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Kaleidoskop
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Hagelsturm





 Beitrag Verfasst am: 30 Aug 2018 14:05    Titel: Kaleidoskop
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Der Wind fegte um die Häuser, ließ keine Lücke aus, er griff sich jeden Spalt und formte damit seine eigene kleine Melodie. Manchmal wurde er begleitet vom Regen der auf ein Wellblechdach schlug, der sich zwischen den Rillen der Straßen ausbreitet und ein plätscherndes Geräusch mit sich führte. Manchmal begleitet ihn auch die Sonne, die mit den Lauten der Vögel einher ging und die Welt wie eine Art Bilderbuch wirken ließ, friedlich, klar und offen. Manchmal wurde aus einem Wind jedoch auch ein Sturm, der die Blätter aufwirbelte, ein Rascheln erzeugte und jeden Windzug zu einem kräftigen Pfeifen werden ließ, ein Heulen welches sich durch undichte Wände drückte, ein Flehen welches unter einem Türspalt hindurch wollte, ein Schreien was sich vom Keller hinauf in die ersten Etagen kämpfte. Der Wind hatte viele Seiten, fiele Facetten und brachte vor allem viel Fantasie mit sich, die der Kopf für einen formte, durch Erinnerungen, durch gewisse Ängste oder aber einfach nur so, weil man leichtgläubig war. Weil man für gewöhnlich eben auch nicht unter einer Leiter durch ging oder sich über einen zerbrochenen Spiegel freute.
War es der Wind der die Dielen knarren ließ oder war dort wer? War es der Wind der die Milchflasche vor der Tür umwarf oder rannte jemand an meinem Haus vorbei? War es der Wind der meine Fensterläden mit Wucht gegen meine Scheiben donnerte, wo ich fürchtete sie würden nicht mehr lange halten, oder war es jemand der mir zürnte, jemand der mir Böses wollte? So viele Fragen, die allerdings selten eine Antwort brachten, die einen meistens nur in Unruhe ins Bett gehen ließen oder für wenige Momente dafür sorgten, dass man sich Gedanken machte, Gedanken die man hätte anders verwenden können oder mehr die Zeit die damit ebenfalls verstrich.

Die Ängste einer Seele waren das, was ihnen den Schutz nahm. Denn es war selten die Angst vor dem was kam, denn meistens war es weitaus weniger schlimm als der Kopf es sich ausmalte. Dem Kind war eine Vase zerbrochen, die Panik, die Stunden bis es die Mutter bemerkte, sie waren schlimmer als die Rüge selbst, die mit einem wedelnden Finger beendet wurde und weitaus weniger Zeit in Anspruch nahm. Meistens war die Angst, das Herzrasen und all das was damit zusammenhing eine Kopfsache. Der Kopf formte den Alptraum, die Realität formte das Geschöpf.

Also was hatten wir da, was für Ängste suchten einen heim? Einsamkeit war recht weit oben, niemand war gerne allein. Es gab die, die behaupteten es wäre ihnen egal aber die dann am Abend melancholisch aus ihrem Fenster starrten und darauf warteten das sie müde wurden. Dunkelheit folgte der Einsamkeit recht dicht. Jeder wollte irgendwie die Kontrolle haben, wenn nicht unbedingt über irgendein Heer oder eine Vereinigung, dann zumindest über sich selbst und Kontrolle bedeutete auch sein Umfeld zu kennen. Die Dunkelheit machte alles anders, sie ließ das Bekannte fremd wirken, sie schmälerte die Kontrolle. Was gab es da noch? Der Tot war mit Sicherheit auch eine große Angst, die aber mit vielen Unterängsten einher ging: Krankheiten, dumme Entscheidungen oder auch die Unsicherheit, Kriege, Feind, Freund, Freundes Feind, der Hochmut, der Fall. Die eigenen Hand oder eine Andere. Also was gab es noch?


    Parasiten
    Monster unter dem Bett
    Schwiegermütter
    Mütter
    Väter
    Kinder - soll es geben
    Gemüse - Brokkoli, als Beispiel
    Enge Räume
    Götterstrafen
    Menschenmassen
    Krathor - Er muss auf diese Liste


So viele Möglichkeiten und nicht die leiseste Ahnung mit was man beginnen könnte. Aber niemand wurde jünger, also brauchte es nur eine Entscheidung, der erste Schritt. Tick, tack.
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Hagelsturm





 Beitrag Verfasst am: 14 Sep 2018 12:47    Titel:
Antworten mit Zitat

Minderwertigkeit

Eine große Angst, das musste man einfach so sagen. Niemand wollte gerne in das Licht rücken das ihn schlecht da stehen ließ. Stellte man einen Bauern neben einen Adligen, so konnte man sicher sein das der Bauer sich schmutziger vorkam als zuvor, dass er sich eventuell als unwürdig erachtete nur im Ansatz mit der Fußspitze den Rock der Hochwohlgeborenen neben ihm zu berühren. Er war viele Stufen weiter unten, so viele, dass er hätte unter ihren Rock gucken können, den Kopf hinunter stecken, wäre es nicht der Stoff der vorher dafür Sorge getragen hätte dass er erstickt. Sie war etwas besseres als er und er war keiner von den wenigen Ausnahmen die damit leben konnten.

Aber gehen wir einmal von einer anderen Geschichte aus, nehmen wir andere Beispiele, ein anderes Szenario, eine vollkommen andere Zeit. Beschreiben wir einmal was die Minderwertigkeit aus einen macht, was sie in einen zerstört, was sie einem nimmt. Gehen wir von zwei Frauen aus:

Eine lumpig und hager, nichts zum Greifen, nichts zum Bieten und noch zu jung um mit irgendeiner Erfahrung anzugeben. Die Andere wohlgeboren, hoch angesehen, eine Augenweide, schöne Brüste - das ist ja an mancher Stelle auch wichtig, klug, eine Haut so weich wie Seide, Haare so glänzend wie Diamanten. Und dann natürlich auch einen Mann, der durfte in diesem Schauspiel natürlich nicht fehlen. Ein Mann der liebte, natürlich die Augenweide und nicht das Gör, ein Mann, so hoch angesehen, dass er vermutlich fünf an jeder Hand hätte haben können aber er hatte sich entschieden. Vor Jahren schon, also die Geschichte ist ja auch Jahre her, aber Jahre davor noch - viele Jahre also. Und dann die Göre, die versuchte herauszufinden was Liebe ist, die starrte, schmachtete und doch stumm blieb, die immer an der Seite der Augenweide stand und versuchte in ihrem Schatten nicht ganz zu ersticken. Sie fühlte sich minderwertig, sie empfand die Anwesenheit der Anderen als kränkend, sie musste nicht einmal mit ihr sprechen, ihre bloße Präsenz gab ihr das Gefühl wertlos zu sein. Nicht nur für diesen Mann, der in dieser Geschichte nur bedingt eine Rolle spielte, sondern für alles auf der restlichen Welt. Also hatte sie die Wahl: Sie konnte zeigen das sie darüber stand, dass sie auch Vorteile besaß, irgendwas Tolles an ihr war was man mit Münzen und Schönheit nicht aufwiegen konnte oder sie konnte den Schatten beseitigen. Wie man es eben so machte, irgendwas stand ungünstig, die Sonne die durchs Fenster schien berührte nicht richtig den Raum, also verschob man das Möbelstück oder was auch immer, so weit, bis das Licht flutete und das tat, wofür es da war: Übersicht schaffen.

Und so kam eines zum Anderen, ein wenig Alkohol, eine Hauch Kränkung und der Moment als der Skrupel abfiel, als der Körper das verlor was ihn noch davon trennte ein Mörder zu sein. Und so fand man sich recht schnell in einem Bild wieder, wo man vorher nie erwartet hatte in diesem mitzuwirken. Der Boden war rot, das Kleid, einst so rein und fern von Dreck, zum Teil getränkt, grüner Stoff wurde braun und die wundervoll hergerichteten Finger zuckten hilflos über der Wunde am Bauch, die sich hinter Stoffen und krampfenden Händen verbarg. Also da lag sie, die Augenweide, das Haar nun nicht mehr ganz so schön, die Haut schmutzig, der feine Stoff nichts mehr Wert. Und da stand sie, die Göre, noch immer mit der Waffe in der Hand und starrte, wartete darauf das sich das Schauspiel ihr selbst erklärte. Und dann waren sie da, die paar Worte, die Letzten der Schönen, die Ersten der Göre, die sich für eine Art Weg entschieden hatte:


"War es die Eifersucht...?"
"Durch deine Anwesenheit auf dieser Welt wanderte ich immer im Schatten."


Und das war auch schon die ganze Geschichte, über das Danach sprach man immer recht selten. In einem schönen Buch hätte die Göre wohl ein schönes Ende gefunden oder die Gerechtigkeit hätte zugeschlagen. Aber meistens und das wusste vermutlich jeder, war das Leben nie ein schönes Buch. Und so war es lediglich eine Empfindung, wie es immer nur Empfindungen sind, die den Charakter eines Menschen, irgendwo im nirgendwo, formte. Minderwertigkeit, etwas was man nicht einmal durch andere Personen aufgezeigt bekommen musste, es reichte bereits der eigene kleine Gedanke.

Tick tack.
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