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Leo Löwenmaul
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Leo Löwenmaul
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Kordeleon





 Beitrag Verfasst am: 21 Jan 2020 12:50    Titel: Leo Löwenmaul
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Aus der Gosse...

Dunkel sind die Gassen und Winkel, wo das ärmste Gesindel haust. So dunkel, dass man den Dreck an Boden, Wänden und in den Gesichtern nur erahnen kann. Und ein kalter Wind heult stets hindurch, so kalt wie die Herzen der Gesellschaft, die beim Vorüberfahren wegschaut und die Nasen in die Spitzentüchlein birgt. Doch eben dieser Dreck und der kalte Wind machen mutig, machen stark und lassen zarte Pflänzchen zu dicken Ranken werden. Die wildwuchernden Ranken dringen in Mauerritzen und Spalten - und haben beizeiten die Kraft, das Gefüge zu sprengen...

Leo schlug die Augen auf und sah sich blitzartig wach in der verlassenen Hütte um, die diesmal sein Nachtlager war. In seinem übergroßen Mantel fühlte er noch den halben Laib Brot, den er gestern erheischen konnte. Keine Ratte hatte sie dort gefunden. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Er brauchte nicht zu betteln, seine magere Gestalt brachte manchmal die Leute dazu, ihm eine Krume überzulassen. Und wenn die Herzen mal kalt waren, so wurde es das seine auch - und er nahm sich unrechtmäßig sein Brot... oder auch ein Küchlein. Flink kletterte er nun die Treppen ins lückenreiche Dachgeschoss und spähte an dem Brotkanten kauend über die Dächer des rahalischen Hafenviertels. Heute fühlte er sich mutig! Heute würde er sich noch etwas weiter hinaus ins Reich wagen, um zu sehen, was sich dort ergattern ließ.

Dort mussten sich seine Eltern zu ihren Lebzeiten öfter bewegt haben. Er konnte nicht sagen, wer sie waren oder warum sie ihn niemandem in die Obhut gegeben hatten, ehe sie im Krieg verschollen gegangen sind. Sehr plötzlich gedankenverloren strich Leo über den Zipfel eines Taschentuches, welches aus seiner Brusttasche lugte. Er hatte es immer schon besessen, denn es war ein gut gehütetes Relikt seiner Eltern. Der feine Stoff trug zwar Dreckflecken, doch konnte man die kunstvolle Stickerei noch immer gut erkennen: "Kordeleon" stand da und es war sein richtiger Name. Ein helles Rufen risst ihn aus den Gedanken. Bei Umschauen erspähte er ein bekanntes Gesicht auf einer nahen Mauer, der dazugehörige dürre Kinderkörper saß gehockt da und winkte ihm frech. "Leo Löwenmaul, du Schnarchnase, willste den ganzen Tag verpennen? Schuldest mir noch ein Wettrennen die Hafenmauer entlang... oder traust du dich nich?" Sein Konkurrent wackelte mit der ausgestreckten Zunge. Da stieg Leo die Hitze in die Wangen und er ballte eine Faust. "Dich besieg ich noch halb blind, einbeinig und einarmig, du Würmerschlucker!" Mit einigen gut platzierten Sprüngen war er neben seinem Erzfeind und funkelte ihn wild an, "Machen wir's doch ein Eck schwieriger. Wir rennen AUF der Mauer! Und wen die Garde erwischt, der hat verloren!" Er hob den Mantel etwas an und streckte dem verdutzen Buben den Hosenboden hin, ehe er auch schon losgespurtet war. Leo ignorierte dessen unsichere, warnenden Rufe und rannte, was die schlechten Stiefel tragen konnten, die Gefahr verachtend über die schmale Mauer. Glücklicherweise war gerade Schichtwechsel und so begegnete Leo erst den Wachen, als er am südlichen Ende der Mauer die Stufen hinab nahm - an den verdutzen Gardisten vorüber und durchs Panthertor als keck schmunzelnder Sieger hinauslief. Das weite Alatarien lag vor ihm und wartete nur darauf, erkundet zu werden!
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Kordeleon





 Beitrag Verfasst am: 21 Jan 2020 12:51    Titel:
Antworten mit Zitat

... in die Welt!

Vom Mädchen reisst sich stolz der Knabe,
[...] durchmisst die Welt am Wanderstabe...


Mit zehn Jahren war für Leo die Zeit gekommen, seinen Fuß aus der Stadt Rahal zu setzen, denn es lockten ihn die anderen Regionen des Reiches, von dessen Pracht und Größe er soviel gehört, doch nur so wenig gesehen hatte. Die nächsten zwei Jahre verbrachte Leo damit, Alatarien umfassend kennenzulernen:
Er erkundete die Felder von Grünwaid, von denen er sich manchmal Früchte nahm, die bei der Fülle der Ernte gewiss nicht vermisst würden.
Er bestaunte die prächtige Burg im Schattenwinkel und schnitt sich Weidenflöten in der Wetterau.
Er sammelte die süßen Beeren tief im Bitterforst.
Er machte Zielübungen mit der Zwille auf die Frösche vom Düstersee.
Er beobachtete die Ablöse der Wachen in Grenzwarth.

Sein Leben hätte sich weiter in den Schatten und mit dem gewohnten Hunger im Magen abgespielt, wäre er nicht bald nach seinem 12. Frühling in Düstersee auf eine Gruppe Mädchen gestoßen...

Da ist Distel - eine Streunerin wie er - mit schwarzen Fingernägeln, Kletten im Haar und dem gleichen Selbstbewusstsein im Blick. Mit ihr ergeht er sich bisweilen in fürchterlichen Kabbeleien, die er doch nur verlieren kann.
Die kleine und kluge Smula, die für viele Dinge Hilfe braucht, lockte bereits Leos sanftere, hilfsbereite Seite hervor - und teilt seine Begeisterung für Piraten- und Abenteuergeschichten.
Phreya, die Tochter der Statthalterin und eines Ritters, - ehrenvoll, tapfer und gläubig - ist für ihn gleichsam Faszination als auch stetige Herausforderung, an die eigenen Grenzen zu gehen.
Ihre kleine Cousine Emma ist oft mit von der Partie und ein frecher Naseweis.
Dann gibt es noch RashNirr, ein wissensdurstiges und feuriges RasharLo, das ebenfalls fester Bestandteil der Gruppe ist und von dem Burschen ihren Respekt fordert.

Das ganze Städtchen hatte ihn offen Herzens empfangen und fühlte sich seltsam heimelig an. Distel hatte Leo im Spatzennest Linnet und den anderen Straßenkindern vorgestellt und ihm so einen neuen festen Unterschlupf verschafft. Er stellte sich nun mit voller Inbrunst als "Leo aus dem Bitterforst" vor. Doch verbrachte er viel seiner Zeit in und um Düstersee, am liebsten jedoch als Hahn im Korb der jungen Maiden.


So ging es weiter

Ist man in kleinen Dingen nicht geduldig, bringt man die großen Vorhaben zum Scheitern.

In Düstersee blieb Leo nun immer öfter, wurde Teil der Gemeinschaft, fand viele Freunde bis Vertraute und nahm rege am Alltagsleben teil. Immer wieder gab es schöne Veranstaltungen (vorallem solang Noma noch lebte) und er fand großen Spaß am Scherzen mit den Mädchen, wie auch mit den Erwachsenen, an gemeinsamem Spiel, am Geschichten und Lieder ausdenken. Zum Jubiläum des Städtchens zum Beispiel wollte er sich daher auch einbringen und meldete sich zusammen mit Terren freiwillig als Verantwortlicher für die Vorbereitung einer Schnitzeljagd durch Düstersee. Die Teilnehmer mussten am eigens eingerichteten Rätselstand mit dem ersten gereimten Hinweis beginnen und den Zetteln der Rätselverse von Ort zu Ort folgen. Auf jedem Hinweiszettel befand sich ein Buchstabe und alle jene zusammen formten das Lösungswort, das, wenn am Stand genannt, dem Rästelfuchs einen kleinen Preis bescherte.

Rätselverse zum Düsterseer Jubiläum

Ein Heim für viele, manche mit Charm.
Macht es Euch gemütlich und warm!

Nur frohe Stunden schlagen dir,
bei Schnaps, Likör, Wein und Bier.

Hast du Fantasie, so musst du hier bangen:
hier hausen Piraten - lass dich nicht fangen!

Erblickt die Pracht Seines Baus,
doch geht herum, blickt wie eine Maus.

Im Herzen der Stadt tretet an Bord,
Buben tummeln sich an diesem Ort.

Wacht mit mir über die Wellen!
Wenn Ungemach kommt, die Glocken schellen.

Kalt ist das Wasser aus den Tiefen,
weckt zarte Blumen, die noch schliefen.

Wo Münzen klingeln, musst du es haschen,
im Schatten hörst du den Hinweis rascheln.

Zwischen Tieren, Heu und Stroh,
polstert beim Traben er den Po.

Schrillt der Alarm, tut nicht lang gaffen
- der Feind rückt an - greift nach den Waffen!



In dieser fröhlichen Zeit fand der Jüngling außerdem mehr Zugang zum Glauben an den All-Einen, wo er bisher den Tempel nur von Weitem und das Wort Alatars lediglich in den Gassen aufschnappte, erlebte er nun mit Körper und Seele, was Seine Gunst und das Leben nach Seinen Geboten bedeuteten. Eifrig prägte er sich die Gebote nach Wortlaut ein und nahm auch Pflichten des Glaubens, wie etwa die Zeit der Entbehrungen, wahr.

Die ruhige Idylle hielt jedoch nicht an, denn sehr bald flammte der Krieg gegen das lichte Reich wieder auf und das epische Ringen der Reiche um die Vorherrschaft der Länderein und um den Königsthron sollte ein neues Kapitel bekommen. Der junge Leo stellte sich vor, wie der Heilige Zorn des Alkas über seinen Bruder die Alatarischen Streiter beseelte und die Armeen des Ketzer-Königs hinwegfegte wie der Hagel die Ähren am Feld. Als "kleiner Streiter", wie er von Nymeria gern genannt wurde, wollte er natürlich ganz vorne mit dabei sein und für einen Sieg Alatariens alles tun, was er konnte. Allerdings entlarvte sich diese Vorstellung rasch als Wunschtraum, denn die Erwachsenen ließen die Kinder, auch als Jungrekruten der neu gegründeten "Pantherbrut", nicht ohne ordentliche Ausbildung in die Nähe von Kampfschauplätzen. Doch wurde die Kindertruppe der Garde unterstellt und konnte Aufgaben wie Boten- und Stalldienste erfüllen. Außerdem sollten sie während des Krieges vorallem als Torwächter in Düstersee eingesetzt werden (wohl auch, um die Sicherheit der Rasselbande zu gewährleisten).
[>> Pantherbrut: https://forum.alathair.de/viewtopic.php?t=107632]

Die darauffolgenden Ereignisse - Aufstand gegen den Alka, der Riss am Firmament, Attacken von schwarzen Tieren, Enomis' Tod und Nymerias Leid - zogen Leo, wie andere Bürger des Reiches, in einen Strudel der Finsternis und Hoffnungslosigkeit, sodass sich der heranwachsende Bursche wieder mehr zurückzog, in den Wald oder die kleinen Gassen der Städte. Er kümmerte sich wieder mehr um sein Flötenspiel und fasste - nach den Jahren der Unschlüssigkeit - den beherzten Entschluss, zu fördern, was ihm so gut von der Hand ging, und den Weg eines Barden einzuschlagen. Das bedeutete aber keineswegs, dass er sich nicht trotzdem auch kämpferisch für das Reich einsetzen würde, aber weil ihm auch keine besonders große Körperkraft gegeben wurde, wollte er sich bemühen, andere Wege des Kampfes oder auch des Kampf-Vermeidens zu finden.

Seinen eigenen Weg.


Zuletzt bearbeitet von Kordeleon am 21 Jul 2021 12:23, insgesamt 2-mal bearbeitet
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