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Am Ende wartet das Glück
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Temur Bashir





 Beitrag Verfasst am: 24 Jun 2023 15:28    Titel: Am Ende wartet das Glück
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Am Ende wartet das Glück


Viele, lange Tage waren vergangen, seit Temur Bashir das letzte Mal in der goldenen Stadt Menek’Ur gesehen worden war. Sein kranker Radeh hatte ihn von der Insel Gerimor zurück gerufen, um für einige Zeit als sein Stellvertreter zu agieren. Lang hatte es nicht gehalten. Temur hasste jede Sekunde hinter dem reich verzierten Schreibtisch, knirschte mit den Zähnen bei jeder Unterschrift die es auf einem der vielen Handelspergamente zu setzen galt. Immer noch trug er die Maske des braven Anaan und mit jeder Stunde, jedem Korn, das durch die Sanduhr rieselte, bröckelte diese fragile Fassade.

Es war ein trockener, heißer Nachmittag, während einer hitzigen Diskussion mit einem wütenden Fadreh, als der sprichwörtliche letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen brachte. Fast war es Temur, als könnte er in seinem Kopf ein Klirren hören, ein Bersten von Glas, so greifbar war der Moment, in dem ein Entschluss sich manifestieren sollte: Flucht.

Am nächsten Morgen war der junge Bashir verschwunden, sein Bett ungenutzt. Nur das Nötigste schien er gepackt zu haben. Ein wenig Kleidung, seine Rüstung und seinen Säbel. Keine Nachricht, nicht einmal an seine sonst so vertraute Schwester. Er verschwand wie ein Geist in der Dunkelheit, wie Nebel, der sich im ersten Morgengrauen auflöste. Natürlich versuchte seine Familie ihn zu finden, hier und da konnte man sogar Zeugen ausfindig machen, welche den Mann gesehen haben wollten. Vieles davon waren Lügen, für Geld, für Aufmerksamkeit. In Schwerstarbeit musste man die vielen Aussagen sortieren, bis zumindest ein paar Anhaltspunkte einen Pfad malten: Temur war scheinbar auf dem Weg in Richtung der Pantherwacht gewesen.

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Gefunden hatten seine engsten Verwandten ihn nie. Frohen Mutes war Temur in der Pantherwacht eingetroffen, um dort seinen Säbel der Armee zu verpflichten. In der goldenen Stadt hatte er viel gelernt, die wichtigste Lektion jedoch war stets das Gefühl von Freiheit gewesen, das ihm sein Dienst in der Armee vermittelt hatte. Er war sich dieses Paradoxon bestens bewusst. Eine Verpflichtung, eine strenge Hierarchie und Befehlskette, sollten die Fesseln seines Daseins lockern? Seinem Leben hatte es an kaum etwas gefehlt, und doch zog er die gefährlichen Schlachtfelder vor, die Scharmützel, welche die Janitschare der Pantherwacht Tag um Tag zurück schlugen? Dieser Gedanke wollte Vielen ein Rätsel aufgeben, doch bei Temur zauberte er ein vergnügtes Grinsen auf die Gesichtszüge. Für jemanden, der die stille Langeweile einer Amtsstube hasste, der nichts mehr wollte, als sein Leben zu spüren, wie es laut lachend in seiner Brust hämmerte, war dies der richtige Ort.

Doch es war wohl nicht schwer vorhersehbar, dass ein solches Leben nur von kurzer Dauer sein sollte. Eine Kerze, die zu hell brennt, zu heiß und zu wild, verzehrt sich selbst, um schlussendlich für immer zu vergehen.
Temur verspürte eine Mischung aus Erleichterung, aus Schmerz aber auch einer gewissen distanzierten Belustigung, als vor der Kulisse einer untergehenden Sonne ein eisernes Langschwert sich tief in seinen Torso bohrte. Irgendwo hatte der Bashir sogar noch Glück gehabt, denn der Hieb seines Feindes war präzise, gesetzt von geübten Händen. Die Spitze der Waffe glitt durch sein Fleisch, wie ein Dolch durch ein Stück Butter. Ungläubig starrte er noch für einen Moment hinab, auf das seltsame Bild des Metalls, das im Zentrum seiner Brust erblühte. Im nächsten Moment schon war das Feuer, die wilde Freude des Anaan der den Schreibtisch hinter sich gelassen hatte, in seinen Augen erloschen.

Temur sollte einer von vielen Janitscharen sein, die im Scharmützel an jenem Abend ihr Leben aushauchten. Da er bei seiner Meldung einen falschen Namen angegeben hatte, im Versuch, seine Familie abzuschütteln, sollten seine Verwandten niemals Kunde von seinem Tod erhalten. Seine Selbstsucht würde jene, die sein Blut teilten, für immer im Unklaren über sein Schicksal belassen, und doch hatte er bis in seine letzten Momente hin seine Taten nicht bereut. Seine Entscheidung hatte ihn auf gefiederten Schwingen getragen. Er hatte gelebt, nach seinem Willen, mit vollem Stolz.

Wer konnte das, am Ende aller Tage, schon von sich behaupten?
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