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[MMT] Famiienbande und andere Erschwernisse
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » [MMT] Famiienbande und andere Erschwernisse
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Ilian Pelle Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 15 Nov 2019 13:43    Titel: [MMT] Famiienbande und andere Erschwernisse
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Spannend hier. Aber auch gruselig. Direkt am ersten Tag habe ich erfahren, dass es hier spuken soll. Spuken! Stell sich das mal einer vor! So richtig mit Türen gehen auf und so weiter. Erlebt habe ich es bis jetzt aber zum Glück noch nicht selbst. Also schlaf ich zwar etwas unruhig, aber besser noch, als wenn es schon passiert wäre.
Habe mir die Tage dann damit vertrieben im Wald nach Holz zu suchen und ein paar Schäfte zu verkaufen, Obst zu ernten für Frau Statthalterin, die mir alles hier gezeigt hatte in Düstersee und mich weiter auf Arbeitssuche zu begeben. Dann habe ich ein schönes Angebot gekriegt zur Taverne. Ich glaub, das mach ich auch. Kommt außerdem meiner anderen Tätigkeit zugute. Ich habe die ersten Tage echt genossen. Es war sehr lustig stellenweise, manchmal auch ein wenig gruslig, aber alles in allem sehr beschaulich und angenehm für jemanden wie mich. Auch das Loch im Magen ließ sich immer irgendwie füllen. Die Obsternte war so eine Gegenleistung dafür.


Und gestern war der beste Abend überhaupt so. Umgeben von Mädels, alle nett und adrett, guter Rum und Geselligkeit. Ein bisschen peinlich war das Gebrülle, weil ich erst nicht erkannt hab, wer da von draußen gerufen hatte. Hab einfach aus Reflex zurückgebrüllt und irgendwie wurde ich natürlich sofort erkannt. Als mir dann dämmerte, dass es Frau Statthalter war, war es natürlich schon zu spät. Schade, schade!
Im Bett später war es auch schön warm, selbst wenn sonst nichts gelaufen ist; kalt dafür am Mittag, als ich mal endlich aufwachte. Da war sie nämlich weg. Futsch. Als wäre da niemals wer gewesen. Na ja. Und weil das Feuer aus war, war es halt auch ätzend kalt in der Butze.

Da bin ich geflohen und wem direkt mal in die Arme gerannt? Meiner vermaledeiten und missratenen Schwester. Da ist die mir doch glatt nachgelaufen! Nichts kann man alleine machen! Nichts!
Und jetzt habe ich sie an der Backe. Ich schätz, das Hüttchen wird meine beste Zuflucht in der nächsten Zeit. Ich sollt mir eine Decke besorgen. Dann frier ich mir dort wenigstens nicht mehr so den Hintern ab. Als wäre es nicht schon schwierig genug, geht die mir nun auch noch auf die Nüsse!

Egal, ich habe eine Nachricht verschickt, nach Duthaich, dass es spukt. Mehr gibt’s derzeit eh nicht zu erzählen. Glaube ich jedenfalls. Habe zumindest noch nicht mehr gehört. Aber vielleicht kommt das noch. Ich sollte wirklich das Angebot für die Taverne annehmen. Besser geht’s ja kaum. Und so ein geselliger Kerl wie ich es bin, kann da doch nur hinpassen, oder?
Klingt jedenfalls nach einem Plan. Und dann krieg ich vielleicht auch mal gescheite Klamotten hin. Ich kann den Dreck, den ich trag langsam nicht mehr sehen. Fällt eh schon fast in sich zusammen.

Überhaupt! Das mühsam Ersparte hat jetzt meine vermaledeite Schwester. Kann ich wieder von vorn loslegen wegen der. Grauenvoll. Nix als Arbeit, wenn da ne Frau irgendwo rumspringt. Und Ansprüche hat die! Wie eine Große! Als hätten wir je viel gehabt! Ätzend.
Ich schwör’s! Das ist wahre Geschwisterliebe, die wir teilen. Ich könnt ihr jeden Tag ein Tänzchen spendieren – mit Schwung im Kreis klatschen. Diese elende Zicke. Kaline ist vielleicht doch der falsche Spitzname für die. Vielleicht nehme ich da lieber sowas wie Schickse! Oder anders, ich find schon was. Möge sie sich in eines ihrer heißgeliebten Kräuter verwandeln! Oder in einen Kräutergnom! Oh, das wäre lustig. Ich glaube ich nenn sie Kräutergnom. Ja, das mach ich!


Zuletzt bearbeitet von Ilian Pelle Halgarth am 15 Nov 2019 13:55, insgesamt einmal bearbeitet
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Calina Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 19 Nov 2019 16:59    Titel:
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Ich bewerte meinen Gemütszustand so schwankend wie die Schifffahrt von Seranyth nach Gerimor.
Nicht das sich nur mein Bruder Ilian wegen notorischer Langeweile auf gemacht und die vertraute Heimat verlassen hat, nein auch mein erspartes hat sich in Luft aufgelöst.
Verständnis habe ich für seine voreilige Entscheidung nicht, besonders weil man in der Vergangenheit jeden Schritt gemeinsam überlegt hat.
Vielleicht war es aber auch diese Bindung, diese Unzertrennlichkeit, die Ihn irgendwo eingeschränkt hat.
Und plötzlich steht man alleine da und weiß nicht mal, ob das Alles einen Sinn ergibt.

Ilian war mir also einen Schritt voraus.
Geweckte Neugierde, warum auch immer, war sein Antrieb.
Vielleicht war ich einfach Faul und mit meinem erreichten schon an meinen Punkt der Zufriedenheit gelangt.
Aber was hat man erreicht? Ich zu meinem Teil wenig, außer das blanke Überleben.
Wie eine Faust ins Gesicht hat er es mir also gezeigt und lässt es mich auch gerne nun spüren. So ein Doof.

An die sieben Nächte habe ich nun auf Gerimor verbracht.
Die Entwicklung stagniert und irgendwie wirke ich nicht mehr als große, sondern eher als kleine und lästige Schwester.
Der gestrige Abend hat es mir einfach gezeigt, dass der kleine Bruder auch mal ohne mich auskommt.
Allerdings hat er sich mal wieder von seiner bekannten Art offenbart, eben wie ein Mistkerl.
Bin ich schon bekannt wie ein Hund, obwohl ich kein Wort mit den Bürgern Düstersees gewechselt habe.

Tja, so ist halt der Lauf der Dinge zur Zeit.
Ilian geht eben mit einem guten Beispiel voran und integriert sich mit seiner Art und Weise recht zügig.
Vielleicht sollte ich einfach mal seinem Ratschlag folgen und mich ebenso unter das Volk mischen.
Die erste Anlaufstelle wird eine Arbeitsstätte sein, wo ich mein erlangtes Wissen vertiefen kann.

Ach ja und natürlich gilt es die Gerüchteküche nun zu putzen.
Ilian ist sowieso kein guter Koch, sondern nur ein guter Mitesser.
Daher wird es mir sicher gelingen seine Suppe noch zu versalzen und das nach ganz bekannter Art und Weise, eben wie es eine große Schwester tut.

Das wird ein Festmahl!


Zuletzt bearbeitet von Calina Halgarth am 19 Nov 2019 17:01, insgesamt einmal bearbeitet
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Ilian Pelle Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 20 Nov 2019 16:06    Titel:
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Kleine, große Schwester. Ganz schön anstrengend für dich so viel zu schuften. So viel habe ich noch nie am Stück gearbeitet. Als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf. Aber irgendwo treibt das schlechte Gewissen ja dann doch an. Jetzt habe ich sogar noch Dinge für dich besorgt und mich damit wieder Pleite gemacht. Aber richtig. Als wäre ich gerade erst hier angekommen. Unglaublich.
Egal, Blut ist dicker als Wasser und irgendwie bin ich dir ja schon gehörig dafür auf den Nerven rumgetrampelt. Wird Zeit, dass ich das ein klitzeklein bisschen ändere, vielleicht. Es sei denn natürlich, du gehst mir so gewaltig auf den Sack, dass ich nicht aus meiner Haut kann.
Geht’s halt wieder Holz schlagen. Aber immerhin kann ich dann bald auch mal was anderes machen, als mir Splitter in die Finger rammen.
Ein bisschen traurig find ich, wie die Leute hier über andere Leute so reden, und dass alles nur voller Warnungen ist. Manchmal frag ich mich, ob es hier einen gescheiten gibt, der sich ein Lob verdient hat, als nett empfunden wird, und nicht aus blutsaugend oder männerfressend. Seltsames Völkchen hier, auch wenn sie neben dieser Tatsache eigentlich ganz unterhaltsam find. Frag mich nur, ob das sowas ist, was sie hören will. Vermute nicht. Zu unspektakulär. Aber es gab Aushänge, die könnten von Interesse sein. Muss mal einen davon abnehmen und verschicken.
Außerdem ist irgendetwas im Schwange, was sie vermutlich eher erfährt, als ich. Irgendwie. Vielleicht. Ich kleines Lichtlein am Firmament. Was soll’s.
Tja, da war ich also stets bemüht einen guten, schlechten Eindruck zu hinterlassen. Selten so viele rollende Augen gesehen, wie in den letzten Tagen, nur weil ich mal schäkere. Keine Ahnung, was die Leute damit für Schmerzen haben. Ist doch eine feine Sache. Wenn es denen fehlt, es anderen zu verwehren, ist echt traurig. Oder es abzuurteilen, ist genauso traurig. Frag mich ja, was sie alle so verbittert macht. Vielleicht die allseits erwähnte Langeweile? Dass es nichts zu erzählen gibt? Oder, weil ihr Leben eben doch nicht so rosa verläuft, wie sie es vorgaukeln?
Egal, ich halt die Fahne hoch! Weigere mich davon was anzunehmen und werde mein Ding einfach weitermachen. Pff…

Und Kaline braucht auch mal eine andere Gesichtsschmiege. Nicht so ein Trauerfass auf zwei Stelzen. Das bringt mal nix und versaut mir auf Dauer sicher auch die Stimmung. Also blieb es wieder am Kurzen hängen, der Großen die Laune zu versüßen.
Na würde mir heut sicher gelingen. Mal sehen, was noch folgt die Tage. Spuk und anderes bestimmt.
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Ilian Pelle Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 21 Dez 2019 15:13    Titel:
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Was eine Plackerei, wenn man mal was auf die Beine stellen will, und meine heißgeliebte Schwester frönt weiter der Faulheit und lässt sich von Kopf bis zum kleinen Zeh alles auf dem Tablett servieren, zumindest was das Dach über den Kopf angeht. Was hat sie es gut so einen überragend grandiosen Bruder zu haben, der diesen Käse auch noch mitmacht!
Egal, dank der Hilfe von wirkenden und fleißigen Händen, die etwas von ihrem Handwerk verstehen, wird unser Heim langsam zu einem richtigen. Sogar eins, dass wir so noch nie hatten. Gerimor ist gesegnet. Hier ist es für jeden möglich etwas zu werden, der es nur will. Anders als zuhause. Und, soweit ich das überschauen kann, gilt das für ganz Gerimor. Als hätten die Götter es zum Mittelpunkt von allem gemacht, auch wenn es das sicherlich nicht ist. Das zu glauben wäre zu naiv, selbst für mich.
Seltsam ist, dass ich mich nach der kurzen Zeit, die ich nun hier bin, weit Erwachsener fühle und benehme, als ich es zuhause je tat. Hinterlistiger Trick meiner Schwester, jede Wette. Genau darum ist sie so verdammt faul!

Wie dem auch sei. Ich muss wohl anfangen mir zu überlegen, was ich mit meinem Leben in Zukunft anfangen will, neben all der Schufterei und dem Üben im Kampf. Ich bin noch immer leidlich darin. Vielleicht braucht es einer leitenden Hand, aber woher nehmen, wenn nicht stehlen. Also heißt es eben doch, selbst erarbeiten. Es gibt nur zwei Probleme bei allem: Ich weiß nicht genau auf was zuarbeiten und dass ich ständig kurz davor bin mir in die Hose zu scheißen bei allem Möglichen, wenn mal was passiert. Gut, manchmal kehrt es meine große Klappe raus, um mich dahinter zu verstecken. Manchmal rettet es mir sogar den Arsch. Aber eben nur manchmal! Mir fehlt wirklich der Plan, wie ich dagegen ankommen soll. Vielleicht sollte ich mal mit irgendwem darüber reden, der Ahnung hat. Allerdings ist das gar nicht so leicht, wie gedacht oder gesagt. Also, mit jemandem darüber zu reden, nicht jemanden mit Ahnung zu finden.

Ich glaube, was mir im Leben schon immer gefehlt hat, war ein gutes Vorbild. Irgendwer zum Nacheifern. Meine Schwester kann das kaum für mich sein. Wir verbringen viel zu viel Zeit mit Gezanke und Gestichel. Und sie ist eben meine Schwester.
Vielleicht die Gehörnte mit ihrer Freude an der Jagd? Wobei, vermutlich eher nicht, sonst hätte ich das schon so im Gefühl, oder nicht? Ich glaube, sie könnte eher eine Freundin werden, mit der man eine Leidenschaft teilt.
Vermutlich finde ich mein Vorbild eher unter meinesgleichen. Vielleicht. Irgendwann. Bis jetzt hält er oder sie sich jedenfalls versteckt. Das steht fest.

Es gibt da so einen Satz, den mein Vater mal sagte. So ziemlich der einzige Satz, der hängen geblieben ist in meinen Erinnerungen, weil der Rest von ihm wenig taugte.
„Alles, was du tust, tust du nur dann mit Leidenschaft und drängst gen Perfektion, wenn du aus ganzem Herzen dabei bist.“
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Ilian Pelle Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 31 Dez 2019 02:11    Titel:
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Ich streckte mich, als ich die Arbeit niederlegte und ins Bad ging, um mich für die Nacht fertig zu machen. Waschen, umkleiden, und ab ins Bett. Schön warm und kuschelig war es unter der dicken Decke. Ohne die ging schon lange nichts mehr, so leicht, wie ich ständig fror. Aber hier nicht. Das war mein warmes, kuscheliges Nest voller Heimeligkeit, wo mir keiner etwas konnte, wo ich Ruhe fand und wo ich mich sicher fühlte. Und genau so schlief ich auch ziemlich schnell ein, wohlig warm und geborgen.
Nur die Träume machten keinen Halt vor dieser Sicherheit. Sie holten mich immer. Irgendwas war am Tag immer passiert, dass mir einen Schrecken eingejagt hatte. Ich hasste die Höhlen, ich ging trotzdem hinein. Jedes Mal kam ich schweißgebadet wieder raus, und das nicht allein wegen der Körperertüchtigung dort unten, die auf mich wartete. Ich fürchte mich einfach und kämpfte jedes Mal darum mich meinen Ängsten zu stellen.
So träumte ich auch dieses Mal davon, vor allem von dem Vielauge. Es war gar nicht so groß, aber es machte garstige Geräusche, knisterte vor Energie und warf mit Blitzen um sich. Nicht die Magie, die von der Kreatur ausging war es, die mich erschreckte. Es waren mehr die Augen und das Maul des Viehs. Es ist schwer diesem glotzenden Starren Stand zu halten, mir sogar eigentlich unmöglich, wenn ich ehrlich zu mir selber bin. Ich fühle mich dann wie ein Kaninchen in Schockstarre und habe Mühe mich noch zu bewegen.
Was für andere wie eine Lappalie zu sein schien, die auf sie zukam, war für mich eine immense Überwindung und Herausforderung. Ich hob meinen Bogen, den Pfeil angelegt und versuchte eines der unzähligen Augen zu treffen. Die ersten zwei Schüsse gingen daneben, danach blieb nur noch Zeit für einen Letzten. Ich schoss…
… und schreckte aus meinem Traum auf, als mich unzählige Tentakel packten und ich das Gefühl hatte auf der Stelle zu verbrennen, wo sie mich auch nur streiften. Ich schrie aus vollem Halse, vor Schmerz und vor Angst, wand mich, und riss die Augen auf und blickte nicht etwa in die erwarteten unzähligen Augen eines Uralten von den Vielaugen, sondern auf ungemein riesenhafte… Brüste?




Keuchend schreckte ich hoch und zog die Decke, die ich von unten rauf genommen hatte, eng um mich, wobei ich mich hektisch im Raum umsah. Die Theke, der Tisch, Truhenwand, Stühle, Ofen! Gut!
Ich war zuhause, ich war sicher, ich war an der Oberfläche, es ging mir gut… Brüste?! Ich war klatschnass geschwitzt und hatte Mühe meine Atmung zu beruhigen.
Ich ließ die Decke los und vergrub meine Finger in den Haaren, beugte mich vor und versuchte mich zu fangen. Das Zittern, das meinen Körper gepackt hatte, ließ nur sehr, sehr langsam nach. Irgendwann zog ich eine Hand aus meinen Haaren fort und drückte sie auf die Decke, auf Schritthöhe. „Unfassbar, eh“, murmelte ich erschüttert vor mich hin. „Brüste…“
Mir kam meine eigene Stimme unsäglich brüchig vor, ein absolutes Zeichen dafür, dass mir die Angst noch vollständig im Nacken saß. Man, was hasste ich mich dafür, mit so viel Angst verflucht zu sein. Mit diesem Gedanken schlug die Angst in Zorn um. Ein so derber Zorn, dass er mir die Tränen in die Augen trieb, mal wieder. ‚Wie ein kleines Kind. Kein Wunder, dass der Name Pelle so gut zu dir passt‘, dachte ich still. ‚Du bist halt ein armseliger Hanswurst.‘

Es brachte überhaupt nichts sich der Angst zu stellen, jeden Tag in diese finsteren Höhlen zu kriechen und sich diesen Kreaturen zu stellen. Nichts, außer Albträume, die von anderen noch maßgeblich verstärkt wurden durch ihre verdammten Schauergeschichten. Geschichten, von denen ich nicht mal sagen konnte, ob sie stimmten, aber meiner Fantasie reichte es schon sie zu hören.
– Wer sich wie ein Lo benimmt, wird wie einer behandelt. –
Danke auch. Irgendwie habe ich so eine Ahnung, dass die besagten Lo’s das auch anders auffassten, als ich das tat! Was ein Albtraum. Sowohl im wachen, wie auch im schlafenden Zustand. Und es schürte den Zorn nur noch mehr. Ich merkte, wie ich ihn regelrecht anfütterte und zugleich nicht wusste, wohin damit. Das Zittern nahm zu, statt ab. Und von jetzt auf gleich verpuffte alles und ich fühlte mich einfach nur leer und hilflos, ratlos und fühlte mich allein. Ich hasste mein Leben. Besonders in solchen Momenten. Und ich war froh, dass meine Schwester gerade nichts davon mitbekam. Ich hoffte jedenfalls, sie hatte nichts davon mitbekommen und starrte verstohlen zum Treppenabgang. Bestimmt hatte ich geschrien, als ich aufgewacht war. Vielleicht auch schon davor. Verdammt!
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Calina Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 01 Jan 2020 11:53    Titel:
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Mein Plan geht auf.
Jedenfalls was meinen Bruder betrifft, denn er kann sich jetzt gerade so gar nicht mehr vor seinen Pflichten drücken.
Ich meine, hey - jetzt haben wir endlich mal eine Bude, die sich sehen lassen kann!
Das Ilian nicht mehr der kleine Bub aus Serantyth ist, erkenne ich nun an. Na ja, ein Mann ist er aber noch lange nicht ...

Auch wenn wir nun endlich eigene Betten haben und ich nicht in seiner direkten Nähe meinen verdienten Schlaf holen kann, geht mir sein Geschreie in der Nacht doch deutlich auf die Nerven.
Ich bin ja froh, dass die Zeiten vorbei sind, wo er mit Stofftier mein Zimmer aufgesucht hat auch wenn es ja süß war.
Gefühlt verarbeitet Ilian einfach zu viel in seinen Träumen, da gibt es sicher ein helfendes Mittelchen.

Als ersten Schritt werde ich es mit einem Tee versuchen.
Ein Teesud der von seinem Geschmack und der Wirkung intensiver ist.
Etwas Melisse, Lavendel und Hopfen. Bei letzterer Zutat wird er sicher nicht abgeneigt sein. Und ehe er wieder rumheult wegen dem Geschmack, kann er nach seinem Belieben noch etwas Honig hinzufügen.
Es wird helfen, meine Nerven zu schonen, hoffentlich.

Was mich betrifft, bin ich immer noch orientierungslos.
Ich habe die werte Lille kennengelernt und recht schnell eine Anstellung als angehende Heilerin im örtlichen Hospital in Grenzwart erhalten.
Vertieft in meiner Neugierde und dem Willen meinen Wissensdurst zu stillen, durchwälze ich Tage und Nächte diverse Schriften und Bücher.
Dabei verpasse ich das wesentliche, denn ich muss mich vorbereiten ebenfalls einen Bürgerbrief zu erhalten.
Ilian sagte es wäre ganz einfach gewesen, allerdings gestehe ich, dass ich da nicht so gelassen rangehen kann.
Ich kann die Leute auch noch einfach nicht einschätzen, diese Leichtfüßigkeit wie von meinem Bruder liegt mir einfach nicht.
Allerdings möchte ich auch kein Mysterium sein oder einige Probleme mit meiner Zurückhaltung bekommen.
Wobei auch hier wird sich Ilian wieder als nützlich erweisen können, er kann mich einfach unter das Volk bringen ...
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Ilian Pelle Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 25 Jan 2020 13:07    Titel:
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Es war schon ziemlich spät, als ich mich neben ein paar gepackte Sachen, die ich auf einen der Stühle abgelegt hatte, hinsetze und zu Pergament und Papier griff. Es war eindeutig, dass mir die kommenden Tage vermutlich Zeit fehlen würde, um einen weiteren Bericht zu verfassen. Und ich überlegte mir gründlich, wie ich es hinbekommen sollte, von dort zu verschwinden, wenn es mir notwendig erschien. Ungefähr sechs Mal setzte ich die Federspitze über das Pergament, ohne mit dem Schreiben zu beginnen. Mir wollte der Anfang nicht gelingen, nicht von Geist zu Pergament fließen, weil mich die stetig begleitende Angst in einem dumpfen Gefühl zurückließ, die mich in allem hemmte.
„Mückendreck“, nuschelte ich vor mich hin, setzte die Federspitze an und fing einfach an zu schreiben, ungeachtet dessen, wie die Worte herausflossen aus dem Schreibutensil.

      Möge der All-Eine seinen Blick auf das hier richten,

      in aller Deutlichkeit: Er ist dem Wahnsinn anheimgefallen. Am gestrigen Abend ist
      er mehreren Erzählungen nach in unhaltbare und unkontrollierte Wut verfallen, augen-
      scheinlich aus diesen Gründen:
      Es erfolgte kein Angriff auf die Feinde, die mit Diplomatenstatus anreisten, um etwas zu
      übergeben. Die Verständnisfrage einer Bürgerin, ob er mit seiner Äußerung meinte,
      dass wir dem Weg des All-Einen folgen und nicht seinem.
      Die Folge war das Ableben von Hauptmann Dumar, der sich schützend vor die Bürgerin
      stellte. Die Bürgerin wurde mit Peitschenhieben abgestraft.

      Das Kriegsrecht wurde ausgerufen und es wird verlangt, dass sich restlos alle Bewohner
      des Reiches in der ehemaligen Burg der Schattenpanther einfinden und sich dort einrichten.
      Die Städte und Siedlungen bleiben ohne Leute zurück. Ich weiß nicht, ob das auch für die
      Garde gilt. So weit reichen die Informationen noch nicht. Werde also zwangsläufig in die
      Burg müssen, statt das Weite zu suchen, um mehr herauszufinden. Hoffe, ich komme noch
      zu weiteren Berichten für Euch.

      Die Bürger tuscheln. Der Wahnsinn bleibt niemandem hier verborgen. Die Angst ist für
      mich allgegenwärtig, und ich kenne mich mit diesem vermaledeiten Gefühl schließlich
      sehr gut aus. Und wenn es keine Angst ist, dann sind es Zweifel und Unsicherheit.
      Ich stelle fest: Der Krieg an sich lehrt mich gerade weniger das Fürchten, als der offen-
      sichtliche Wahnsinn. Das ist nicht richtig!

      Pip


Ohne noch einmal nachzulesen, was ich verzapft hatte, steckte ich das Schreiben in ein Kuvert und machte mich noch mitten in der Nacht auf den Weg, um die Nachricht zu verschiffen. Eilnachricht, stand auf dem Kuvert, den Adressaten überbrachte ich dem Boten mündlich, zahlte ihn nicht nur dafür aus, dass er den Brief auch überbrachte, sondern ebenso die Klappe darüber hielt. Danach war ich wieder Pleite. „So wird nie was aus dir, aber andererseits, wenn das alles so weiter ging, ist eh fraglich, ob überhaupt noch was wird“, nuschelte ich vor mich hin, als ich einige Zeit später wieder das Haus betrat, um mein Bündel nochmal zu überprüfen. Schlaf würde ich ohnehin nicht finden.
Und ich musste dafür sorgen, dass Kaline abreiste. Unbedingt.
„Du hättest sie mit dem Brief schicken können, du Esel“, fiel ihm dann ein. Aber dann wäre etwas rausgekommen von dem sie noch gar nichts wusste, und eigentlich war es ihm lieber, sie wusste es nicht. Im Stillen hoffte ich einfach, dass der Brief Duthaich erreichte, sicher, ungeöffnet und so, wie es sein sollte. Gleichzeitig wünschte ich mir, dass irgendwer den Mut finden würde, dem Ganzen nachhaltig Einhalt zu gebieten. Er wäre nicht der Erste, dem das wiederfuhr. Warum aber gebot der Höchste aller nicht darüber, wie beim letzten Mal, von dem er hörte?
Ein Wachrütteln seiner Diener? Oder eine Prüfung?
Für einen kurzen Moment war ich wirklich versucht mich hinzuhocken, in eine dunkle Ecke, und mich zu benehmen wie ein kleiner Rotzlöffel, der in so einer überfordernden Situation sicher einfach nur heulte. Aber irgendwie kam mir das unpassend vor.
„Tja, Zeit deine Ängste irgendwie zu überwinden, was?“ Bloß wie?
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Ilian Pelle Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 28 Feb 2020 14:23    Titel:
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Ich hatte mich sehr gezielt verkrochen, als der Aufruf kam in den Krieg zu ziehen. Mir erschien das alles zu surreal und, wenn ich einen ehrlichen Moment hatte, konnte ich mir sogar eingestehen: Ich hatte Angst.
Also suchte ich mir Beschäftigung. Die meiste Zeit hielt ich mich unten auf, damit kein Licht meine Anwesenheit verriet. So ganz verschwinden konnte und wollte ich dann doch nicht. Vielleicht sah und hörte ich doch noch etwas, was für jemand anderen wichtig war. Aber zur Burg hatte ich es dann doch nicht geschafft. War mir zu riskant gewesen dort nicht mehr hinausschlüpfen zu können.
Als mein Holz aus war, begann ich oben am Tage, wenn kein Licht von Nöten war, die Vorratstruhen durchzusuchen und sammelte den Stoff raus, die Wolle, und schleppte alles nach unten in mein Zimmer, das – zugegeben – langsam echt katastrophal überladen war mit Zeug, weil der Werkraum schon nicht mehr genug Platz dafür hergab. Ätzend. Wenig später suchte ich mir noch Garn, Nadel, Schere, all den Kram, den man halt so braucht, wie ich dachte.
Es endete damit, dass ich tatsächlich dasaß und anfing meine Sachen zu flicken, die schon mal bessere Tage gesehen hatten. Natürlich stellte ich mich saudämlich an am Anfang, aber da ich mich länger damit befasste, trennte ich schlechte Nähte wieder auf und besserte sie aus, so gut ich es vermochte, bis ich endlich zufrieden war. Mit der Zeit und mit der Übung wurde es auch ganz langsam besser. Immerhin.

In dem Versuch dabei meiner Schwester aus dem Weg zu gehen, kam es auch nicht selten vor, dass ich meine Tür abschloss und mich ganz verzog. Nur wenn der Hunger oder die Notdurft mich trieb, kam ich raus. Wenn mir die Augen brannten von der Kleinstarbeit, legte ich sie weg und sortierte Zeug aus, das nicht mehr zu retten war, aber von dem man noch Reste abtrennen konnte.
Es schlich sich mehr ein, als dass ich es bewusst tat oder wahrnahm, die Befriedigung, wenn etwas gelang, der Spaß an der Sache an sich.
Wie sehr die Tage dahinflogen, bekam ich dadurch auch nicht mit. Erst, als es draußen richtig losstürmte, polterte und rund ging, steckte ich die Nase raus und glotzte entsetzt auf das, was am Himmel los war. Nach einem ausführlicheren Rundgang hatte ich auch schnell raus, dass der Krieg offenbar Geschichte war, hörte dies und das von einem Zerwürfnis, aber es war trotzdem nur Halbgares.
„Mh“, mehr an Kommentar rang mir das nicht ab zunächst. Ich machte mir eher Gedanken darum, wie ich selbst dastehen würde als Feigling und so. Dafür musste auf jeden Fall eine Geschichte her. Krank. Seuche oder was auch immer und Calina musste sich kümmern. Genau.
Und wenn ich mir das Sauwetter so ansah, war die Idee die Schneiderei zu vertiefen vielleicht auch eine bessere Idee, als Holz zu holen und im Wald rumzukrauchen. Ganz entschieden sogar! Egal, was Jungs dazu sagten, oder ob es eine Frauentätigkeit war. Mir gefiel’s gut und reinreden hatte ich mir eh noch nie lassen. Warum also jetzt?
Der Entschluss war gefasst. Und vielleicht gabs ja auch nette Kolleginnen, die mir da ein wenig weiterhelfen konnten, hier und da. Aber erst einmal sollte es mir eh darum gehen, sicherer zu werden und auszuprobieren. Ich hatte ja ein wunderbares Studienobjekt und eine lebende Puppe zuhause!
Kaum, dass ich die Tür zum Eigenheim öffnete und mich reindrückte ins Warme, rief ich auch schon: „Geliebtes Schwesterchen! Ich wechsle den Berufsstand und du bist mein erstes Opfer! Komm doch mal her!“
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Ilian Pelle Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 05 März 2020 12:02    Titel:
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Es war so ungemein viel zu tun, dass ich allmählich nicht mehr wusste, wo mir der Kopf stand und da wehte es mir zu allem Überfluss auch noch das halbe Dach weg! Na gut, nicht ganz, aber vier dicke Schindeln waren fort. Da hatte offenbar der Wind tüchtig drunter gepackt. Blöderweise war das passiert, als ich gerade weg war und bekam es erst mit, als ich spät in der Nacht heimkam. Das hieß also, ich musste noch in der Dunkelheit hinauf. Allerdings kam allein nicht in Frage. Also machte ich kehrt zum Dorfeingang und rappelte die Leute dort aus dem Haus. Ich hatte bei Terren Licht gesehen, also nutzte ich das schamlos aus. Vor lauter Aufregung vergaß ich sogar zu grüßen. Irgendwie war mir aber auch gar nicht nach Höflichkeitsfloskeln grad. Mein Dach war immerhin kaputt!

Kurz und gut, sie kamen allesamt mit. Immerhin konnte ich mir sicher sein, wenn ich abstürzte, hatte ich gleich einen Heiler da. Das war doch tröstlich, oder nicht? Während Distel sich traute mit mir aufs Dach zu kommen und mir Nägel anreichte dort oben, half Terren immerhin Bretter und Segeltuch hochzureichen. Ansonsten befleißigte er sich der ungemein besten Ratschläge überhaupt, wie „fallt nicht runter“ oder ähnliches. Aber gut, er meinte auch, er habe keine Ahnung vom Dachdecken. Ich etwa?! Ich hatte erstmal nur die Idee Segeltuch stramm aufzunageln, darüber Bretter anzubringen, möglichst dicht und dann, wenn alles fest war, Pech drüber zu schmieren.
Nun, zum Pech kam ich nicht mehr, aber der Rest würde sicher erstmal halten bis zum nächsten Tag. Ein bisschen bewunderte ich Distels Mut, passte aber auch auf uns auf, indem ich uns mit einem Seil sicherte, so gut es halt ging. Wenn es uns denn runterpustete, dann nicht sehr tief.
Und noch etwas Gutes hatte diese ganze bescheidene Geschichte: Ich kam nicht mal dazu zu frieren. Hätte nicht gedacht, dass Dachdecker ein so hartes Leben haben. Man man…
Mit ein bisschen Grauen erinnerte ich mich dran, dass das Haus neben Shiannas auch das Dach verloren hatte und sie sich am nächsten Tag darum kümmern wollte. Ich bot an ihr Segeltuch zu bringen für den Fall. Tja, was soll ich sagen? Dann hörte ich noch von Xervaths Haus, der aber anscheinend nichts davon glauben wollte. Irgendwie glaubte ich, da hatten wir noch mit viel mehr Häusern Spaß in den nächsten Tagen. Da besserte sich das Wetter zwar, aber diese kurzen Böen hatten die miese Eigenart ein paar Schindeln zu klauen. Konnte froh sein, dass meine Schickse nicht erschlagen wurde davon. Allerdings musste der Wind die echt gut gepackt haben. Ich hatte nicht mal Reste am Boden gefunden. Wer weiß in welchem Fenster die am Ende gelandet waren.

Völlig gerädert war ich am nächsten Morgen dann aufgestanden und nach nebenan gegangen, nervte unseren guten Adrian, mir doch mal Pech anzusetzen. Der Schreinermeister war nicht so erbaut davon, weil er dafür an die Luft müsste und da wäre ja nunmal nicht Eitel Sonnenschein. So einfach ließ ich mich aber nicht abwimmeln, wie er dann feststellen durfte und er gab endlich nach. Gnädig, wie ich war, half ich ihm dann auch dabei.
Mit einem schweren Pecheimer bewaffnet und in alten Lederklamotten stieg ich wieder die Leiter rauf und machte mich daran die klebrig-schwarze Schmiere auf den Holzbrettern und in die Ritzen davon zu verteilen, damit es alles abdichtete. Bei der Herstellung hatte ich mir von Adrian noch anhören dürfen, dass Pech nicht gleich Pech war und das, was ich brauchte, eine spezielle Behandlung verdiente, und so weiter. Trödeln beim Auftragen durfte ich auch nicht. Und diese Grütze im Eimer war noch heiß. Keine angenehme Sache. Zum Glück war die Fläche nicht endlos groß und ich schaffte es, bevor die Masse kalt und fest wurde. Der Eimer war danach allerdings Geschichte. Zumindest für andere Verwendungen.

Nach einer Weile stand ich unten und schaute rauf. In dem schönen roten Schindeldach prangte nun eine pechscharze Stelle, die aber immerhin wetterfest daherkam. Was war schon Optik gegen Wetterfestigkeit und trockenen Füßen im eigenen Haus! Pah! Konnte erstmal so bleiben. Bis Shianna soweit war mit den anderen Häusern und ich Schindeln bekam jedenfalls. Hatte schließlich noch anderes zu tun. Mehr Segeltuch beschaffen zum Beispiel. Und noch einen Bericht schreiben. Himmel, Arsch und Zwirn, der Bericht!!!
Der hatte eindeutig Vorrang. Ich machte mich direkt nach dem Umziehen und Waschen daran – und natürlich auch nach der Entlohnung Adrians.
Und wieder ging die Nachricht nach Duthaich:

      Möge der All-Eine uns alsbald ein Zeichen von sich geben,

      es hat sich einiges ereignet und ich habe einiges an Berichterstattung aufzuholen.
      Erbitte um Vergebung für diese Verzögerung.

      Der Wahnsinn des Alkas führte offenbar dazu, dass die Menschen sich hier gegen
      ihn stellten und ihn absetzen wollten. Die Kinder des All-Einen scheinen sich auf
      die Seite des Alkas gestellt zu haben und haben ihn vor dem wütenden Mob in
      Sicherheit gebracht. Hier sei darauf hingewiesen, dass der wütende Mob auch
      Höhere in Amt und Würden in ihren Reihen hatten, unter anderem die Riitter der
      Bruderschaft. Wie der Tempel dazu stand, kann ich an der Stelle nicht sagen, da mir
      dazu Informationen fehlen.
      Lediglich ein Mensch stellte sich an die Seite des Alkas, die nun aktuell allerdings
      wohl etwas wirr ist, weil etwas schlimmes passiert sein muss. Sie sitzt aktuell in
      Haft und Gewahrsam.
      Darüber hinaus ist Statthalterin Crain verstorben. Genaue Umstände dazu sind mir
      nicht bekannt. Ihre Älteste ist auf und davon und die übrigen Kinder, die sich sonst
      in Düstersee tummeln, sammeln sich just allesamt bei Terren Kaloor, der sich zu
      kümmern versucht.

      Was den Riss am Firmament angeht, ist dieser zustande gekommen, als Alatar und
      Temora gegeneinander kämpften, und offenbar auch der Alka gegen den König zur
      gleichen Zeit. Der Alka ist offenbar verschwunden. Es gehen Gerüchte, dass Alatar
      sich seiner angenommen hätte, oder anderweitige Möglichkeiten passiert sein
      mussten. In einem sind sich alle aber einig: Weggerannt ist er nicht. Er war einfach
      plötzlich nicht mehr da.
      Offenbar hat sich der Riss durch die Gesellschaft des alatarischen Reiches gleichsam
      vertieft. Die Letharen ließen Drohungen gegenüber den Bewohnern verkünden.
      Es müssen inzwischen jedoch auch mit ihnen bereits Gespräche stattgefunden haben,
      da sie auch zu der Versammlung kamen, bei der man sich über den Riss austauschen
      wollte, um zu überlegen, wie man der Situation Herr werden könnte.

      Es sei an der Stelle angemerkt, dass der Gesprächsverlauf vorerst positiv zu vermerken,
      aber die Stimmung die Luft so verdickte, dass sie zum Schneiden war. Es entlud sich
      dann, als der Rabendiener Fames die erste Beschwerde gegenüber der Bruderschaft
      hervorbrachte, dass der Informationsaustausch gen Null tendiere, wenn ich den Sinn
      recht erfasste. Dass derartige Vorhaltung in großer Runde, bei denen auch Bürger
      anwesend waren, die keine Führungsposition innehaben, deplatziert war, sei nur am
      Rande erwähnt. Es war jedenfalls der Stein des Anstoßes für diesen und jenen sich
      auf den Schlips getreten zu fühlen und fast jeder gab seinen Senf dazu.

      Wenn ich meine Einschätzung dazu geben darf: Es fehlt an einer starken, führenden,
      aber vielleicht auch vertrauten Hand, die sich dessen annimmt. Wir haben zwar nun
      eine Senatorin hier, die sich um die Belange der Städte kümmern will, wenn ich das
      recht verstand, aber ich glaube, alleine ist die Gute aufgeschmissen, zumal sie keiner
      kennt. Und Ihr wisst ja, wie das so mit der Akzeptanz der Bewohner hier ist, ob nun
      Mensch, Lethar oder Rashar, wenn es um neue Gesichter geht. Die müssen sich immer
      erst beweisen, bevor sie sie annehmen. Das ist denen hier nicht auszutreiben.

      Weiters wird folgen, wenn es Weiteres zu berichten gibt.

      Pip


Dem Schreiben fügte ich eine Abschrift der neusten Aushänge des Senatrats an, falls dieser die Insel nicht erreicht hatte. Mochte der Brief sein Ziel bald erreichen und der Wink mit der Pechkelle einen Auslöser finden. Zumindest hoffte ich das, auch wenn’s andere bestimmt zum Stöhnen bringen würde.


Zuletzt bearbeitet von Ilian Pelle Halgarth am 05 März 2020 12:07, insgesamt einmal bearbeitet
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Calina Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 02 Mai 2020 13:18    Titel:
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Seranyth, gesetzt am 28. Wechselwind im Jahre 263.
- Die alte wahre Heimat

    Liebster Bruder Ilian,

    bewusst nenne ich dich so, weil du nach wie vor mein kleiner Bruder Ilian bist und bleibst.

    Ich habe auf deinem Ratschlag hin, dass Land verlassen.
    Deine neue genannte "Heimat", hat sich in einen unüberschaubaren Zustand gewandelt.
    Dieser Gefahr entgehe ich mit Ängsten, welche du sicher als Feige betiteln wirst.

    In der Zeit auf Gerimor habe ich allerdings festgestellt, dass du nicht mehr die dünnhäutige Wurstpelle bist, wie zunächst noch bei uns im Heimatdorf in Seranyth. Nein, du bist erwachsen geworden und ein stattlicher Kerl.
    Diese Entwicklung macht mich stolz und zeigt mir, dass du auch dein Leben ohne große Schwester meistern wirst, hoffentlich.

    Aber ich wäre nicht deine Schwester, wenn ich dir nicht noch folgenden Ratschläge an die Hand geben würde;

    - Frauen vergessen nicht, sie archivieren.
    Halte dir das immer im Hinterkopf, mein Guter.
    Ich möchte nicht, das du von dem einen Unglück in das Nächste rennst.
    Bei der Vielzahl an Herzdamen vergesse auch stets nicht die Hygiene!

    - Wenn dich der Spuk aufsucht, dann ist es nicht ein Monster, sondern vielleicht auch deine Schwester, die dich heimsucht.

    - Tue nicht auf Knallhart mit Zigarre und Rum, wenn dein Äußeres verrät, dass es nicht zu dir passt.

    Tja, ansonsten bleibt mir nur lebe wohl zu sagen mit einem verbleibenden Danke.
    Du hast dich gut um mich in Gerimor gekümmert, diese paar Mondläufe waren für dich wahrlich ein hartes Stückchen Arbeit.
    Jetzt weißt du ja, wie ich mich in all' den Lebensjahren gefühlt habe, wo ich mich um dich kümmern musste.

    Rache ist eben süß, mein Bruderherz.


    Deine Kaline und Schwester.


Zuletzt bearbeitet von Calina Halgarth am 02 Mai 2020 13:25, insgesamt einmal bearbeitet
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Ilian Pelle Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 04 Mai 2020 00:50    Titel:
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Es war inzwischen einiges an Zeit vergangen und ich hatte keine Ahnung, wo meine Schwester steckte. Ich hatte nur irgendwann festgestellt, dass sie ein paar Sachen gepackt hatte und weg war. Jetzt war es aber auch nicht so, dass ich da sonderlich traurig drum war fürs Erste und ich ohnehin davon ausging, dass sie schon klarkommen würde. Also sparte ich es mir auch mir Sorgen zu machen. Vielmehr beschäftige ich mich damit mein weiteres Auskommen zu sichern und weiter Fortschritte zu machen in meiner neu gefundenen Leidenschaft.
Inzwischen war es auch so, dass ich ja auch keine Briefe mehr schreiben musste, und verdammich, ich war froh drüber! Ich kann gar nicht sagen, wie ungern ich so lange Schriften verfasse. Das sollen doch gerne die machen, die da Spaß dran finden. Aber was tut man nicht alles, wenn es doch durch ein gegebenes Wort entstanden ist und manchem Zweck dienlich ist.
Jedenfalls war der Postempfänger inzwischen auf Gerimor angekommen und ich musste mich nicht mehr darum scheren, wie meine Post bei diesem landete und was, wenn nicht. Eine Last weniger. Ich hatte inzwischen meinen Spaß mit den Jugendlichen aus dem Städtchen, lernte die kleine Ahadpiratin kennen und machte auch so meine Fortschritte hier und dort.
Das olle Dach hielt dicht, dass ich notdürftig mit etwas Hilfe gestopft hatte. Mein Bedauern für den, der es nachher würde abtragen und richtig reparieren müssen, aber ich war nun mal kein Dachdecker und Kundschaft im Nassen bedienen ging nun einmal ebenso wenig. Hier und da hing das Segeltuch darunter schon durch, hatte ich gesehen. Vermutlich würde der Rotz bald runterkommen, wenn es wieder einen heftigen Regenguss gab. Aber es nutzte nichts von unten die ganze Zeit drauf zu starren.

Schließlich passierten Dinge, mit denen ich niemals gerechnet hatte. Keine Ahnung, wie oft ich inzwischen schon am Hof war. Ebenso wenig Ahnung möchte ich bescheinigen, wann ich anfing mir gewisse Flausen in den Kopf zu setzen, oder wann mir auffiel, dass die Locken wie poliertes Kupfer aussahen, wenn die Sonne drauf fiel, oder wie sie sich wann wo bewegte und wann der Zorn anfing zu wachsen auf jemand anderen, der mir zunehmend im Weg stand, ohne es auch nur zu ahnen.
Zwei Tage vorher war ich noch in Bajard bei einer Freundin und tönte noch rum, dass ich nix von Beziehungen wissen wolle und mir das ohnehin nicht vorstellen kann, und zack, zwei Tage später steckte ich mittendrin im Ganzen, ohne zu kapieren, wie ich da überhaupt gelandet war.
Ehrlicherweise machte ich mir aber auch nicht die Mühe das auseinander zu klamüsern, es war mir völlig wumpe, wie man so schön sagt. Mir war was anderes wichtiger: Gewinnen. Ja, ich gebe zu, ich hatte alles als eine Art Wettkampf betrachtet, allerdings stellte ich irgendwie recht schnell fest, dass der Gegner irgendwie kein Gegner war, sondern jemand, der sich seiner viel zu sicher zu sein schien und glaubte, er müsse gar nicht kämpfen.
Ich hatte sonst etwas erwartet: Eine dicke Lippe, ein blaues Auge, keine Ahnung, Prellungen? Rippenbrüche? Gebrochene Nase? Irgendwas davon? – Und was gab’s? Nichts davon. Nicht, dass ich mich darüber beklagte oder auch jetzt noch beklagen will. Das war schon ganz in Ordnung so, meine Privatheilerin war ja verschollen. Aber seltsam fand ich es schon, dass er es so still und ohne irgendein Mucken hinnahm, dass er abgeschossen worden war. Hätt mich schwer an meinen noch jugendlich anmutenden Männerstolz gekratzt, wär’s mir passiert.

Tja, nun gut, ich hatte also gewonnen und zwei Tage später könnt ich ernsthaft noch immer einen auf Gockel machen. Brust raus, Kamm hoch, kikeriki, und so weiter. Nie hätte ich gedacht, dass mir das mal passiert: Ne Beziehung. Nie hätte ich gedacht, dass es mir so ernst sein könnte.
Was ich mir schon gedacht hatte und was mir auch ganz und gar entsprach: Die Finger konnte und wollte ich da auch mal nicht bei mir behalten. Ironischerweise hatte meine Schwester ja ständig einen erzählt, ich hätte ständig Damenverkehr zuhause und so weiter, aber seit ich auf der Insel hier angekommen war, lief gar nichts im eigenen Schlafzimmer ab, bis eben jetzt.
Und da kam er dann auch schon, ihr Brief. Als hätte sie es gerochen, diese Trulla.

    Frauen vergessen nicht, sie archivieren. Denk an die Hygiene bei all den Weibern!

Die hat sie doch nicht alle! Als würde ich mich nie waschen und sowas! Woher nahm diese Grütze eigentlich immer! Da dachte ich zunächst als ich die ersten Zeilen las: Man, die kann ja sogar zu mir mal richtig nett sein und schwesterlich und hatte schon ein Lächeln auf den Lippen, und dann DAS!
Vergiss die Hygiene nicht bei der Vielzahl an Herzdamen!
Ich war schon drauf und dran diesen Brief zu zerknüllen und ins Feuer zu pfeffern. Und dann noch so einen Brief mitten im Umzug. Ja, Umzug. Es war Zeit die kleine Dackelhütte zu verlassen, denn ich hatte bis zum Erhalt des Briefs ja noch damit gerechnet, dass sie wiederkommt und in dem neuen Haus hätten wir endlich auch mal Platz, um uns aus dem Weg zu gehen. Nun ja, nun konnte ich mir wohl allein aus dem Weg gehen, was sollte es. Gabs halt ein Gästezimmer im Haus, statt ein Schwesternzimmer. Vielleicht würde ich es mal untervermieten, mal sehen.
Aber zurück zum Brief! Das war ja bei weitem noch nicht alles! Da macht diese Schisserin sich auch noch über meine Ängste lustig, nur um von ihren abzulenken! Glaubt man’s?!
Und um dem ganzen noch ein Krönchen aufzusetzen, ach was sag ich, das war an sich schon längst da bei der Sache mit der Hygiene! Aber da kommt die mir noch mit, ich markiere auf stark, weil mir Rum schmeckt und ich mal eine rauche? Außerdem: Zigarren?! Ist die irre?! Doch keine Zigarren! Diese fetten Teile führen höchstens zum Erstickungstod! Ich will genießen und nicht sterben! Und was bitte ist daran so tragisch und – ach, lassen wir das. Sie hat sie nicht alle. Rache ist süß. Ja, die kann sie nun haben.
Umzug abgeschlossen und ich sitz schon wieder hier und schreibe Briefe. Möchte gar nicht sagen, wie sehr ich das mag – nicht! Aber den soll sie haben! Den hat sie sich echt verdient!


      Mein über alles geliebtes Schwesterherz,

      es freut mich außerordentlich von dir zu hören. Eigentlich hatte ich ja die Hoffnung, das Meer oder die Seegeheuer, die darin leben, hätten dich verschlungen, aber da hatte ich wohl schon wieder Pech! Ich staune wirklich sehr, wie man gute Anfänge in einem Brief am Ende so versaubeuteln kann, wie du es hingekriegt hast. Was zur Hölle stimmt mit dir nicht!?

      Aber um mal wärmere Klänge anzuschlagen, weil wer kann, der kann:

      Nein, ich nenne dich nicht feige. Ich habe die Größe Verständnis zu zeigen für deine Ängste. Ich hoffe folglich, es geht dir sehr gut zuhause und du bleibst dort, weil es dir dort gut geht. Such dir einen Kerl, der dich erträgt und bekomme viele kleine Kalinchens und Pelles, auf dass die Reiselust dich erst recht verlässt bitte. Wenn du das hinbekommst, komm ich meine unzähligen Neffen und Nichten sogar mal besuchen. Irgendwer muss denen ja beibringen, wie du zur absoluten Weißglut zu bringen bist.

      Was mich betrifft: Es gibt noch immer keine unzähligen Herzdamen für mich hier. Um genau zu sein, gibt es exakt genau eine und bei der bleibt es auch. Vage es dich etwas anderes zu behaupten, und ich kann dir versichern, dass ich dich schneller heimsuche, als du es bei mir überhaupt schaffen könntest, du faules Stück!

      Rache ist süß, ja? Nimm das!

      Pelle

      Post Scriptum: Hab dich trotzdem lieb, pass also gefälligst auf dich auf!

Die Nachricht übergab ich wenig später dem Boten, zahlte ihn gut aus und sorgte so dafür, dass er den Brief sicher überbrachte, immerhin hatte er einen weiteren Weg vor sich. Da die Stürme aber vorbei waren, hegte ich gute Hoffnung, dass er gesund dort ankam und der Brief das Ziel auch erreichte.
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Riah Nelarth





 Beitrag Verfasst am: 25 Mai 2020 16:04    Titel:
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Ich wachte auf von der Hitze, die mich in den letzten Tagen jeden Morgen geweckt hatte. Es war viel zu warm unter der dicken Decke und ich kämpfte mich etwas frei, bis ich ans Kopfteil gelehnt sitzen konnte. Einen Moment hielt ich inne, nur um zu horchen, ob ich ihn geweckt hatte. Der rote Schopf, der so ziemlich alles war, was unter der Decke hervorlugte, regte sich aber nicht im morgendlichen Aufwachen und auch der Arm um meine Taille lag warm und ruhig weiter dort.
Ich betrachtete die Strähnen, wie beinahe jeden Morgen und vergrub meine Finger darin. Es überraschte mich immer noch, wie gut sich das anfühlte. Wie war ich nochmal hier hinein geraten? Achja, er hatte mich geküsst. Einfach so. Überraschend. Ein Überfall quasi. Obwohl er ganz genau wusste, dass es da jemanden gab in meinem Leben. Gegeben hatte. Es war kein grandioser Kuss, zumindest der erste nicht, keine große Romantik, kein Kerzenschein und keine Rosenblätter. Es war ein holpriger, kleiner, kurzer Unfall. Und es folgte noch einer. Und mit ihm die Überforderung. Ich verstand bis heute nicht, warum, musste es aber auch nicht und wollte es gar nicht hinterfragen. Vielleicht brauchte es einfach noch ein paar Wochen Zeit, bis sich alles gesetzt hatte.

Und dann war da die Gleichgültigkeit, als ich es erzählt hatte. Neutralität, keine Wut, keine Enttäuschung, einfach Nüchternheit und ich hatte mich gefragt, ob er Recht damit hatte, als er sagte, ich hätte etwas Besseres verdient. Mehr Aufmerksamkeit. Ich hatte gedacht, es endet in Geschrei und Gezeter und zumindest in einer Prügelei. Stattdessen endete es mit einer Frage, die mich noch mehr verwirrte, als ich es zu dem Zeitpunkt ohnehin schon war. Willst du, dass er dich wieder küsst? Und ich konnte dem Mann, mit dem ich die letzten Jahre in einem Auf und Ab verbracht hatte, keine Antwort geben. Zumindest keine, die irgendwie zufriedenstellend war. Ich wusste auch nicht, dass ich die Antwort schon am gleichen Abend parat haben würde, viel später noch, als er längst gegangen war.
Ich fand die Antwort mit ihm, mit dem Gefühl, das diese Lippen auf meinen hinterließen, fand sie in dem kleinen schiefen Grinsen, das mit sich und der Welt zufrieden war. In den Fingern, die nach meiner Hand griffen oder mir einfach durch die Locken strichen. Und ich musste zugeben, dass die Antwort ein eindeutiges Ja war.

Es war wirklich nicht meine Absicht gewesen, jemandem bei der ganzen Sache weh zu tun. Es war keine Absicht gewesen, dieses Chaos zu verursachen und die Reihenfolge, in der man sowas eigentlich tat, nicht einzuhalten. Am Ende blieb immer jemand, der verletzt wurde. Offensichtlich aber gar nicht so sehr, wie erwartet. Es hatte zumindest nicht den Anschein, die wenigen Male, die ich ihm nach dem Ende noch begegnet war. Und auch die Antworten, die ich ihm gab, schienen nur eine längst überfällige Entscheidung herbei zu führen. Vielleicht sollte ich mir auch überhaupt nicht so viele Gedanken machen. Vermutlich war das gar nicht notwendig.
Es nagte dennoch ein ganz kleiner Zweifel an mir. Nicht, ob die Entscheidung die richtige war, sondern was das alles zu bedeuten hatte. Und auch an diesem Morgen knabberte der kleine Zweifel wieder an meinen Gedanken. Ob das alles viel zu schnell war. Ob er das nicht alles bereuen würde. Oder feststellen, dass das gar nicht das war, was er eigentlich wollte. Ich ließ meine Finger wieder in kleinen Kreisen durch die unbändigen Strähnen wandern und wusste, das würde ziemlich weh tun, wenn sich das alles als etwas heraus stellte, was es nicht war. Das einzige, was dieses kleine miese Nagen zum Schweigen brachte, war das Gefühl an sich, das er mir gab und dass es schlichtweg gut tat. Sehr gut sogar. Ich beschloss, mir erstmal keine Gedanken mehr zu machen, wie es wäre, wenn nicht, sondern nur noch, wie es war, wenn doch. Und dass er ab und zu einen kleinen Halt brauchte, denn manchmal hatte er offenbar einfach die Tendenz zu rennen, anstatt erst einmal gehen zu lernen.

Ich schob die Decke noch etwas beiseite, achtete aber darauf, dass er noch genug hatte, damit das Gefriere nicht wieder anfing, aber mir war das eindeutig zu warm. Wie einem bei dieser Hitze noch kalt werden konnte, fragte ich einfach mal nicht.
Meine Finger zeichneten mittlerweile kleine Kreise durch die zerzausten Strähnen. Linnet würde sich tot lachen, wenn sie noch auf Gerimor wäre. Da würde die kleine Schwester herumtanzen, wie ein winziger Kobold und vermutlich kichernd sagen: Ich hab es ja gesagt! Und würde dann die Frage stellen, die in den letzten Tagen öfter gehört hatte. Bist du glücklich? Auf die Frage immerhin kannte ich die Antwort.
An diesem Morgen stahl ich mich mal nicht aus dem Bett, um die Tiere zu füttern, sondern blieb einfach liegen, an dem viel zu warmen Ort, mit dem viel zu guten Gefühl meiner Finger in seinem Haar und seines Armes um meine Mitte.
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Ilian Pelle Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 27 Mai 2020 13:37    Titel:
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So muss sich ein König fühlen, solang er sicher war und die Welt in Ordnung. Oder was auch immer für ein Herrscher. Wobei, der Alka bestimmt nicht. Da glaube ich, läuft alles ein wenig anders. Der ist davon ausgenommen. Egal, worauf ich hinauswill: Es ist einfach perfekt! So perfekt, dass es schon wieder zu schön ist um wahr zu sein.
Letztens zum Beispiel bin ich wach geworden, ganz früh morgens, weil da eine Hand durch meinen Schopf kraulte. Ich habe einfach so getan, als schliefe ich weiter, in der Hoffnung, dass es nicht aufhört. Und was soll ich sagen? Es war sogar erfolgreich! Sie hat so wunderbar lange noch weitergemacht. Dazu die muckelige Wärme unter der Decke, wie sie nur am frühen Morgen da ist, so dass man eigentlich gar nicht aufstehen mag. Wie im Paradies! Und dann das Nachfolgende erst! Also, ich meine natürlich das Frühstück. Was auch sonst bitte schön!
Aber das ist an sich ja nicht alles. Das ganze Rundumpaket ist einfach zu schön um wahr zu sein. Da frage ich mich natürlich automatisch, wo eigentlich der Haken an der Sache ist. Jetzt ist bald ein Mond rum und noch immer läuft es wie am Schnürchen.

Fast jedenfalls. Bis auf eine Sache und ich weiß noch nicht, wie ich ihr das abgewöhnen kann und soll. Das hat sogar schon zu einem kurzen, aber mittelheftigen Streit geführt, oder besser gesagt, mehr so ein Strohfeuer, das einmal kräftig aufflammt und dann wieder klein wird, weil ihm die Nahrung ausgeht. Mir ist schon klar, dass sie es ungemein herzig und gut meint, aber mir macht’s im gleichen Maße ein ungemein schlechtes Gewissen, weil ich mir vorkomme, wie der letzte Ausnutzer, ohne dass ich das eigentlich will, und im nächsten Moment dann komm ich mir ungemein unzulänglich und unfähig vor. So, als glaube sie von mir, dass ich nicht selbst in der Lage bin für den Krempel zu sorgen, den ich benötige.

Schon witzig. Hätte meine Schwester das so gemacht, hätte ich es mit Freuden hingenommen, auch weil es so schön bequem war an sich. Aber bei ihr ist es einfach anders. Da geht das nicht, denn ich klebe sofort unter der Decke und werde sauer. Völlig irrationaler Mist, wenn wir mal ehrlich sein wollen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich nicht das Gefühl habe, meiner Schwester auch nur ein Fünkchen beweisen zu müssen. Aber muss ich das vor meinem Nüsschen denn? Ich wette, sie verneint das, wenn ich sie frage. Ehrlich gesagt, darum frage ich gar nicht erst. Will’s im Grunde ja nicht mal hören.

Gestern kam sie wieder mit etwas um die Ecke. Gut, damit hat sie mir wirklich, wirklich geholfen und einen riesigen Gefallen getan. Also konnte ich da auch nicht böse sein. Ich fürchte allerdings, das Ende der Fahnenstange ist noch gar nicht erreicht, was das angeht, so dass ich mir gründlich überlegen muss, ob ich es nicht irgendwie einfach so akzeptiere, wie es ist oder ob ich mich weiter mit Rumwüten und Rumwettern beschäftigen möchte. Die Antwort habe ich eigentlich ganz schnell gefunden: Eigentlich ja nicht, aber kleinbeigeben kommt mir auch komisch vor. Und das Gefühl auszunutzen und selbst nicht in der Lage zu sein ist davon ja auch nicht einfach mal so weg. Hölle und Verdammnis, warum muss das auch immer so kompliziert sein und die Gefühle nicht so sein, wie man es eigentlich braucht? Wer hat sich den Mist nur ausgedacht? Egal wer, verflucht soll sie sein! War bestimmt irgendwas, was weibliche Tendenzen hat, kann ja gar nicht anders sein! Sowas wie… meine Schwester!

Ach, was soll es denn. Ihr scheint es Freude zu machen, also macht es mir das doch eigentlich auch sowas in der Art. Nicht? Ja, doch, ganz bestimmt. Ich überlege schon das Gold zuhause zu lassen am Markttag und zu sagen, sie soll sich austoben, auch wenn ich es vermutlich am Ende bereue. Aber vielleicht lasse ich es einfach mal drauf ankommen. Mal gucken, was passiert.
Immerhin kann ich nicht sagen, dass sie mit unnützem Kram daherkommt, oder? Alles nützlich gewesen bislang. Nichts, was wirklich persönlich gewesen wäre. Uh, was Persönliches, nicht aus eigener Hand, das muss ich doch mal näher durchdenken! Vielleicht wird es ja mal Zeit dafür?
Na gut, dann muss ich doch Gold mitnehmen, oder ich tu nur so als ob ich es zuhause lasse und… uh, ja! Das ist eine Idee. Ja, so wird das gemacht. Soll ja nicht der Verdacht aufkommen, dass sich das Interesse schon verliert oder sowas! Das muss frisch gehalten werden, glaube ich!
Also, mal sehen…
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Riah Nelarth





 Beitrag Verfasst am: 09 Jul 2020 11:03    Titel:
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Dieser kleine Schuft. Hatte er doch tatsächlich ganz klammheimlich auf dem Markt für mich etwas gekauft. Oder irgendeinen Handel mit Fay gemacht. Ich wollte sauer sein, weil ich Geschenke an mich immer noch als schlechtes Omen empfand, musste aber im ersten Moment die Kette einfach wegstecken, weil es mich doch zu sehr rührte, als dass ich es in der Öffentlichkeit zeigen wollte. Dann hatte ich zumindest noch ein, zwei Stunden, um mich mit meiner Rührseligkeit abzufinden und es mit einem Danke ganz ohne Tränen anzunehmen. Seitdem trug ich den Reif aus Haselnüssen und Bernsteinen mit dem kleinen Anhänger aus Gold ständig. Es war schlichtweg das perfekte Geschenk, weil es so viel mehr sagte und war als jedes andere Schmuckstück.

Geschenke an ihn waren ein ganz anderes Thema. Ich konnte es schlicht nicht lassen, über die Strenge zu schlagen. Ich nahm es mir vor, aber dann stand ich mitten im Handel und ließ einfach noch alles einpacken, was mir irgendwie sinnvoll erschien – und bereitete mich auf das Donnerwetter vor, wenn ich es nach hause brachte. Es blieb überraschenderweise aus, auch wenn der Gesichtsausdruck zwischendrin doch kurz etwas anderes sagte. Hatte er sich wirklich damit abgefunden, dass ich eben so war und alles schimpfen nichts half? Vielleicht, dennoch nahm ich mir vor, mich da noch etwas zu bessern und zurückzunehmen und nicht alle Taschen bei jedem möglichen Handel vollzustopfen, bis nichts mehr ging. Trotzdem war das ausgebliebene Donnerwetter eigenartig. Aber Überraschungen sollte ich noch andere bekommen – nicht im positivsten Sinne, um ehrlich zu sein. Mir war klar, dass irgendetwas aus seiner Vergangenheit noch immer schwelte, auch wenn es noch immer nicht greifbar war. Ich drängte ihn nicht, die Erfahrung hatte ja ohnehin gezeigt, dass so etwas nichts brachte, dennoch wollte ich ihn irgendwann ganz kennen und nicht nur Episoden seines Lebens, seit er auf Gerimor war. Nach dem letzten Gespräch war ich mir da ohnehin nicht mehr so sicher. Kleine Zweifel nagten an mir und fragten mich ab und zu in einer kurzen Sekunde, in der ich nicht aufpasste, wieviel ich eigentlich von ihm wusste. Sie änderten nichts an meinen Gefühlen ihm gegenüber, aber waren dennoch da. Was er erzählt hatte, hatte mich erschrocken, das musste ich mir eben eingestehen. Ich wusste, dass seine Kindheit und Jugend nicht geprägt waren von einer guten Familie und einem behüteten Dasein, wie es meine war. Ich wusste nicht, dass es solche Ausmaße waren, bis er davon berichtete und selbst dann kannte ich noch nicht die ganze Geschichte. Die Frage war allerdings dann auch, ob ich sie kennen wollte. Eine Ahnung hatte ich aus seinen Worten, doch so lange es nicht ausgesprochen war, war es eben nur eine Ahnung, die man verdrängen konnte. Ich fragte mich aber insgeheim, wie dieser gute Mensch es geschafft hat, so viele gute Eigenschaften zu behalten, so viel Lebensfreude, wenn man durch so viel Mist gehen musste. Nur, wie konnte ich ihm die Angst nehmen, dass ihn seine Vergangenheit irgendwann einholen würde? Dass das, was da noch vor sich hin schwelte, zu einem kleinen Flammenmeer wurde. Und es machte mich zudem auch so wütend und traurig, dass er nicht annehmen wollte oder konnte, dass er eben nicht alleine war in dieser Sache oder in allen Sachen. Und wenn ich zehnmal nicht wusste, was genau passiert war und wenn er mir zehnmal das Versprechen abnehmen wollte, mich nicht einzumischen – wie konnte ich nicht? Ich versprach ihm den Versuch, auch in dem Wissen, dass ich nicht allzu viel Mühe darauf aufwenden würde, es wirklich zu versuchen, wenn es denn hart auf hart käme. Mehr konnte ich an dem Abend nicht tun, mehr würde ich ihm auch nicht versprechen, selbst wenn wir noch einmal darauf zurück kämen. Man bekommt nicht immer das, was man verdient – im guten, wie im schlechten Sinne. Ich glaube, das musste er erst lernen, vor allem dass das Gute nicht immer von allem Übel verdrängt wurde. Schließlich hatte er sich darauf eingelassen. Die Frage war nur, würde er das auch irgendwann einsehen oder doch den Rückzug antreten, mit dem ich immer wieder rechnete.
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Ilian Pelle Halgarth





 Beitrag Verfasst am: 10 Jul 2020 11:20    Titel:
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Der Drohung am Himmel zum Trotz sind es schöne Tage, beschaulich, freundlich, voller Herzlichkeit und Nähe, so viel Glück auf einmal, dass ich mich nicht zum ersten Mal frage, womit ich das eigentlich verdient habe. Es macht Spaß abends ins Bett zu gehen und die Nähe des anderen zu haben. Es macht Spaß morgens aufzuwachen und als erstes ein wirres rötlich schimmernde Lockennest zu sehen, das einem womöglich noch an der Nase kitzelt. Es macht Spaß den Tag arbeitsam verstreichen zu lassen und sich auf den gemeinsamen Abend zu freuen. Sagen wir, ist alles allzu perfekt gerade. Das macht auch Spaß, aber irgendwie kommt mit jedem Tag ein Quäntchen mehr an Befürchtung hinzu, wie hart der Hammer der Realität irgendwann zuschlagen könnte und zweifellos auch mit Sicherheit wird.

Einen Teil des Hammers könnte meine Vergangenheit mit sich bringen. Je wohler, je sicherer ich mich fühle, desto mehr drängt sich die Angst in den Vordergrund, dass es morgen schon vorbei sein könnte. Dazu gesellt sich die Angst, dass ich um nichts in der Welt will, dass ihr was passiert, und dass es meine Schuld sein könnte, wenn es so kommen sollte. Ärgerlich, dass sie sich das Versprechen nicht hatte abringen lassen in jedem Fall die Füße still zu halten, sollte die Vergangenheit mich einholen. Die versucht sowieso nix, so wie ich sie kenne, ob sie den Versuch verspricht oder nicht, das ist wie Asche im Wind. Zack, weg. Muss ich in dem Fall dann zu gegebener Zeit eben eine andere Lösung finden, und wenn es mal wieder heißt abzuhauen, um sie sicher zu wissen. Für eine Weile, oder so. Bis es wieder sicher ist! Und dann habe ich den Streit meines Lebens vermutlich. Bisschen Schwund ist immer, oder? Blöde Geschichte. Hätte ich doch bloß die Klappe gehalten. Aber hinterher ist man ja immer schlauer.

Der Mensch ist irgendwie nicht dazu gemacht, das Schöne einfach hinzunehmen, wenn es einem passiert. Wenn nicht äußere Umstände dafür sorgen, dann versalzt er sich die leckere Suppe selber. Im Versalzen muss ich der König aller Salzsuppen sein, davon bin ich inzwischen fest überzeugt. Und was mich am meisten dran fuchst, ist das Gespräch mit ihr vor ein einigen Tagen. Ich habe eindeutig zu viel erzählt, hätte am besten gar nicht erst davon angefangen. Zack, war das Salz drin, in der Suppe. Und da schwimmt es nun, und ich frage mich, wie ich das strecken kann, damit es wieder lecker wird.

Ich habe also beschlossen die Suppe zu strecken, indem ich das Thema weitgehend meide und meiden werde, bis es vor der Tür steht. Wer weiß, vielleicht haben wir sogar soviel Sahne, dass es niemals dazu kommt, nicht wahr? Und die Drohung am Himmel sagt mir darüber hinaus ganz klar, dass ich das mitnehmen soll, was ich kriegen kann, bevor ich drauf gehe. Das Beste davon habe ich an meiner Seite, also bitte.
Je länger das Ding am Himmel existiert, desto mehr wächst allerdings die Angst. Und ich hasse es wirklich Angst zu haben. Das ist kein schönes Gefühl. Erst recht nicht, wenn man damit so vertraut ist, wie ich es bin. Gab ja auch schon Zeiten, wo ich dachte, meine ganze Welt besteht nur daraus. Aus Angst, Flucht, erneute Panik Flucht, und so weiter. Kaum ein Tag, an dem ich mir damals nicht in die Hose geschissen hätte. Und vor Kaline dann gute Miene zum bösen Spiel machen. Das war hart.

Ich frage mich tatsächlich, wie es ihr geht. Irre. Dachte ja eigentlich, ich bin einfach nur froh sie los zu sein, aber damit ist es echt nicht getan. Ich bin überrascht. Irgendwie hängt das verschrobene Pelleherz doch an seiner Schwester. Vielleicht bekommt sie nochmal einen Brief von mir, irgendwann. Mal sehen. Wenn ich dazu komme, heißt das. Also, die Umstände es zulassen, wie man so schön sagt.

Tja, da bleibt nix außer abzuwarten, was weiter passiert. Werde in jedem Fall versuchen die Zeit bis zum Untergang zu genießen. Viel ausrichten kann ich Schisser eh nicht.
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