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Luun Murskain
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Skardr Wikrah





 Beitrag Verfasst am: 23 Aug 2018 14:10    Titel: Luun Murskain
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Der hellrote Feuerschein am Horizont des sonst sternerfüllten Nachthimmels gebar sich wie ein fernes Lagerfeuer hinter den Silhouetten der letzten Reste Wulfgards und türmte sich in einer unsichtbaren Säule aus schwarzem Rauch in den Himmel, als entfleuche damit auch ein Stück der Seele Gerimors in die Unendlichkeit des Kosmos. Aus nächster Nähe mochte dieses Schauspiel noch furchterregend gewirkt haben, als hätten die alatarischen Armeen einen Dämon aus Feuer und Wut über den Hof in Junkersteyn entfesselt, dessen Hunger einzig durch die aus Menschenhand gefertigten Häuser des Ortes gestillt werden konnte und als würde jedes Aufschlagen der Flammen, einer Myriade an Tentakeln gleich, mit jedem fallenden, berstenden und brechenden Balken, das Erbe derer mit sich ziehen, die diesen Ort, oder zumindest den Hof, einstmals aufgebaut haben. So zumindest, hätte es Skardr Neifgeirrson, Medizinkerl und Kind der Wikrah aus dem edlen Blute Thrails, gesehen.

Zu diesem Zeitpunkt befand er sich jedoch weit genug weg von dem Geschehen, dem letzten Einfall der alatarischen Truppen an diesem Abend, um dem hellroten Lichtschein am Horizont lediglich die Eigenschaften eines heimischen Lagerfeuers abgewinnen zu können. Wie sehr es auch mit aller Macht am Orte seines Entstehens wüten würde, auf den Thyren wirkte es, fernab des Geschehens, beruhigend. Inmitten des Rudels, seiner neuen Heimat, hatte er nach Tagen eines Lebens im Zeitraffer das Gefühl, dass die Zeit sich langsam wieder um das Eisen der Normalität bog und ihr Momentum zu verlieren begann. Endlich. Er lag noch immer mit dem Rücken auf seinem Fell, lauschte der Atmung derer die schliefen und der gedämpften Wortfetzen derer, die noch wach waren und sich unterhielten. Er kannte einen großen Teil der Thyren, in deren Mitte er nun weilte, nur im Spiegel eines Krieges, der das Rudel schwer gezeichnet hatte. Jeder Clanner war bereits nach den ersten Augenblicken des Kennenlernens so einzigartig und unverkennbar, wie eine durch Blut und Kampf gereifte Waffe, der man an ihren Scharten, Kratzern und Bruchstellen ansehen konnte, welche Herausforderungen man ihr Zeit ihres Lebens gestellt hatte und dass sie aus ihnen siegreich hervorgegangen war.

Und die Dame im Wind hatte es gesehen. Der Thyre hatte es gegenüber Lennja und Trygve nicht angesprochen, denn sie hatten bei den Ahnen andere Sorgen gehabt, als der Orakelei eines Welpen zu lauschen, doch war Skardrs Sicherheit, nicht nur als Leibflicker für zwei Thyren nach Gerimor geschickt worden zu sein, auch der Stamm, nach dem er in Augenblicken des Zweifels griff - und derer gab es einige. Er hatte selten so viele Städder gesehen, die wie Perlen an einer Kette aufgereiht ins Lazarettzelt gebracht wurden. Diese diffuse Masse aus deformierten Körpern, Nähten und Wundauflagen konnte nicht dem tiefen Willen der Dame entsprechen, war allenfalls - und da war sich Skardr mittlerweile auch sicher - eine Vorbereitung. Die wenigen Tage im Lazarett-Zelt hatten ihm tatsächlich mehr gebracht, als die letzten Jahre unter der Lehre seines Dah und die Situation hatte es verlangt, dass er schnell lernte, besonders wenn sich das oberste Schwert und die Skaldin darauf verließen, dass der ihre sie besser versorgen würde, als einer dieser Teetrinker Alumenas. Und wenn all’ das nicht der Grund war, warum die Dame ihn nach Gerimor sandte, dann mussten die anderen Thyren noch leben. Und sie würden ihn brauchen, wenn sie wieder nach Wulfgard zurückkehrten.

Also hatte der Medizinkerl sich den Rückkehrern angenommen, als sie im Schutze Wulfgards - oder besser: Dem was davon noch übrig war - auf dem Platz der ehemaligen, großen Halle erstmals zur Ruhe kommen konnten. Und doch lernte der Thyre auch hier wieder eine Lektion, die bitterer war, als so manche Tinktur, die er Zeit seines Lebens angemischt hatte: Der Leib konnte noch so leicht verwundet sein - die Isolation und die Verzweiflung hatte in die Köpfe der Thyren weitaus größere Wunden gerissen, als es den Körpern je möglich sein würde. Hekjas Wunde an ihrer Schulter war vermutlich die einzige Blessur, die nicht in aller Kürze behandelt werden konnte und das war, angesichts der Tatsache dass die Thyren sich alleine einer Belagerung erwehren mussten, ein Wunder. Etwas, wofür man den Ahnen und den Totems danken musste - mit jedem Atemzug. Und davon hatte Skardr in dieser Nacht einige getan.

Wie es nun weiterging, das würde den Medizinkerl erst am nächsten Morgen interessieren, denn diese Nacht, das Hier und Jetzt in Wulfgard, gehörte dem Rudel und war mit dem Blut des Krieges erkauft worden. Keiner würde ihnen die Freiheit im hellen Rot des letzten alatarischen Angriffs streitig machen - der Rest der Welt war fern. Hier, inmitten der Rückkehrer, brannte sich nur eines in den Kopf des Thyren: Die Dame des Windes hatte ihn nicht nur als Flickwerker für eine Horde Tiefländer nach Gerimor geschickt. Sie hatte ihn dorthin geschickt, wo seine Heimat sein würde - und schon immer war.
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Skardr Wikrah





 Beitrag Verfasst am: 18 Sep 2018 21:55    Titel:
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Der Morgen kam mit der gleichmütigen Konsequenz der Ewigkeit, der sich die Welt unterwerfen musste. Unter der stummen Zeugenschaft der Ahnen, Myriaden an Thyren die das Antlitz der Welt hatte kommen und gehen sehen, zog die Sonne in fordernder Morgenröte den Himmel empor und stützte mit dem seidenen Umhang gefärbter Wolken, an ihren Träger im gleißenden Rot angepasst, das Dach der Welt. Als hätte jemand hinter dem Horizont die Schmiede der Welt entfacht, in welcher jeder Tag aufs Neue unter dem Hammer der Schöpfung neu geformt wird, war der Himmel bereits früh morgens so erleuchtet, als wären tausende Feuer um Wulfgard herum entzündet worden. Die Luft hingegen, war so klar und kühl, dass sie der Lunge eine wohltuende Frische bescherte und die Bettschwere damit langsam aus dem Körper trieb. Der Jahreszirkel schwang im großen Pendel der Zeit bald schon herum und der Winter nahte. Mit einigen Bündeln verschiedenster Kräuter kehrte der Tiefländer zurück nach Wulfgard. Es war eine Wohltat die Silhouette der Heimat der Sturmheuler bereits von weitem sehen zu können. Stolz und allen Widrigkeiten trotzend wie das Volk der Thyren selbst, hoben sich die Strohdächer, auf den Blockbauten wie Seidengold thronend, von dem dunklen Holz der Häuser ab und bildeten zum Heraufziehenden Morgen eine Brücke, die nur von den fahlen Rauchsäulen diverser Kamine und Feuerstellen milde unterbrochen wurden.

Skardr, Sohn von Nefgeirr, Medizinkerl der Sturmheuler aus dem Clan der Wikrah, genoss es, von Junkersteyn her bereits seine neue Heimat sehen zu können, während der Duft der Kräuter, die er dem Wald entnommen hatte, das Band zur Natur an diesem Morgen so fest erscheinen ließ, als wären sie ein einzelner Leib, an die selben Stellschrauben der Welt gebunden und gleichwohl so grenzenlos wie der Horizont hinter dem die Zeit und dessen Tage geschmiedet wurden. Das Bündel aus Lavendel, Brennnessel, Salbei und Aloe stritt mit sich selbst darum, welches Kraut nun den intensivsten Duft verströmen konnte, insbesondere da es Morgens stets die beste Zeit war, jene Kräuter zu sammeln, die den Tiefländern später vor allem als Medizin dienen sollten. Die Pflanzen der bekannten Welt neigten sich, wie wir Lebewesen zu der großen Jagd aus Dunkelheit und Licht - Tag und Nacht - und so dürfte es wenig verwunderlich sein, dass gerade die Mah vom Medizinkerl ihm in jungen Jahren beigebracht hatte, dass die Triebe und Blüten der Pflanzen, die uns die Waldgeister zu nehmen erlaubten, des Morgens am Stärksten waren. Wie wir, hatten sie in der Nacht geruht und begegneten dem Tag mit neuerlicher Stärke und Kraft, was sich auch in der Wirkung ihrer Blätter und Blüten widerspiegelte.

Zurück im Heilerhaus, öffnete er die Fenster und sperrte die Türen auf, so dass der einströmenden Frischluft Gelegenheit gegeben wurde, sich der Stehluft des Vortages zu bemächtigen und sie herauszutragen, während Skardr sein Bündel auf eine freie Stelle der Arbeitsplatte legte. Das Heilerhaus war bis zum Rand mit den verschiedensten Utensilien gefüllt, die aus den vergangenen Jahren und mittlerweile im Strudel der Zeit verlorenen Heilkerlen und Weibern stammten - wie auch den Werkzeugen, die auch die Schamanen nutzten, um sich auf ihre Riten vorzubereiten, mit den Geistern zu palavern oder ihre eigenen Tinkturen herzustellen. Ein milde frustriertes Seufzen untermalte den Wunsch des Thyren, irgendwann einmal Ordnung in diesen Kessel verschiedenster Einflüsse zu bringen - irgendwann, wenn Zeit dafür war. Denn für den Moment war das Heilerhaus funktionsfähig: Es konnten verletzte Clanner behandelt werden, die Arbeitsfläche erlaubte es ihm, das Rudel mit frischen Tinkturen zu versorgen, das Lager bot genügend Platz und im Obergeschoss war ebenfalls noch Platz für Arbeiten, die unten nur gestört hätten. Es war ein gutes Haus.

Zunächst füllte Skardr etwas Met aus einem Fass in einen Kessel, den er unter Feuer setzte. Gleichzeitig befeuerte er einen kleineren Kessel mit frisch geschöpftem Wasser und ließ beides stehen, bis der Geruch des sich langsam erhitzenden Mets ihm sagen würde, dass es Zeit war, den nächsten Arbeitsschritt zu unternehmen. Der Thyre band anschließend die noch an den Holzbalken in der Mitte des Raumes hängenden Kräuter, die er dort zum Trocknen vor einem Wochenlauf aufgehängt hatte, los und schuf damit Platz für neues. Die trockenen Triebe wurden auf verschiedene Haufen am Hüttenboden aufgeschichtet, ehe Skardr sich daran machte, die neuen Bündel - aus dem Wald mitgebracht - anzubringen. Es dauerte nicht lange, bis die streitlustigen Kräuter den Kampf um die Geruchsherrschaft wieder aufnahmen, wenngleich abzusehen war, dass der Lavendel und der Salbei hier am erbittertsten streiten würden. Die Aloe fand freilich nicht ihren Weg an die Balken. Sie würde frisch und direkt verarbeitet werden.

Zunächst jedoch zog der Medizinkerl sich einen Hocker heran, nahm einen der Steinmörser zur Hand und begann das erste Kräuterbündel zu zermahlen. Die Kamille, die er dafür zur Hand nahm, war nicht gänzlich getrocknet, sondern hatte eben noch so viel Saft in ihren Trieben behalten, dass sie, in kleine Stücke zerteilt, nach und nach mit ihren Blüten eine zähe Paste bildete, die der Thyre bald schon auszukratzen und in einen Tiegel umzufüllen begann, der praktischerweise bereits entsprechend beschriftet war und noch einige Reste beinhaltete, die aufgefüllt und vermengt wurden.

Gleiches geschah mit dem Spitzwegerich, der Minze und auch den letzten Brennnesselbündeln, die er bei der letzten Kräutersuche mitgebracht hatte. Jede einzelne Kräuterpaste fand ihren Weg in das entsprechende Behältnis und wurde fein säuberlich aufgereiht. Zuletzt folgte die frische Aloe, unter dessen aufsteigendem Duft beim Zerstampfen und Zerdrücken der Blätter um an den Saft zu kommen, der Tiefländer in einem tiefen Basston zu summen begann. Der Thyre verlor sich, getragen von dem Morgen und der Nähe zur Natur und seiner Arbeit in den Liedern seiner Kindheit, der Zeit, in der die Grundlage dafür gelegt worden war, was er dem Rudel heute zur Verfügung stellte. Das Summen formte die Melodie eines Liedes, das er dereinst von einem Skalden vor vielen Jahren gehört hatte und eine der vielen Heldensagen des Nordvolkes darstellte. Die Worte waren dem Verstand des Thyren längst entronnen, die Erinnerung an die Melodie aber, war haften geblieben wie die zähe Masse aus Aloe es nun am Mörser tat. Skardr nahm ein bisher unangetastetes Behältnis zur Hand, die aus Fetten und Ölen hergestellte Grundlage für die Salbe, die er herstellen würde und die er am Vortag bereits vorbereitet hatte. Die Aloe wurde mit der Grundmasse in einer Schale vermengt, ehe er zu kleineren Anteilen Kamille und Spitzwegerich hinzugab. Die festeren Bestandteile der zuletzt eingebrachten Kräuter färbten die Salbe langsam grünlich und verliehen ihr etwas mehr Festigkeit. Erst nachdem er sie jedoch mehrfach und vollständig durchwalgt hatte, stellte sich Zufriedenheit ein. Mit der Spitze des Zeigefingers nahm Skardr etwas von der Salbe auf, hielt ihn unter seine Nase und das feine Lächeln auf den Zügen des Medizinkerls zeigte, dass er mit dem Ergebnis zufrieden war. Er putzte sich die Reste seiner Arbeit mit einem Tuch von den Händen, verschloss die Schüssel mit der Salbe und brachte ein Etikett auf.

Die Zeiten des Krieges, in denen Skardr nach Wulfgard gekommen war, hatten dafür gesorgt, dass er vorbereitet sein wollte. Und diese Wundsalbe, nach dem Rezept seines Dah angerichtet, hatte er bereits in seiner Heimat schätzen gelernt, wenn es um die Versorgung von allerlei offenen Wunden ging. Derweil kündigte der süssliche Geruch in der Heilerhütte an, dass das Met sich auf brauchbare Hitze gebracht hatte. Das Wasser im kleineren Kessel kochte bereits und der Tiefländer nahm selbigen im Anschluss von der Feuerstelle und hing ihn zunächst, ohne weitere Befeuerung neben dem Feuer ein. Eine Kräutermischung aus Brennnessel, Salbei, Apfel und Anis fand den Weg in den Kessel und was anfänglich mit einem Konzert aus Düften von Waldkräutern begann, hub sich nun zu einer wahren Symphonie aus verschiedensten Noten aus, die sich an das Holz der Heilerhütte mit der Penetranz fester Gerüche klammerten.

Während der Tee zu ziehen begann, nahm der Medizinkerl den Bestand bei den Bandagen und Tinkturen auf - wobei ihm letztere Sorgen bereiteten. Nachschub war überfällig. Und ohne Jeska würde es vermutlich noch eine Weile so sein. Das Brett in der Hand des Heilers, mit thyrischen Runen beschrieben, war nichts anderes als eine Liste, die er mehrmals die Woche so abarbeitete, um sicherzustellen, dass die Clanner alles hatten, was sie brauchten - oder was neu beschafft werden musste. Und bis Skardr den Bestand an Tinkturen selbst auffüllen konnte, war er froh, dass Jeska den eigenartigen Kaluren aufgetan hatte, der in einem Fass zu leben schien - und überdies ein geschätzter Bartkenner war. Der Thyre nahm sich vor, ihn, jetzt wo Wulfgard aufgebaut und die Zeit gnädiger war, zu besuchen. Mit ziemlicher Sicherheit gab es viel von den Kaluren zu lernen.

Nach der Bestandsaufnahme, das Brett wurde sorgsam an einem Platz hinterlassen, wo ihm kein Unheil geschehen konnte, begann der Thyre, den angesetzten Tee mitsamt dem Bodensatz in das Met zu überführen und beides von der Feuerstelle zu nehmen. Es würde nach dem Auskühlen eine starke und herbe Kräuternote bekommen, gleichzeitig aber den Clannern helfen, gegen die heraufziehende Kälte des Winters gewappnet zu sein, um nicht im Wechselspiel des herabdämmernden Jahreslaufes krank zu werden. Die Empfehlung lautete, das Met bei Gelegenheit auch neu zu erhitzen - aber dafür war es, jetzt zumindest noch, vermutlich zu warm.

Für den Winter würden sie mehr davon brauchen. Es lag viel Arbeit vor Skardr, Sohn von Nefgeirr, Medizinkerl der Sturmheuler aus dem Clan der Wikrah.
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