht erinnern. Große Lücken klafften da wo klare Erinnerungen wie Bücher in einem Regal stehen sollten. Leetha und die anderen hatten sich um ihn gekümmert und ins Hospital gebracht nachdem er in sich zusammenbrach. Schlafen, er wollte nur schlafen.


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 17 Feb 2022 15:05, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Ellen Farris





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2022 14:37    Titel:
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Vielleicht hätte sie zurück gehen sollen, in den Spiegelraum, vielleicht hätte sie dort bleiben sollen und sich von weiteren Steinen treffen lassen. Vielleicht hätte einer ihren Kopf getroffen und es wäre vorbei gewesen? Doch sie war weiter gegangen, immer weiter und weiter in den schmalen kalten Tunnel hinein. Seit Ewigkeiten sah sie nur die von Moos verzierten feuchten Bruchsteinmauern, die vom Licht ihres kleinen Begleiters angestrahlt wurden. Seit sie hier war hat sie der Stern begleitet, sonderbarerweise hatte sie sich über seine Anwesenheit nie gewundert. Sie hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass ein kleiner Stern sie begleitet, ihr eigener persönlicher Stern. Vermutlich tat er das nur aus Mitleid, aber hier an diesem Ort, konnte sie den Stern sogar wirklich sehen. Hatte er einen Namen? Einen eigenen Willen?
Wenn er einen eigenen Willen hätte, warum sollte er sich dann mit ihr abgeben? Ein jämmerlicher Feigling, den alle nur auslachten oder bemitleideten, wobei letzteres am schwersten erträglich war.
Ja, sie hätte dort bleiben sollen, die Steine hätten das endlich beendet, aber sie konnte nicht den Mut aufbringen, sich erneut dem sicheren Tod hinzugeben.
Sie blickte auf ihre Schulter herab, doch sah sie dort keine Wunde, auch wenn sie das dumpfe Echo des Schmerzes spüren konnte. Sie trug die selben Kleider, die sie getragen hatte, als sie sich erhängte. Die goldverzierte Trolllederhose, das golddurchwirkte menekanische Oberteil, welches sie mit einem Unterhemdchen bedeckte, da es in ihrer Hütte ohne zu kalt gewesen wäre und ein paar saubere Stiefel.
Wenigstens war sie als Geist halbwegs gut gekleidet... Aber machte das überhaupt einen Unterschied?
Auch wenn sie Stunden, vielleicht Tage unterwegs gewesen sein musste, war sie vom vielen Laufen noch nicht erschöpft, drum ging sie einfach weiter, immer tiefer in den dunklen Grufttunnel hinein.

Schließlich weitete sich der Gang erneut, immer mehr und mehr, bis sie zu einer weiten Wegkreuzung kam, an der sich gleich ein ganzes Dutzend Wege abzweigte.
Inmitten der Gabelung stand ein aus grobem Stein gehauener Buchsockel, auf dem ein dickes Schweres Buch lag. Sie trat heran und blickte in jenes. Schriftzeichen, Buchstaben die sie schonmal gesehen aber nicht deuten konnte, reihten sich in für sie willkürlicher Art und Weise zu Wörtern, die sie nicht verstehen konnte. Sie blätterte weiter, doch fand sie nur weitere Seiten voller Informationen, die für sie unerreichbar bleiben sollten. Sie blickte von dem Buch auf und schaut zu den sich abzweigenden Wegen, welche alle wie zum Hohn mit diversen Wegschildern bestückt waren. In Handelssprache, mit elfischen Schriftzeichen und kalurischen Runen - nichts davon konnte sie lesen.

"Ha,ha, ha! Du Dummkopf! Kannst nicht lesen?! Dumm Dumm!", lachte die vertraute Stimme höhnisch. "Wie kann man nur nicht lesen können?! Jämmerlich!"

Verzweifelt wanderte ihr Blick umher, doch konnte sie nichts sehen und von dem, was sie sah nichts verstehen. Verzweifelt blätterte sie in dem Buch, wie höhnisch konnten Buchstaben doch grinsen, wenn man ihre Bedeutung nicht verstand.
"Alles Wissen liegt vor dir ausgebreitet, doch verstehen tust du nichts! Dummkopf! Und alle wissen, dass du ungebildet und dumm bist!"
Erneut wogte das chorale Gelächter auf, dass aus allen Weggabelungen zu ihr rüber drückte.
"Dummkopf! DUMM! Sooo DUMM!" kreischten die lachenden Stimmen.
Ein stechender Schmerz durchzog ihr Schienbein bis rauf zur Hüfte. Wieder wurde sie von einem Stein getroffen, diesmal am Schienbein. Sie stolperte vor und bekam einen zweiten, weniger starken Treffer gegen den Rücken. Strauchelnd hinkte sie geradeaus weiter, den erst besten Weg einschlagend, möglichst schnell weiter stolpernd und sich an den kalten moosigen Wänden stützend.

Ihr Herz pumperte, ihr Kopf dröhnte noch von dem Gelächter.. Weg.. bloß weg... Stolpernd und wankend kämpfte sie sich weiter durch den Gang. Für einen Moment hielt sie inne, als habe sie etwas gehört. Keine böse beißende Stimme, sondern ein warmes Murmeln, fern der Mauern des Gangs. Eine freundliche Frauenstimme, doch konnte sie nicht verstehen, was sie sagte. Nur war es ihr, als würde sie etwas am Ohr kitzeln.
Doch nach wenigen Augenblicken setzte sie humpelnd ihren Weg fort, wer weiß, ob die Steinewerfer sie nicht verfolgten...


Status: Keine Veränderung.
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Jadia Conandil





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2022 18:02    Titel:
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Gerüchte waren ein süßer Quell der Inspiration. Am Hafen waren Gerüchte immer schneller zubereitet als ein steifer Grogg. Gerüchte um ein Mädchen mit raspelrotem Haar und roten, tiefen Striemen am Hals. Gerüchte um Mord, Komplotte und Totschlag. Gerüchte um ...
Esther.
Das ging nun gar nicht. Nein. Nein. Nein. Die Heilerin mochte sie. Esther vom Hospital zu Adoran war eines der guten Gossenkinder. Huschend und mit ihren weichen Bewegungen, der rauen Stimme und der ewigen Unschuld im Blick kramte sie weitere Details hervor. Einige Matrosen erzählten was, die Klatschweiber am Fischstand wussten was anderes und einer der neuen Soldaten hatte noch nicht gelernt, dass er eigentlich kastriert war und sie nicht angucken und dann quasseln durfte.

Die Geschichte ergab keinen Sinn. Von vorn bis hinten nicht und irgendwie würde der Nichtsinn garantiert an Esther kleben bleiben. So wie der Jaguar, der sie fast gefressen hatte.

Feste Schritte wurden gesetzt und die Haare zurück geworfen. Sie würde sich ein wenig vorbereiten müssen, aber ein gewisser Matteo würde in Bajard Besuch von ihr erhalten. Dann weiter sehen. Oder Esther schnappen und für ein paar Wochen abreisen. Nach Weitwegirgendwohin.

Wie hieß das Räucherwerk-Mädchen noch gleich? Helena? Irgendsowie. Die hatte es erwischt. Wenn es der Matteo war, dann war alles gut und er musste wissen, dass die noch japste und sicher irgendwann quatschen würde. War es es nicht, tja dann würde er halt was tun müssen dafür, dass sie für den Besuch ihr knappstes Kleid angezogen hatte.
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