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Geschichten vom Nordwinkelhof
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Geschichten vom Nordwinkelhof
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Auriane Treuwind





 Beitrag Verfasst am: 25 Aug 2018 13:30    Titel: Geschichten vom Nordwinkelhof
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Eigentlich war ich gerade dabei, mich umziehen und schlafen gehen zu wollen. Eigentlich, ja. Nur irgendwie war da diese Unruhe noch wie sie mich die ganze Zeit auch im Lager erfasst hatte, die mich dann doch nochmal aus dem Hause trieb um zum Hof zu gehen. Vielleicht gab es ja noch was zu ernten, die Hühner zu füttern oder auch die Mustertruhen zu sortieren. Irgendwas gab es immer auf dem Hof, nicht zuletzt auch, weil es dort wie in einem Taubenschlag zuging. Die Leute kamen und gingen, tranken und aßen, und gingen dann auch. Oder sie kamen nur auf ein kurzes Grußwort vorbei.

Schon von Weitem hörte ich, wie Düsterseeerisch gesprochen wurde und verdrehte die Augen. Dafür hatte ich im Moment nichts über. Lediglich die Art und Weise, wie es gesprochen wurde, war anders, weshalb sich meine Schritte deutlich beschleunigten und den üblichen, kurzen Weg am Rande von Düstersee nahmen, dort, wo man auch am allerwenigsten den Leuten über den Weg lief, wünschte man dies. Das erste, was ich wahrnahm, waren die unzähligen Kübel an Pflanzen, die sich überall anreihten und mich zum Staunen brachten. Was war hier los? Verena jedoch beschloss kaum Zeit damit zu verlieren, mir Gelegenheit zu geben, darüber nachzudenken und ließ laut scheppernd irgendwas zu Boden fallen. Geprägt durch den Krieg, der erst am Tage zuvor geendet hatte, zuckte ich zusammen und ging in Angriffsstellung. Waren etwa Einbrecher auf dem Hof? Ostler? Meine Augen irrten umher und suchten Stück für Stück den Hof ab. Da, da vorne! Schon wieder Cadan! Was hatte er dieses Mal ausgeheckt? Ohne großartig weiter nachzudenken wollten sich meine flinken Füße in Bewegung setzen als ich Eno auch schon zu Boden gehen sah. Herrje! Alles andere wurde schlagartig bedeutungslos und ich eilte auf sie zu. Beim All-Einen, wie blass sie war!
Wieder suchte mein Blick kurz einen Anhaltspunkt zu finden, um die Lage zu sondieren, doch alles, was ich sah, war... nichts Angenehmes. In jenem Moment war ich dankbar, dass mir noch jene Betäubtheit innewohnte, wie sie mich im Lager erfasst hatte, damit ich all die Schrecken irgendwie überleben konnte und mich funktionieren ließ. Kurzum eilte ich sodann zum Wasserbecken, riss mir ein gutes Stück Stoff aus dem Rock, tunkte es ins Wasser, nur um damit Eno wieder zu Bewusstsein zu bringen. Beim All-Einen... da sehnte man sich nach Ruhe, nach Einkehr, nach einer ansatzweisen Rückkehr in einen geregelten Alltag... und das Gegenteil wurde heraufbeschworen! Wobei... wenn ich ehrlich zu mir selber war, war das der übliche Alltag auf dem Hof.
Mein möglichstes tuend, Eno vom Platz des Ereignisses hinfort zu bekommen, bugsierte ich sie zur Vordertür. Jetzt war ich diejenige, die stark sein musste. Jene, die gut zureden und überzeugend spielen imstande sein musste, damit Eno zur Ruhe kommen konnte. Innerlich schüttelte ich einfach nur ungläubig den Kopf. Sie war die Ältere von uns beiden, sie war es, die Mutter war... und jetzt schien ich mehr oder weniger diese Rolle von alleine einzunehmen.

Jegliche Konzentration war auf Eno gerichtet, weshalb ich zunächst gar nicht mitbekam, wie Lille um Hilfe rief. Unwohl, obwohl die Betäubtheit mich noch in ihren festen Klauen besaß, begab ich mich um die Hausecke, hinter der jenes verhängnisvolle Schlachtfeld lauerte, dessen Hauptaugenmerk wohl auf dem Augapfel lag. Beim All-Einen... ich hatte im Krieg so einiges gesehen, doch dieses... Spektakel übertraf es in einer brutalen Art und Weise, weil es daheim stattfand. Da, wo mein Herz lag, welches sich nach einer neuen Heimat verzehrte. Kurz nur, ja, wie eine Brise, die eine Kerzenflamme zum Flackern brachte, traf mich jene Erkenntnis, aber auch dann kehrte jene Stille tief in mir ein, die mir diese unsägliche Gleichgültigkeit bescherte.

Eher achtlos verbrachte ich Cadan dann aufs Pferd und nahm mich wieder Eno an. Kurzerhand wurde auch diese ins Heilerhaus verbracht, es wurde wohl doch jede helfende Hand gebraucht, egal wie kurz sie vor der Ohnmacht sein mag. Dort angekommen, setzte ich für uns erstmal Tee auf und griff mir die erstbesten Kräuter aus dem Teeregal. Es roch süßlich und nach Fenchel. Das, was Eno nun brauchen kann! Leere in meinem Geist ließ mich trotz allem noch ruhig denken, es war als... würde sich vor mir nur ein Theaterstück abspielen und ich sei die Zuschauerin. "Vielleicht ist dies auch eine deiner ersten Prüfungen des Einen, wer weiß?", hatte Verol gesagt, noch am späten Nachmittag unten am Steg. Leise seufzte ich, während mein Blick starr auf der Wasseroberfläche lag, um dem Wasser dabei zuzuschauen, wie es langsam zu sieden begann. Wer wusste das schon, ja?

Gemeinsam tranken wir unseren Tee bis es irgendwann nach Hause ging. Nur wie ich dahinkam, wusste ich am nächsten Morgen nicht mehr. Auf dem Weg wurde es mir ganz müde und ich vergaß, weshalb ich überhaupt nach Hause wollte. Überhaupt, meine Gedanken, wenn sich welche in meinen Geist verirrten, ließen sich nicht fangen und entwischten mir wie Fische im Wasser. Der Tee, den ich ebenso wie Eno getrunken hatte, hatte Wildkrautanteile gehabt. Und so endete wieder einer der Tage in Düstersee, die beinahe alltäglich waren.


Zuletzt bearbeitet von Auriane Treuwind am 25 Aug 2018 13:31, insgesamt einmal bearbeitet
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Verena Xardel





 Beitrag Verfasst am: 10 Sep 2018 20:53    Titel:
Antworten mit Zitat

Wochen waren vergangen und Monde ins Land gezogen. Es war fast schon seltsam, befremdlich zu sehen, dass sich nichts an ihrem Zuhause verändert hatte. Das hatte es zwar im Großen und Ganzen auch nicht doch damit war nicht der äußere Schein gemeint. Es war weiterhin das alt bekannte Zuhause. Die Hühner gackerten in ihrem Stall, die Kühe weideten Gras auf den Wiesen und das Feld gab her was es hergeben konnte. Alles also beim Alten? Nicht ganz. Denn Düstersee bekam neuen Zuwachs, andere Häuser leerten sich und standen verstaubt herum, als hätte nie jemand darin gehaust. Und der Hof? Nun, auch der Nordwinkelhof bekam neuen Zuwachs. Enomis bekam eine neue Räumlichkeit für ihren Laden, eine Auszubildende und stetig füllte sich der Hof. Wie immer war es laut, es wurde auf Düsterseerisch gesprochen und selbst die ‘‘Neulinge‘‘ lernten von Tag zu Tag mehr Gebrauch von der selbst erkorenen Sprache zu machen.

Das Festland lies immer mehr auf sich warten. Natürlich war ihr Davido sehr betroffen, dass sie nicht mehr kommen würde. Doch würde wenigstens der Handel aufrecht erhalten bleiben. Er machte einen guten Gewinn an Verena und Verena bekam nur die beste Ware. So sollte es nun einmal unter Händlern sein. Trotzdem hatte das Festland einen gewaltigen Vorteil in den Augen des Rotschopfes. Wenn etwas geklärt wurde, dann an Ort und Stelle. Nachgetreten wurde nicht und nach jedem Zoff und Zunder, egal welcher Art, wurde hinterher ein Rum oder ein Bier gesoffen. Wie einfach das Leben doch manchmal sein konnte. Doch hatte sie dafür etwas sehr viel wertvolleres erhalten, als ihr das Festland je bieten würde. Ein Mann der den Rotschopf ertragen konnte war nur ein kleiner Teil der ganzen Torte. Familie war das was sie sich wünschte und der Herr war ihr mit Wohlwollen zugeneigt. Düstersee war eine Familie. Sei es nun Enomis, Auri oder Ben. Auch Verol gehörte dazu. Doch hatte sie das Glück auch eine eigene, kleine Familie zu bekommen. Eigentlich hing der Rotschopf energisch an dem festen Wunsch kleine Zöglinge auf die Welt zu bringen. Doch so funktioniert die Welt nun einmal nicht. Das Leben war kein Ponyhof an dem dann der heimlich geliebte Prinz zu einem kam und seine Prinzessin mit sich nahm. Man sollte auf dem Boden der Tatsachen bleiben, sehen mit was der Herr einem segnete und viel Geduld hinein stecken.

Auch hat jede Medaille zwei Seiten. Wie auch auf dem Nordwinkelhof. Nur war es Zeit sich von der Vergangenheit zu lösen, schlechte Erinnerungen zu beseitigen und das anzunehmen was sich als viel besser und heimischer entpuppte. So war die Entscheidung gefällt. Der Nordwinkelhof verlor sein Gesicht. Das alte Schild mit dem Kompass und den schönen Ranken als Muster wurde abgenommen und fand einen Ersatz. Die adrette Henne wurde geboren. Das Schild stellte eine Henne da, gekleidet im feinsten Gewand auf dem das Siegel von Enomis abgebildet wurde. So würde jeder wissen, dass Sie es ist die nun ihren Laden hier führte. Und so sehr man sich auch über Besuch von Freunden freute, konnten manche dort hin zurück wandern wo der Pfeffer wächst.

Eigentlich war der Schmied immer gut zu ihr. Die Bestellungen wurden schnell gefertigt und die Qualität war mehr als zufriedenstellend. Der Haken jedoch war ein ganz anderer. Zu oft hatte sie die Komplimente vernommen, ihn auf sein Weib verwiesen, über welches nicht gerade die nettesten Worte fielen. Und auch die Zugeständnisse von ‘‘Gefühlen‘‘ oder zumindest die Andeutungen dazu waren viel zu unakzeptabel. Irgendwann reichte es dem Rotschopf. Sie dachte er hätte es verstanden. Zum einen immer dann wenn das Großmaul aus ihr heraus kam und zum anderen als der ehemalige Kamerad sich als Gefährte und Begleiter der Hofherrin entpuppte.

Zeit war verstrichen und wieder kam er als er sich einige Waren schneidern lies. Diesmal sollte die Stimmung eine andere sein. Ausgelassen, Scherzhaft und vor allen Stressfrei. Erspart blieb dem armen Eichhörnchen wirklich nichts. Denn selbst ein einfacher Scherz konnte Lebens veränderte Konsequenzen mit sich führen. Wut und Hass kochten und trugen ihren Kampf tief in Verena aus. Ein Scherz, ein einfacher Scherz brachte den Schmied dazu ihr zu Nahe zu kommen, ihr auf den Hintern zu hauen. Doch statt sich zu beruhigen brodelte es nur umso mehr in ihr. Ganz unschuldig war der Rotschopf nicht, doch auch bei einem Scherz gab es Grenzen und diese war nun erreicht. Kaum das Verena es erst einmal realisiert hatte schnellte die Hand zum ersten Versuch einer Ohrfeige hervor. Und auch wenn die erste daneben ging folgte dafür eine zweite, deftigere. Quittiert hatte der Schmied es mit einer Abkühlung, draußen im kalten Wasserbecken. Frech ragte er über ihr, nachdem beide das Gleichgewicht verloren hatten und ins das Becken fielen. Klatschnass tauchte sie auf, schnappte gierig nach Luft ehe er noch so frech war sie eines Kusses zu berauben. Die Schneiderin war mindestens ebenso schockiert wie die Bäuerin selbst und schlug ständig mit dem Besen auf ihn ein.

Auf Unglück folgt noch mehr Unglück. Wie vom Pech verfolgt kehrte ihr Gefährte Heim. Die Situation brachte einen seltsamen Anblick mit sich. Sein skeptischer Blick legte sich auf jeden von uns und so folgte die Frage aller Fragen; was hier nun geschehen sei? Die Schneiderin mit dem Besen in der Hand und sowohl der Schmied als auch die Bäuerin krabbelten klitschnass aus dem kalten Wasser heraus. In einem Wirrwarr aus Wut kam die Erklärung und die gefiel dem Axtschwinger keineswegs. Die Reaktion war jedoch anders als gedacht, beängstigender, ruhig, viel zu ruhig. Langsam nahm er die alte Holzfälleraxt zur Hand, fragte den Schmied ob er wisse wie man solche Probleme in seiner Heimat löste und prüfte die Klinge. Der Daumen fuhr immer wieder über die Klinge. Dumm genug war der Schmied, als er seine Hand auf den Baumstamm legte. Seine Schmiedehand, das Werkzeug was ihm das wichtigste sein sollte, provozierte den Axtschwinger damit, während Verena an den Blumenkübeln stand und vor Wut schnaufte. Während ihr Gefährte drauf und dran war mit der alten Axt auf den Schmied zuzulaufen, stellte sich bei dem Rotschopf jeder Gedanke ab. Sie packte einen ihrer Blumenkübel und wollte diesen den Schmied auf den Kopf schlagen. Somit würde er sein Bewusstsein verlieren und man könne ihn in Ruhe nach Rahal schleppen, wo er auch hin gehörte. Vielleicht würden die Wachen denken er hätte zu viel gesoffen, vielleicht auch nicht, wer weiß das schon. Doch ehe es sich das Eichhörnchen versah und sie den Kübel fallen lies, drehte sich der närrische Schmied um und blickte ihr entgegen als der Tonkübel auch schon an seinem Gesicht zerbrochen ist. Ein großer Splitter hing in seinem Auge, die Schreie waren laut und Blut quoll aus der Wunde. Fluchend wand er sich vor Schmerz und zog sich den Tonsplitter samt Auge heraus.

Der Anblick der sich dort geboten hatte lies das kleines bisschen Essen, was sich in Verenas Magen befand, aufkommen. Während sich die Bäuerin einem Busch zudrehte und alles aus sich heraus brach was nur im Rahmen des möglichen lag fiel die Schneiderin zu Boden und verlor das Bewusstsein. Der Axtschwinger schaute sich die Situation an und als auch noch das zweiter Schneiderlein kam wurde wenigstens der Meisterin der Stoffkunst geholfen. Sie tätschelte ihr die Wange und half ihr sich etwas zu entfernen. Kotze und Blut waren verteilt auf den Boden, das Auge rollte über den Boden samt Sehne. Als sei das nicht genug kam die Heilerin hinzu und war empört über das herein gebrochene Chaos. Da jeder mit sich selbst beschäftigt war lag es nun in ihrer Hand dem Schmied zu helfen, betäubte ihn mit ihrem Sud und nahm ihn mit zu sich. Das kleine Schneiderlein half der Heilerin und es dauerte noch die ganze Nacht bis sich wohl jeder beruhigt hatte.

Und so kam es wie es kommen sollte, die Konsequenz mit der ein jeder nun Leben musste.
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